| Titel: | Ueber die krystallinische Verbindung, welche sich bei Bereitung der Schwefelsäure erzeugt. Von Hrn. Gautier de Claubry. | 
| Fundstelle: | Band 40, Jahrgang 1831, Nr. XXXV., S. 192 | 
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                        XXXV.
                        Ueber die krystallinische Verbindung, welche sich
                           bei Bereitung der Schwefelsaͤure erzeugt. Von Hrn. Gautier de Claubry.
                        Aus den Annales de Chimie et de Physique. Novbr. 1830.
                              S. 284.
                        Claubry, uͤber die krystallinische Verbindung bei Bereitung
                           der Schwefelsaͤure.
                        
                     
                        
                           Man kannte die Reactionen, welche bei Erzeugung der Schwefelsaͤure in den
                              Bleikammern Statt finden, lange Zeit nicht, bis die HHrn. Clément und Desormes uͤber diesen
                              Gegenstand eine sehr interessante Abhandlung bekannt machten;Annales de Chimie, Bd. LIX. S. 335. A. d. O. aber einerseits konnten sie durch ihre Verfahrungsweise die wahre Natur der
                              Krystalle, welche sie untersuchten, nicht ausmitteln, und andererseits waren zu
                              jener Zeit die Kenntnisse uͤber die verschiedenen Stikstoffverbindungen so
                              mangelhaft, daß sie unmoͤglich zu sehr sichern Resultaten haͤtten
                              gelangen koͤnnen. Sie kamen auf die Folgerung, daß die krystallinische
                              Verbindung aus Schwefelsaure, Wasser und Stikstoffdeutoxyd besteht.
                           Diese Meinung wurde allgemein angenommen; spaͤter untersuchte Hr. Gay-Lussac die verschiedenen Stikstoffverbindungen
                              neuerdings und bewies auf eine sehr positive Art, daß die von den HHrn. Clément und Desormes
                              untersuchte krystallinische Verbindung salpetriche Saͤure (acide nitreux, welche er pernitreux nannte) enthielt, und keineswegs Stikstoffdeutoxyd;Annales de Chimie et de Physique, B. I. S.
                                    407. er stuͤzte sich naͤmlich darauf, daß man eine dem Anscheine
                              nach der ersteren aͤhnliche krystallinische Verbindung hervorbringen kann,
                              wenn man einen Strom salpetrichsauren Dampf in concentrirte Schwefelsaure leitet und
                              daß diese Krystalle wie jene, welche man nach dem Verfahren der HHrn. Clément und Désormes erhaͤlt, mit Wasser in einer Atmosphaͤre von
                              Kohlensaͤure zersezt, roͤthliche Daͤmpfe entwikeln, was nicht
                              Statt faͤnde, wenn sie Stikstoffdeutoxyd enthielten.
                           Die verschiedenen Meinungen, welche in Folge dieser Resultate aufgestellt wurden,
                              erregten wie es scheint, die Aufmerksamkeit der Chemiker nicht, bis Dr. W. Henry
                              Polytechnisches Journal Bd. XXIV. S.
                                       146. A. d. R. seine Analyse einer Krystallmasse bekannt machte, welche man in einer
                              Bleiroͤhre fand, die zur Beseitigung der unreinen Luft einer
                              Schwefelsaͤurekammer diente.
                           Dr. Henry schloß aus seinen Versuchen, daß die
                              krystallinische Verbindung wahrscheinlich aus Schwefelsaͤure,
                              hyposalpetricher Saͤure und Wasser bestehe; und obgleich er keine vollkommen
                              reine Substanz angewandt zu haben scheint, so gelang es ihm doch die Zusammensezung
                              der Krystalle fast genau zu bestimmen.
                           Ungeachtet dieser Resultate, welche jene des Hrn. Gay-Lussac bestaͤtigten, wußte man noch nicht, wie die
                              Gasarten, welche jene krystallinische Verbindung erzeugen, auf einander wirken, und
                              Hr. Thénard nimmt in der fuͤnften Ausgabe
                              seiner Chemie, ohne sich uͤber die wahre Natur der Krystalle zu
                              aͤußern, an daß unter der Voraussezung sie bestaͤnden aus
                              Schwefelsaͤure und salpetricher Saͤure, dem Sauerstoff der Luft die
                              Ueberoxydation der schweflichen Saͤure unter dem Einflusse des Wasserdampfes
                              und der salpetrichen Saͤure zugeschrieben werden muͤsse. Hr. Dumas discutirt sorgfaͤltig die beiden Theorien,
                              sagt aber nicht, welcher er selbst den Vorzug gebe, waͤhrend Hr. Despretz der Ansicht der HHrn. Clément und Désormes folgend, die
                              Zusammensezung der Krystalle nach dieser Theorie berechnete. Hr. Berzelius hingegen nimmt ganz die Resultate des Dr. Henry an und betrachtet wie jener die
                              krystallinische Verbindung als aus 5 Atomen Schwefelsaͤure, 5 Atomen Wasser
                              und 1 Atom salpetricher Saͤure bestehend.
