| Titel: | Anwendung zusammengedrükter Luft, um Kraft und Bewegung feststehenden Maschinen sowohl als Wagen und Schiffen mitzutheilen, worauf Wilh. Mann, Gentleman in Effra-Road, Brixton in Surry sich am 1. Juni 1829 ein Patent ertheilen ließ. | 
| Fundstelle: | Band 36, Jahrgang 1830, Nr. VI., S. 39 | 
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                        VI.
                        Anwendung zusammengedruͤkter Luft, um
                           Kraft und Bewegung feststehenden Maschinen sowohl als Wagen und Schiffen mitzutheilen,
                           worauf Wilh. Mann,
                           Gentleman in Effra-Road, Brixton in Surry sich am 1. Juni 1829 ein Patent ertheilen ließ.
                        Aus dem Repertory of Patent-Inventions. Februar
                              1850. S. 93.
                        Mann, uͤber Anwendung zusammengedruͤkter
                           Luft.
                        
                     
                        
                           Das Repertory ertheilt a. a. O. von diesem sonderbaren
                              Patente ohne alle Abbildung folgende Notiz.
                           
                              „Die Erklaͤrung des gegenwaͤrtigen Patentes fuͤllt
                                 beinahe acht Pergamentfelle, und besteht beinahe groͤßten Theils aus
                                 Berechnungen der verschiedenen Wirkungen, welche durch verschiedene
                                 Zusammenstellungen des Apparates des Patent-Traͤgers zur
                                 Verdichtung der Luft in verschiedenen Gefaͤßen entstehen. Er fuͤgt
                                 seinem Patente die Clausel bei, daß er das Recht, die auf diese Weise erhaltene
                                 Kraft zum Bewegen von Maschinen zu benuͤzen, durchaus nicht in Anspruch
                                 nimmt, obschon der Titel seines Patentes in dem ersten Worte desselben die Anwendung dieser Kraft, und nicht die Erzeugung
                                 derselben in Anspruch nimmt. Hr. Mann bedient sich
                                 einer unbestimmten Anzahl von Luftverdichtungspumpen Statt einer einzigen (wie
                                 man bisher versuchte), und laͤßt die Groͤße einer jeden derselben
                                 nach und nach im Verhaͤltnisse zu dem Druke, den man erhalten will,
                                 abnehmen. So z.B., wenn man eine Kraft von 32 Atmosphaͤren erhalten will,
                                 nimmt er eine Reihe von vier Drukpumpen, in welcher der Staͤmpel der
                                 ersten mit einer Kraft getrieben wird, welche hinreicht der Luft, die in den
                                 Cylinder derselben eingepumpt wird, eine Dichtigkeit von vier
                                 Atmosphaͤren zu geben. Die zweite Pumpe, welche mit der ersten mittelst
                                 eines Behaͤlters in Verbindung steht, ist nur halb so groß, wie leztere,
                                 so daß, wenn dieselbe Menge Luft, wie in dieser, in ihr enthalten ist, diese
                                 Luft noch ein Mal so stark in ihr verdichtet wird. Die dritte Pumpe ist wieder
                                 um die Haͤlfte kleiner, als die zweite, und die vierte um die
                                 Haͤlfte kleiner, als die dritte. Alle diese Pumpen sind an
                                 Verbindungsbehaͤltern angebracht, die mit Klappen versehen sind, so daß
                                 die Luft, bis sie in den vierten Behaͤlter gelangt, auf 32
                                 Atmosphaͤren zusammengedruͤkt ist; oder um noch deutlicher die
                                 Sache zu erklaͤren, da die Dichtigkeit der Luft in dem
                                 Verhaͤltnisse der Verminderung der Gefaͤße zunimmt, in welche sie
                                 gepreßt wird, so folgt, daß in dem obigen Beispiele 4 Atmosphaͤren
                                 × 2 × 2 × 2 = 32 Atmosphaͤren sind. Diese
                                 Verhaͤltnisse koͤnnen jedoch, wo man es noͤthig findet, mit
                                 demselben Erfolge abgeaͤndert werden, vorausgesezt, daß das Product des
                                 Flaͤcheninhaltes und der angewendeten Pumpen dasselbe ist. So wird
                                 z.B., wenn man drei Pumpen Statt der obigen vier braucht, und im
                                 Verhaͤltnisse von vier zu zwei abnehmen laͤßt, 4
                                 Atmosphaͤren × 4 × 2 = 32 Atmosphaͤren.
                              
