| Titel: | Tragbarer Apparat zur Leuchtgaserzeugung (Appareil gazogène ou appareil mobile) ohne Gasometer, nur von 3 Fuß im Gevierte, für Fabrikanten und Handwerker, Theater und Spitäler, Kaffeehäuser, Gewölber, Magazine, Bäder, Wohnzimmer, Büreaux; etc. Von den HHrn. Lépine und Comp., rue d. Faubourg St. Martin N. 97. | 
| Fundstelle: | Band 36, Jahrgang 1830, Nr. IV., S. 12 | 
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                        IV.
                        Tragbarer Apparat zur Leuchtgaserzeugung (Appareil gazogène ou appareil mobile) ohne Gasometer,
                           nur von 3 Fuß im Gevierte, fuͤr Fabrikanten und Handwerker, Theater und
                           Spitaͤler, Kaffeehaͤuser, Gewoͤlber, Magazine, Baͤder,
                           Wohnzimmer, Buͤreaux; etc. Von den HHrn. Lépine und Comp., rue d. Faubourg St.
                           Martin N. 97.
                        Aus dem Recueil industriel. N. 33. S.
                              241.
                        (Im
                              Auszuge.)
                        Lepine, tragbarer Apparat zur Leuchtgaserzeugung etc.
                        
                     
                        
                           Der Recueil industriel findet sich nuͤzlich, das
                              Publikum auf diese Anstalt des Hrn. Lépine und
                              Comp. aufmerksam zu machen, indem sie bei dem Publikum, bei Gelehrten wie bei Layen,
                              allen Beifall findet, und
                              selbst aus dem Auslande Bestellungen auf diese Apparate eingegangen sind.
                           Man hat sich endlich auch in Frankreich von den Vortheilen und Vorzuͤgen der
                              Gasbeleuchtung uͤberzeugt, und gefunden, daß die Flamme bei derselben
                              lebhafter und reiner und die Intensitaͤt des Lichtes staͤrker ist als
                              bei der Beleuchtung mittelst Oehllampen; daß die Gasbeleuchtung weit reinlicher und
                              wohlfeiler ist, daß endlich das Licht nicht so flattert und flimmert und die Flamme
                              mehr ruhig, mehr fest ist. Waͤhrend indessen in England jeder Kraͤmer
                              und jeder Wirth (wir wollen nicht von Fabriken, Wechselstuben etc, sprechen) seine
                              Botega mit Gas beleuchtet, ist diese Beleuchtung in Frankreich nur auf die drei
                              Hauptstaͤdte, und in diesen hoͤchstens auf vierzig Fabriken
                              beschraͤnkt.
                           
                              „Woher mag dieß kommen? Die Ursache laͤßt sich leicht
                                 erklaͤren. Wir haben dieselbe nicht in der groͤßeren oder
                                 geringeren Scheu vor jeder nuͤzlichen neuen Entdekung, nicht in der
                                 groͤßeren oder geringeren Neigung, Industrie zu schuͤzen und zu
                                 foͤrdern zu suchen; sie liegt einzig und allein in dem Reichthume
                                 Englands und dem hoͤheren Gewinne, den man in England bei großen
                                 Unternehmungen machen kann, um so mehr, als der Englaͤnder eine Ausgabe
                                 fuͤr eine Sache, die ihm Vergnuͤgen gewaͤhrt nicht scheut,
                                 waͤhrend man in Frankreich zunaͤchst nur auf den Nuzen
                                 steht.“
                              