                           Ich suchte nun die wahre Natur dieser Krystalle auszumitteln, und zwar zuerst auf
                              synthetischem Wege; ich verschaffte mir hiezu einen mit Glashaͤhnen
                              versehenen Apparat, womit ich im luftleeren Raume arbeiten konnte, gab aber dieses
                              Verfahren bald wieder auf, weil es einerseits sehr schwer war einen vollkommen dicht
                              schließenden Apparat herzustellen und andererseits noch viel schwieriger, genau die
                              Verhaͤltnisse der auf einander einwirkenden Gasarten zu bestimmen und nur so
                              viel Wasser anzuwenden als zur Bildung der Krystalle noͤthig war. Ich
                              unternahm sodann eine Reihe von Versuchen, welche bald auf einige wichtige Resultate
                              fuͤhrten.
                           Die directe Analyse der Krystalle bot mir so große Schwierigkeiten dar, daß ich
                              endlich diese Arbeit, welche beinahe schon beendigt war, aufgab bis Hr. Bussy eine Abhandlung uͤber diesen Gegenstand
                              bekannt machte.Vergl. Polytechnisches Journal Bd. XXXVIII.
                                       S. 58. A. d. R. Einige Umstaͤnde verhinderten mich selbst noch vor Bekanntmachung
                              lezterer Abhandlung meine Untersuchungen der Akademie zu uͤbergeben; die
                              Ansichten des Hrn. Bussy konnten mich in den meinigen nur
                              befestigen und mich veranlassen meine Versuche zu beendigen.
                           Um zu bestimmen ob der Sauerstoff der Luft zur Bildung der Krystalle noͤthig
                              ist, konnte man die bisher immer befolgte Verfahrungsweise der HHrn. Clément und Désormes nicht anwenden. Ich vermuthete man koͤnnte dieselbe
                              Verbindung durch Einwirkung feuchter schweflicher Saͤure auf die durch
                              Destillation von salpetersaurem Blei erhaltene roͤthliche Saͤure
                              erzeugen; dieß bestaͤtigten auch Versuche und so war es mir moͤglich
                              eine große Menge der krystallinischen Verbindung zu bereiten.
                           Ehe wir weiter gehen, muͤssen wir zur Vermeidung von Irrthuͤmern und
                              Wiederholungen uns erklaͤren, was wir unter salpetricher Saͤure (acide nitreux)
                              verstehen.
                           Die roͤthliche Fluͤssigkeit, welche Hr. Dulong sehr genau untersuchte und salpetriche Saͤure (acide nitreux) nannte, kann sich nicht mit den Basen
                              verbinden; bei ihrer Einwirkung auf dieselben zerfaͤllt sie in
                              Salpetersaͤure und eine andere Saͤure, welche man bald
                              unter-salpetriche (acide hypo-nitreux),
                              bald vollkommen-salpetriche Saͤure (acide
                                 per-nitreux) genannt hat: es ist daher folgerechter diese
                              Fluͤssigkeit als eine Verbindung von Salpetersaͤure mit wirklicher
                              salpetricher Saͤure zu betrachten und ihr den Namen
                              Untersalpetersaͤure zu geben, wenn man sie nicht mit Berzelius salpetriche Salpetersaͤure (acidum nitroso-nitricum) nennen will, was bezeichnender ist, und
                              den Namen salpetriche Saͤure der Verbindung beizulegen, welche sich mit den
                              Oxyden vereinigt und die man noch nicht im Zustande der Reinheit erhalten konnte.
                              Dieser Ansicht folgten wenigstens die HHrn. Berzelius und
                              Dumas in ihren Lehrbuͤchern und Hr. Bussy in seiner Abhandlung uͤber die krystallinische
                              Verbindung.
                           Wenn man auf Untersalpetersaͤure einen Strom feuchtes schweflichsaures Gas
                              einwirken laͤßt, nachdem man das Gefaͤß mit Kohlensaͤure
                              gefuͤllt hat, so uͤberzeugt man sich leicht, daß sich die Krystalle
                              ohne den Einfluß von Sauerstoff bilden koͤnnen; man kann dabei auf folgende
                              Art verfahren:
                           In eine Flasche mit weiter Oeffnung bringt man eine oder mehrere mit
                              Untersalpetersaͤure gefuͤllte duͤnne Glaskugeln und leitet
                              einen Strom kohlensaures Gas hinein (welches man dadurch bereitet, daß man
                              schweflichsaures Gas in eine Aufloͤsung von kohlensaurem Kali oder Natron
                              leitet), und wenn das Gas, welches durch eine geeignete Roͤhre aus dem
                              Apparate tritt, ganz von den Alkalien absorbirt wird, zerbricht man die Glaskugel
                              vermittelst einer durch den Kork gestekten Glasroͤhre um die schwefliche
                              Saͤure zu entbinden; fast augenbliklich bilden sich dann Krystalle, welche
                              schnell sich vermehren und bald ist fast die ganze Fluͤssigkeit zu einer
                              Masse erstarrt.
