| Titel: | Ueber das Ausstopfen und Aufbewahren der Vögel. Von Karl Waterton, Esqu., aus dessen „Wanderings in South America.“ | 
| Fundstelle: | Band 40, Jahrgang 1831, Nr. LIV., S. 299 | 
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                        LIV.
                        Ueber das Ausstopfen und Aufbewahren der
                           Voͤgel. Von Karl
                              Waterton, Esqu., aus dessen „Wanderings
                                 in South America.“
                           Wir haben uͤber das Ausstopfen der Voͤgel bereits mehrere
                                 Aufsaͤze; allein viele derselben sind eben so steif und unbrauchbar
                                 ausgefallen, als die Exemplare der Voͤgel selbst, die darnach
                                 ausgestopft wurden. Obiger Aufsaz ist unstreitig einer der besten, der
                                 uͤber diesen Gegenstand bisher geschrieben wurde, und der die innige
                                 Verwandtschaft, in welcher die Kunst des Ausstopfens der Thiere mit den
                                 bildenden Kuͤnsten steht, wenn auch nicht ganz deutlich, doch wenigstens
                                 fuͤhlbar werden laͤßt. So wie in den bildenden Kuͤnsten oft
                                 Leute ohne alle Anweisung, ohne allen empfangenen Unterricht,
                                 Meisterstuͤke lieferten, so sehen wir auch Thiere von einzelnen
                                 Liebhabern der Naturgeschichte, selbst von Frauenzimmern, so meisterhaft
                                 ausgestopft, daß man ihre Arbeit bewundern muß, und der todte Balg des Thieres
                                 neues, so zu sagen ewiges, Leben unter ihren Fingern erhalten zu haben scheint,
                                 waͤhrend Ausstopfer von Profession, so wie manche gelernte und gelehrte
                                 Mahler und Bildhauer, uns Arbeiten liefern, an welchen man wohl den
                                 Kuͤnstler, aber nicht die Kunst erkennt. Ein gemeiner Handschuhmacher aus
                                 Salzburg lieferte die schoͤnsten Meisterstuͤke in der Kunst des
                                 Ausstopfens, die Uebersezer bisher noch gesehen hat: er fand ihn nur von dem
                                 unsterblichen Saͤnger des Hymnus an Flora und
                                    Ceres, Karl Baron von der Luͤhe, uͤbertroffen, der seine
                                 Lieblings-Grasmuͤke nach ihrem Tode mit seinen
                                 unbehuͤlflichen diken kurzen Fingern so meisterhaft ausstopfte und auf
                                 einen Rosenstok an seinem Fenster hinsezte, daß mehrere seiner Freunde, die ihn
                                 besuchten, ihn mit einem aͤngstlichen Ausrufe: „Ihre
                                    Grasmuͤke ist aus dem Kaͤfige; sie stiegt davon!“
                                 beim Eintritte in sein Zimmer bewillkommten.
                           
                        Aus dem Repertory of Patent-Inventions. April
                              S. 242. Mai S. 299.
                        Waterton, uͤber das Ausstopfen der
                           Voͤgel.
                        
                     
                        
                           Wer die Voͤgel mit derselben Aufmerksamkeit beobachtet, mit welcher der
                              Bildhauer den menschlichen Koͤrper betrachtet, der wird bei dem ersten
                              Eintritte in ein Naturalien-Cabinet bemerken, daß die meisten Voͤgel
                              nicht gut ausgestopft sind.
                           
                           Diese Bemerkung wird nicht zu hart scheinen, wenn man bedenkt, daß das Ding, was
                              einst ein Vogel gewesen ist, in den meisten Cabinetten von der Hand eines rohen
                              Tagloͤhners verzerrt, ausgestopft oder vielmehr ausgespaͤnelt wurde;
                              wie das Gefieder durch das Zerren, Baken in Unordnung gerathen und unter dem Druke
                              einer plumpen schweren Hand nothwendig beschmuzt und zerknikt werden mußte: ein
                              Gefieder, das, solang der Vogel noch lebte, nur von dem Thaue des Himmels und dem
                              reinen und sanften Hauche der Luͤfte beruͤhrt wurde.
                           Zum Ausstopfen eines Vogels bedarf man, bei dem Ausziehen oder vielmehr bei dem
                              Ausschaͤlen desselben, nur eines Federmessers, einer leichten oder wenigstens
                              nicht schweren und groben Hand, und Uebung: Ersteres ist das Instrument, die zweite
                              die Maschine zum gut Ausstopfen, und die dritte die Lehrmeisterin. Man kann diese
                              drei Bedingungen die mechanischen Erfordernisse nennen.
                           Zum eigentlichen Ausstopfen ist bloß Baumwolle, Nadel und Faden, ein kleines
                              Staͤbchen von der Groͤße einer Nadel zum Haͤkeln, eine
                              Aufloͤsung von Queksilbersublimat, glaͤserne Augen und eine Schachtel
                              noͤthig, um das fertige Stuͤk in derselben zu verwahren. Auch dieß
                              kann noch zu den mechanischen Erfordernissen gerechnet werden. Wenn man aber in der
                              Kunst des Ausstopfens sich auszeichnen will, wenn man in derselben das werden will,
                              was Angelo in der Bildhauerei war, muß man Genie besizen und diese Kunst in ihrer
                              ganzen Tiefe studiren: Genie und Studium sind die Erfordernisse von Seite der
                              Kunst.