                                 
                                 Der Recueil industriel wird uns erlauben, ihm
                                    hieruͤber nicht nur nicht beizustimmen, sondern ihm geradezu zu
                                    widersprechen. Der Englaͤnder ist ein weit groͤßerer, weit
                                    feinerer Rechenmeister, als der Franzose oder gar der Deutsche, der's Hemd
                                    vom Leibe gibt, ehe er einen anderen, wie der Englaͤnder,
                                    „an Schikung Gottes sterben“ d.h.
                                    buchstaͤblich verhungern laͤßt. Wenn Eigennuz und Egoismus die
                                    Erbsuͤnde des ganzen Menschengeschlechtes sind, so muß man gestehen,
                                    daß die Englaͤnder diese Suͤnde am meisten zu hegen und zu
                                    pflegen wußten und daß man noch heute zu Tage, wie zu Augustus Zeiten, vor
                                    beinahe 2000 Jahren, die Englaͤnder im Allgemeinen (einzelne
                                    ehrenvolle Ausnahmen finden sich uͤberall) „Britannos hospitibus feros“
                                    nennen kann und darf. Der Englaͤnder ist der fleißigste,
                                    thaͤtigste, nuͤchternste, genuͤgsamste Mensch
                                    vielleicht auf dem Erdballe; er goͤnnt sich selbst keine Ruhe, keinen
                                    Genuß, wie sollt' er anderen mehr goͤnnen, als sich selbst? Er
                                    unternimmt Alles, woran er nur etwas gewinnen zu koͤnnen erwarten
                                    kann, und wagt fuͤr den kleinsten Gewinn mit Leichtigkeit sein ganzes
                                    Vermoͤgen und selbst sein Leben. So wie die reichen, die vornehmen,
                                    die muͤßigen Englaͤnder unersaͤttlich sind in ihrem
                                    Durste nach Gold; so ist die arbeitende Klasse unersaͤttlich in der
                                    Begierde, alles besser zu machen, als es ehevor war, und jedem Dinge, das
                                    aus ihrer Hand kommt, die moͤglich hoͤchste Vollendung zu
                                    geben. Der Franzose und der Suͤdlaͤnder Europens
                                    uͤberhaupt ist mehr auf Genuß als Gewinn erpicht. Auf dem festen
                                    Lande ruft Alles: „Eh viva! Lebe
                                       hoch!“ Der Englaͤnder kennt nur sein frommes:
                                    „Alles Heil!“ und
                                    wuͤnscht uns hoͤchstens ein „Fare well!“ worunter er ein, vom Zufalle
                                    hoͤchst bedingtes, gutes Gehen, Arbeiten,
                                    Essen und Trinken versteht, Das, was wir Leben nennen, kennt er nicht: er
                                    lebt nur, um zu arbeiten, und geizt mit Minuten, um keine zu
                                    versaͤumen. Seyn ist bei ihm so viel als
                                    thun (to do); die
                                    Gegenwart und die Vergangenheit weiß er in seiner Sprache nur durch das Wort
                                    thun kraͤftig auszudruͤken, und
                                    die Zukunft ist bei ihm ein Sollen oder Wollen (I shall or
                                       will); er kennt kein sich leidend verhaltendes Werden in der Zukunft, nicht einmal in einer
                                    Beugungssylbe seiner Sprache. Seine Sprache kennt kein Supinum, das in der Sprache aller andern 33 Voͤlker eine so
                                    wichtige Rolle spielt, so wie er selbst das faule Liegen auf dem
                                    Ruͤken verschmaͤht. Es ist der Muͤhe werth, die
                                    Sprache, die Grammatik der 33 Voͤlker zu studiren und unter einander
                                    zu vergleichen, wenn man ihren Geist, ihren Charakter kennen lernen und
                                    vergleichen will. Wenn der Englaͤnder sich um das Wohl seines
                                    Freundes bekuͤmmert, so fragt er ihn, „wie er arbeitet? Wie er
                                          thut? (How do You do?); der
                                    Italiaͤner, der in seinem herrlichen Lande das Nichtsthun,
                                    „il dolce, il sacrosanto far
                                          niente“ das Liegen auf dem Ruͤken und
                                    Hinaufschauen in den blauen Himmel fuͤr die hoͤchste Seligkeit
                                    des Lebens haͤlt, fragt seinen Freund, wenn er sich um ihn
                                    kuͤmmert, hoͤchstens, „ob er
                                          das Stehen noch nicht vergessen hat? Wie's ihm mit dem Stehen geht?“ (Come stiamo?) Der Franzose fragt seinen Freund:
                                    „ob er sich noch schleppen kann, und
                                          wie er sich schleppt? (Comment Vous
                                          portez Vous?) Bei dem Deutschen finden wir doch noch einige
                                    Aufmerksamkeit auf Thaͤtigkeit, wenn sie auch mehr auf die
                                    Fuͤße, als auf die Haͤnde oder auf den Kopf beschraͤnkt
                                    ist; er fragt seinen Landsmann: „wie's mit
                                          dem Gehen aussieht; wie geht's? In aͤlteren Zeiten, und
                                       noch heute zu Tage unter der gemeinen Klasse des deutschen Volkes, ist
                                       die Frage um das Befinden eines anderen noch so ziemlich nach der
                                       englischen Form eingekleidet, und man findet eine Spur
                                       gemeinschaftlicher Herkunft und Denkweise mit den Angelsachsen (den
                                       heutigen Englaͤndern) in der Frage: was
                                          machst Du? Einer Frage, die auch noch an den Geist der alten
                                       klassischen Welt, wo leben und etwas thun synonym waren (agere,
                                          πρατιειν,
                                          εὐπραττειν)
                                       erinnert. Gestehen wir es uns nur aufrichtig, es ist unsere Faulheit,
                                       unsere Traͤgheit auf dem festen Lande; es sind die holden Kinder
                                       dieser schoͤnen Muͤtter, Unwissenheit und
                                       Ungeschiklichkeit, die es uns unmoͤglich machen, die Erfindungen
                                       der Englaͤnder bei uns einzufuͤhren und zu
                                       benuͤzen. Gewoͤhnlich (es laͤßt sich durch die
                                       Geschichte unserer Handwerke historisch nachweisen) kommt eine englische
                                       Verfahrungsweise bei uns erst dann in allgemeinen Gebrauch, wenn sie in
                                       England bereits laͤngst wieder aufgegeben und durch eine neuere,
                                       bessere, durch ein Improvement, daselbst
                                       laͤngst ersezt ist. Wir sahen in den gewerbfleißigsten
                                       Staͤdten Deutschlands die Gasbeleuchtung eingefuͤhrt und
                                       wieder aufgegeben, weil sie mit zu vielen Schwierigkeiten, zu vielen
                                       Kosten verbunden war. Es fehlte theils am Materiale, theils an der
                                       Arbeit des nothwendigen Apparates. Unsere Blechschmiede und Bleiarbeiter
                                       koͤnnen uns noch zur Stunde die eisernen oder bleiernen
                                       Roͤhren zur Gasbeleuchtung weder so wohlfeil, noch so fest und
                                       gut, wie die englischen, verfertigen. Die Haͤhne schließen nicht
                                       genau. Was bei uns gut gearbeitet werden soll, kommt zu theuer, und der
                                       Werkfuͤhrer in unseren meisten Werkstaͤtten ist der Herr
                                       „Ist schon gut! Halt
                                             sehen!“ An die gehoͤrige Vollendung einer
                                       Arbeit denkt bei uns Niemand; unsere Arbeiter sind nur froh, wenn sie
                                       eine Sache aus der Hand bringen; sie haben kein Wort in ihrer Sprache
                                       fuͤr das, was der englische Arbeiter to
                                          finish nennt. Die sogenannte lezte
                                          Hand kostet dem Englaͤnder in der Regel mehr Zeit, als
                                       die ganze Arbeit einem Deutschen.
                                    
