| Titel: | Anleitung zur Benuzung aller Theile der todten Thiere, vorzüglich für Landleute; von Hrn. Payen, Fabrikant, Professor der Chemie, Ritter der Ehrenlegion etc. | 
| Fundstelle: | Band 40, Jahrgang 1831, Nr. LIII., S. 270 | 
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                        LIII.
                        Anleitung zur Benuzung aller Theile der todten
                           Thiere, vorzuͤglich fuͤr Landleute; von Hrn. Payen, Fabrikant, Professor der Chemie, Ritter
                           der Ehrenlegion etc.
                        Eine von der Société royale
                              et centrale d'Agriculture gekroͤnte Preisschrift.Wir heben folgende Stelle aus dem Programm der Société royale et
                                 centrale d'Agriculture aus, damit man die Bedingungen kennen lernt, welche Hrn.
                                 Payen bei Ausarbeitung seiner Abhandlung
                                 vorgeschrieben waren. „Die Gesellschaft wird einen Preis von 1000
                                    Franken und ein Accessit von 500 Franken denjenigen Personen zuerkennen,
                                    welche die beste Anleitung einschiken, wie die Landleute aus den Thieren,
                                    welche ihnen an Alter, durch Krankheiten oder Zufall sterben,
                                    moͤglichst Nuzen ziehen koͤnnen, so wie aus allen Theilen
                                    dieser Thiere, nach den verschiedenen Anwendungen, welche davon in der
                                    Landwirthschaft und den Gewerben gemacht werden. Gegenwaͤrtig zieht
                                    man den todten Thieren (welches auch die Ursache ihres Todes gewesen seyn
                                    mag) die Haut ab und graͤbt sie in die Erde ein, oder man
                                    laͤßt sie auch wohl auf dem Boden liegen, wo sie von den
                                    Raubvoͤgeln, Hunden oder Woͤlfen (die sie also in die
                                    Naͤhe der Wohnungen hinziehen) aufgefressen werden. Indessen
                                    koͤnnte das Fleisch dieser Thiere frisch, zubereitet oder
                                    ausgetroknet eine ungeheure Menge von Nahrungsstoff abgeben: ihre Knochen
                                    koͤnnten theils in unseren Fabriken benuzt, theils zu Duͤnger
                                    verwandt werden und dadurch einen außerordentlichen Nuzen abwerfen; ihr Fett
                                    und ihre Eingeweide koͤnnen in mehreren Gewerben angewandt werden.
                                    Die Gesellschaft weiß sehr wohl, daß alle Theile der Thiere, sie
                                    moͤgen was immer fuͤr eine Todesart gehabt haben, in den
                                    Fabriken, welche sich in großen Staͤdten oder in der Naͤhe
                                    derselben befinden, benuzt werden; sie wuͤnschte aber die in dieser
                                    Hinsicht schon befolgten Verfahrungsweisen theils zu vervollkommnen, theils
                                    auszubreiten und zu vereinfachen und davon eine solche Beschreibung zu
                                    erhalten, daß auch die ununterrichtetsten Landleute alle Operationen
                                    derselben ausfuͤhren oder wenigstens die ersten Zubereitungen davon
                                    vornehmen koͤnnten. Die Gesellschaft glaubt ausdruͤklich
                                    erklaͤren zu muͤssen, daß sie vorzuͤglich die
                                    Unterrichtung des Landvolkes im Auge hat, und sie ladet die Preisbewerber
                                    ein ihre Abhandlungen so abzufassen, daß der groͤßte Theil der
                                    beschriebenen Methoden uͤberall leicht verstanden und
                                    ausgefuͤhrt werden kann und wuͤnscht, daß sie in
                                    beigefuͤgten Anmerkungen die kuͤnstlicheren Verfahrungsweisen
                                    beschreiben, welche entweder theoretische Kenntnisse oder einen
                                    vorlaͤufigen Unterricht zu ihrer Ausfuͤhrung erfordern;
                                    dieselben koͤnnen also in Anmerkungen der Wissenschaft Genuͤge
                                    leisten und zu den Fortschritten mehrerer Gewerbe beitragen, waͤhrend
                                    sie in dem Text sich darauf beschraͤnken den schlichten Landbewohnern
                                    zu dienen, die oft durch die geringsten Schwierigkeiten von den
                                    nuͤzlichsten Verbesserungen abgeschrekt werden. A. d. R.
                           
                        Aus dem Agriculteur-Manufacturier, Decbr. 1830,
                              S. 116 Januar 1831. S. 1. u. f.
                        Payen, Anleitung zur Benuzung aller Theile der todten
                           Thiere.
                        
                     
                        
                           Erstes Kapitel.Allgemeine Betrachtungen und Bemerkungen uͤber die
                                 Ueberreste der Thiere.
                           Alle Industriezweige, welche sich in Frankreich mit der Behandlung der thierischen
                              Substanzen beschaͤftigen, leiden entweder Mangel an Urstoff, oder beziehen
                              denselben mit großen Kosten und zum Nachtheile unserer Kapitalien aus dem Auslande;
                              fast an keinem Orte reichen bei uns die thierischen Substanzen zum Duͤngen
                              unserer Felder Hill, und uͤberall ohne Ausnahme, koͤnnen sie
                              vortheilhaft hiezu verwandt werden. Diese nuͤzlichen Substanzen werden
                              naͤmlich an den
                              Orten, wo eine starke Bevoͤlkerung zusammengedraͤngt ist, nur
                              unvollkommen gesammelt und gehen in den meisten kleinen Staͤdten,
                              Doͤrfern und Weilern ganz verloren.
                           Einige Landleute sammeln mit großem Fleiße eine Menge fast ganz werthloser
                              Ueberreste, z.B. die Stoppeln nach der Ernte, einige Holzreiser in dem Walde, hie
                              und da zerstreuten Mist, um ihr bißchen Duͤnger zu vermehren, naͤhren
                              einige Hausthiere mit Korn, welches sie sich an ihrer eigenen Nahrung abziehen,
                              waͤhrend sie thierische Substanzen, welche ihnen eine Menge kostbarer
                              Huͤlfsmittel darbieten koͤnnten, vernachlaͤssigen und mit Ekel
                              in die Erde einscharren. Es ist daher keinem Zweifel unterworfen, daß wir die
                              Producte unserer Felder auf einen betraͤchtlich hoͤheren Werth bringen
                              koͤnnten, wenn wir nicht so viele vernachlaͤssigte Sachen verlieren
                              wuͤrden. Dieser Gegenstand war allerdings der Aufmerksamkeit der Société royale d'Agriculteur werth, und
                              wenn die Beobachtungen, welche ich derselben hiemit uͤbergebe, zur Erreichung
                              ihres Zwekes beitragen, so werde ich mich fuͤr die Zeit und Muͤhe,
                              welche ich auf diesen Aufsaz verwandte, reichlich belohnt finden.
                           Ein tief eingewurzelter Widerwille gegen die Cadaver der todten Thiere ist eines der
                              groͤßten Hindernisse, welche der Erfuͤllung der philanthropischen
                              Wuͤnsche der Société d'Agriculture
                              im Wege stehen; dieser Widerwille wird oft unuͤberwindlich, indem man sich
                              fuͤrchtet, einen ungesunden Gegenstand zu
                              beruͤhren, welcher eine gefaͤhrliche Krankheit mittheilen
                              koͤnnte. Vor Allem muͤssen wir uns bemuͤhen, die unbestimmten
                              und im Allgemeinen falschen Ansichten zu beseitigen, welche uͤber einige
                              Gegenstaͤnde und Zweige unserer Industrie verbreitet sind, die man
                              uneigentlich ungesunde nennt. Wie koͤnnte sich
                              aber auch das Publicum von ihnen losreißen, da sie, obgleich durch zahlreiche
                              Berichte ausgezeichneter Gelehrten als unrichtig erwiesen, dennoch in einer Menge
                              von Vorschriften der Verwaltungsbehoͤrden noch immer gedrukt werden? Wir
                              hoffen in dieser Hinsicht durch eine auf wohlerwiesene Thatsachen sich
                              stuͤzende Untersuchung des Gegenstandes aller Unsicherheit ein Ende zu
                              machen; wir werden uns mit jedem der Industriezweige, welche thierische Substanzen
                              behandeln, insbesondere beschaͤftigen und hoffen durch eine klare und
                              faßliche Auseinandersezung den wichtigen Saz zu erweisen und Jedermann einleuchtend
                              zu machen, daß die Landleute, wenn sie sich mit der Benuzung
                                 der Ueberreste todter Thiere beschaͤftigen, durchaus keine Gefahr zu
                                 befuͤrchten haben, selbst wenn eine ziemlich weit vorgeschrittene
                              Faͤulniß sie zwingen wuͤrde im Freien zu arbeiten.
                           Nur wenn die Thiere an gewissen Krankheiten leiden, sind Vorsichtsmaßregeln noͤthig;
                              fuͤr diese Krankheiten lassen sich aber solche Kennzeichen angeben, daß man
                              bei einiger Aufmerksamkeit keiner Gefahr ausgesezt seyn kann. Wir halten es
                              fuͤr zwekmaͤßig unserer Anleitung zur Benuzung der todten Thiere
                              diejenigen Symptome jener Krankheiten, welche sich am leichtesten erkennen lassen,
                              vorauszuschiken.
                           Wenn die Thiere mit den sogenannten Pestbeulen behaftet
                              sind, so zeigt sich eine brandige, zugerundete Beule, die sich in eine Spize endigt,
                              auf welcher sich eine oder mehrere Blattern bilden, welche heftige Schmerzen und
                              eine brennende Hize verursachen; diese Blattern verwandeln sich schnell in eine
                              schwaͤrzliche, einer geloͤschten Kohle aͤhnliche Kruste. Solche
                              Thiere sind außerordentlich niedergeschlagen, bewegen die Flanken stark, haben an
                              verschiedenen Theilen ihres Koͤrpers, besonders an der Brust und beiden
                              Seiten Geschwuͤlste, welche ihnen große Schmerzen verursachen und wenn man
                              sie beruͤhrt ein aͤhnliches Geraͤusch geben, wie eine trokne
                              Haut. Nach dem Tode, welcher in funfzehn bis dreißig Stunden erfolgt, ist die Zunge
                              schwarz, das Blut und Fleisch dunkelbraun.
                           Man muß sich wohl huͤten ein Thier, welches an Pestbeulen starb, zu
                              beruͤhren, wenn man an der Hand eine Wunde hat, welche die Anstekung
                              beguͤnstigen oder veranlassen koͤnnte. Wenn man nach den angegebenen
                              Kennzeichen nicht ganz sicher waͤre, ob die Thiere wirklich mit den
                              Pestbeulen behaftet sind, so muͤßte man einen Veterinaͤr-Arzt
                              um Rath fragen; bietet sich dazu Gelegenheit dar, so sollte man diese
                              Vorsichtsmaßregel niemals vernachlaͤssigen; in solchen Faͤllen
                              endlich, wo die Natur der Krankheit des Thieres zweifelhaft bliebe, duͤrfte
                              man dasselbe nicht ausweiden: man muͤßte das todte Thier dann, wie
                              uͤberhaupt wenn die Krankheit als anstekender Natur erkannt wurde,
                              ungefaͤhr einen Fuß tief unter die Erde einscharren; um es in die Grube zu
                              transportiren, bringt man es mit einem Haken, welcher an einem langen Stiele
                              befestigt ist, auf eine Huͤrde oder eine alte Thuͤr und zieht es auf
                              derselben fort. Man bemerkt sich auf irgend eine Art die Stelle, wo man es
                              eingescharrt hat und kann dort Getreide saͤen, um von diesem starken
                              unterirdischen Duͤnger Nuzen zu ziehen: nach zwei Jahren entleert man die
                              Grube und findet sodann die Knochen vollkommen entfleischt und zu den unten
                              angegebenen Zweken geeignet.
                           Wenn es auch erwiesen ist, daß man beim Ausweiden der an Pestbeulen gestorbenen
                              Thiere sich in Folge einer Anstekung den Tod zuziehen kann, so scheint es doch nicht
                              weniger gewiß, daß das Fleisch eben dieser Thiere und aller derjenigen, welche an
                              verschiedenen epidemischen oder anstekenden Krankheiten starben, fuͤr die
                              Personen, welche es als Nahrungsstoff genossen, niemals gefaͤhrliche Folgen
                              hatte. Man findet in einer Abhandlung, welche Hr. Huzard,
                              Mitglied des Instituts,
                              im Jahre VIII. bekannt machte, eine Menge Thatsachen angegeben, welche dieses
                              beweisen, aus denen wir nur die folgenden ausheben wollen.
                           Waͤhrend der Viehseuchen von 1770 und im Jahre VI (der Republik), welche einen
                              viel gefaͤhrlicheren Charakter hatten, als die vorhergehenden, wurde noch
                              weitmehr Vieh an die Fleischer verkauft, ohne daß deßwegen mehr Krankheiten unter
                              dem Volke geherrscht haͤtten. Die Aerzte, welche die Duͤrftigen
                              besuchten, die am meisten der Gefahr ausgesezt gewesen seyn muͤßten, wenn
                              solche mit dem Genuß von schlechtem Fleische wirklich verbunden gewesen
                              waͤre, konnten bloß solche Beispiele anfuͤhren, welche die
                              Unschaͤdlichkeit dieses Fleisches erwiesen.
                           Wenn man die Thiere oͤffnet, welche auf der Treibjagd von den Hunden gefangen
                              wurden, so zeigen sich dieselben pathologischen Erscheinungen wie bei denjenigen,
                              welche an Pestbeulen starben; auch ist leztere Krankheit die Folge von
                              uͤbermaͤßiger Anstrengung.
                           Der Genuß von Wildpret, welches zum Theil in Faͤulniß uͤbergegangen
                              ist, verursacht keine Krankheit.
                           Ein großer Theil der franzoͤsischen Armeen, welche an der Maas, dem Rhein, der
                              Mosel und in Italien standen, naͤhrte sich lange Zeit vom Fleisch der Ochsen
                              und Kuͤhe, die an der seit dem Jahre IV herrschenden Viehseuche starben, ohne
                              daß bei diesen zahlreichen Consumenten irgend eine Krankheit dadurch erfolgt
                              waͤre, wie die Stabsaͤrzte und Hr. Huzard
                              bezeugen.
                           Hr. Morand fuͤhrt mehrere Beobachtungen an, die
                              beweisen, daß Personen, welche mit anstekenden Krankheiten behaftete Thiere
                              ausweideten, sich Krankheiten zuzogen und sogar der Tod erfolgte, waͤhrend
                              niemand von denjenigen, welche das Fleisch dieser Thiere genossen, davon
                              nachtheilige Folgen verspuͤrte.Man vergleiche polyt. Journal Bd. XXXII. S.
                                       440. A. d. R. Zur Zeit der Theuerung im Jahre VIII naͤhrten sich die armen Leute in
                              Paris fast allgemein von Pferdefleisch, ohne daß man davon nachtheilige Folgen
                              verspuͤrt haͤtte.Wenn auch rohes Fleisch in verschiedenen Zustaͤnden und selbst nachdem
                                    es in Faͤulniß uͤberzugehen anfing, nach dem Kochen ohne
                                    Nachtheil von Menschen genossen werden kann und in der That auch
                                    taͤglich genossen wird, so ist dieß doch nicht immer mit gewissen
                                    Fleischsorten der Fall, welche nach dem Kochen durch Laͤnge der Zeit
                                    eine eigenthuͤmliche Veraͤnderung erlitten; hieher
                                    gehoͤren besonders Wuͤrste, Schinken, Fleischpasteten, welche,
                                    nachdem sie so lange aufbewahrt wurden, daß sie sich mit Schimmel
                                    uͤberzogen, sich innen wieder aufgeweicht zeigen. Man hat in der That
                                    verderbliche Wirkungen, eine Art Vergiftung, in Folge des Genusses einiger
                                    dieser Nahrungsmittel beobachtet. Die Klugheit erfordert also, daß man keine
                                    Zubereitungen dieser Art ißt, welche schon etwas verdorben sind,
                                    man koͤnnte sich uͤbrigens dieselben auf die Art zu Nuzen
                                    machen, daß man sie mit gekochten Kartoffeln, Kleienmehl u.s.w. mengt und
                                    sie den Schweinen oder Hunden zu fressen gibt, denn man hat gefunden, daß
                                    sie diesen Thieren nicht nachtheilig sind. A. d. O. (Ueber diesen Gegenstand
                                    ist bekanntlich in Deutschland in neuerer Zeit viel geschrieben worden, ohne
                                    daß man ausmitteln konnte, welcher Bestandtheil dieser verdorbenen
                                    Nahrungsmittel eigentlich der Gesundheit so nachtheilig ist. A. d. R.)
                              
