| Titel: | Miszellen. | 
| Fundstelle: | Band 40, Jahrgang 1831, Nr. LV., S. 312 | 
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                        LV.
                        Miszellen.
                        Miszellen.
                        
                     
                        
                           Verzeichniß der vom 28. Maͤrz bis 14. April 1831 zu
                              London ertheilten Patente.
                           
                              Dem Thomas Brunton,
                                 Esq. in Park Square, Regent's Park, in der Grafschaft Middlesex: auf eine
                                 Verbesserung an gewissen Apparaten, wodurch sie zur Destillation anwendbar
                                 werden. Ihm von einem Fremden mitgetheilt. – Dd. 28. Maͤrz
                                    1831.
                              
                           
                              Dem Thomas Coleman,
                                 von St. Alban's, in der Grafschaft Hertfordshire: auf
                                 einen verbesserten Sattelgurt. – Dd. 29. Maͤrz 1831.
                              
                           
                              Dem John Wallace,
                                 Gelbgießer zu Leith: auf einen verbesserten Sicherheitsherd fuͤr Schiffe.
                                 – Dd. 31.
                                    Maͤrz 1831.
                              
                           
                              Dem James Slater,
                                 Bleicher zu Salford, in der Grafschaft Lancaster: auf eine verbesserte Methode
                                 Dampf zu erzeugen, um ihn als Triebkraft und in den Fabriken zu benuzen, so wie
                                 auch an Fahrzeugen oder der hierzu noͤthigen Maschinerie. – Dd. 2. April
                                    1831.
                              
                           
                              Dem William
                                    Rutherford, Jun. Bankagent zu Jodburgh in Schottland: auf
                                 Verbesserungen an Sicherheitsschloͤssern. – Dd. 14. April 1831.
                              
                           
                              Dem Samuel Morand,
                                 Kaufmann zu Manchester, in der Grafschaft Lancaster: auf
                                 eine verbesserte. Strekmaschine. – Dd. 14. April 1831.
                              
                           
                              Dem Thomas Brunton,
                                 Esq. in Park Square, Regent's Park, in der Grafschaft Middlesex.: auf eine
                                 Verbesserung an gewissen Apparaten, wodurch sie zu Dampfmaschinen anwendbar
                                 werden. Von einem Fremden mitgetheilt. – Dd.
                                 14. April 1831.
                              
                           
                              Demselben auf eine Verbesserung an gewissen
                                 Apparaten, wodurch sie zum Raffiniren des Zukers anwendbar werden. Von einem
                                 Fremden mitgetheilt. – Dd. 14. April 1831.
                              
                           
                              Dem Thomas Gaunt,
                                 Gentleman in Chapman Street, Islington, in der Grafschaft, Middlesex und George
                                 Frederick Eckstein, Ofenfabrikant in Holborn, in
                                 derselben Grafschaft: auf Verbesserungen an Roͤsten fuͤr Oefen.
                                 – Dd. 14.
                                    April 1831.
                              
                           
                              Aus dem Repertory of Patent-Inventions, Mai
                                 1831, S. 311.
                              
                           
                        
                           Verzeichniß der vom 19. bis 29. April 1817 zu London
                              ertheilten und jezt verfallenen Patente.
                           
                              Des Edward Nicholas,
                                 Paͤchters zu Langattock Vibon Avell, Monmouthshire: auf einen
                                 verbesserten Pflug. – Dd. 19. April 1817.
                              
                           
                              Des Antonio Joaquin Friere
                                    Marroce, Kaufmanns in Broad Street Buildings, London: auf ein Verfahren ein
                                 verbessertes Instrument zu verfertigen, womit man die Laͤnge zur See
                                 berechnen und ausmitteln kann; welches ihm von Luis Coctane Altina de Campos
                                 mitgetheilt wurde. – Dd. 29. April 1817.
                              
                           
                              Aus dem Repertory of Patent-Inventions. Mai
                                 1831, S. 310.
                              
                           
                        