                                 Was das rohe Material betrifft, uͤber dessen Besiz wir die
                                    Englaͤnder so sehr gluͤklich preisen, so sind wir auf dem
                                    festen Lande zuweilen so indolent, daß wir nicht nach demselben greifen,
                                    wenn es uns auch so zu sagen vor die Nase hingelegt wird. Wir haben
                                    hieruͤber folgendes Beispiel erlebt. In einem Lande, dessen
                                    hoͤchster Reichthum und Activhandel in Bau- und Brennholz
                                    besteht, und das noch bis zur Stunde kein Steinkohlenbergwerk von einiger
                                    Bedeutung besizt, brachte vor ungefaͤhr 12 Jahren ein Wolkenbruch an
                                    dem Ufer eines Baches, einige hundert Schritte von einem schiffbaren Flusse,
                                    ein großes Stuͤk Steinkohle von sehr guter Art zum Vorscheine. Die
                                    Bauern die es fanden, brachten dieses Stuͤk in das nur zwei Stunden
                                    davon entlegene Staͤdtchen, in welchem sich damals eine
                                    Universitaͤt befand. Der Hr. Professor der Mineralogie an dieser
                                    Universitaͤt, einer der ausgezeichnetsten Mineralogen und Chemiker
                                    Deutschlands, fand es nicht der Muͤhe werth das Stuͤndchen
                                    Weges hinauszugehen nach diesem Orte, wo dieser herrliche Fund gemacht
                                    wurde, und der Sache weiter nachzuspuͤren. Als die
                                    Universitaͤt von diesem Staͤdtchen verlegt wurde, und ein
                                    Lycaͤum an die Stelle derselben kam, kam ein sehr tuͤchtiger
                                    Mineralog und Chemiker an diese Lehranstalt; und auch dieser, der von dem
                                    Funde genau unterrichtet ist, fand es seit drei Jahren nicht der
                                    Muͤhe werth, einen Spaziergang nur von zwei Stuͤndchen nach
                                    diesem Fundorte zu machen, und daselbst naͤhere Erkundigungen
                                    einzuziehen. Seit diesen 11 oder 12 Jahren ist vielleicht der eine oder der
                                    andere der Finder weggestorben, und die Vortheile dieses Fundes, der dem
                                    Lande vielleicht mehr als ein Goldbergwerk haͤtte tragen
                                    koͤnnen, sind vielleicht fuͤr immer verloren. Wenn
                                    ausgezeichnete Gelehrte auf dem festen Lande, auf welche ihr Land stolz seyn
                                    kann, einen so wichtigen Gegenstand mit einer solchen
                                    Gleichguͤltigkeit behandeln, was soll man von der ungebildeten, bloß
                                    vermoͤglichen, Klasse erwarten?
                                 Es fehlt nicht an Capitalien auf dem festen Lande, und das feste Land ist
                                    seit dem Frieden verhaͤltnismaͤßig weit reicher geworden, als
                                    England, an dessen Wohlstand der Krebs der nie mehr tilgbaren Staatsschuld
                                    nagt. Unsere Capitalien liegen aber theils unbenuͤzt im Staatsschaze
                                    (wir koͤnnten einen Staat nennen, in dessen Schaz uͤber 20
                                    Millionen unbenuͤzt liegen, waͤhrend in demselben so viel noch
                                    zur Foͤrderung seines Wohles, zur Grundlage der ersten
                                    Beduͤrfnisse seines kuͤnftigen Wohlstandes zu thun
                                    waͤre), theils werden sie zu dem gottlosesten aller Spiele, zum
                                    Boͤrsenspiele, verwendet, das gegen Voͤlker und
                                    Fuͤrsten zugleich gespielt wird, und nur, zu oft beide ins Verderben
                                    stuͤrzt. Es fehlt nicht an Capitalien; es fehlt nur an dem Willen und
                                    an den Kenntnissen sie gehoͤrig zu verwenden. Der reiche Capitalist
                                    verachtet, wenigstens in dem Lande, wo dieses geschrieben wird, den
                                    Fabrikanten, den unternehmenden Landwirth; er sieht in beiden nur
                                    Projectanten, Spekulanten, Chevaliers
                                       d'Industrie, und wenn diese Chevaliers
                                       d'Industrie endlich nach einer Reihe von Jahren, die sie im
                                    Schweiße ihres Angesichtes, unter hundertfaͤltigen Gefahren und in
                                    Sorge und Kummer hinbrachten, sich ein Capital errangen, das seinen ererbten
                                    Schaͤzen nahe kommt, so bliken sie mit Schelsucht uͤber ihre
                                    Achsel nach dem Parvenu, der sich unterstand, sich so viel zu erwerben, als
                                    sie von ihrem cher Papa oder von ihrer chere Mama oder einem alten Onkel erhielten. Der
                                    Gelehrte, dem es um Foͤrderung derjenigen Wissenschaften zu thun ist,
                                    auf welchen der Wohlstand und der Reichthum eines Landes, Landwirthschaft
                                    und Kuͤnste und Gewerbe beruhen, der auf Anschaffung von Werken
                                    uͤber Physik und Mathematik, uͤber Mineralogie und Chemie,
                                    uͤber Naturgeschichte in ihren mannigfaltigen Zweigen an
                                    oͤffentlichen Bibliotheken dringt, da jezt das Vermoͤgen eines
                                    Einzelnen nicht mehr zum Ankaufe selbst des aͤußersten Bedarfes
                                    hinreicht, wird als ein gelehrter Phantast, als ein Buͤcherschreiber
                                    zuruͤkgestoßen. „Nur keine Instrumente; nur keine
                                       Buͤcher uͤber Vieher und Kraͤuter!“
                                    sagte neulich ein großer Baͤrenhaͤuter, (den wir nur aus
                                    Achtung fuͤr seine Wuͤrde hier nicht nennen wollen) unter
                                    dessen Einfluß der Buͤcherankauf an zwei Bibliotheken (einer Akademie
                                    und einer Universitaͤt) und die gesammte Cultur eines großen Reiches
                                    steht. An der groͤßeren oder geringeren Neigung, und noch mehr an der
                                    Geschiklichkeit die Industrie in einem Lande zu foͤrdern und zu
                                    naͤhren, liegt mehr als der Recueil zu
                                    glauben scheint. Es gibt Laͤnder, in welchen man die Industrie
                                    absichtlich nicht foͤrdern, in welchen man sie unterdruͤken
                                    will, aus demselben Grunde, aus welchem schlechte Reiter fuͤrchten
                                    ihren Gaul gut zu fuͤttern, indem sie besorgen, es koͤnnte ihn
                                    der Hafer stechen. Solchen Reitern und solchen Staaten ist nicht zu helfen:
                                    beide scheinen nicht zu wissen, daß man auf ausgemergelten und ermatteten
                                    Gaͤulen weit oͤfter und weit gefahrvoller, meistens mit dem
                                    Gaule zugleich, zu Boden stuͤrzt, als mit einem gutgenaͤhrten
                                    und kraftvollen, dem, sollte er zu muthig oder stuͤzig werden, man
                                    nur die Trense anziehen oder die Garte geben darf, um mit demselben sicher
                                    uͤber Graͤben wegzusezen. Es gibt ferner Laͤnder, in
                                    welchen man die Industrie gern foͤrdern moͤchte, aber die
                                    Mittel hierzu scheut; in welchen man glaubt, weil vor 25 Jahren 1000 Thlr.
                                    fuͤr ein Institut hinreichten, so muͤßten sie auch jezt
                                    auslangen, obschon man in manchem derselben heute zu Tage mit 5000 Thlrn.
                                    nicht mehr das zu leisten vermag, was vor 25 Jahren mit 500 Thlrn. erreicht
                                    werden konnte; wo man glaubt, weil das schaulustige Publikum sich mit einer
                                    Kreuzerkomoͤdie begnuͤgt, das technische Publikum
                                    koͤnne und werde sich auch mit einer Art von polytechnischer
                                    Kreuzerkomoͤdie begnuͤgen lassen; wo man nicht zu wissen
                                    scheint, welchen Aufwand die polytechnischen Institute zu Paris, zu Wien
                                    kosteten und welchen Nuzen sie dem Lande gewaͤhren; wo man nicht zu
                                    sehen scheint, was in Berlin, zu Bruͤssel, in Petersburg fuͤr
                                    Technik geschieht; wo man endlich gar nicht zu glauben scheint, daß ein
                                    gutes, ein zwekmaͤßiges polytechnisches Institut heute zu Tage mehr
                                    Aufwand fordert, als ein halbes Duzend ehemaliger Universitaͤten, auf
                                    welchen die Charlataneria Eruditorum ihren
                                    Turnierplaz ehevor fuͤr alle vier sogenannten Facultaͤten
                                    aufschlug. Wenn indessen auch die polytechnischen Schulen nach und nach die
                                    Universitaͤten verdraͤngen werden, so wird es, bis wir zu
                                    jenem Grad von Bildung vorgeruͤkt seyn werden, schwer halten, in
                                    jedem Lande Leute zu finden, die zu Lehrern an einer solchen Anstalt
                                    brauchbar waͤren. Es gibt naͤmlich ein gewisses Land, in
                                    welchem man einen so absurden Schulplan eingefuͤhrt hat, daß, wenn es
                                    diesem Schulplane nicht eben so ergeht, wie seinen aͤlteren
                                    Bruͤdern, daß er naͤmlich bald nach seiner Geburt erstikt, die
                                    kuͤnftige Generation zwar griechische und lateinische Verse machen,
                                    außer diesem aber kaum das Ein Mal Eins koͤnnen wird. Wenn man von
                                    den Lehranstalten, die in diesem Lande seit 20 Jahren bestanden, mit Recht
                                    sagen kann, was der geistreiche Petronius Arbiter
                                    von den Schulen Roms in jenen Zeiten sagte, wo der Mysticismus und der
                                    Graͤculismus die Grundfesten der alten Roma untergraben hatte:
                                 