                           Man muß in der Anatomie des Koͤrpers der Voͤgel vollkommen unterrichtet
                              seyn; man muß die Form und die Haltung des Vogels genau studirt haben, man muß genau
                              das Verhaͤltniß einer jeden krummen Linie an demselben, die Ausdehnung und
                              Zusammenziehung und Ausbreitung eines jeden Theiles an demselben genau kennen; man
                              muß, mit einem Worte, vom Geiste des Prometheus beseelt seyn, und Feuer und Leben in
                              das Thier bringen, dessen Deke man aufzubewahren wuͤnscht.
                           Man muß hin, wo die Voͤgel hausen, uͤber Berg und Thal, in
                              Waͤlder, Suͤmpfe und Moraͤste, an Seen und Fluͤsse, und
                              muß seine Zeit dem Studium der Lebensweise und der Haus Haltung der verschiedenen
                              Arten von Voͤgeln opfern.
                           Dann wird man seinen Adler in jener Stellung eines Gebieters hinpflanzen, in welcher
                              er auf seinem Horste da steht; dann wird die Elster schlau und zum Fluge
                              geruͤstet uns die Furcht verrathen uͤber ihrem Diebstahle ertappt zu
                              werden; dann wird der Sperling die ihm eigene Kekheit zeigen an dem leicht gebogenen
                              Naken und dem etwas aufrecht getragenen Schweife; der Geyer seine Traͤgheit
                              und seinen Schmuz, indem er seinen Koͤrper beinahe parallel mit der Erde
                              haͤlt, die Fluͤgel etwas sinken laͤßt, so daß sie mit ihren
                              Enden unter dem Schweife statt uͤber demselben stehen: ein wahres Ebenbild
                              niedriger Laͤssigkeit.
                           Man wird sehen, wie wunderschoͤn die Federn an einem Vogel uͤber
                              einander liegen, wie eine in der schoͤnsten Ordnung uͤber der anderen
                              liegt: das Auge eines Kenners bemerkt es im Augenblike wenn es auch der
                              gewoͤhnliche Gaffer nicht wahrnimmt, wenn diese bezaubernde Harmonie
                              gestoͤrt ist. Man muß also, wo moͤglich, sich einen unverlezten Vogel
                              mit ganz vollkommenem Gefieder zu verschaffen suchen: denn der Verlust an Federn
                              kann selten wieder gut gemacht werden, und wo er groß ist, vermag alle
                              Geschiklichkeit des Kuͤnstlers nichts, um denselben dem Auge zu entziehen.
                              Denn wo er ihn verbergen will, muß er die Haut zusammenziehen, die oberen Federn
                              herabbringen und die unteren hinausschieben, wodurch alle anderen benachbarten
                              Theile verzerrt werden.
                           Man darf auch nicht vergessen, daß nicht die ganze Haut Federn traͤgt, und daß
                              sie an jenen Stellen, wo keim: Federn wachsen, aͤußert zart ist. Die
                              naͤchsten Theile um den Schlund und um den Magen sind ganz wunderbar zur
                              Ausdehnung eingerichtet, und mit einer erstaunenswerthen Genauigkeit passen diese
                              nakten Theile in die verschiedenen Hoͤhlungen an dem Koͤrper, wie
                              unter den Fluͤgeln, Schultern, am Rumpfe und an den Schenkeln, so daß, wenn
                              man bei dem Ausstopfen die Haut an diesen Stellen, wo sich Hoͤhlungen
                              befanden, rund ausstopft, statt daß man die Hoͤhlungen daselbst
                              unterhaͤlt, alle Symmetrie, alle Ordnung, alles Verhaͤltniß
                              fuͤr immer verloren geht.
                           
                           Es muß als allgemeine Regel gelten, als eine Regel die keine Ausnahme gestattet, daß
                              der Vogel ganz ausgeschaͤlt werden muß, indem man sonst nimmermehr ein treues
                              schoͤnes Bild desselben darzustellen vermag.
                           Man wird sich von der Nothwendigkeit dieses Grundsazes uͤberzeugen, wenn man
                              nur einen Augenblik uͤber die Natur der fleischigen und sehnigen Theile
                              nachdenkt, die man zuweilen in der Haut dieser Thiere zuruͤklaͤßt; sie
                              muͤßten erstens mit aromatischen Geistern gut zubereitet werden; zweitens in
                              den Ofen gebracht und daselbst getroknet werden; drittens wird durch die Hize des
                              Feuers und das Einschrumpfen und Erhaͤrten des ausgedoͤrrten Fleisches
                              das Exemplar verzerrt; es schwindet und wird zu klein; viertens ergeht es dann einem
                              solchen ausgestopften Vogel, wie einem Schinken oder uͤberhaupt allem
                              getrokneten Fleische; die Insecten fallen nur zu bald uͤber denselben hier
                              und erklaͤren ihn als gute Beute; die Federn fallen aus, und man hat, statt
                              eines schoͤnen Vogels, das scheußliche Bild eines todten Thieres mit
                              zerfressenen Federn.
                           Draht darf durchaus nicht gebraucht werden; er bringt nichts wie Unheil. Wo man ihn
                              immer anwendet, entsteht eine widrige Steifheit und alle Symmetrie geht
                              verloren.
                           Man kann dem Kopfe und dem Halse jede beliebige Haltung geben, den Koͤrper
                              stuͤzen, die Fluͤgel zusammenlegen oder ausbreiten oder heben, den
                              Schweif heben oder senken oder ausbreiten, die Beine horizontal oder schief stellen,
                              ohne irgend eines Drahtes zu beduͤrfen. Baumwolle leistet Alles.