                           Gurney's Dampfwagen.
                           Das Mechan. Magaz. N. 402 gibt S. 123 einen Brief des
                              Hrn. John Herapath Esq. an den
                              Herausgeber der Times uͤber Hrn. Gurney's Dampfwagen, aus welchem wir Folgendes ausziehen. Diese
                              Wagen laufen, wie unsere Leser wissen, seit zehn Wochen taͤglich zwischen
                              Cheltenham und Gloucester hin und her; sie legen diesen Weg, 9 engl. Meilen
                              (beilaͤufig 4 1/2 Poststunden), mit 10–12 Passagieren beladen, in 40
                              Minuten zuruͤk, was also im Durchschnitte 13 1/2 Meile (6 1/2 Stunden auf die
                              Stunde) gibt; sie gewinnen daher, kaufmaͤnnisch gesprochen, 50 per Cent an
                              Schnelligkeit gegen den Eilwagen von Cheltenham, welcher denselben Weg in Einer
                              Stunde zuruͤklegt. Vor Kurzem soll man nun diesem Dampfwagen auch noch eine
                              Landkutsche angehaͤngt haben, so daß die Passagiere nach Belieben unter
                              dreierlei Arten zu fahren waͤhlen koͤnnen: sie koͤnnen
                              naͤmlich innen in der Landkutsche, oder außen auf derselben, oder in dem
                              Dampfwagen selbst sizen. Auf diese Weise nun werden 22 Personen statt 12 von einer
                              einzigen Maschine gefahren, wobei das angehaͤngte Gewicht von 26 Cent. die Schnelligkeit in
                              den 9 Meilen bloß um 4 Minuten verminderte. Dieser erste Versuch nun gelang so wohl,
                              daß die Unternehmer beschlossen, eine Fahrt zwischen Birmingham und Bristol und in
                              anderen Theilen des Koͤnigreiches zu errichten. Ein sehr leichter und
                              eleganter Wagen wurde nach Edinburgh geschikt, um zwischen dieser Stadt und Glasgow
                              zu laufen. Mit diesem machten Hr. Gurney und Hr. Herapath vor Kurzem Versuche, um die Kraft eines neu erfundenen
                              Aufhaltapparates und andere Verbesserungen an demselben zu erproben. Sie versuchten
                              zuerst den Dampf abzusperren, und die Reibung allein wirken zu lassen; auf diese
                              Weise hielt der Wagen beladen und mit einer Schnelligkeit von 11 engl. Meilen auf
                              die Stunde gehend, die Albanystraße abwaͤrts in 5–6 Secunden,
                              aufwaͤrts aber in 4 Secunden an. Hierauf machten sie mehrere Versuche mit dem
                              Aufhaltapparate, aus welchen hervorgeht, daß der Wagen, mit demselben Gewicht
                              beladen und mit derselben Schnelligkeit fahrend, in 2 Secunden still hielt, und in
                              weiteren 2 Secunden wieder eben so schnell fuhr, woraus die große
                              Nuͤzlichkeit dieser Erfindung zur Verhuͤtung von
                              Ungluͤksfaͤllen und Gefahr am besten hervorgeht. Die Wirkung des
                              Apparates soll wirklich so schoͤn und uͤberzeugend gewesen seyn, daß
                              Hr Herapath wuͤnsche,
                              daß alle wissenschaftlichen Zweifler an dem Gedeihen der Dampfwagen auf
                              gewoͤhnlichen Wegen bei den Versuchen gegenwaͤrtig gewesen
                              waͤren. Hatten dieselben, sagt Hr. Herapath, gesehen, wie die Maschine mitten in der groͤßten
                              Eile, und ohne sichtbare Ursache und Anstrengung, ploͤzlich still stand, und
                              dann eben so schnell nach Ruͤkwaͤrts lief; wie sie in einem Augenblike
                              an einen anderen Wagen zu gerathen drohte, und im naͤchsten demselben
                              auswich, indem sie ihren Lauf aͤnderte, still stand oder sich
                              zuruͤkzog, und wie sie noch mehrere andere Bewegungen ausfuͤhrte, so
                              wuͤrden sie in Versuchung gerathen seyn, darin ein Buͤndniß mit
                              Belzebub zu sehen. Die Verbesserungen, welche diese Dampfwagen erleiden werden, wenn
                              sie ein Mal 12 Monate gelaufen sind, werden noch mehr zur Verbreitung derselben
                              beitragen. Schon jezt sind deren sehr wichtige daran vorgenommen worden. Statt daß
                              der Dampfapparat noch eine bloße Zigmaschine fuͤr einen anderen Wagen ist,
                              bildet er jezt auf denselben Raͤdern innen geschmakvollen Kasten zur Aufnahme
                              von Reisenden, ohne daß jedoch der Grundsaz durch Zug zu wirken, aufgegeben
                              waͤre. Die Hize des Dampfkessels wird, bis auf einen geringen Grad von
                              Waͤrme, welcher im Winter die Wagen angenehm macht, ohne sie im Sommer
                              laͤstig zu machen, durch eine sinnreiche Erfindung abgeleitet. Die Zangen und
                              Schuhhaken, um den Wagen stehen zu machen, wurden durch den eben erwaͤhnten
                              Aufhaltapparat ersezt. An dem Dampfkessel wurden Verbesserungen angebracht, sowohl
                              um seine Kraft zu erhoͤhen, als im denselben mechanisch, und nicht bloß
                              chemisch, reinigen zu koͤnnen. Der Wasserbehaͤlter war fruͤher
                              einfach und vorn an dem Dampfkessel befindlich, jezt ist er in zwei bedeutend
                              groͤßere Kessel getheilt, und unter den Sizen der Reisenden angebracht,
                              wodurch die Kraft erhoͤht wird, indem ein groͤßeres Gewicht auf die
                              interen Raͤder druͤkt, und wodurch der Wagen im Stande ist,
                              laͤngere Zeit fortzulaufen, ohne frisches Wasser aufnehmen zu muͤssen.
                              Die Maschinerie ist jezt auch viel zierlicher; namentlich sind die garstigen
                              Eisenstangen von der aͤußeren Seite der Hinteren Raͤder entfernt, und
                              an die innere Seite versezt worden, wo sie sowohl zur Staͤrke als zur
                              Schoͤnheit des Wagens beitragen. Auch der Rauchfang kann leicht
                              eingeschlossen werden, so daß der Wagen bald eben so schoͤn, als kraftvoll
                              und nuͤzlich seyn wird. – Hr. Herapath vergleicht Hrn. Gurney's Erfindung mit den Dampfwaͤgen
                              auf den Eisenbahnen, welche 30–35 Meilen in einer Stunde zuruͤklegen,
                              und bemerkt, daß, da die Reibung auf den Eisenbahnen nur 1/20 von jener auf den
                              gewoͤhnlichen Straßen betraͤgt, Hrn. Gurney's Wagen, welche 13–14 Meilen in
                              der Stunde auf unseren Straßen zuruͤklegen, auf den Eisenbahnen nicht
                              30–35, sondern 20 Mal 13–14 Meilen, d.i. 260–280 Meilen in
                              Einer Stunde zuruͤklegen wuͤrden, vorausgesezt, daß die mechanischen
                              Geseze auch hier befolgt werden, und daß die Materialien und der Widerstand der Luft
                              dieß gestattet. – Am Schlusse seines Briefes bemerkt Hr. Herapath, daß die Directoren der
                              Schlagbaͤume um London in ihre Acten eine Clausel einfuͤhrten, der zu
                              Folge sie von jedem Wagen, der durch eine Maschine bewegt wird, einen Zoll von 1
                              Shill. (36 kr.) erheben, obschon erwiesen ist, daß ein solcher Wagen die Straße nur
                              den siebenten Theil so viel abnuͤzt, als ein Wagen mit vier Pferden, welcher
                              doch nur einen Zoll von 10 Den. (30 kr.) zahlt, waͤhrend er, dem Verhaͤltnisse des
                              Schadens gemaͤß, nicht weniger als 7 Shill. (4 fl. 12 kr.) bezahlen sollte.
                              Er fraͤgt, wie eine so unverhaͤltnißmaͤßige Taxe, welche mit
                              der Gerechtigkeit, dem gesunden Verstande und den Versprechungen der Minister so
                              sehr im Widerspruche steht, auf das Genie und den Erfindungsgeist, und mithin auch
                              auf das Wohl der Menschheit gelegt werden koͤnne. Er findet den Grund nur
                              darin, daß alle Administratoren, vom Minister herab bis zum untersten Schreiber,
                              geneigt sind, auf das die meiste Taxe zu legen, wofuͤr sie selbst nicht
                              leicht etwas zu zahlen haben werden, und sagt, daß die Zollbehoͤrden weit
                              besser daran thaͤten, sich mit Verbesserungen der Wege zu
                              beschaͤftigen, welche die Einfuͤhrung der Dampfwagen
                              beguͤnstigen, als diese lezteren mit einer Auflage zu belegen, welche um 600
                              per Cent groͤßer ist, als sie dem Verhaͤltnisse und der Billigkeit
                              nach seyn sollte.
                           