                                    „Ego adolescentulos existimo in scholis
                                          fieri stultissimos, quia nihil ex iis, quae in usu habemus, aut
                                          audiunt aut vident.“
                                    
                                 (D.h. auf Deutsch: „Ich glaube, daß unsere
                                          Jungen in unseren Schulen jezt lauter Strohkoͤpfe werden
                                          muͤssen, weil sie nichts von Allem dem, was man im Leben
                                          braucht, weder hoͤren noch sehen) so gilt dieß noch mehr
                                       von den neuesten Schulen dieses Landes.“ Alle Ehrfurcht vor
                                    der Sprache der Griechen und Roͤmer und vor ihren unsterblichen
                                    Werken; allen Beifall, wenn man von Gelehrten
                                    fordert, daß sie Griechisch und Latein, von Theologen noch ins Besondere, daß sie
                                    Hebraͤisch, Syrisch und Chaldaͤisch so gut, wie ihre Muttersprache
                                    sprechen und schreiben; allen Beifall, wenn man die Lehrvortraͤge in
                                    Theologie, Jurisprudenz und in Medicin in lateinischer Sprache gehalten
                                    wissen will; wehe aber dem Lande, in welchem man aus jedem Knaben, der in
                                    die Schule geht, einen Gelehrten, Statt eines brauchbaren Buͤrgers,
                                    machen will; in welchen man die armen Jungen zehn volle Jahre lang mit
                                    Erlernung todter Sprachen hinhaͤlt, und dafuͤr die Erlernung
                                    der lebenden Sprachen, der italiaͤnischen, der franzoͤsischen,
                                    der englischen so sehr vernachlaͤssigt, daß man nicht einmal
                                    fuͤr jede derselben an jedem Gymnasium einen eigenen Sprachmeister
                                    halten will. Ist nicht die Kenntniß dieser Sprachen in den mannigfaltigen
                                    Verhaͤltnissen des Lebens den Kuͤnstlern, den Gewerbsleuten,
                                    und selbst den Landwirthen, tausend Mal nuͤzlicher und notwendiger,
                                    als Griechisch und Latein, in welchen Sprachen beinahe niemals etwas
                                    verhandelt wurde, was sie brauchen koͤnnen, und niemals etwas
                                    verhandelt werden wird? Ist es nicht laͤcherlich, Knaben von
                                    10–12 Jahren, Jungen von 14–18 Jahren die Meisterwerke der
                                    Alten, uͤber deren wahren Sinn oft noch unsere gelehrtesten
                                    Philologen sich zanken, zur Beurtheilung, zur Uebersezung vorzulegen? Knaben
                                    und Jungen die Werke der groͤßten Weisen, wie Platon der
                                    groͤßten Feldherrn, wie Julius Caͤsar, der groͤßten
                                    Staatsmaͤnner und Geschichtsschreiber, wie Sallust und Tacitus, der
                                    groͤßten Redner, wie Demosthenes und Cicero vorzulegen? Ist dieß
                                    nicht eben so viel, als wenn man Kinder in Menagerien fuͤhrte, und
                                    sie die Kolossen der Schoͤpfung, die Elephanten, die Giraffen, die
                                    Rhinocerosse wollte anatomiren lassen, damit sie eine Idee vom Großen bei
                                    Zeiten erhielten? Selbst die niedlichen, noch immer unerreichten
                                    kleinen Meisterstuͤke der Alten, die kleinen Liederchen Anakreons,
                                    die Fabeln des Phaͤdrus, einige Oden und Briefe und Satyren aus Horaz
                                    ließen unseren Vater Gleim, unseren Gellert, unseren unsterblichen Wieland, als diese Koryphaͤen der
                                    deutschen klassischen Literatur bereits Maͤnner und Greise geworden
                                    sind, die Feder oft und viel Mal niederlegen, als sie sich versuchten, diese
                                    kostbaren Reste des klassischen Alterthumes in unserer Sprache nachzubilden.
                                    Und das, was solchen Maͤnnern eine Aufgabe ist, soll Knaben ein Spiel
                                    seyn? Arme, erbaͤrmliche Philologen und Paͤdagogen, die ihr
                                    die Schoͤnheiten des klassischen Alterthumes so wenig fuͤhlt
                                    und die Schwache der menschlichen Natur so wenig schont, daß ihr aus Jungen
                                    Greise machen wollt! Gebt es auf, die Welt mit Genies, mit Dichtern und
                                    Rednern bevoͤlkern zu wollen! Poeta
                                       nascitur
                                    nec pascitur mit Eueren griechischen und
                                    lateinischen Broken, an welchen er hoͤchstens in Gefahr ist zu
                                    erstiken. Ossian und Shakespeare, die groͤßten Dichter der neueren
                                    Zeit sind unsterblich geworden, ohne ein Wort griechisch und lateinisch zu
                                    verstehen, und die beste italiaͤnische Uebersezung Homer's (jene von
                                    Cavaliere Monti) ist von einem Italiaͤner,
                                    der kein Wort Griechisch verstand. Ovid bekam
                                    Schlaͤge von seinem Vater, weil er immer Verse machte, und als er
                                    seinen Vater bat, er moͤchte ihn doch nicht gar so schreklich hauen,
                                    bat er ihn wieder in Versen! Quidquid tentabat
                                       dicere, versus erat. Ihr verkehrt die Natur! Ihr pruͤgelt
                                    unsere Buben jezt zehn Jahrelang, daß sie Verse machen sollen, und werdet es
                                    Troz aller Euerer zerhauenen Ruthen nicht dahin bringen, daß sie weniger
                                    holperige Verse machen, als Ihr selbst. Griechisch und Latein ist von einem
                                    Jungen, der in seinem sechzehnten Jahre, nebst seiner Muttersprache,
                                    Italiaͤnisch, Franzoͤsisch und Englisch kann, in zwei Jahren
                                    voll auf gelernt, um mit demselben zum gruͤndlichen Studium der
                                    Theologie, der Jurisprudenz, der Medicin mit voller Ehre uͤbergehen
                                    zu koͤnnen. Daruͤber hat des großen Arztes Gerard van Swieten's, unsterblicher Sohn, als
                                    Praͤsident des Studienwesens in Oesterreich unter Kaiser Joseph,
                                    Versuche im Großen mit dem gluͤklichsten Erfolge angestellt. Es leben
                                    jezt noch in Oesterreich mehrere angesehene Gelehrte, Theologen, Juristen
                                    und Mediciner, die, im reiferen Alter von 16 bis 18 Jahren (also in 2
                                    Jahren, Statt in 10) Griechisch und Latein so tuͤchtig erlernten, daß
                                    sie in ihren Berufswissenschaften ausgezeichnete Maͤnner geworden
                                    sind. Man darf dem unermuͤdeten Praͤsidenten der Studien,
                                    Baron van Swieten, nicht vorwerfen, daß er klassische Literatur
                                    vernachlaͤssigte; er war vielmehr der Schoͤpfer des Studiums
                                    der griechischen Litteratur in Oesterreich. Niemand kann dieß besser
                                    bezeugen, als einer der Maͤnner, der jezt nicht bloß die Zierde
                                    seines Vaterlandes, sondern selbst eine Perle in den Fundgruben der
                                    Litteratur des Orients und des Occidents geworden ist, der große Orientalist
                                    Hofrath von Hammer. Er soll sagen, die
                                    Haͤnde uͤber seiner treuen Brust faltend, wie der Orientale zu
                                    thun pflegt, wenn er Wahrheit betheuert, ob er ohne Gerard van Swieten, der ihn als Jungen schon so hoch zu
                                    schaͤzen wußte, der große Hammer geworden
                                    waͤre? Ob es nicht die zarte Sorgfalt des seligen
                                    Studienpraͤsidenten van Swieten war, der
                                    bei den Pruͤfungen der Jungen von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang
                                    sizen blieb unter den Lehrern, den Lehrer wie den Schuͤler gleich
                                    scharf im Auge haltend, der zu dem Hammer mit dem Demantkopfe den goldnen
                                    Stiel gefunden hat? Er soll sagen, ob sein Vaterland ohne Swieten einen Buͤrg, einen Collin gehabt haben wuͤrde, und ob nicht mehrere der
                                    ausgezeichneteren Staatsdiener, Gelehrten und Buͤrger Oesterreichs
                                    Swieten's geistige Kinder sind? Die
                                    gelungenen Versuche eines solchen Studienpraͤsidenten verdienen
                                    Achtung in der Methodik des Unterrichtes. Man ahmt jezt, seit Ende des
                                    vorigen Jahres van Swieten's Versuche in England
                                    nach. Die beruͤhmte Westminster-Schule, die beruͤhmte
                                    Taylor'sche Schule, in welcher den Jungen ehevor 10 Jahre lang nichts, wie
                                    Griechisch und Latein gelehrt wurde, die Universitaͤt zu Edinburgh
                                    beschraͤnkt diesen philologischen Unterricht auf wenigere Jahre in
                                    reiferem Alter, und sezt den Unterricht in den sogenannten lebenden
                                    Sprachen, in der deutschen und franzoͤsischen und italiaͤnischen, nebst Unterricht in Sachkenntnissen, an die Stelle
                                    desselben. Waͤhrend dieß auf der Insel geschieht, thun wir auf dem
                                    festen Lande das Gegentheil, als ob wir die Antipoden der Bewohner dieser
                                    Insel werden wollten. Wenn ein Staat auf tausend Buͤrger drei
                                    Individuen zaͤhlt, die Griechisch und Latein koͤnnen, hat er
                                    genug; wenn aber alle seine Buͤrger noch so gut Griechisch und Latein
                                    verstehen, und nicht mit ihren Nachbarn sprechen koͤnnen; wenn sie,
                                    aus Mangel an den noͤthigen Sachkenntnissen, ihre Kuͤnste,
                                    Gewerbe, ihre Wirtschaft nicht gehoͤrig betreiben koͤnnen und
                                    hinter dem Auslande zuruͤkbleiben muͤssen; dann fehlt es ihm
                                    an Lebensbedarf; er geht als Beute des Auslandes zu Grunde. Es handelt sich
                                    um Sachkenntnisse im Leben des Staates; nicht um leere Floskeln und eitles
                                    Wortgedraͤsch, Ad rem non ad verba!
                                 A. d. Ue.
                                 