                           Ein verhaͤltnißmaͤßig sehr kleines Stuͤkchen des
                              Schaͤdels, naͤmlich von dem unteren Theile des Stirnbeines
                              uͤber den Augen bis zu dem Schnabel, kann in der Haut gelassen werden,
                              obschon auch dieß nicht nothwendig ist. Ein Theil der Fluͤgelknochen, der
                              Kiefer und die Haͤlfte der Beine bleibt: alles Uebrige, Fleisch, Fett, Augen,
                              Knochen, Hirn und Sehnen muß sorgfaͤltig weggeschafft werden.
                           Bei dem Ausschaͤlen des Vogels muß man bestaͤndig sich erinnern, daß,
                              waͤhrend man die Haut losschalt, was mittelst des Fingers und des
                              Federmessers geschieht, man immer suchen muß die Haut wegzuschieben, nicht
                              wegzuziehen: denn durch das Ziehen wird die Haut gestrekt;Wir bedienten uns daher auch des Ausdrukes: Ausschaͤlen, statt, wie es gewoͤhnlich heißt, Ausziehen, um allen Nebenbegriff von Ziehen bei
                                    dem Worte Aushaͤuten oder Abhaͤuten
                                    (skinning) zu verbannen. A. d. Ue.
                              
                           daß man so wenig als moͤglich auf den Vogel druͤken, und von Zeit zu
                              Zeit nachsehen muß, ob die Federn und alles Uebrige gehoͤrig liegt;  daß man, wenn man
                              bereits bis an den Kopf gelangt ist, dafuͤr sorgen muß, daß die Haut des
                              Vogels ruhig auf dem Knie liegen bleibt; denn, wenn man dieselbe sich frei hin und
                              her schwingen laͤßt, so wird sie bloß durch ihr geringes Gewicht schon zu
                              sehr gestrekt;
                           daß waͤhrend der ganzen Arbeit, so wie man die Haut vom Koͤrper
                              losbekommt, alsogleich Baumwolle zwischen sie und den Koͤrper des Vogels
                              gebracht wird: dadurch verhindert man so viel moͤglich, daß kein Fett, kein
                              Blut, keine Feuchtigkeit mit den Federn in Beruͤhrung kommt. Man muß hier
                              bemerken, daß auf dem Bauche noch eine innere Haut sich befindet, wodurch die
                              Eingeweide in ihrer Lage erhalten werden. Wenn man mit dem Messer sehr fein zu Werke
                              geht, so kann man die aͤußere Haut durchschneiden und die innere ganz lassen.
                              Auf diese Weise wird die Arbeit sehr rein und sauber aus der Hand kommen, so daß,
                              bei einiger Sorgfalt an den uͤbrigen Theilen, ein Vogel ausgeschalt werden
                              kann, ohne daß man sich auch nur die Fingerspizen beschmuzte.
                           Da man Voͤgel selten auf eine andere Weise, als durch Schießen,
                              erhaͤlt, so scheinen ein paar Zeilen hieruͤber noͤthig. Wenn
                              der gefallene Vogel, wo man ihn bekommt, noch am Leben ist, so darf man ihn nur mit
                              der Hand (mit dem Daumen und mit den Fingern) gerade hinter den Fluͤgeln
                              stark druͤken, und er wird augenbliklich todt seyn. Man nimmt ihn dann bei
                              den Fuͤßen und traͤgt ihn mit denselben; auf diese Weise wird, bei
                              dieser umgekehrten Haltung seines Koͤrpers, das Blut nicht aus den Wunden
                              uͤber die Federn herablaufen. Da aber oͤfters schon Blut aus den
                              Wunden geflossen seyn wird, ehe man zu dem Vogel kommt, so muß, sobald man denselben
                              in die Haͤnde kriegt, die Wunde aufgesucht werden. Man theilt in dieser
                              Hinsicht die Federn mit den Fingern aus einander, blaͤst unter dieselben, und
                              nimmt mit dem Federmesser oder mit dem naͤchsten besten Blatte eines Baumes
                              das geronnene Blut weg, und legt etwas Baumwolle auf die Wunde. Wenn aber die Federn
                              selbst schon stark blutig oder von der Erde schmuzig geworden waͤren,
                              waͤscht man die Stelle in Wasser, ohne alle Seife, und schuͤttelt
                              dabei die Federn sacht mit den Fingern solang, bis sie vollkommen troken geworden
                              sind: denn wenn man sie nach dem Waschen fuͤr sich selbst haͤtte
                              troken werden lassen, wuͤrden sie ein sehr schlechtes und
                              zusammengeschrumpftes Aussehen bekommen. Waͤhrend des Ausschaͤlens
                              eines Vogels muß derselbe entweder auf einem Tische oder auf dem Knie liegen;
                              lezteres ist bequem, indem, wenn man ein Knie uͤber das andere
                              schlaͤgt und den Vogel auf dem oberen liegen hat, man denselben nach Bedarf
                              zu dem Auge emporheben kann.
                           
                           Nach diesen vorausgeschikten Vorsichtsmaßregeln wollen wir nun zur Arbeit schreiten.
                              Wir sezen, wir haͤtten einen Sperber vor uns. Wir stellen uns ein
                              Flaͤschchen Sublimataufloͤsung zur Seite, legen ein Staͤbchen
                              von der Form einer gewoͤhnlichen Nadel zum Haͤkeln neben uns, und ein
                              paar Haͤnde voll Baumwolle. Mit dieser fuͤllen wir den Mund und die
                              Nasenloͤcher des Vogels aus, den wir mit seinem Ruͤken auf unser Knie
                              legen, so daß sein Kopf gegen unsere linke Schulter sieht. Das Messer wird mit den
                              beiden Vorfingern und dem Daumen so gefaßt, daß die Schneide nach Aufwaͤrts
                              sieht. Das Messer darf nie senkrecht auf den Koͤrper des Vogels gehalten
                              werden, indem man sonst die innere Bauchhaut zerschneiden wuͤrde, und die
                              Gedaͤrme heraus fallen wuͤrden: es muß, um diesen Nachtheil zu
                              vermeiden, parallel mit dem, Leibe des Vogels gefuͤhrt werden, wodurch man
                              dann die aͤußere Haut mit aller Sicherheit und Leichtigkeit zerschneiden
                              kann.
