| Titel: | Ueber die Anwendung der Chloralkalien, um altem Fett den Geruch und die Farbe zu benehmen; von Hrn. Charlot. | 
| Fundstelle: | Band 41, Jahrgang 1831, Nr. XIII., S. 60 | 
| Download: | XML | 
                     
                        
                        XIII.
                        Ueber die Anwendung der Chloralkalien, um altem
                           Fett den Geruch und die Farbe zu benehmen; von Hrn. Charlot.
                        Aus dem Journal de Pharmacie. Juni 1831, S.
                              357.
                        Charlot, uͤber die Anwendung der Chloralkalien, um altem
                           Fett den Geruch und die Farbe zu benehmen.
                        
                     
                        
                           Es gelang mir, altes Fett mittelst Chloralkalien, welche ich kalt anwandte, zu
                              entfaͤrben und ihm den faulen Geruch zu benehmen. Zu meinen Versuchen
                              bediente ich mich einer Aufloͤsung von 1 Unze Chloralkali in 4 Unzen
                              destillirten Wassers. Das Chloralkali war ein Gemisch von Chlorkali und
                              Chlornatron.
                           Erster Versuch. Ich nahm 1 Unze altes, sehr ranziges und
                              gelbliches Pferdefett und knetete es in 4 Unzen Chloruͤraufloͤsung,
                              wodurch es fast augenbliklich weiß wurde und seinen Geruch verlor; es war nicht mehr
                              fest. Ich ließ es einen Monat lang in dieser Fluͤssigkeit liegen; nach
                              Verlauf dieser Zeit war es fest geworden und sehr weiß. Diese Veraͤnderung
                              schreibe ich dem Umstande zu, daß sich etwas Elain auf der Oberflaͤche der
                              Fluͤssigkeit sammelte und ein Theil des Alkali sich mit dem Fett zu einer Art
                              Seife verband, welche in Wasser aufloͤslich war.
                           Zweiter Versuch. Ich nahm 1 Unze altes Schweinefett und 4
                              Unzen Chloruͤraufloͤsung, knetete es eine halbe Stunde lang in dieser
                              Fluͤssigkeit und ließ es noch vierundzwanzig Stunden lang darin liegen,
                              worauf ich es in frischem Wasser knetete; das erste Wasser war gelblich und hatte
                              einen faulen Geruch; ich schmolz dieses Fett sodann im Marienbade, worauf es
                              geruchlos und viel weißer als zuvor war.
                           Dritter Versuch. Ich hatte einen Ruͤkstand von
                              Wachspflaster, welcher vor ungefaͤhr drei Monaten bereitet, schimmelig und
                              ranzig war. 2 Unzen davon behandelte ich eine halbe Stunde lang mit 8 Unzen
                              Chloruͤraufloͤsung; dieses Wachspflaster blieb weiß und ein wenig
                              fester, schien aber eine Veraͤnderung erlitten zu haben (seifenartig geworden
                              zu seyn); ich bediente mich desselben bei Wunden und die Kranken beklagten sich
                              nicht daruͤber.
                           Bemerkungen. Ich glaube, daß diese Methode von den
                              Fleischern u.s.w. angewandt werden koͤnnte, um altes, ranziges und
                              gefaͤrbtes Fett, welches wegen seines Geruchs und seiner Farbe selbst nach
                              dem Schmelzen selten benuzt werden kann, brauchbar zu machen. Der Pharmaceut
                              koͤnnte mittelst desselben altes Fett zu verschiedenen Praͤparaten
                              tauglich machen. In den Spitaͤlern koͤnnte man das Wachspflaster, wenn
                              es schon schimmelig und ranzig geworden ist, dadurch wieder anwendbar machen.
                           
                           Ich fand, daß es vortheilhaft ist, das Fett nach Anwendung von
                              Chloruͤraufloͤsung neuerdings mit destillirtem Wasser zu behandeln, um
                              die gebildete Seife und das unzersezte Chlorin zu beseitigen: es bleibt aber Wasser
                              zuruͤk, wodurch das Fett bald wieder ranzig werden koͤnnte, daher ich
                              es durch Schmelzen im Marienbade oder indem ich es in einen geheizten Raum bringe,
                              davon befreie. Ohne Zweifel ist mein Verfahren vieler Verbesserungen faͤhig
                              und wird dann sehr nuͤzliche Anwendungen gestatten.
                           
                        
                           Bericht der HHrn. Bonastre und Labarraque uͤber diesen
                                 Aufsaz.
                           Hr. Charlot hat seine fetten Koͤrper immer mit 1
                              Unze Chloruͤraufloͤsung behandelt, welche mit 4 Unzen destillirten
                              Wassers verduͤnnt war und die Fette oder das Wachspflaster einen Monat lang
                              darin liegen lassen, wodurch sie gebleicht wurden, den Geruch verloren und mehr
                              Consistenz erhielten. Durch das uͤberschuͤssige Natron oder Kali des
                              Chloruͤrs fand dabei eine Verseifung Statt. Die Resultate des Hrn. Charlot ließen sich voraussehen und aͤhnliche
                              Versuche wurden auch schon von Anderen angestellt. Ich weiß, daß mehrere Personen,
                              welche im Großen mit geschmolzener Butter handeln, ihr die Ranzigkeit dadurch
                              benehmen, daß sie dieselbe in schwacher Chlorkalkaufloͤsung kneten und ihr
                              dann mit einem schwachen Absud von Safran, oder um zu sparen, mit
                              Curcumaͤinfusion wieder die fruͤhere Farbe ertheilen. Die Butter wird
                              nach dem Einweichen geschmolzen und noch heiß in ein vertikal stehendes Faß
                              gegossen. Man laͤßt die Masse erkalten und wenn die Butter fest geworden ist,
                              laͤßt man die Chloruͤraufloͤsung, auf welcher sie schwimmt,
                              durch Haͤhne, die in verschiedenen Hoͤhen des Fasses angebracht sind,
                              ablaufen. Es ist uͤberfluͤssig zu bemerken, daß einer von uns seit
                              vielen Jahren dieses Verfahren allen Personen, welche ihn daruͤber um Rath
                              fragten, empfahl.Angenommen, daß dem Fett durch das Verfahren des Hrn. Charlot seine Ranzigkeit benommen wird, so bleibt noch zu
                                    untersuchen uͤbrig, ob man solches Fett auch den Nahrungsmitteln
                                    zusezen darf, was schwerlich der Fall seyn durfte, da sich bei der
                                    Behandlung desselben mit Chloruͤr, nach der Angabe dieses
                                    Pharmaceuten, eine seifenartige Substanz bildet. Anmerk. d. Herausgeb. d.
                                    J. d. Ph.