                              
                           
                           
                              „Es ist kein Maire, der nicht wuͤßte, daß zur Beleuchtung seines
                                 Staͤdtchens, kein Fabrikant und kein Handwerksmann, der nicht
                                 wuͤßte, daß zur Beleuchtung seiner Fabrik und seiner Werkstaͤtte
                                 Gasbeleuchtung die
                                 wohlfeilste und zwekmaͤßigste Beleuchtung ist. Warum wird sie also nicht
                                 allgemein eingefuͤhrt? Die Kostbarkeit der Apparate schreit die Leute ab.
                                 Eine einzige in Paris errichtete Leuchtgasfabrik hat, ohne die
                                 Vertheilungsroͤhren in den Straßen, 3 Millionen Franken gekostet. Dreißig
                                 Oefen stehen, um nur ein Viertel der guten Stadt Paris zu erleuchten, Tag und
                                 Nacht in Feuer, und destilliren aus eben so vielen Retorten das Leuchtgas aus
                                 Steinkohlen, das, nachdem es in einer zahllosen Menge von Roͤhren, die es
                                 zu durchlaufen hat, gereinigt wurde, endlich in ein ungeheueres Gasometer von
                                 100 Fuß im
                                 Durchmesser und 50 Fuß Hoͤhe gelangt und nur als Vorrath fuͤr
                                 einen Abend hinreicht.“
                              
                           
                              „Wir wollen nun einen kleineren Apparat betrachten, der nur 50 Lampen
                                 versehen soll. Selbst zu einem so kleinen Apparate sind drei Retorten und ist
                                 ein Ofen mit 3 Schuͤren nothwendig; man braucht ein Gasometer von 10 Fuß
                                 Hoͤhe und eben so viel im Durchmesser, um nur 800 Kubikfuß Gas zu
                                 erhalten, die man in 5 Stunden bei 50 Lampen verbraucht. Hat nun jeder, der 50
                                 Lichter in seinem Hause braucht, wir wollen nicht sagen, das zu einem solchen
                                 Apparate noͤthige Geld, sondern auch nur den zur Aufstellung desselben
                                 noͤthigen Raum? Wer weiß nicht, daß man Gebaͤude auffuͤhren
                                 mußte, um ein anderes Gebaͤude mit Gas beleuchten zu koͤnnen? Es
                                 fehlt bei uns an Geld und an Raum zugleich.“
                              
                           
                              „Da ein Gasometer nicht ein gefahrloses Ding ist, so erlaubt die Obrigkeit
                                 nicht uͤberall die Errichtung eines solchen, und da das Leuchtgas
                                 geschwefeltes Wasserstoffgas enthaͤlt; so klagt man uͤber den
                                 uͤblen Geruch und uͤber das Anlaufen der Vergoldungen, des
                                 Silbers, der Seilereien etc. in der Naͤhe solcher Beleuchtungsanstalten
                                 und bei dem Gebrauche dieses Gases selbst.“
                              
                           
                              „Man mußte also auf ein Mittel denken, alle diese Nachtheile zu
                                 beseitigen; auf ein Mittel, einen einfachen Apparat
                                 zu errichten, der wohlfeil zu stehen kommt, kein Gasometer braucht, und keine so
                                 nachtheiligen Stoffe entwikelt; den jedermann sich beilegen kann; der
                                 uͤberall untergebracht werden kann; der gefahrlos und geruchlos
                                 ist.“
                              
                           
                              „Diesen Vortheil gewaͤhrt nun unser
                                 Leuchtgaserzeugungs-Apparat (appareil
                                    gazogène), den wir hier, nur fuͤr 50 Lampen berechnet,
                                 beschreiben wollen.“
                              
                           (Der Redacteur des Recueil versichert, diesen Apparat arbeiten gesehen zu haben, und
                              er erstaunte uͤber die Regelmaͤßigkeit, mit welcher derselbe arbeitet.
                              Die Zersezung des Oehles geschah vollkommen, denn die Flamme brannte aͤußerst
                              hell. Damit stimmt auch der Bericht der HHrn. D'Arcet, Payen,
                                 Bréant, Gaultier de Claubry.)
                           