                           
                           Hoͤchst wahrscheinlich wuͤrde man beim Ausweiden der Thiere nicht die
                              geringste Gefahr zu befuͤrchten haben, wenn man sich bei der Operation mit
                              einem leinenen Ueberkleide versehen wuͤrde, welches mit
                              Chlorkalkaufloͤsung getraͤnkt ist, solche auf die Haͤnde, im
                              Augenblike der Eroͤffnung auch auf das Thier und spaͤter selbst in das
                              Innere des Cadavers gießen wuͤrde. Es ist sehr zu wuͤnschen, daß man
                              uͤber diesen wichtigen Gegenstand bald Versuche anstellt.
                           
                        
                           Darmfabrikation. Die Kunst die aufgeblasenen
                              Daͤrme zu bereiten, gruͤndet sich auf die Veraͤnderung, welche
                              ein Theil der Haͤute, woraus sie bestehen, durch Faͤulniß erleidet. In
                              den Werkstaͤtten dieser Art, welche sich in der Naͤhe großer
                              Staͤdte befinden, werden die Eingeweide in Masse in Kufen gebracht, in
                              welchen man sie einige Tage weichen laͤßt (mehr
                              oder weniger lang, je nachdem die Temperatur der Luft die Gaͤhrung
                              verzoͤgert oder beschleunigt): sobald die gehoͤrige
                              Veraͤnderung derselben erfolgt ist, machen sich Maͤnner, Weiber und
                              Kinder an die Behandlung dieser Substanzen; man erhaͤlt dadurch eine große
                              Menge von Ausfluͤssen, welche schnell alle Producte der faulen
                              Gaͤhrung entwikeln. In diesen Raͤumen sind die Ausfluͤsse so
                              stark, daß alle Arbeiter, welche aus denselben herauskommen, selbst an den
                              entferntesten Orten einen faulen Geruch verbreiten, und in keiner Gesellschaft von
                              Leuten, welche an denselben nicht gewoͤhnt sind, geduldet werden
                              koͤnnen. Ich war einmal Mitglied einer Commission, welche Mittel angeben
                              sollte wie man den uͤblen Geruch einer der groͤßten Fabriken von
                              aufgeblasenen Daͤrmen beseitigen koͤnnte; mehrere meiner Collegen
                              konnten sich nicht entschließen, auch nur einige Minuten lang diesen schreklichen
                              Gestank zu ertragen, und doch hatte keiner der Arbeiter beiden Geschlechts und jeden
                              Alters, welche in dieser Fabrik beschaͤftigt wurden, eine besondere
                              Krankheit; ihre juͤngsten Kinder, welche denselben Ausfluͤssen
                              ausgesezt waren, empfanden davon zu keiner Zeit eine nachtheilige Wirkung. Diese
                              wichtige Beobachtung wurde in unserem Bericht bemerkt. Der Gesundheitsrath, dessen
                              wichtige Arbeiten schon sehr viel dazu beitrugen, mehrere im Volke verbreitete
                              Vorurtheile zu entkraͤften, bemerkte in mehreren seiner Berichte ebenfalls,
                              daß die Ausfluͤsse fauler thierischer Koͤrper ganz unschaͤdlich
                              sind.
                           
                        
                           Abdeken der Pferde. Auf dem Schindanger (Montfaucon) bei
                              Paris scharrt man jeden Tag die Leichname von Pferden ein, welche aus verschiedenen
                              Ursachen starben, meistens aber in Folge von Krankheiten, Altersschwaͤche,
                              uͤbermaͤßiger Anstrengung und Hunger. Eine ungeheuere Menge von
                              Daͤrmen, Blut, fleischigen Knochen bleibt mehrere Tage lang einer starken
                              Gaͤhrung uͤberlassen und uͤberladet bestaͤndig die Luft
                              mit faulen Ausfluͤssen; dennoch athmen Maͤnner, Weiber und sogar
                              Saͤuglinge taͤglich diese stinkende Luft ein, ohne davon im Geringsten
                              eine nachtheilige Wirkung zu verspuͤren: man hat nie eine
                              eigenthuͤmliche oder herrschende Krankheit in der Umgegend bemerkt, was auch
                              der Gesundheitsrath in mehreren Berichten bestaͤtigte.
                           Hier aber sind alle Umstaͤnde vereinigt, welche die Gefahr vergroͤßern
                              koͤnnten, wenn eine solche bei der Behandlung der thierischen Substanzen
                              Statt faͤnde; man hat in Montfaucon keinen Ablauf fuͤr die
                              fluͤssigen Ausleerungen und kein Wasser zum Abwaschen; die Masse von
                              Abfaͤllen, welche sich an einer einzigen Stelle sammelt, ist Ursache, daß ein
                              großer Theil davon unbenuzt bleibt; endlich konnte man auch wegen der
                              Nachlaͤssigkeit der Personen, welche dieses rohe Gewerbe betreiben oder
                              vielleicht wegen ihrer Anhaͤnglichkeit an alte Gewohnheiten bis jezt keine
                              Einrichtung treffen, um diese verlorenen Theile aufzubewahren oder transportabel zu
                              machen.Im Jahre 1810 erhielten die HHrn. Payen und Comp.
                                    ein. Patent auf die Behandlung dieser Substanzen, konnten aber aus dem
                                    angegebenen Grunde ihren Zwek nicht erreichen; indessen wird wahrscheinlich
                                    ein Theil der Schwierigkeiten beseitigt werden; Operationen, welche schon zu
                                    lange aufgeschoben wurden, werden vorgenommen werden koͤnnen, wir
                                    wollen sie im Laufe dieser Abhandlung beschreiben, so wie auch diejenigen,
                                    welche wir durch spaͤtere Versuche als nuͤzlich erkannten. A.
                                    d. O. (Die Besizer des polytechnischen Journals verweisen wir auf die
                                    hoͤchst interessante Abhandlung: Ueber die Abdekereien zu Paris und
                                    uͤber die technische Benuͤzung der thierischen Substanzen Bd. XXVI. S. 181. Bd. XXVII. S. 156. und Bd. XXXII. S. 438. A. d. R.)
                              
                           
                        
                           Bereitung des Kothstaubes (Poudrette). Nicht weit von der Abdekerei haͤufen sich
                              Ausfluͤsse einer anderen Art in Masse an; es befinden sich naͤmlich in
                              ihrer Naͤhe mehrere Gruben, in welche man taͤglich den Unrath aus
                              allen Abtrittgruben der Stadt bringt; die Erfahrung lehrt aber, daß sie der
                              Gesundheit der Personen, welche entweder beim Abladen dieser Substanzen helfen und
                              ihre Haͤnde bestaͤndig hineintauchen (indem sie sorgfaͤltig
                              Gegenstaͤnde von einigem Werth, welche zufaͤllig in die Abtritte
                              fielen, aufsuchen) und der Arbeiter, welche mit dem Austroknen des Kothstaubes, oder
                              mit dem Aufladen desselben auf Karren beschaͤftigt sind, so wie auch der
                              Bewohner der Umgegend nicht im Geringsten nachtheilig sind.
                           
                        
                           Abdeker. – Eines derjenigen Gewerbe, welche
                              fuͤr sich allein alle Gefahren vereinigen muͤßten, wenn in der That
                              außer den von uns bezeichneten bei Behandlung, der Cadaver solche vorhanden waͤren, ist ohne
                              Widerspruch dasjenige der Abdeker. In der Umgegend von Paris treiben gewisse
                              Personen kein anderes Geschaͤft, als daß sie alle todten Thiere aufsuchen um
                              von ihnen die Haut und das Fett, bisweilen auch, wenn sie frisch sind, das
                              Muskelfleisch zu erhalten. Man sieht diese Leute laͤngs dem User der Seine
                              die ertrunkenen oder in das Wasser geworfenen Thiere aufsuchen, welche durch die
                              Gasarten der Faͤulniß aufgeblaͤht, in der Naͤhe des Ufers auf
                              dem Wasser schwimmen. Zwei oder drei Schaͤferhunde, welche diese Leute
                              begleiten, sind dazu abgerichtet, die in einiger Entfernung vom Ufer schwimmenden
                              Koͤrper herbeizubringen. Die Abdeker, deren Kleider, Haͤnde,
                              Taschengeraͤthe voll von thierischen Substanzen sind, womit sie jeden
                              Aubenblik umgehen, beobachten keine Reinlichkeit; sie beruͤhren und verzehren
                              ihre Nahrungsmittel inmitten ihrer schmuzigsten Operationen. Man trifft unter ihnen
                              Greise, welche von Kindheit an das Geschaͤft der Abdekerei betrieben, ohne
                              davon nachtheilige Folgen zu verspuͤren. Wir wollen es bei dieser Gelegenheit
                              wiederholen, daß bloß in dem Falle, wenn die Thiere an den sogenannten Pestbeulen
                              starben, fuͤr die Abdeker Gefahr zu befuͤrchten ist (man sehe oben S.
                              272. die Symptome, woran man diese Krankheit erkennt und die dabei noͤthigen
                              Vorsichtsmaßregeln).
                           
