| Titel: | Ueber die Verfahrungsarten, wodurch man die bereits zum Entfärben des Zukers angewandte thierische Kohle wieder brauchbar machen kann; von Hrn. Dubrunfaut. | 
| Fundstelle: | Band 41, Jahrgang 1831, Nr. XII., S. 57 | 
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                        XII.
                        Ueber die Verfahrungsarten, wodurch man die
                           bereits zum Entfaͤrben des Zukers angewandte thierische Kohle wieder brauchbar
                           machen kann; von Hrn. Dubrunfaut.
                        Aus dem Agriculteur-Manufacturier, Febr. 1831,
                              S. 261.
                        Dubrunfaut, uͤber die thierische Kohle.
                        
                     
                        
                           Seitdem man die Kohle in den Zukerraffinerien im gekoͤrnten Zustande anwendet,
                              wodurch man ihren Zusaz sehr zu vergroͤßern im Stande ist, wird es wichtiger
                              als je sie zum nochmaligen Gebrauch zubereiten zu koͤnnen.Wir haben uͤber die Anwendung der thierischen Kohle im
                                    gekoͤrnten Zustande beim Raffiniren des Zukers im XXXVIII. Bd. S. 443. des polyt.
                                    Journ. das Noͤthige mitgetheilt. Seitdem ist noch kein Verfahren
                                    bekannt gemacht worden, wodurch man die Kohle, ohne eine
                                    betraͤchtliche Menge Pulver zu erhalten, in diesen Zustand Versezen
                                    koͤnnte. Im Kleinen erhielt Hr. Dubrunfaut, indem er die Kohle in einer Kaffeemuͤhle mahlte,
                                    nach dem Sieben durch ein Seidensieb 2 Theile Koͤrner auf 1 Theil
                                    Pulver. Gefurchte Cylinder, wie man sie zum Brechen des Malzes in den
                                    Brauereien anwendet, duͤrften sich noch am besten zum Koͤrnen
                                    der Kohle eignen. Da die calcinirten Knochen so zerreiblich sind, so wird es
                                    wohl nie gelingen, Koͤrner ohne Pulver zu erhalten.
                                    Gegenwaͤrtig zahlt man in Frankreich fuͤr den metrischen
                                    Zentner Knochenkohle 5 bis 6 Fr. mehr, wenn sie in Koͤrnern ist,
                                    anstatt in Pulver. Wendet man die gekoͤrnte Kohle so lange zum
                                    Entfaͤrben der Zukers an, bis sie nicht mehr wirkt und pulvert sie
                                    dann, so zeigt sie noch eine große Entfaͤrbungskraft. Diesen Umstand,
                                    sagt Hr. Dubrunfaut (Agr.
                                       man. Bd.i. S. 289.) haben bereits einige Fabrikanten benuzt; sie
                                    kaufen naͤmlich die gekoͤrnte Kohle wieder zu 2/3 ihres
                                    anfaͤnglichen Werthes auf, calciniren sie und verkaufen sie gepulvert
                                    fuͤr sich oder mit neuer Kohle versezt, wieder an die Raffineurs. A.
                                    d. R. Schon im J. 1823 schrieb die Société
                                 d'Encouragement einen Preis auf ein hiezu anwendbares Verfahren aus, weil
                              man besorgte, daß endlich Mangel an Knochen zur Bereitung thierischer Kohle
                              eintreten moͤchte. Der Preis wurde Hrn. Cavaillon
                              zuerkannt und die Gesellschaft sicherte gegen ihre Gewohnheit demselben seine
                              Erfindung durch ein Patent. Es scheint jedoch, daß sein Verfahren kein Gluͤk
                              gemacht hat, denn man sprach nicht mehr davon; es wurde sogar behauptet, daß es den beabsichtigten Zwek
                              nicht erfuͤllt und daß sich die Gesellschaft in dieser Hinsicht
                              getaͤuscht habe.
                           Hr. Payen uͤbergab zu derselben Zeit der
                              Gesellschaft eine Abhandlung, worin er durch statistische Untersuchungen bewies, daß
                              die Besorgnisse derselben hinsichtlich eines wahrscheinlich eintretenden Mangels an
                              Knochen nicht gegruͤndet seyen. Derselbe Chemiker hat sich aber auch mit dem
                              Zugutemachen der thierischen Kohle beschaͤftigt, woruͤber man in
                              seiner von der Société de Pharmacie
                              gekroͤnten Preisschrift uͤber die thierische Kohle folgende
                              Bemerkungen findet:
                           
                              „.... Aus dem Vorhergehenden ergibt sich, daß die Abnahme der
                                 Entfaͤrbungskraft der thierischen Kohle mit ihrem Gehalt an fremdartigen
                                 Substanzen oder ihrer chemischen Veraͤnderung in geradem
                                 Verhaͤltnisse steht; ich habe mich hievon noch vollends dadurch
                                 uͤberzeugt, daß ich alle mit der bereits zum Entfaͤrben
                                 gebrauchten Kohle gemengten fremdartigen Substanzen absonderte, ehe ich sie
                                 nochmals calcinirte, wo sie dann nach dem Calciniren wieder ihre
                                 anfaͤngliche Entfaͤrbungskraft besaß. Dieß gelang mir durch
                                 mehrere Verfahrungsweisen.
                              