                        
                           Achtraͤderiger Wagen.
                           Am Ende des vorigen Jahrhundertes wurden einige Landkutschen mit acht Raͤdern
                              erbaut, von welchen zwei einige Zeit hindurch zwischen Bath und Bristol fuhren. Sie
                              waren so gebaut, daß jedes Rad seinen Theil an der Last trag und nicht mehr; und die
                              Folge davon war, daß, wenn ein Rad uͤber einen Stein von 2 Zoll Hoͤhe
                              ging, der mittlere Theil des Wagens bloß um 1/4 Zoll gehoben wurde, so daß diese
                              Wagen vielleicht die bequemstem waren, worin je Reisende fuhren. Ein Mann zu
                              Bristol, welcher laͤngere Zeit einen solchen Wagen lenkte, sagt, daß er,
                              außer der Bagage, 14 Passagiere im Wagen und 16 außen auf demselben fuhr, und daß er
                              die Streke zwischen den beiden genannten Staͤdten, welche 12 englische Meilen
                              (beilaͤufig 6 Poststunden) betraͤgt, und auf welcher der Weg damals
                              weit schlechter war, mit denselben vier Pferden in 2 Stunden zuruͤklegte. Der
                              Grund, warum diese Wagen aufgegeben wurden, soll gewesen seyn, daß sie um einen zu
                              niedrigen Preis fuhren, so daß sie oft mit einem Haufen gemeinen Volkes
                              gefuͤllt waren, was die achtungswertheren Reisenden, auf welche die
                              Eigenthuͤmer doch allein sicher zaͤhlen konnten,
                              zuruͤkschrekte. Damit hat jedoch das Princip derselben nichts zu schaffen, im
                              Gegentheile bestaͤtigt obiger Bericht die Theorie, welche ich aufstellte, daß
                              ein Gewicht um so leichter gezogen werden kann, je groͤßer die Zahl der
                              Raͤder, auf welche das Gewicht vertheilt ist. (Aus Joseph Storr's Fry Essayon Wheel Carriages im Mechan. Mag. N. 402. S. 126.)
                           
                        
                           Ueber die Vortheile der Dampfbothe im Kriege
                           befindet sich im Mechan. Magaz. N.
                              396. S. 20 ein interessanter, mit Mile unterreichneter,
                              Aufsaz, welcher aus dem United Service Journal gezogen
                              ist. Er wurde durch Hrn. Mauguin's Aeußerung, daß Frankreich durch Dampfbothe, Waffen und
                              Soldaten nach Irland schaffen koͤnne, veranlaßt, und sucht zu beweisen, daß,
                              England mit einem kraͤftigen Ministerium an der Spize, im Fall eines Krieges
                              die Haͤfen Frankreichs mit bewaffneten Dampfbothen und andere Kriegsschiffen
                              so hermetisch schließen kann, daß Frankreich nimmermehr im Stand ist auch nur eine
                              irgend etwas bedeutende Anzahl von Dampfbothen auszuruͤsten indem es nur an
                              wenigen Orten die Maschinerie zu verfertigen im Stande ist und nur in den
                              noͤrdlichen Departements Kohlen besizt. Er beweist ferner, das die Dampfbothe
                              besonders geeignet sind zur Aufrechthaltung einer strengen Blokade, und zum Angriffe
                              der Kriegsschiffe bei Windstille, indem solche Angriffe selbst von den spanischen
                              Ruderbothen im Jahre 1797 oder 1798 mit Vortheil gegen zwei englische Linienschiffe
                              bei einer Windstille gemacht wurden, und daß sie nur in wenigen Faͤllen von
                              Segelschiffen zu befuͤrchten haben: denn wenn der Wind lezteren sehr
                              guͤnstig ist, so brauchen sie nur gerade gegen den Wind zu steuern, um ihnen
                              zu entgehen. Es bleibt aber noch Vieles zu thun, um ein bewaffnetes Dampfboth auf
                              einen gewissen Grad von Vollkommenheit zu bringen; die Ruder muͤssen
                              geschuͤzt, und die Maschinerien vorzuͤglich gegen den Nachtheil
                              verwahrt werden, welchen die, durch das Abfeuern der Kanonen hervorgebrachte,
                              Erschuͤtterung an der Empfindlichkeit desselben hervorbringen kann. Es ist
                              hierbei wohl vorauszusehen, daß die am Ende eines Krieges ausgeruͤsteten
                              Dampfbothe wesentlich verschieden seyn werden von jenen, die am Anfange desselben
                              gebraucht wurden, und groͤßere Vortheile darbieten werden; zur Bezwekung dieser Verbesserungen
                              nun wuͤnscht unser Herr Miles gewisser Maßen einen Krieg.
                           
                        
                           Lieut. Drummond's Beleuchtung der Leuchtthuͤrme.
                           Hr. Lieutenant Drummond theilt
                              der Royal Society seinen Vorschlag zu einer neuen
                              Beleuchtungsart der Leuchtthuͤrme mit, welcher sich im Auszuge im Mechan. Magaz. N. 396. S. 25 befindet. Wir geben einen
                              Auszug dieses Auszuges, mit Hinweglassung der Auffuͤhrung der bisher
                              vorgeschlagenen und wirklich befolgten Methoden. Hr. Drummond nimmt zur Beleuchtung das Licht einer
                              stark erhizten Kugel oder eines Cylinders von Kalk. Er benuͤzte dieses Licht
                              bereits fruͤher in mehreren Faͤllen, wo er Aufsicht zu fuͤhren
                              hatte, und brachte bei solchen Gelegenheiten die grobe Hize, welche noͤthig
                              war, dadurch hervor, daß er Sauerstoffgas durch eine Weingeistflamme stroͤmen
                              ließ. Da jedoch die Anwendung des Weingeistes in so großer Menge, als es zur
                              Beleuchtung eines Leuchtthurmes nothwendig ist, zu kostspielig waͤre, so
                              schlug Lieut. Drummond
                              Wasserstoffgas statt desselben vor, und dieses entspricht auch allen Anforderungen
                              vollkommen. Er erfand dazu einen Apparat, an welchem das Sauerstoff- und
                              Wasserstoffgas in getrennten Roͤhren bis in die Nahe der Kalkkugel oder des
                              Cylinders geleitet werden; an diesem Punkte vermischen sich die beiden Gase, und
                              erzeugen einen Luftstrom, welcher die Kugel bestaͤndig in einem hohen Grade
                              von Hize erhaͤlt. Hrn. Drummonds Methode wurde vor Kurzem in Trinity-house versucht,
                              und gab erstaunliche Resultate: das Licht, welches eine Kalkkugel von 3/8 Zoll
                              Durchmesser verbreitete, die durch zwei Stroͤme der Gasmischung erhizt wurde,
                              kam jenem von 13 Argand'schen Lampen gleich, und dabei kostet die Unterhaltung
                              desselben in einer Stunde bloß 2 Shill. 6 Pence, d.i. 1 fl. 30 kr!
                           