                           
                              „Nach der bisher gewoͤhnlichen Methode kostet ein Apparat
                                 fuͤr 50 Lampen ungefaͤhr 12,000 Franken.“
                              
                           
                              „An dem neuen Leuchtgaserzeugungs-Apparate kostet dieselbe
                                 Vorrichtung fuͤr 50 Lampen nur 1,600 Franken.“
                              
                           
                              „Der Apparat nach der alten Methode fordert zu seiner Aufstellung 20
                                  Fuß.“
                              
                           
                              „Der neue Leuchtgaserzeugungs-Apparat, der bloß aus einer Retorte
                                 aus Gußeisen besteht, und aus einer kupfernen auf dem Ofen angebrachten
                                 Saͤule mit einem Verdichter in der Naͤhe, nimmt nur einen Raum von
                                 3  Fuß ein.“
                              
                           (Einer dieser Apparate fuͤr 240 Lampen in einer der ersten Drukereien zu Paris
                              fordert nur 3 1/2  Fuß Plaz.)
                           
                              „Der neue Apparat fordert kein Gasometer; denn das Gas wird nur in dem
                                 Maße erzeugt, als es verbraucht wird.“
                              
                           
                              „Da das Leuchtgas in diesem Apparate aus Oehl erzeugt, also rein erhalten
                                 wird, so darf es nicht gewaschen werden, und aller uͤble Geruch
                                 faͤllt weg.“
                              
                           
                              „Dieser Apparat gewaͤhrt die vollkommenste Sicherheit.“
                              
                           
                              „Es kann sich kein Gas mehr erzeugen, so bald alle Lampen
                                 ausgeloͤscht sind, indem das Ausloͤschen allein schon die weitere
                                 Gaserzeugung hindert.“
                              
                           
                              „Man kann diesen Apparat auf jeden Herd stellen, man mag auf diesem Herde
                                 was immer fuͤr ein Brennmaterial brennen, so daß man keine neue Auslage
                                 fuͤr Erzeugung von Hize machen darf.“
                              
                           
                              „Dieser Herd kann nebenher, der Apparat mag im Gange seyn oder nicht, zu
                                 jedem anderen urspruͤnglichen Zweke verwendet werden.“
                              
                           
                              „Man kann diesen Apparat eben so gut auch zur Beheizung, als zur
                                 Beleuchtung des Gebaͤudes benuͤzen.“
                              
                           
                              „Dieser Apparat ist endlich tragbar, und kann nach Belieben zu jeder
                                 Jahreszeit von einem Orte nach dem anderen gebracht werden.“
                              
                           
                              „Es ist bei diesem Apparate unmoͤglich, daß alle Lampen auf ein Mal
                                 verloͤschen; ein Nachtheil, der vorzuͤglich an
                                 oͤffentlichen Orten, in Theatern z.B., sehr bedeutend ist.“
                              
                           
                              „Der Apparat fordert keine besondere Aufmerksamkeit; es ist genug, wenn er
                                 einmal im Gange ist, eine oder mehrere Lampen anzuzuͤnden, wodurch sich
                                 dann das Gas in hinlaͤnglicher Menge fuͤr die uͤbrigen
                                 erzeugt, und man darf nur einige Lampen ausloͤschen, um die Gaserzeugung
                                 zu vermindern, oder alle ausloͤschen, wenn man dieselbe gaͤnzlich
                                 unterdruͤkt wissen will. Der Verbrauch des Oehles steht also immer im
                                 Verhaͤltniß mit dem nothwendigen Verbrauche des Gases.“
                              
                           
                              „Endlich kann man auch diesen Apparat in den Baumwollenfabriken zum Absengen der
                                 verfertigten Gewebe eben so gut, wie zur Beleuchtung der Gebaͤude,
                                 benuͤzen.“
                              
                           
                              „Oehlgas gibt bekanntlich, im Verhaͤltnisse zum Steinkohlengase,
                                 ein drei Mal staͤrkeres Licht; d.h., man braucht zur Erzeugung desselben
                                 Grades von Licht drei Mal so viel Steinkohlengas, als man Oehlgas braucht. Die
                                 Schnabel an den Oehlgaslampen brauchen nur 12 Loͤcher von kleinerem
                                 Durchmesser, waͤhrend die der Steinkohlengaslampen 24 Loͤcher
                                 haben.“
                              
                           
                              „Dieselbe Menge Oehles gibt, als Gas, ein weit besseres Licht, denn als
                                 Oehl. Ein Kaffeehaus, z.B., das jezt 40 Argands hat, wird mit 30 Oehlgaslampen
                                 weit besser beleuchtet seyn, und erspart die Kosten des Unterhaltes derselben,
                                 der Dochte etc.; so daß es bei Oehlgasbeleuchtung um die Haͤlfte
                                 wohlfeiler durchkommt.“
                              
                           
                              „In Fabriken ist alle Feuersgefahr durch abfallende Funken beim Tragen
                                 oder Puzen der Lichter beseitigt.“
                              
                           
                              „Die zwoͤlf Lichter in einer Oehlgaslampe gewahren eben so viel
                                 Licht, als neun Kerzen: man darf also bloß die Zahl der Loͤcher der
                                 Intensitaͤt des Lichtes anpassen, welches man fuͤr den Arbeiter
                                 bestimmen will.“
                              
                           
                              „Manche glauben, daß die Gasbeleuchtung den Nachtheil hat, daß das Licht
                                 dadurch auf einem bestimmten Punkte festgestellt wird, und daß man bei oder mit
                                 demselben nicht dort sehen kann, wo es eben Noch thut. Man kann allerdings mit
                                 der Gaslampe nicht so herumgehen, wie mit einer Kerze oder mit einer Oehllampe;
                                 jeder Arbeiter in seiner Werkstaͤtte oder jeder Schreiber an seinem
                                 Tische kann aber mittelst kleinerer gebrochenen Roͤhren oder mittelst
                                 sogenannter Kniestuͤke an denselben den Leuchtpunkt bequem dort hin
                                 fuͤhren, wo er desselben fuͤr den Augenblik bedarf.“
                              
                           
                              „Um die Ersparung zu zeigen, welche dieser Apparat gewaͤhrt, wollen
                                 wir hier nur bemerken, daß eine Gaslampe bei diesem Apparate fuͤr die
                                 Stunde 5 Centimen (5/100 oder 1/20 Eines Franken) kostet, wenn das Feuer,
                                 wodurch das Oehl zersezt wird, auch noch zu anderen Zweken benuͤzt wird,
                                 und ungefaͤhr 6 Centime, wenn man den Apparat besonders und einzeln
                                 heizen muß: wir nehmen hierbei an, daß man sich des Kohlsaatoͤhles
                                 „(aus
                                    Brassica
                                    campestris oleifera
                                    Dec.)“ bedient, welches, 70
                                 Centime kostet, obschon man sich des gemeinsten und wohlfeilsten Oehles hierzu
                                 bedienen kann, wenn es nur fluͤssig ist. Je groͤßer die
                                 Beleuchtung ist, desto mehr nimmt die Ausgabe ab, weil die Heizungskosten dann
                                 desto wohlfeiler werden, und zulezt gar nicht mehr in Anschlag
                                 kommen.“
                              
                           
                              „Wer seine Waͤsche mit Seife waͤscht, kann sich ein
                                 Leuchtgas verschaffen, das beinahe auf Nichts zu stehen kommt; wir werden ein
                                 Mittel angeben,
                                 wodurch man aus der Seife 60 p. C. Oehl erhalten kann.“
                              
                           Was die Auslagen außerhalb des Apparates betrifft, so ist es schwer hier etwas
                              Bestimmtes zu sagen, indem so viel von Ortsverhaͤltnissen und von der Eleganz
                              abhaͤngt, welche man den Lampen geben will.
                           