                           Man faͤngt mit dem Bauche unter dem Brustbeine an und schneidet durch die
                              Mitte fort herab bis beinahe an den After. Nachdem dieß geschehen ist, legt man den
                              Vogel in irgend eine bequeme Lage und trennt die Haut vom Leibe desselben so weit
                              fort, bis man an das Knie des Vogels gekommen ist. Dieses Gelenk wird durchschnitten
                              und einstweilen nichts Anderes mehr mit demselben vorgenommen, außer daß man
                              uͤberall auf jener Seite, wo die Haut getrennt ist, Baumwolle dazwischen legt
                              vom After bis zum Brustbeine. Auf der entgegengesezten Seite geschieht genau
                              dasselbe.
                           Nun stellt man den Vogel senkrecht, so daß er mit seiner Brust auf dem Knie des
                              Kuͤnstlers ruht, und demselben den Ruͤken kehrt. Man trennt nun die
                              Haut zu jeder Seite des Afters, ohne sich gegenwaͤrtig noch um jenen Theil zu
                              kuͤmmern, der vom After bis zur Wurzel des Schweifes laͤuft. Man biegt
                              den Schweif sanft gegen den Ruͤken, und waͤhrend der Finger und der
                              Daumen die getrennten Theile der Haut zu jeder Seite des Afters niederhalten,
                              schneidet man quer so tief durch, daß man das Steißbein in der Naͤhe der
                              Fettdruͤse an der Wurzel des Schweifes zu Gesicht bekommt. Man trennt nun das
                              Steißbein bei seinem Gefuͤge und hat so die ganze Wurzel des Schweifes sammt
                              der Fettdruͤse von dem Koͤrper los. Man legt viel Baumwolle ein.
                           Hierauf faßt man das Ende des Steißbeines mit dem Finger und dem Daumen, und nun kann
                              man den Vogel frei von dem Knie in die Hoͤhe heben, und ihn so, wie man es
                              noͤthig hat, ringsumher drehen. Waͤhrend man ihn so haͤlt,
                              sucht man mit der anderen Hand und dem Messer durch Schneiden oder Schieben die Haut
                              so weit los zu bekommen,
                              bis man an die Stelle kommt, wo der Fluͤgel sich mit dem Koͤrper
                              verbindet.
                           Man hat nicht vergessen Baumwolle einzulegen, schneidet dieses Gelenk durch, thut
                              eben dasselbe bei dem anderen Fluͤgel, schiebt Baumwolle ein, und schiebt die
                              Haut sanft uͤber den Kopf; schneidet hierauf die Wurzeln der Ohren aus, die
                              sehr tief im Kopfe liegen und faͤhrt mit dem Ausschaͤlen fort, bis man
                              in die Mitte der Augen kommt: von hier aus zeigt sich nicht die mindeste
                              Schwierigkeit mehr bis zum Schnabel.
                           Nachdem dieß geschehen ist, schneidet man den Leib weg, und laͤßt nur ein
                              kleines Stuͤkchen vom Schaͤdel zuruͤk, nur soviel, als bis zum
                              vorderen Theile der Augen reicht. Man reinigt die Kieferknochen sehr
                              sorgfaͤltig, befestigt etwas Baumwolle am Ende des Staͤbchens, taucht
                              sie in Sublimataufloͤsung, befeuchtet damit den Schaͤdel und die
                              daruͤber gelegenen Theile der Haut, indem man nicht wieder zu denselben
                              gelangen kann. Von der Zeit an, wo man die Haut uͤber den Kopf
                              abschaͤlte, lag der Vogel auf dem Knie des Kuͤnstlers; man
                              laͤßt ihn darauf liegen und schiebt mit aller Vorsicht und Zartheit den Kopf
                              durch die umgestilpte Haut, und wenn man sieht, daß der Schnabel zum Vorscheine
                              kommt, zieht man ihn ganz sanft so lang, bis der Kopf zum Vorschein kommt, ohne alle
                              Verkruͤppelung und ohne alle Fleken.
                           Nun kann man die Baumwolle aus dem Munde nehmen, alles noch im Gaumen befindliche
                              Fleisch wegschneiden, und was immer noch am Unterkiefer haͤngen mag. Man hat
                              jezt die Haut vor sich, ohne daß eine Feder verloren ging: alles Fleisch, Fett, alle
                              Knochen sind hersausgenommen oder gereinigt, bis auf das mittlere Glied in den
                              Fluͤgeln, das Bein und bis auf die fleischige Wurzel des Schweifes. Das
                              aͤußerste Knochenstuͤk im Fluͤgel ist sehr klein, hat,
                              verhaͤltnißmaͤßig, kein Fleisch an sich, und fordert daher keine
                              andere Arbeit, als daß man es von Außen mit der Sublimataufloͤsung
                              beruͤhrt. Von dem anderen, d.i., von dem Mittelknochenstuͤke des
                              Fluͤgels, muß aber sorgfaͤltig alles Fleisch weggenommen, und an dem
                              Ende desselben ein Faden von ungefaͤhr vier Zoll Laͤnge angebunden
                              werden. Man betupft es uͤberall mit der Sublimataufloͤsung und bringt
                              es wieder an seine Stelle in dem Fluͤgel zuruͤk. Bei dem Bloßlegen
                              dieses Beines muß man sich ja wohl huͤten, auch nur im Mindesten an der Haut
                              zu ziehen: man wuͤrde sie unvermeidlich in Stuͤke reißen, denn die
                              Enden der langen Federn sind an dem Knochen selbst befestigt: man muß die Haut mit
                              dem Nagel des Daumes und des Vorfingers wegschieben. Nun zieht man auch die Haut von
                              dem Beine bis an das KnieDieses Knie ist nicht das Knie, sondern eigentlich die Ferse. Der Hr.
