| Titel: | Anleitung zur Benuzung aller Theile der todten Thiere, vorzüglich für Landleute; von Hrn. Payen, Fabrikant, Professor der Chemie, Ritter der Ehrenlegion etc. | 
| Fundstelle: | Band 40, Jahrgang 1831, Nr. LXXII., S. 363 | 
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                        LXXII.
                        Anleitung zur Benuzung aller Theile der todten
                           Thiere, vorzuͤglich fuͤr Landleute; von Hrn. Payen, Fabrikant, Professor der Chemie, Ritter
                           der Ehrenlegion etc.
                        Eine von der Société royale
                              et centrale d'Agriculture gekroͤnte Preisschrift.
                        Aus dem Agriculteur-Manufacturier, Decbr. 1830,
                              S. 116. Januar 1831. S. 1. u. f.
                        Payen, Anleitung zur Benuzung aller Theile der todten
                           Thiere.
                        
                     
                        
                           Fortsezung und Beschluß vonBd. XL. S. 270.
                           
                        
                           Ueber die Benuzung des Inhalts der Gedaͤrme.
                              – Alle inneren Theile der Thiere, wie die Leber, die Lungen, das Gehirn, das
                              Herz so wie die Abgaͤnge der Gedaͤrme, muͤssen
                              moͤglichst klein zerhakt und sodann mit dem Koth der Eingeweide und trokener
                              Erde gemengt werden, so daß leztere den achtfachen Raum von dem der thierischen
                              Substanzen einnimmt; wenn dieses Gemenge mit einer Schaufel gut aufgelokert worden
                              ist, breitet man es auf dem zu duͤngenden Boden aus, indem man ein Kilogramm
                              davon auf einen Quadratmeter Oberflaͤche Verwender. Dieser Duͤnger
                              gibt sehr gute Resultate, besonders bei dem Getreide. Koͤnnte man ihn nicht
                              sogleich nach seiner Bereitung auf dem Felde ausbreiten, so muͤßte man ihn in
                              einer Grube oder an irgend einem kuͤhlen Orte aufbewahren, jedenfalls aber
                              mit Erde bedekt.
                           Wir rathen nicht die zu diesem Duͤnger anzuwendenden thierischen Substanzen
                              auszutroknen, weil dieses hinsichtlich des Inhalts der Eingeweide sehr schwierig
                              waͤre, indem ein Theil der Producte ihrer bereits begonnenen faulen
                              Gaͤhrung verloren ginge und weit um die Stellen, wo man dieses Austroknen
                              vornaͤhme, einen uͤblen Geruch verbreiten wuͤrde. Was die
                              Abgaͤnge an Gedaͤrmen, Leber, Lungen, Herz und Gehirn betrifft, so
                              koͤnnen sie ohne Nachtheil auf dieselbe Art wie das Fleisch ausgetroknet
                              werden und geben dann eine Substanz, welche zu denselben Zweken einen gleichen Werth
                              hat.
                           
                        
                           Gedaͤrme. – Die langen und geraden, so wie
                              die kurzen Gedaͤrme der Ochsen, Kuͤhe, Schafe, Pferde, welche von
                              Natur an einem Ende verschlossen sind, verwendet man zur Fabrikation der
                              aufgeblasenen Daͤrme, welche nach Spanien ausgefuͤhrt werden, der
                              Goldschlaͤgerhaͤute, der Darmsaiten u.s.w. Man kann diese
                              Gegenstaͤnde nur an solchen Orten verfertigen, wo Thiere genug geschlachtet
                              werden, daß man immer mehrere Arbeiter zu beschaͤftigen im Stande ist;
                              uͤberall aber kann man mit Nuzen die Zubereitung der Daͤrme vornehmen,
                              so daß sie bloß in
                              die Fabriken, welche sie benuzen, transportirt zu werden brauchen.Von den sechs Mal hundert tausend Haͤmmeln und Laͤmmern, und
                                    den hundert zehn tausend Ochsen und Kuͤhen, welche jaͤhrlich
                                    im Departement der Seine geschlachtet werden, benuzt man den groͤßten
                                    Theil der Gedaͤrme zur Fabrikation der genannten Gegenstaͤnde,
                                    wodurch man sie auf einen Werth von ungefaͤhr sechs hundert und
                                    funfzig tausend Aranken bringt. Wenn man aber drei Mal so viel zum Verkaufen
                                    haͤtte, so wuͤrde es noch nicht an Absaz fehlen; eine solche
                                    Quantitaͤt wuͤrde man aber leicht erhalten, wenn man die
                                    Urstoffe in den benachbarten Departemens auf oben angegebene Weise schwach
                                    einsalzen oder schwefeln wuͤrde, so daß man sie aufbewahren und
                                    verfuͤhren koͤnnte. Zu Nevers und im Dpt. du Puy-de-Dôme, wo dieselben
                                    Industriezweige betrieben werden, ist der Mangel an Urstoff noch bei Weitem
                                    fuͤhlbarer. A. d. O.
                              
                           Sobald ein Thier todt und ihm die Haut abgezogen ist, muß man sich beeilen die
                              Gedaͤrme zu entleeren und sie in frischem Wasser zu reinigen; man beseitigt
                              sodann das an denselben haͤngen gebliebene Fett, indem man sie schwach mit
                              einem Messer schabt. Um diese Operation bei großen Daͤrmen zu erleichtern,
                              haͤngt man ein Ende von vier bis fuͤnf Fuß an einen Stok, welcher
                              horizontal sechs Fuß hoch uͤber dem Boden befestigt ist und wenn dieses Ende
                              entfettet ist, laͤßt man es herunter, indem man es durch den folgenden Theil
                              desselben Darms ersezt, und so fort, bis die ganze Laͤnge auf diese Art
                              gereinigt wurde. Man zieht die Daͤrme dann nochmals durch Wasser und preßt
                              dasselbe dann mit den Fingern moͤglichst aus; man breitet sie auf Seilen aus,
                              um sie zu troknen. Wenn sie zur Haͤlfte getroknet sind, sezt man sie in einer
                              geschlossenen Kammer dem Dampf des brennenden Schwefels aus, wie wir es oben
                              angaben; man breitet sie neuerdings aus, um sie vollends zu troknen und legt sie
                              zusammen, waͤhrend sie noch weich sind; man schwefelt sie dann nochmals und
                              verpakt sie in Kisten, um sie zu verfuͤhren. Es wird fuͤr diesen
                              Urstoff nicht an Kaͤufern fehlen, da ihn unsere Fabrikanten in großer Menge
                              aus dem Auslande kommen lassen, indem sie sich in Frankreich nicht genug davon
                              verschaffen koͤnnen.
                           Wenn man die Euter der Kuͤhe auf dieselbe Art zubereitet, so kann man sie an
                              die Personen verkaufen, welche Saughoͤrner fuͤr das kuͤnstliche
                              Saͤugen fabriciren. Diese in Paris gebraͤuchlichen Geraͤthe
                              sind sehr bequem und koͤnnten auch von Landleuten benuzt werden, wenn man sie
                              mit weniger Luxus verfertigen und folglich wohlfeiler verkaufen wuͤrde. Die
                              Landleute koͤnnten sich dieselben selbst zurichten, indem sie die Euterenden
                              nach dem Schwefeln acht und vierzig Stunden lang in eilte gesaͤttigte
                              Alaunaufloͤsung einweichen, sodann in Wasser auswaschen und um den Hals einer
                              Flasche, welche seitwaͤrts mit einem kleinen Loch durchbohrt ist, festbinden
                              wuͤrden.
                           
                           Die Eingeweide und ihre Abfaͤlle, so wie das Muskelfleisch und alle
                              Abgaͤnge mit Ausnahme des Koches der Eingeweide koͤnnen im Laufe des
                              Sommers zur Erzeugung von Mehlwuͤrmern benuzt werden, an Orten
                              naͤmlich wo die Angelfischer, welche sie zum Anloken des Weißfisches und um
                              damit ihre Angeln zu versehen, kaufen, große Quantitaͤten davon verbrauchen
                              oder wenn man sie an Personen verschiken kann, welche Fasanen oder Fische ziehen und
                              fuͤttern; mit diesen Wuͤrmern kann man auch Huͤhner und das
                              uͤbrige Gefluͤgel fuͤttern, man muß aber dann mit
                              vegetabilischer Nahrung abwechseln; sie beguͤnstigen vorzuͤglich die
                              Entwikelung der Truthaͤhne, kleinen Huͤhner und alles jungen
                              Gefluͤgels und ersezen in dieser Hinsicht vortheilhaft die Ameiseneier; auch
                              die jungen Rebhuͤhner, Wachteln, Nachtigallen, Grasmuͤken kann man
                              damit fuͤttern.
                           