                        
                           Leimfabrikanten. Vor funfzehn Jahren war die
                              Leimfabrikation in der Hauptstadt Frankreichs noch auf einer so niedrigen Stufe, daß
                              Producte, welche durch ihre dunkelbraune Farbe, eine weiche Consistenz und den
                              faulen Geruch ihrer Aufloͤsung, alle moͤglichen Fehler bei der
                              Fabrikation verriethen, im Handel mit dem Namen Pariser
                                 Leim bezeichnet wurden; sie kamen aus drei Werkstaͤtten, in welche
                              alle Urstoffe, und besonders die den Pferdefuͤßen anhaͤngenden Sehnen
                              in ganz faulem Zustande gebracht wurden; da man sie in wenig luftigen Hoͤfen
                              aufbewahrte, so trugen sie mit den noch fauleren Leimruͤkstaͤnden,
                              ferner dem verdorbenen Leimwasser und anderen auf dem Boden verbreiteten
                              Abfaͤllen zur Unterhaltung eines unertraͤglichen Gestankes bei:
                              indessen wurden Arbeiter, jeden Alters, Weiber, Kinder, welche die ganze Woche in
                              diese Cloaken eingesperrt waren, nie von besonderen Krankheiten befallen;
                              uͤberhaupt uͤberzeugten wir uns durch eine Menge von Beobachtungen,
                              daß wenn nicht ganz außerordentliche Umstande zusammentreffen, die Ausfluͤsse
                              todter thierischer Koͤrper an freier Luft der
                              Gesundheit nicht im Geringsten nachtheilig sind.
                           Ganz aͤhnliche Beobachtungen machten wir in mehr als zehn Knochenschmelzen, wo man jeden Tag viele tausend
                              Kilogrammen Knochen aufhaͤuft, mit der Hand zerhakt, auskocht und sodann ganz heiß und feucht
                              aufschichtet; auch hier sammeln sich allenthalben faule Ausfluͤsse; die
                              Arbeiter athmen sie unaufhoͤrlich ein, ohne daß ihre Gesundheit dadurch
                              leidet; zufaͤllige Verwundungen, welche sie sich beim Zerhaken der Knochen
                              machen, nehmen keinen gefaͤhrlichen Charakter an und viele werden bei ihrem
                              Geschaͤft sehr alt.
                           In den Knochenbrennereien und Fabriken von Ammoniakproducten, wo die Gasarten, welche
                              die thierischen Substanzen durch eine schnelle Zersezung bei hoher Temperatur geben,
                              sich mit den Ausfluͤssen der gaͤhrenden Knochen mischen, leiden die
                              Arbeiter und Directoren nicht im Geringsten an ihrer Gesundheit, wie man sich davon
                              taͤglich uͤberzeugen kann.
                           Andererseits aber muͤssen wir bemerken, daß alle diese Ausfluͤsse,
                              welche an freier Luft oder in solcher die sich leicht erneuert, unschaͤdlich
                              sind, eine sehr nachtheilige Einwirkung auf die Gesundheit ausuͤben und
                              Ohnmacht u.s.w. verursachen koͤnnten, wenn sie sich in geschlossenen oder engen Raͤumen anhaͤufen. Auch
                              muͤssen wir die Landleute gegen die Ausduͤnstungen aller
                              gaͤhrenden vegetabilischen Substanzen, selbst an freier Luft, warnen; diese
                              Ausduͤnstungen moͤgen nun bloß von vegetabilischen Substanzen
                              herruͤhren oder mit denjenigen von thierischen Stoffen gemischt seyn: so sind
                              die Gruben, wo man das Roͤsten (des Hanfes und Flachses) vornimmt, die
                              morastigen Suͤmpfe, der Saz von seifichtem Wasser, der Schlamm der
                              Pfuͤzen oder Kanaͤle waͤhrend ihres Reinigens u.s.w.
                              fuͤr die Bewohner der Nachbarschaft sehr nachtheilig und verbreiten bisweilen
                              in sehr weite Entfernungen eigenthuͤmliche Krankheiten.
                           In den Fabriken ist die Luft gefaͤhrlich einzuathmen, wenn sie mit Oxyden oder
                              Salzen von Kupfer, Blei, Queksilber, Zink, ferner gewissen Gasarten, wie salpetriger
                              Saͤure, Chlor, Schwefelwasserstoff,
                              Kohlensaͤure, dem Dampf glimmender Kohlen etc. gemischt ist; es waͤre
                              aber zu weitlaͤuftig, wenn wir alle Substanzen anfuͤhren wollten,
                              welche zufaͤllig in die Atmosphaͤre gelangen und sie der Gesundheit
                              nachtheilig machen koͤnnen. Wir wollen daher zu unserem Hauptzwek
                              zuruͤkkehren.
                           Um eine systematische Ordnung zu befolgen, werden wir zuerst die verschiedenen
                              Todesarten der Thiere betrachten, sodann die Verfahrungsweisen beim Ausweiden
                              derselben beschreiben, alsdann angeben, wie man jeden der ausgezogenen Theile
                              fuͤr sich aufbewahren kann, welche Anwendung man davon in der Landwirthschaft
                              und den Gewerben macht, endlich wie man sie an die Consumenten verkaufen und
                              transportiren kann. Auch werden wir mehrere Bemerkungen mittheilen, wie man aus
                              diesen thierischen Substanzen einen groͤßeren Nuzen ziehen oder sie theurer
                              verkaufen koͤnnte und leichte Verfahrungsarten, wodurch man diese Substanzen in
                              gebraͤuchliche Producte umaͤndern oder unmittelbar zu
                              nuͤzlichen Zweken verwenden kann, im Detail beschreiben: dieser leztere Theil
                              unserer Arbeit wird besonders fuͤr die Bewohner solcher Orte, wo es an
                              Communicationen und Transportmitteln fehlt, von Interesse seyn.
                           
                        
                           Todesart. – Die Thiere sterben entweder, 1) einen
                              gewaltsamen Tod, durch Zufall oder indem man sie abdekt, weil man sie fuͤr
                              dienstunfaͤhig haͤlt; oder 2) einen natuͤrlichen in Folge von
                              Krankheit oder Alter. Im ersteren Falle wird sich ihrer Benuzung kein großer
                              Widerwille entgegensezen, aber in dem anderen duͤrften die unter dem Volke
                              verbreiteten Ansichten die Ausfuͤhrung der unten beschriebenen Operationen
                              unmoͤglich machen.
                           Wenn die Thiere durch Krankheit oder in Folge von Alter starben; so ist derjenige,
                              welcher sie abdekt, gar keiner Gefahr ausgesezt.Nur einige wenige sehr seltene Faͤlle machen eine Ausnahme; wenn
                                    naͤmlich die Thiere an Pestbeulen oder in Folge von Vergiftung
                                    starben: so hat man gefunden, daß das Gift der Klapperschlangen, wenn man es
                                    nach dem Tode dieser Schlangen inoculirt, noch Unordnung in die Functionen
                                    lebender Thiere bringen kann. A. d. O. Selbst wenn sie anfingen in Faͤulniß uͤberzugehen
                              (vorausgesezt, daß diese nicht so weit vorgeschritten ist, daß sie die Consistenz
                              der Muskeltheile zerstoͤrte), darf man sich nicht abschreken lassen sie
                              auszuweiden;In diesem lezteren Falle koͤnnte man die Ueberreste geradezu zu
                                    Duͤnger benuzen; man muͤßte sie naͤmlich mittelst
                                    Werkzeugen, welche mit langen Stielen versehen sind, wie Gabeln, Harken, mit
                                    trokner Erde mengen, die Knochen davon ausscheiden, um sie zu dem weiter
                                    unten angegebenen Zwek zu verwenden, sodann das Gemenge in duͤnner
                                    Schichte auf dem angebauten Boden ausbreiten, oder in kleinen Haufen
                                    zwischen die Stoͤke oder Buͤschel verschiedener Landpflanzen,
                                    von tuͤrkischem Korn, Tabak, Kartoffeln u.s.w. bringen; jedenfalls
                                    aber muͤßte man diesen Duͤnger mit Erde bedeken, theils um
                                    verschiedene Thiere zu verhindern, ihn aufzufressen, theils um durch diese
                                    Erde die Gasarten zu absorbiren, die sie sodann allmaͤhlich den
                                    Pflanzen abgibt. A. d. O. im lezteren Falle thut man aber gut, sie vorlaͤufig mit einer
                              Aufloͤsung von ungefaͤhr einem Zehntels Pfund Chlorkalk in zwei Pfund
                              Wasser zu waschen; koͤnnte man sich diese nuͤzliche Substanz nicht
                              verschaffen, so muͤßte man eine duͤnne KalkmilchWeiter unten geben wir leicht ausfuͤhrbare Methoden an zur Bereitung
                                    aller Substanzen, deren Anwendung wir rathen. Javellische Lauge (Chlorkali) mit ihrem doppelten Volumen Wasser
                                    verduͤnnt, kann die Chlorkalkaufloͤsung in diesem Falle wie in
                                    vielen anderen ersezen. A. d. O. anwenden und in Ermangelung dieser lezteren muͤßte man sie mit vielem
                              rußhaltigen oder reinem Wasser abwaschen.
                           Die Thiere, welche in Folge von Krankheiten starben oder vom Bliz getroffen wurden,
                              so wie diejenigen, welche nach uͤbermaͤßiger Anstrengung erliegen,
                              gehen schneller in Faͤulniß uͤber; es ist also noͤthig sie
                              sobald als moͤglich abzudeken und sogleich alle ihre Theile mit den in dieser Abhandlung
                              angegebenen Substanzen auf die vorgeschriebene Weise zu behandeln. Man thut gut bei
                              Thieren, welche bereits in Faͤulniß uͤbergingen, die inneren Theile in
                              dem Maße als man sie herausnimmt, mit Chlorkalk zu besprizen oder in Ermangelung
                              desselben haͤufig mit Kalkwasser oder reinem Wasser zu waschen.
                           
                        
                           Zweites Kapitel.Abdeken der todten Thiere.
                           Mit sehr wenigen Ausnahmen, welche wir unten angeben werden, muͤssen alle
                              Thiere auf dieselbe Art abgehaͤutet und ausgeweidet werden. Man schneidet die
                              (langen) Haare moͤglichst nahe an ihrer Wurzel weg und nimmt ihnen die Eisen
                              von den Fuͤßen ab, wenn sie mit solchen versehen sind. Man legt das auf der
                              Erde oder einem Tisch ausgebreitete Thier auf den Ruͤken, den Bauch gegen den
                              Operateur gekehrt: lezterer macht mit einem wohl geschaͤrften Messer einen
                              laͤnglichen Einschnitt durch die ganze Dike der Haut und selbst noch etwas
                              tiefer, indem er von der Mitte des unteren Kinnhakens in gerader Linie den Hals, die
                              Brust und den Bauch bis zum After durchschneidet; auch schneidet er die Haut der
                              vier Glieder in der Richtung ihrer Laͤnge ein, rechtwinklich auf den vorigen
                              Einschnitt und hoͤrt bei jedem Ende auf, wo ein kreisfoͤrmiger
                              Einschnitt gemacht wird. Indem er sodann mit der am wenigsten geuͤbten Hand
                              eine der Seiten der Haut in dem Laͤngeneinschnitt ergreift, trennt er sie
                              nach und nach von dem Bauch, der Brust, dem Hals, den Beinen und den Seitentheilen
                              durch Einschnitte, welche er mir Geschiklichkeit zwischen der Haut und dem Fleisch
                              macht; wenn man nicht geuͤbt und das Thier mager ist, muß man besonders
                              darauf achten, daß man die Schneide der Klinge gegen die Muskeln richtet, von
                              welchen man immer einige Theile wegschneidet um sicher zu seyn, daß die Haut nicht
                              beschaͤdigt wird. Sobald alle oben angegebenen Theile entbloͤßt sind,
                              kehrt man das Thier auf den Bauch um, und enthaͤutet es noch vollends; der
                              Schweif wurde bereits durch den ersten Einschnitt gespalten, man schneidet nun den
                              inneren knochigen und fleischigen Theil desselben so weit als moͤglich von
                              seiner Wurzel heraus, um der Haut mehr Ausdehnung zu lassen und faͤhrt auf
                              die angegebene Weise fort leztere von dem Ruͤken, an welchem sie noch
                              haͤngt, abzusondern, worauf man die Ohren herausschneidet und den ganzen
                              Hinteren Theil des Angesichtes lostrennt.
                           An Orten, in deren Naͤhe sich Rothgerbereien, Weißgerbereien, Saffianfabriken
                              u.s.w. befinden, kann man die Haͤute ganz frisch in diese Etablissemens
                              bringen und braucht den Schweif nicht auszuweiden; die Ohren und sogar die Lippen
                              kann man ebenfalls an der Haut haͤngen lassen, um sie beim Ausziehen derselben nicht zu
                              beschaͤdigen; die Abdeker von Profession thun dieß absichtlich, um die Haut
                              schwerer zu machen, weil man sie nach dem Gewicht verkauft. Muͤssen die
                              Haͤute hingegen weit verfuͤhrt werden, so muß man sorgfaͤltig
                              alle fleischigen Theile ausziehen. Wir werden unten die Vorsichtsmaßregeln, welche
                              man zu befolgen hat und das Verfahren, sie aufzubewahren, angeben.
                           Wenn das Thier auf diese Weise enthaͤutet ist, nimmt man alle Gedaͤrme,
                              die Eingeweide der Brust und das Zwerchfell heraus und legt sie in die Naͤhe;
                              man zergliedert die vier Fuͤße, nachdem man die Sehnen abgeloͤst hat
                              um sie nicht zu durchschneiden, wenn man die Kniekehle und das Knie zerlegt; man
                              zergliedert sodann die Hinterbeine, indem man die Muskeln abschneidet, welche ihnen
                              moͤglichst nahe an den Knochen des Bekens entsprechen; die Vorderbeine werden
                              ebenfalls abgesondert und man beschaͤftigt sich sodann damit, alles Fleisch
                              auf diesen verschiedenen Theilen zu beseitigen, indem man die schoͤnsten
                              Stuͤke, wenn sie als Nahrungsmittel dienen koͤnnen, bei Seite legt:
                              das Fleisch, welches man zwischen den Rippen in den Wirbelbeinen des Halses und aus
                              allen krummfoͤrmigen Theilen des Kopfes herausnimmt, erhaͤlt man in
                              lauter kleinen Stuͤkchen.Wir werden unten bei der weiteren Behandlung des Fleisches sehen, wie man
                                    durch ein starkes Auskochen mit Dampf oder in Wasser von den Knochen alle
                                    ihnen anhaͤngenden Fleischtheile trennen kann. A. d. O.
                              