                              „Da es jedoch mehr Industrieanstalten als Luxusanstalten gibt, so wollen
                                 wir hier eine Fabrik von zwei Stokwerken, jedes von 100 Fuß Lange und 8 Fuß
                                 Hoͤhe, und 100 Arbeiter annehmen, wovon 25 auf jeder Seite des
                                 Gebaͤudes arbeiten.“
                              
                           
                              
                                 
                                        „50 Fuß Roͤhren von 18
                                       Linien im Durchmesser, ganz gelegt,(mit allen Durchstichen,
                                       Befestigungen, Zaͤumen, Halsbaͤndern,Haken,
                                       Vertiefungen und mit der Uebergypsung etc.) „(die
                                          inWerkstaͤtten, meint der Recueil, vielleicht nicht
                                          nothwendig ist)“so daß das Gas nach allen
                                       nothwendigen Punkten durch dieselben geleitet werden kann, gibt, zu
                                       2 Franken 75 Cent
                                       137 Fr.
                                    50 Cent. 
                                    
                                 
                                    400 Fuß Roͤhren von Einem Zoll,
                                       um das Gas nach den vier
                                              Langen des
                                       Gebaͤudes zu leiten, zu 2 Franken
                                       800  –
                                      0
                                          –
                                    
                                 
                                    300 Fuß halbzoͤllige
                                       Roͤhren, die auf den vorigen eingesezt
                                              sind, und jedem
                                       Arbeiter sein Gas zufuͤhren, zu 1 Fr.
                                       300  –
                                      0
                                          –
                                    
                                 
                                    100 Lampen mit drei Loͤchern und
                                       ihren Haͤhnen, Aufsaͤzen
                                              etc. zu 8
                                       Franken 50 Cent.
                                       850  –
                                      0
                                          –
                                    
                                 
                                    100 Galerien zur Stuͤze der
                                       Glaͤser à 75 Cent.
                                         75
                                        –
                                      0
                                          –
                                    
                                 
                                    100 Glaser zu 35 Cent.
                                         35
                                        –
                                      0
                                          –
                                    
                                 
                                    Der Ofen
                                       150  – 
                                      0
                                          –
                                    
                                 
                                    Fuͤr unvorhergesehene
                                       Ausgaben
                                         52
                                        – 
                                    50    –
                                    
                                 
                                    
                                    –––––––––––––––
                                    
                                 
                                    Auslagen außerhalb des Apparates
                                    2,400 Fr.
                                    
                                    
                                 
                                    Apparat von 25 Lampen mit 12
                                       Loͤchern
                                    1,100  –
                                    
                                    
                                 
                                    
                                    –––––––––––––––
                                    
                                 
                                    Gesammte Auslage
                                    3,500 Fr.“
                                    
                                    
                                 
                              
                           
                              „Wenn man also annimmt, daß die bleiernen Roͤhren nach der
                                 Laͤnge des Gebaͤudes verdoppelt werden muͤssen, so kommt
                                 die Gesammtauslage fuͤr Beleuchtung bei 100 Arbeitern nur auf 3,500
                                 Frank., und die taͤgliche Auslage, wenn man jedem so viel Licht gibt, als
                                 2 Kerzen und eine Viertelkerze geben wuͤrde (was fuͤr gewisse
                                 Arbeiten zu viel ist), betruͤge 7 Frank. 50 Cent., unter der
                                 Voraussezung, daß 5 Stunden des Tages uͤber beleuchtet werden muß; denn
                                 so viel betraͤgt der Durchschnitt der jaͤhrlichen Beleuchtung.
                                 Durch Verminderung der Loͤcher kann die Staͤrke des Lichtes nach
                                 Belieben vermindert werden.“
                              
                           
                              „Was die Luxusanstalten betrifft, die Kaffeehaͤuser,
                                 Kramlaͤden etc. etc., so kann hier den Lampen so wie den Flammen selbst
                                 die hoͤchste Eleganz gegeben werden, und das Gas kann hier ohne alles
                                 Glas brennen.“
                              
                           
                              „Wenn man einen groͤßeren solchen Apparat besizt, und man bedarf
                                 nicht alles Lichtes, das er gewahrt, so koͤnnte man seinem Nachbarn in Roͤhren
                                 davon zukommen lassen und auf diese Weise den eigenen Bedarf des Lichtes um die
                                 Haͤlfte, und vielleicht noch unter dieser, wohlfeiler
                                 erhalten.“
                              
                           
                              „Was die Straßenbeleuchtung mittelst dieses Apparates betrifft, so wird
                                 hier diese Unternehmung ungleich leichter, weil sie keines so großen Capitales
                                 bedarf. Der ganze Apparat, der zur Beleuchtung der Stadt Lille (die
                                 ungefaͤhr 64,000 Einwohner zaͤhlt) nothwendig ist, wuͤrde
                                 nicht uͤber 18,000 Franken kosten, die Roͤhren abgerechnet, die
                                 bekanntlich jeder Abnehmer nach einem bestimmten Preise fuͤr den Fuß zu
                                 bezahlen hat.“
                              
                           
                              „Bei dem bisher gewoͤhnlichen Gaserzeugungsapparate muß die
                                 Gaserzeugungsanstalt nothwendig vor die Stadt hinaus. Es faͤllt ihr
                                 demnach eine ungeheuere Laͤnge von Roͤhren zur Last. Dieser neue
                                 Apparat hingegen kann mitten in der Stadt angebracht werden, indem er weder
                                 gefaͤhrlich noch laͤstig ist. Jeder Hof eines Hauses, jeder
                                 Keller, jede Scheune reicht dazu hin.“
                              
                           
                              „Man wird sagen, daß dieß zu Lille moͤglich ist, dessen Umfang
                                 nicht sehr groß ist; nicht aber zu Bordeaux oder Lyon, welche beide
                                 Staͤdte sehr weit ausgedehnt sind. Allein, es darf hier nur Statt eines
                                 groͤßeren Apparates im Mittelpunkte der Stadt in jedem Viertel ein
                                 kleinerer solcher Apparat vorgerichtet werden, und das Leuchtgas wird dadurch um
                                 nichts theuerer zu stehen kommen.“
                              
                           Es ist nun ein Schreibendes Polizeipraͤfectes mitgetheilt, in welchem die
                              Gaserzeugung mittelst dieses Apparates mitten in der Stadt selbst, und die Abnahme
                              des Gases aus dieser Anstalt jedem erlaubt ist.
                           