                           
                              1) Ich sonderte durch ein feines Sieb die groben festen und sodann durch Wasser
                                 die aufloͤslichen vom Zuker herruͤhrenden Gemengtheile von der zum
                                 Raffiniren gebrauchten Kohle ab, behandelte sie mit aͤzendem Ammoniak und
                                 suͤßte sie hierauf mit vielem Wasser aus, worauf ich sie troknete,
                                 schwach calcinirte, und pulverte: ihre Entfaͤrbungskraft war alsdann
                                 betraͤchtlicher als vor ihrer ersten Anwendung.
                              
                           
                              2) Nachdem ich die bereits zum Raffiniren angewandte thierische Kohle wie zuvor
                                 von den Holzstuͤken, dem Sand u.s.w. gereinigt hatte, ließ ich sie, um
                                 die Zukertheile zu zerstoͤren, bei einer Temperatur von 25° C.
                                 (16° R.) in einem feuchten Raume gaͤhren; es entwikelte sich
                                 dadurch viel Kohlensaͤure, Alkohol, Essigsaͤure,
                                 Schwefelwasserstoff u.s.w., kurz alle Producte der geistigen, sauren und faulen
                                 Gaͤhrung, welche nach einander eintraten. Ich suͤßte sie hierauf
                                 mit vielem Wasser aus und behandelte sie mit Ammoniak, um eine geringe Menge
                                 thierischer Substanzen, welche der Gaͤhrung entgingen, abzusondern; dann
                                 wurde sie nochmals mit reinem Wasser ausgewaschen, bei der Rothgluͤhhize
                                 calcinirt und der kohlige Ruͤkstand schwach zerrieben, ich fand, daß er
                                 wenigstens eben so stark entfaͤrbte, als die frisch bereitete
                                 Kohle.“
                              
                           Im noͤrdlichen Frankreich scheint ein Fabrikant bei Valenciennes das Geheimniß
                              zu besizen, die Kohle wieder brauchbar zu machen, was aus folgendem
                           
                              Circular der HHrn. Tancrède und Levêque zu Marly
                                 bei Valenciennes an die Zukerfabrikanten
                              
                           hervorgeht.
                           
                           
                              „Wir erbieten uns Ihnen die bereits gebrauchte thierische Kohle zu 6
                                 Franken das Hectoliter oder die 200 Kilogramme (den Doppelzentner) abzukaufen;
                                 Sie erhalten dadurch in der That einen Rabat von ungefaͤhr 10 Franken auf
                                 100 Kilogr. frische Kohle; denn man hat durch wiederholte Versuche (wovon sich
                                 Jeder uͤberzeugen kann) gefunden, daß 100 Kilogramme grobe neue Kohle,
                                 welche vor ihrer Anwendung den Raum von 1 5/16 Hectoliter einnehmen, nach ihrem
                                 Gebrauch nur 1 5/8 Hectoliter messen. Auch haben diese Versuche ergeben, daß
                                 diese 100 Kilogr. neue Kohle, nachdem man sie vierundzwanzig Stunden lang gut
                                 abtropfen ließ, 160 Kilogr. wiegen. Wenn der Zukerfabrikant 100 Kilogr. zu 6 Fr.
                                 verkauft, so erhaͤlt er also wirklich sein Beinschwarz fuͤr 12 Fr.
                                 anstatt 22 Fr., denn man hat die Proportion 100 Kilogr.: 6 = 160 Kilogr.: x = 9 Fr. 60 Ct. Verkauft man das Hectoliter
                                 fuͤr 6 Fr., so hat man 1 Hect.: 6 = 1 Hect. 3/8 : x = 9 Fr. 75 Ct. etc.“
                              
                           Man hat mir gesagt, daß das Verfahren der HHrn. Levêque und Tancrède darin
                              besteht, die Kohle zu troknen, mit dem empyreumatischen Oehl, welches man durch
                              Destillation der Knochen erhaͤlt, zu vermengen, und sodann neuerdings zu
                              calciniren.
                           In diesem Jahre haben mehrere Fabrikanten, unter anderen die HHrn. Blanquet zu Famars ihr Beinschwarz selbst wieder zu gute gemacht, wobei sie folgendes Verfahren
                              befolgt haben sollen: die (gekoͤrnte) Kohle wurde sowohl mit heißem als mit
                              kaltem Wasser durch Decantiren oͤfters ausgewaschen, um alle
                              aufloͤslichen und fremdartigen Substanzen zu beseitigen, hierauf getroknet
                              und wieder calcinirt. Ich gestehe, daß ich nicht glaube, daß die Kohle hiedurch alle
                              ihre anfaͤnglichen Eigenschaften wieder erhaͤlt.
                           Endlich nahm Hr. Serbat ein Patent auf ein Verfahren, die
                              thierische Kohle wieder brauchbar zu machen und verband sich mit den HHrn. Derosne und Dumont zu dessen
                              Ausfuͤhrung; diese Gesellschaft hat sich nun mit den HHrn. Payen, Lecerf und Didier,
                              welche schon eine Beinschwarzfabrik zu Grenelle besizen, vereinigt. Ueber das
                              Verfahren des Hrn. Serbart ist durchaus nichts bekannt
                              geworden. Er soll aber der Kohle in der That ihre anfaͤnglichen Eigenschaften
                              durch dasselbe wieder vollkommen zu ertheilen im Stande seyn.Hr. Dubrunfaut bemerkt, daß er erst nach dem Druk
                                    dieser Notiz eine genaue Beschreibung des im noͤrdlichen Frankreich
                                    gebraͤuchlichen Verfahrens, um die Kohle wieder brauchbar zu machen,
                                    erhalten hat und dasselbe demnaͤchst bekannt machen wird. A. d.
                                    R.