| Titel: | Ueber die Fällung des essigsauren Bleies und Kupfers auf Wolle, Seide und Baumwolle durch Schwefelwasserstoffgas; und über die Anwendung der salzsauren Thonerde statt des Alauns, beim Färben durch Aufdruken der topischen Farben. Von M. Bosc, aus Besançon. | 
| Fundstelle: | Band 41, Jahrgang 1831, Nr. IX., S. 47 | 
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                        IX.
                        Ueber die Faͤllung des essigsauren Bleies
                           und Kupfers auf Wolle, Seide und Baumwolle durch Schwefelwasserstoffgas; und
                           uͤber die Anwendung der salzsauren Thonerde statt des Alauns, beim Faͤrben
                           durch Aufdruken der topischen Farben. Von M. Bosc, aus Besançon.
                        Aus dem Bulletin Society d'Encour. im Repertory of
                                 Patent-Inventions, Juni 1831, S. 356.
                        Bosc, uͤber die Faͤllung des essigsauren Bleies und
                           Kupfers auf Wolle etc.
                        
                     
                        
                           Als ich mich mit Hrn. Desfosses, einem geschikten Chemiker
                              und Apotheker dieser Stadt, und Zoͤgling des Hrn. Thenard uͤber die Faͤllung der Metalloxyde durch
                              Schwefelwasserstoffgas und ihre Verbindung mit Wolle, Baumwolle und Seide
                              unterhielt, bemerkten wir beide, daß das Eisenoxyd wohl nicht das einzige Oxyd seyn
                              duͤrfte, welches permanent auf Tuch befestigt werden kann. Wir wurden in
                              dieser Hinsicht durch die Versuche des Hrn. Braconnot
                              bestaͤrkt, welcher die Wolle mit Arsenik sehr glaͤnzend gelb
                              faͤrbte und durch diejenigen des Hrn. Vitalis,
                              welcher mit dem Praͤcipitat des Cassius (Goldpurpur) ein sehr angenehmes Lilas auf
                              Baumwolle hervorbrachte.
                           Wir stellten gemeinschaftlich einige Versuche uͤber die Faͤllung des
                              Blei- und Kupferoxydes auf Wolle, Seide und Baumwolle durch
                              Schwefelwasserstoffgas an, und der Erfolg war von der Art, daß wir die
                              Bekanntmachung derselben fuͤr nuͤzlich halten. Das Verfahren, welches
                              wir befolgten, ist einfach und nicht kostspielig; es besteht darin, das Tuch oder
                              Fabricat in eine Aufloͤsung von neutralem oder noch besser basischem
                              essigsaurem Blei einzuweichen, die Fluͤssigkeit auszuwinden, dasselbe im
                              Schatten zu troknen, alsdann auszuwaschen und endlich in Wasser einzutauchen,
                              welches Schwefelwasserstoffgas aufgeloͤst enthaͤlt. Durch dieses
                              Verfahren erhalten wir in wenigen Minuten reiche und satte Schattirungen welche in
                              ihrer Farbe von Braͤunlichgelb bis zum Dunkelbraun abwechseln, indem wir
                              einen mehr oder weniger starken Mordant anwenden oder das Tuch mehr oder weniger oft
                              in die beiden Fluͤssigkeiten tauchen. Wolle nimmt die Farbe am besten an,
                              dann folgt die Seide, hierauf die Baumwolle und endlich die Leinwand; leztere
                              verbindet sich nicht gut mit dem Mordant.
                           Die erwaͤhnten verschiedenen Farben widerstehen der Luft, schwachen
                              Saͤuren und siedender Seifenaufloͤsung sehr gut und werden dadurch
                              nicht sehr merklich veraͤndert; uͤbrigens haben diese Nuͤancen
                              einen so entschiedenen Character, daß es schwierig seyn duͤrfte, sie auf
                              andere Art nachzuahmen. Nachdem wir dieses neue Verfahren beim Faͤrben (im J.
                              1820) ausgemittelt hatten, versuchten wir es auch zum Druken der Tuͤcher
                              anzuwenden. Wir verdikten eine starke Aufloͤsung von essigsaurem Blei mit
                              Staͤrke oder Leim, nicht aber mit Gummi, welches gefaͤllt worden
                              waͤre, blendeten diese Mischung mit etwas Lampenschwarz, drukten sie mit dem
                              Model auf und tauchten das Tuch in Wasser, welches Schwefelwasserstoff enthielt. Nur
                              die mit dem Model aufgedrukten Muster faͤrbten sich und der Grund blieb rein
                              weiß.
                           Essigsaures Kupfer auf dieselbe Art auf Tuch gefaͤllt, gab verschiedene
                              Nuͤancen, welche uns weniger haltbar zu seyn schienen, als die durch Blei
                              hervorgebrachten; Seide z.B., welche mit Kupfersalz gefaͤrbt wurde, erhielt
                              eine schoͤne gelbe Farbe, welche sich in siedender Seifenaufloͤsung in
                              Gruͤn umaͤnderte. Außer den Blei- und Kupfersalzen haben wir
                              keine anderen Metallsalze versucht.
                           Dieses neue Faͤrbeverfahren ist sehr oͤkonomisch. Wenige Drachmen
                              essigsaures Blei sind hinreichend, um ein Pfund Wolle zu beizen und die
                              Aufloͤsung ist dann nicht erschoͤpft. Das Schwefelwasserstoffgas
                              bereiteten wir aus einer Mischung von zwei Theilen Eisenfeile und einem Theile
                              Schwefel, welche in einem Tiegel zusammengeschmolzen wurden. Dieses Schwefeleisen
                              wird zerstoßen, in einen Kolben gebracht und das Gas mit verduͤnnter
                              Schwefelsaͤure bei gelinder Waͤrme entbunden; kaltes Wasser absorbirt
                              es reichlich. Wenn man dieses Verfahren im Großen ausuͤbt, koͤnnte man
                              sich des Apparates zur Chlorbereitung hiezu bedienen.Anstatt Schwefel mit Eisenfeile zusammenzuschmelzen und aus dem gebildeten
                                    Schwefeleisen das Gas mit Schwefelsaͤure zu entwikeln, wuͤrde
                                    man vielleicht besser thun, Schwefel mit Potasche zusammenzuschmelzen, und
                                    sich der Aufloͤsung der Schwefelleber zum Faͤrben der
                                    gebeizten Zeuge zu bedienen, wobei man den unangenehmen und der Gesundheit
                                    nachtheiligen Geruch des Schwefelwasserstoffs moͤglichst vermindern
                                    wuͤrde. Bei diesem Anlasse machen wir auch auf die Abhandlung des
                                    Hrn. Houtou-Labillardiére
                                    uͤber die Anwendung des Schwefelarseniks als Faͤrbestoff im
                                    polyt. Journale, Bd. XXXII. S. 289.
                                    aufmerksam. A. d. R.
                              
