| Titel: | Ueber den Anbau und die Verarbeitung des Leinens; von Hrn. André. | 
| Fundstelle: | Band 40, Jahrgang 1831, Nr. XXII., S. 102 | 
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                        XXII.
                        Ueber den Anbau und die Verarbeitung des Leinens;
                           von Hrn. André.
                        Aus Dubrunfaut's Agriculteur manufacturier. Novbr.
                              1830, S. 49.
                        André, uͤber den Anbau und die Verarbeitung des
                           Leins.
                        
                     
                        
                           Man muß sich wundern, daß in Frankreich der Anbau des Leins, dieser kostbaren
                              Pflanze, welche der Landwirthschaft und dem Handel unermeßliche Vortheile darbietet,
                              so vernachlaͤssigt und so wenig verbreitet ist; es ist sehr zu
                              wuͤnschen, daß dieser wichtige Zweig unserer Landwirthschaft Fortschritte
                              mache. Die Naturgeschichte des Leinens mitzutheilen, die Hindernisse zu bezeichnen,
                              welche der Verbreitung seines Anbaues im Wege stehen, und die Mittel anzugeben,
                              wodurch man sie beseitigen kann, ist der Zwek dieser Abhandlung.
                           
                        
                           Ueber den Lein und seinen Anbau.
                           Der Lein ist seit den aͤltesten Zeiten bekannt, und wird nicht nur wegen
                              seines Faserstoffes, sondern auch wegen seines Oehlgehaltes und seiner medicinischen
                              Eigenschaften benuzt. Man unterscheidet mehr als dreißig Arten von Lein, baut aber
                              nur eine einzige davon an und wenn ich von Lein spreche, so verstehe ich immer diese
                              darunter.
                           Seine Wurzel ist schmal, mit wenigen Fasern versehen, sein Staͤngel
                              cylindrisch, einfach, meistens hohl, schlank, glatt, zwei bis drei Fuß hoch, oben
                              mit Aesten versehen. Diesen Staͤngel umgibt sine rauhe Rinde, welche aus
                              einer großen Anzahl sehr duͤnner Faͤden besteht. Die Blaͤtter
                              sind spizig, zwei oder drei Linien breit, ungefaͤhr zwei Zoll lang, weich,
                              glatt und stehen abwechselnd ohne Ordnung auf dem Staͤngel. Die Blumen haben
                              die Gestalt der Nelken, sind klein, blau und wenig dauerhaft; sie entstehen auf der
                              Spize des Staͤngels auf duͤnnen und sehr langen Blumenstielen; jede
                              besteht aus fuͤnf an ihrem Rande zugerundeten Blaͤttern und einem
                              roͤhrenfoͤrmigen in fuͤnf Theile eingeschnittenen Kelche.
                           Der Fruchtknoten, auf welchem fuͤnf duͤnne Griffel stehen, deren jeder
                              sich in eine abgerundete Narbe endigt, wird eine Frucht von der Groͤße einer
                              Kichererbse, die fast kreisfoͤrmig ist und sich in eine Spize endigt. Diese
                              Frucht ist eine kugelfoͤrmige Kapsel, an ihrer Basis von dem Kelch umgeben
                              und hat zehn Spelze, deren einspringende Raͤnder eben so viele
                              Scheidewaͤnde bilden; jedes Fach enthaͤlt nur ein einziges braunes,
                              eifoͤrmiges, zusammengedruͤktes, sehr glattes und schluͤpfriges
                              Samenkorn. Der Samen besteht aus einem kleinen oͤhlgebenden Kern und einer
                              sehr diken Rinde, welche eine große Menge Schleim enthaͤlt. Dieser Samen gibt
                              durch Auspressen ein troknendes Oehl, welches sehr haͤufig in den
                              Kuͤnsten und besonders in der Mahlerei angewandt wird.
                           
                           Man unterscheidet drei Sorten von dieser Pflanze: den hohen Lein (Grand lin ou lin froid), den
                              niederen oder Buͤschellein (Lin chaud ou
                                 tétard) und den mittleren Lein (Lin
                                 moyen).
                           Der hohe Lein wird am spaͤtesten reif und gibt am wenigsten Samen. Er treibt
                              langsam: oft ist er sechs Wochen nach dem Saͤen noch nicht zwei Finger hoch;
                              dann aber waͤchst er schneller; er hat wenig Aeste und verkuͤrzt sich
                              fast gar nicht bei der Bearbeitung. Der niedere Lein treibt Anfangs sehr stark; er
                              erhebt sich sehr uͤber die anderen; bald aber waͤchst er langsamer und
                              bei der Ernte ist er bei weitem nicht so hoch wie die anderen. Er gibt am meisten
                              Samen und hat daher eine Menge Kapseln. Diese Samenkapseln stehen auf starken
                              Aesten, welche bei Bearbeitung des Leins sich abreißen und das Brechen des Flachses
                              nach sich ziehen. Der an und fuͤr sich kurze Flachs verkuͤrzt sich
                              dadurch noch mehr: seine Qualitaͤt ist uͤbrigens viel geringer als die
                              der ersten Sorte.
                           Der mittlere Lein vereinigt fast alle Vortheile der beiden vorhergehenden Sorten. Er
                              treibt Anfangs nicht so stark wie der niedere Lein, fuͤhrt weniger Samen,
                              wird aber hoͤher als jener. Dieser wird, wenigstens in Frankreich, am
                              haͤufigsten angebaut.Wir unterscheiden in Deutschland von dem gewoͤhnlichen Lein (Linum usitatissimum) nur zwei Sorten, den hohen
                                    und niederen, aber keinen mittleren. Den niederen Lein, dessen reife
                                    Samenkapseln durch die bloße Sonnenhize mit einigem Geraͤusche von
                                    selbst aufspringen, nennen wir Klanglein oder Springflachs; den hohen Lein nennen wir Droschlein oder Schießlein; der Same des lezteren ist dunkler und faͤllt
                                    nicht von selbst aus, sondern muß von seinen Kapseln ausgedroschen werden,
                                    A. d. R.
                              
                           Will man hohen Lein haben, so muß man den Samen von der Insel Kasan kommen lassen.
                              Dieser Samen heißt dann Rigaer Samen oder Faßsamen (Grain de
                                 Riga ou de tonneau); er ist nie rein, d.h. er
                              gibt immer einige Staͤngel niederen Lein und da er viel mehr Samen liefert,
                              so veraͤndert er im Verlauf einiger Jahre seine Natur fast ganz. Man nimmt
                              daher alle vier oder fuͤnf Jahre anderen Samen.
                           Der einheimische Samen ist von dem Rigaer nicht leicht zu unterscheiden. Man muß ihn
                              entweder liegen lassen oder in ein Erdreich saͤen, welches von demjenigen, wo
                              er gesammelt wurde, einige Meilen entfernt oder hinsichtlich seiner Natur davon
                              verschieden ist. Man behauptet, daß diese Vorsichtsmaßregel nur die ersten vier oder
                              fuͤnf Jahre nach seiner Einfuͤhrung getroffen werden muß; daß nach
                              Verlauf dieser Zeit diese Versezung nicht mehr noͤthig ist, sondern der Same
                              sodann in dasselbe Erdreich gesaͤet werden kann und darin Buͤschellein
                              hervorbringen wird, vorausgesezt, daß er gut war. Ein guter Same muß schwer und
                              schluͤpfrig seyn; man kann hierauf nicht zu sehr achten.
                           Im Allgemeinen ist ein ebener, leichter und sandiger Boden fuͤr den Lein am geeignetsten,
                              besonders wenn er ein wenig kuͤhl ist; in einem solchen baut man den Lein mit
                              der groͤßten Wahrscheinlichkeit eines guten Erfolgs und erhaͤlt einen
                              feinen Flachs. Ein Boden, welcher alle diese Bedingungen vereinigt und dessen Farbe
                              schwarz ist, ist der guͤnstigste. Auf einem festen Boden, wo man des Erfolges
                              bei weitem nicht so sicher ist, erhaͤlt man bisweilen eine scheinbar bessere
                              Ernte; der Staͤngel des Leins, welchen er hervorbringt, ist lang und stark,
                              gibt aber einen groben Flachs. Zuweilen trifft es sich freilich auch, daß man auf
                              eitlem festen Boden einen schoͤnen feinen Flachs, auf einem leichten Boden
                              hingegen einen groben Flachs erhaͤlt, und sogar daß ein Same von hohem Lein
                              einen Buͤschelflachs gibt, dieß ist aber sehr selten.
                           Im Dpt. de l'Aisne findet man in der Gegend von Chauny
                              und Coucy das guͤnstigste Erdreich fuͤr den Anbau des Leins. Ich
                              glaube sogar, daß man nicht leicht anderswo ein besseres wird finden koͤnnen,
                              denn seit mehr als zwanzig Jahren (so lang wird dort diese Pflanze angebaut) hat man
                              immer die moͤglichst schoͤnste Ernte erhalten, obgleich man den Samen alle drei Jahre wieder in den naͤmlichen Boden
                                 saͤet. Sehr selten mißraͤth eine Saat ganz, und mehrere
                              Anbauer (Kultivateurs) haben sogar in dieser Hinsicht niemals Verlust gehabt.
                           Indessen findet bei dem Boden dieser Landstriche eine große Verschiedenheit Statt; an
                              manchen Stellen ist es eine schwere, schwarze und sandige Erde; weiter davon trifft
                              man einen leichten Sand, dessen Farbe wechselt und dessen Fruchtbarkeit in sehr
                              geringen Entfernungen merklich zu- oder abnimmt. Viele Stellen sind
                              fuͤr die Getreidearten nicht geeignet; man baut darauf nur Lein und Hanf mit
                              Erfolg. Ein Theil davon ist sogar erst urbar gemacht seitdem man sich mit dem Anbau
                              des Leins beschaͤftigt: fruͤher haͤtte sein Anbau keinen
                              Vortheil gebracht, und heute zu Tage gibt gerade dieser Theil den schoͤnsten
                              und seidenartigsten Flachs. Dessen ungeachtet befolgt man uͤberall dieselbe
                              Koppelwirthschaft; man wechselt naͤmlich drei Jahre lang mit Hanf, Lein und
                              Getreide ab. Die Anbauer duͤngen fuͤr den Hanf, pfluͤgen die
                              Erde nach der Ernte, lokern sie in den ersten Tagen des folgenden Fruͤhlings
                              durch oͤfteres Egen und Ebnen (mit der Walze) auf, saͤen unmittelbar
                              den Lein ohne neuen Duͤnger und benuͤzen sodann den Boden auf
                              Getreide, welches nach dem Lein sehr gut gedeiht.
                           Es ist zu bemerken, daß man bei diesen verschiedenen Landstrichen in geringer Tiefe
                              auf eine undurchdringliche Erdschichte kommt, welche das Wasser in dem Boden
                              zuruͤkhaͤlt, und ich vermuthe, daß gerade sie ihn dem Lein so
                              guͤnstig macht, denn seine Wurzel muß immer in dem Boden die zu ihrer
                              Vegetation noͤthige Feuchtigkeit finden.
                           Man wird sich ohne Zweifel wundern, daß ein Boden, welcher bloß ein Mal vor dem
                              Winter gepfluͤgt wird und welchen man unmittelbar vor dem Saͤen bloß
                              eget und ebnet, eine gute Leinernte liefert. Ich haͤtte es niemals glauben
                              koͤnnen, wenn ich es nicht aus Erfahrung wuͤßte; auch habe ich mit dem
                              groͤßten Erstaunen eine herrliche Leinernte auf so angebauten Stellen gesehen
                              und wieder die mittelmaͤßigste auf anderen Stellen von derselben
                              Beschaffenheit, welche eben so geduͤngt waren, und die man genoͤthigt
                              war im Fruͤhlinge zum zweiten Male zu pfluͤgen. Ich erklaͤre
                              mir dieses folgendermaßen: Wenn man die Erde oͤffnet, so troknet die Luft,
                              womit sie in Beruͤhrung kommt, aus, und der unter solchen Umstaͤnden
                              ausgestreute Samen kann nicht keimen oder wenn er aufgeht, so wird er bald
                              entkraͤftet, weil er in der Erde nicht mehr die zu seiner Ernaͤhrung
                              erforderliche Feuchtigkeit findet.
                           Man wird gewiß fragen, warum man in dem Dpt. du Nord und
                              in Flandern noch bessere Resultate erhaͤlt, da man daselbst ein
                              entgegengeseztes Verfahren befolgt: man lokert naͤmlich die Erde
                              moͤglichst auf, durch Pfluͤgen, Egen und Ebnen, ehe man sie
                              besaͤet. Dieß beruht aber ganz und gar auf der Verfahrungsweise der Anbauer;
                              nach dem Saͤen begießt man naͤmlich die Erde, welche schon eine gute
                              Zubereitung erhalten hat, mit Kuhharn und anderem sehr kraͤftigen
                              fluͤssigen Duͤnger, wodurch der Boden, wenn er bei der
                              fruͤheren Bearbeitung ausgetroknet wurde, die zur Keimung noͤthige
                              Feuchtigkeit wieder erhaͤlt; man ertheilt ihm durch dieses Verfahren in der
                              That die moͤglichst große Vegetationskraft. Alsdann saͤen sie auch
                              dichter und erhalten so weniger dike Staͤngel und manchmal sogar so zarte,
                              daß der Lein umfallen wuͤrde, wenn er nicht durch Staͤbe aufrecht
                              erhalten wuͤrde; diese Stuͤzen lassen sie mit großem Aufwande
                              herstellen. Aus diesem Grunde ist der Flachs feiner und folglich von besserer
                              Qualitaͤt.
                           Uebrigens haben sie fast keinen Vortheil uͤber die Anbauer der Landstriche,
                              wovon ich so eben gesprochen habe; denn die groͤßere Menge und bessere
                              Qualitaͤt ihres Productes wird fast ganz aufgewogen durch groͤßere
                              Auslagen einerseits und durch einen weniger wahrscheinlichen Erfolg andererseits und
                              da sie uͤberhaupt bei Anwendung von unendlich mehr Arbeit nur um etwas
                              weniges mehr gewinnen, so befinden sie sich in keiner besseren Lage.
                           Ohne Zweifel hat der gestaͤbelte (gestaͤngelte) Lein einen vier bis
                              sechs Mal groͤßeren Werth als derjenige, welcher es nicht ist. Sicher kommt
                              er auch nicht um so viel hoͤher zu stehen, als er besser be-
                              	zahlt wird, wenn man aber bedenkt, daß der gestaͤbelte Lein bei weitem haͤufiger sich umlegt als der andere und dieser Umstand
                              ein großes Vorurtheil gegen ihn hervorbringt, daß er allein dem Verbrennen ausgesezt ist und andererseits nicht so oft in
                              denselben Boden gesaͤet werden kann, wie der gewoͤhnliche Lein, so sieht man wohl ein, daß alle diese Umstaͤnde zusammengenommen,
                              mit den groͤßeren Kosten die Sache ausgleichen.
                           Localitaͤt, Umstaͤnde und Gewohnheiten haben auch einen großen Einfluß auf die Art des Leinanbaues und den Erfolg desselben.
                           Mancher Boden wuͤrde fuͤr den Lein taugen, man baut aber keinen darauf an, weil die Orte wo er bearbeitet wird, davon zu weit
                              entfernt sind. In anderen Gegenden ist der Boden dafuͤr bei weitem nicht so guͤnstig, und doch saͤet man ihn an, weil er im
                              Lande verarbeitet wird. Die Beschaffenheit des Bodens erfordert, daß man im Fruͤhling pfluͤgt und ansaͤet ohne zu begießen.
                              Wenn der Regen das Keimen erleichtert und beschleunigt, so geht der Lein mehr oder weniger gut auf, je nachdem das Wetter
                              mehr oder weniger guͤnstig und auch je nachdem die Erde mehr oder weniger gut geduͤngt ist. Im entgegengesezten Falle erhaͤlt
                              man gar keine Ernte, was nur zu oft der Fall ist, und den Leinanbauer entmuthigt.
                           Im Dpt. du Nord suchen sich die Leinanbauer gegen solche nachtheilige Folgen dadurch zu sichern, daß sie fluͤssigen Duͤnger anwenden; da
                              sie alsdann mehr Sorgfalt auf den Anbau verwenden, so erhalten sie natuͤrlich ein Product von besserer Qualitaͤt; sie saͤen
                              naͤmlich viel dichter: deßwegen haben sie auch mehr Auslagen fuͤr das Saͤen, das Gaͤten u. s. w. und neue Unkosten fuͤr das
                              Staͤbeln, welches unumgaͤnglich noͤthig wird.
                           In Flandern zwang der niedrige Preis der Getreidearten die Akerleute ihre ganze Aufmerksamkeit auf den Lein zu richten: sie
                              sahen sehr wohl ein, was fuͤr große Vortheile sie aus dieser schaͤzbaren Pflanze ziehen konnten. Auch vernachlaͤssigen sie
                              nichts, um auf eine reichliche Ernte von moͤglichst guter Qualitaͤt rechnen zu koͤnnen und da der Mensch durch Ausdauer jedes
                              Ziel erreicht, so verfehlen sie auch ihren Zwek nicht. Daher hat der Anbau des Leinens in diesem Lande heute zu Tage einen
                              so hohen Grad von Vollkommenheit erreicht, daß man ihn mit Recht als Muster aufstellen kann, und dieß ist auch die Ursache,
                              warum ihm Frankreich fuͤr seinen Flachs und seine Leinwand einen so großen Tribut zahlt, wovon es sich mit der Zeit, wie man
                              hoffen darf, befreien wird.
                           An gewissen Stellen, endlich baut man nur gewoͤhnlichen Lein, weil man mit wenig Arbeit und Duͤnger eine schoͤne Ernte von
                              solchem erhaͤlt und der gestaͤbelte Lein, welcher viel mehr Sorgfalt erheischt, keinen entsprechenden Gewinn abwirft; uͤberdieß wird im Verhaͤltniß zum gewoͤhnlichen Lein nur eine sehr geringe Menge gestaͤbelter
                              Lein verbraucht.
                           Ich sagte es wird sehr wenig gestaͤbelter Lein consumirt. In der That gibt die Faser, welche man von einigen Morgen gestaͤbelten
                              Leins erhaͤlt, ein ungeheueres Product. Von dieser Faser kostete in fruͤheren Zeiten das Kilogramm uͤber 2000 Franken; sie
                              diente zu den herrlichen Spizen von Alençon, deren Fabrikation durch Colbert von Venedig in Frankreich (zu Alençon und Argentan)
                              eingefuͤhrt wurde, aber leider in Verfall gerathen ist; heute zu Tage verwendet man sie zu dem schoͤnsten und theuersten Batist,
                              welcher so fein ist, daß man ihn mit Recht ein Lustgewebe nennen koͤnnte.
                           Da ich bloß die Leinwandfabrikation im Auge habe, so werde ich mich weder mit dem gestaͤbelten noch mit dem Buͤschellein beschaͤftigen.
                              Der hohe Lein, so wie man ihn am gewoͤhnlichsten anbaut, wird meinen Berechnungen zur Basis dienen. Ich seze voraus er sey
                              in der Gegend von Coucy und Chauny durch die sogenannten Liniers locataires aus der Umgegend von Moy angesaͤet, welche ihre Ernte an die sogenannten Liniers exploitans ihres Bezirkes abgeben und bitte den Leser diese Bemerkung nicht aus den Augen zu verlieren; denn das Product, die Unkosten,
                              Alles haͤngt von der Localitaͤt ab.
                           Vor Allem muß ich sagen was man unter Linier locataire und Linier exploitant versteht.
                           Aus Furcht die Ernte moͤchte ihnen mißrathen, saͤen viele Leinanbauer den Boden, welcher Lein tragen soll, nicht selbst an,
                              sondern vermiethen ihn. Einerseits unterhandeln diejenigen, welche sich mit dem Flachsbrechen beschaͤftigen (und diese nenne
                              ich Liniers exploitans), selten mit den Leinanbauern; da sie nur das Product einiger Morgen (arpens)Ein Arpent entspricht 51 Ares; die Are (neue franzoͤsische Quadratruthe) enthaͤlt 100 Quadratmeter.A. d. R. verwerthen und dieses oft die Anwendung des groͤßten Theiles ihres Vermoͤgens erfordert, so wuͤrde ihnen eine mißrathene
                              Ernte zu großen Schaden verursachen, welcher ihnen um so empfindlicher waͤre, weil sie nicht mehr im Stande seyn wuͤrden sich
                              ihren Bedarf waͤhrend des Jahres zu verschaffen; dieß haͤlt sie zuruͤk. Unter diesen Umstanden ist die Dazwischenkunft eines
                              Speculanten nothig, welchen ich Linier locataire nenne.
                           