                           Damit in die Flasche, worin sich die Kugeln befinden, keine zu große Menge Wasser
                              tritt, bringt man zwischen leztere und das Gefaͤß, welches die
                              Aufloͤsung des kohlensauren Salzes enthaͤlt, eine kleine
                              Roͤhre, welche man nach Erforderniß erkaͤltet und worin sich das von
                              dem Gas fortgerissene Wasser verdichtet. Diese Vorsicht ist unumgaͤnglich
                              noͤthig, denn wenn Wasser uͤber die Krystalle streicht, so zersezen
                              sie sich augenbliklich und oft mit einer solchen Heftigkeit, daß der ganze Apparat
                              zerbrochen wird, was mir oͤfters begegnete.
                           Dieser Versuch beweist, daß die krystallinische Verbindung sich sehr leicht bei
                              Einwirkung des schweflichsauren Gases auf Untersalpetersaͤure unter dem
                              Einfluß einer gehoͤrigen Menge Wassers erzeugt; wir lernen dadurch aber die
                              zwischen den angewandten Substanzen Statt findende Reaction nicht kennen.
                           Wenn man aufmerksam die Fluͤssigkeit beobachtet, auf welche das
                              schweflichsaure Gas einwirkt, so bemerkt man kleine Blasen, die sich um so
                              schleuniger entwikeln, je schneller die Krystalle sich erzeugen. Um die Natur dieses
                              Gases zu bestimmen, war es nicht hinreichend, es uͤber Wasser oder Queksilber
                              aufzusammeln, denn da durch den Strom schweflichsauren Gases eine
                              betraͤchtliche Menge Untersalpetersaͤure mitgerissen wird, so
                              wuͤrde sie durch ihre Beruͤhrung mit der Fluͤssigkeit
                              Stikstoffdeutoxyd hervorbringen; man koͤnnte die roͤthlichen
                              Daͤmpfe nicht ganz verdichten, wenn man die Gase durch eine auf –
                              20° C. erkaͤltete Roͤhre streichen ließe; um sie ganz zu
                              absorbiren, benuzte ich eine Beobachtung des Hrn. Dulong,
                              welcher fand, daß bei einer Temperatur von ungefaͤhr 200° der
                              salpetrichsaure Dampf
                              ganz von Baryt absorbirt wird; und wenn man die Operation sorgfaͤltig leitet,
                              so kann man alsdann die Gasarten sammeln, welche keinen roͤthlichen Dampf mit
                              sich reißen.
                           Nach verschiedenen Versuchen blieb ich bei der Anwendung des so eben besprochenen
                              Apparates stehen, indem ich an der Flasche, welche die Glaskugel enthielt, eine in
                              Gestalt eines U gekruͤmmte Roͤhre
                              anbrachte, welche in ein Gemenge von 20° Kaͤlte tauchte; mit dieser
                              verband ich eine lange Roͤhre, die Baryt enthielt, welchen ich auf
                              ungefaͤhr 200° erhizte, indem ich sodann eine kleine Gloke anbrachte,
                              welche dazu bestimmt war Queksilber aufzunehmen, wenn, wie dieses sehr oft
                              geschieht, eine Absorption Statt fand; an lezterer brachte ich sodann eine
                              Roͤhre an, welche das Gas uͤber Queksilber leitete, sie war durch eine
                              Kautschukroͤhre unterbrochen, wodurch man das Ende der Roͤhre aus dem
                              Queksilber herausziehen konnte, im Falle die Absorption zu stark wurde.
                           Nachdem der Apparat mit kohlensaurem und schweflichsaurem Gas angefuͤllt ist
                              (so daß die entwikelten Gase hoͤchstens 1/700 bis 1/800 Ruͤkstand
                              hinterlassen), zerbricht man die Kugeln, welche die Untersalpetersaͤure
                              enthalten und sammelt die sich entwikelnden Gase, nachdem man zuvor alle
                              Kohlensaͤure und schwefliche Saͤure die sie enthalten, durch
                              Stuͤke geschmolzenen Kalis absorbirt hat, welche man vermittelst eines
                              Eisendrahtes hineinbringt: das ruͤkstaͤndige Gas roͤthet sich
                              nicht in Beruͤhrung mit Sauerstoff, veraͤndert durch eine
                              Aufloͤsung von Eisenvitriol sein Volum nicht, und enthaͤlt daher kein
                              Stikstoffdeutoxyd: erhizt man Kalium in diesem Gase, so brennt es nicht und
                              veraͤndert auch sein Volum nicht; es enthaͤlt daher kein
                              Stikstoffprotoxyd und seine negativen Eigenschaften lassen keinen Zweifel, daß es
                              Stikstoff ist.
                           Das schweflichsaure Gas aͤndert sich also bei seiner Einwirkung auf
                              Untersalpetersaͤure unter dem Einflusse einer sehr geringen Menge Wassers in
                              eine krystallinische Verbindung um, indem es einen Theil der roͤthlichen
                              Saͤure zersezt und sich mit einem Theile salpetricher Saͤure und
                              Wasser verbindet.