                           
                        
                           Ausziehung des Fettes. Man kann auf mechanischem Wege nur
                              einen Theil des in den Thieren enthaltenen Fettes gewinnen, naͤmlich
                              dasjenige, welches in so voluminoͤsen Theilen abgesondert ist, daß man es
                              leicht erkennen und herausnehmen kann: man findet solche reichliche Absonderungen
                              nur bei den fetten Thieren, die sehr mageren geben nur aͤußerst wenig Fett.
                              Das Fett muß man unter der Haut, um das Herz, die Eingeweide, bei den inneren
                              Waͤnden, zwischen dem Darmfell und den unteren Theilen des Unterleibs in dem
                              Gekroͤse und Brust-Mittelfell, endlich zwischen den großen Muskeln
                              suchen: es gehoͤrt eine gewisse Uebung dazu, wenn man das Fett schnell aus
                              den Thieren bringen will, weil es nicht sehr leicht aufzufinden ist. Man kann sich
                              in diesen Operationen bei den Fleischern oder besser noch bei den Abdekern
                              uͤben, welche leztere sich nur die Haut und das Fett von den tobten Thieren
                              zu verschaffen suchen.
                           
                        
                           Herausnahme der Sehnen. Die Sehnen sind die faserigen,
                              widerstehenden Theile, welche die Muskeln mit den Knochen verbinden. Man kann sie
                              besonders an den Enden, wo sie besser isolirt sind, am leichtesten herausziehen; man
                              schneidet sie gerade an ihrem Anhaͤngepunkt ab, indem man die Klinge zwischen sie und die Knochen
                              bringt und nimmt mit ihnen auch die kleinen Fleischstuͤkchen heraus, welche
                              an den Fuͤßen hangen bleiben und sich zu demselben Zweke eignen; bei den
                              kleinen Thieren, wie den Hunden und den Kazen, schneidet man den ganzen unteren
                              Theil der Pfoten bis zum Knie ab, ohne ihm die Haut abzuziehen, indem man die Haut
                              so wie die Sehnen, welche sie uͤberzieht, zu denselben Zweken verwendet; was
                              die Sehnen der Hinterbeine betrifft, so werden sie von den Knochen getrennt und
                              soweit vor als moͤglich in ihrer Beruͤhrung mit dem Muskelfleisch
                              verfolgt, von welchem lezteren man moͤglichst wenig daran laͤßt, indem
                              das an den Sehnen haͤngende nicht nur rein verloren, sondern selbst bei
                              Anwendung der Sehnen nachtheilig ist. Die Hautabschnizel, die Ohren, die Schweife
                              und das maͤnnliche Glied kann man mit den Sehnen vereinigen; mit Ausnahme des
                              lezteren verkauft man sie aber gewoͤhnlich mit den Haͤuten, um ihr
                              Gewicht zu vermehren.
                           
                        
                           Beseitigung der Hufen und Afterklauen. – Man kann
                              auf mehrfache Weise von den Knochen der Fuͤße die hornartige Substanz
                              absondern, welche sie bei den Pferden, Ochsen, Schafen u.s.w. bedekt. Eine der
                              einfachsten besteht darin, sie so lange in Wasser liegen zu lassen, bis die weiche
                              markige Substanz zwischen dem innern Knochen und der Klaue sich ausdehnt und fast
                              aufweicht: man braucht sodann bloß eine Messerklinge in diesen zum Theil erweichten
                              Zwischenraum zu bringen, um die Hufen und Afterklauen abzuscheiden.
                           Nachdem das Ausweiden beendigt ist, oder auch waͤhrend man es vornimmt, wenn
                              naͤmlich mehrere Personen zugleich sich damit beschaͤftigen, bereitet
                              man die verschiedenen ausgezogenen Theile nach dem fuͤr jeden derselben unten
                              angegebenen Verfahren zu. Allerdings ist zu befuͤrchten, daß man mehrere
                              Substanzen in zu geringer Menge gewinnt, als daß der Landmann sich jedes Mal mit
                              ihrer Benuzung beschaͤftigen koͤnnte, wenn es ihm einige Muͤhe
                              kostet eine Person zu finden, an die er seine Producte verkaufen kann. Man
                              koͤnnte sich aber theils dadurch helfen, daß man die Producte derselben Art,
                              welche alle Einwohner derselben Gemeinde oder desselben Bezirks erhalten,
                              vereinigte; uͤberdieß ziehen sich auch leicht Handel und Industrie an
                              diejenigen Orte hin, wo sie den noͤthigen Urstoff vorfinden.
                           
                        
                           
                           Drittes Kapitel.Wie man die verschiedenen Theile der Thiere am leichtesten
                                 aufbewahren, transportiren und anwenden kann.
                           Haare, Wolle, Federn. – Alle diese Substanzen
                              koͤnnen auf dieselbe Art aufbewahrt werden;Die Haare von Hals und Schweif der Pferde erhalten sich sehr lange ohne
                                    irgend eine andere Vorsichtsmaßregel, wenn man sie waͤscht und an der
                                    Luft troknet. A. d. O. man troknet sie in einem Ofen aus, nachdem man sich zuvor versichert hat,
                              daß die Hize desselben nicht so groß ist, um sie zu zersezen und braucht sie dann
                              bloß in Kisten, Faͤßchen oder andere gut verschlossene und trokene
                              Gefaͤße zu verpaken; man ist des Erfolges noch sicherer, wenn man sie mit den
                              Daͤmpfen von brennendem Schwefel in Beruͤhrung bringt, ehe man sie aus
                              dem Ofen zieht. Zu diesem Ende raͤumt man mitten auf dem Boden des Ofens jene
                              Substanzen weg, legt zwei gebrannte Steine hin, und sezt einen Blumentopf oder
                              irgend ein anderes irdenes oder gußeisernes Gefaͤß darauf, das am Boden mit
                              einigen Loͤchern durchbohrt ist, und in welches man ein Stuͤk
                              angezuͤndeten Schwefels gebracht hat. Sobald der Schwefel aufhoͤrt zu
                              brennen, beeilt man sich die seiner Einwirkung ausgesezt gewesenen Substanzen zu
                              verpaken. Will man sie mehrere Jahre lang aufbewahren, so thut man gut, vor der
                              eintretenden Sommerhize das Austroknen und Schwefeln auf die angegebene Weise zu
                              wiederholen.
                           Obige Vorsichtsmaßregeln sind aber noch nicht ausreichend, um die Federn gegen ein
                              baldiges Verderben zu schuͤzen; man muß den Leinenzeug, in welchen man sie
                              einschließt, mit einem undurchdringlichen Koͤrper uͤberziehen; man
                              braucht ihn zu diesem Ende bloß mit einem Stuͤk Wachs zu reiben, welches man
                              bei gelindem Feuer geschmolzen und mit dem vierten oder dritten Theile seines
                              Gewichtes gemeinen Terpenthin (weißem Fichtenharz) vermengt hat. Dadurch
                              fuͤllt man die Zwischenraͤume des Gewebes aus, und da die Luft alsdann
                              sehr wenig Zutritt hat, so koͤnnen auch nicht so leicht Insecten
                              hineinkommen, deren Eier die Wuͤrmer entwikeln, welche diese Substanzen
                              beschaͤdigen: noch wirksamer wird dieses Mittel, wenn man die Wachsleinwand
                              uͤberdieß in gewoͤhnliche Leinwand einhuͤllt.
                           Es ist wohl uͤberfluͤssig zu bemerken, daß die Federn, welche sich zum
                              Schreiben und Zeichnen eignen, wie diejenigen von den Fluͤgeln der
                              Gaͤnse, Raben und mehrerer anderer Voͤgel zu diesem Gebrauche
                              zubereitet werden koͤnnen, wenn man den Theil, welcher im Fluͤgel
                              stekte, oͤfters durch sehr heiße Asche zieht, aber so schnell, daß er weder
                              verbrennen noch verunstaltet werden kann, sondern sich bloß durch die Waͤrme
                              aufweicht; man reibt und rollt sie sodann zwischen jedem Erwaͤrmen in einer
                              rohen Leinwand; endlich schabt man ihre Oberflaͤche noch mit einer
                              Messerklinge etwas ab: auf diese Art kann man die Roͤhre leicht zurunden und
                              das fette Haͤutchen beseitigen, welches die Adhaͤsion der Tinte oder
                              Tusche verhindert. Fuͤr den Handel bereitet man die Schreibfedern auf eine
                              andere Art zu, welche wir im lezten Kapitel beschreiben werden. Die fehlerhaften
                              Federn und alle diejenigen, welche man weder zu Betten, noch zum Schreiben anwenden
                              kann, geben einen vortrefflichen Duͤnger ab; man legt sie in Furchen, welche
                              man bei den Pflanzen graͤbt und bedekt sie mit Erde.
                           Die langen Haare, wie diejenigen vom Schweife der Pferde, muͤssen bei Seite
                              gelegt werden, weil sie einen viel groͤßeren Werth haben, als die kurzen
                              Haare; leztere dienen bloß zur Verfertigung von Seilen, zum Ausstopfen von Kissen,
                              Stuͤhlen, Saͤtteln etc.; waͤhrend man erstere zur Verfertigung
                              von sehr theueren Luxusartikeln braucht; in Frankreich werden immer mehr
                              Gegenstaͤnde aus Haaren fabricirt und es fehlt schon an Urstoff.
                           Wenn die Landleute es vorziehen wuͤrden die langen Haare selbst zu verwenden,
                              anstatt sie zu verkaufen, so koͤnnten sie Seile entweder selbst verfertigen
                              oder verfertigen lassen, welche sehr stark und wenn auch allen Veraͤnderungen
                              der Witterung ausgesezt, sehr dauerhaft sind; in dieser Hinsicht eignen sich die
                              Haarseile sehr gut zum Ausbreiten der Waͤsche, welcher sie außerdem keine
                              braunen Fleken ertheilen, wie die durch Feuchtigkeit verdorbenen Hanfseile. Wollte
                              man die langen Haare zum Ausstopfen der Moͤbeln zubereiten, so muͤßte
                              man sie in Gebinden dem Dampf des kochenden Wassers aussezen; nach dem Erkalten
                              behalten sie dann die Wellenform, wodurch sie elastisch werden, bei.
                           An einigen Orten zieht man den Schweinen nach dem Ausbruͤhen die Haare aus;
                              man kann diese den kurzen Pferdehaaren zusezen und als solche an die Kummetmacher
                              und Moͤbelverfertiger oder an die Personen, welche die Pferdehaare
                              appretiren, verkaufen.
                           Das Fuͤllhaar, oder die Haare verschiedener Haͤute, welche man durch
                              Einweichen in Kalkwasser lostrennt, dient zum Ausstopfen gewoͤhnlicher
                              Saͤttel und zur Verfertigung von Filz, Behufs der zweiten Verkleidung der
                              Schiffe; man kann diese Waare, welche einen sehr geringen Werth hat, fast nur bei
                              den Gerbern erhalten: dasselbe ist der Fall mit den Abfaͤllen der geschorenen
                              Haͤute. Da aber viele Haͤute kleiner Thiere bloß durch ihr Haar einen
                              Werth erhalten und die anderen verkauft werden koͤnnen, ohne daß man ihnen
                              dieses abnimmt, so werden die Landleute im Allgemeinen gut thun, wenn sie allen Haͤuten,
                              die sie sich durch Abdeken todter Thiere verschaffen koͤnnen, ihre Haare
                              lassen, worauf wir weiter unten wieder zuruͤkkommen werden.
                           
                        
                           Eisen, Nagel. – Die Ochsen, Pferde, Esel,
                              Maulthiere sind oft mit mehr oder weniger abgenuzten Eisen versehen; die alten
                              Eisen, welche nicht mehr allein geschmiedet werden koͤnnen, sind den
                              Schmieden doch sehr willkommen; man Hize sie drei oder vier Mal stark, schweißt sie
                              unter dem Hammer zusammen und die neuen Eisen, so wie die anderen Schmiedearbeiten,
                              welche daraus hervorgehen, sind zaͤhe, von vortrefflicher Qualitaͤt
                              und brechen niemals. Wegen seiner großen Zaͤhigkeit verwendet man dieses
                              geschweißte Eisen besonders gern zu den Reifen der Wagenraͤder etc.
                           Die Naͤgel, welche, man aus den Fuͤßen dieser Thiere zieht, kann man
                              sehr nuͤzlich zum Bereifen des Holzes verwenden, das man mit Gyps oder
                              Moͤrtel anwirft; man bedient sich derselben in mehreren Provinzen, und
                              besonders in der Auvergne zum Beschlagen der Holzschuhe, um diese Fußbekleidung
                              dauerhafter zu machen; auch kann man damit die Lumpen anheften, womit man die
                              Fruchtbaͤume laͤngs der Mauern anbindet, und sie zu einigen anderen
                              Zweken benuzen, wozu Kopfnaͤgel noͤthig sind.
                           