                                    Verfasser bediente sich hier, wie es scheint, des gewoͤhnlichen
                                    fehlerhaften Sprachgebrauches, bloß um allgemein verstaͤndlich zu
                                    seyn; denn dasjenige, was man allgemein Knie
                                    nennt (das obere Ende des nakten, bloß mit Schildern bekleideten Theiles an
                                    dem Fuße eines Huhnes) ist die Ferse. A. d.
                                    Ue. ab, schneidet alles Fleisch und alle Sehnen weg und laͤßt die Knochen
                              steken. Man wikelt etwas Baumwolle um denselben, so daß man ein kuͤnstliches
                              Bein bildet, befeuchtet es mit der Sublimataufloͤsung, und zieht hierauf
                              diese Haut uͤber dieses kuͤnstliche Bein zuruͤk. Dasselbe
                              geschieht auch mit dem anderen Beine.
                           Die lezte Arbeit gibt der Schweif. Man nimmt alles Innere aus der Fettdruͤse
                              heraus, und entfernt alles zuruͤckgebliebene Fleisch von der Wurzel
                              desselben, bis die Enden der Schwanzfedern zum Vorscheine kommen, befeuchtet alles
                              mit der Aufloͤsung, und bringt es an seine Stelle. Nun nimmt man alle
                              Baumwolle heraus, die man waͤhrend der Arbeit in die Haut stekte, um die
                              Federn von allem Fette und Blute rein zu erhalten, legt den Vogel mit seinem
                              Ruͤken auf das Knie, bindet die zwei Faden zusammen, die man an den Enden der
                              Fluͤgelknochen angebracht hat, und laͤßt nur genau so viel
                              Zwischenraum zwischen beiden, als man aus der Anatomie des Vogels sieht, daß im
                              lebenden Zustande zwischen denselben vorhanden war. Man haͤlt nun die Haut
                              mittelst des Fingers und des Daumens offen, befeuchtet sie inwendig uͤberall
                              gehoͤrig mit der Sublimataufloͤsung und laͤßt einstweilen Hals
                              und Kopf unberuͤhrt, uͤber welche man spaͤter kommen wird.
                           Man fuͤllt nun die Haut mittelmaͤßig mit Baumwolle aus, damit die
                              Federn an jedem Theile derselben, welcher den Leib des Vogels umgab, waͤhrend
                              der folgenden Arbeit nicht leiden. Man wird sich erinnern, daß man die
                              Haͤlfte des Fußes („den Schenkel“) wegschnitt. Da nun
                              der Schenkelknochen bei den Voͤgeln niemals senkrecht an dem Koͤrper
                              desselben sich bewegt, sondern im Gegentheile schief, so muͤssen, sobald der
                              Schenkel weggeschnitten ist, die beiden uͤbrigen Theile des Fußes, das Bein
                              und der Vorfuß, die nun nicht mehr schief gestuͤzt werden, nothwendig in eine
                              senkrechte Lage fallen, und die Fuͤße des Vogels werden daher jezt zu lang
                              scheinen. Um diesem Fehler abzuhelfen, nimmt man Nadel und Faden, befestigt das Ende
                              desselben inwendig rings um den Knochen und schiebt die Nadel durch die Haut an der
                              gegenuͤberstehenden Seite heraus. Wenn man nun außen nachsieht und die Nadel
                              unter den Federn findet, befestigt man das Bein mit einigen starken Stichen unter
                              den Fluͤgel. Auf diese Weise werden die Beine kuͤrzer gemacht und in
                              den Stand gesezt, die
                              ganze Schwere des Koͤrpers ohne alle Beihuͤlfe eines Drahtes zu
                              tragen. Nachdem dieß geschehen ist, nimmt man alle Baumwolle, die bisher in die Haut
                              gestekt wurde, sorgfaͤltig heraus, laͤßt nur jene, die man zu den
                              kuͤnstlichen Beinen brauchte, zuruͤk, stellt die mittelst des Fadens
                              vereinigten Fluͤgelknochen so genau als moͤglich gleich hoch, so daß
                              keiner tiefer liegt als der andere; denn wenn sie nicht ganz gleich sind, so werden
                              auch die Fluͤgel selbst ungleich, wenn man sie auf ihre gehoͤrige Lage
                              zuruͤkfuͤhrt.
                           Hier waͤre nun also die Schale des armen Sperbers, die von unserer
                              Geschiklichkeit und von unserem Beobachtungsgeiste ihre vorige Bildung,
                              Groͤße, Eigenheiten, Haltung, mit Einem Worte Alles wieder erwartet, was ihr
                              der Tod und das Messer geraubt hat, das sie in diesen formlosen Zustand versezte.