                           Der Patent-Traͤger sagt, daß auf diese Weise, wenn man mehrere Pumpen
                              Statt Einer (und hier deutet er auf das Verfahren der Portable Gas-Company) braucht, obschon dieselbe Kraft zum Betriebe
                              derselben angebracht werden muß, viel Kraft erspart wird. Wie sich dieß aber mit
                              einander vereinbaren laͤßt, ist fuͤr uns ein Raͤthsel;
                              wenigstens erklaͤrt der Patent-Traͤger sich hieruͤber
                              nicht deutlich. Er behauptet, daß der Widerstand der Staͤmpel an den
                              gewoͤhnlichen Luftverdichtungspumpen einen bedeutenden Verlust an Kraft
                              erzeugt; nun fragen wir aber, wie kann diesem Nachtheile dadurch abgeholfen werden,
                              daß man mehr Pumpen als eine braucht, da jede Pumpe ihren Staͤmpel hat, und
                              folglich dadurch, im Vergleiche zu den gewoͤhnlichen Maschinen, der
                              Widerstand im Verhaͤltnisse der groͤßeren Anzahl der angewendeten
                              Pumpen vermehrt werden muß.
                           Um nun die auf diese Weise erhaltene Kraft zum Treiben einer feststehenden Maschine
                              anzuwenden, raͤth Hr. Mann eine Maschine von
                              aͤhnlichem Baue, wie an Dampfmaschinen mit hohem Druke und Expansion
                              anzuwenden; naͤmlich: mit zwei Cylindern von verschiedener Große und mit
                              gehoͤrigen Klappen, wo dann in ersterer die Luft eben so wirkt, wie der Dampf
                              bei hohem Druke, und bei halbem Stoße des Staͤmpels (wenn der Unterschied der
                              Cylinder wie zwei zu Eins ist) abgesperrt wird, so daß sie im zweiten Cylinder durch
                              Expansion wirkt. Unter den verschiedenen Anwendungen, die er aufzaͤhlt,
                              erwaͤhnt er auch des Treibens der Kraniche, „so wie es Hr. Hague fuͤr die St. Katherine's Docks Company
                                 vorschlug. Er schlaͤgt auch vor in Festungen zusammengedruͤkte
                                 Luft durch Roͤhren, so wie man es jezt bei der Gasbeleuchtung mit dem
                                 Leuchtgase macht, umher zu leiten, so daß man sich derselben Statt des
                                 Schießpulvers zum Abschießen der Kanonen bedienen kann.
                              
                           Obschon wir von Anwendung der zusammengedruͤkten Luft als Kraft zur
                              Foͤrderung von Lasten und Guͤtern von einem Orte zum anderen, zum
                              Treiben der Kraniche (vergl. unsere Bemerkungen uͤber Hrn. Hague's Patent in dieser Hinsicht, Repert. of Patent-Inventions VII. Bd. S. 274., und Wright's Patent, ebend. S. 269. Polyt. Journal
                              XXXI. Bd. S. 148.) immer eine gute Meinung
                              hatten, so sehen wir doch nicht ein, wie der Patent-Traͤger auf eine
                              solche Anwendung ein Recht ansprechen kann (wenigstens thut er dieß im Titel des
                              Patentes)/ da dieser Plan schon vor vielen Jahren von mehreren
                              Patent-Traͤgern in Anspruch genommen wurde, unter andern von Hrn. Medhurst und Hrn. Vallance.
                              Wir erlauben uns unsere Leser auf unsere Bemerkungen uͤber Hrn. Hague's
                              Patent in Hinsicht auf die Anwendung zusammengedruͤkter Luft, als Kraft, zu
                              verweisen.Wir haben gesehen, daß erst neulich Hr. E. P. Fordham bei einer Abendvorlesung an der Royal Institution ein
                                    Modell zur Foͤrderung der Wagen mittelst zusammengedruͤkter
                                    Luft vorzeigte. Vergl. Polyt. Journ. Bd. XXXV. S. 480.A. d. Ue.