                        
                           Ueber den Leinanbauer.
                           Da ich bereits von der Art und Weise, wie der Lein angebaut wird, gesprochen habe, so brauche ich bloß noch anzugeben, wie
                              viel dieEinnahmen und Unkosten
                              betragen. Der Speculant zahlt dem Leinanbauer fuͤr den Morgen hundert und
                              fuͤnfzig Franken.     150
                           Auslagen.
                           
                              
                                 Zins und Steuern
                                 20
                                 
                                 
                              
                                 Arbeit, Egen und Walzen (Ebnen)
                                 25
                                 
                                 
                              
                                 Duͤnger (2 Fuͤnftel einer
                                    dreijaͤhrigen Koppelwirthschaft, indem der Lein mehr davon
                                    aufnimmt als die anderen Pflanzen)
                                 30
                                 
                                 
                              
                                 Hausunkosten des Leinanbauers
                                 10
                                 
                                 
                              
                                 
                                 –––––
                                 
                                 
                              
                                 Summe
                                 85 also
                                 85
                                 
                              
                                 
                                 
                                 ––––
                                 
                              
                                 
                                 Reiner Gewinn
                                 65
                                 
                              
                           
                        
                           Ueber den Speculant (Linier locataire).
                           Die Liniers locataires sind fast alle wohlhabende Leute;
                              da sie in der Gegend wo der Lein angebaut und bearbeitet wird, geboren und erzogen
                              sind, so hat diese Pflanze ihre Aufmerksamkeit auf sich gezogen und sie machen sie
                              zum Gegenstand einer Speculation, wozu sie die noͤthigen Kenntnisse besizen,
                              und welche ehemals sehr eintraͤglich war. Sie bereisen die dem Anbau von Lein
                              guͤnstigen Gegenden einige Monate vor der Zeit zum Saͤen; sie
                              unterhandeln gewoͤhnlich um fuͤnf und zwanzig Morgen (mehr oder
                              weniger je nach ihren Mitteln); diese sind oft mehr als funfzehn Meilen weit von
                              ihrem Wohnorte entfernt; sie geben den Samen her, lassen das Saͤen und
                              Gaͤten besorgen und verkaufen die Ernte, wenn sie zur Reife gelangt ist, an
                              die Flachsbrecher.
                           Beim Saͤen des Leins verfaͤhrt man wie bei den Getreidearten, es wird
                              Ende Maͤrz oder in den ersten Tagen des Aprils vorgenommen. Auf einen Morgen
                              nimmt man gewoͤhnlich 1 Hect. 25 Liter Samen.
                           Von dem Samen von Riga kostet das Hectoliter 50 Fr.; der von demselben
                              hervorgebrachte gilt nur 36 Fr. und so nimmt sein Werth immer ab, je laͤnger
                              er bereits eingefuͤhrt ist; nach vier oder fuͤnf Jahren gilt er nur
                              noch 15 Fr.
                           Man kann annehmen, daß der Same welchen man saͤet, zwei Mal so viel werth ist
                              als derjenige, welchen man erntet, weil man ihn von Zeit zu Zeit durch Rigaer Samen
                              erneuern muß.
                           Sobald der Same ausgebreitet ist, bedekt man ihn durch das Egen und befestigt sodann
                              die Erde, indem man die Walze daruͤber hingleiten laͤßt. Man hat sich
                              in den Vereinigten Staaten von Amerika und spaͤter auch in England
                              uͤberzeugt, daß der Same viel besser aufgeht, wenn man ihn mit Kochsalz
                              vermengt.
                           Der Lein geht in zwoͤlf bis funfzehn Tagen auf; der aufgegangene Same muß einen sammetartigen
                              Grasplaz von angenehmer zarter gruͤner Farbe darstellen.
                           Wenn die Pflanze ungefaͤhr acht Centimeter (3 Zoll) hoch geworden ist, muß man
                              sie gaͤten, damit die Schmarozerpflanzen nicht das Erdreich an sich reißen
                              und die jungen Pflanzen erstiken, welche sehr zart sind und deren Gedeihen großen
                              Theils von ihrer anfaͤnglichen Vegetation abhaͤngt. Um sie
                              moͤglichst wenig zu beschaͤdigen, entbloͤßen sich die
                              Gaͤterinnen die Fuͤße. Diese Arbeit ist mehr oder weniger kostspielig,
                              je nachdem das Erdreich mehr oder weniger verunreinigt ist. Man schaͤzt ihre
                              Kosten in gewoͤhnlichen Jahren auf 7 Franken fuͤr den Morgen und zehn
                              Personen koͤnnen diese Arbeit in einem Tage fertigen: dieß betraͤgt 70
                              Centimes fuͤr jede.Man wendet nur Weiber und Kinder hiezu an. A. d. O.
                              
                           Eine große Hize erzeugt sehr kleine Fliegen oder Blattlaͤuse, welche den
                              aufgehenden Lein verheeren; er ist davon oft ganz schwarz. Gegen dieses Ungeziefer
                              kann dem Lein nur der Regen helfen. Um ihn dagegen zu verwahren, saͤet man
                              manchmal Asche oder gepulverten Ruß darauf; sie haben aber wenig Wirkung;
                              uͤbrigens wuͤrde man davon fuͤr eine große Flaͤche auch
                              zu viel brauchen.
                           Die Maulwurfsgrillen kehren den Keim des Leinens um und machen ihn unfruchtbar; man
                              beseitigt sie und befestigt mit dem Fuße die gegaͤteten Stellen wieder.
                           Der Hagel bildet an der Stelle wo er den Staͤngel trifft, eine Art Krebs,
                              welcher den Flachs zerschneidet, so daß man selbst aus dem schoͤnsten Lein,
                              wenn er angegriffen wurde, keinen Nuzen mehr ziehen kann.
                           Wenn der Lein sich dem Ende seiner Vegetation naͤhert, verkauft ihn der
                              Speculant an den Flachsbrecher, welchem er sechs Monate Zeit zur Bezahlung gibt.
                              Lezterer bezahlt 250 Franken fuͤr den Morgen,Vor zehn Jahren hatte der Lein an Ort und Stelle fast den doppelten Werth. A.
                                    d. O. also      250
                           
                              Unkosten
                              
                           
                              
                                 Pacht
                                  150
                                 
                                 
                              
                                 Same(1 1/4 Hectol.) und Saͤen
                                    38
                                 
                                 
                              
                                 Ausbesserung der Werkzeuge
                                 2,50 St.
                                 
                                 
                              
                                 Saͤten
                                      7
                                 
                                 
                              
                                 Gaͤnge und Trinkgelber, welche die
                                    Pachtung, das Saͤen, Gaͤten und der Verkauf
                                    erfordern
                                      7
                                 
                                 
                              
                                 
                                 –––––––
                                 
                                 
                              
                                 Summe
                                 204,50
                                   204,50
                                 
                              
                                  Der Speculant gewinnt also an jedem
                                    Morgen
                                 
                                     45,50.
                                 
                              
                                 Diese mit 25, der Anzahl der benuzten
                                    Morgen multiplicirt, geben als Resultat
                                 
                                 1137,50.
                                 
                              
                                 Von dieser Summe muß man aber
                                    abziehen:
                                 
                                 
                                 
                              
                                 Interesse des Vorschusses zu 5%,
                                    beilaͤufig
                                   87,50
                                 
                                 
                              
                                 Kosten der Haushaltung
                                      500.
                                 
                                 
                              
                                 Verlust durch die Bankerotte der
                                    Flachsbrecher
                                        50.
                                 
                                 
                              
                                 
                                 –––––––
                                 
                                 
                              
                                 Summe
                                 637,50 also
                                   637,50.
                                 
                              
                                 
                                 
                                 –––––––
                                 
                              
                                 Folglich betraͤgt der reine Gewinn
                                    nur
                                 
                                   500.
                                 
                              
                           Man wird diesen Gewinn sehr gering finden, wenn man bedenkt, daß der Speculant um
                              dazu zu gelangen, mehr als 5000 Franken wagt. Obgleich er aber bisweilen seinen
                              Vorschuß nicht ganz wieder herausbringt oder ihn auch ganz verliert, so ist seine
                              Lage doch von derjenigen des Flachsbrechers und des Leinanbauers sehr verschieden:
                              die lezteren muͤssen, da sie nur einige Morgen ansaͤen,
                              befuͤrchten, daß ihnen das Jahr nicht guͤnstig seyn moͤchte;
                              die Speculanten hingegen lassen einen viel groͤßeren Raum, und zwar an
                              mehreren Stellen anbauen; wenn sie daher auch auf einer Seite nicht reussiren, so
                              haben sie oft anderwaͤrts eine schoͤne Ernte, die sie fuͤr alle
                              ihre Verluste entschaͤdigt und ihnen außerdem einen Gewinn verschafft, den
                              ich einer Assecuranzpraͤmie vergleiche, welche zur Haͤlfte von dem
                              Anbauer und zur Haͤlfte von dem Flachsbrecher getragen wird.
                           