                        
                           In Montfaucon bei Paris beguͤnstigt man die Erzeugung der Mehlwuͤrmer
                              auf folgende Art: Man macht auf der Erde von Eingeweiden, Fleisch u.s.w. eine
                              fuͤnf bis sechs Zoll dike Schichte und legt ein wenig Stroh darauf, um die
                              Oberflaͤche der thierischen Substanzen gegen die brennende Sonnenhize zu
                              schuͤzen. Bald werden FliegenEs sind dieses besonders die Insecten, welche die Naturforscher mit dem Namen
                                    musca caesar, musca carnaria, musca vivipara
                                    bezeichnen; leztere legt auf die animalischen Substanzen ganz gebildete
                                    Larven; die anderen aber Eier, welche eine maͤßige Temperatur der
                                    Luft ausbruͤtet. In Montfaucon werden jaͤhrlich zehn bis
                                    zwoͤlf taufend Pferde abgedekt. A. d. O. durch den Geruch herbeigezogen und dringen durch das Stroh, um ihre Eier auf
                              der Oberflaͤche der thierischen Ueberreste abzusezen. Einige Tage darauf
                              findet man an der Stelle der ausgelegten Substanzen eine regsame Masse von
                              Mehlwuͤrmern, welche mit einem der Duͤngererde aͤhnlichen
                              Ruͤkstande gemengt sind; man fuͤllt Saͤke mittelst Schaufeln
                              mit diesen Wuͤrmern an, um sie zu verfuͤhren und nach dem Maße zu
                              verkaufen.
                           Zu Paris bezahlt man in den Fasanerien fuͤr den Scheffel (ein Achtels
                              Hectoliter) Mehlwuͤrmer vier bis sechs Franken. Dieser Industriezweig ist so
                              gewinnreich geworden, daß man ihm seit dem lezten Jahre bei guͤnstiger
                              Witterung alles Fleisch und alle Abfaͤlle der Pferde, welche waͤhrend
                              dieser Zeit abgedekt werden, widmet. Die Mehlwuͤrmer ersezen mit Vortheil die
                              Ameiseneier nicht nur fuͤr die jungen Fasanen, sondern auch fuͤr die
                              Truthaͤhne, Huͤhnchen, und verschiedene andere Hausvoͤgel.Man duͤrfte aber die Legehennen damit nicht ausschließlich
                                    fuͤttern, weil ihre Eier sonst einen uͤblen Geruch erhalten
                                    koͤnnten; dieß geschieht hingegen nicht, wenn man Korn oder andere
                                    vegetabilische Nahrungsmittel darunter mengt. A. d. O. Auch kann man mit diesen kleinen Wuͤrmern die Nachtigallen,
                              Grasmuͤken und andere Voͤgel, welche sich von Insecten
                              naͤhren, fuͤttern. Die Angelfischer verbrauchen davon an manchen Orten
                              sehr viel und bezahlen sie oft sehr theuer.
                           Eine der nuͤzlichsten Anwendungen, welche man von den Mehlwuͤrmern
                              machen kann, besteht darin, sie den Fischen in den Weihern zu geben; sie werden
                              dadurch bald fett. Man kann so zwei und drei Mal mehr Fische in demselben Weiher und
                              acht bis zehn Mal mehr Producte erhalten; denn bloß aus Mangel an Nahrung vermindert
                              sich die Anzahl der Fische, wenn sich unter ihnen keine gefraͤßigen befinden
                              und sie gegen die verschiedenen fisch fressenden Thiere geschuͤzt sind.
                           Um die Vortheile, welche die Landleute sich durch Benuzung der todten Thiere
                              verschaffen koͤnnen, anschaulicher zu machen, habe ich die unten folgende
                              Tabelle entworfen, woraus man ersieht, auf welchen Werth man ein todtes Pferd von
                              mittlerem Volumen durch die einfachsten der im Laufe dieser Abhandlung angegebenen
                              Zubereitungen bringen kann; in der dritten Spalte derselben Tabelle habe ich den
                              Werth der naͤmlichen Theile bei einem Pferde von staͤrkerem Wuchs,
                              welches in gutem Zustande ist, angegeben, weil auf dem Lande sehr viele durch Zufall
                              zu Grunde gehen. Das Gewicht dieser Cadaver habe ich aus sehr vielen Daten
                              abgeleitet, welche ich Gelegenheit hatte zu Versuchen uͤber das Fettwachs
                              (Adipocire)Wenn die Verfahrungsarten, welche man zur Erzielung dieser Substanz anwendet,
                                    nichts Anderes bewirken, als daß sie durch langes Einweichen alle den fetten
                                    Substanzen fremdartigen Koͤrper in die Aufloͤsung hineinziehen
                                    (was nach den Versuchen des Hrn. Chevreul sehr
                                    wahrscheinlich ist), so muß man befuͤrchten, daß in vielen
                                    Faͤllen keine so große Menge fetter Substanzen urspruͤnglich
                                    vorhanden seyn duͤrfte, daß man fuͤr die Unkosten
                                    entschaͤdigt werden und Gewinn haben koͤnnte; dazu kommt noch,
                                    daß man bei einer solchen Behandlung der thierischen Substanzen alle Sehnen,
                                    das im Muskelfleisch enthaltene Blut und das Muskelfleisch selbst verliert;
                                    in diesem Sinne glauben wir das Problem durch sehr langwierige und
                                    kostspielige Versuche geloͤst zu haben (jedes Einweichen dauerte
                                    funfzehn bis achtzehn Monate), womit wir uns seit mehreren Jahren
                                    beschaͤftigten.Der lezte Versuch, welchen wir mit aller moͤglichen Sorgfalt
                                    anstellten, gab uns ganz dasselbe Resultat; die Bereitung von Fettwachs
                                    scheint uns also nie ein gewinnreicher Fabrikationszweig werden zu
                                    koͤnnen. A. d. O. von Montfaucon zu erhalten. Der fuͤr die verschiedenen Producte
                              angegebene Werth ist derjenige, welchen sie im Durchschnitt einige Meilen von Paris
                              haben, es sey nun, daß man sie an Ort und Stelle verbraucht, oder in die Stadt
                              fuͤhrt. An den meisten Orten in Frankreich, welche mit Staͤdten oder
                              Seehaͤfen in Verkehr stehen, wuͤrden sie ziemlich denselben Werth
                              haben und fast alle anderen koͤnnten sich durch unmittelbare Benuzung
                              derselben gleiche Vortheile verschaffen.
                           Wir erhielten im Durchschnitt bei sechs aͤhnlichen Operationen folgende
                              Quantitaͤten frischer Substanzen.
                           
                           
                              
                                 
                                 Pferd von mittlerem
                                    
                                            Volumen.
                                 Pferd in gutem
                                        Zustande.
                                 
                              
                                 
                                 Kilogr.
                                 Gram.
                                 Kilogr.
                                 Gram.
                                 
                              
                                 Haut
                                     34
                                   –
                                   37
                                   –
                                 
                              
                                 Blut
                                     18
                                 500
                                   20
                                 810
                                 
                              
                                 Kurze und lange Haare
                                     –
                                 100
                                   –
                                 220
                                 
                              
                                 Hufeisen und Naͤgel
                                     –
                                 450
                                     1
                                 800
                                 
                              
                                 Huͤfe
                                     1
                                 500
                                     1
                                 860
                                 
                              
                                 Eingeweide und Abfaͤlle,
                                    Daͤrme, Leber, Gehirn etc.
                                   36
                                   –
                                   39
                                   –
                                 
                              
                                 Sehnen
                                     2
                                   –
                                     2
                                 100
                                 
                              
                                 Fett
                                     4
                                 150
                                   31
                                 500
                                 
                              
                                 Muskelfleisch (Fleisch)
                                 164
                                   –
                                 203
                                   –
                                 
                              
                                 Knochen, vollkommen entfleischt
                                   46
                                   –
                                   48
                                 500
                                 
                              
                                 
                                 ––––––––––––––––––––––––––––
                                 
                              
                                 Gesammtgewicht der Leichname
                                 306
                                 700
                                 385
                                 790
                                 
                              
                           
                        
                           Tabellen uͤber die Producte, welche man aus den
                                 frischen Substanzen durch die einfachsten Operationen
                                 erhaͤlt.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 40, S. 367
                              Pferd, in gutem Zustande; Gewicht
                                 in Kilogr.; Preis des Kilogr.; Werth in Franken; Frische oder durch eine
                                 schwache Kalkmilch gezogene Haut; Kurze und lange Haare; Gekochtes und
                                 pulverfoͤrmiges Blut, sowohl nach der Quantitaͤt von Nahrung,
                                 welche es fuͤr die Hunde oder Huͤhner ersezt, als auch nach seinem
                                 Werth als Duͤnger berechnet; Hufeisen und Naͤgel; Huͤfe in
                                 geraspeltem Zustande angenommen; Eingeweide und Abfaͤlle zur Erzeugung
                                 von Mehlwuͤrmern, die als Futter fuͤr das Gefluͤgel
                                 verwandt werden; der Werth dieser
                              
                                 
                                 Ihr Werth ist sehr verschieden, je nachdem mehr oder weniger lange Haare
                                    darunter sind, welche allein zur Verfertigung von Zeugen Werth haben. A. d.
                                    O.
                                 
                              
                                 
                                 Die langen Eingeweide kann man jedoch ohne große Muͤhe ausscheiden und
                                    zur Verfertigung von Seilen (Schnuͤren) fuͤr Maschinen,
                                    Spinnraͤder etc. benuzen, um groͤßeren Vortheil daraus zu
                                    ziehen. A. d. O.
                                 