                           Wenn man durch Einwirkung von schweflicher Saͤure auf
                              Untersalpetersaͤure Krystalle erzeugt, bemerkt man, daß die die Krystalle
                              bedekende Fluͤssigkeit eine mehr oder weniger dunkle gruͤne Farbe
                              annimmt, welche die Bildung einer gewissen Quantitaͤt Salpetersaͤure
                              anzuzeigen scheint; man kann sich davon uͤberzeugen, wenn man die abgegossene
                              Fluͤssigkeit bei einer Temperatur, welche + 28° C. nicht
                              uͤberschreitet, destillirt; man erhaͤlt dann eine sehr geringe Menge
                              rauchender Salpetersaͤure als Ruͤkstand und es destillirt
                              Untersalpetersaͤure uͤber.
                           
                           Ich mußte nun ermitteln ob der bei der Operation entwikelte Stikstoff nicht von
                              dieser Erzeugung von Salpetersaͤure herruͤhrt; ich verwandelte zu
                              diesem Ende Schwefelsaͤure vermittelst Untersalpetersaͤure in einer
                              Atmosphaͤre von trokener Kohlensaͤure in eine krystallinische Masse,
                              indem ich die mitgerissene Untersalpetersaͤure durch eine Kaͤlte von
                              – 20° verdichtete und den entwichenen Theil durch Baryt, welcher auf
                              200° erhizt war, verdichtete. Nachdem das kohlensaure Gas durch Stuͤke
                              von Aezkali abgeschieden war, erhielt man einen kaum merklichen Ruͤkstand von
                              Stikstoff und dessen ungeachtet bildete sich eine große Menge Salpetersaͤure,
                              denn die Masse verbreitete mit den roͤthlichen zugleich weiße Daͤmpfe
                              an der Luft und als man einen großen Ueberschuß von Untersalpetersaͤure
                              anwandte, so daß fast die ganze Fluͤssigkeit zu einer krystallinischen Masse
                              erstarrte, die Fluͤssigkeit abgoß, und die Krystalle mit
                              Untersalpetersaͤure auswusch, erhielt man, als man jene destillirte, eine
                              betraͤchtliche Menge rauchender Salpetersaͤure. Der Stikstoff, welcher
                              sich in großer Menge bei Einwirkung von Untersalpetersaͤure auf schwefliche
                              Saͤure entbindet, ruͤhrt daher nicht von der Erzeugung von
                              Salpetersaͤure her, welche dabei in sehr geringer Menge entsteht.
                           Wenn man bei dem so eben angegebenen Versuche moͤglichst viele Krystalle
                              erhalten will, so muß man vermittelst eines Glasstabes, welcher an seinem Ende
                              spiralfoͤrmig gekruͤmmt ist, und durch den Kork der Flasche geht,
                              welche die Glaskugeln enthaͤlt, die Schwefelsaͤure fast
                              bestaͤndig schuͤtteln, um sie mit der auf ihr schwimmenden
                              Untersalpetersaͤure zu vermischen, welche ohnedieß von dem Gasstrome fast
                              ganz fortgerissen wuͤrde und man sieht, was auch Hr. Bussy bemerkt hat, daß die Krystalle sich erst nach einer gewissen Zeit
                              bilden, waͤhrend sie bei der Einwirkung von Untersalpetersaͤure auf
                              schwefliche Saͤure fast augenbliklich erzeugt werden.
                           Bei dem so eben angefuͤhrten Versuche entstehen die Krystalle langsam und dieß
                              scheint daher zu ruͤhren, daß sich nothwendig eine sehr betraͤchtliche
                              Menge Salpetersaͤure abscheiden muß, diese mag sich nun durch die theilweise
                              Desoxydation einer kleinen Menge roͤthlicher Saͤure oder vielmehr
                              dadurch bilden, daß die beiden Saͤuren, aus deren Vereinigung diese
                              Verbindung entsteht, sich trennen, daß die salpetriche Saͤure sich mit einem
                              Theil Schwefelsaͤure verbindet, und daß die Salpetersaͤure sich mit
                              einem Theil Wasser und mit der Schwefelsaͤure vereinigt und dadurch die
                              Fluͤssigkeit erzeugt, welche die Krystalle traͤnkt und darauf
                              schwimmt; wir halten leztere Meinung fuͤr die wahrscheinlichste, besonders
                              wenn man bedenkt, wie viel Salpetersaͤure sich hiebei bildet.
                           Fuͤllt man hingegen die Gefaͤße zuerst mit Stikstoffdeutoxyd, und zerbricht die Kugeln,
                              wenn das Gas ganz von schwefelsaurem Eisen absorbirt wird, so erhaͤlt man
                              unmittelbar Krystalle. Hr. Bussy machte dieselbe
                              Beobachtung, indem er auf eine andere Art operirte.
                           Wenn man den oben angegebenen Versuch zur Bildung der Krystalle mit schweflichsaurem
                              Gas und Untersalpetersaͤure unter denselben Umstaͤnden wiederholt, so
                              bemerkt man, daß sich die Krystalle mit einer schwachen Gasentbindung bilden und
                              nachdem man das schweflichsaure und kohlensaure Gas durch Kali absorbirt hat, findet
                              man daß viel weniger Stikstoff zuruͤkbleibt, als bei der ersten
                              Verfahrungsweise, was wie der vorhergehende Versuch die Ansicht bestaͤtigt,
                              daß sich nicht die Untersalpetersaͤure, sondern die salpetriche Saͤure
                              mit der Schwefelsaͤure zu der krystallinischen Verbindung vereinigt.