                        
                           Ueber den Flachsbrecher.
                           Der Flachsbrecher kauft den Lein dem Speculant an Ort und Stelle ab, laͤßt ihn
                              herausreißen, zu sich fuͤhren, roͤsten und brechen, worauf er den
                              erhaltenen Flachs verkauft. Wenn der Lein gelb wird, seine Kapseln sich
                              oͤffnen und seine Blaͤtter anfangen abzufallen, was gewoͤhnlich
                              gegen Ende des Junius geschieht, ist er offenbar zur Reife gelangt. Um ihn
                              einzuernten, zieht man ihn aus dem Aker, immer eine Handvoll und legt diese wie das
                              Getreide auf den Boden. Vier und zwanzig Stunden nachher nimmt man ihn weg, wenn man
                              nicht aus Furcht es moͤchte Regenwetter eintreten, ihn fruͤher zu
                              beseitigen sich beeilen muß. Man bringt ihn dann in kleine Buͤndelchen und
                              legt sie am gewoͤhnlichsten auf dem Aker selbst aus, aber so, daß sie den
                              Boden nicht beruͤhren, damit die Luft sie leicht durchdringt. Dadurch wird
                              der Lein vollkommen reif. Diese Arbeit kostet 20 Franken fuͤr den Morgen.
                           Wenn der Lein troken genug ist, vereinigt man die Buͤndel; der groͤßte
                              Theil davon wird in geraden Linien, welche ungefaͤhr 18 Zoll dik sind und die
                              man so lang machen kann als man will, aufrecht gestellt; mit dem Rest macht man eine Art Dach
                              uͤber diese Linien, um sie gegen den Regen zu schuͤzen, worauf man das
                              Ganze mit Baͤndern befestigt. Diese Arbeit und die Verfertigung der
                              Buͤndel kommen fuͤr den Ertrag eines Morgen auf 5 Franken zu
                              stehen.
                           Von 20 Morgen, welche mit Lein besaͤet werden, mißrathen zwei ganz und gar;
                              drei geben jedes 4,950 Kil. Lein in Staͤngeln, wobei das Gewicht der
                              Samenkapseln und des Samens eingerechnet ist. Es gibt naͤmlich jeder 1,650
                              Kilog. (schlechte Ernte)132 Garben, jede zu 25 Pfund. A. d. O.
                              
                           
                              
                                 also
                                   4,950
                                 
                              
                                 10 davon geben 22,500 Kilog.
                                    naͤmlich
                                   2,250
                                 
                              
                                 Kilog. jeder (mittelmaͤßige
                                    Ernte)180 Garben, desgl. A. d. O. also
                                 22,500
                                 
                              
                                 Und 5 davon geben 14,050 Kilog.
                                    naͤmlich
                                   2,810
                                 
                              
                                 Kilog. jeder (gute Ernte)225 Garben, desgl. A. d. O. also
                                 14,050
                                 
                              
                                 
                                 ––––––
                                 
                              
                                 Summe
                                 41,500
                                 
                              
                           Dividirt man diese Summe durch 20, und den Ertrag jedes Morgen im Durchschnitt zu
                              erhalten, so ergibt er sich zu 2,075 Kilog.166 Garben, jede zu 25 Pfund. A. d. O.
                              
                           Die Qualitaͤt des Leins steht immer wieder mit der Quantitaͤt desselben
                              in Verhaͤltniß; je mehr Lein man auf einem Morgen Landes erntet, um so
                              groͤßeren Werth hat seine Faser.
                           Es gibt erschoͤpfende Pflanzen, welche man nach einander in denselben Boden
                              bauen kann, wie z.B. die Runkelruͤbe und den Hanf; anders aber
                              verhaͤlt es sich mit dem Lein, dessen Anbau man laͤngere Zeit
                              unterbrechen muß. Ich habe bemerkt, daß man ihn in der Gegend von Chauny alle drei
                              Jahre ansaͤet; an manchen Orten wartet man fuͤnf oder sechs Jahre. Bei
                              dem gestaͤbelten Lein muß man viel laͤnger aussezen.
                           Einige Monate nach der Ernte wird der Lein in Garben gebunden; eine solche wiegt
                              gewoͤhnlich 12 Kilog. und 500 Grammen oder 25 Pfund. Der Flachsbrecher
                              laͤßt sie zu sich fuͤhren; ein Karren kann davon nur 200 fassen; der
                              Fuhrmann muß oft uͤber 15 Meilen weit fahren und der Transport kommt
                              fuͤr 2075 Kilog. (dem Ertrag eines Morgen Landes im Durchschnitt)
                              gewoͤhnlich auf 25 Franken zu stehen.
                           Man bewahrt den Lein entweder in einer Scheune oder auf einem Boden auf. Er wird von
                              den Mausen angenagt; um ihn gegen ihre Verheerung zu schuͤzen, muß man ihn so
                              bald als moͤglich klopfen (riffeln, von den Samenknoten befreien).
                           
                           Man klopft den Lein nicht mit dem Flegel; man hat ein Stuͤk Holz, welches zwei
                              und einen halben bis drei Zoll dik, mehr lang als breit ist und in einen großen
                              etwas gekruͤmmten Stok ausgeht. Man nennt dieses Instrument Klopfer (batte). Mit demselben quetscht man die Spize des Leins,
                              indem man ihn unter dem Fuße haͤlt und mit der Hand schlaͤgt. Nach
                              dieser Arbeit, wodurch der Lein ein Fuͤnftel von seinem Gewichte verliert,
                              schwingt man ihn, um den Samen von den Kapseln abzuscheiden. 2,075 Kilog.
                              Staͤngellein (so viel liefert im Durchschnitt ein Morgen) geben vier
                              Hectoliter Samen. Die Abfaͤlle, welche man beim Klopfen erhaͤlt, sind
                              eine vortreffliche Nahrung fuͤr die Wollenthiere und sogar fuͤr die
                              Hornthiere; sie entschaͤdigen fuͤr die Kosten des Klopfens. Man muß
                              sie nicht mit dem Abfall des Staͤngels verwechseln; lezteren nennt man
                              gewoͤhnlich Schaͤben (Acheln).
                           Wenn der Lein geklopft ist, muß man ihn roͤsten.Hr. Marcelin Bétillard sagt: das
                                    Roͤsten ist eine Operation, durch welche der gummig-harzige
                                    Bestandtheil, der den faserigen Theil mit dem holzigen vereinigt, in
                                    Gaͤhrung uͤbergeht, sich zersezt und den Faͤrbestoff
                                    des Leins mit sich reißt. Dieses Resultat wird man nie durch die Mechanik
                                    erzielen koͤnnen; es ist dieß eine rein chemische Operation, welche
                                    schwer zu vereinfachen und weniger ungesund zu machen ist. A. d. O. Man faͤngt damit an, eine Handvoll davon auf die andere zu legen, die
                              Wurzeln an jedem Ende nach Außen und wenn man so einen Buͤndel von
                              ungefaͤhr 4 Fuß Umfang gebildet hat, bindet man ihn an jedem Ende mit zwei
                              guten Baͤndern zusammen. Diese Buͤndel legt man in der Roͤste
                              gegen einander; sie werden alle Tage zu derselben Stunde umgekehrt bis man bemerkt,
                              daß der Lein hinreichend geroͤstet ist. Die Hauptsache ist, daß man sie zur
                              gehoͤrigen Zeit herausnimmt; man muß hiebei die Jahreszeit und die
                              Umstaͤnde und sogar den Gebrauch, wozu der Lein bestimmt ist,
                              beruͤksichtigen.
                           Wenn das Wasser kalt ist, laͤßt man den Lein laͤngere Zeit darin; wenn
                              es warm und die Witterung stuͤrmisch ist, geht das Roͤsten schneller.
                              Hierauf muß man wohl achten. Man wartet gewoͤhnlich so lange bis die Faser
                              sich leicht von einem Ende des Staͤngels bis zum anderen abloͤsen
                              laͤßt. Alsdann muß man aber eilen den Lein herauszunehmen und zu
                              doͤrren (troknen). Zu diesem Ende legt man ihn bei der Roͤste in
                              kleinen Haufen aus, welche auf dieselbe Art angeordnet werden, wie diejenigen auf
                              dem Felde nach der Ernte. Man kehrt diese kleinen Haufen oͤfters um und wenn
                              der Lein recht troken ist, bringt man ihn in Buͤndel. Diese Arbeit, ist sehr
                              umstaͤndlich und erfordert eine guͤnstige Witterung.
                           Die Roͤste ist eine Art kleinen Teiches, von ungefaͤhr 100 Fuß Laͤnge auf 30
                              Breite, welcher oft durch einen Fluß gespeist wird. Man braucht zum Roͤsten
                              ein Helles sich bestaͤndig erneuerndes Wasser, sonst wuͤrde der Lein
                              verderben; indessen muß der Strom schwach seyn, denn waͤre er stark, so
                              wuͤrde die Roͤstung nicht leicht von Statten gehen. Aus diesem Grunde
                              verrichtet man das Roͤsten selten in Fluͤssen.
                           Man bedient sich auch zum Roͤsten des Quellwassers; im Allgemeinen entfettet
                              es den Lein mehr, der in Folge hievon weniger wiegt und etwas an Staͤrke
                              verliert. Andererseits erhaͤlt er dadurch eine schoͤnere Farbe, das
                              heißt er wird weißer.
                           Nicht jedes Flußwasser leistet beim Roͤsten gleich gute Dienste. Man zieht das
                              Wasser der Oise demjenigen der Somme hiezu weit vor, obgleich lezteres viel Heller
                              ist.
                           Das Roͤsten mit Quellwasser geschieht in den Monaten Maͤrz, April, Mai,
                              September und October; es dauert ungefaͤhr zwanzig Tage. Die Roͤsten,
                              welche durch Flußwasser gespeist werden, benuzt man nur im Mai, Juni, Juli und
                              August; das Roͤsten geschieht darin in zehn Tagen.
                           Sobald der Lein gedoͤrrt ist, breitet man ihn sehr duͤnn auf kurzem
                              Grase aus; hier bleicht er; man kehrt ihn alle zwei oder drei Tage mit einer Stange
                              um; nach Verlauf von funfzehn Tagen oder drei Wochen, wenn er troken und weiß ist,
                              nimmt man ihn weg, bringt ihn in Buͤndel und traͤgt ihn auf den Boden
                              oder in die Scheune. In diesem Zustande hat er noch ein Fuͤnftel von seinem
                              Gewicht verloren, die Mause nagen ihn nicht mehr an und er verdirbt nicht mehr.
                           Die Flachsbrecher zahlen fuͤr eine Wiese von 42 Aren und 91 Centi-Aren,
                              die sie zum Bleichen des Ertrages von 4 Morgen brauchen, bis 150 Franken
                              jaͤhrlich Zins und dann ist sie oft noch von ihrer Roͤste entfernt,
                              was ihnen Transportkosten verursacht.
                           Das Doͤrren (Troknen) und Bleichen des Leins ist sehr umstaͤndlich und
                              schwierig; man hat es bisher nicht im Großen ausuͤben koͤnnen; und
                              dieß ist die Ursache, warum der Leinanbau keine Fortschritte machte, was ich
                              sogleich naͤher auseinandersezen werde.
                           Diese Operationen erfordern eine guͤnstige Witterung; der Arbeiter macht sich
                              daran sobald schoͤnes Wetter eintritt und muß die Arbeit fahren lassen sobald
                              Regen faͤllt: oft ist er kaum an der Stelle angelangt, wo die Arbeit
                              verrichtet werden soll, so muß er schon wieder nach Hause zuruͤkkehren; er
                              verliert so zum Nachthell des Flachsbrechers unnuͤzerweise seine Zeit; jener
                              muß daher Leute zu seiner Disposition haben, welche er je nach dem Wechsel der
                              Witterung rufen und zuruͤkschiken kann. Wenn sie guͤnstig ist, so muß
                              er ohne Verzug die
                              Haͤnde suchen deren er bedarf. Auf diese Art kann er wohl vier oder
                              fuͤnf Arbeiter zusammenbringen, welche sich aber seinen Befehlen nicht
                              fuͤgen wuͤrden, wenn er sie nicht gewoͤhnlich
                              beschaͤftigte; er kann sich aber nicht 20, viel weniger 100 verschaffen. Oft
                              muß er zu 12 gehen um 4 zu erhalten und bisweilen erleidet er sogar einen
                              betraͤchtlichen Verlust, weil er die noͤthigen Haͤnde nicht
                              finden kann; sein Lein wird nicht schnell genug weggenommen, der Regen welcher ihn
                              uͤberfaͤllt, haͤlt ihn viel laͤnger auf der Wiese
                              zuruͤk als es seyn sollte, er wird dadurch geschwaͤcht und wenn er zu
                              lange darauf bleibt, sogar verdorben. Aus diesem Grunde ist er genoͤthigt die
                              Quantitaͤt, welche er davon in Arbeit nimmt, zu beschraͤnken.
                           Die Kosten fuͤr das Roͤsten, Doͤrren und Bleichen muͤssen
                              vielleicht fuͤr 1660 Kilog. geklopften Staͤngellein (so viel gibt im
                              Durchschnitt ein Morgen Landes) folgendermaßen angesezt werden:
                           
                              
                                 Pacht der Wiese, wobei der Werth des Heues
                                    abgezogen ist
                                 20 Fr.
                                 