                              
                           
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 40, S. 368
                              Pferd, in gutem Zustande; Gewicht
                                 in Kilogr.; Preis des Kilogr.; Werth in Franken; Wuͤrmer ist nach der
                                 Nahrung fuͤr Huͤhner, die sie ersezen, angegeben; Koth der
                                 Eingeweide, als Duͤnger; Sehnen, in Kalkmilch eingeweicht und getroknet;
                                 Geschmolzenes Fett; Muskelfleisch gedaͤmpft und zerkleinert um die
                                 Huͤhner, Hunde etc. damit zu fuͤttern oder es als Duͤnger,
                                 zu versenden etc.; Knochen, gut entfleischt, fuͤr thierische Kohlen;
                                 Gesammtwerth der Producte
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 40, S. 368
                              Pferd, von mittlerem Volum; Gewicht
                                 in Kilogr.; Preis des Kilogr.; Werth in Franken; Frische oder durch eine
                                 schwache Kalkmilch gezogene Haut; Kurze und lange Haare; Gekochtes und
                                 pulverfoͤrmiges Blut, sowohl nach der Quantitaͤt von Nahrung,
                                 welche es fuͤr die Hunde oder Huͤhner ersezt, als auch nach seinem
                                 Werth als Duͤnger berechnet; Hufeisen und Naͤgel; Huͤfe in
                                 geraspeltem Zustande angenommen; Eingeweide und Abfaͤlle zur Erzeugung
                                 von Mehlwuͤrmern, die als Futter fuͤr das Gefluͤgel
                                 verwandt werden; der Werth dieser Wuͤrmer ist nach der Nahrung
                                 fuͤr Huͤhner, die sie ersezen, angegeben; Koth der Eingeweide, als
                                 Duͤnger; Sehnen, in Kalkmilch eingeweicht und getroknet
                              
                           
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 40, S. 369
                              Pferd, von mittlerem Volum; Gewicht
                                 in Kilogr.; Preis des Kilogr.; Werth in Franken; Geschmolzenes Fett;
                                 Muskelfleisch gedaͤmpft und zerkleinert um die Huͤhner, Hunde etc.
                                 damit zu fuͤttern oder es als Duͤnger in die Colonien zu versenden
                                 etc.; Knochen, gut entfleischt, fuͤr thierische Kohlen; Gesammtwerth der
                                 Producte
                              
                           Die Kosten der Zubereitung dieser Urstoffe beschraͤnken sich auf die Auslagen
                              fuͤr eine geringe Menge Brennmaterial, welches uͤbrigens im Winter
                              noch zur Heizung benuzt wird, hiezu kommt nur noch die Handarbeit; in Bezug auf
                              leztere ist jedoch zu bemerken, daß es auf dem Lande, besonders an Winterabenden und
                              zu Zeiten wo auf dem Felde wenig zu thun ist, muͤssige Haͤnde genug
                              gibt.
                           Die Landleute koͤnnen sich also durch das Abdeken eines Pferdes wenigstens 60
                              Franken verdienen und wie wenige unter ihnen wissen, daß sie mit so wenig
                              Muͤhe so viel zu gewinnen im Stande waren. Ein Ochs, eine Kuh, welche oft
                              vier hundert Kilogrammen wiegen, wuͤrden ihnen noch mehr Gewinn abwerfen und
                              wir koͤnnten ihnen beweisen, daß sie oft auch noch von kleineren ThierenIm verflossenen Jahre fanden die Arbeiter der Abdekerei zu Montfaucon bei
                                    Paris, wo die Handarbeit theurer ist als auf dem Lande, Vortheil dabei, den
                                    Ratten die Haute abzuziehen und sie zu troknen; sie verkauften das Hundert
                                    fuͤr fuͤnf und siebenzig Centimes an die Kuͤrschner.
                                    Die Maulwuͤrfe verschafften ihnen oft noch groͤßeren Gewinn;
                                    von ihren Haͤuten wurde das Hundert fuͤr zehn Franken
                                    verkauft. Bekanntlich benuzt man in derselben Abdekerei bei Paris die Haut,
                                    das Fett und oft sogar das Fleisch der Hunde und Kazen. Dessen ungeachtet
                                    wird das Etablissement mit einer solchen Sorglosigkeit und so wenig
                                    technischer Einsicht geleitet, daß ich mich wohl huͤten werde, die
                                    daselbst befolgten Verfahrungsweisen als Muster aufzustellen. A. d. O. Nuzen zu ziehen im Stande waͤren.
                           
                        
                           Viertes Kapitel.Ueber die Behandlung verschiedener Theile der todten Thiere,
                                 wodurch die Landleute dieselben auf einen hoͤheren Werth bringen
                                 koͤnnen.
                           Horn. Unter dieser Benennung kann man alle Theile der
                              Extremitaͤten begreifen, deren Substanz identisch ist oder welche dieselbe
                              chemische Zusammensezung haben, obgleich ihr Werth nach ihrer Groͤße und Farbe verschieden
                              seyn kann. Die kleinen Afterklauen, ferner Stuͤke von Hoͤrnern, Hufen
                              und Klauen, welche zu klein sind, als daß man sie an und fuͤr sich anwenden
                              oder auch nur fassen und raspeln koͤnnte, verkauft man zu niedrigem Preise
                              als DuͤngerSie werden besonders in mehreren Gegenden im mittaͤgigen Frankreich,
                                    wo Weinbau getrieben wird, angewandt; man zahlt zehn bis zwanzig Franken
                                    fuͤr hundert Kilogrammen. Wahrscheinlich wuͤrden getroknetes
                                    Muskelfleisch und vielleicht auch das Blut eine wenigstens eben so gute
                                    Wirkung hervorbringen. Von lezteren muͤßte man weniger auf ein Mal
                                    als Duͤnger anwenden und sie oͤfters erneuern, weil sie sich
                                    leichter zersezen und ihre Producte daher leichter durch die Pflanze
                                    assimilirt werden. Jedenfalls ist der guͤnstigste Augenblik zur
                                    Anwendung dieser vortrefflichen Duͤngerarten bei Annaͤherung
                                    eines leichten Regens oder unmittelbar darauf; ohne diesen guͤnstigen
                                    Umstand koͤnnten sie zum Theil von Feldmaͤusen und anderen
                                    Thieren aufgefressen werden. A. d. O. oder zur Fabrikation von Berlinerblau.
                           Man kann diese Abfaͤlle leicht verwerthen, wenn man sie in kaltem Wasser
                              reinigt, mit einem Beil oder Messer groͤblich zertheilt, sodann mit dem
                              vierten Theile ihres Volumens geraspeltem Horn vermengt und das Ganze eine oder zwei
                              Stunden lang in siedendes Wasser oder in eine schwache Lauge bringt, hierauf aber
                              eine Stunde lang in einem eisernen Ring zwischen zwei heißen Scheiben aus demselben
                              Metall zusammenpreßt. Man erhaͤlt die gehoͤrige Temperatur, wenn man
                              diese Scheiben, welche sechs bis neun Linien dik seyn muͤssen, fast bis zur
                              angehenden Rothgluͤhhize erhizt, und sodann vor dem Gebrauch eine Secunde
                              lang in kaltes Wasser taucht. Als Ring oder Form kann man sich zu diesem Zwek sehr
                              gut der Halbbuͤchsen bedienen, welche bei den Raͤdern in das große
                              Ende der Naben eingelassen sind; da ihre Seltenwaͤnde nach langem Gebrauch
                              eine kegelfoͤrmige Gestalt erhalten, so kann man den darin geformten Kuchen
                              um so leichter herausbringen. Die beiden eisernen Scheiben kann man entweder aus
                              Eisenblechstuͤken ausschneiden oder aus altem Eisenwerk
                              zusammenschmieden.
                           Man koͤnnte vermittelst hoͤlzerner Keile, welche man in den
                              Zwischenraum zweier Holzstuͤke eintreibt, einen hinreichenden Druk erhalten,
                              verschafft sich aber ohne Muͤhe eine bequemere Presse, wenn man sich des
                              Schraubstoks eines Schlossers, zu einer Zeit wo dieser nicht gebraucht wird,
                              bedient; man legt einige Eisenstuͤke auf die obere Scheibe; diese empfangen
                              den Druk unmittelber und theilen ihn der in der Form enthaltenen Substanz mit. Die
                              so zubereiteten Kuchen kann man sehr leicht raspeln und sodann vortheilhaft an die
                              Kunstdrechsler und Knopffabrikanten verkaufen. Mit dieser Arbeit koͤnnten
                              sich Kinder und sogar Blinde beschaͤftigen.
                           
                        
                           Geraderichten der Hoͤrner und Afterklauen.
                              – Man nimmt alle Hoͤrner und Afterklauen, welche Stuͤke geben
                              koͤnnen, die in
                              jeder Richtung wenigstens zwei bis drei Zoll breit sind, saͤgt das volle Ende
                              der Hoͤrner ab und spaltet sie, wie auch die Afterklauen, mit einer
                              Handsaͤge oder einem duͤnnen schneidenden Meißel in ihrer inneren
                              Kruͤmmung; man taucht sie dann in Wasser, welches man ungefaͤhr eine
                              halbe Stunde lang im Sieden erhaͤlt, wodurch sie so weich werden, daß man sie
                              mit hoͤlzernen Keilen oͤffnen und ausbreiten kann; sie werden endlich
                              zwischen eisernen Platten, welche etwas groͤßer sind, als diese
                              Hoͤrner, auf dieselbe Art wie oben angegeben wurde, unter die Presse
                              gebracht. Man kann fuͤnf oder sechs Hoͤrner auf ein Mal unter die
                              Presse bringen, wenn man zwischen jedes derselben eine Eisenplatte bringt; bei
                              dieser Operation darf man uͤbrigens keinen Ring anwenden, sondern die
                              gepreßten Stuͤke muͤssen sich frei ausdehnen koͤnnen.
                           Das gepreßte Horn kann man vortheilhaft an die Kammmacher und Kunstdrechsler
                              verkaufen; man erhaͤlt je nach seiner Farbe und Groͤße fuͤr
                              hundert Kilogrammen bei Afterklauen von drei Franken bis fuͤnfundzwanzig
                              Frauken und bei Hoͤrnern fuͤnfundvierzig bis fuͤnfundsechzig
                              Franken. Von der Anwendung des geraspelten Horns haben wir schon oben
                              gesprochen.
                           