                        
                           
                              „Tarif dieses neuen Apparates.
                              
                           
                              
                                 
                                    Fuͤr
                                        5
                                    gewoͤhnliche Lampen mit 12 Loͤchern
                                       kostet er
                                      600
                                    Franken.
                                    
                                 
                                      –
                                      10
                                    
                                      800
                                        –
                                    
                                 
                                      –
                                      15
                                    
                                      900
                                        –
                                    
                                 
                                      –
                                      20
                                    
                                    1000
                                        –
                                    
                                 
                                      –
                                      25
                                    
                                    1100
                                        –
                                    
                                 
                                      –
                                      30
                                    
                                    1200
                                        –
                                    
                                 
                                      –
                                      35
                                    
                                    1300
                                        –
                                    
                                 
                                      –
                                      40
                                    
                                    1400
                                        –
                                    
                                 
                                      –
                                      45
                                    
                                    1500
                                        –
                                    
                                 
                                      –
                                      50
                                    
                                    1600
                                        –
                                    
                                 
                                      –
                                      55
                                    
                                    1700
                                        –
                                    
                                 
                                      –
                                      60
                                    
                                    1800
                                        –
                                    
                                 
                                      –
                                      65
                                    
                                    1900
                                        –
                                    
                                 
                                      –
                                      70
                                    
                                    2000
                                        –
                                    
                                 
                                      –
                                      75
                                    
                                    2100
                                        –
                                    
                                 
                                      –
                                      80
                                    
                                    2200
                                        –
                                    
                                 
                                      –
                                      85
                                    
                                    2300
                                        –
                                    
                                 
                                      –
                                      90
                                    
                                    2400
                                        –
                                    
                                 
                              
                           
                           
                              
                                 
                                    Fuͤr
                                      95
                                    gewoͤhnliche Lampen mit 12 Loͤchern
                                       kostet er 
                                    2500
                                    Franken.
                                    
                                 
                                      –
                                    100
                                    
                                    2600
                                        –
                                    
                                 
                                      –
                                    105
                                    
                                    2650 
                                        –
                                    
                                 
                                      –
                                    110
                                    
                                    2700
                                        –
                                    
                                 
                                      –
                                    115
                                    
                                    2750
                                        –
                                    
                                 
                                      –
                                    120
                                    
                                    2800 
                                        –
                                    
                                 
                                      –
                                    125
                                    
                                    2850
                                        –
                                    
                                 
                                      –
                                    130
                                    
                                    2900
                                        –
                                    
                                 
                                      –
                                    135
                                    
                                    2950
                                        –
                                    
                                 
                                      –
                                    140
                                    
                                    3000
                                        –
                                    
                                 
                                      –
                                    145
                                    
                                    3050
                                        –
                                    
                                 
                                      –
                                    150
                                    
                                    3100
                                        –
                                    
                                 
                                      –
                                    155
                                    
                                    3150
                                        –
                                    
                                 
                                      –
                                    160
                                    
                                    3200
                                        –
                                    
                                 
                                      –
                                    165
                                    
                                    3250
                                        –
                                    
                                 
                                      –
                                    170
                                    
                                    3300
                                        –
                                    
                                 
                                      –
                                    175
                                    
                                    3350
                                        –
                                    
                                 
                                      –
                                    180
                                    
                                    3400
                                        –
                                    
                                 
                                      –
                                    185
                                    
                                    3450
                                        –
                                    
                                 
                                      –
                                    190
                                    
                                    3500
                                        –
                                    
                                 
                                      –
                                    195
                                    
                                    3550
                                        –
                                    
                                 
                                      –
                                    200
                                    
                                    3600
                                        –
                                    
                                 
                              
                           
                              Fuͤr Apparate uͤber obige Anzahl von Lampen kommen 50 Franken
                                 fuͤr jedes 5 Lampen mehr. Pak- und Transportkosten traͤgt
                                 der Abnehmer.“
                              
                           
                        
                           Preis des Zugehoͤres.
                           
                              
                                 Fuͤr Legen, Loͤthen u.
                                    Befestigen der Ansaze alle Art, Zaͤume,
                                    Halsbaͤnder,Haken etc., Gypsen, Dillen zur Aufnahme der
                                    Lampen etc. fuͤr den Fuß.
                                 
                                    
                                       
                                       Textabbildung Bd. 36, S. 23
                                       Bleierne Roehren im
                                          Durchmesser von 6. Lin., 1. Fr. 9 Linien, 1 Fr. 50 C. 12 Lin., 2 Fr.
                                          15 Linien, 2 Fr. 50 C. 18 Linien, 2 Fr. 75 C.
                                       
                                    
                                 
                              
                                 Lampen mit Haͤhnen und
                                    Ansaͤzen 
                                   8
                                 Fr.
                                   0
                                 Cent.
                                 
                              
                                 Lampen mit Gabeln mit Haͤhnen und
                                    Ansaͤzen 
                                   8
                                 –
                                 50
                                 –
                                 
                              
                                 Kniestuͤke von 1 Fuß bis 18 Zoll mit
                                    Haͤhnen 
                                 16
                                 –
                                   0
                                 –
                                 
                              
                                 Kniestuͤck (einfaches)
                                   9
                                 –
                                   0
                                 –
                                 
                              
                                 Kruͤkenlampe oder
                                    gewoͤhnliche Lampe 
                                   3
                                 –
                                 20
                                 –
                                 
                              
                                 Gabellampe 
                                   3
                                 –
                                 70
                                 –
                                 
                              
                                 Hahn 
                                   3
                                 –
                                   0
                                 –
                                 
                              
                                 Ansaz 
                                   3
                                 –
                                 75
                                 –
                                 
                              
                                 Galerien zur Stuͤze des Glases 
                                   3
                                 –
                                 75
                                 –
                                 
                              
                                 Glaser von gewoͤhnlicher
                                    Groͤße 
                                   3
                                 –
                                 35
                                 –
                                 
                              
                                 Fester Arm 
                                   6
                                 –
                                 35
                                 –
                                 
                              
                                 Luster und verzierte Lampen nach den
                                    Verzierungen.
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                              
                           
                        
                           Zahlung.
                           Fuͤr Paris wird das erste Drittel bei der
                              Bestellung, das zweite bei der Ablieferung, das dritte in Papieren auf drei Monate
                              Frist bezahlt.
                           
                           Fuͤr die Departemens und fuͤr das Ausland
                              eben so: nur daß hier die Aufgabe, Statt der Ablieferung,
                              den zweiten Termin bildet.
                           Die Nachricht der Aufgabst oder Absendung ist mit einer lithographischen Darstellung
                              des Apparates begleitet, und mit einer detaillirten Anweisung zur Aufstellung
                              desselben und zum Baue oder zur Abaͤnderung des Ofens. Wenn man es verlangen
                              sollte, schikt die Anstalt auch einen Arbeiter ab, der die Aufstellung besorgt.
                           Man wendet sich in postfreien Briefen an die HHrn. Lépine und Comp., rue du Faubourg St. Martin N. 97.