                              
                                 Handarbeit
                                 15  –
                                 
                              
                                 
                                 –––––
                                 
                              
                                 Summe
                                 35  –
                                 
                              
                           Die Flachsbrecher verwerthen eine Ernte von fuͤnf bis zwoͤlf Morgen je
                              nach ihren Mitteln, meistens von acht Morgen.
                           Der geroͤstete Lein muß nun gebrochen und geschwungen werden. Man
                              schlaͤgt ihn mit einem Blauel, einem mit einem Griffe versehenen Klopfholze
                              (welches demjenigen womit man den Leinsamen klopft, aͤhnlich, aber mit
                              Einschnitten versehen ist um die Operation zu erleichtern) auf einem flachen Brete
                              oder Kloze muͤrbe. Sodann reinigt man den Flachs noch mehr durch die Schwinge womit man die uͤber einen Blok gelegten
                              Staͤngel bearbeitet oder schwingt. Dadurch
                              faͤllt die Rinde zerbroͤkelt auf den Boden. Nach dieser Operation,
                              welche fuͤr das Kilog. Flachs auf 24 Cent. zu stehen kommt, vereinigt man den
                              Flachs in Buͤndel von 1 Kilog. 375 Grammen (2 3/4 Pfund). Von 1,000 Kilog.
                              geroͤstetem Lein bleiben, nachdem er durch das Brechen und Schwingen
                              gereinigt ist, nur noch 250 Kilog. oder der vierte Theil zuruͤk. 2,075 Kilog.
                              Lein (welches im Durchschnitt die Ernte eines Morgen ist) wurden also seit dem
                              Klopfen (Riffeln) nach und nach auf 1,660 Kilog., sodann durch das Roͤsten
                              auf 1,328 Kilog. reducirt und geben nur 332 Kilog. Flachs.
                           Ein Theil des Flachses reißt heim Brechen und faͤllt mit dem Bast ab: diese
                              beiden mit einander vermengten Substanzen werden durch Arbeiter getrennt, welche mit
                              den Abfaͤllen des Flachses, die ihnen die Leinenweber uͤberlassen,
                              einen groben Faden zur Verfertigung von Paktuch machen. Diese Arbeit wirft so wenig
                              Gewinn ab, daß man im groͤßten Elend seyn muß, wenn man sich mit ihr abgibt.
                              Bisweilen verwendet man die Schaͤben zur Papierfabrikation, haͤufiger aber werden sie
                              als Brennmaterial benuzt, in welcher Hinsicht sie den Beduͤrfnissen der
                              Flachsbrecher genuͤgen. Nachdem man sie angezuͤndet hat, muß man sie
                              bestaͤndig mit einem Schuͤrhaken umruͤhren, weit sie sonst
                              keine Flamme geben und erstiken wuͤrden; das Feuer derselben ist eben so
                              duͤster als schwer zu unterhalten. Viele Leute verwenden sie daher bloß
                              deßwegen, weil sie sie im Hause haben und wuͤrden sie nicht anwenden, wenn
                              sie sie auch noch so billig kaufen muͤßten.
                           In Folge von Verspaͤtungen, welche das Einbringen des Leinens bei dem
                              Flachsbrecher erleidet, wird er oft erst ein Jahr nach dem Ernten geroͤstet,
                              er wird dann erst im zweiten Jahre gebrochen und es vergeht fast immer das dritte,
                              ehe er als Flachs in den Handel gebracht wird, weil der Flachsbrecher selten
                              Gelegenheit hat, ihn sogleich nach dem Faconniren zu verkaufen.
                           Der (gebrochene und geschwungene) Flachs kostet im Durchschnitt 1 Fr. 25 Cent. per
                              Kilogramm.Vor zehn Jahren hatte er fast den doppelten Werth. A. d. O.
                              
                           
                              
                                 Die 332 Kil., welche der Flachsbrecher aus
                                    der  Ernte eines Morgen Landes erhaͤlt, geben also
                                 415 Fr.
                                 
                              
                                 Same, 4 Hectoliter á 15 Fr. 
                                   60  –
                                 
                              
                                 
                                 ––––––
                                 
                              
                                 Summe
                                 475 Fr.
                                 
                              
                           Unkosten.
                           
                              
                                 Einkauf bei dem Speculant
                                 250 Fr.
                                 
                                 
                                 
                              
                                 Ausreißen des Leins und zugehoͤrige
                                    Arbeiten
                                   20  –
                                 
                                 
                                 
                              
                                 Um ihn in Buͤndel zu bringen und auf
                                    oben angegebene Weise aufzuthuͤrmen
                                     5
                                     –
                                 
                                 
                                 
                              
                                 Fuͤr die Gange, welche wegen des
                                    Einkaufs, des Ausreißens und des Fuhrwerks gemacht werden
                                    muͤssen
                                   10  –
                                 
                                 
                                 
                              
                                 Fuhrlohn
                                   25  –
                                 
                                 
                                 
                              
                                 Roͤsten und zugehoͤrige
                                    Arbeiten
                                   35  –
                                 
                                 
                                 
                              
                                 Brechen und Schwingen
                                   80  –
                                 
                                 
                                 
                              
                                 
                                 –––––
                                 
                                 
                                 
                              
                                 
                                 425  –
                                 also
                                 425 Fr.
                                 
                              
                                 
                                 
                                 
                                 ––––––
                                 
                              
                                 
                                 
                                 Gewinn
                                   50  –
                                 
                              
                                 Multiplicirt man diese 50 Fr. mit 8, der
                                    Anzahl der Morgen, welche der Flachsbrecher verwerthet, so
                                    erhaͤlt man als Resultat 
                                 
                                 
                                 400 Fr.
                                 
                              
                           Hievon muß man abziehen.
                           
                              
                                 Interesse der Auslagen (2000 Fr.)
                                 100 Fr.
                                 
                                 
                                 
                              
                                 Kosten der Haushaltung
                                 300  –
                                 
                                 
                                 
                              
                                 
                                 –––––
                                 
                                 
                                 
                              
                                 Summe 
                                 400  –
                                 also
                                 400 Fr.
                                 
                              
                                 
                                 
                                 
                                 –––––
                                 
                              
                                 
                                 
                                 Gewinn
                                 000  –
                                 
                              
                           Offenbar kann daher der Flachsbrecher bei 300 Franken Haushaltungskosten nicht bestehen; da aber die
                              Leitung und Aufsicht seiner Arbeiten seine Zeit nur zum Theil in Anspruch nehmen, so
                              benuzt er die ihm uͤbrig bleibende als Arbeiter und der Gehalt, welchen er
                              als solcher einnimmt, dekt das Fehlende. Ehemals verschaffte ihm die Verarbeitung
                              von acht Morgen nach Abzug der Kosten seiner Haushaltung einen Gewinn von
                              beilaͤufig 1000 Franken. Heute zu Tage aber hat er Muͤhe sich durch
                              sein Geschaͤft seinen Lebensunterhalt zu verschaffen; er muß selbst einen
                              Theil seines Leins brechen, was eine der muͤhseligsten Arbeiten ist, und ist
                              daher in keiner gluͤklichen Lage.
                           
                        
                           Ueber den Commissionaͤr.
                           Ehe der Lein zum Verspinnen kommt, geht er durch die Haͤnde eines
                              Commissionaͤrs, welchem er, wohl verstanden, einen Gewinn laͤßt. Der
                              Commissionaͤr dient als Mittelsperson zwischen dem Flachsbrecher und dem
                              Fabrikanten, welcher ihn mit Maschinen verspinnt oder anderen Personen, welche fern
                              von den Gegenden wo Lein gebaut wird, auf den Detailverkauf an die Spinnerinnen
                              speculiren. Er kauft ihn dem Flachsbrecher ab, besorgt das Verpaken und die
                              Expedition; man gibt ihm mehr oder weniger Procente vom Werthe der Waare, je nachdem
                              er die Zeit der Bezahlung festsezt. Erfolgt sie sogleich, so
                              uͤberlaͤßt man ihm in Allem nur 3%. Wenn er jaͤhrlich 15,000
                              Kilogrammen kein zu dem angegebenen Preise von 1 Fr. 25 Cent. kauft, so gewinnt er
                              562 Fr. 50 Cent.     562 Fr. 50 C.
                           Hievon muß man abziehen.
                           
                              
                                 Emballirungskosten, Gaͤnge und
                                    Trinkgelder
                                 162 Fr. 50 C.
                                 
                                 
                              
                                 Kosten der Haushaltung
                                 200  –   –
                                      –
                                 
                                 
                              
                                 
                                 –––––––––––
                                 
                                 
                              
                                 Summe
                                 362 – 50 –
                                 362 Fr. 50 C.
                                 
                              
                                 
                                 
                                 –––––––––––
                                 
                              
                                 
                                 Reiner Gewinn
                                 200  –   –
                                      –
                                 
                              
                           Wenige Personen beschaͤftigen sich ausschließlich mit dem Ankauf von Lein.
                              Fast alle Commissionaͤre sind zugleich was wir mit Speculant und
                              Flachsbrecher bezeichneten: aus diesem Grunde habe ich zu den Kosten der Haushaltung
                              nur einen Theil der Summe gerechnet, welchen sie zur Bestreitung ihrer
                              Beduͤrfnisse brauchen.
                           
                        
                           Ueber das Spinnen.
                           Ehe wir von dem Spinnen mit der Hand reden, muͤssen wir die Vortheile und
                              Nachtheile der Spinnmaschinen auseinandersezen.
                           Die Spinnerinn hechelt den Lein vor dem Verspinnen; sie
                              zieht ihn naͤmlich zuerst durch groͤbere, etwas weiter von einander
                              entfernte, und dann durch feinere eiserne Hechelzahne. Durch diese Operation
                              verliert der Lein sein Gummi; die Faͤden, welche es zusammenklebte, theilen
                              sich. Dabei bleibt ein Theil des Flachses in den Zaͤhnen der Hechel zuruͤk, welchen
                              man Werg oder Hede nennt. Das
                              Werg betraͤgt nur neun Zehntel vom Abfalle des Hechelns, so daß ein Zehntel
                              fuͤr Dunst und Staub bleibt.
                           Eine gute Spinnerinn braucht fuͤnf Tage um ein Kilogramm Faden zu machen,
                              welcher 24,000 Meter lang ist; sie nimmt dazu 1143 Grammen Flachs.
                           
                              
                                 Der Faden traͤgt ihr ein
                                 3
                                 65
                                 
                              
                                 Außerdem erhaͤlt sie Werg (129
                                    Grammen), wovon sie das Kilogr. zu 40 Cent, verkauft 
                                 0
                                 05
                                 
                              
                                 
                                 –––
                                 –––
                                 
                              
                                 Summe 
                                 3
                                 70
                                 
                              
                                 Der Flachs kostet sie 1 Frank. 35 Cent. per Kilogr.Der
                                                   Flachsbrecher verkauft den Flachs125Commission, Transport
                                                   und Gewinnbeim Detailverkauf – 10–––––Gleiche Summe135
                                    
                                 1
                                 65
                                 
                              
                                 
                                 –––
                                 –––
                                 
                              
                                 Sie gewinnt folglich in 5 TagenWenn also der Faden mit der Hand gesponnen wird, so kommt das
                                          Kilogramm N. 24,000 Meter, auf 2 Fr. 15
                                          Ct. zu stehen.
                                    
                                 2
                                 15
                                 
                              
                                 Und taͤglich
                                 0
                                 43
                                 
                              
                           Die Spinnmaschinen sind nach verschiedenen Systemen gebaut und geben
                              verschiedenartige Resultate. Bei einigen hat man wenig Abgang; aber sie liefern
                              einen Faden, welcher nicht gleich ist und nicht vortheilhaft zur Leinwandfabrikation
                              verwandt werden kann, weil er schwer zu weben ist und uͤberdieß die groben
                              Stellen, welche das Gewebe erhaͤlt, demselben sehr viel an seinem Werth
                              benehmen. Mit diesen Maschinen kann man keine große Feinheit erreichen; man bekommt
                              hoͤchstens einen Faden, wovon das Kilogramm 30,000 Meter lang ist und selbst
                              dann muß man noch den feinsten Urstoff anwenden.
                           Wenn man mit den anderen bei gleicher Feinheit etwas mehr Flachs verliert, so
                              erhaͤlt man wenigstens einen gleichfoͤrmigeren Faden. Der Weber zieht
                              ihn dem mit der Hand gesponnenen vor, weil er weniger rauh und gewundener ist und er
                              ihn zur Bearbeitung nicht zu schlichten braucht; er erhaͤlt damit eine sehr
                              schoͤne Leinewand. Mit diesen Maschinen kann man einen so feinen Faden
                              erzielen, daß das Kilogramm davon 60,000 Meter lang ist; sie erfordern meistens mehr
                              Handarbeit und da man mit ihnen einerseits mehr Unkosten und andererseits mehr
                              Abfall hat, so kommt der Faden theurer zu stehen. Indessen befindet man sich mit
                              ihnen doch besser als mit jenen, weil es besser ist eine Waare zu besizen welche
                              mehr kostet und leichter zu verkaufen ist als eine die weniger kostet, aber deren
                              man sich nur mit Muͤhe entledigen kann.
                           Vor Allem muß man den Flachs hecheln.Was das Hecheln mit Maschinen betrifft, so glaube ich, daß es sich nie mit
                                    Vortheil wird ausfuͤhren lassen, weil man durch den groͤßeren
                                    Abfall, welcher eine nothwendige Folge davon waͤre,
                                    auch im guͤnstigsten Falle weit mehr verlieren muͤßte, als man
                                    durch Ersparung an Handarbeit gewinnt; ich theile in dieser Hinsicht ganz
                                    die Meinung des Hrn. Marcellin Vétillard,
                                    welcher sagt: „Das Hecheln hat bei dem (gebrochenen) Flachs und
                                       Hanf noch einen anderen Zwek als das Krempeln bei der Baumwolle; es soll
                                       sie in feine und zarte Theile zertheilen und so jene Fasern erzeugen,
                                       welche in der Baumwolle ganz gebildet sind. Diese Operation erfordert
                                       viel Geschiklichkeit; die Bewegungen der Hand und des Flachses auf der
                                       Hechel muͤssen durch Einsicht und diese selbst wieder durch das
                                       Gefuͤhl des Arbeiters geleitet werden; bisweilen bringt er ihn
                                       von der Hechel hinweg, oͤffnet und zertheilt ihn, manchmal
                                       hingegen zieht er ihn rasch oͤfters hinter einander hindurch.
                                       Eine Maschine, deren Bewegung fuͤr eine große Anzahl von
                                       Buͤndeln gleichfoͤrmig waͤre, wuͤrde die
                                       einen zu schnell und die anderen zu langsam fuͤhren; man wurde
                                       dadurch ohne Zweifel einen sehr schoͤnen Flachs erhalten, aber
                                       ohne Vergleich weniger als durch das Hecheln mit der Hand.“
                                    A. d. O. Zum Spinnen mit Maschinen verfeinert man ihn viel mehr als zum Spinnen mit der Hand,
                              daher man auch mehr Abgang hat. Von einem Kilogramm bleiben gewoͤhnlich, wenn
                              man daraus Faden von N. 24,000 machen will, nur 700
                              Grammen; die 270 Grammen Werg sind dann aber auch viel schoͤner, viel
                              gesuchter und folglich auch mehr werth; man bezahlt gewoͤhnlich 60 C.
                              fuͤr das Kilogr.
                           Wenn der Flachs gehechelt ist, macht man daraus kleine Buͤndel und dreht sie,
                              damit sie beim Aufeinanderlegen sich nicht verwirren; man pakt sie dann in Kisten
                              von weißem Holze, welche außen mit grobem grauem Papier verklebt werden.
                           Zum Spinnen nimmt man den Flachs aus den Kisten, legt ein Buͤndelchen in einen
                              engen sehr langen Trog und druͤkt auf das eine Ende, zieht ihn mit der Hand
                              am anderen Ende auf die doppelte Laͤnge aus, legt dann auf dieses leztere
                              Ende das Ende eines zweiten Buͤndelchens und so fort und bildet auf diese Art
                              eine Straͤhne. Diese Operation nennt man Streken (tendage). Die Geschiklichkeit des Arbeiters besteht dabei darin, die
                              Straͤhne moͤglichst gleichfoͤrmig zu machen.
                           Hierauf bringt man den Flachs auf die sogenannte erste
                                 Zubereitungsmaschine (métier de
                                 premiére préparation), welche daraus große Baͤnder
                              macht. Er wird befeuchter oder auch nicht, je nach dem System der Mechaniker:
                              gewoͤhnlich geben die Zubereitungen in der Kuͤhle ein
                              schoͤneres Product; so geschehen sie nach dem System des Hrn. Lasgorseix, auf welches sich meine Bemerkungen beziehen.
                              Hierauf kommt der Flachs auf die zweite
                                 Zubereitungsmaschine (métier de seconds
                                 préparation), welche daraus viel kleinere Baͤnder macht; von
                              da kommt er auf die Spinnmaschinen (métiers
                                 fileurs). Nach dem Spinnen nimmt man zwei Mal nach einander ein Abhaspeln
                              vor; die Arbeiterinnen reißen dabei den Faden an den Stellen, wo er zu dik ist ab
                              und verbinden ihn wieder. Da dieser Faden stark befeuchtet worden ist, so ist er
                              sehr starr; um ihn weich
                              zu machen, spuͤlt man ihn in lauwarmem Wasser aus, welches ein wenig
                              gruͤne Seife enthaͤlt.
                           Ein vollstaͤndiges Assortiment besteht aus zwei Maschinen zur ersten und zwei
                              zur zweiten Zubereitung, zehn Spinnmaschinen und vier Apparaten zum Abhaspeln. Es
                              kostet 22,000 Fr. Die Spinnmaschinen fuͤhren acht und vierzig Spindeln. Gut
                              geleitet geben sie in zwoͤlf Stunden 3 1/2 Kilogr. Faden, wovon das Kilogr.
                              24,000 Meter mißt und mit 3 Fr. 50 Ct. bezahlt wird. Bei der Arbeit erhaͤlt
                              man 12 Procent Abfall. (Hr. Lasgorseix garantirt
                              gewoͤhnlich daß der Abfall nicht uͤber 10 Procent
                              betraͤgt.)
                           Die taͤglichen Auslagen und die Herstellung einer Manufactur mit zwei
                              Assortimens in einem Dorfe wo die Handarbeit wohlfeil ist, und die durch Wasser
                              getrieben wird, lassen sich folgendermaßen festsezen:
                           Taͤgliche Ausgaben.
                           §. 1. Urstoff.
                           Zwanzig Spinnmaschinen wuͤrden jeden Tag 70 Kilogr. Faden von 24,000 Meter,
                              naͤmlich jede 3 1/2 Kilogr. geben. Man wuͤrde alsdann 79 Kilogr. 500
                              Grammen gehechelten Flachs anwenden, welche selbst 113 Kilogr. 580 Cr. (gebrochenen
                              und geschwungenen) Flachs erfordern wuͤrden. Der Ankauf dieses Flachses
                              kaͤme, das Kilogr. zu 1 Fr. 25 Cent., auf
                           