                        
                           Abhaaren der Haͤute. – Die
                              kurzhaͤrigen Haͤute (wie diejenigen der Pferde, Ochsen, Esel,
                              Maulthiere u.s.w.), welche gewoͤhnlich erst nach dem Abhaaren angewandt
                              werden, koͤnnen leicht von den Landleuten abgehaart werden; zu diesem Ende
                              braucht man jene Haͤute nur in die Lauge zu tauchen, deren man sich zum
                              Laugen der Leinwand bediente und sie darin so lange weichen lassen, bis die Haare
                              sich sehr leicht ausreißen lassen. Wenn man Gelegenheit hat die Fluͤssigkeit
                              ein Mal oder zwei Mal waͤhrend des Weichens zu wechseln, so wird die
                              Operation schneller beendigt und die Haare werden reiner; die Ochsenhaare, welche
                              man durch diese Behandlung erhaͤlt, eignen sich besser zum Ausstopfen der
                              Saͤttel, zur Verfertigung grober Deken etc. In Ermangelung von Lauge kann man
                              sich einer Kalkmilch bedienen, welche ungefaͤhr drei Kilogrammen Kalk in
                              hundert Kilogrammen Wasser enthaͤlt. Wenn die Haͤute lange genug
                              eingeweicht waren, waͤscht man sie oͤfters in fließendem Wasser aus
                              und schabt sodann die ganze aͤußere Oberflaͤche auf einem Tische oder
                              breiten Bok ab.
                           Die abgehaarten Haͤute werden an der Luft ausgebreitet, getroknet und
                              versendet oder auf oben angegebene Weise aufbewahrt. Ehe man sie austroknet, thut
                              man gut, sie zwei oder drei Tage lang in Kleienwasser weichen zu lassen, um sie
                              weicher zu machen. Um das Kleienwasser zu bereiten, versezt man 6 Pinten Wasser mit
                              einer Handvoll Kleienmehl. Die Haare geben, wenn man sie nicht anders verwenden kann, einen
                              vortrefflichen Duͤnger, welcher ganz analog demjenigen, welchen man durch
                              Raspeln des Horns erhaͤlt, wegen seiner langsamen Zersezung mehrere Jahre
                              lang wirksam ist. Vermengt man ihn im Verhaͤltniß von zwei Procent mit
                              Dammerde, so laͤßt er sich zu verschiedenen Zweken sehr nuͤzlich
                              verwenden.
                           
                        
                           Zubereitung der Schreibfedern. – Wir haben bereits
                              ein einfaches Verfahren angegeben, wodurch man die langkieligen Gaͤnsefedern
                              zum Schreiben zubereiten kann. Dasselbe ist aber wegen der sehr wandelbaren
                              Temperatur der heißen Asche nicht verlaͤßlich;
                              wenn dieselbe zu hoch ist, so werden die Federn verunstaltet oder verbrannt, und im
                              entgegengesezten Falle bleibt das fette Haͤutchen darauf. Am
                              zwekmaͤßigsten verfaͤhrt man folgender Maßen: man erhizt Sand auf
                              einem Eisenblech oder in einem gußeisernen Topfe so lange, bis eine mit Wasser
                              gefuͤllte und in den Sand gestellte Kaffeekanne auf den Siedepunkt erhizt
                              ist: alsdann nimmt man dieses Gefaͤß weg und stekt die Kiele der Federn
                              ungefaͤhr eine Viertelstunde lang in den Sand, zieht sie sodann heraus und
                              reibt sie sogleich stark mit einem Stuͤk Sarsche oder groben Tuches. So
                              zubereitete Gaͤnse- und Rabenfedern sind von vorzuͤglicher
                              Qualitaͤt und lassen sich gut zuschneiden und spalten; man kann sich sogar zu
                              demselben Zweke der Federn von Enten, Huͤhnern u.s.w. bedienen, obgleich sie
                              nicht so gut sind.
                           
                        
                           Zubereitung der Bettfedern. – Wir haben gesehen,
                              daß die zum Ausfuͤllen der Betten, Kopfkissen u.s.w. bestimmten Federn leicht
                              aufbewahrt werden koͤnnen, wenn man sie troknet und im Ofen schwefelt; noch
                              sicherer erreicht man seinen Zwek, wenn man sie der Einwirkung des Dampfes unter
                              einem Druke von zwei Atmosphaͤren und bei der entsprechenden Temperatur
                              aussezt, hierauf troknet und in der Trokenstube schwefelt. Dieses Verfahren eignet
                              sich auch sehr gut, um die Bettfedern, welche durch langen Gebrauch sich ballten und
                              in Faͤulniß uͤberzugehen anfingen, wieder brauchbar zu machen; sie
                              erhalten dadurch ziemlich ihr anfaͤngliches Volumen und werden wieder gut:
                              jedenfalls aber sollte man die Federn mit glatten Staͤben ausklopfen, um sie
                              vom Staube zu reinigen.
                           
                        
                           Zubereitung des Blutes zum Klaͤren der Weine, Syrupe
                                 und verschiedener anderen truͤben Aufloͤsungen. – Soll
                              das Blut aufbewahrt oder weit versandt werden, so muß man es austroknen; wir gaben
                              oben ein leichtes Verfahren hiezu an; soll aber das Blut zur Klaͤrung
                              verwandt werden, so muß man das Verfahren zum Theil abaͤndern. Der Faserstoff
                              muß abgesondert und das Austroknen bewirkt werden, ohne daß die Temperatur dem
                              Siedepunkte sich naͤhert, ja ohne daß sie vierzig bis fuͤnfundvierzig
                              Grad Celsius (32 bis 36° R.) uͤbersteigt. Man kann nach Hrn. Derosne folgender Maßen manipuliren: sobald das Blut dem Thiere abgezapft
                              ist, bewegt man es stark mit etwa dreißig Ruthen, welche zu einem Buͤndel
                              vereinigt sind; eine faserige Substanz sezt sich zwischen die Ruthen an und wird
                              beseitigt, um gleich den Abfallen an Muskelfleisch, Eingeweiden u.s.w. benuzt zu
                              werden. Das fluͤssige Blut wird alsdann aus einer mit einem Sprauß versehenen
                              Gießkanne auf den oberen Theil eines aus glatten Staͤben von hartem Holze
                              gebildeten Haufens gegossen, welcher unter einem Schoppen gegen den Regen
                              geschuͤzt, aber allen Winden ausgesezt ist. Ein Pflaster aus gefirnißten
                              Platten oder gut gebrannten Steinen oder, noch besser, eine Flaͤche von
                              glattem Erdpechfirniß sammelt durch einen starken Fall alle Fluͤssigkeit und
                              das Blut wird sodann wieder auf den oberen Theil dieses kleinen
                              Graduirgebaͤudes zuruͤkgegossen. Man koͤnnte dasselbe
                              fuͤr die Regenzeit in eine Trokenstube einschließen; man wuͤrde zwei
                              Zoll uͤber dem Pflaster drei oder vier Roͤhren aus einem Ofen
                              muͤnden lassen, welcher bestaͤndig einen Strom heißer Luft ausgibt;
                              Oeffnungen von zwei Zoll Durchmesser, welche in einer horizontalen Linie um die
                              Trokenstube herum in zwei Drittel ihrer Hoͤhe angebracht waren,
                              wuͤrden die mit Feuchtigkeit beladene warme Luft austreten lassen.
                           Auf diese Art troknet das Blut schnell bei einer so niedrigen Temperatur ein, daß es
                              seine Eigenschaften wenig veraͤndert; es verdikt sich und haͤngt sich
                              bald an die Staͤbe in drei bis vier Linien diken Schichten an; man
                              laͤßt es alsdann troknen, ohne wieder fluͤssiges Blut aufzugießen; es
                              ist gehoͤrig ausgetroknet, sobald es hart und bruͤchig ist; man
                              sondert es dann ab, indem man die Staͤbe auf einander schlaͤgt; es
                              wird entweder in einer Kaffeemuͤhle oder auf einem harten Pflaster
                              vermittelst eines Stoͤßels oder in einem Moͤrser gepulvert und in sehr
                              trokene Gefaͤße gebracht, welche man luftdicht verschließt.
                           Das so zubereitete Blut laͤßt sich beliebig lange aufbewahren und in jede
                              Entfernung unter jeder Breite transportiren. Will man sich desselben bedienen, so
                              ruͤhrt man es in sein zehn- oder zwoͤlffaches Gewicht Wasser
                              ein, schlaͤgt es gut und gießt es dann in die zu klaͤrende
                              Fluͤssigkeit, welche man einige Secunden stark umruͤhrt: den Wein oder
                              jede andere adstringirende Fluͤssigkeit, welche man in der Kaͤlte
                              damit behandelt, laͤßt man dann drei oder vier Tage lang sich sezen;
                              behandelt man aber damit Syrup, aufgeloͤste Gallerte oder irgend eine andere
                              Fluͤssigkeit bei der Siedhize, so laͤßt man unter
                              fortwaͤhrendem Kochen den Schaum sich bilden und klaͤrt die
                              Fluͤssigkeit dann durch ein Filter oder Sieb.
                           Das zum Klaͤren bestimmte Blut ist von guter Qualitaͤt, wenn es sich ganz in kaltem
                              Wasser aufloͤst; diese Aufloͤsung muß, wenn sie einen Theil troknes
                              Blut auf zehn Theile Wasser enthaͤlt, zum Sieden erhizt, einen reichlichen
                              Schaum geben und eine klare Fluͤssigkeit hinterlassen. Eine Unze oder dreißig
                              Grammen Blut reichen gewoͤhnlich zum Klaͤren eines Fasses Wein hin.
                              Troknes Blut kann in ungeheurer Menge an die Fabrikanten und Raffineurs von
                              Runkelruͤben- und Rohrzuker abgesezt werden.
                           