                        
                           Schachspiel mit lebenden Figuren.
                           Im Mechan. Magaz. N. 396. 12. Mai 1831 S. 17 befindet
                              sich ein Aufsaz eines Hrn. Henry D – in Liverpool, worin er vorschlaͤgt, in den
                              großen Schachspiel-Clubs und zur Unterhaltung des Publikums, das Schachspiel
                              mit lebendigen Figuren, und zwar mit zwekmaͤßig gekleideten oder maskirten
                              Kindern oder Erwachsenen, zu fuͤhren. Er beschreibt nach einer kurzen
                              Geschichte des Schachspieles, worin bemerkt wird, daß schon Johann von Oesterreich
                              und ein Herzog von Weimar mit wirklichen Soldaten Schach spielten, die
                              Vorrichtungen, welche er ausgedacht hat, um die Bewegungen der lebendigen Figuren zu
                              leiten, ohne daß etwas Anderes, als das Wort Schach,
                              ausgesprochen werden darf. Diese Vorrichtungen werden auch durch Abbildungen
                              erlaͤutert, auf welche wir unsere schachlustigen Leser verweisen. Es scheint
                              uns, daß diese lebendigen Schachfiguren dessen ungeachtet ein gehoͤriges
                              Exercitium nothwendig haben, wenn ihre Manoͤuvres nicht mit allgemeiner
                              Verwirrung endigen sollen. Wie man uͤbrigens ein Vergnuͤgen daran
                              haben kann, 48 Menschen, welche durch ihre Haͤnde Nuzen schaffen
                              koͤnnten, in 48 Figuren zu verwandeln, welche bloß zur Spielerei dienen, ist
                              uns unbegreiflich.
                           
                        
                           Bericht des Hrn. de
                                 Lambel uͤber die Schießgewehre des Hrn. Luzier, ehemaligen Gewehrfabrikanten zu St.
                              Etienne, mit Einem Laufe und zwei Schuͤssen.
                           Hr. Luzier legte dem
                              Comité der mechanischen Kuͤnste einen Karabiner, Sattel- und
                              Taschen-Pistolen vor, welche mit zwei Zuͤndpfannen versehen sind, aber
                              in einem einzigen Laufe zwei auf einander befindliche Ladungen enthalten, welche
                              nach Belieben, nach einander oder auf ein Mal abgeschossen werden
                              koͤnnen.
                           Bei dem ersten, auf der Schießstaͤtte des Hrn. Renette angestellten Versuche schoß man in
                              meiner Gegenwart acht Mal uͤber den untersten Schuß aus einer Sattelpistole,
                              ohne daß dieser los gegangen waͤre. Die Ladung betrug 8 Grane, und die Kugeln
                              wogen 3 Quentchen 48 Gr. (metrisches Gewicht). Man schoß hierauf den ersten Schuß
                              ab, und lud nun 10 Mal nach einander in die erste Ladung eine, nach einem
                              Durchmesser durchbohrte, Kugel, und hierauf die zweite Ladung. Beide Schuͤsse
                              gingen immer zugleich los, und ohne daß der Ruͤkstoß der Pistole merklich
                              staͤrker und laͤstiger gewesen waͤre. Derselbe Versuch, mit dem Karabiner
                              angestellt, gab gleiche Resultate; die Ladung betrug 20–30 Grane, die Kugeln
                              wogen 5 Quentchen 43 Grane. Die Dike der Waͤnde der Laͤufe dieser
                              Gewehre gewaͤhrt einen Widerstand, welcher die Kraft der beiden zugleich
                              abgehenden Schuͤsse weit uͤbertrifft. Dieselben Versuche wurden auf
                              der Schießstaͤtte des Hrn. Lepage in Gegenwart mehrerer Mitglieder des Comité mit
                              gleichem Erfolge wiederholt; die Ladung des ersten Schusses konnte immer vollkommen
                              von der Kammer gefaßt werden, welche zur Aufnahme derselben in der Schwanzschraube
                              angebracht ist, und der zweite Schuß ging immer ab, ohne das Pulver des ersten zu
                              entzuͤnden.
                           Hr. Luzier brachte
                              uͤberdieß zwei Zeugnisse von Sachverstaͤndigen bei, welche dieselben
                              Eigenschaften, und die Abwesenheit aller Gefahr bei diesen Schießgewehren bezeugen.
                              Hr. Lepage, ein bekannter
                              Gewehrfabrikant, verband sich auch mit Hrn. Luzier, um Gewehre nach dem Systeme desselben zu
                              verfertigen.;
                           Die Naͤhe der beiden Druͤker an einander ließ befuͤrchten, daß
                              man dieselben verwechseln koͤnnte. Hr. Lepage verfertigte daher, im
                              Einverstaͤndnisse mit Hrn. Luzier, Taschenpistolen mit einem einzigen Druͤker. Man kann
                              denselben nach dem Abgange des zweiten Schusses druken, wie man will, und der erste
                              wird nicht losgehen; uͤberlaͤßt man aber denselben sich selbst, so
                              spannt er sich fuͤr sich, um auch den ersten Schuß abzuschießen.
                           Die Vortheile solcher Stuzen, auf die Jagd angewendet, sind, daß man zwei Kugeln aus
                              Einem Laufe schießen kann, wodurch die Richtigkeit des Schusses gewinnt. Man kann
                              auch den ersten Schuß mit einer Kugel und den zweiten mit Blei schießen; zwei
                              Schuͤsse mit Blei sind aber nicht thunlich, indem es die Genauigkeit des
                              Calibers der ersten Kugel im Vergleiche mit ihrer Kammer ist, welche die Flamme des
                              zweiten Schusses hindert zu dem Pulver des zweiten zu gelangen. Die Bleikugeln
                              werden durch den bloßen Stoß mit dem Kloͤppel, der zum Laden dient, etwas im
                              Durchmesser vergroͤßert, so daß sie genau die fuͤr sie bestimmte
                              Kammer ausfuͤllen, und daher die Explosionen verhindern.
                           Das System des Hrn. Luzier
                              scheint daher dem Comité der mechanischen Kuͤnste mehrere Vortheile
                              darzubieten, welche Frankreichs Handel mit Schießgewehren beguͤnstigen
                              koͤnnen, und die Aufmunterung des Erfinders durch die Gesellschaft verdienen.
                              (Aus dem Bulletin d. l. Société
                                 d'encouragement. Janvier 1831. S. 63.)
                           