                              
                                 
                                 
                                 142 Fr.
                                  –   C.
                                 
                              
                                 Commission und Transportkosten
                                 
                                     7
                                     –
                                 10  –
                                 
                              
                                 
                                 
                                 –––––––––––
                                 
                              
                                 
                                 Summe
                                 149  – 
                                 10  –
                                 
                              
                                 Da man aber fuͤr Werg
                                    erhielte
                                 
                                   18  –
                                 36  –
                                 
                              
                                 
                                 
                                 –––––––––––
                                 
                              
                                 So rechne ich bloß 
                                 
                                 130  –
                                 74  –
                                 
                              
                           §. 2. Handarbeit.
                           
                              
                                 Hecheln
                                   8
                                 
                                 
                                 
                                 
                              
                                 Erste Zubereitung: acht Arbeiterinnen,
                                    wovon jede 70 Ct., und vier Kinder, wovon jedes 50 Ct.
                                    erhaͤlt.
                                   7
                                 60
                                 
                                 
                                 
                              
                                 Zweite Zubereitung: vier Arbeiterinnen und
                                    vier Kinder
                                   4
                                 80
                                 
                                 
                                 
                              
                                 Spinnmaschinen: zwanzig Arbeiterinnen 
                                 14 
                                  –
                                 
                                 
                                 
                              
                                 Erstes Abhaspeln: sechs
                                    Arbeiterinnen
                                   4
                                 20
                                 
                                 
                                 
                              
                                 Zweites Abhaspeln: zwei
                                    Arbeiterinnen
                                   1
                                 40
                                 
                                 
                                 
                              
                                 Waͤgen, Zuschneiden,
                                    Ausspuͤlen, Troknen und Verpaken: sechs Arbeiterinnen
                                   4
                                 20
                                 
                                 
                                 
                              
                                 
                                 –––
                                 –––
                                 
                                 
                                 
                              
                                 SummeDiese 44 Fr. 20 Cent. auf die 70 Kilogr. Garn vertheilt, geben
                                          fuͤr jedes Kilogr. 63 Cent. Wir haben gesehen, daß bei dem
                                          Spinnen mit der Hand, die Handarbeit auf 2 Fr. 15 Cent. fuͤr
                                          das Kilogr. zu stehen kommt. A. d. O.
                                    
                                 44
                                 20
                                 44
                                   20
                                 
                              
                           
                           §. 3. Allgemeine Kosten.
                           
                              
                                 Ein Mechaniker zur Direction der Maschinen 
                                 10
                                  –
                                 
                                 
                                 
                              
                                 Ein Hausmeister 
                                   1
                                 65
                                 
                                 
                                 
                              
                                 Ein Ausgaͤnger 
                                   1
                                 45
                                 
                                 
                                 
                              
                                 Beleuchtung: sie dauert nur einen Theil des
                                    Jahres 
                                   6
                                  –
                                 
                                 
                                 
                              
                                 Heizung: deßgleichen 
                                   6
                                  –
                                 
                                 
                                 
                              
                                 Unterhaltung und Abnuzung der Maschinen und
                                    des Zugehoͤrs 
                                 12
                                  –
                                 
                                 
                                 
                              
                                 
                                 –––
                                 –––
                                 ––––––
                                 
                              
                                 Summe 
                                 37
                                 10
                                   37
                                 10
                                 
                              
                                 
                                 
                                 
                                 ––––––
                                 
                              
                                 
                                 Gesammtbetrag
                                 212
                                 04
                                 
                              
                           Capital zur Errichtung und zum Betrieb der
                                 Manufactur.
                           
                              
                                 Ankauf der Maschinen
                                   44,000 
                                 
                              
                                 Ein Gebaͤude von zwei Stokwerken, 80
                                    Fuß lang und 30 breit
                                   24,000
                                 
                              
                                 Hydraulische Triebkraft von der Kraft von
                                    fuͤnf PferdenDie Kraft von vier Pferden wuͤrde hinreichen. A. d. O.
                                    
                                   20,000 
                                 
                              
                                 Triebraͤder und Zugehoͤr 
                                     6,000
                                 
                              
                                 Fabrikationscapital 
                                   56,000
                                 
                              
                                 
                                 –––––––
                                 
                              
                                 Summe
                                 150,000
                                 
                              
                           Das Resultat welches der Flachsspinner erhaͤlt, kann alsdann folgendermaßen
                              festgesezt werden:
                           
                              
                                 Er macht jeden Tag 70 Kil. Garn von 24,000
                                    Meter, welche ihm das Kilogr. zu 3 Fr. 65 C. gerechnet, abwerfen
                                 
                                 255
                                 50
                                 
                              
                                 Er gibt aber nur aus
                                 
                                 212
                                 04
                                 
                              
                                 
                                 
                                 ––––––
                                 
                              
                                 Es bleibt ihm folglich ein Gewinn
                                    von
                                 
                                   43
                                 46
                                 
                              
                                 Dieser Gewinn mit den 300 Tagen, welche er
                                    im Jahre arbeiten lassen kann, multiplicirt, geben ein Resultat
                                    von
                                 13,038
                                 
                                 
                                 
                              
                           Hievon muß man abziehen.
                           
                              
                                 Interesse des zur Errichtung der Manufactur
                                    angewandten Capitales 
                                   7,500 
                                 
                                 
                              
                                 Kosten der Haushaltung
                                   3,000
                                 
                                 
                              
                                 Commissions-Auslagen fuͤr den
                                    Verkauf des Garns 
                                   2,538
                                 
                                 
                              
                                 
                                 ––––––
                                 
                                 
                              
                                 Summe 
                                 13,038 
                                 13,038
                                 
                              
                                 
                                 
                                 ––––––
                                 
                              
                                 
                                 Gewinn
                                 00,000
                                 
                              
                           Der durch Maschinen gesponnene Faden ist dichter als der mit der Hand gesponnene, das
                              heißt er enthaͤlt mehr Substanz: bei gleicher Feinheit und gleichem Gewicht
                              gibt er weniger Leinewand; bei gleicher Laͤnge gibt er eine schoͤnere
                              Leinewand. Der groͤßere Abfall an Urstoff wird also durch die bessere
                              Qualitaͤt des Productes ausgeglichen.
                           Wenn ein Capitalist nur die Kosten der Handarbeit bei beiden Methoden den Flachs zu
                              spinnen, mit einander vergleichen wuͤrde, so muͤßte er glauben, daß
                              das Spinnen mit Maschinen betraͤchtliche Vortheile darbietet. Es findet
                              naͤmlich in dieser Hinsicht ein sehr großer Unterschied Statt; einerseits
                              kommt ein Faden von 24,000 Meter auf 2 Fr. 15 Cent. und andererseits nur auf 63 Cent
                              zu stehen. Wollte er aber durch diese Idee verfuͤhrt, ein Etablissement
                              errichten, so muͤßte er bald seinen Irrthum einsehen: die Erfahrung
                              wuͤrde ihn lehren, daß der groͤßere Abfall an Urstoff beim Hecheln,
                              der Abfall beim Spinnen und das Interesse des zur Errichtung und zum Betrieb des
                              Etablissements aufgewandten Capitales zusammengenommen, die Differenz bei der
                              Handarbeit fast ganz ausgleichen; soll er seine Manufactur in Gang erhalten
                              koͤnnen, so muß er den Flachs sehr gut kennen, damit er nicht durch die
                              Treulosigkeit der Commissionaͤre betrogen wird, sein Etablissement muß die
                              oben angegebenen Bedingungen vereinigen, er muß es zwekmaͤßig leiten und so
                              aufmerksam seyn, daß ihm unmoͤglich Flachs oder Garn entwendet werden
                              koͤnnen: ohne dieses wuͤrde er unfehlbar in sehr kurzer Zeit den
                              groͤßten Theil seines Capitales verlieren. Da ein Etablissement dieser Art
                              auf dem Lande und durch Wasserkraft betrieben, wie wir oben gesehen haben, keinen
                              Gewinn abwirft, so wird man gewiß Verlust haben muͤssen, wenn man es in einer
                              Stadt, wo die Handarbeit 50% mehr kostet, errichten, durch Dampf bewegen und durch
                              eine Person dirigiren lassen wollte, welche sich beim Ankauf des Flachses auf die
                              Commissionaͤre verlassen muͤßte. Dieser Verlust kann fuͤr jeden
                              Tag, wo gearbeitet wird, folgendermaßen festgesezt werden:
                           
                              
                                 Fuͤr Handarbeit muß man mehr
                                    bezahlen
                                 22 Fr.
                                 
                              
                                 Deßgleichen fuͤr allgemeine
                                    Kosten
                                 10  –
                                 
                              
                                 Deßgleichen fuͤr den Urstoff
                                 14  –
                                 
                              
                                 Kohle 
                                 12  –
                                 
                              
                                 
                                 –––––
                                 
                              
                                 Summe
                                 58  –
                                 
                              
                           Der Verlust des Spinners waͤre noch bei weitem betraͤchtlicher, wenn er
                              sein Geschaͤft nicht gehoͤrig leiten wuͤrde und nicht
                              aufmerksam genug waͤre, um jede Entwendung von Garn und Flachs zu
                              verhuͤten.
                           
                        
                           Ueber das Weben.
                           Der Weber spult das Garn und schießt es ein, er zettelt es, bereitet die Kette zu,
                              besteigt den Webstuhl und arbeitet mit dem Schiffchen.
                           
                           Je feiner das Garn ist, desto mehr Faͤden kommen in die Breite der Leinewand.
                              Ihre Anzahl theilt man in Gaͤnge (comptes); jeder
                              Gang (compte) besteht aus 50 Faͤden. Der
                              Leinenweber rechnet in dieser Hinsicht weder wie der Linonweber, noch wie der
                              Baumwollenweber.
                           Wenn man von Gaͤngen (comptes) spricht, so sezt
                              man immer voraus, daß die Leinewand eine Elle breit ist. Wenn sie schmaler ist,
                              enthaͤlt sie nicht die Anzahl von Faͤden, welche die Ziffer der
                              Gaͤnge ausdruͤkt, aus welchen man sie bestehend angibt, sondern nur
                              eine mit ihrer Breite im Verhaͤltniß stehende Anzahl von Faͤden, so
                              daß die Kette einer Leinewand von zwoͤlf Gaͤngen zu 2/3 Breite,
                              anstatt aus 600 Faͤden zu bestehen, davon in der That nur 2/3,
                              naͤmlich 400, enthaͤlt. Ein auf der Maschine gesponnener Faden, wovon
                              das Kilogr. 5,000 Meter mißt, wird in zwoͤlf Gaͤnge gebracht, und man
                              fuͤgt fuͤr jede Zunahme um 834 Meter an Laͤnge, einen Gang zu.
                              Je feiner der Faden ist, desto mehr Leinewand gibt er und desto mehr Werth hat auch
                              das Gewebe; das Product nimmt mit jedem Gange um eine Neuntels-Elle und sein
                              Werth um ein Dreißigstel zu. Folgende Tabelle zeigt nach den so eben angegebenen
                              Verhaͤltnissen, in welche Anzahl von Gaͤngen man den auf der Maschine
                              gesponnenen Faden von N. 5,000 bis N. 30,000 Meter im Kilogr., bringen muß; ferner die
                              Menge von Leinewand, welche man daraus erhalten muß, und den Werth derselben in den
                              Haͤnden des Webers, alles in der Voraussezung berechnet, daß die Arbeit auf
                              die zwekmaͤßigste Weise ausgefuͤhrt worden ist.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 40, S. 122
                              Feinheit des Fadens; Anzahl der
                                 Meter im Kilogr.; Anzahl der Gaͤnge; Sie nimmt um eine Zahl zu, wenn die
                                 Laͤnge des Fadens um 834 Meter zugenommen hat; Menge der Leinewand von
                                 2/3 Breite; Sie nimmt mit jeder Zahl um eine Neuntels-Elle zu; Preis der
                                 Elle; Er nimmt um ein Dreißigstel mit jedem Gange zu; Fr.
                              
                           
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 40, S. 123
                              Feinheit des Fadens; Anzahl der
                                 Meter im Kilogr.; Anzahl der Gaͤnge; Sie nimmt um eine Zahl zu, wenn die
                                 Laͤnge des Fadens um 834 Meter zugenommen hat; Menge der Leinewand von
                                 2/3 Breite; Sie nimmt mit jeder Zahl um eine Neuntels-Elle zu; Preis der
                                 Elle; Er nimmt um ein Dreißigstel mit jedem Gange zu; Fr.
                              