                        
                           Aufbewahrung des Nahrungsfleisches. – Wir haben im
                              ersten Kapitel bemerkt, daß das Fleisch der Thiere, selbst wenn sie im krankhaften
                              Zustande geschlachtet wurden, ohne Gefahr von Menschen verzehrt werden kann.
                              Uebrigens zeigt Niemand einen Widerwillen gegen das Fleisch eines Thieres, welches
                              in gutem Zustande zufaͤllig starb; da aber nicht immer alles Fleisch, welches
                              man dadurch schalt, schnell genug verzehrt werden kann, so ist ein
                              Aufbewahrungsmittel noͤthig: das von Hrn. Appert
                              angegebene waͤre allen anderen vorzuziehen, aber es erfordert so viele
                              Sorgfalt und Geschiklichkeit, daß es nur von wenigen Menschen ausgeuͤbt
                              werden kann. Durch das Einsalzen erreicht man bekanntlich seinen Zwek sehr gut; das
                              Fleisch verliert aber hierdurch bedeutend von seinem angenehmen Geschmak; außerdem
                              muß man einen Ueberschuß von Salz anwenden, welcher sodann verloren geht und sogar
                              nur mit Muͤhe und nicht ohne die Nahrungskraft des Fleisches zu schwachen,
                              beseitigt werden kann.
                           Wir theilen hier ein sehr einfaches und zwekmaͤßiges Verfahren mit, wodurch
                              man das zur Nahrung dienende Fleisch laͤnger aufbewahren kann, als es in den
                              meisten Faͤllen noͤthig seyn wird: es besteht darin, dasselbe mit ein
                              wenig Wasser in einem Kessel zu kochen, welcher mittelst eines Dekels geschlossen
                              wird, der auf einem Kranz von alter Leinwand aufliegt und durch drei oder vier
                              schwere Pflastersteine festgehalten wird. Was zur Wuͤrzung an Salz, Pfeffer,
                              Thymian, Lorbeer und anderen Gewuͤrzen noͤthig ist, sezt man vorher
                              zu. Dieses Verfahren eignet sich sehr gut fuͤr Landleute, von welchen es auch
                              bereits ausgeuͤbt und Cuisson à
                                 l'étouffée genannt wurde. Das haͤrteste Fleisch wird
                              dadurch zart oder wenigstens leicht zu essen. Man muß vorher gut gebrannte, sehr
                              reine und trokene Steinguttoͤpfe, welche keine Risse haben, herrichten; das
                              Fleisch wird ganz heiß in dieselben gelegt, so daß es ihren Hohlraum genau
                              ausfuͤllt; die Fluͤssigkeit oder Fleischbruͤhe vermindert man
                              durch lebhaftes Sieden um ungefaͤhr drei Viertel ihres Raumes und gießt sie
                              dann in diesem Zustande uͤber jeden der Toͤpfe. Das Fett muß man nicht
                              abnehmen; es waͤre sogar gut, wenn man auf der Oberflaͤche des
                              gekochten Fleisches durch zugeseztes Fett eine Schichte bilden wuͤrde, wodurch das Fleisch um
                              so haltbarer wird; man kann hiezu sogar sehr braune Schmelzbutter nehmen.
                           Alle Toͤpfe verschließt man moͤglichst luftdicht, entweder mit stark
                              getheerten hoͤlzernen Scheiben, oder mit kleinen flachen Tellern, welche um
                              ihren Rand mit Papierstreifen oder leinenen Lumpen lutirt werden, die man mit einem
                              duͤnnen Teige uͤberzieht; lezteren bereitet man dadurch, daß man Mehl
                              in Mehlkleister einruͤhrt. Man bewahrt das Fleisch in dem Keller oder an
                              einem anderen kuͤhlen Orte auf und wenn man einen Topf oͤffnet, so muß
                              es immer in einigen Tagen aufgezehrt werden.
                           Man kann das Fleisch sehr gut aufbewahren, ohne ihm die Eigenschaft zu benehmen,
                              Fleischbruͤhe zu geben, wenn man es in duͤnne Schnize schneidet und
                              dieselben zehn Minuten lang in eine Aufloͤsung taucht, welche in hundert
                              Gewichtstheilen einen Theil halbkohlensaures Natron
                              (kaͤufliche Soda), vier Theile Kochsalz und einen
                              Theil salpetersaures Kali (Salpeter) enthaͤlt: man haͤngt diese
                              Schnize an Faͤden oder auf Nezen in einen Strom trokner und warmer Luft auf.
                              Hiezu kann man sich einer Trokenstube mit heißem Luftstrom oder eines Zimmers
                              bedienen, welches durch einen Ofen geheizt wird, dessen Zug die Luft schnell
                              erneuert. Sobald sie ganz ausgetroknet sind, bringt man sie in trokne
                              Gefaͤße, welche man ganz luftdicht verschließt. Will man so aufbewahrtes
                              Fleisch gebrauchen, so laͤßt man es zehn Minuten lang in kaltem Wasser
                              weichen, wirft dieses erste Waschwasser weg, ersezt es durch neues Wasser, sezt nach
                              Belieben Salz und Wuͤrzung zu und daͤmpft es auf oben angegebene Weise
                              nach dem Verfahren, welches man Cuisson à
                                 l'étouffée nennt.
                           Noch besser laͤßt sich das Fleisch aufbewahren, wenn man die duͤnnen
                              Schnize fuͤnf bis zehn Minuten lang in eine siedende Aufloͤsung von
                              vier Theilen Kochsalz und zwei Theilen Salpeter in funfzig Theilen Wasser taucht,
                              sodann austroknet und bis zum Augenblike der Benuzung auf angegebene Weise in
                              luftdicht verschlossenen Gefaͤßen aufbewahrt. Der Hauptzwek dieses Verfahrens
                              ist, das im Muskelfleisch enthaltene oder auf der Oberflaͤche der
                              Stuͤke verbreitete Muskelfleisch auszutroknen und es dadurch mehr gegen
                              Veraͤnderungen zu sichern. Will man dieses Fleisch verzehren, so thut man gut
                              es auf beschriebene Weise in verschlossenen Gefaͤßen mit wenig Wasser zu
                              kochen. Nach den beiden angegebenen Verfahrungsweisen kann man aus hundert
                              Gewichtstheilen frischen Fleisches ungefaͤhr siebenundzwanzig Theile
                              ausgetroknetes Fleisch erhalten, oder einundzwanzig Theile, wenn man es sammt den
                              Knochen gewogen hat, denn leztere betragen den vierten bis fuͤnften Theil vom
                              Gesammtgewicht.
                           
                        
                           