                           Da man die von dem Gasstrom mitgerissene Untersalpetersaͤure nicht
                              vollstaͤndig verdichten kann, so kann man das Verhaͤltniß, in welchem
                              die Substanzen auf einander reagiren und die Menge des sich entbindenden Gases nicht
                              genau bestimmen; wenn man aber ziemlich gleiche Quantitaͤten
                              Untersalpetersaͤure bei den Versuchen anwendet und die Operation mit ziemlich
                              gleicher Zeit ausfuͤhrt, so kann man leicht die Quantitaͤten des
                              entbundenen Gases vergleichen.
                           Aus dem Vorhergehenden ersieht man, daß die Bildung der Krystalle von einer
                              Stikstoffentbindung begleitet wird, welche von der Zersezung eines Theiles
                              Untersalpetersaͤure herruͤhrt, und daß die Erzeugung von
                              Salpetersaͤure dazu nur sehr wenig beizutragen scheint, weil, wenn man den
                              Versuch mit Schwefelsaͤure anstellt, man kaum Stikstoff und eine große Menge
                              Salpetersaͤure erhaͤlt.
                           Da das schweflichsaure Gas und der roͤthliche Dampf, wenn sie ganz troken
                              sind, nicht auf einander wirken, so kann auch die wasserfreie schwefliche
                              Saͤure nicht auf die Untersalpetersaͤure reagiren, wie dieses Versuche
                              zeigten; wenn man aber die beiden Fluͤssigkeiten bei einer Temperatur von
                              – 20° C. mit einander vermengt hat und sodann vermittelst einer
                              ausgezogenen Roͤhre einen Tropfen Wasser hineinfallen laͤßt, so zeigt
                              sich eine lebhafte Reaction, es bilden sich sogleich Krystalle und es entsteht ein
                              geraͤuschvolles Aufbrausen von Stikgas. Dieß gibt sogar ein Mittel an die
                              Hand, sich eine große Menge Krystalle zu verschaffen, wenn man nicht sehr auf ihre
                              Reinheit sieht, sie enthalten naͤmlich sodann Salpetersaͤure. Um die
                              Krystalle nach diesem Verfahren zu bereiten, leitet man das schweflichsaure Gas in
                              eine Gloke, welche Untersalpetersaͤure enthaͤlt und auf –
                              20° abgekuͤhlt ist. Es bildet sich alsbald eine gewisse
                              Quantitaͤt Krystalle, wenn man aber etwas Wasser zusezt und das Gefaͤß
                              auf 0° erhaͤlt, so kann man ihre Menge so zu sagen nach Belieben
                              vermehren.
                           Da sich bei der Einwirkung von schweflicher Saͤure auf
                              Untersalpetersaͤure immer eine gewisse Quantitaͤt Salpetersaͤure
                              bildet, so muß man, um reine Krystalle von immer gleichfoͤrmiger
                              Zusammensezung zu erhalten, sie oͤfters mit Untersalpetersaͤure
                              aussuͤßen und leztere bei einer Temperatur von 21 bis 30° durch einen
                              Strom mit Chlorcalcium getrokneter Luft verjagen; ohne diese Vorsicht werden die
                              Krystalle bald feucht, es entwikeln sich rothe Daͤmpfe und ihre
                              Zusammensezung aͤndert sich sehr schnell.
                           Die wasserfreie Schwefelsaͤure mischt sich schwer mit der
                              Untersalpetersaͤure; es findet, wie sich dieß voraussehen laͤßt, keine
                              Reaction Statt; versezt man aber das Gemenge mit Wasser, so erhoͤht sich die
                              Temperatur sehr, es wird eine große Menge Untersalpetersaͤure
                              verfluͤchtigt und es bilden sich aͤhnliche Krystalle, wie man sie mit
                              Schwefelhydrat erhaͤlt; und was merkwuͤrdig ist, wenn man die
                              Schwefelsaͤure mit einem Atom Wasser oder etwas
                              weniger versezt, und Untersalpetersaͤure in Ueberschuß anwendet, so bleibt
                              immer eine Fluͤssigkeit uͤber den Krystallen stehen, welche
                              Salpetersaͤure mit Schwefelsaͤure gemengt enthaͤlt.
                           Wenn man die wasserfreie Schwefelsaͤure mit Wasser mengt, so muß man dabei
                              vorsichtig seyn, ich hatte zwar nie Gelegenheit die Entzuͤndung zu
                              beobachten, wovon Hr. Berzelius in seinem Lehrbuch der
                              Chemie spricht, aber ich erhielt oft eine sehr heftige und gefaͤhrliche
                              Detonation.
                           Da die krystallinische Verbindung durch Auswaschen mit Untersalpetersaͤure
                              nicht ganz von der mit Salpetersaͤure gemischten Schwefelsaͤure
                              befreit werden kann, so kann man keine Krystalle erhalten, welche hinsichtlich ihrer
                              Zusammensezung denjenigen ganz aͤhnlich sind, die man mit
                              Schwefelsaͤure und Untersalpetersaͤure erhaͤlt; aber da sie
                              ganz dieselben Eigenschaften haben, so ist kein Zweifel, daß es dieselbe Verbindung
                              ist. Bisweilen nehmen die Krystalle, wenn sie sich langsam bilden, sehr
                              regelmaͤßige Formen und ein betraͤchtliches Volum an.