                           
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 40, S. 124
                              Feinheit des Fadens; Anzahl der
                                 Meter im Kilogr.; Anzahl der Gaͤnge; Sie nimmt um eine Zahl zu, wenn die
                                 Laͤnge des Fadens um 834 Meter zugenommen hat; Menge der Leinewand von
                                 2/3 Breite; Sie nimmt mit jeder Zahl um eine Neuntels-Elle zu; Preis der
                                 Elle; Er nimmt um ein Dreißigstel mit jedem Gange zu; Fr.
                              
                           Jedes Stuͤk Leinewand enthaͤlt 40 bis 50 Ellen. Der Webermeister zahlt
                              gewoͤhnlich seine Arbeiter nach der Elle. Er gibt ihnen 55 Ct. fuͤr
                              eine Leinewand von 35 Gaͤngen zu 2/3 Breite; jeder macht taͤglich 2
                              1/4 Ellen und erhaͤlt daher 1 Fr. 25 Ct. Lohn. Wer zehn Arbeiter
                              beschaͤftigt, fabricirt daher taͤglich 22 1/2 Ellen von obiger Anzahl
                              der Gaͤnge und Breite. Seine Einnahme und Auslage stellen sich dann
                              folgendermaßen:
                           Einnahme.
                           
                              
                                 Er verkauft seine Leinewand zu 1
                                    Fr. 70 Ct. die Elle und erhaͤlt
                                 
                              
                                 daher fuͤr die 22 1/2 Ellen
                                 38
                                   25
                                 
                              
                           Auslage.
                           
                              
                                 Zu den 22 1/2 Ellen Leinewand braucht er 4
                                    Kil. 940 Grammen Garn, welches ihn 18 Fr. kostet, naͤmlich das
                                    Kil. 3 Fr. 65 Ct. 
                                 18
                                 –
                                 
                                 
                                 
                              
                                 Lohn fuͤr den Arbeiter 
                                 12
                                 38
                                 
                                 
                                 
                              
                                 Spulen, Zetteln und Eintragen 
                                   4
                                 50 
                                 
                                 
                                 
                              
                                 Unterhaltung der Webstuͤhle u.
                                    Geraͤthschaften: Miethe fuͤr den Plaz
                                   1
                                 10 
                                 
                                 
                                 
                              
                                 Unkosten beim Ankauf des Garns und Verkauf
                                    der Leinewand 
                                  –
                                 37
                                 
                                 
                                 
                              
                                 
                                 ––––––––––
                                 
                                 
                                 
                              
                                 Summe 
                                 36
                                 35
                                   36
                                 35
                                 
                              
                                 
                                 
                                 
                                 ––––––––––
                                 
                              
                                 Taͤglicher Gewinn 
                                 
                                 
                                 190
                                  –
                                 
                              
                                 Multiplicirt man diesen Gewinn mit 300, der
                                    Anzahl Tage, welche man im Jahre kann arbeiten lassen, so findet man
                                    ein Resultat von 
                                 
                                 
                                 570
                                 
                                 
                              
                           
                           Hievon muß man abziehen.
                           
                              
                                 Interesse des Capitales, welches sich
                                    wenigstens auf 1500 Fr. belaufen muß
                                   75
                                 
                                 
                              
                                 Kosten der Haushaltung
                                 495
                                 
                                 
                              
                                 
                                 ––––
                                 
                                 
                              
                                 Summe
                                 570
                                 570
                                 
                              
                                 
                                 
                                 ––––
                                 
                              
                                 
                                 Reiner Gewinn
                                 000
                                 
                              
                           
                        
                           Ueber den Commissionaͤr.
                           Der Commissionaͤr geht zu den Webern und besucht die Maͤrkte; er kauft
                              die Leinewand ein und verkauft sie an die Großhaͤndler. Man zahlt ihm 3
                              Procent uͤber seinen Ankauf, wenn man ihm denselben unmittelbar
                              verguͤtet. Wenn er fuͤr 100,000 Fr. jaͤhrlich Geschaͤfte
                              macht, so erhaͤlt er also 3,000 Fr. Reisekosten und vergebliche Ausgaben
                              belaufen sich aber auf 
                           
                              
                                 
                                    600
                                 
                                 
                              
                                 Emballirungskosten
                                 1,000
                                 
                                 
                              
                                 
                                 –––––
                                 
                                 
                              
                                 Zusammen
                                 1,600
                                 1,600
                                 
                              
                                 Es bleibt ihm daher noch ein Gewinn
                                    von
                                 
                                 1,400
                                 
                              
                           Hievon muß man abziehen.
                           
                              
                                 Interesse des Capitales 
                                    400
                                 
                                 
                              
                                 Kosten der Haushaltung 
                                 1,400
                                 
                                 
                              
                                 
                                 –––––
                                 
                                 
                              
                                 
                                 1,400
                                 1,400
                                 
                              
                                 
                                 
                                 –––––
                                 
                              
                                 
                                 Reiner Gewinn
                                 0,000
                                 
                              
                           Bei Angabe des Preises der Leinewand habe ich auch sogleich den Nachlaß
                              beruͤksichtigt, welchen die Weber dem Commissionaͤr auf das Ellenmaß
                              zu machen pflegen.
                           
                        
                           Ueber den Großhaͤndler.
                           Der Großhaͤndler kauft die Leinewand von den Commissionaͤren auf. Er
                              laͤßt sie bleichen und verkauft sie dann an die Kleinhaͤndler, mit
                              welchen er bisweilen direct, meistens aber durch reisende Commis seine
                              Geschaͤfte macht. Da das Bleichen viel Zeit erfordert und im Winter nicht
                              vorgenommen werden kann, so kann man annehmen, daß sie dieselben im Durchschnitt
                              erst sechs Monate nach dem Empfang in den Handel bringen. Sie verkaufen auf drei
                              Monat Zeit und werden nach Ablauf derselben oft noch in Wechseln bezahlt, welche
                              erst in 90 Tagen und noch spaͤter faͤllig sind, so daß sie oft erst
                              nach Verlauf eines Jahres zu ihren Vorschuͤssen kommen wuͤrden, wenn
                              sie die Wechsel, welche sie empfangen, nicht in Umlauf brachten. Ich will nun
                              angeben, wie hoch sie eine Elle Leinewand zu stehen kommt und wie viel sie
                              dafuͤr erhalten; ich lege dabei eine Leinewand von 30 Gaͤngen zu 2/3
                              Breite zu Grunde.
                           
                              
                                 Sie verkaufen diese Leinewand
                                    fuͤr
                                 
                                 2    05
                                 
                              
                                 
                                    
                                    
                                 
                              
                                 
                                 Auslagen.
                                 
                                 
                              
                                   1)
                                 Ankauf
                                 1450
                                 
                                 
                              
                                   2)
                                 Commission 
                                 1044
                                 
                                 
                              
                                   3)
                                 Transport von der Wohnung des Commissionaͤrs
                                    in das Magazin: gewoͤhnlich 
                                 1010
                                 
                                 
                              
                                   4)
                                 Auspaken 
                                 1005
                                 
                                 
                              
                                   5)
                                 Kosten fuͤr Buchhaltung etc. beim Ankauf 
                                 1011
                                 
                                 
                              
                                   6)
                                 Bleichen: fuͤr die Zweke der Haushaltungen 
                                 1200
                                 
                                 
                              
                                   7)
                                 Reisekosten 
                                 1050
                                 
                                 
                              
                                   8)
                                 Kosten fuͤr Buchhaltung etc. beim Verkauf 
                                 1020
                                 
                                 
                              
                                   9)
                                 Einpaken
                                 1010
                                 
                                 
                              
                                 10)
                                 Verlust durch Bankerotte 
                                 1050
                                 
                                 
                              
                                 
                                 
                                 –––––
                                 
                                 
                              
                                 
                                 Summe 
                                 1850
                                 1    85
                                 
                              
                                 
                                 
                                 
                                 –––––
                                 
                              
                                 
                                 
                                 Differenz
                                  –   20
                                 
                              
                           Diese Differenz, welche nahe 10 Procent des Werthes der Leinewand so wie sie die
                              Großhaͤndler verkaufen, entspricht, ergibt fuͤr einen solchen, wenn er
                              fuͤr 400,000 Fr. jaͤhrlich Geschaͤfte macht, als Resultat
                                   40,000
                           Hievon muß man abziehen.
                           
                              
                                 Interesse des Capitales und Disconto
                                 20,000
                                 
                                 
                              
                                 Kosten der Haushaltung 
                                 10,000
                                 
                                 
                              
                                 
                                 ––––––
                                 
                                 
                              
                                 Summe
                                 30,000
                                 30,000
                                 
                              
                                 
                                 
                                 ––––––
                                 
                              
                                 
                                 Reiner Gewinn
                                 10,000
                                 
                              
                           
                        
                           Ueber den Bleicher.
                           Der Bleicher holt die Leinewand theils bei den Großhaͤndlern, theils bei
                              Privatpersonen ab und bringt sie ihnen dann wieder zuruͤk. Die erste
                              Operation beim Bleichen besteht darin, daß man die Leinewand nach ihrer Feinheit und
                              der Nuͤance ihrer Farbe sortirt. Hierauf weicht man sie mit Rokenmehl oder
                              Rokenkleie in lauwarmes Flußwasser ein, waͤscht sie dann in fließendem Wasser
                              aus und walkt sie. In manchen Etablissemens wird das Auswaschen mit
                              Waschraͤdern verrichtet. Nach dem Einweichen und Auswaschen legt man sie auf
                              den Bleichplan aus und begießt sie haͤufig; man nimmt sie dann vom
                              Bleichplan, um sie zu laugen. Nach 15 oder 16stuͤndigem Laugen bringt man sie
                              wieder auf den Bleichplan und wiederholt diese Operationen so lange, bis die
                              Leinewand die gewuͤnschte Weiße erhalten hat. Dieß dauert 15 Tage bis 3
                              Wochen. Wenn die Leinewand hinreichend gelaugt ist, seift man sie und blaͤut
                              sodann. Endlich wird sie getroknet und damit sind die Arbeiten des Bleichens
                              fuͤr die Zweke der Haushaltungen beendigt. Man zahlt hiefuͤr dem Bleicher
                           
                              
                                 
                                 200
                                 
                              
                                 An Orten wo die Handarbeit wohlfeil ist
                                    kommt das Bleichen einer Elle Leinewand den Bleicher mit Inbegriff des
                                    Transportes um sie abholen und wieder zuruͤkbringen zu lassen,
                                    der Kosten der Buchhaltung, dem Interesse des Capitales und der Kosten
                                    seiner Haushaltung zu stehen auf
                                 125
                                 
                              
                                 
                                 ––––
                                 
                              
                                 Reiner Gewinn an der Elle
                                 075
                                 
                              
                           Ich halte es fuͤr unnuͤz noch von dem
                              Kleinhaͤndler zu sprechen.
                           
                        
                           Ueber die Schwierigkeiten, welche der Anbau des Leinens im
                                 Großen darbietet und Vorschlaͤge um sie zu beseitigen.
                           Der Anbau des Leins auf einem Boden, welcher fuͤr ihn geeignet ist, wirft ohne
                              Widerspruch mehr Gewinn ab als derjenige der meisten anderen Pflanzen; und die
                              Akerleute wuͤrden sich daher auch gewiß mehr damit abgeben, wenn sie nicht
                              Gefahr liefen durch Trokniß die Ernte ganz oder zum Theil zu verlieren, was sie
                              entmuthigt. Gewiß ist aber, daß einigen wenig daran liegt eine groͤßere
                              Ausbeute zu erhalten, wenn sie deßwegen mehr Muͤhe anwenden muͤssen
                              und besonders viel groͤßere Kosten nicht scheuen duͤrfen. Wenn man im
                              Norden nichts vernachlaͤssigt, um eine schoͤne Leinernte zu erhalten,
                              so ruͤhrt dieß zum Theil daher, daß der Lew dort der Hauptgegenstand des
                              Akerbaues ist. Bei uns ist er aber nur Nebensache und uͤberdieß gestattet uns
                              die Leinsorte, welche wir anbauen, nicht, dieselben Opfer zu machen wie unsere
                              Nachbarn fuͤr ihren gestaͤbelten Lein.
                           Da das Gedeihen des Leins oft von einem einzigen Regen abhaͤngt, so glaube
                              ich, man koͤnnte sich dadurch helfen, daß man das Feld ein Mal und wenn es
                              noͤthig seyn sollte, zwei Mal begießt. In manchen Gegenden von Frankreich
                              waͤre das Begießen nicht sehr kostspielig und einige Personen haben bereits
                              mit Vortheil zu dieser Maßregel ihre Zuflucht genommen. Indessen darf man sich nicht
                              verhehlen, daß es fast allen Gewinn wegnimmt: denn wenn man bisweilen dadurch
                              Verlust vermeidet, so kann es sich auch manchmal treffen, daß auf das Begießen
                              Regenwetter eintritt, so daß dieser unnuͤzerweise gemacht wurde.
                           Wenn man das Brechen des Flachses mit dem Anbau verbinden koͤnnte, so
                              wuͤrde man eine schoͤne und große Spekulation zu machen im Stande
                              seyn. Man wuͤrde den Lein im Großen anbauen und alles anwenden, um eine
                              reichliche Ernte zu erhalten; weder guter Anbau, noch Duͤnger, noch Begießen,
                              nichts duͤrfte vernachlaͤssigt werden; und in Jahren wo der Anbau
                              selbst nur wenig Gewinn braͤchte, wuͤrde man durch die Verarbeitung des Leins
                              reichlich dafuͤr entschaͤdigt. Die Schwierigkeiten, womit das
                              Roͤsten im Großen verbunden ist, stehen jedoch dieser Vereinigung im Wege.
                              Ich habe sie in dem Paragraph, wo ich vom Flachsbrecher sprach, angegeben und es
                              bleibt mir daher nur noch zu untersuchen uͤbrig, ob man sie nicht beseitigen
                              koͤnnte.
                           Es scheint mir, daß das Weben hiezu ein Mittel an die Hand gibt; die Arbeiterinnen,
                              welche man zum Spulen und Einschießen verwendet, koͤnnten zugleich mit den
                              Operationen des Roͤstens beauftragt werden; denn wenn auch das Roͤsten
                              nur zu gewissen Zeiten ausgefuͤhrt werden kann, so kann man doch jeden
                              Augenblik spulen und einschießen, und es ist ganz gleichguͤltig, ob dieses
                              einige Tage fruͤher oder spaͤter geschieht. Wenn man jene Vortheile
                              genießen wollte, so waͤre es unumgaͤnglich noͤthig den Faden
                              auf Maschinen zu spinnen. Der Anbau des Leins, welcher so wie gegenwaͤrtig
                              die Sachen stehen, nicht im Großen ausfuͤhrbar ist, wuͤrde es, wenn
                              man damit das Brechen, Verspinnen und Weben vereinigte.
                           Einige werden sagen, daß diese Vereinigung unmoͤglich ist, und daß man nicht
                              zugleich Oekonom und Spinner seyn kann. Dieser Einwurf ist aber meiner Meinung nach
                              von keinem Gewicht. Sind nicht viele unserer Oekonomen jezt schon auch
                              Zukerfabrikanten, Raffinirer, Brantweinbrenner, Staͤrkmehlfabrikanten etc.
                              und wenn eine Person die verschiedenen Arbeiten, welche der Anbau der
                              Runkelruͤben, die Fabrikation und Raffinirung des Zukers erfordern,
                              gehoͤrig leitet, warum sollte nicht eine andere Person mit demselben Erfolg
                              den Anbau, das Roͤsten und Verspinnen des Flachses besorgen koͤnnen?
                              Uebrigens muß das Verspinnen durchaus mit dem Anbau des Leins verbunden werden;
                              fuͤr sich allein betrieben, wird es niemals vortheilhaft seyn. Denn
                              waͤre dieß wirklich der Fall, so wuͤrden wir bald mehr Etablissemens
                              zur Verarbeitung des Leins entstehen sehen; in Folge der hierdurch entstehenden
                              groͤßeren Nachfrage nach Urstoff wuͤrde der Preis desselben bald in
                              die Hoͤhe gehen und der Gewinn, welchen das Verspinnen abwirft, wuͤrde
                              nach und nach abnehmen. Alle mehr oder weniger wichtige Verbesserungen
                              wuͤrden so zum Vortheil des Anbauers und Flachsbrechers seyn.
                           Selbst wenn man den Lein im Großen anbauen koͤnnte, ohne sich mit der
                              Spinnerei zu befassen, so haͤtte der Anbauer doch immer ein großes Interesse
                              spinnen und weben zu lassen; er wuͤrde seine Leinewand viel leichter als den
                              Flachs verkaufen und als Spinner haͤtte er weder ein Capital fuͤr den
                              Ankauf des Urstoffes, noch Commissions- und Transportkosten zu bezahlen; er
                              waͤre außerdem gegen die Treulosigkeit der Commissionaͤre
                              gesichert.
                           