                              Wenn das Herz aufhoͤrt zu Wagen und das Blut nicht laͤnger mehr durch
                              die Adern wallt, schrumpft der ganze thierische Koͤrper in sich selbst
                              zusammen, und alle Zuͤge desselben fallen ein. Wer einen Vogel nur nach
                              seiner Leiche kennt, wird immer eine falsche Idee von demselben mit sich herum
                              tragen. Wenn man diesen Grundsaz nicht vergißt, den Vogel nach dem Leben ausstopft,
                              und eher etwas groͤßer macht, indem er in der Folge durch das Troknen
                              einschrumpft, so wird man ein Cabinetstuͤk erhalten, das den Beifall eines
                              jeden Kenners erhaͤlt.
                           Nun ist es Zeit, mittelst des Staͤbchens, das wie eine Nadel zum
                              Haͤkeln gebildet ist, die Baumwolle einzutragen und einen kuͤnstlichen
                              Koͤrper mittelst derselben zu bilden. Außer dieser Baumwolle und dem
                              Staͤbchen ist kein anderes Material und kein anderes Werkzeug noͤthig.
                              Das Genie des Kuͤnstlers muß jene Woͤlbungen und Vertiefungen, jenes
                              Ebenmaß, jene Harmonie und Schoͤnheit wieder hervorzurufen wissen, welche die
                              thierische Schoͤpfung so sehr auszeichnet, und auf welche man bei dem
                              Ausstopfen bisher so wenig gesehen hat. Nachdem man die Baumwolle eingetragen hat,
                              naͤht man die Oeffnung, die man am Bauche des Thieres gemacht hat, wieder zu:
                              man faͤngt bei dem After an, und traͤgt von Zeit zu Zeit, bis man zum
                              lezten Stiche gelangt, immer etwas Baumwolle nach, damit es ja nicht an derselben
                              fehlt. Zulezt taucht man sein Staͤbchen in die Aufloͤsung, und
                              fuͤhrt es drei bis vier Mal durch die Kehle hinab, damit Alles seinen
                              gehoͤrigen Antheil von derselben erhaͤlt. Nachdem der Kopf und der
                              Hals mit Baumwolle so ausgefuͤllt wurden, wie man es fuͤr nothwendig
                              erachtete, schließt man den Schnabel, und gibt ihm seine natuͤrliche Haltung.
                              Etwas Wachs an der Spize desselben haͤlt die beiden Kinnladen in ihrer
                              gehoͤrigen Lage: in die untere muß eine Nadel senkrecht eingestochen werden,
                              wovon man den Vortheil sogleich einsehen wird. Man bringt auch die Fuͤße mittelst eines
                              Stiftes zusammen, und zieht einen Faden durch die Knie
                              („Fersen“), wodurch man dieselben einander so weit
                              naͤhern kann, als man es fuͤr gut findet. Es fehlt nun nichts mehr,
                              als die Augen. Man macht daher mit dem kleinen Staͤbchen eine Vertiefung in
                              die innerhalb der Augenhoͤhlung liegende Baumwolle, und fuͤhrt durch
                              diese Oeffnung das glaͤserne Auge in diese Vertiefung ein. Man richtet die
                              Augenlieder um dieses Auge, so wie sie in der Natur waren, und dasselbe bedarf dann
                              keiner weiteren Befestigung mehr.
                           Man wird sich bei genauerer Betrachtung der Augenlieder der Thiere uͤberzeugt
                              haben, daß die durch dieselben gebildete Oeffnung einen weit groͤßeren
                              Koͤrper aufzunehmen vermag, als jener Theil des Auges ist, der
                              waͤhrend des Lebens des Thieres bei dieser Oeffnung zum Vorscheine kommt;
                              wenn man daher das glaͤserne Auge nach der Groͤße dieser Oeffnung
                              bemessen wollte, so wuͤrde es viel zu groß ausfallen. Durch
                              Vernachlaͤssigung dieses Umstandes sind die Augen fast aller ausgestopften
                              Voͤgel in allen Cabineten uͤber alles natuͤrliche
                              Verhaͤltniß viel zu groß ausgefallen. Um diesen Fehler zu beseitigen, muß man
                              die Augenlieder mittelst einer kleinen sehr feinen Nadel und eines Fadens an jenem
                              Theile derselben etwas zusammenziehen, der von dem Schnabel am weitesten entfernt
                              ist. Diese Heftung kann mit solcher Zartheit ausgefuͤhrt werden, daß man den
                              Stich gar nicht wahrnimmt, und man gibt dem Auge dadurch seine natuͤrliche
                              Groͤße.
                           Hierauf beruͤhrt man den Schnabel, die Augenlieder, die Fuͤße und die
                              ehemalige Fettdruͤse an der Wurzel des Schweifes mit der Aufloͤsung,
                              und der Sperber hat nun Alles bekommen, was er braucht, bis auf seine Haltung und
                              auf den gehoͤrigen Grad von Elasticitaͤt: zwei Eigenschaften, die noch
                              hoͤchst wesentlich sind.
                           Man versieht sich nun mit einer gewoͤhnlichen Schachtel oder mit einem
                              Kistchen, und fuͤllt ein Ende desselben bis auf drei Viertel seiner
                              Hoͤhe mit Baumwolle so, daß sie eine Flaͤche bildet. Man macht in
                              derselben eine mittelmaͤßige Vertiefung zur Aufnahme des Vogels. Nun nimmt
                              man den Sperber, und sezt ihn, nachdem man seine Fluͤgel in Ordnung gebracht
                              hat, so in die Baumwolle, daß seine Fuͤße in eine sizende Stellung kommen.