                        
                           Hoͤrner, Hufen, Klauen, u.s.w. – Alle diese
                              Producte bestehen aus derselben Substanz; auch haben sie mehrere Anwendungen gemein;
                              nach ihrer Farbe und Groͤße eignen sie sich aber mehr zu dem einen oder
                              anderen Zwek. Nachdem man sie also gesammelt hat, muß man sie zuerst nach ihren
                              physischen Eigenschaften sortiren. Man legt diejenigen dieser Gegenstaͤnde,
                              welche ziemlich gleiche Farbe und Groͤße haben, zusammen; die Stuͤke,
                              welche am wenigsten gefaͤrbt und am groͤßten sind und außerdem keinen
                              Fehler haben, werden am theuersten bezahlt; die kleinsten und gefaͤrbtesten
                              hingegen, welche Spalten, Loͤcher, Einschnitte oder eine zu
                              unregelmaͤßige Gestalt haben, kann man nur zu einem geringen Preis verkaufen;
                              unter den groͤßten legt man dessen ungeachtet die fehlerfreien bei Seite und
                              alle fehlerhaften zusammen; die Hoͤrner und Hufe, welche wenig
                              gefaͤrbt, aber unfoͤrmlich sind, legt man ebenfalls bei Seite; endlich
                              vereinigt man alle kleinen Afterklauen und die sehr kleinen Stuͤke oder
                              Abschnizel.
                           Alle ganzen Hufen, Hoͤrner, Klauen verkauft man an die Hornrichter, welche sie
                              zur Verfertigung von Kaͤmmen und anderen Gegenstaͤnden vorbereiten;
                              die fehlerhaften kann man nur zur Bereitung des Pulvers (der Raspelspaͤne)
                              von blondem oder braunem Horn verwenden; die Abfaͤlle endlich, die kleinen
                              Stuͤke und kleinen Afterklauen werden von den Fabrikanten angewandt, welche
                              blausaures Kali bereiten; wahrscheinlich wird es aber noch gelingen sie in der Kunstdreherei
                              anzuwenden, indem man aͤhnliche Verfahrungsweisen befolgt, wie diejenigen,
                              welche wir im Anhang angeben und es duͤrfte dann nuͤzlich seyn, sie
                              nach ihrer Farbe zu sortiren.
                           Die Bereitung des Hornpulvers ist hoͤchst einfach und kann daher leicht von
                              den Landleuten vorgenommen werden: man braucht nur den Gegenstand, welchen man so
                              zertheilen will, zwischen die Baken eines Schraubstokes, unter die Zwinge einer
                              Werkbank oder auch nur zwischen zwei Holzstuͤke, welche durch einen Strik
                              fest verbunden sind, zu bringen und das so fest gehaltene Horn mit einer starken
                              Raspel zu behandeln. Das zertheilte Horn wird gesammelt und kann an die
                              Kunstdrechsler verkauft werden; vorher sollte man es aber sieben, weil das feinere
                              Pulver theurer bezahlt wird und man so aus dem Ganzen mehr Nuzen ziehen kann. Man
                              muß sehr darauf achten, daß kein Oehl oder fette Substanzen und uͤberhaupt
                              keine fremdartigen Koͤrper unter dieses Pulver kommen, weil man es sonst
                              nicht mehr zur Fabrication von Gegenstaͤnden aus geschmolzenem Horn verwenden
                              koͤnnte.
                           
                        
                           Haͤute. – Die Haͤute gehoͤren
                              unter diejenigen Theile der todten Thiere, welche den groͤßten Werth haben;
                              in der That kann man sie alle von denjenigen der Maulwuͤrfe und Ratten,
                              welche die Gerber fuͤr Pelzwerk zurichten, und der Kaninchen und Hasen, aus
                              welchen die Hutmacher das Haar ausziehen, bis zu den groͤßten, welche zu der
                              schaͤzbarsten Wolle und dem kostbarsten Pelzwerk benuzt werden, mit Vortheil
                              verkaufen. Dessen ungeachtet scharrt man auf dem Lande noch sehr haͤufig
                              todte Thiere ein, ohne ihnen die Haut abgezogen zu haben und wir hoffen, daß eine
                              der ersten Fruͤchte unserer Bemuͤhungen, die im Volke herrschenden
                              Vorurtheile zu beseitigen, diese seyn wird, daß man die Haͤute besser
                              benuͤzt.
                           Wenn die Fabriken, in welchen man die Haͤute bearbeitet, in der Naͤhe
                              sind, kann man sie ganz frisch hinbringen; die groͤßten pflegt man nach dem
                              Gewicht zu verkaufen. Man kann jedoch die Haͤute sehr leicht aufbewahren und
                              folglich an die entferntesten Orte transportiren; im Allgemeinen ist es hiezu
                              hinreichend, wenn man die ihnen anhaͤngenden fleischigen oder fetten Theile
                              moͤglichst absondert und sie dann an der Luft ausbreitet, bis sie ganz troken
                              sind; um sie aber lange Zeit aufbewahren und besonders zu großen Quantitaͤten
                              sammeln zu koͤnnen, muß man sie mit einer antiseptischen (die Faͤulniß
                              verhindernden) Substanz traͤnken; in dieser Hinsicht sind folgende Proceduren
                              die wohlfeilsten:
                           1) Die fuͤr die Gerber bestimmten Haͤute halten sich lange Zeit und
                              koͤnnen sogar feucht transportirt werden, wenn man sie mit einer schwachen Kalkmilch
                              traͤnkt; man loͤscht ein halbes Pfund Kalk zu einem Teige und
                              ruͤhrt ihn in 24 Pfund Wasser ein.
                           2) Wenn die Haͤute ausgetroknet sind, haͤngt man sie in einem
                              verschlossenen Zimmer auf; man stellt in eine der Eken einen irdenen Scherben,
                              welcher einige mit Schwefel bestreute Hobelspaͤne enthaͤlt,
                              zuͤndet sie an, und verschließt sodann die Thuͤre moͤglichst
                              luftdicht; die schwefliche Saͤure, welche sich mit Huͤlfe von etwas
                              Wasserdampf in die Haare und das Gewebe der Haut hineinzieht, schuͤzt sie
                              lange gegen jede freiwillige Veraͤnderung so wie gegen Angriffe der Insecten:
                              dieses Mittel ist um so wirksamer, wenn man die Haͤute unmittelbar nach
                              dieser Raͤucherung in besser geschlossene Gefaͤße bringen kann. Es
                              waͤre in gewissen Faͤllen nuͤzlich diese wenig kostende
                              Operation zu wiederholen.
                           Wenn die Haͤute halb troken sind, bringt man sie in ein Gefaͤß, welches
                              so viel Kochsalz- oder Alaunaufloͤsung enthaͤlt, daß sie
                              vollstaͤndig eingetaucht sind. Die Aufloͤsung des Kochsalzes und des
                              Alauns bereitet man auf die Art, daß man Salz oder gepulverten Alaun portionenweise
                              in kaltes Wasser wirft und von Zeit zu Zeit umruͤhrt, bis sie ganz
                              aufgeloͤst sind. Man muß ungefaͤhr ein Zwoͤlftel vom Gewichte
                              der Haute an Salz oder halb so viel Alaun nehmen. Nachdem die Haͤute
                              sechsunddreißig bis achtundvierzig Stunden eingeweicht waren, breitet man sie an der
                              Luft oder in einem geheizten Raume aus, um sie zu troknen, verpakt sie in Kisten
                              oder Faͤsser, und bewahrt sie bis zum Augenblike der Verfuͤhrung an
                              einem troknen Orte auf. Wenn man sie sehr lange Zeit aufbewahren muß, so sezt man
                              sie noch auf oben angegebene Weise dem Dampf des brennenden Schwefels aus.
                           Die Haͤute der Ochsen, Kuͤhe, Pferde, Maulthiere, Esel verkauft man an
                              die Rothgerber; diejenigen der Ziegen, der (geschorenen) Schafe, Laͤmmer,
                              Hirsche u.s.w. werden mehr von den Weißgerbern gekauft. Die Saffianfabrikanten
                              kaufen im Allgemeinen die schoͤnsten von den Ziegen- und
                              Schafhaͤuten. Wenn die Schafe nicht geschoren wurden, so verkauft man ihre
                              Haut an die Wollenwaͤscher; die Haͤute der Kaninchen und Hasen
                              verkauft man an die Hutmacher ohne eine andere Zubereitung, als daß man sie an der
                              Luft, die Haare nach Innen ausbreitet und troknen laͤßt, achtet aber wohl
                              darauf, daß weder Blut noch andere thierische Fluͤssigkeiten auf die Haare
                              kommen. Die meisten anderen Haͤute verkauft man an die Kuͤrschner.
                           
                        
                           Fett. – Wir haben bereits bemerkt, wie man sich
                              das in den weichen Theilen der Thiere enthaltene Fett verschafft; man kann aber
                              außerdem auch einen großen Theil von den in den Knochen enthaltenen gewinnen. Wir
                              wollen zuerst die Zubereitung und Anwendung des ersteren und dann die Gewinnungsart und
                              specielle Anwendung der verschiedenen Sorten des lezteren angeben.
                           Wenn das Fett durch Ausschneiden auf oben angegebene Art erhalten wurde, schneidet
                              man es in kleine Stuͤke, ungefaͤhr von der Groͤße der Mandeln;
                              man fuͤllt damit einen Kessel oder Topf, unter welchem man Feuer anmacht: in
                              dem Maße als das Fett schmilzt, laͤuft es durch die offenen Zellen des
                              Fettgewebes; indem sich naͤmlich die Temperatur erhoͤht, dehnt sie die
                              Zellen, welche das Messer nicht zerschnitten hat, aus und zersprengt sie. Man nimmt
                              nach und nach die Stuͤke des Zellengewebes mit einem Schaumloͤffel
                              heraus, indem man jedes Mal das Fett, welches sie zuruͤkhalten, mit einem
                              zugerundeten Koͤrper (zum Beispiel dem Boden eines Loͤffels) ausdrukt.
                              Wenn man große Quantitaͤten Fett auf diese Art auszuschmelzen haͤtte,
                              so waͤre es nuͤzlich eine Presse zu haben, um die
                              abgeschaͤumten Stuͤke vollkommen auspressen zu koͤnnen;
                              jedenfalls muß man leztere noch benuzen, um das Futter der Hunde zu
                              animalisiren.
                           Ist das Fett auf diese Art gereinigt und fluͤssig, so schoͤpft man es
                              mit einem Loͤffel aus und seiht es durch ein Sieb in ein Faͤßchen oder
                              einen steinernen Topf; lezterer muß mir den zuerst hineingekommenen Portionen
                              allmaͤhlich erwaͤrmt werden, damit er durch einen schnellen
                              Temperaturwechsel nicht springt.
                           Ein Verfahren den Teig zu schmelzen, welches hinsichtlich der Menge und
                              Qualitaͤt des Talges, die es liefert, noch vorzuziehen ist, wurde von Hrn.
                              D'Arcet
                              Vergl. Polyt. Journal Bd. XXXI. S. 37
                                    und 454. A. d. R. angegeben; man bringt außer der fetten Substanz auch noch Wasser und
                              Schwefelsaͤure in folgenden Verhaͤltnissen in den Kessel:
                           
                              
                                 Talg
                                 1500 Grammen.
                                 
                              
                                 Wasser
                                   750
                                       –
                                 
                              
                                 Schwefelsaͤure
                                     24
                                       –
                                 
                              
                           Man kocht das Ganze mit einander, laͤßt es sich absezen; nachdem alle Zellen
                              hinreichend angegriffen sind, gießt man das Wasser von dem darauf schwimmenden Talg
                              ab und bringt lezteres auf das Sieb.
                           Da sich waͤhrend dieser Operation ein sehr uͤbler Geruch verbreitet, so
                              kann man, um durch denselben nicht belaͤstigt zu werden, den Kessel mit einem
                              Hut versehen, an dessen Schnabel eine Schlangenroͤhre angebracht ist und auf
                              diese Art den Talg in verschlossenem Gefaͤße schmelzen; die waͤsserige
                              Fluͤssigkeit zieht man durch den unteren Hahn ab und nimmt sodann den Hut
                              weg, um die Operation auf oben angegebene Weise zu beendigen. Der Gesundheitsrath
                              der Stadt Nantes fand nach wiederholten Versuchen dieses Verfahren unter allen bis
                              jezt vorgeschlagenen fuͤr das beste.
                           