                           Wir haben in Frankreich ebene fuͤr den Anbau des Leins geeignete Landstriche:
                              dahin gehoͤren die sandigen Wiesen des Laonnais. In diese Classe
                              gehoͤren vielleicht noch sehr viele andere; so hatten wir Haiden im Departement de l'Aisne, deren Urbarmachung große Kosten
                              verursachten, die vielleicht weder durch Anbau von Futterpflanzen noch von
                              Getreidearten haͤtten gedekt werden koͤnnen; man benuzte sie zu Lein
                              und brachte nicht nur die Kosten dabei heraus, sondern hatte noch einen bedeutenden
                              Gewinn und was noch eine besondere Beruͤksichtigung verdient, eben diese
                              Ebenen, welche vor zwanzig Jahren nur mit Brombeerstauden und Genisten bedekt waren
                              machen heute zu Tage den Ruhm und den Reichthum des Landes aus.
                           Wir wollen nun annehmen, man waͤhle einen der guͤnstigsten Landstriche
                              in jener Gegend aus, baue daselbst 400 Morgen Landes an, pachte eine Wiese von 1290
                              Aren und einen Wasserfall und errichte die noͤthigen Gebaͤude, um
                              nicht nur Lein anbauen, sondern auch roͤsten, brechen, spinnen und weben zu
                              koͤnnen und dann sehen, wie man dabei zu verfahren hat, wie hoch die
                              Gebaͤude, die Maschinen, das Akergeraͤthe, die Handarbeit etc. zu
                              stehen kommen, und welches Resultat man erhaͤlt.
                           
                        
                           Ueber die Art wie man die Arbeit ausfuͤhren lassen
                                 sollte.
                           Ich sagte oben, daß man an mehreren Orten seit ungefaͤhr zwanzig Jahren eine
                              dreijaͤhrige Koppelwirthschaft von Hanf, Lein und Getreide eingefuͤhrt
                              hat. Diese Koppelwirthschaft waͤre gewiß eine der ergiebigsten; sie ist aber
                              nur in so fern anwendbar, als man daraus Mastung erzielen kann. Man kann sie alsdann
                              nicht als Basis annehmen. Man muͤßte eine vierjaͤhrige von Lein,
                              Getreide, Klee und duͤnnem Korn (Gerste, Hafer etc.) befolgen. Derjenige
                              Theil der Felder, welcher mit Lein zu besaͤen ist, muͤßte sogleich
                              nach der Beseitigung des duͤnnen Korns mit dem Spaten oder einem verbesserten
                              Pflug gestuͤrzt (tief umgegraben), unmittelbar geduͤngt und im
                              November und den ersten Tagen des Decembers begossen werden. Das Saͤen
                              wuͤrde im Anfang des Fruͤhlings nach zweimaligem Egen und dem
                              gehoͤrigen Gaͤten und Ebnen (Walzen) Statt finden. Um einen
                              schoͤneren Flachs zu erhalten, wuͤrde man auf den Morgen 1 3/4
                              Hectoliter Same anstatt 5/4 Hectoliter nehmen. Wenn troknes Wetter eintraͤte,
                              muͤßte man begießen: hydraulische Maschinen, durch Kanaͤle gespeist,
                              sollten das Wasser uͤber die Erde schleudern, so daß es zertheilt wie Regen
                              darauf fiele. Diese Operation, welche bei einem Anbau im Kleinen nicht praktisch
                              ist, waͤre im Großen leicht auszufuͤhren und wenn man dabei
                              zwekmaͤßig verfaͤhrt, nicht kostspielig; sie wuͤrde dort, wo
                              man eine
                              mittelmaͤßige Ernte und selbst da, wo man gar keine erhaͤlt, eine gute
                              sichern. Man kann ohne Uebertreibung annehmen, daß im Durchschnitt die Ausbeute um
                              ein Viertel mehr betragen wuͤrde. Auf der anderen Seite erhielte man in Folge
                              der Schoͤnheit des Staͤngels und weil mehr Same beim Saͤen
                              angewandt wurde, einen Flachs von vorzuͤglicherer Qualitaͤt, welcher
                              einen feineren Faden gaͤbe, wovon im Durchschnitt wenigstens 30,000 Meter
                              anstatt 24,000 auf das Kilog. kommen koͤnnten, so daß er also um 1/4 feiner
                              waͤre.
                           Um das Begießen zu erleichtern, wuͤrde man um die Felder Graͤben ziehen
                              und das Wasser aus diesen schoͤpfen; diese wuͤrden entweder durch den
                              Strom, welcher als Triebkraft dient oder noͤthigenfalls durch gebohrte
                              Brunnen gespeist. An manchen Orten koͤnnte man statt des Begießens sehr
                              leicht eine Bewaͤsserung vornehmen, welche fast nichts kosten
                              wuͤrde.
                           Das Getreide und duͤnne Korn wuͤrde man auf gewoͤhnliche Art
                              anbauen. Das Stuͤrzen, welches nur fuͤr den Lein Statt faͤnde,
                              wuͤrde die Erde, welche solchen getragen haͤtte, vergraben. Es
                              wuͤrde alsdann von der zweiten Ernte angefangen bestaͤndig eine Erde
                              herfuͤhren, welche seit acht Jahren keinen solchen hervorgebracht
                              haͤtte. Dieses Verfahren muͤßte einen sehr guten Erfolg haben und
                              fuͤr das Getreide und duͤnne Korn eben so vortheilhaft seyn wie
                              fuͤr den Lein. Der mit Klee angebaute Theil muͤßte sogleich nach
                              gaͤnzlicher Beseitigung desselben gepfercht werden, so daß die alle vier
                              Jahre erneuerte Erde in jedem dieser Zeitraͤume ein Mal stark geduͤngt
                              und ein Mal gepfercht wuͤrde.
                           Man muͤßte die Anordnung so treffen, daß man den Staͤngellein sehr
                              leicht von dem Etablissement zu den Roͤsten fuͤhren koͤnnte,
                              und die Roͤsten selbst so anlegen, daß das Doͤrren und Bleichen des
                              Leins moͤglichst wenig Handarbeit erforderten; durch große Ersparniß an
                              Handarbeit wuͤrde man dann einen bedeutenden Vortheil uͤber die
                              Flachsbrecher gewinnen. Außerdem muͤßte man noch aus einem viel wichtigeren
                              Umstand Nuzen ziehen: wenn naͤmlich in Folge der Ausbreitung des Leins auf
                              den Wiesen, um ihn zu bleichen, die Heuernte auch schlecht ausfiele, so
                              wuͤrde sie doch wenigstens fuͤr den Pacht entschaͤdigen,
                              welcher die Flachsbrecher fuͤr jede 43 Aren auf 80 Franken zu stehen
                              kommt.
                           Im Sommer wuͤrden die fuͤr das Spulen und Einschießen bestimmten
                              Arbeiterinnen das Roͤsten besorgen muͤssen; man haͤtte alsdann
                              eine um so groͤßere Anzahl von diesen noͤthig, je mehr Zeit dem
                              Doͤrren und Bleichen gewidmet werden muͤßte. Wuͤrde man einige
                              uͤber die gerade erforderliche Anzahl in seine Dienste nehmen, so
                              waͤre dieß nicht nur kein Schaden, sondern nur eine Vorsichtsmaßregel, weil
                              dann das Spulen um
                              so schneller muͤßte besorgt werden koͤnnen. Da das Spinnen ohne
                              Unterbrechung fortgesezt werden muß, so wuͤrden die damit beauftragten
                              Arbeiterinnen ihm ihre ganze Zeit widmen. Im Rothfalle haͤtte man sie jedoch
                              zu seiner Disposition und koͤnnte sie mit denjenigen, welche das Spulen und
                              Einschießen besorgen, benuzen, um den (zu doͤrrenden) Flachs von eintretendem
                              Regenwetter vom Felde nehmen zu lassen; dadurch wuͤrde man den Verlust
                              vermeiden, welchen die Flachsbrecher unter diesen Umstaͤnden so
                              haͤufig erleiden, was ein bedeutender Vortheil waͤre.
                           Wir haben oben festgesezt, daß ein Morgen Landes in gewoͤhnlichen Jahren im
                              Durchschnitt 332 Kilog. (gebrochenen und geschwungenen) Flachs gibt
                           
                              
                                 
                                     332 Kilog.
                                 
                              
                                 in Folge des Begießens erhielte man aber
                                    1/4 mehr
                                       83
                                    –
                                 
                              
                                 
                                 
                                    ––––––––––
                                 
                              
                                 Jeder mit Lein angesaͤete Morgen
                                    wuͤrde also geben
                                     415 Kilog.
                                 
                              
                                 Hundert Morgen wuͤrden zusammen
                                    geben
                                 41500. –
                                 
                              
                           Außer dem Flachs wuͤrde man 400 Hectoliter Samen
                              erhalten. Durch Hecheln wuͤrden die 41,500 Kilog. Flachs auf 29,050 Kilog.
                              reducirt, also 11,205 Kilog. Werg bleiben und 1,245 als Staub und Dunst verstiegen.
                              Wegen der Feinheit des Flachses wuͤrde man fuͤr das Kilog. Werg 70 Ct.
                              anstatt 60 erhalten.
                           Mit 29,050 Kilog. gehecheltem Flachs wuͤrde man 25,564 Kilog. Garn von N. 30., das heißt einen im Kilog. 30,000 Meter langen
                              Faden machen. Der Abfall beim Spinnen wuͤrde 3,486 Kilog. oder 12 Procent
                              betragen. Wenn ich oben bei einem Garn von N. 24. den
                              Abfall ebenfalls zu 12 Procent annahm, so geschah es weil das Kilog. Flachs nur 1
                              Fr. 25 Ct. werth war; hier aber waͤre er von besserer Qualitaͤt und
                              wenn man ihn zu Garn von N. 24. benuzte, so erhielte man
                              hoͤchstens 8 bis 10 Procent Abfall. Dividirt man die 25,564 Kilog. Garn,
                              welche man jaͤhrlich erhaͤlt, mit 300, so kommen auf jeden Tag, wo
                              gearbeitet wird, 85 Kilog. 219 Grammen. Da eine Spinnmaschine taͤglich nur 2
                              1/2 Kilog. Garn von N. 30. liefert, so muͤßte
                              man, um taͤglich 85 Kilog. zu fabriciren, immer wenigstens 34 Spinnmaschinen
                              in Gang haben. 6 Maschinen fuͤr die erste und 6 fuͤr die zweite
                              Zubereitung wuͤrden fuͤr 34 Spinnmaschinen, welche Garn von N. 30. liefern, fast eben so leicht ausreichen, als
                              fuͤr 30 Maschinen, worauf man bloß Garn von N.
                              24. spinnt. Dessen ungeachtet will ich bei unten folgender Berechnung die Kosten von
                              3 1/2 vollstaͤndigen Assortimens von Spinnmaschinen auffuͤhren, weil
                              es zwekmaͤßig ist, daß man die einer Ausbesserung beduͤrfenden
                              Maschinen durch andere ersezen kann. Oben sahen wir, daß die Handarbeit beim Spinnen
                              fuͤr Garn von N. 24. auf 63 Cent, zu stehen
                              kommt; ich will sie fuͤr N. 30. auf 80 Ct. stellen. Die 25,564
                              Kilog. Garn von N. 301 wuͤrden in 42
                              Gaͤnge gebracht (man vergl, den Paragraph: uͤber den Weber) und das
                              Kilog. zu 5 3/9 Ellen angenommen, 136,341 Ellen Leinwand geben: Das Spulen, Zetteln,
                              Einschießen, die Verfertigung, alles was in der Werkstaͤtte
                              ausgefuͤhrt wird, mit der Unterhaltung der Maschinen und
                              Geraͤthschaften, kaͤmen auf 1 Fr. fuͤr die Elle zu stehen.
                           
                        
                           Ueber die Kosten, welche die Errichtung und das Capital,
                                 welches der Betrieb des Etablissemens erfordern wuͤrden.
                           
                              
                                 Neue Gebaͤude
                                 
                                    
                                    
                                 Oekonomie-GebaͤudeSpinnerei und
                                    Weberei
                                   15,000  35,000
                                 
                              
                                 Akergeraͤthe, Pferde, Vieh,
                                    Herde etc.
                                   30,000
                                 
                              
                                 Roͤsten, Graͤben um
                                    die Felder, artesische Brunnen,Maschinen zum Begießen und
                                    Canaͤle 
                                   15,000
                                 
                              
                                 3 1/2 Assortimens von
                                    Spinnmaschinen mit Zugehoͤr
                                 100,000
                                 
                              
                                 Webstuͤhle und
                                    Zugehoͤr
                                   15,000
                                 
                              
                                 Capital fuͤr den Anbau und
                                    die Fabrikation
                                   90,000
                                 
                              
                                 
                                 –––––––
                                 
                              
                                 
                                 Summe
                                 300,000.
                                 