                           Daͤmpfen der unvollkommen entfleischten Skelette.
                              – Wir haben, als wir vom Ausweiden der Thiere sprachen, angegeben, wie man
                              den groͤßten Theil des an den Knochen Hangenden Fleisches beseitigt; leztere
                              Operation ist sehr langwierig und in den unregelmaͤßigen Hoͤhlungen,
                              Zwischenraͤumen und Kruͤmmungen der Knochen des Ruͤkgrathes,
                              Halses und der Rippen sehr schwer zu bewerkstelligen; da sie so viel Handarbeit
                              erfordert, so waͤre sie in den Abdekereien, in welchen viele Thiere geliefert
                              werden, gar nicht ausfuͤhrbar. Folgendes Verfahren ist zu diesem Zwek (wovon
                              wir uns in unserer Fabrik im Großen uͤberzeugten) sehr geeignet.
                           Man errichtet aus gut gebrannten Steinen, welche durch duͤnne Fugen von
                              Kalkmoͤrtel und Caͤment verbunden werden, eine gewoͤlbte
                              Kammer; eine Fassung und Thuͤre aus Gußeisen verschließen sie luftdicht
                              mittelst Querbolzen. Nachdem man moͤglichst viel fleischiges Gerippe
                              hineingebracht hat, oͤffnet man den Hahn einer mit einem Dampfkessel
                              verbundenen Roͤhre, um so viel Dampf hineinstroͤmen zu lassen, daß
                              bestaͤndig ein Druk von zwei oder drei Fuß Wasser hervorgebracht wird; in
                              weniger als drei Stunden ist das Daͤmpfen beendigt und man kann nun durch
                              Haͤhne den Dampf in eine zweite aͤhnliche Kammer leiten. Das den
                              Knochen anhaͤngende Fleisch kann alsdann mit groͤßter Leichtigkeit
                              losgetrennt werden, besonders wenn sie noch nicht ganz erkaltet sind; das auf dem
                              Fleisch verdichtete Wasser entzieht ihm die bei dieser Temperatur
                              unaufloͤslichen Substanzen, besonders Gallerte (Thierleim) und das
                              fluͤssiggewordene Fett. Lezteres ist leicht abzusondern, weil es beim
                              Erkalten Consistenz erhaͤlt und auf dem Wasser schwimmt; man kann es sodann
                              auf die im vorhergehenden Kapitel angegebene Weise reinigen. Mit der gallerthaltigen
                              Fluͤssigkeit kann man das Futter der Hausthiere, besonders der Schweine
                              animalisiren.
                           Das gedaͤmpfte Fleisch wird, wenn man es nicht unmittelbar anwendet, stark
                              gepreßt, um einen großen Theil der gallerthaltigen Fluͤssigkeit zu beseitigen
                              und sodann entweder im Ofen (Bakofen) oder einer Trokenstube auf oben angegebene
                              Weise vollends ausgetroknet, damit man es aufbewahren kann. Nach dem Austroknen wird
                              es noch heiß zu Pulver gestoßen oder gemahlen: in diesem Zustande kann das trokne
                              Fleisch sehr leicht benuzt werden, um das Futter der Thiere zu animalisiren oder um
                              die Erde damit zu duͤngen.
                           Eine andere fabrikmaͤßige Operation, welche unter denselben Umstaͤnden,
                              so wie auch in den oͤffentlichen Abdekereien und Schlachthaͤusern sehr
                              nuͤzlich angewandt werden kann, war der Gegenstand eines Patentes der HHrn.
                              Payen und Bourlier und
                              wurde von ihnen im Großen ausgefuͤhrt: sie besteht darin, durch Dampf oder
                              unmittelbares Erhizen
                              das (nicht zum Klaͤren bestimmte) Blut gerinnen zu machen und es sodann stark
                              und allmaͤhlich zu pressen. Die ablaufende seroͤse Fluͤssigkeit
                              wird mit gekochten Erdaͤpfeln, Kleienmehl, u.s.w. gemengt und ist eines der
                              besten Nahrungsmittel fuͤr die Schweine, Hunde und das Gefluͤgel; mit
                              sehr trokner Erde vermengt, bildet sie einen vortrefflichen leicht auszubreitenden
                              Duͤnger. Das in der Presse gebliebene Coagulum zertheilt sich unter dem
                              geringsten Druk und troknet in einem luftigen Raume oder in einer Trokenstube mit
                              heißem Luftstrom leicht aus. In diesem Zustande und in Pulver verwandelt, eignet
                              sich das Blut sehr gut zu denselben Zweken wie das getroknete und gepulverte
                              Fleisch; man bewahrt es ebenfalls in troknen, luftdicht verschlossenen
                              Gefaͤßen auf.
                           
                        
                           Verbesserung der gewoͤhnlichen Bakoͤfen, wodurch
                                 man sie nach Belieben in eine Trokenstube mit heißem Luftstrome umaͤndern
                                 kann. – Zu diesem Ende braucht man nur in dem Augenblike, wo man den
                              Luftstrom herstellen will, eine Roͤhre aus verzinntem Blech von zwei Zoll
                              Durchmesser anzubringen, welche bis zu zwei Drittel der Laͤnge des Ofens
                              hinstreicht: diese Roͤhre muß mit der aͤußeren Luft durch eine
                              kreisfoͤrmige Oeffnung, welche unten an der Thuͤre angebracht ist,
                              communiciren; eine andere Roͤhre von drei Zoll Durchmesser bringt man in
                              derselben Thuͤre uͤber der ersteren an und sie verlaͤngert sich
                              drei oder vier Fuß in den Schornstein: der Zug, welcher durch leztere hervorgebracht
                              wird, treibt die aͤußere Luft bis in den unteren Theil des Ofens, so daß sie
                              dann mir Dampf beladen wieder austritt. Diese Vorrichtung kann fuͤr
                              bestaͤndiges Verbleiben in dem Mauerwerk angebracht werden, ohne daß sie die
                              Bedienung des Ofens erschwert und man koͤnnte außerdem jeden Augenblik den
                              Luftstrom absperren, indem man die Oeffnungen mit einem Pfropf, Dekel,
                              Schluͤssel u.s.w. verschließt.
                           
                        
                           Angabe eines Verfahrens, wodurch man den Werth verschiedener
                                 thierischer Substanzen als Duͤnger bestimmen kann. – Da die
                              Duͤngersorten, welche man mit thierischen Substanzen (Blut, Muskelfleisch,
                              Hoͤrnern, Knochen, Kothpulver etc.) erhaͤlt, bald einen wichtigen
                              Handelszweig ausmachen duͤrften, so muß man eine Methode kennen, wodurch man
                              den kaͤuflichen Werth derselben bestimmen und erfahren kann, ob sie gut
                              zubereitet oder verfaͤlscht wurden. Zu diesem Ende zersezt man das zu
                              pruͤfende Muster in einer Retorte von Gußeisen oder Steingut in der
                              Rothgluͤhhize und faͤngt die fluͤchtigen Producte dieser
                              Destillation in einem durch kaltes Wasser abgekuͤhlten Ballon auf, welcher
                              durch eine in Wasser tauchende Roͤhre geschlossen ist. Die so verdichteten
                              Daͤmpfe geben krystallisirtes kohlensaures Ammoniak und dieses Salz, dessen
                              Quantitaͤt mit
                              der Menge der thierischen Substanz in Verhaͤltniß steht, muß bei einem
                              Kothpulver (Poudrette) von guter Qualitaͤt
                              dreizehn bis funfzehn Procent vom Gewicht des gepruͤften Musters betragen.
                              Auf diese Art kann man alle Duͤngersorten pruͤfen, welche viel
                              stikstoffhaltige Substanz enthalten: ausgetroknetes Blut (welches dem Gewichte nach
                              0,25 vom fluͤssigen Blut entspricht) gibt zweiunddreißig bis dreiunddreißig
                              Procent krystallisirtes kohlensaures Ammoniak und das ausgetroknete Muskelfleisch
                              (wovon man 28 Theile aus 100 Theilen frischen Fleisches erhaͤlt) liefert
                              vierunddreißig bis sechsunddreißig Procent von diesem Salze.
                           Noch genauer ließe sich der Werth dieser Duͤngersorten, so wie auch
                              derjenigen, welche man von Hoͤrnern, Knochen u.s.w. erhaͤlt,
                              bestimmen, wenn man die gasfoͤrmigen Producte in einem Ueberschuß von
                              verduͤnnter Schwefelsaͤure auffangen und dann die Menge der
                              Saͤure, welche sie saͤttigen, bestimmen wuͤrde; dieß kann man
                              leicht, wenn man sich zur vollstaͤndigen Saͤttigung der Saͤure
                              einer alkalischen Aufloͤsung von bekannter Staͤrke bedient.
                           