                           Das so erhaltene Fett wird nicht nur als Nahrungsmittel, sondern auch zu
                              verschiedenen Zweken in den Gewerben angewandt: so kann man es sehr gut zur
                              Fabrikation der Kerzen und des Alaunleders brauchen, wenn es wie der
                              Schoͤpsentalg eine gewisse Festigkeit hat; ist es weich und oͤhlig,
                              wie das Pferdefett, so eignet es sich sehr gut zum Schmieren des Pferdegeschirres,
                              der Stiefel und Schuhe, ferner fuͤr die Lampen der Schmelzarbeiter und
                              Perlenfabrikanten; in beiden Faͤllen benuzt man es zum Schmieren der Naben,
                              der Kutschenraͤder und verschiedener reibender Maschinentheile, bei der
                              Seifenfabrikation, der Bereitung des Beleuchtungsgases u.s.w. Man wird unter seinen
                              Anwendungen leicht diejenigen herausfinden, welche unmittelbar von den Landleuten
                              gemacht werden koͤnnen; in dem Anhange werden wir einfache Verfahrungsweisen
                              angeben, wodurch sie die zu ihrem eigenen Verbrauch anwendbaren Producte vermehren
                              koͤnnen.
                           Alle hohlen Theile der Knochen, so wie auch die schwammigen Theile ihrer
                              Fortsaͤze enthalten eine fette Substanz, welche man ausscheiden kann, wenn
                              man ihr einen Durchgang oͤffnet und sie in heißem Wasser schmelzen
                              laͤßt; zu dieser Operation braucht man weiter nichts als einen Pflok aus der
                              Nabe eines nicht mehr brauchbaren Rades verfertigt, ein gut gehaͤrtetes Beil,
                              eine Handsaͤge und einen Kessel oder Topf.
                           Man schneidet alle zeitigen Theile der großen Knochen in Schnize von zwei bis sechs
                              Linien Dike: in den Vergliederungen oder Fuͤgungen findet man besonders
                              zugerundete Enden; der Koͤrper des Knochens wird durch einen Schlag mit dem
                              Kopf des Beiles zerstoßen und dadurch das Mark entbloͤßt, die Rippen werden
                              bloß in zwei Theile gespalten, deßgleichen der untere Theil der Kiefer, wodurch dem
                              in einer weiten Hoͤhlung liegenden Fett ein hinreichender Ausgang
                              geoͤffnet wird. Nicht nur die ganzen Knochen, welche man aus Thieren
                              ausgezogen hat, sondern auch diejenigen, welche man in der Kuͤche nach dem
                              Kochen oder Braten des Fleisches erhaͤlt, werden auf die angegebene Weise
                              benuzt: nur darf man damit nicht zu lange warten, denn das Fett wuͤrde sich
                              in dem Knochengewebe befestigen, sobald lezteres nach freiwilligem Austroknen nicht
                              mehr mit Wasser getraͤnkt waͤre, das die fette Substanz am
                              Hineinbringen verhindert.
                           Die Knochen, welche wegen ihrer Gestalt und Groͤße und weil sie unverlezt
                              sind, an die Kunstdrechsler verkauft werden koͤnnen, muß man besonders
                              behandeln: dahin gehoͤren 1) die flachen Knochen von den Schultern der Ochsen
                              und Kuͤhe (man theilt sie bloß an ihrem zugerundetem Ende und den
                              gleichmaͤßig schwammigten Raͤndern, so daß der groͤßte Theil
                              der Platte unverlezt erhalten wird); 2) die cylindrischen Knochen von den großen
                              Gliedern der Ochsen und Kuͤhe: man trennt davon mittelst einer Saͤge die beiden
                              Enden, so daß die cylindrische Hoͤhlung, welche das Mark enthaͤlt,
                              geoͤffnet und der ganze uͤbrige Koͤrper des Knochens erhalten
                              wird; die abgesaͤgten Enden werden in drei oder vier Stuͤke zerhakt,
                              um die Zellen zu oͤffnen. 3) Die festen und breitesten Theile von den Rippen
                              derselben Thiere; man saͤgt die schwammigen Enden ab, welche man dann in
                              fuͤnf oder sechs Stuͤke zerhakt und laͤßt das Uebrige ganz.
                           Endlich behandelt man auch noch die Knochen vom unteren Theile der Beine der Ochsen,
                              Kuͤhe, Schafe, Pferde, jede derselben besonders und richtet sie zuerst wie
                              die cylindrischen Knochen auf oben angegebene Weise zu; bei den Pferden zieht man
                              bloß aus diesen Knochen die fette Substanz aus. Alle so vorbereiteten Knochen werden
                              dann auf gleiche Art weiter behandelt. Wenn man jede Sorte besonders auskocht, so
                              erhaͤlt man bloß aus den lezteren verschiedene und schaͤzbarere fette
                              Producte, naͤmlich das sogenannte Fett der Ochsen-, Schaf- und
                              Pferdefuͤße.
                           Man fuͤllt einen Kessel, welcher gewoͤhnlich aus Gußeisen ist, zur
                              Haͤlfte mit Wasser und erhizt es fast bis zum Sieden, bringt dann so lange
                              gespaltene Knochen hinein, bis das uͤber ihnen stehende Wasser nur noch
                              ungefaͤhr den vierten Theil von der ganzen Hoͤhe betraͤgt,
                              welche diese Fluͤssigkeit im Gefaͤße einnimmt und erhizt es dann bis
                              zum Sieden, indem man von Zeit zu Zeit mit einer starken durchloͤcherten
                              Schaufel umruͤhrt. Das Fett tritt aus den Hoͤhlungen, welche es
                              einschließen und schwimmt auf der Oberflaͤche. Nach ungefaͤhr einer
                              halben Stunde loͤscht man das Feuer, bringt die Fluͤssigkeit durch
                              Zusaz von kaltem Wasser aus dem Kochen und schaͤumt mit einem nicht tiefen
                              aber breiten Loͤffel alles fluͤssige Fett auf der Oberflaͤche
                              ab; man kocht noch ein Mal auf und ruͤhrt um, damit die Knochen eine andere
                              Lage annehmen und das in ihren Zwischenraͤumen enthaltene Fett auf die
                              Oberflaͤche steigen und ebenfalls abgeschaͤumt werden kann. Alle
                              Knochen werden sodann mit der durchloͤcherten Schaufel aus dem Kessel
                              geschoͤpft und in lezteren wird so viel Wasser als verdunstete und sich in
                              die Knochen hineinzog, wieder nachgefuͤllt, das Feuer nachgeschuͤrt
                              und die Operation neuerdings begonnen. Man kann das erhaltene Fett leicht auf unten
                              folgende Weise reinigen.
                           Das Fett von allen zerhakten und zerstoßenen Knochen wird bloß nochmals
                              umgeschmolzen, sogleich in Formen gebracht und an die Seifensieder verkauft. Wenn
                              man es aber zu anderen Zweken, z.B. zum Schmieren der Raͤder und anderer
                              Theile der Maschinen anwenden will, so muß man ihm die zwoͤlf bis zwanzig
                              Procent Wasser, welche es enthaͤlt, entziehen. Diese Operation erfordert
                              einige Aufmerksamkeit, damit der aufsteigende Wasserdampf nicht einen Theil der
                              Fluͤssigkeit aus dem Gefaͤße treibt. Um mit moͤglichster
                              Sicherheit zu Werke zu
                              gehen, muß man einen Kessel anwenden, welcher ganz vom Mauerwerk des Ofens
                              umhuͤllt und mit einem Dekel versehen ist, welcher im Falle einer
                              Entzuͤndung des Fettes leicht aufgesezt werden kann.
                           Das aus den Knochen der Fuͤße ausgezogene Fett muß bei schwachem Feuer
                              geschmolzen und so lange im fluͤssigen Zustande erhalten werden, bis es gut
                              geklaͤrt ist: man zieht es alsdann in Formen, Toͤpfen oder Bouteillen
                              ab; je nach seiner Gewinnungsart nennt man es in diesem Zustande Fett von
                              Ochsenfuͤßen, oder Fett von Schaffuͤßen oder von Pferdefuͤßen:
                              die beiden ersteren sind sehr geschaͤzt um Maschinentheile und Pferdegeschirr
                              zu schmieren, welches leztere sie sehr weich machen; da sie durch die Waͤrme
                              sich nicht so leicht wie alle anderen veraͤndern, so geben sie die
                              schoͤnste und beste Schmelzbutter. Das dritte endlich, das Pferdefett, eignet
                              sich sehr gut als Brennstoff fuͤr die Lampen der Schmelzarbeiter, Glasblaser
                              und Fabrikanten kuͤnstlicher Perlen; man bedient sich desselben auch
                              haͤufig um das Leder zu schmieren und weich zu machen.
                           
                        
                           Knochen. – Die zerhakten Knochen werden nach dem
                              Entfetten an die Fabrikanten der thierischen Kohle und der Ammoniakproducte
                              verkauft; die Paͤchter koͤnnten sich dieselben unmittelbar zu Nuzen
                              machen, wenn sie sie in einer Muͤhle mit gefurchten Cylindern zu einem groben
                              Pulver reiben wuͤrden. Dieses Pulver bildet einen vortrefflichen
                              Duͤnger, wovon man im Durchschnitt 1500 Kilogrammen auf ein Hectar verwendet
                              und welcher seine merkwuͤrdige Wirkung drei bis fuͤnf Jahre lang auf
                              den Boden aͤußert;Es scheint in dieser Hinsicht der Erfolg ganz von der Beschaffenheit des
                                    Bodens abzuhaͤngen) man vergl. Polytechn. Journal Bd. XXXIX. S. 423. A. d. R. uͤbrigens kann man alle Knochen zu diesem Zwek verwenden, wenn man
                              wegen der zu großen Entfernung der Fabriken und Werkstaͤtten, welche sie
                              brauchen koͤnnten, keinen großen Vortheil daraus ziehen kann und wenn man
                              anders sich die Reibmaschine und die fuͤr sie erforderliche Triebkraft
                              wohlfeil genug verschaffen kann. Weiter unten werde ich ein Verfahren angeben,
                              wodurch man sich diese Operation sehr erleichtert.
                           Eine dritte Sorte von Knochen wird gesammelt, ohne daß man das Fett aus ihnen
                              auszieht. Dahin gehoͤren
                           1) die Knochen vom Kopfe der Ochsen;
                           2) die knochigen leichten Theile, welche das Innere der Hoͤrner
                              ausfuͤllen, so wie auch
                           3) die in den Hufen der Ochsen und Kuͤhe enthaltenen;
                           4) die flachen und duͤnnen Knochen von den Schultern der Schafe.
                           
                           5) Diejenigen von den Schenkeln derselben Thiere, welche zu duͤnn sind, als
                              daß man sie in der Kunstdreherei anwenden koͤnnte, wovon man aber die Enden
                              abgesagt hat, um das Fett daraus zu gewinnen. Alle diese Knochen verkauft man
                              vortheilhaft an die Leimfabrikanten, welche sie entweder mit Salzsaͤure
                              behandeln oder mit Wasser oder Dampf bei der Temperatur und dem Druk, welche zwei
                              Atmosphaͤren entsprechen; wir theilen ihr Verfahren im lezten Kapitel unserer
                              Abhandlung mit.
                           
                        
                           Muskelfleisch. – Die vortheilhafteste Anwendung,
                              welche man vom Fleisch der Thiere machen kann, ist ohne Zweifel diejenige zur
                              Ernaͤhrung der Menschen und ein leichtes Mittel es dazu zu verwenden, besteht
                              in dem Einsalzen. Man legt die Theile, welche zuerst verderben wuͤrden,
                              naͤmlich die Leber, das Herz und die Milz, besonders in eines oder mehrere
                              Gefaͤße, z.B. große Toͤpfe von Steingut; will man sie laͤngere
                              Zeit aufbewahren, so legt man zuerst auf den Boden des Topfes eine Schichte Salz und
                              bringt dann nach und nach alle Stuͤke hinein, nachdem man sie zuvor auf einem
                              mit Salz bestreuten Tische gerollt hat; man legt ferner den in zwei Theile
                              gespaltenen Kopf, den Hals in fuͤnf oder sechs Stuͤke zertheilt und
                              das Ende der Rippen in besondere Toͤpfe und salzt sie auf dieselbe Art ein,
                              um sie nach jenen Theilen zu verzehren: was man sonst noch von dem Thiere hat, wird
                              in Stuͤke zerschnitten, und in Schichten, zwischen welche man eine Lage Salz
                              bringt, in Toͤpfe von Steingut gebracht; alle Toͤpfe werden gut
                              bedekt, entweder mit Pergament, oder mit Schiefer oder ebenen Steinen und an einen
                              kuͤhlen Ort gebracht.
                           