                        
                           Hrn. Meunier's Methode den Stahl weich zu machen.
                           Hr. Gaultier de Claubry
                              erstattete der Société d'encouragement
                                 etc. im Namen des Comité der chemischen Kuͤnste Bericht
                              uͤber das Verfahren des Hrn. Meunier, um Stahl zu erweichen. Da Hr. Meunier seine Methode noch geheim gehalten haben
                              will, so ergibt sich aus dem Berichte bloß, daß dieselbe ihrem Zweke gut entspricht
                              und noch große Vortheile gewaͤhren koͤnne. Hr. Tiolier fand, daß die, von Hrn. Meunier behandelten
                              Muͤnzstaͤmpel vollkommen erweicht waren, jedoch schien ihm seine
                              eigene Methode dieselben Resultate zu liefern. Hrn. Galle hingegen bezeugte, daß ihm Hrn. Meunier's Methode alle
                              uͤbrigen bisher bekannten zu uͤbertreffen scheine. Eines der
                              Mitglieder des Comité untersuchte den Stahl des Hrn. Meunier und uͤberzeugte sich von der
                              großen Weichheit desselben. Stahlknoͤpfe aus seinem preparirten Stahle lassen
                              sich leicht zwischen den Fingern biegen; zwei Platten desselben gegen einander
                              geschlagen platten sich an den Beruͤhrungspunkten ab; mit einer kleinen Sage
                              lassen sich leicht Stangen von 10–12 Linien im Gevierte durchschneiden, wobei
                              man findet, daß das Korn in allen Theilen gleich ist, mit einem gewoͤhnlichen
                              Messer lassen sich leicht Spaͤne von diesen Stangen wegnehmen. Endlich
                              erhaͤlt der erweichte Stahl durch die Haͤrtung mittelst Eintauchen in
                              kaltes Wasser alle seine Eigenschaften wieder. Das Verfahren des Hrn. Meunier scheint sogar zu denselben
                              Resultaten zu fuͤhren, welche Hr. Perkins (Polyt. Journal Bd. XXII.
                                 S. 300.) erreichte, indem er den Stahl so sehr erweichte, daß er selbst
                              mit Kupfer gestochen werden konnte. (Bulletin de la
                                 Société d'encouragement. Javier 1831. S. 64.)
                           
                        
                           Ueber das Faͤrben der Huͤte.
                           Hr. Merimée stellte im
                              Bulletin de la Société d'encouragement
                              Dec. 1830, S. 465 Bericht uͤber einige Abhandlungen ab, welche diese
                              Gesellschaft in Folge
                              des von ihr ausgeschriebenen Preises auf Verbesserung des Faͤrbens der
                              Huͤte erhielt. Der Verfasser von einer derselben, welchem das Programm zu
                              spaͤt bekannt wurde, hatte nicht die Absicht als Concurrent aufzutreten und
                              theilte bloß einige Versuche mit, welche die Theorie der Filzfaͤrberei
                              aufklaͤren koͤnnen Diese Versuche gaben in der That sehr interessante
                              Resultate: sie bewiesen zum Beispiel, daß zum Faͤrben der Wolle das
                              schwefelsaure Eisen dem essigsauren vorzuziehen ist, daß die Schwefelsaͤure,
                              wenn man sie mit ihrem achtfachen Gewicht Wasser verduͤnnt, den Filz im
                              Sieden angreift, daß sie aber keine merkliche Wirkung auf denselben aͤußert,
                              wenn man sie mit etwas Gummi versezt. Die Gesellschaft verspricht diese Abhandlung
                              bekannt zu machen, sobald die Versuche wiederholt worden sind.
                           Hr. Sauveroche, ein
                              Faͤrber zu Perigueux schikte ein Verfahren ein, welches sehr scharfsinnig und
                              ganz neu ist. Es besteht darin, daß man zuerst die zur Hutfabrikation angewandte
                              Substanz faͤrbt: so faͤngt er damit an, die Biber-,
                              Hasen-, Kaninchen-, Rattenhaͤute etc. zu faͤrben; er
                              beizt alsdann diejenigen von den Haaren, welche sich ohnedieß nicht filzen
                              koͤnnen. Seine Farbe ist so solid, daß sie durch salpetersaures Queksilber
                              nicht angegriffen wird und selbst durch Walken nur wenig verliert, es bleibt also in
                              dem Filz ein sehr satter, schwarzer Grund, welcher durch ein schwaches
                              Nachfaͤrben ganz dunkel wird. Beim ersten Faͤrben verbindet er das
                              falbe Pigment des Krapps mit dem blauen des Indigo; beim zweiten wendet er
                              Eisen- und Kupfervitriol mit Kampeschenholz und Krapp an.
                           Hr. Sauveroche trat
                              uͤbrigens (weil er sein Verfahren noch nicht zur Vollkommenheit gebracht zu
                              haben glaubt) nicht als Concurrent auf und legte seiner Abhandlung bloß kleine
                              Stuͤke von Hauten, Tuch und Wolle bei; welche er zuerst mit dem falben
                              Pigment des Krapps gefaͤrbt und sodann durch Indigo in Blau
                              uͤbergefuͤhrt hatte. Das Verfahren des Hrn. Sauveroche ist also demjenigen aͤhnlich,
                              welches man beim Schwarzfaͤrben der Tuͤcher befolgt, denen man zuerst
                              einen blauen Grund gibt. Alle Faͤrber wissen, daß man Schwarz erhaͤlt,
                              wenn man die drei Farben, Gelb, Roth und Blau vereinigt, Niemand aber hat unseres
                              Wissens vor Hrn. Sauveroche
                              Schwarz gefaͤrbt, indem er bloß das falbe Pigment des Krapps mit dem blauen
                              des Indigo verband.
                           Ein anderer Faͤrber, Hr. Huault, schikte drei wasserdichte Huͤte ein, die nach einem
                              Verfahren von seiner Erfindung gefaͤrbt worden waren, naͤmlich
                              vermittelst eines kupfernen Drehrades, welches durch ein Uhrwerk in Bewegung gesezt
                              wurde. Seine Huͤte sind glaͤnzend schwarz und widerstehen der
                              entfaͤrbenden Einwirkung der Sonne; der innere Ueberzug, welcher sie
                              wasserdicht macht, ist ganz unversehrt und sie lassen uͤberhaupt nichts zu
                              wuͤnschen uͤbrig. Hr. Huault theilte von seinem Verfahren keine Beschreibung mit,
                              wiederholte es aber in Gesellschaft einiger Mitglieder der Société d'encouragement, indem er erklaͤrte, daß er
                              es noch einige Jahre geheim zu halten wuͤnsche; unter diesen
                              Umstaͤnden konnte ihm der Preis von drei tausend Franken nicht zuerkannt
                              werden; indessen kam man mit ihm dahin uͤberein, daß er die Beschreibung des
                              Verfahrens deponirt, und daß es die Gesellschaft im Jahre 1836 bekannt machen darf;
                              er erhielt nun die goldene Medaille erster Classe.
                           