                        
                           Bereitung des Leimes aus den Sehnen und Hautschnizeln.
                              – Die Bereitung des Leimes kann leicht von den Landleuten vorgenommen werden.
                              Man verschafft sich vorerst eine Kalkmilch, indem man ein
                              Pfund gebrannten und zu Brei geloͤschten Kalk in ungefaͤhr funfzig
                              Pfund Wasser einruͤhrt; obige Urstoffe werden dann entweder frisch oder nach
                              dem Troknen auf die in den beiden ersten Kapiteln angegebene Art in derselben
                              eingeweicht; man erneuert die Kalkmilch waͤhrend eines Monates alle acht Tage
                              und sodann monatlich ein Mal im Winter und zwei Mal im Sommer. Wenn man eine um die
                              Haͤlfte schwaͤchere Kalkmilch bereitet, das heißt, wenn man auf einen
                              Theil Kalk hundert Theile Wasser nimmt, so kann man die Aufbewahrung der thierischen
                              Substanzen auf diese Art bis zum Eintritt der guͤnstigen Jahreszeit
                              fortsezenZur Leimbereitung waͤhlt man fast immer nur den Fruͤhling und
                                    Herbst als die trokensten Jahreszeiten, denn Regen, Nebel, Hize, Frost,
                                    Sturm und feuchte Witterung sind gleich nachtheilig. A. d. O. und selbst ein Jahr lang, wenn man davon eine groͤßere Menge zur
                              Leimfabrikation sammeln will; jedenfalls sind sie aber im zweiten Monate zur
                              Bearbeitung geeignet.
                           Will man die Leimbereitung beginnen, so leert man vorerst aus den Gefaͤßen
                              (Kuͤbeln, Faͤssern, glasirten oder caͤmentirten Gruben u.s.w.)
                              alles darin enthaltene KalkwasserWenn man die Sehnen in frischem Zustande in Kalkwasser bringt, und die
                                    Fluͤssigkeit woͤchentlich ein Mal oder zwei Mal erneuert, je
                                    nachdem die Temperatur der Luft mehr oder weniger niedrig ist, so
                                    blaͤhen sie sich betraͤchtlich auf; nach zwei oder
                                    drei Monaten lassen sie sich sehr schnell im Kessel schmelzen und geben
                                    einen sehr schoͤnen blonden Leim und selbst Gallerte zum Verbrauch
                                    als Nahrungsmittel. A. d. O. aus, nachdem man sie aufgeruͤhrt hat, um den Kalk zu suspendiren,
                              bringt die thierischen Substanzen aus demselben in Weidenkoͤrbe und wascht
                              sie moͤglichst gut aus; man kann sie zu diesem Ende vierundzwanzig oder
                              sechsunddreißig Stunden lang in ein starkstroͤmendes Wasser haͤngen
                              und waͤhrend dieser Zeit oͤfters umkehren. Man breitet sie sodann auf
                              einem Pflaster oder einer abgemaͤhten Wiese in moͤglichst
                              duͤnnen Schichten an der Luft aus und kehrt sie im Verlauf von zwei oder drei
                              Tagen ein Mal oder zwei Mal in zwoͤlf Stunden um. Diese leztere Operation hat
                              den Zwek, den in den thierischen Substanzen enthaltenen Kalk Kohlensaͤure
                              anziehen zu lassen und dadurch zu verhindern, daß er waͤhrend des Leimsiedens
                              die Gallerte nicht zum Theil veraͤndert oder in der Kaͤlte
                              aufloͤslich macht.
                           Um die gereinigten Materialien auszukochen, fuͤllt man damit einen Kessel
                              uͤber voll und sezt so lange Wasser zu, bis es beinahe den Rand erreicht; man
                              macht dann Anfangs ein gelindes Feuer und erhaͤlt ihn hierauf laͤngere
                              Zeit im Sieden; die Materialien sezen sich bald, gehen endlich ganz in den Kessel;
                              man hebt sie von Zeit zu Zeit, damit sie sich nicht an den Boden ansezen (durch
                              einen falschen Boden aus Eisenblech, welcher auf Fuͤßen von ein bis zwei Zoll
                              steht und wie ein Schaumloͤffel durchloͤchert ist, kann man dieses
                              sehr gut verhindern). Wenn fast alle Stuͤke ihre Gestalt veraͤndert
                              und sich in der Fluͤssigkeit aufgeloͤst haben, loͤscht man das
                              Feuer aus, bringt einen Birkenbesen vor die Hahnroͤhre und zieht sodann die
                              klare Fluͤssigkeit in einen Kessel ab, welcher mit schlechten
                              Waͤrmeleitern (wie wollenen Lumpen, Asche oder Kohlenstaub) umhuͤllt
                              ist und dadurch warm gehalten wird; in diesem Gefaͤße bildet sich ein zweiter
                              Saz und wenn die Fluͤssigkeit so weit abgekuͤhlt ist, daß man den
                              Finger hineintauchen kann, zieht man sie wieder ab, seiht sie durch ein Sieb und
                              fuͤllt damit drei bis vier Zoll hohe Kaͤsten, die an einem
                              kuͤhlen Orte stehen, welcher abhaͤngig mit Steinen oder Platten
                              gepflastert ist, damit man ihn leicht reinigen kann. Nach zehn bis achtzehn Stunden,
                              je nach der Temperatur der aͤußeren Luft, ist der Leim in eine feste Gallerte
                              verwandelt; man nimmt den geronnenen Leim dann aus den Kaͤsten, indem man ihn
                              mit einer duͤnnen und befeuchteten Messerklinge an den Seitenwaͤnden
                              und mit einem zwischen zwei senkrechten Schenkeln ausgespannten Messingdraht am
                              Boden lostrennt und hierauf den Kasten (die Form) auf einem befeuchteten Tische
                              umstuͤrzt. Auf lezterem bleibt ein rechtwinklicher Kuchen, welchen man
                              vermittelst eines Messingdrahtes in vier bis acht Linien dike Tafeln zertheilt. Leztere werden in
                              einem luftigen Gebaͤude oder in einer Trokenstube auf leinenen Nezen
                              ausgebreitet und von Zeit zu Zeit umgekehrt, wodurch sie allmaͤhlich
                              austroknen und als Leim dann in den Handel gebracht werden koͤnnen.
                           Die unaufgeloͤst gebliebenen Theile zieht man nochmals aus, indem man den
                              Kessel so hoch sie stehen, mit siedendem Wasser anfuͤllt, worauf man die
                              ganze Masse ungefaͤhr drei Stunden lang im Kochen erhaͤlt: hierauf
                              zieht man die Fluͤssigkeit ab, welche oft noch eben so wie die erste
                              Aufloͤsung behandelt werden und eine geringere Sorte von Leim geben kann; um
                              dieses zu erfahren, nimmt man einen Eßloͤffel voll Fluͤssigkeit aus
                              dem Kessel und sezt sie eine Viertelstunde lang der Luft aus; ist sie nach Verlauf
                              dieser Zeit geronnen, so kann man die Fluͤssigkeit aus dem Kessel abziehen
                              und sie wie das erste Mal behandeln.
                           Um sodann den Ruͤkstand vollends auszuziehen, fuͤllt man den Kessel zu
                              drei Viertel seiner Hoͤhe mit siedendem Wasser, erhaͤlt es zwei
                              Stunden lang im Kochen und laͤßt sodann alle Fluͤssigkeit durch den
                              Hahn ablaufen. Hierauf nimmt man den festen Ruͤkstand aus dem Kessel und
                              bringt ihn entweder unter eine starke Presse oder in Saͤken von grober
                              Leinwand unter eine hoͤlzerne Platte, welche mit Pflastersteinen oder
                              sonstigen schweren Koͤrpern belastet ist. Die abgezogene Fluͤssigkeit,
                              so wie die durch Auspressen erhaltene, werden zum Aufloͤsen einer neuen
                              Quantitaͤt zubereiteter thierischer Substanzen benuzt. Alle
                              Geraͤthschaften muͤssen nach jedesmaligem Gebrauche sorgfaͤltig
                              gewaschen werden.
                           Die moͤglichst ausgezogenen thierischen Substanzen zertheilt man mit Erde, um
                              sie als Duͤnger zu verwenden; man kann auch Gelée oder Gallerte zum
                              Verbrauch als Nahrungsmittel durch das beschriebene Verfahren erhalten, wenn man es
                              mit der groͤßten Sorgfalt ausuͤbt und thierische Substanzen von
                              Haͤmmeln, Ochsen, Kuͤhen, Kaͤlbern, Ziegen, Laͤmmern,
                              Kaninchen u.s.w. anwendet. (Diejenigen von den Pferden enthalten einen
                              oͤhligen Stoff und verbreiten einen unangenehmen Geruch.) Man thut gut zu
                              diesem Zwek die geluͤfteten Substanzen mit ihrem doppelten oder dreifachen
                              Gewichte siedenden Wassers zu waschen, ehe man sie in dem Kessel
                              aufloͤst.
                           Man kann auch nach obigem Verfahren leicht im Kleinen Leim, Gelée und Gallerte
                              bereiten, wenn man statt des großen Kessels einen großen Topf nimmt; das Verfahren
                              bleibt uͤbrigens ganz dasselbe.
                           Ueber die Anwendung der Knochen als Duͤnger.
                              – In den lezten Jahren sind selbst diejenigen Knochen, welche man bloß zur
                              Bereitung von thierischer Kohle und Leim benuzen kann, so hoch im Preise gestiegen,
                              daß man sie (in Frankreich) nicht mehr zu Duͤnger verwenden kann, um so mehr da
                              sie durch die Kosten des Pulvers noch vertheuert wuͤrden. Man kann sich aber
                              damit troͤsten, daß die bereits in den Zukerraffinerien benuzten thierischen
                              Kohlen sehr vortheilhaft zum Duͤngen der Felder verwandt werden
                              koͤnnen. Da jedoch an manchen Orten keine Raffinerien sind und der Transport
                              der Knochen oft zu hoch zu stehen kommt, so kann man daselbst die Knochen grob
                              pulvern und zu Duͤnger verwenden, welcher bei jedem Loden drei bis vier
                              JahreNur sehr kalkreicher Boden scheint eine Ausnahme zu machen. A. d. O., je nach dem Einfluß der Witterung wirksam ist. Man kann die Knochen
                              entweder mit der Hand oder mit Maschinen grob pulvern; ich habe gefunden, daß sie
                              sich viel leichter stoßen lassen, wenn sie stark ausgetroknet oder erhizt sind, als
                              wenn man sie in frischem Zustande anwendet; man sollte sie also nach dem Brodbaken
                              in den Bakofen bringen und ganz heiß in dem Maße, als man sie aus dem Ofen zieht,
                              stoßen. Sezt man sie eine Stunde lang auf zwei bis drei Atmosphaͤren
                              verdichtetem Dampfe aus, so werden sie zerreiblich; wollte man diese Eigenschaft
                              benuzen, um sie leichter zerreiben zu koͤnnen, so muͤßten die
                              aͤußeren Waͤnde des die Knochen enthaltenden Gefaͤßes,
                              ebenfalls erhizt werden, damit sich keine zu große Menge Wasser im Inneren
                              verdichtet.Wir haben im XXXIX. Bd. S. 419. des
                                    polytechn. Journales eine englische Knochenmuͤhle mitgetheilt und
                                    eben daselbst auf die bereits fruͤher in diesem Journale
                                    beschriebenen hiezu anwendbaren Vorrichtungen aufmerksam gemacht. A. d.
                                    R.
                              