                        
                           Vorschrift zur Benuzung eines tobten Thieres. –
                              Nach folgender Vorschrift kann man die tobten Thiere selbst an solchen Orten, wo
                              keine Fleischer sind, als Nahrungsmittel benuzen. Man faͤngt damit an den
                              Bauch des Thieres zu oͤffnen, und zieht die Eingeweide heraus, welche man als
                              Duͤnger benuzt, wie oben angegeben wurde:In den groͤßeren Staͤdten Deutschlands befinden sich die
                                    Schlachthaͤuser groͤßtentheils an fließenden Wassern, in
                                    welche die Excremente aller Thiere geworfen werden, und so der beste
                                    Duͤnger fuͤr die Landwirthschaft ganz verloren geht. Hatten
                                    die nahe liegenden Landleute mehr Sinn fuͤr die Benuzung des
                                    thierischen Duͤngers, so ließe sich leicht Rath schaffen, um
                                    denselben zu sammeln, wenn die Landleute die Veranstaltung so treffen
                                    wuͤrden, daß dieser Duͤnger von den Schlachthaͤusern
                                    sogleich weggefuͤhrt und, wenn man ihn nicht gleich einakern kann,
                                    mit Erde vermengt und bis zur Verwendung auf Hausen geschlagen
                                    wuͤrde. A. d. R. man schneidet sodann das Thier in sechs oder acht Stuͤke, so daß
                              jedes derselben in den Topf oder Kessel geht, welchen man zu seiner Disposition hat,
                              fuͤllt dieses Gefaͤß zur Haͤlfte mit Wasser und erhizt es so
                              lange, bis dasselbe anfaͤngt zu kochen;  dann bringt man eines der Stuͤke des Thieres
                              hinein und laͤßt neuerdings kochen, bis die Haare leicht ausgerissen werden
                              koͤnnen; hierauf nimmt man dieses ausgebruͤhte Stuͤk heraus und
                              reißt schnell die Haare aus, indem man sie zwischen die Klinge eines Messers und den
                              Daumen faßt und sodann mit demselben Messer die Haut abschabt. Jedes Mal wenn man
                              ein Stuͤk herausnimmt, ersezt man das verdunstete Wasser und wartet so lange
                              bis es kocht, ehe man wieder ein anderes Stuͤk hineinbringt.
                           Wenn man auf diese Art alle Stuͤke des Thieres ausgebruͤht hat, kann
                              man sie noch salzen, um sie aufzubewahren oder auf die von uns beschriebene Weise
                              braten, um sie einige Tage lang als Nahrung fuͤr die Hunde, Schweine und
                              Huͤhner zu verwenden. Das Wasser, womit man alle Theile des Thieres
                              ausgebruͤht hat, muß durch reine Leinwand geseiht werden, um die Haare darauf
                              zuruͤkzuhalten, worauf man es mit Kleie, Abschnizen u.s.w. mengt, um damit
                              die Schweine zu fuͤttern.
                           Wenn die Haut beschaͤdigt wurde oder aus irgend einem Grunde nicht an die
                              Gerber verkaͤuflich ist, kann man sich dieselbe auf die Art zu Nuzen machen,
                              daß man sie auf obige Weise ausbruͤht, um alle Haare davon trennen zu
                              koͤnnen, sodann in sehr kleine Stuͤke zerschneidet und bei gelindem
                              Feuer mit sechs oder acht Mal ihrem Volumen Wasser (vier oder sechs Pfund Wasser auf
                              ein Pfund Hautschnizel) kochen laͤßt. Nach sieben bis acht Stunden langem
                              Kochen sezt man Salz und die Wuͤrzung zu und seiht sodann die
                              Fluͤssigkeit durch eine reine Leinwand. Nach dem Erkalten bildet sie eine
                              sehr nahrhafte Gallerte, welche angenehm zu essen ist. Die Hautstuͤke, welche
                              in dem Zeuge blieben, koͤnnten auf verschiedene Weise zu Ragout zubereitet
                              oder mit dem Futter der Thiere gemengt werden.
                           Ein vortreffliches Mittel sowohl die gallertartige Fluͤssigkeit, welche man
                              durch Auskochen der Knochen, des Fleisches und der Haͤute erhaͤlt, als
                              auch das gut ausgekochte und zerhakte Fleisch, so wie das Blut aufzubewahren,
                              besteht darin, diese Substanzen hinreichend gesalzen, in den Teig des Brodes zu
                              mengen. Den ersten Tag nach dem Baken schneidet man dieses Brod in sechs Linien bis
                              ein Zoll dike Schnize, legt diese neuerdings in einen Bakofen, aus welchem gerade
                              das Brod herausgenommen wurde, und laͤßt dessen Thuͤre offen um das
                              Austroknen zu erleichtern. Wenn diese Schnize gut ausgetroknet sind, bewahrt man sie
                              in Faͤßchen auf dem Speicher auf: auf diese Art kann man sich fuͤr
                              lange Zeit mit Nahrung fuͤr Menschen und Thiere versorgen; ich brauche wohl
                              nicht zu bemerken, daß man fuͤr leztere zur Bereitung des Teiges das
                              wohlfeilste Mehl oder selbst Abschnize nimmt. Will man dieses Brod genießen, so legt
                              man es in Wasser,
                              welches man erhizt, um eine Suppe von gewoͤhnlicher Consistenz zu erhalten.
                              Von den Substanzen, welche man auf diese Art dem Brodteige einverleiben will, muß
                              man das Fett so gut es nur immer moͤglich ist, absondern, damit sie keinen
                              ranzigen Geschmak bekemmen.
                           Man kann auch die Fleischstuͤke, an welchen man die Haut, selbst ohne ihr die
                              Haare auszuziehen, gelassen hat, im Bakofen braten. In diesem Falle begnuͤgt
                              man sich die mit Haaren versehene Seite abzubruͤhen (mit siedendem Wasser zu
                              waschen): man legt das Stuͤk auf diese Seite in eine Schuͤssel von
                              gebrannter Erde, Gußeisen oder Eisens blech, sezt so viel Wasser zu als verdunsten
                              kann und siedet es dann in einem Bakofen oder unter einem Dekel, der mit
                              gluͤhenden Kohlen belegt ist, oder auch in einem gußeisernen Topfe, welcher
                              mit einem Dekel versehen und vor das Feuer gestellt ist, ab. Man erhaͤlt
                              dadurch einen sehr schmakhaften Braten, weil die Haut das Auslaufen des Saftes
                              erschwert; lezterer bleibt also nach dem Braten in groͤßerer Menge in dem
                              Fleisch zuruͤk, wodurch es schmakhafter und weicher wird.
                           Wir koͤnnten als Augenzeugen eine sehr große Anzahl von Beispielen
                              anfuͤhren, daß Ochsen, Kuͤhe, Schafe, Pferde, Hunde, Ratten und sogar
                              Hausmarder,Bloß dieses leztere Thier verbreitet einen unangenehmen bisamartigen Geruch,
                                    welcher so stark ist, daß man ihn durch kein Gewuͤrz maskiren kann.
                                    Es ist also sehr wahrscheinlich, daß ein unuͤberwindlicher Widerwille
                                    die meisten Leute verhindern wuͤrde von demselben zu essen; zwei
                                    positive Thatsachen geben uns uͤbrigens die Gewißheit, daß dieses
                                    Fleisch der Gesundheit durchaus nicht nachtheilig ist. A. d. O. welche zufaͤllig oder nach kurzer Krankheit starben, den Arbeitern
                              als Nahrung dienten, ohne daß jemals im Geringsten nachtheilige Folgen davon
                              verspuͤrt wurden: wir bemerken noch, daß nach einem unlaͤngst
                              erschienenen Berichte des Gesundheitsrathes woͤchentlich neunzehn Pferde und
                              eine große Anzahl von Hunden und Kazen in Montfaucon geschlachtet und hoͤchst
                              wahrscheinlich als Nahrungsmittel fuͤr Menschen verkauft werden, ohne daß man
                              darauf Ruͤksicht nimmt, was die Ursache ihres Todes war; es ist ferner außer
                              allem Zweifel gesezt, daß in derselben Abdekerei, wo man jaͤhrlich
                              uͤber zehn tausend Pferde abdekt, die von Paris und mehreren Meilen in der
                              Runde hingefuͤhrt werden, taͤglich eine große Menge Muskelfleisch zum
                              Fuͤttern der Hunde und der Kazen verkauft wird, daß alle Hunde im Combat du Taureau und die fleischfressenden Thiere im
                              Musée d'histoire naturelle keine anderen
                              Nahrungsmittel erhalten, daß man im Felde zur Zeit der Theuerung u.s.w. Thiere,
                              welche an Ermuͤdung, Erschoͤpfung und selbst an verschiedenen
                              Krankheiten starben, verzehrte,Der Herr Berichterstatter haͤtte hier Gelegenheit gehabt, Beispiele
                                    von der Armee-Retirade aus Rußland hier anzufuͤhren. In
                                    Daͤnemark wird das Pferdefleisch oͤffentlich in den
                                    Fleischbaͤnken ausgehauen, verkauft und zubereitet als Lekerbissen
                                    gespeist. Viele Abdeker in Deutschland salzen das Fleisch gefallener Thiere
                                    ein und maͤsten damit Schweine u.s.w. Noch andere liefern solches
                                    Fleisch an die Wurstmacher der Residenzstaͤdte. A. d. R. daß man auch viele Thiere, welche erliegen, ehe sie in das Schlachthaus kommen, heimlich
                              schlachtet und das Fleisch sodann zur Consumtion verkauft. Kann man endlich
                              versichert seyn, daß alle Thiere sich in dem Augenblike, wo sie geschlachtet werden,
                              Wohlbefinden, da sie schon sehr ermuͤdet, oft drei oder vier Tage lang in den
                              Schlachthaͤusern stehen bleiben, ohne irgend eine Nahrung zu erhalten?
                              Braucht man noch mehr Beweise, daß das Muskelfleisch unter allen Umstaͤnden
                              ohne Gefahr den Menschen zur Nahrung dienen kann?
                           Da aber, ungeachtet der sprechendsten Thatsachen, die Menschen im Allgemeinen noch
                              lange ihre Vorurtheile gegen das Fleisch gewisser Thiere nicht werden
                              uͤberwinden koͤnnen, so duͤrfte es zwekmaͤßig seyn,
                              andere Mittel anzugeben, wodurch man sich dasselbe zu Nuzen machen kann, es sey nun
                              daß man es als Nahrungsmittel fuͤr Thiere Verwendet, oder als Urstoff bei
                              verschiedenen Gewerben.
                           Wiederholte Versuche mit dem Fleisch der magersten Pferde, welche in krankhaftem
                              Zustande starben, gaben uns die Ueberzeugung, daß man ohne Gefahr und im Gegentheil
                              mit Vortheil die Nahrung des Gefluͤgels mit diesem Fleisch, nachdem es
                              gedaͤmpft und etwas gesalzen wurde, animalisiren kann: zu diesem Ende
                              schneidet man es in Schnize, legt es in das Wasser und laͤßt lezteres drei
                              bis vier Stunden lang in einem Kessel kochen, dessen Dekel mit einem Gewichte
                              beschwert ist und zur besseren Schließung auf alten Leinwandstuͤken aufliegt.
                              Man hat bei diesem Kochen (Daͤmpfen) durchaus keine Explosion zu
                              befuͤrchten.Den Hizgrad, welcher erforderlich ist, um das Fleisch hinreichend zerreiblich
                                    zu machen, erhaͤlt man sehr leicht mit Dampf unter einem Druk von
                                    zwei Atmosphaͤren; der Apparat, welchen wir weiter unten zum
                                    Ausziehen der Gallerte aus den Knochen beschreiben, wuͤrde sich zu
                                    diesem Zwek ebenfalls eignen. A. d. O. Das Fleisch kann alsdann leicht vermittelst eines Messers, eines Beiles
                              u.s.w. zertheilt werden. Mit seinem drei- bis vierfachen Volumen gekochter
                              Kartoffeln gemengt, welchen man das zum Daͤmpfen angewandte Wasser zusezen
                              kann, liefert es eine vortreffliche Nahrung fuͤr die Hunde, Schweine und das
                              Gefluͤgel; bloß zerbroͤkelt und mit seinem zwei- bis dreifachen
                              Volumen Korn gemengt, fressen es die Huͤhner sehr gern und drei Versuche,
                              welche an sehr entfernten Orten angestellt wurden, ergaben daß sie dadurch fett
                              werden.
                           Wenn man so gedaͤmpftes und zertheiltes Fleisch haͤtte, welches man den
                              Thieren nicht geben will, so kann man daraus einen der besten Duͤnger
                              bereiten, wenn man es moͤglichst innig mit seinem acht- bis zehnfachen
                              Gewicht Felderde mengt um es in kleiner Quantitaͤt auf den mit Korn
                              angesaͤten Feldern ausbreiten zu koͤnnen. Wenn man diesen
                              Duͤnger mit der Hand in die Naͤhe der meisten Gemuͤse, der
                              Weinstoͤke, Kartoffeln, Runkelruͤben u.s.w. hinstreut, ohne daß er
                              ihren Staͤngel beruͤhrt, so befoͤrdert er ihr Wachsthum
                              auffallend. Man koͤnnte in dieser Hinsicht das vorlaͤufige
                              Daͤmpfen umgehen, wenn die Zertheilung des Fleisches mit irgend einem
                              schneidenden Instrumente nicht viel muͤhsamer waͤre.
                           Fleisch in verschiedenen Zustanden, welches mit Erde, Mist, Stroh gemengt wurde,
                              worauf man es zur Duͤngererde faulen ließ, wie dieses einige Oekonomen
                              vorschlugen, verlor nach genauen Versuchen bis 0,9 von dem wirklich darin
                              enthaltenen thierischen Stoff und seine Qualitaͤt oder sein Werth als
                              Duͤnger verminderte sich ziemlich in demselben Verhaͤltniß. Diese
                              Bemerkung gilt uͤbrigens fuͤr alle Duͤngersorten, deren
                              Zusammensezung und Wirkungen ich kennen zu lernen Gelegenheit hatte, und es
                              waͤre zu wuͤnschen, daß unterrichtete Oekonomen in dieser Hinsicht
                              weitere Versuche anstellten.
                           Wie man aber auch immer das Fleisch gedampft oder gebraten und zertheilt haben mag,
                              so kann man es sehr lange aufbewahren, wenn man es in einem Ofen oder auf vorsichtig
                              erhizten Eisenplatten moͤglichst austroknet und jedenfalls bestaͤndig
                              dabei umruͤhrt. Durch diese Operation, welche so nuͤzlich ist, wenn
                              man das Fleisch weit transportiren oder lange aufbewahren will, kann man auch die
                              Zertheilung desselben weiter treiben: man braucht in der That diese Substanz, welche
                              zerreiblich geworden ist, alsdann nur in einem Moͤrser mit der Hand, oder in
                              einer Muͤhle mit senkrechten Steinen zu reis bell oder auch bloß mit einem
                              hoͤlzernen Klopfer zu pulvern.Einen Theil der in dem Fleisch enthaltenen Gehneu, so wie die Knorpel, welche
                                    sich nicht pulvern lassen, kann man leicht absieden und aufbewahren, um sie
                                    entweder an die Berlinerblaufabrikanten zu verkaufen oder als Mastung zu
                                    benuͤzen; in lezterem Falle troknet man sie nochmals in dem Ofen aus,
                                    bis sie schwach gerostet sind. wo man sie dann zerreiben kann. A. d. O.
                              