                        
                           Neu erfundene Methode schwarz zu faͤrben.
                           Die HH. Watson und Sohn zu
                              Leeds sollen eine neue Methode gefunden haben, nach welcher sie verschiedene Zeuge
                              schwarz zu faͤrben im Stande sind, so daß die Farbe den staͤrksten
                              Reagentien widersteht, ohne eine Veraͤnderung zu erleiden. (Observer. Galign. Messenger. N. 5019)
                           
                        
                           Geheimniß der chinesischen Faͤrber.
                           Die Chinesen faͤrben nie feine Seide mit reichen Farben fruͤher, als
                              bis der Nordost-Passatwind eingetreten, welchen sie Pak Fung nennen, und der
                              gewoͤhnlich zu Anfang Septembers erscheint. Die Luft wird dann so troken, daß
                              hoͤlzerne Boͤden, welche nicht gehoͤrig ausgetroknet waren,
                              Spruͤnge von wenigstens 1 Zoll Weite bekommen. Diese Beruͤksichtigung
                              des Zustandes der Luft begruͤndet das ganze Geheimniß des großen Glanzes und
                              der Dauerhaftigkeit der chinesischen Farben. (Mech. Mag.
                                 N. 402. S. 127.)
                           
                        
                           
                           Geschwindigkeit eines Fußgaͤngers.
                           Capt. Nesbitt ging 19 italiaͤnische Meilen in 5
                              Stunden. (Dubl. Journ. Galign. N. 4947.)
                           
                        
                           Wettlauf eines Pferdes in England.
                           Hr. Hartley zu Manchester
                              besizt eine alte kastanienbraune Stute, 14 Faͤuste 1 Zoll hoch, welche dem
                              Aussehen nach kaum im Stande zu seyn scheint, schneller als im Passe zu gehen. Er
                              wettete mit derselben innerhalb 12 Stunden 100 englische Meilen (beilaͤufig
                              50 Poststunden) zuruͤkzulegen, und gewann seine Wette, welche 100
                              Souverainsd'or galt. Die Stute zog ein Waͤgelchen, welches an 3 Ctn., und den
                              Eigenthuͤmer, der 195 Pfd. wog; sie kam 24 Minuten vor dem Ablaufe der
                              bestimmten Zeit am Ziele an, und war nicht im geringsten erschoͤpft, sondern
                              in einem Zustande, als koͤnnte sie denselben Weg gleich wieder
                              zuruͤklegen. (Manchester Guardian. Galign. Messeng.
                                 N. 5019)
                           
                        
                           Englische Rechtspflege.
                           Die Excise Office in London macht bekannt, daß im
                              vergangenen Jahre vor dem Board of Excise und dessen
                              Beamten im Ganzen 194,612 Eide geschworen wurden!!! – (Globe Galignani. 4994.)
                           
                        
                           Literatur.
                           