                              Der Kopf wird niederfallen: daran liegt nichts. Man nimmt sein Stuͤk Kork,
                              und fuͤhrt drei Stifte durch das Ende desselben so, daß sie wie die
                              Fuͤße an einem dreifuͤßigen Stuhle zu stehen kommen. Diesen Kork
                              bringt man unter den Schnabel des Vogels, und stekt die Nadel, die man vorher in dem
                              Schnabel befestigte, in den obersten Theil dieses Korkes. Auf diese Weise wird der Kopf des Vogels
                              trefflich in der Hoͤhe erhalten. Will man den Hals des Vogels
                              verlaͤngern, so erhoͤht man den Kork dadurch, daß man mehr Baumwolle
                              unter denselben bringt. Soll der Kopf mehr nach Vorwaͤrts gezogen werden, so
                              bringt man den Kork naͤher gegen das Ende der Kiste. Soll er mehr
                              ruͤkwaͤrts gegen die Schultern hin gestellt werden, so schiebt man den
                              Kork zuruͤk.
                           Da bei dem Troknen der Hintere Theil des Halses mehr einschrumpft als der vordere,
                              und dadurch der Schnabel hoͤher emporgeworfen wird, als man wuͤnschen
                              kann, so daß der Vogel dadurch (wie man es bei Pferden nennt) zum Sternguker
                              wuͤrde, so beugt man diesem Fehler dadurch vor, daß man einen Faden um den
                              Schnabel bindet, und diesen am Ende der Kiste oder Schachtel mittelst eines Stiftes
                              oder einer Nadel befestigt. Wenn man wuͤnscht, daß die Fluͤgel gehoben
                              werden sollen, so hebt man sie und unterstuͤzt sie mit Baumwolle; und will
                              man sie besonders hoch haben, so sezt man ein kleines Staͤbchen unter jeden
                              Fluͤgel, und befestigt das Ende desselben an der Seite des Kistchens mit
                              etwas Wachs.
                           Wenn man den Schweif ausgebreitet haben will, so lehrt man die Ordnung der Federn um,
                              und faͤngt mit den zwei mittelsten an. Nachdem sie troken geworden sind,
                              bringt man sie in ihre natuͤrliche Ordnung zuruͤk, und der Schweif
                              wird auf diese Weise, fuͤr ewige Zeiten die Ausdehnung behalten, die man ihm
                              gegeben hat. Wenn der Schopf aufgerichtet seyn soll, so darf man nur die Federn ein
                              paar Tage lang nach einer ihrer gewoͤhnlichen Lage entgegengesezten Richtung
                              streichen, und sie werden nie wieder zuruͤkfallen.
                           Man stellt nun diese Schachtel oder Kiste sammt dem Vogel irgendwo im Zimmer hin, wo
                              weder Sonne, Ofenhize noch Luftzug auf dieselbe wirkt: denn der ausgestopfte Vogel
                              muß sehr langsam getroknet werden, wenn er Zug fuͤr Zug dem lebenden gleichen
                              soll. In dieser Hinsicht kommt die Aufloͤsung von Queksilbersublimat ungemein
                              gut zu Statten: denn waͤhrend sie der Faͤulniß und dem Insectenfraße
                              vollkommen vorbeugt, haͤlt sie zugleich die Haut mehrere Tage lang feucht und
                              biegsam. Waͤhrend der Vogel auf diese Weise getroknet wird, nimmt man ihn
                              taͤglich ein Mal heraus, und bringt alle Theile desselben in ihre
                              gehoͤrige Lage. Wenn man bemerken sollte, daß ein Theil
                              unverhaͤltnißmaͤßig einschrumpft, so laͤßt sich diesem Uebel
                              leicht abhelfen. Die kleinen Dekfedern der Fluͤgel steigen etwas auf, weil
                              die Haut in Beruͤhrung mit dem Knochen kommt, der in dem Fluͤgel
                              zuruͤk bleibt. Man darf also nur den Theil, der aufsteigt, ein paar Tage nach
                              einander mit dem Finger und dem Daumen ziehen, und die Federn nieder streichen: die
                              Haut wird dann nicht mehr an dem Knochen anhaͤngen, und die Federn werden
                              aufhoͤren aufzusteigen.
                           
                           Man muß nun noch fleißig von Zeit zu Zeit alle verschiedenen Theile der
                              Hauptzuͤge des Vogels herausheben und ausbessern, damit sie recht deutlich
                              und sichtbar werden, und zugleich alles Rauhe und Steife, Alles was sich
                              widernatuͤrlich hebt oder senkt, alles was zu flach oder zu rund an dem Vogel
                              geworden ist, ausbessern. Auf diese Weise erhaͤlt nun die Arbeit ihre
                              Vollendung.
                           Binnen drei oder vier Tagen haben die Fuͤße ihre natuͤrliche
                              Elasticitaͤt verloren, und die Knie („die Fersen“)
                              fangen an steif zu werden. Sobald man dieß bemerkt, ist es Zeit den Fuͤßen
                              jenen Winkel zu geben, in welchem man sie haben will. Den Zehen kann man nun jene
                              Richtung geben, die sie haben, wenn der Vogel steht, oder man kann sie um den Finger
                              kruͤmmen. Will man den Vogel auf einen Zweig sezen, so ist dieß im Augenblike
                              gethan; man darf ihn nur von dem Finger weg auf den Zweig bringen, und eben so
                              wieder zuruͤk.