                           Die auf oben angegebene Weise gereinigte krystallinische Verbindung ist weiß, zieht
                              die Feuchtigkeit stark an, und entbindet sogleich roͤthliche Daͤmpfe;
                              wenn sie einige Augenblike mit der Luft in Beruͤhrung bleibt, so
                              aͤndert sie sich bald in eine oͤhlartige Fluͤssigkeit um,
                              welche Schwefelsaͤure und eine gewisse Menge Salpetersaͤure und
                              Untersalpetersaͤure enthaͤlt, welche lezteren man leicht durch
                              Erwaͤrmen davon trennen kann. Wenn die Krystalle nur die geringste Menge
                              Feuchtigkeit absorbiren, so entwikeln sich sogleich roͤthliche
                              Daͤmpfe, so daß sie nur eine bestimmte Menge Wasser enthalten
                              koͤnnen.
                           Wenn man die krystallinische Verbindung in einer ausgezogenen Roͤhre erhizt,
                              so daß sie mit der Luft nicht zu sehr in Beruͤhrung kommt, so faͤngt sie bei
                              50° C. an Stikstoffdeutoxyd und rothe Daͤmpfe zu entbinden, welche mit
                              der Temperaturerhoͤhung immer reichlicher werden. Bei 90° sind sie
                              sehr stark; bei 100° erweicht sich die Masse und wird teigig; bei 120 oder
                              130° ist sie ganz fluͤssig und entwikelt viele rothe Daͤmpfe;
                              bei 200° kocht die Fluͤssigkeit und gibt etwas Salpetersaͤure;
                              bei 280° ist sie sehr durchsichtig, rothgelb und entwikelt viel
                              Salpetersaͤure; wenn man sie in diesem Zustande abkuͤhlt, so bleibt
                              sie gruͤnlichgelb; beim Siedepunkte des Queksilbers endlich destillirt die
                              Fluͤssigkeit, ist ziemlich farblos, enthaͤlt aber noch salpetriche
                              Saͤure, denn das Wasser entbindet daraus rothe Daͤmpfe. Wenn man die
                              Krystalle mit Bittererde gemengt erhizt, so geraͤth oft die ganze Masse in
                              lebhaftes Gluͤhen: Baryt wirkt auf aͤhnliche Weise und oft so
                              energisch, daß fast die ganze Masse fortgeschleudert wird.
                           Dr. W. Henry versuchte die
                              krystallinische Verbindung zu analysiren, aber die von ihm befolgte Methode kann,
                              obgleich sie gut ausgedacht zu seyn scheint, kein genaues Resultat geben, wie ich
                              mich davon durch viele Versuche uͤberzeugt habe. Wenn man die
                              Untersalpetersaͤure (man mag sie nun als aus Salpetersaͤure und
                              Untersalpetersaͤure bestehend oder als eine eigenthuͤmliche
                              Saͤure betrachten) mit Wasser mengt, so zersezt sie sich in diese beiden
                              Saͤuren und es entwikelt sich Stikstoffdeutoxyd; man sollte glauben, daß die
                              relativen Saͤuremengen sich wenigstens unter denselben Umstaͤnden
                              gleich bleiben muͤßten, dem ist aber nicht so, man mag was immer fuͤr
                              eine Quantitaͤt Wasser nehmen und sie mehr oder weniger schnell damit
                              vermischen. Ich glaubte die Alkalien wuͤrden vielleicht genauere Resultate
                              geben, aber es zeigen sich dieselben Differenzen, und man kann sich daher dieses
                              Verfahrens nicht zur Analyse der Krystalle bedienen; dieß zeigen folgende Versuche,
                              wobei die Menge der Saͤuren durch das Aequivalent des schwefelsauren Kalks
                              angegeben ist; man vermischte naͤmlich mit einer Quantitaͤt
                              Untersalpetersaͤure, welche durch 100 vorgestellt ist, gleiche Mengen Wasser
                              und erhielt dabei sehr wandelbare Resultate. Der erhaltene schwefelsaure Kalk betrug
                              naͤmlich bei den verschiedenen Versuchen = 79,17 = 91,44 = 101,69 = 111,20 =
                              122,30 = 131,10 = 142,30 = 156,10 = 184,2 = 231,5 = 250 und 251,65.