                           
                        
                           Absonderung des zelligen Gewebes der Knochen und Bereitung der
                                 Gallerte. – Wir haben bereits im ersten Kapitel dieser Abhandlung
                              angegeben, Welche Knochen sich zur Leimbereitung mittelst Salzsaͤure eignen;
                              man koͤnnte an vielen Orten die erste Zubereitung davon vornehmen und sogar
                              sie in Nahrungsstoff und schoͤnen Leim auf folgende Art umaͤndern. Man
                              faͤngt damit an, diese Knochen in Wasser zu waschen, laͤßt sie
                              abtropfen und taucht sie dann in Kuͤbel, welche auf hundert Pfund Knochen
                              hundert Pfund kaͤufliche Salzsaͤure enthalten, die mit sechshundert
                              Pfund Wasser verduͤnnt ist.Dieß ist im Mittel das Verhaͤltniß; im Sommer muß man die
                                    Saͤure verduͤnnter und im Winter concentrirter anwenden. A. d.
                                    O. Der feste Theil loͤst sich dann schnell in der Saͤure auf und
                              der ruͤkstaͤndige Faserstoff wird immer weicher. Um die Knochen
                              vollends zu erweichen, taucht man sie nach acht bis zehn Tagen im SommerDiese Operation muß man im Schatten vornehmen, denn wenn die Temperatur zu
                                    hoch ist, wuͤrde sich die thierische Substanz aufloͤsen und
                                    ganz verloren gehen. A. d. O. und nach zehn bis zwoͤlf Tagen im Winter in ein anderes Bad, welches
                              nur zehn Pfund Salzsaͤure auf hundert Pfund Wasser enthaͤlt: nach achtzehn
                              bis vierundzwanzig Stunden zieht man das saure Wasser ab und bedient sich desselben
                              zur Zersezung einer neuen Quantitaͤt Knochen; die so erhaltenen weichen
                              Substanzen waͤscht man mit vielem Wasser aus: man kann sie alsdann an der
                              Luft ausbreiten, um sie zu troknen und sie in diesem Zustande an die Leim-
                              und Gallertfabriken verkaufen oder sie funfzehn Tage lang in Kalkwasser liegen
                              lassen und auf oben angegebene Art verkochen, um die Hautschnizel, Sehnen u.s.w.
                              aufzuloͤsen und Leim daraus zu bereiten.
                           Will man aus den erweichten Knochen (dem faserigen Gewebe, der rohen Gallerte) die aufloͤsliche naͤhrende Substanz
                              ausziehen (weil man dadurch den groͤßten Vortheil aus ihnen ziehen kann), so
                              braucht man sie bloß in kaltes Wasser einzuweichen, sodann drei Mal mit siedendem
                              Wasser abzubruͤhen und hierauf mit nur ein Viertel von der gewoͤhnlich
                              angewandten Menge Schlachtfleisches in einen Topfe an das Feuer zu stellen. Zwanzig
                              Grammen troknes zelliges Gewebe (wovon man ungefaͤhr 0,23 des Gewichtes
                              Knochen erhaͤlt) ersezen hinsichtlich der naͤhrenden Kraft der
                              Fleischbruͤhe fuͤnfhundert Grammen oder ein Pfund Rindfleisch; man
                              kann mit einer gleichen Menge derselben Substanz einem Liter Wasser und
                              Huͤlsenfruͤchten (gelben Ruͤben, Sauerampfer u.s.w.) viel
                              nahrhaftere Suppen bereiten, als man mit bloßen Huͤlsenfruͤchten
                              erhaͤlt und so der schwaͤchenden Einwirkung begegnen, welche
                              vegetabilische Nahrung in die Laͤnge auf den Magen des Menschen
                              ausuͤbt. Wer sich mit der Leimfabrikation im Großen beschaͤftigen
                              will, findet eine vollstaͤndigere Anleitung im Artikel Gélatine im Dict. technologique.
                              Die Besizer des polytechn. Journales finden fast in jedem Jahrgange desselben
                                    Aufsaͤze uͤber diesen Gegenstand. Hr. Payen beschreibt nun den Apparat des Hrn. D'Arcet, um die Gallerte mittelst Dampf aus den Knochen
                                    auszuziehen. Da wir aber die Abhandlung des Hrn. D'Arcet uͤber diesen Gegenstand bereits im polytechn.
                                    Journal Bd. XXXVI. S. 135, 210, 381. mitgetheilt haben, so
                                    uͤbergehen wir ihn hier. Der Verfasser bemerkt, daß der Apparat des
                                    Hrn. D'Arcet auch zum Kochen der
                                    Huͤlsenfruͤchte mittelst Dampf angewandt werden kann; man
                                    braucht bloß anstatt der Knochen die Huͤlsenfruͤchte in die
                                    Drahtkoͤrbe zu bringen und sie dreißig oder vierzig Minuten lang der
                                    Einwirkung des Dampfes in den Cylindern auszusezen. A. d. R.
                              
                           
                        
                           Neue Anwendung der Knochen, aus welchen die Gallerte
                                 ausgezogen wurde. – Hr. D'Arcet fand, daß die Knochen, nachdem man
                              sie in seinem Apparate mit Dampf behandelt hat, einen Ruͤkstand hinterlassen,
                              welcher nur ungefaͤhr 8 Procent verbrennliche Substanzen enthaͤlt, die
                              aus Kalkseife und sehr wenig Fett bestehen und daß die uͤbrigen 92 Procent
                              nur aus erdigen Stoffen bestehen: es war also nicht sehr
                              wahrscheinlich, daß dieser Ruͤkstand als Duͤnger benuzt werden
                              koͤnnte. Derselbe Gelehrte hat sich außerdem uͤberzeugt, daß selbst
                              weniger ausgezogene Ruͤkstaͤnde, welche 10 Procent verbrennliche
                              Substanz enthielten, in demselben Zustande verblieben, nicht nur als man sie auf der
                              Oberflaͤche der Erde ausbreitete, sondern auch als man sie drei Decimeter
                              tief am Fuße eines Baumes eingrub, obgleich sie allen Einfluͤssen der
                              Atmosphaͤre ausgesezt waren und uͤberdieß noch haͤufig begossen
                              wurden. Ich fand, daß dieselben Ruͤkstaͤnde, selbst wenn sie im Großen
                              gewonnen, noch einige Procent Gallerte enthalten, bei der Gaͤhrung, welche
                              sich sogleich einstellt, wenn man sie aus den Kesseln nimmt und aufhaͤuft,
                              den groͤßten Theil derselben verlieren, indem sie sich in gasartige Producte
                              verwandelt. Da ich selbst betraͤchtliche Quantitaͤten von diesen
                              Ruͤkstaͤnden zu meiner Verfuͤgung hatte, so versuchte ich sie
                              als Duͤnger zu benuzen, machte aber bei verschiedenen Erdarten die Erfahrung,
                              daß er keinen Vortheil darbietet. Auch bemuͤhten sich einige Leimfabrikanten,
                              welche mehrere tausend Zentner von dieser Substanz aufgehaͤuft hatten,
                              vergeblich sie an die Oekonomen abzusezen.
                           Endlich wurde dieses interessante Problem durch ein Patent der HHrn. Payen, Lecerf, Didier und Salmon vollkommen geloͤst: in Folge desselben koͤnnen jezt
                              schon die Leimfabrikanten ihre aufgehaͤuften Ruͤkstande in rohem
                              Zustande fuͤr einen bis anderthalb Franken die hundert Kilogrammen verkaufen.
                              Das neue Verfahren besteht darin, daß man in dem Gewebe der Knochen den Kohlenstoff,
                              welchen die Gallerte gegeben haben wuͤrde, dadurch ersezt, daß man sie mit
                              einem Procent (dem Gewichte nach) fetter, harziger
                              oder bituminoͤser Substanzen versezt.
                           
                        
                           Tabelle uͤber die thierischen Substanzen, welche im
                                 Jahre 1826 in Frankreich eingefuͤhrt wurden, nach officiellen
                                 Berichten.
                           
                              
                                 Rohe und gewaschene Wolle,
                                    Fuͤllhaare und Abfaͤlle im Werthe von
                                 14,117,115 Franken.
                                 
                              
                                 Rohe Haͤute, große und kleine
                                 18,874,828    –
                                 
                              
                                 Pelzwerk fuͤr die
                                    Kuͤrschner
                                   1,617,399    –
                                 
                              
                                 Behaarte Felle von Hasen, Kaninchen,
                                    Schweinen, Wildschweinen, Kuͤhen
                                 10,277,245    –
                                 
                              
                                 Rohes und gekraͤuseltes
                                    Pferdehaar
                                      246,723    –
                                 
                              
                                 Talg und Fett
                                      566,178    –
                                 
                              
                                 Sehnen von Ochsen, Hautabschnizel u.s.w. (Urstoff
                                    fuͤr die Leimfabrikanten)
                                      377,990    –
                                 
                              
                                 Leim
                                      316,022    –
                                 
                              
                                 Knochen
                                        55,787    –
                                 
                              
                                 Rohes Horn
                                      257,817    –
                                 
                              
                                 Schreib- und Bettfedern
                                   1,387,264  
                                    –
                                 
                              
                                 
                                 ––––––––––––––––
                                 
                              
                                 
                                 48,094,368 Franken.
                                 
                              
                           
                           Frankreich bezieht also jaͤhrlich fuͤr ungefaͤhr acht und vierzig Millionen Franken thierischer Substanzen
                              aus dem Auslande, ein hinreichender Beweis, wie sehr seine Viehzucht der
                              Aufmunterung bedarf, wenn sie der Industrie die noͤthigen Rohstoffe
                              verschaffen soll!