                           Nachdem der Vogel vollkommen troken geworden ist, zieht man den Draht aus den Knieen,
                              die Nadel unten aus dem Schnabel, und Alles ist fertig. Statt daß nun der Vogel so
                              steif ist, wie er es jedes Mal wird, wenn man Draht in denselben eingezogen hat,
                              gibt die Baumwolle hier jedem Theile desselben die gehoͤrige
                              Elasticitaͤt, so daß, wenn man ihn auf dem Finger sizend haͤlt, und
                              ihn mit der anderen Hand niederdruͤkt, er von selbst wieder aufsteigt. Man
                              darf nicht besorgt seyn, daß der, auf diese Weise ausgestopfte Sperber sich
                              veraͤndern, daß er seine Farbe verlieren wird. Der Alkohol hat den Sublimat
                              in jedes Theilchen, in alle Poren der Haut gefuͤhrt, beinahe bis an die
                              Wurzeln der Federn. Der Sublimat dient hier auf eine doppelte Weise; 1) beugt er
                              aller Neigung zur Faͤulniß vor, und auf diese Weise kommt gesunde Haut um die
                              Wurzeln der Federn. Man kann jede einzelne Feder mit den Fingern fassen, und man
                              wird sehen, daß sie die fuͤnffache Schwere des Vogels zu halten vermag, ohne
                              auszugehen. Sie wird selbst dem Rupfen widerstehen, und so fest in der Haut steken,
                              daß sie bei manchen wiederholten Versuchen eher kurz an der Haut abbricht, als daß
                              sie ausgeht. 2) Da kein Theil der Haut den Sublimattheilchen in dem Alkohol entging,
                              so ist auch kein Theil derselben der Verheerung der Insecten ausgesezt: denn diese
                              greifen nie einen thierischen Koͤrper an, der mit Sublimat getraͤnkt
                              ist.
                           Sublimat ist das toͤdtlichste Gift fuͤr Insecten, das man kennt. Es ist
                              faͤulnißwidrig; der Alkohol ist es auch; beide sind farbenlos, machen also
                              keinen Flek. Der Weingeist tritt mit außerordentlicher Schnelligkeit in die Poren
                              der Haut ein, sezt unsichtbare Theilchen des Sublimates in derselben ab, und stiegt
                              dann davon. Der Sublimat verdirbt die Haut nicht, und nichts bringt ihn mehr aus den
                              Theilen derselben heraus, wenn der Alkohol sie einmal verlassen hat. Alle Federn muͤssen mit
                              dieser Aufloͤsung bestrichen damit sie gegen die Verheerungen der Motten
                              gesichert werden. Das beste Verfahren ist, den Vogel in die Aufloͤsung von
                              Sublimat einzutauchen, und dann troken werden zu lassen, ehe man anfaͤngt ihn
                              auszuschaͤlen. Pelze von Thieren, die in diese Aufloͤsung eingetaucht
                              werden, behalten ihren vorigen Glanz und ihre Dauerhaftigkeit unter jedem
                              Klima.Der Uebersezer glaubt hier zur Warnung der Kuͤnstler, die sich mit
                                    Ausstopfen beschaͤftigen, bemerken zu muͤssen, daß die so sehr
                                    gepriesene Sublimataufloͤsung ein Gift ist, das bei ihren Arbeiten
                                    eben so zerstoͤrend auf sie wirkt, als es ihre Arbeiten in einem
                                    gewissen Grade erhalten mag. Der Hr. Verfasser hat das Verhaͤltnis
                                    d.i., die Menge des Sublimates in der Aufloͤsung nicht bestimmt: wenn
                                    man zu viel davon nimmt, wird die Haut zerfressen, nicht erhalten. Die
                                    Anwendung desselben bei Pelzen, Federn und uͤberhaupt bei
                                    Kleidungsstuͤken darf durchaus nicht geduldet werden. A. d. Ue.
                              
                           Man kann die schoͤnste Feder von dem Hute irgend einer Dame nehmen, in diese
                              Aufloͤsung tauchen, und man wird finden, daß der Alkohol, wenn man sie sanft
                              schuͤttelt, in wenigen Minuten davon geflogen seyn wird; wenn die Feder
                              troken geworden ist, wird kein Faͤserchen derselben dadurch gelitten haben,
                              und der Sublimat wird sie gegen die Verheerungen der Insecten sichern. Ich habe, auf
                              diese Weise, vor einigen Jahren einen Vogel in Demerary ausgestopft. Er blieb dort
                              zwei Jahre lang und kam dann nach Europa, wo er fuͤnf Monate lang blieb und
                              wieder nach Demerary zuruͤk kam. Nachdem er nun noch vier Jahre in Demerary
                              blieb, kam er uͤber die westindischen Inseln nach England, wo er nun beinahe
                              fuͤnf Jahre lang sich so schoͤn und frisch befindet, als ob er so eben
                              ausgestopft worden waͤre.
                           Wenn man nun bedenkt, daß dieser Vogel zwei Mal im gemaͤßigten und im heißen
                              Klima war, und mehrere Jahre lang in dem heißen feuchten Klima von Demerary
                              geblieben ist, nur 6 Grade von der Linie entfernt, in einem Klima, wo Alles die
                              Beute der Insecten wird, und jezt noch so schoͤn und frisch ist wie er aus
                              der Hand des Kuͤnstlers hervorging, so ist es keine Uebertreibung, wenn man
                              annimmt, daß er noch wohl erhalten dastehen wird, wenn die Hand des
                              Kuͤnstlers, die ihn ausstopfte, laͤngst in Staub zerfallen ist. Was
                              hier uͤber das Ausstopfen der Voͤgel gesagt wurde, gilt auch zum
                              Theile vom Ausstopfen der Schlangen, Insecten und vierfuͤßigen Thiere.