                           Ich versuchte vergeblich noch verschiedene andere Methoden, wovon es unnuͤz
                              waͤre hier zu sprechen; endlich glaubte ich die Quantitaͤt der
                              salpetrichen Saͤure auf folgende Art bestimmen zu koͤnnen, welche mir
                              in der That auch bei mehreren Gelegenheiten regelmaͤßige Resultate gab, von
                              denen aber einige doch zu sehr von einander abwichen, als daß sie zu einer genauen
                              Analyse anwendbar waͤre. Wenn man Krystalle in einem kleinen Platintiegel
                              abwiegt, welchen man in eine mit ausgekochtem Queksilber gefuͤllte Retorte bringt und die
                              Temperatur Anfangs schwach, sodann bis zum Kochen des Queksilbers erhoͤht, so
                              erhaͤlt man als Endresultat schwefelsaures Queksilber und ein Gemenge von
                              schweflichsaurem Gas mit Stikstoffdeutoxyd, welches man außerordentlich leicht
                              analysiren kann. Wenn man zuerst eine kleine Menge Schwefelsaͤure in die
                              Retorte treten laͤßt und sodann die Krystalle hineinbringt, so findet
                              dieselbe Zersezung sehr leicht Statt und man erhaͤlt ein aͤhnliches
                              Resultat. Dieses Verfahren gab mir bisweilen das wahre Verhaͤltniß von
                              salpetricher Saͤure, oft aber auch weniger als sie wirklich
                              betraͤgt.
                           Ein Verfahren aber, welches mir vollkommen gelang, besteht in Folgendem. Man bringt
                              die Krystalle in eine Roͤhre, verkorkt und wiegt sie, worauf man eine dike
                              Schichte Bariumhyperoxyd auf sie bringt, wenigstens das zehnfache Gewicht der
                              Krystalle und gießt Wasser daruͤber: lezteres dringt schnell durch das Oxyd,
                              und zersezt die Krystalle in dem Maße als es mit ihnen in Beruͤhrung kommt,
                              wobei sich die Temperatur sehr erhoͤht; sollte die Zersezung nicht
                              gehoͤrig Statt finden, so bewegt man die Masse mit einem Platindraht, aber
                              vorsichtig, damit sich keine roͤthlichen Daͤmpfe entwikeln. Wenn die
                              Operation gut geleitet wird, entbindet sich kein Gas; man bemerkt kaum einen
                              schwachen roͤthlichen Dampf und wenn die Einwirkung beendigt ist, bringt man
                              das Ganze in eine Schale und kocht es mit Wasser: das uͤberschuͤssige
                              Bariumsuperoxyd wird zersezt und das Wasser enthaͤlt Baryt und salpetersauren
                              Baryt: um den Baryt abzuscheiden, verdampft man die Fluͤssigkeit
                              oͤfters bei gelinder Waͤrme zur Trokniß, worauf man sie filtrirt und
                              den Baryt mit Schwefelsaͤure niederschlaͤgt. Aus lezterem
                              Niederschlage berechnet man die Menge der salpetrichen Saͤure. Man kann, um
                              die Operation zu beschleunigen, einen Strom kohlensaures Gas durch die
                              Fluͤssigkeit leiten, muß sie aber sodann lange Zeit kochen, damit kein
                              kohlensaurer Baryt in der uͤberschuͤssigen Kohlensaͤure
                              aufgeloͤst bleibt.
                           Man kann das Bariumhyperoxyd zu diesem Versuche aus Baryt und Sauerstoff bereiten;
                              wenn aber der Baryt ein wenig Mangan enthaͤlt, wie dieses fast immer der Fall
                              ist, so loͤst sich eine geringe Menge davon auf und man muß
                              befuͤrchten auch etwas Kieselerde und Alaunerde zu erhalten. Besser eignet
                              sich das Oxyd, welches durch schwaches, mit Salzsaͤure gemischtes oxydirtes
                              Wasser erhalten wurde; man muß aber sorgfaͤltig darauf achten, daß es kein
                              Chlorbarium enthaͤlt. Diese Substanz duͤrfte sich noch zu mehreren
                              analytischen Operationen benuzen lassen.
                           Man koͤnnte auch die Menge der salpetrichen Saͤure mittelst
                              Bleihyperoxyd bestimmen, da aber das schwefelsaure Blei in einem mit Schwefelsaͤure
                              gesaͤuerten Wasser nicht ganz unaufloͤslich ist, so koͤnnten
                              sich schwerloͤsliche basische Salze bilden, zu deren Abscheidung man sich
                              eines mit Essigsaͤure versezten Wassers bedienen muͤßte.
                           Auch die Bestimmung des Wassergehaltes bietet einige Schwierigkeiten dar; ich glaubte
                              daß es zur Bestaͤtigung der vorhergehenden Resultate gut waͤre,
                              denselben direct zu bestimmen. Wenn man die Krystalle mit Bittererde mengt und die
                              Temperatur bis zum Rothgluͤhen erhoͤht, so erhaͤlt man
                              wasserfreie schwefelsaure Bittererde und das Wasser entbindet sich mit mehr oder
                              weniger Untersalpetersaͤure; durch die Beruͤhrung dieser Saͤure
                              mit Wasser aber entsteht Salpetersaͤure, welche auf das zur Bestimmung des
                              Wassers angewandte Chlorcalcium wirken wuͤrde. Ich ließ, um einen dadurch
                              entstehenden Fehler zu vermeiden, die Daͤmpfe uͤber
                              rothgluͤhendes Kupfer streichen: es entbindet sich sodann Stikstoff und
                              Wasser, da aber bei der Operation keine Gasarten entstehen, so ist es fast
                              unmoͤglich alles Wasser zu entwikeln: nachdem ich versucht hatte am Ende des
                              Apparates die Luft auszupumpen und noch verschiedene andere Abaͤnderungen in
                              dem Verfahren gemacht hatte, bediente ich mich eines sehr bequemen Mittels, welches
                              darin besteht, uͤber das rothgluͤhende Gemenge einen Strom
                              Sauerstoffgas zu leiten, welchen man aus recht trokenem chlorsaurem Kali entwikelt:
                              man kann dadurch alles Wasser erhalten. Anstatt der Bittererde koͤnnte man
                              auch Bleihyperoxyd nehmen, dessen Sauerstoff den Wasserdampf mit sich zieht;
                              chlorsaures Kali ist aber vorzuziehen, obgleich man auch mit Bleihyperoxyd ziemlich
                              uͤbereinstimmende Resultate erhaͤlt.