                           Man wird dieselben Resultate erhalten, wenn man das gebeizte Tuch in eine
                              Atmosphaͤre von Schwefelwasserstoffgas braͤchte. Auf diese Art
                              koͤnnte man in einer unsichtbaren Substanz faͤrben und druken; ich
                              fand jedoch, daß man sich besser der Fluͤssigkeit bedient und daß man dann
                              gleichfoͤrmigere Farben erhaͤlt.Die Reduction der Metalloxyde auf Tuch wird gewiß noch eine neue Kunst
                                    hervorrufen, von welcher das von Madame Fulham
                                    herausgegebene Werk, welches ich vor funfzehn Jahren uͤbersezte, die
                                    Basis bildet. Ich habe vor Kurzem einen Zoͤgling des Hrn. Vauquelin aufgemuntert, die von dieser
                                    Englaͤnderin angegebenen Verfahrungsweisen zu wiederholen und diesen
                                    interessanten Gegenstand weiter zu verfolgen. Vor sechs Monaten schikte ich
                                    Hrn. Ternaux einige Tuchmuster, welche auf
                                    aͤhnliche Art vergoldet und versilbert waren. Anm. des Hrn. d'Arcet. (Madame Fulham
                                    vergoldete oder versilberte bekanntlich Zeuge, indem sie dieselben mit
                                    Gold- oder Silberaufloͤsung beizte und dann in Wasserstoffgas
                                    aufhing.) A. d. R.
                              
                           
                           In der lezten Zeit stellte ich vier Versuche an, um den Alaun bei dem topischen
                              Faͤrben durch salzsaure Thonerde zu ersezen, woruͤber ich in einer
                              besonderen Abhandlung ein Mehreres mittheilen werde; ich bemerkt hier bloß 1) daß
                              dieses Salz in Pulverform nicht theurer zu stehen kaͤme als der gereinigte
                              kaͤufliche Alaun. 2) Daß seine Anwendung sehr bequem und oͤkonomisch
                              ist; man braucht bloß siedendes Wasser auf dasselbe zu schuͤtten und die
                              klare Fluͤssigkeit abzugießen, um eine Aufloͤsung des Mordants zu
                              erhalten. 3) Kann diese klare Fluͤssigkeit eben so gut beim Faͤrben
                              als beim Druken als Mordant gebraucht werden; zum Aufdruken wendet man sie
                              concentrirter an und verdikt sie wie gewoͤhnlich. 4) Daß dieser Mordant keine
                              bemerkenswerthe Menge Eisen enthaͤlt und nur sehr wenig
                              uͤberschuͤssige Saͤure; daß er folglich sehr reine und
                              glaͤnzende Farben gibt, und viel dauerhaftere als Alaun auf Seide und
                              Baumwolle; auf Wolle scheint er nicht besser zu wirken als Alaun und Weinstein.