                           Das so zertheilte Fleisch mischt sich besser mit den Nahrungsmitteln der Thiere; man
                              kann es wie Samen im Fluge aussaͤen, um die Felder zu duͤngen, welche
                              es außerordentlich fruchtbar macht. Wir haben uns durch vergleichende Versuche
                              versichert, daß diese Substanz als Duͤnger dem getrokneten und gepulverten
                              Blut weit vorzuziehen ist, obgleich lezteres schon, welches Hr. Derosne bereitet, das Wachsthum des Zukerrohres so
                              befoͤrdert, daß man es von Paris nach den Colonien verfuͤhrt, wo
                              hundert Kilogrammen, die in Paris fuͤnfundzwanzig Franken kosten, auf vierzig
                              Franken zu stehen kommen.
                           In trokenem Zustande kann das Fleisch auch an die Fabrikanten, welche Berlinerblau, blausaures
                              Kali und Ammoniakproducte bereiten, als Urstoff verkauft werden. Zu Duͤnger
                              und zur Fabrikation von blausaurem Kali und Ammoniaksalzen kann man auch solches
                              Fleisch benuzen, welches bereits in Faͤulniß uͤberzugehen anfing und
                              zehn bis funfzehn Franken fuͤr hundert Kilogrammen erhalten; man schneidet es
                              naͤmlich in duͤnne Stuͤke, taucht sie acht oder zehn Tage lang
                              in eine starke Kalkmilch und breitet sie dann an einem windigen Orte auf Nezen an
                              der Luft aus um sie zu troknen; dadurch begegnet man zugleich dem weiteren
                              Vorschreiten der Faͤulniß. Um sicher zu seyn, daß das Fleisch vollkommen
                              ausgetroknet ist, koͤnnte man es nach dem Ausbaken des Brodes in einen
                              Bakofen bringen und von Zeit zu Zeit mit einer Kruͤke umruͤhren: in
                              diesem Zustande kann das trokene Fleisch fest in Faͤsser eingestampft und
                              weit verfuͤhrt werden.
                           
                        
                           Sehnen. – Diese Theile der Thiere bereitet man wie
                              alle anderen zur Leimfabrikation tauglichen zu; dahin gehoͤren die
                              Hautabschnizel, die Ohren, die Pfoten der Kazen, Hunde u.s.w. Man verschafft sich
                              eine Kalkmilch, wie wir es fuͤr die Haute der Gerber angaben, taucht diese
                              Substanzen hinein und ruͤhrt das ganze Gemenge um; man kann als Gefaͤß
                              einen Kuͤbel, ein Faß, eine ausgemauerte Grube u.s.w. nehmen. Nachdem sie
                              acht bis funfzehn Tage lang eingeweicht waren, nimmt man sie heraus und troknet sie;
                              man koͤnnte sie uͤber vier Monate in der Kalkmilch aufbewahren, wenn
                              man nur das Wasser alle fuͤnfzehn Tage ein Mal erneuern und sie von Zeit zu
                              Zeit umruͤhren wuͤrde.
                           Wenn diese Substanzen frei von Fleisch und ganz troken sind, so zahlt man nach ihrer
                              Qualitaͤt und Lokalumstaͤnden vierzig bis sechzig Franken fuͤr
                              hundert Kilogrammen (zwei Zentner); im Departement der Seine werden jaͤhrlich
                              gegen 500,000 Kiligrammen zur Leimfabrikation verbraucht. Man kann sie auf einem
                              Boden aufbewahren und nach Belieben in Saͤken oder Ballen von grober Leinwand
                              oder anderen nicht brauchbaren Zeugen versenden.
                           Sehnen, welche vor Kurzem aus dem Thiere genommen wurden, koͤnnte man
                              nuͤzlicher als Nahrungsmittel verwenden. Eine der einfachsten Methoden
                              besteht darin, sie in Gallerte zu verwandeln. Zu diesem Ende schneidet man sie mit
                              einem scharfen Messer in duͤnne Schnize, oder noch besser man hakt sie klein,
                              bringt sie sodann mit ihrem acht- bis zehnfachen Gewichte Wasser und einigen
                              gelben Ruͤben in einen Topf, erhizt sie sechs bis acht Stunden lang nahe zum
                              Sieden, wuͤrzt dann mit der gehoͤrigen Menge Salz und Pfeffer, seiht
                              sie durch ein reines Sieb und laͤßt die durchgegangene Fluͤssigkeit an
                              einem kuͤhlen Orte ruhig stehen; leztere verwandelt sich dann in ein wohlschmekendes,
                              nahrhaftes Gelée, das eines der gesundesten Nahrungsmittel ist, die man sich
                              verschaffen kann.
                           
                        
                           Blut. – Auf dem Lande benuzt man
                              gewoͤhnlich das Blut der Thiere, welche man schlachtet, ganz und gar nicht;
                              und doch ist dasselbe eine derjenigen Substanzen, welche allenthalben eine
                              nuͤzliche Anwendung finden koͤnnen. Das Blut der Thiere, welche einen
                              gewaltsamen Tod und wahrscheinlich auch derjenigen, welche an Krankheiten sterben,
                              kann ein gesundes Nahrungsmittel abgeben, eben so gut als das der Schweine, welches
                              gegenwaͤrtig ausschließlich in unserem Lande hiezu benuzt wird. In Schweden
                              bereitet man fuͤr die armen Leute ein sehr nahrhaftes Brod mit dem Blut der
                              geschlachteten Thiere und gewoͤhnlichem Teige von Weizenmehl; auch das Blut
                              der meisten anderen Thiere waͤre hiezu anwendbar; warum benuzt man aber nicht
                              wenigstens zum Fuͤttern des Gefluͤgels ein solches Brod? Um es zu
                              bereiten, braucht man nur den Teig wie gewoͤhnlich zu machen, indem man statt
                              Wasser ein Gemisch aus gleichen Theilen Wasser und Blut nimmt. Wenn man ein solches
                              Brod in Schnize zerschneiden und im Bakofen austroknen wuͤrde, so
                              koͤnnte man sich fuͤr lange Zeit einen Vorrath verschaffen. Man thut
                              immer besser, frisches Blut zu nehmen, wenn dasselbe aber auch bereits etwas
                              gegohren haͤtte, so wuͤrde der Nachtheil nicht groͤßer seyn,
                              als wenn man mit verdorbenem Blut die Klaͤrung des Zukers vornimmt; denn die
                              Gasarten der Faͤulniß entbinden sich bei dem Daͤmpfen oder Braten des
                              Brodes gerade so, wie beim Abdampfen der Syrupe.
                           In welchem Zustande sich aber das Blut befinden und von welchem Thiere es
                              herruͤhren mag, so bietet es den Landleuten ein schaͤzbares
                              Huͤlfsmittel als Duͤnger dar und wurde in dieser Hinsicht, wie wir
                              schon oben bemerkten, in Paris zum Gegenstand einer sehr vortheilhaften Speculation
                              gemacht: man hat in dieser Stadt die Gewißheit erlangt, daß der Werth des Blutes als
                              Duͤnger groß genug ist, daß es nach Abzug der Kosten 1) des theurern Ankaufs
                              auf dem Wege der oͤffentlichen Versteigerung, 2) der theuren Handarbeiter um
                              es zu sammeln, 3) des Transportes von verschiedenen Schlachthaͤusern in ein
                              einziges Etablissement, 4) des sehr theuren Brennmateriales zum Austroknen, 5) der
                              mechanischen Kraft und der Handarbeit um es in Pulver zu verwandeln, 6) des
                              Verpakens und endlich des Transportes zu Lande bis zur Seine, zu Wasser bis nach
                              Havre und auf dem Meere bis in die Colonien, noch Gewinn abwirft. Die Colonisten
                              bezahlen also zu Paris fuͤr hundert Kilogrammen getroknetes Blut zwanzig
                              Franken; mit Transport und verschiedenen Unkosten kommt es ihnen aber wenigstens auf
                              das Doppelte zu stehen; wenn sie nun noch einen großen Vortheil finden, ihre Felder
                              mit dieser Substanz zu
                              duͤngen, so muͤssen hundert Kilogrammen davon wenigstens einem Werth
                              von 50 Franken entsprechen.Die Raffinerien zu Paris verbrauchen jaͤhrlich ungefaͤhr eine
                                    Million und hunderttausend Kilogrammen frisches Blut und bezahlen
                                    fuͤnf Franken funfzig Centimes fuͤr hundert Kilogrammen: drei
                                    Mal hundert tausend Kilogrammen Blut, welche aus denselben
                                    Schlachthaͤusern kommen, werden getroknet und in Pulver verwandelt,
                                    worauf man sie in die Colonien als Duͤnger fuͤr das Zukerrohr
                                    versendet. A. d. O.
                              
                           Die Landleute koͤnnen alle moͤglichen Vortheile aus diesem reichen
                              Duͤnger ziehen, welcher sie nichts kostet als ein wenig Arbeit und oft noch
                              dazu zu einer Zeit, wo sie nichts Anderes thun koͤnnen. Sie muͤssen
                              alles Blut, welches den Thieren abgezapft wird, so wie auch dasjenige, welches sie
                              im Inneren des Koͤrpers geronnen finden, in einem Gefaͤße sammeln und
                              es mit einer Schaufel, mit ungefaͤhr seinem achtfachen Volumen trokener Erde
                              mengen. Dieses Gemenge ist ein vortrefflicher Duͤnger, wenn man ein halbes
                              Kilogramm davon auf einem Meter Feld verwendet. Sollten sich die Oekonomen nicht
                              beeilen solchen Duͤnger zu bereiten, wenn sie bedenken, daß man mit dem Blut
                              eines Pferdes, einer Kuh oder eines Ochsens, naͤmlich mit zwanzig bis
                              fuͤnfundzwanzig Kilogrammen dieser Fluͤssigkeit, hundert und sechzig
                              bis zwei hundert Kilogrammen Gemenge erhaͤlt, womit man drei hundert und
                              zwanzig bis vier hundert Meter Oberflaͤche fruchtbar machen kann, und
                              fuͤnf bis sechs hundert Meter oder ungefaͤhr ein Drittel eines Morgen
                              (Arpent), wenn man den Koth der Gedaͤrme
                              zusezt.
                           Wollte man das Blut aufbewahren, um die gelegentlichste Zeit zu seiner Anwendung
                              abzuwarten, so muͤßte man es nach einer der folgenden Verfahrungsweisen
                              austroknen. Wir werden im lezten Kapitel noch ein viertes Verfahren angeben, welches
                              aber mehr Aufmerksamkeit erfordert und das ausgetroknete Blut auch zur
                              Klaͤrung der Syrupe und der Weine anzuwenden gestattet. Man troknet
                              unmittelbar nach dem Brodbaken schollenfreie Erde in dem Bakofen und ruͤhrt
                              sie von Zeit zu Zeit mit einer Kruͤke um; man braucht davon ungefaͤhr
                              vier bis fuͤnf Mal so viel als man fluͤssiges Blut hat; diese Erde
                              zieht man, waͤhrend sie noch heiß ist, an die Thuͤre des Ofens hin und
                              begießt sie, indem man sie mit der Schaufel umkehrt, mit dem aufzubewahrenden Blut,
                              schiebt dann das Gemenge wieder in den Ofen hinein und ruͤhrt es mit der
                              Kruͤke um, bis es ganz ausgetroknet ist; man kann alsdann das Ganze in alte
                              Faͤsser oder Kisten bringen und an einem Orte, welcher gegen den Regen
                              geschuͤzt ist, aufbewahren: ich brauche wohl nicht erst zu bemerken, daß man
                              zum Duͤngen einer gegebenen Flaͤche von diesem lezteren Gemenge
                              ungefaͤhr um die Haͤlfte weniger braucht, als von dem ersteren, weil
                              es beinahe zwei Mal so viel Blut enthaͤlt und die Erde bloß zur
                              gehoͤrigen Vertheilung des Blutes dient.
                           
                           Das dritte Verfahren besteht darin, daß man im einen gußeisernen Kessel nur so viel
                              Blut bringt, daß es darin eine Hoͤhe von drei bis vier Zoll einnimmt, es bis
                              zum Kochen erhizt und bestaͤndig mit einer eisernen Spatel oder einer kleinen
                              Schaufel umruͤhrt. Bei dieser Behandlung trennt sich das Blut in zwei Theile;
                              der eine ist fluͤssig und der andere ist darin in großen Floken
                              geronnen;Wenn das Blut durch Erhizen zum Gerinnen gebracht wurde, so zersezt es sich
                                    in der Erde langsamer und regelmaͤßiger und ist daher ein besserer
                                    Duͤnger als das fluͤssige. A. d. O. leztere verlieren allmaͤhlich den groͤßten Theil des Wassers,
                              welches sie befeuchtet und zertheilen sich immer mehr durch das bestaͤndige
                              Umruͤhren, welches man vornehmen muß, wenn das Blut auf diese Art in eine
                              feuchte pulverige Masse verwandelt ist; man kann es dadurch vollstaͤndig
                              austroknen, daß man das Feuer maͤßigt und unaufhoͤrlich
                              umruͤhrt, oder es aus dem Kessel nehmen und nach dem Brodbaken in einen
                              Bakofen bringen und mit bestaͤndigem Umruͤhren in demselben vollends
                              troknen. Um es mehr zu zertheilen, muß man es alsdann mittelst eines Stoͤßels
                              pulvern oder unter einen Reibstein bringen, welcher an einem Pferdegoͤpel
                              angebracht ist; 100 Kilogrammen Blut entsprechen in diesem Zustande als
                              Duͤnger drei hundert Kilogrammen gestoßener Knochen oder sieben tausend zwei
                              hundert Kilogrammen Pferdemist: es ist ein bei weitem besserer Duͤnger als
                              das Kothpulver, die Oehlkuchen etc. und steht nur dem getrokneten und gepulverten
                              Fleisch nach. Man bringt das getroknete Blut in Faͤßchen, Kisten oder
                              Saͤke, welche man an einem gegen Feuchtigkeit geschuͤzten Orte
                              aufbewahrt und benuzt es zum Duͤngen der Erde oder als Mastung fuͤr
                              Thiere auf dieselbe Art wie das zerhakte und getroknete Fleisch, wovon wir Oben
                              sprachen.
                           
                        
                           
                              (Die Fortsezung folgt.)