                              Franzoͤsische.Léçons de Chimie appliquée à
                                    la teinture par M. E.Chevreul. 2. Vol. 8.
                                    avec planches. Chez Pichon et Didier à Paris.
                              Da von diesem Werke des Hrn. Chevreul vielleicht eine Uebersezung erscheinen wird und viele
                                 unserer Leser sich nach dem Titel desselben eine unrichtige Vorstellung
                                 uͤber seinen Inhalt machen koͤnnten, so theilen wir hier den
                                 Bericht des Hrn. Gaultier de
                                    Claubry uͤber dasselbe aus dem Bulletin de la Société d'encouragement, Jan. 1831, S. 94
                                 mit. Was in den bis jezt erschienenen Vorlesungen des Hrn. Chevreul mitgetheilt wurde, findet man fast
                                 in allen neueren Lehrbuͤchern der reinen Chemie. Wir sind sehr begierig,
                                 was uns ein so ausgezeichneter Chemiker wie Hr. Chevreul in der Folge uͤber die Faͤrbekunst mittheilen
                                 wird, und werden nicht ermangeln auf die Forsezung seines Werkes
                                 zuruͤkzukommen. Hr. Gaultier de Claubry
                                 sagt:
                              Das Studium der Chemie ist noch immer nicht in alle Werkstaͤtten, in
                                 welchen es erfordert wuͤrde, gedrungen. Eine der Kuͤnste, zu deren
                                 Vervollkommnung diese Wissenschaft am unentbehrlichsten ist, ist unstreitig die
                                 Faͤrbekunst. Die in derselben angewendeten verschiedenen Verfahrungsarten
                                 sind fast lediglich auf rein chemische Operationen gegruͤndet, und man
                                 kann wohl sagen, daß ein Faͤrber, der seine Kunst mit Vortheil
                                 ausuͤben und auch nur einige Verbesserungen in derselben anbringen will,
                                 der Kenntnisse in der Chemie nimmermehr entbehren kann. Der chemische Lehrcurs,
                                 welcher in der Gobelinsfabrik gehalten wird, ist vorzuͤglich darauf
                                 berechnet, denjenigen, welche sich mit der Farbekunst beschaͤftigen, die
                                 dazu noͤthigen chemischen Kenntnisse zu verschaffen. Es waͤre sehr
                                 zu wuͤnschen, daß die so nuͤzliche Errichtung dieses Lehrcurses
                                 auch fuͤr andere Kuͤnste nachgeahmt wuͤrde, indem man nur
                                 die gluͤklichsten Resultate von derselben erwarten koͤnnte: denn
                                 wenn die Wissenschaft den Fabrikanten nuͤzlich ist, so darf man
                                 andererseits auch nie vergessen, daß diese keine Gelehrten werden sollen, und
                                 daß der Unterricht, welcher fuͤr einen speciellen Zwek gegeben wird, weit
                                 besser die Bedingungen erfuͤllt, die die Belehrung der Gewerbsleute
                                 erfordert. Der Lehrer ist hier im Stande, so lang als es nothwendig ist, bei den
                                 Punkten zu verweilen, die fuͤr jene wichtig sind, zu welchen er spricht,
                                 waͤhrend sie fuͤr jedes andere Auditorium hoͤchst
                                 langweilig und laͤstig seyn, und mithin den Gang des Unterrichtes hemmen
                                 wuͤrden. Man muß aber ebenso bedenken, daß es, um irgend einen Theil der
                                 Wissenschaft in gehoͤrigem Maße zu kennen, und um faͤhig zu werden
                                 die erworbenen Kenntnisse nuͤzlich anzuwenden, nicht hinreicht mit den
                                 einzelnen Theilen bekannt zu seyn, sondern daß man dazu unumgaͤnglich
                                 nothwendig wenigstens einen allgemeinen Begriff von der Wissenschaft haben, und auch das kennen
                                 muͤsse, was mehr oder weniger direct mit dem erwaͤhlten Theile in
                                 Verbindung und Beziehung steht. Diesen Mittelweg muß man zu waͤhlen
                                 wissen, und wir muͤssen gestehen, daß er nicht jedes Mal leicht zu finden
                                 ist. Hr. Chevreul, dessen Vorlesungen schon vielen
                                 Faͤrbern aͤußerst nuͤzlich wurden, scheint uns auf einer
                                 dieser Seiten nicht ganz das Uebermaß vermieden zu haben, indem er sich mit viel
                                 zu vielen Details der Wissenschaft beschaͤftigt, die fuͤr einen
                                 großen Theil seiner Zuhoͤrer nur das Interesse der Neugierde oder
                                 Wißbegierde haben koͤnnen; besonders auffallend ist dieß da, wo er sich
                                 mit vielen chemischen Verbindungen beschaͤftigt, die fuͤr die
                                 Faͤrbekunst nicht von Wichtigkeit sind, und wo er mit Sorgfalt die
                                 atomische Zusammensezung derselben angibt. Uebrigens ist dieser Nachtheil durch
                                 die Art und Weise, wie die Geschichte derselben dargestellt ist, vollkommen
                                 aufgewogen.
                              Der Lehrcursus ist in zwei Theile abgetheilt: im ersten untersucht Hr. Chevreul alle Arten von Koͤrpern, welche die
                                 Faͤrbekunst zur Erreichung ihres Zwekes anwendet; dieser Theil allein ist
                                 bis jezt erschienen. Der zweite Theil ist der Untersuchung des Verfahrens der
                                 Kunst gewidmet, und ist daher unstreitig der wichtigere. Die Einleitung
                                 enthaͤlt allgemeine Betrachtungen uͤber die physischen und
                                 chemischen Eigenschaften der Koͤrper, zu welchen Hr. Chevreul noch eine dritte Reihe von Eigenschaften
                                 hinzufuͤgt, welche er organoleptische nennt.
                                 Unter diesen lezteren nun versteht er jene Eigenschaften, welche wir beobachten,
                                 wenn Koͤrper unmittelbar mit unseren Sinnesorganen in Beruͤhrung
                                 kommen; hierher gehoͤrt also der Einfluß der Koͤrper auf die Haut,
                                 den Geruch, den Geschmak und ihre Wirkung auf das Innere unseres
                                 Koͤrpers. Der Grund, welcher Hrn. Chevreul
                                 veranlaßte, diese Eigenschaften eigens zu unterscheiden, ist die Unwissenheit,
                                 in welcher wir im Allgemeinen uͤber die Natur der Wirkung sind, die von
                                 den Koͤrpern ausgeuͤbt wird, wenn man eine organoleptische
                                 Eigenschaft an denselben beobachtet. Das Holz, der Marmor z.B., auf das
                                 Gefuͤhlsorgan angebracht, uͤben nur eine physische Wirkung aus,
                                 waͤhrend das Calciumchloruͤr, die Saͤuren, die Aezalkalien
                                 eine ganz verschiedene Wirkung hervorbringen. Dieser Unterschied ist wichtig und
                                 verdient beruͤksichtigt zu werden. Die scharfsinnigen Versuche, welche
                                 Hrn. Chevreul zur Unterscheidung dieser Art von
                                 Eigenschaften veranlaßten, und aus welchen besonders hervorgeht, daß der
                                 Geschmak der Koͤrper oft von einer Wirkung derselben auf den Geruch
                                 abhaͤngt, sind bekannt.
                              Nach diesen allegemeinen Erlaͤuterungen beschaͤftigt sich der Hr.
                                 Verfasser mit der Nomenklatur, der Bestimmung der Art und der Beschreibung der
                                 Koͤrper, auf deren Untersuchung er hierauf uͤbergeht; er beginnt
                                 hierbei mit den einfachen Koͤrpern, und nimmt ihre Nomenklatur, ihre
                                 physischen, chemischen und organoleptischen Eigenschaften, ihren Zustand, ihre
                                 Bereitung, ihren Gebrauch und ihre Geschichte durch. Bei den zusammengesezten
                                 Koͤrpern unterscheidet Hr. Chevreul immer die
                                 Faͤlle, in welchen die Koͤrper sich veraͤndern, von jenen,
                                 in welchen sie sich nicht veraͤndern; diese Unterscheidung erleichtert
