| Titel: | Verbesserter Apparat zur Erläuterung des Parallelogramms der Kräfte; von Ebenezer Henderson. | 
| Fundstelle: | Band 40, Jahrgang 1831, Nr. LXII., S. 338 | 
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                        LXII.
                        Verbesserter Apparat zur Erlaͤuterung des
                           Parallelogramms der Kraͤfte; von Ebenezer Henderson.
                        Aus dem Mechanics' Magazine. 1831. N.
                              400.
                        Mit einer Abbildung auf Tab. VI.
                        Henderson, Verbesserter Apparat zur Erlaͤuterung des
                           Parallelogramms.
                        
                     
                        
                           Ehe ich meinen verbesserten Apparat beschreibe, will ich in Kuͤrze den Lehrsaz
                              auseinandersezen, welcher durch diese Maschine erlaͤutert werden soll. Alle
                              Koͤrper haben ein Bestreben im Zustande der Ruhe oder einer
                              gleichfoͤrmigen geradlinigen Bewegung zu verbleiben, so lange nicht durch
                              eine aͤußere Kraft eine Veraͤnderung hierin hervorgebracht wird; dieß
                              nennt man die Traͤgheitskraft der Materie. Wenn ein Koͤrper von der
                              Ruhe in Bewegung oder von einer Bewegungsart in eine andere versezt wird, so steht
                              seine Veraͤnderung immer mit der Staͤrke der wirkenden Kraft in Verhaͤltniß.
                              Dieses Gesez ist die Grundlage aller krummlinigen Bewegung; wenn ein Koͤrper
                              in Bewegung ist, und es wirkt eine Kraft in der Richtung seiner Bewegung auf ihn,
                              welche zwei oder drei Mal groͤßer ist, als diejenige, welche ihn so eben in
                              Bewegung sezte, so wird seine Geschwindigkeit zwei oder drei Mal groͤßer
                              werden etc. Jeder Wirkung sezt sich immer eine gleiche Gegenwirkung entgegen, oder
                              mit anderen Worten, die wechselseitigen Wirkungen zweier Koͤrper auf
                              einander, sind immer gleich, aber in entgegengesezten Richtungen. Wenn sich ein
                              Koͤrper in einer krummlinigen Richtung bewegt, so koͤnnen wir sicher
                              seyn, daß auf denselben zwei verschieden gerichtete Kraͤfte wirken. Wenn zwei
                              verschieden gerichtete Kraͤfte zu gleicher Zeit auf einen Koͤrper
                              wirken, so wird er sich in keiner der beiden Richtungen bewegen, sondern in der
                              Diagonale zwischen den beiden Richtungen, in welchen er durch die Kraͤfte
                              getrieben wird. Diesen lezteren Lehrsaz soll der Apparat erlaͤutern, welchen
                              wir jezt beschreiben wollen.
                           A, A, A, AFig. 7. ist
                              ein starker laͤnglicher Rahmen von Holz, ungefaͤhr 15 Zoll laug, 12
                              Zoll breit und einen Zoll dik. An jedem Ende ist ein
                              Stuͤk aus dem Rahmen geschnitten, das breit genug ist, daß sich einer der
                              Cylinder oder Walzen B, B frei darin bewegen kann. C ist eine horizontale Stange von Messing, an deren Ende
                              eine Reihe von dreißig Zaͤhnen ausgeschnitten ist; sie steht so hoch
                              uͤber dem Nahmen, daß sie mit dem Rade, welches sie treibt, wagerecht ist.
                              Diese Stange ist an jedem Ende in der Richtung ihrer Bewegung mit Einschnitten
                              versehen, in welche zwei Stifte L, L mit breiten
                              Koͤpfen eingesezt sind; diese Stifte sind in dem starken Rahmen befestigt,
                              wie es die Zeichnung zeigt. Der Zwek derselben Ist, die Bewegung immer parallel zu
                              erhalten; sie muͤssen nicht in die Einschnitte passen, sondern so leicht
                              seyn, daß sich die Stange frei bewegen kann, wenn die Maschine in Gang ist. D, E, F, G ist ein Vierek, auf einen langen Bogen Papier
                              gezeichnet, welcher an beide Walzen festgemacht ist; die Zeichnung stellt ihn so
                              vor, wie er beinahe von dem oberen abgewunden ist. J, J
                              sind Rollen, welche an jedem Ende der Walzen befestigt sind und mit der Schnur K, welche sie treibt, dazu dienen, das Papier anzuziehen
                              und ihm eine gleichmaͤßigere Bewegung zu geben. Das senkrechte Rad von
                              dreißig Zaͤhnen am Ende der oberen Walze treibt ein aͤhnliches Rad von
                              dreißig Zaͤhnen in einer horizontalen Richtung; die Zaͤhne dieses
                              lezteren greifen in die Zaͤhne in der Stange und ertheilen ihr eine
                              rechtwinkliche Bewegung. An der Stange ist bei E ein
                              kreisfoͤrmiger Arm angebracht, auf welchem eine lange Roͤhre, die
                              einen Bleistift haͤlt, errichtet ist; der Bleistift druͤkt sanft auf
                              das darunter befindliche Papier und zwar durch einen kleinen Bleipfropf, welcher in die
                              Roͤhre gelangt und auf die Spize des Bleistiftes druͤkt. Ertheilt man
                              der Kurbel H ihre gehoͤrige Bewegung, so rollt
                              sie von der unteren Walze eine dem Umfang beider Walzen entsprechende Menge Papier
                              ab; das Vierek D, E, F, G sollte in seiner Groͤße
                              ihrem Umfang entsprechen. Da die Stange C auf jeden Zoll
                              eben so viele Zaͤhne hat, als die anderen Raͤder, so wird sie sich in
                              der Zeit, wo die Walzen eine ihrem Umfang gleiche Menge Papier aufnehmen, von E nach D bewegen. Wenn man
                              der Kurbel H eine ganze Umdrehung gibt, so wird sich das
                              Papier von der unteren Walze auf die obere aufwikeln und zu gleicher Zeit wird sich
                              die Stange C, mit ihrem Bleistift E von E nach D
                              bewegen und anstatt daß der Bleistift in der horizontalen geraden Linie ED geht, indem sich das Papier von der Walze
                              abwikelt, wird er eine Linie in der Diagonalen des Vierekes D, E, F, G von E nach F ziehen – wodurch bewiesen wird, daß wenn auf einen Koͤrper
                              zwei Kraͤfte wirken, deren eine ihn in derselben Richtung fortzutreiben sucht
                              wie der Bleistift E, von E
                              nach D – und die andere in der Richtung von FG nach D und E, der Koͤrper sich in einer zwischen ihnen
                              liegenden Linie bewegt, wie von E nach F. Man kann sich dieß auch auf folgende einfache Weise
                              versinnlichen: Man laͤßt eine Person einen Bogen Papier einer anderen, welche
                              einen Bleistift haͤlt, wegziehen und verlangt von lezterer eine so gerade und
                              horizontale Linie zu ziehen, als sie nur immer kann. Das Resultat ist dasselbe wie
                              bei der Maschine, obgleich vielleicht nicht so genau.
                           
                        
                     
                  
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