                              
                           
                        
                           Ueber das Resultat, welches man erhalten
                                 wuͤrde.
                           Einnahme.
                           
                              
                                 Die 136,341 Ellen Leinewand, welche man
                                    jaͤhrlich fabriciren wuͤrde, haͤtten einen Werth
                                    von
                                 286,316
                                 10
                                 
                              
                                 Commissionsgebuͤhren, welche man
                                    sich besonders zu Nuzen machen muͤßte
                                     8,589
                                 48
                                 
                              
                                 Same
                                     6,000
                                 00
                                 
                              
                                 Werg
                                     7,843
                                 50
                                 
                              
                                 
                                 
                                    –––––––––––
                                 
                              
                                 Summe
                                 308,749
                                 08
                                 
                              
                           Auslagen.
                           
                              
                                 Pacht und Steuern.
                                 
                                    
                                    
                                 Von den hundert Morgen, die mit Lein angebaut
                                    werdenVon den 1290 Aren WiesenVon dem Wasserfall
                                     2,500      
                                    900       600
                                 000000
                                 
                              
                                 Duͤnger: die 3/8 des
                                    Duͤngers, welche alle 4 Jahre erneuert werden
                                     5,000
                                 00
                                 
                              
                                 Stuͤrzen, Duͤngen,
                                    Egen und Ebnen
                                     4,000
                                 00
                                 
                              
                                 Same und Saͤen
                                     5,300
                                 00
                                 
                              
                                 Aufstellen des Leins in
                                    Buͤndeln
                                       
                                    250
                                 00
                                 
                              
                                 Gaͤten
                                       700
                                 00
                                 
                              
                                 Begießen in gewoͤhnlichen
                                    Jahren
                                     2,000
                                 00
                                 
                              
                                 Assecuranz gegen
                                    Hagel und Feuersbruͤnste
                                     1,000
                                 00
                                 
                              
                                 Ausreißen und zugehoͤrige
                                    Arbeiten
                                     2,000
                                 00
                                 
                              
                                 Um den Lein in Gebinde zu
                                    bringen
                                       
                                    500
                                 00
                                 
                              
                                 Roͤsten, Doͤrren
                                    etc.
                                     1,900
                                 00
                                 
                              
                                 Brechen
                                     2,740
                                 00
                                 
                              
                                 Hecheln 
                                   10,000
                                 00
                                 
                              
                                 Handarbeit fuͤr das Spinnen 
                                   20,451
                                 00
                                 
                              
                                 Weben 
                                 136,341
                                 00
                                 
                              
                                 Verpaken
                                     3,096
                                 00
                                 
                              
                                 Beleuchtung und Heizung der
                                    Werkstaͤtten
                                     8,000
                                 00
                                 
                              
                                 Unterhaltung der Gebaͤude,
                                    Maschinen und des Zugehoͤrs
                                     7,000
                                 00
                                 
                              
                                 Ein Aufseher fuͤr den
                                    Anbau, das Roͤsten und Brechen des Leins 
                                     1,200
                                 00
                                 
                              
                                 Ein anderer fuͤr die
                                    Spinnerei 
                                     1,500
                                 00
                                 
                              
                                 Ein Mechaniker 
                                     1,800
                                 00
                                 
                              
                                 Ein Aufseher fuͤr die
                                    Weberei
                                     1,500
                                 00
                                 
                              
                                 Ein Chef fuͤr die
                                    Buchhaltung (er waͤre freilich nicht durchaus noͤthig) 
                                     2,000
                                 00
                                 
                              
                                 Ein Hausmeister 
                                       
                                    600
                                 00
                                 
                              
                                 Ein Ausgaͤnger
                                       
                                    500
                                 00
                                 
                              
                                 Unvorhergesehene Ausgaben
                                     3,371
                                 08
                                 
                              
                                 
                                 
                                    ––––––––––
                                 
                              
                                 
                                 Summe
                                 226,749
                                 08
                                 
                              
                                 
                                 
                                    ––––––––––
                                 
                              
                                 
                                 Gewinn
                                   82,000
                                 00
                                 
                              
                           
                              Hievon muß man abziehen:
                              
                           
                              
                                 Interesse des CapitalesZuschuß zu den
                                    Kosten der HaushaltungDie mit Getreide etc. angebauten 300 Morgen Feld muͤßten zu
                                          diesen Kosten fuͤr 3000 Franken beitragen; sie wuͤrden
                                          daher in Allem 10,000 Franken ausmachen. A. d. O.
                                    
                                 15,000  7,000
                                 0000
                                 
                                    
                                    
                                 22,000
                                 00
                                 
                              
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 ––––––––––
                                 
                              
                                 Reiner Gewinn, 20 Procent des
                                    Capitales betragend
                                 
                                 60,000
                                 00
                                 
                              
                           Ein solches Etablissement waͤre gegen die unguͤnstigen
                              Wechselfaͤlle gesichert, welche rein technische oder commercielle
                              Unternehmungen nur zu oft erdruͤken: man wuͤrde sich mit dem Anbau des
                              Leins beschaͤftigen und die Ernten so bearbeiten, daß man den
                              groͤßeren Theil des Gewinnes, welcher sich daraus ziehen laͤßt,
                              fuͤr sich behielte, eine solche Unternehmung hat nichts gewagtes und muß
                              nochwendiger Weise mit einem guͤnstigen Erfolg gekroͤnt werden. Dieser
                              waͤre um so sicherer, da er groͤßten Theils auf Ersparungen an
                              Haushaltungskosten, Commissions-, Transportkosten und dergleichen beruht und um so dauerhafter,
                              da die Concurrenz Unternehmungen dieser Art nicht lange schaden koͤnnte.
                           Der Gewinn bei einem solchen Unternehmen wuͤrde sich aber wenigstens
                              verdoppeln, wenn man die Leinewand auch selbst bleichen wuͤrde, denn man
                              koͤnnte alsdann geradezu mit den Kleinhaͤndlern Geschaͤfte
                              machen und wuͤrde sich so natuͤrlich auch noch den Gewinn des
                              Bleichers und des Großhaͤndlers zueignen, uͤber welche beide man
                              außerdem viele Vortheile haͤtte: man wuͤrde naͤmlich den
                              Transport der Leinewand von der Wohnung des Commissionaͤrs in das Magazin des
                              Großhaͤndlers, von lezterem auf die Bleiche und von dieser wieder in jenes
                              ersparen, ferner das Auspaken ersparen; die Buchhaltung wuͤrde sehr
                              vereinfacht und was der Bleicher und Großhaͤndler auf ihre Haushaltung
                              verwenden, wuͤrde man fast als reinen Gewinn betrachten koͤnnen. Da
                              aber die Leinewand nicht in dem Maße als sie fabricirt wird, auch abgesezt werden
                              koͤnnte und man sie auf Termin anstatt per
                                 comptant verkaufen muͤßte; da man ferner neue Gebaͤude und
                              neue Maschinen noͤthig haͤtte, so wuͤrde das Capital von
                              300,000 Franken nicht mehr ausreichen und man muͤßte wenigstens 500,000
                              Franken haben, also 200,000 Franken mehr. Man duͤrfte wegen dieses neuen
                              Zuschusses nicht unschluͤssig seyn, indem ein reiner Gewinn von mehr als 25
                              Procent damit verbunden waͤre. Wir wollen noch bemerken, daß der reine
                              Gewinn, welchen man von jedem Morgen Landes erhielte, beilaͤufig 600 Franken
                              betragen wuͤrde wenn man sich darauf beschraͤnkte, den Lein anzubauen,
                              zu spinnen und zu weben, daß er sich aber auf 1,400 Franken erhoͤhen
                              wuͤrde wenn man seine Leinewand zugleich bleicht. In diesem lezteren Falle
                              waͤre der Gewinn oft groͤßer als der Werth des Bodens, welcher den
                              Lein hervorbrachte. Kann in Frankreich eine andere Pflanze ein gleiches Resultat
                              geben?
                           Wir wollen nun noch ein Mal einen Blik auf unser Etablissement werfen. Es
                              waͤre nothwendiger Weise die Quelle aller Vervollkommnungen; denn der Zwek
                              unserer Bemuͤhungen waͤre immer in Werkstaͤtten zu
                              roͤsten, einen feineren Faden ohne groͤßeren Abfall und mit
                              verhaͤltnißmaͤßig weniger Unkosten zu erhalten und alle
                              Schwierigkeiten, welche bis jezt noch bei Anwendungen von Brechmaschinen und
                              mechanischen Webstuͤhlen die Ersparungen an Handarbeit aufwogen, zu
                              beseitigen. Nehmen wir nun an, daß die Kosten fuͤr das Roͤsten um die
                              Haͤlfte und fuͤr das Brechen um 2/3 vermindert wuͤrden, daß wir
                              ohne groͤßeren Abfall, Garn von N. 40. spinnen
                              wuͤrden; daß uns das Kilogramm von diesem Garn an Handarbeit und allgemeinen
                              Kosten nicht hoͤher als auf 1 Fr. 50 Ct. zu stehen kaͤme, daß das mechanische Weben uns in
                              Allem nur 75 Ct. fuͤr die Elle kosten wuͤrde, daß wir unsere Leinewand
                              selbst bleichen und sie im Großen verkaufen, so werden wir unter diesen
                              Umstaͤnden und bei den gegenwaͤrtigen Preisen wenigstens einnehmen
                           
                              
                                 
                                 650,000
                                 00
                                 
                              
                                 waͤhrend unsere Auslagen
                                    hoͤchstens betragen wuͤrden
                                 250,000
                                 00
                                 
                              
                                 
                                 
                                    ––––––––––
                                 
                              
                                 Wir wuͤrden folglich gewinnen
                                 400,000
                                 00
                                 
                              
                           Und da man nur ungefaͤhr 500,000 Franken Capital noͤthig haͤtte,
                              so wuͤrde man dasselbe auf 80 Procent bringen. Indessen waͤre es
                              offenbar unklug, auf diese Perspective hin zu rechnen; die angegebenen
                              Verbesserungen waͤren nicht alle das Werk eines Tages; in dem Maße als sie
                              gemacht wuͤrden, wuͤrden sie auch bekannt: die Concurrenz, welche
                              bestaͤndig auf der Lauer ist, wuͤrde sich derselben eilig
                              bemaͤchtigen; sie wuͤrde ihren gewohnten Gang gehen und
                              unaufhoͤrlich eine Verminderung herbeifuͤhren, welche sich den Gewinn,
                              den die Verbesserungen verschaffen, mehr oder weniger naͤhern oder mit ihm
                              sogar in Verhaͤltniß stehen wuͤrden. Wenn man daher aus dem Anbau des
                              Leins, verbunden mit Spinnerei und Weberei, auch gewiß groͤßeren Gewinn
                              ziehen koͤnnte als bei dem gegenwaͤrtigen Stand der Sache, so
                              wuͤrde er sich doch nie auf 80 Procent belaufen.
                           Diese Verbesserungen wuͤrden daher hauptsaͤchlich dem Consumenten zu
                              Nuzen kommen, welchem wir am Preise der Leinewand sehr viel nachlassen
                              koͤnnten, denn wenn er auch auf die Haͤlfte herabgesezt wuͤrde,
                              so haͤtten wir noch 20 Procent. Indessen muͤßten im
                              guͤnstigsten Falle immer einige Jahre verstreichen, ehe man das obige Ziel
                              erreichen koͤnnte. Nachdem ich nun so weit es meine schwachen Kraͤfte
                              erlaubten, die Vortheile auseinandergesezt habe, welche der Lein Privatpersonen
                              gewaͤhren kann, will ich in Kuͤrze auch noch diejenigen angeben,
                              welche der Anbau des Leins, wenn er sich mehr ausbreiten wuͤrde, dem Publicum
                              verschaffen muͤßte.
                           
                        
                           Vortheile fuͤr den Staat. Der Wohlstand eines
                              Staates haͤngt nothwendiger Weise von der Ausfuhr und Einfuhr ab; derjenige
                              welcher mehr ausfuͤhrt als er einfuͤhrt, bereichert sich; Verarmung
                              und fruͤher oder spaͤter gaͤnzlicher Ruin sind die
                              unvermeidlichen Folgen des umgekehrten Falles. Es ist fuͤr uns Franzosen
                              daher von Wichtigkeit, uns von dem Tribut zu befreien, welchen wir dem Auslande
                              fuͤr Leinengarn und Leinewand zahlen; es waͤre zu diesem Ende
                              hinreichend, jaͤhrlich 10,000 Morgen Landes mehr mit Lein anzubauen. Wir
                              duͤrften unsere Anstrengungen aber nicht darauf beschraͤnken, bloß
                              unsere Consumtion zu deken, sondern wir koͤnnten auch fuͤr das Ausland
                              arbeiten, wohlfeilere Preise machen und fuͤr eine betraͤchtliche Summe
                              Leinwand ausfuͤhren, da keine Waare leichter anbringen zubringen ist, als die Leinewand
                              und keine Pflanze so viel Nuzen abwirft als der Lein.
                           
                        
                           Vortheile fuͤr die arbeitende Classe. Da die
                              Behandlung des Leins bloß fuͤr Handarbeit auf jeden Morgen auf 2000 Fr. zu
                              stehen kommt, wie viele Haͤnde wuͤrden nicht beschaͤftigt, wenn
                              sich sein Anbau mehr verbreitete?
                           
                        
                           Vortheile fuͤr die Oekonomen und Gutsbesizer. Sie
                              wuͤrden einen betraͤchtlich groͤßeren Ertrag von ihrem Boden
                              bekommen und derselbe daher einen hoͤheren Werth erhalten.Aus der Abhandlung des Hrn. André ersehen
                                    wir also, daß man in Frankreich in der Leinwandfabrikation
                                    hauptsaͤchlich deßwegen vor anderen Laͤndern
                                    zuruͤkgeblieben ist, weil der Flachs daselbst durch so viele
                                    Haͤnde geht, ehe er dem Consumenten als Leinewand uͤberliefert
                                    wird, so daß diejenigen, welche ihn roͤsten, brechen, schwingen,
                                    spinnen, weben und bleichen, bei ihrem Geschaͤfte so zu sagen nichts
                                    mehr verdienen und sich kaum den nothduͤrftigsten Unterhalt
                                    verschaffen koͤnnen. Ob der Vorschlag des Hrn. André, wodurch er der Leinwandfabrikation in seinem
                                    Vaterlande aufhelfen will, naͤmlich den Anbau des Leins mit seiner
                                    Verarbeitung zu verbinden, Eingang finden und ausgefuͤhrt werden
                                    wird, muß die Zukunft lehren. Da seine Angaben, wie Hr. Dubrunfaut bemerkt, das Resultat
                                    vieljaͤhriger Erfahrung sind, so glauben wir durch Mittheilung
                                    derselben nicht nur unseren Leinwandfabrikanten, sondern auch besonders den
                                    Kaufleuten, welche den Leinwandhandel mit Frankreich betreiben, einen Dienst
                                    zu erweisen. A. d. R.