                                 das Studium sehr, und classificirt einen großen Theil der chemischen Wirkungen
                                 besser; es ist dieß das erste Mal, daß dieselbe in einem Werke angewendet
                                 wird.
                              Auf die Geschichte des Wasser- und Sauerstoffes folgt jene des Wassers. In
                                 der Folge beschaͤftigt sich Hr. Chevreul mit
                                 dem Stikstoffe, dem Silicium, dem Phosphor, dem Arsenik, wobei er die
                                 Koͤrper nach der von Ampère
                                 aufgestellten Classification ordnet, ohne uͤbrigens die Details derselben
                                 anzugeben oder ihre Abtheilungen anzunehmen. Bei den Metallen werden jedes Mal
                                 die Verbindungen mit dem Sauerstoff und den uͤbrigen bereits untersuchten
                                 Koͤrpern abgehandelt.
                              Der zweite Abschnitt enthaͤlt die bestimmten dreifachen und vierfachen
                                 Verbindungen etc., welche durch Verbindung eines einfachen verbrennenden
                                 Koͤrpers mit einem zusammengesezten entstehen, oder umgekehrt, z.B. die
                                 gekohlstofften Wasserstoffgase, die Cyanogenchloruͤrs, die
                                 Hydrocyansaͤure etc.
                              Der dritte Abschnitt umfaßt die dreifachen, vierfachen und mehrfachen
                                 Saͤuren und salzigen Grundlagen, welche nicht zu den vorhergehenden
                                 gehoͤren, weil man dieselben bei dem gegenwaͤrtigen Stande der
                                 Wissenschaft nicht als unmittelbare Verbindungen eines verbrennenden
                                 Koͤrpers mit einem Brennstoffe betrachten kann; hierher gehoͤren
                                 die organischen Saͤuren und Basen.
                              Im vierten Abschnitt handelt Hr. Chevreul, von den
                                 eigentlichen Salzen, deren allgemeine Eigenschaften er zuerst
                                 beruͤksichtigt, worauf er die besonderen Charaktere derjenigen Gattungen folgen
                                 laͤßt, welche von den Saͤuren oder Basen gebildet werden. Mehrere
                                 Stunden sind den Kali-, Ammonium-, Natron-,
                                 Thonerde-, Zink-, Eisen-, Blei-, Kupfer und
                                 Spießglanzsalzen gewidmet, welche fuͤr den Faͤrber sowohl wegen
                                 ihrer Eigenschaften, als wegen ihrer Anwendung wichtig sind.
                              Der fuͤnfte Abschnitt umfaßt die bestimmten, drei-, vier-
                                 und mehrfachen Verbindungen, welche aus einer elektronegativen, die Rolle einer
                                 Saͤure spielenden, und aus einer elektropositiven, das Alkali
                                 vertretenden, Verbindung zusammengesezt zu seyn scheinen; hierher
                                 gehoͤren der Alkohol, die verschiedenen Aether, die Stearine, die Butter
                                 etc. Hierbei verdient bemerkt zu werden, daß Hr. Chevreul zuerst die Idee aufstellte, welche man spaͤter den HH.
                                 Dumas und Prevost
                                 zuschreiben zu muͤssen glaubte, daß das gekohlstoffte Wasserstoffgas mit
                                 gewissen Saͤuren die Rolle einer Basis spiele.
                              Der sechste Abschnitt umfaßt die drei- und vierfachen, neutralen
                                 Zusammensezungen, welche sich noch nicht als unmittelbare Verbindungen eines
                                 einfachen oder zusammengesezten verbrennenden Koͤrpers mit einem
                                 zusammengesezten oder einfachen Brennstoffe, oder als Verbindungen zweier
                                 zusammengesezter Koͤrper betrachten lassen, von welchem der eine die
                                 Stelle der Saͤure und der andere jene des Alkali vertritt. Zu diesen
                                 Substanzen gehoͤren der Zuker, das Gummi, die Manna, der Kleber etc.,
                                 welche die erste Unterabtheilung bilden, und die Faͤrbestoffe, welche man
                                 bis jezt abscheiden konnte, die die zweite Unterabtheilung ausmachen. Zu diesen
                                 lezteren gehoͤren die Indigotine, Hematine, Bresiline, Hematosine,
                                 Carmine, Carthamine, Santoline, Orcanettine, Alizarine, Purpurine. Bei der
                                 Untersuchung dieser Substanzen bemerkt Hr. Chevreul, daß, obgleich es scheinen
                                 moͤchte, daß die Faͤrbestoffe im Zustande der Reinheit
                                 vortheilhafter angewendet werden koͤnnten, als die direct aus den
                                 Farbwaaren ausgezogenen Faͤrbestoffe, doch die Modificationen, welche
                                 dieselben durch ihre Vermischung mit anderen Producten erleiden, oft sehr
                                 nuͤzlich fuͤr ihre Anwendung in der Farbekunst werden; daß,
                                 uͤberdieß, diese ausgezogenen und abgeschiedenen reinen
                                 Faͤrbestoffe oft Veraͤnderungen erleiden, die sie untauglich
                                 machen, wie die Erfahrung schon oft gezeigt hat, indem man von verschiedenen auf
                                 diese Weise bereiteten Farben, von welchen man sich großen Vortheil versprach,
                                 durchaus kein gutes Resultat erhielt.
                              Der siebente Abschnitt endlich enthaͤlt, in der ersten Unterabtheilung die
                                 Oehle und zur Seifenbildung geeigneten Fette, die Bereitung der Seife und die
                                 Mittel zur Entdekung von Betruͤgereien bei der Bereitung dieser
                                 Verbindungen. In der zweiten Unterabtheilung findet man die Geschichte der zum
                                 Faͤrben dienenden Substanzen; dieser Artikel ist sehr wichtig fuͤr
                                 den Faͤrber, und es ist zu bedauern, daß Hr. Chevreul nur eine gewisse Zahl derselben nennt, und ohne dabei irgend
                                 etwas uͤber ihre Charaktere zu sagen. Die dritte Unterabtheilung endlich
                                 handelt von mehreren festen Koͤrpern des Thierreiches, welche mit der
                                 Faͤrbekunst in Beruͤhrung stehen, naͤmlich von der Haut,
                                 den Haaren, der Seide, dem Blute, der Galle, dem Urin, dieser leztere ist
                                 besonders wichtig fuͤr den Faͤrber, denn es ist durchaus
                                 nothwendig, daß er die Substanzen gut kenne, mit welchen er so oft arbeitet.
                              Da Hr. Chevreul das Stenographiren seiner
                                 Vortraͤge nicht verhindern konnte, so uͤbernahm er es dieselben
                                 selbst durchzusehen, wobei er jedoch sein Bedauern ausdruͤkt, daß die
                                 Bekanntmachung derselben nicht um einige Jahre verschoben wurde. Obwohl dadurch
                                 sein Werk vielleicht mehr Vollstaͤndigkeit erhalten haͤtte, so
                                 werden doch alle, welchen an den Fortschritten der Kuͤnste liegt, nichts
                                 weniger als bedauern, daß Hr. Chevreul sich in der
                                 Nothwendigkeit befand, jezt schon seine Vorlesungen herauszugeben, indem man
                                 sonst vielleicht noch lange haͤtte auf dieselben warten muͤssen.
                                 Wir erwarten daher in Baͤlde auch den zweiten Theil, welcher wirklich der
                                 wichtigere ist, und welcher, nach den fruͤheren Arbeiten des Hrn.
                                 Verfassers, und nach der vortheilhaften Stellung zu urtheilen, in welcher er
                                 sich befindet, um sich mit Allem zu beschaͤftigt, was auf die
                                 Faͤrberei Bezug hat, gewiß eine Menge neuer Thatsachen und Vorschriften
                                 enthalten wird, die zur Foͤrderung einer Kunst beitragen werden, welche
                                 schon so viel Licht zur Erklaͤrung ihrer Operationen aus der Chemie
                                 schoͤpfte.