                           Die Bestimmung des Schwefelsaͤuregehaltes bietet keine Schwierigkeiten
                              dar.
                           Die Resultate des Dr. Henry stimmen sehr gut mit
                              demjenigen uͤberein, was man aus dem Versuche des Hrn. Gay-Lussac uͤber die Einwirkung der
                              Untersalpetersaͤure auf die Schwefelsaͤure schließen konnte; aber man
                              konnte sich daraus noch nicht erklaͤren, warum diese Saͤure durch
                              einen großen Ueberschuß von Untersalpetersaͤure nicht ganz in Krystalle
                              verwandelt wird; Hr. Bussy konnte durch sein Verfahren
                              nur die relativen Quantitaͤten von Stikstoffdeutoxyd und Sauerstoff welche
                              sich verbinden, ausmittteln; man konnte aber aus den Versuchen dieser Chemiker nicht
                              den wirklichen Wassergehalt erfahren: da dieselben die Feuchtigkeit außerordentlich
                              stark anziehen, so sollte man glauben, sie wuͤrden weniger Wasser enthalten
                              als das Schwefelsaͤurehydrat; meine Versuche scheinen jedoch unwiderlegbar
                              darzuthun, daß sie im Gegentheil mehr als jenes enthalten.
                           Nach den oben angegebenen Methoden erhielt ich fuͤr die Zusammensezung der
                              Krystalle im Mittel aus zehn Versuchen:
                           
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 40, S. 203
                              Atome
                              
                           Dr.Henry hatte durch Versuche gefunden,
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 40, S. 203
                              
                           Hieraus schloß er, daß die Krystalle enthalten muͤßten
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 40, S. 203
                              oder; Atome
                              
                           Wahrscheinlich waren die Krystalle, welche Dr. Henry
                              unters suchte, mit Schwefelsaͤure und Wasser gemengt; dieß ist um so eher zu
                              vermuthen, weil er sagt, die Masse sey teigig gewesen, waͤhrend man die
                              Krystalle doch in vollkommen troknem Zustande erhalten kann. Die
                              Schwefelsaͤure loͤst sie leicht auf und dieß koͤnnte leicht
                              irrige Vorstellungen uͤber ihre Zusammensezung verursachen. Wenn man die
                              Zusammensezung der Krystalle nach den von mir erhaltenen Resultaten berechnet, so
                              wird man finden, daß sie enthalten muͤssen:
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 40, S. 203
                              oder in Atomen
                              
                           Die Unterschiede sind so gering, daß ich glaube, man wird an der Genauigkeit dieser
                              Resultate nicht zweifeln koͤnnen. Die durch Schwefelsaͤure und
                              Untersalpetersaͤure gebildeten Krystalle bleiben immer mit
                              Schwefelsaͤure und Salpetersaͤure getraͤnkt, selbst wenn man
                              sie mit einem großen Ueberschuß von Untersalpetersaͤure ausgesuͤßt
                              hat. Ich versuchte mehrmals sie zu analysiren, fand aber ihre Zusammensezung
                              wandelbar, was offenbar von dieser Beimischung und dem
                              uͤberschuͤssigen Wasser der Schwefelsaͤure herruͤhrt:
                              indessen glaube ich, daß man an ihrer Identitaͤt mit denjenigen, welche man
                              durch obige Verfahrungsweisen sehr rein erhaͤlt, nicht zweifeln kann.
                           Aus den in dieser Abhandlung enthaltenen Thatsachen geht hervor, daß man bisher die
                              Theorie, der Schwefelsaͤurebildung noch nicht genau kannte und daß bei diesem
                              Proceß die schwefliche Saͤure einen Theil der Untersalpetersaͤure
                              vollstaͤndig zersezt, daraus Stikstoff entbindet und daß sie, in
                              Schwefelsaͤure umgeaͤndert, sich mit der salpetrichen Saͤure
                              und mit einem Theile Wasser vereinigt, um die krystallinische Verbindung zu bilden;
                              dieß erklaͤrt, wie Hr. Bussy zeigte, die
                              widersprechenden Resultate der HHrn. Clément und
                              Désormes und Gay-Lussacs. Es geht ferner daraus hervor, daß die krystallinische
                              Verbindung als ein wahres Doppelsalz von salpetricher Saͤure und Wasser mit
                              Schwefelsaͤure betrachtet werden kann und daß sie weniger Wasser als das
                              Schwefelsaͤurehydrat enthaͤlt.