| Titel: | Miszellen. | 
| Fundstelle: | Band 41, Jahrgang 1831, Nr. XVI., S. 68 | 
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                        XVI.
                        Miszellen.
                        Miszellen.
                        
                     
                        
                           Ueber die Ausstellung boͤhmischer Industrie- und
                              Gewerbs-Producte
                           im Jahre 1829 haben wir im polytechnischen Journale Bd. XXXIII. S. 318. bereits Nachricht
                              gegeben. Am 5. April dieses Jahres, als am Tage des Praͤmienfestes, erschien
                              der sehr umfassende Bericht der Beurtheilungs-Commission uͤber jene
                              Industrie-Ausstellung.Diese Schrift fuͤhrt den Titel: Bericht der
                                    Beurtheilungs-Commission uͤber die im Jahre 1829
                                    unter der Leitung des boͤhmischen k. k. Landes-Guberniums
                                    Statt gefundene oͤffentliche Ausstellung der
                                    Industrie-Erzeugnisse Boͤhmens. Von dem k. k.
                                    Landes-Gubernium am 5. April 1831, dem Tage des
                                    Praͤmienfestes, durch den Druk zur allgemeinen Kenntniß gebracht.
                                    Prag 1831. Da gegenwaͤrtig wieder eine boͤhmische
                              Landes-Industrie-Ausstellung in Prag Statt findet, uͤber welche
                              der Bericht fruͤhzeitiger als der von 1829 erscheinen duͤrfte, so
                              wollen wir bis zu dessen Erscheinung die vorhabende ausfuͤhrlichere Anzeige
                              beider Ausstellungen beruhen lassen, und geben einstweilen bloß die Namen der mit
                              Preisen gewuͤrdigten Fabrikanten und Gewerbsleute jener Ausstellung von
                              1829.
                           
                           Der goldenen Medaille waren wuͤrdig befunden worden: 1) Kossek, Kunstuhrmacher in Prag. 2) Graf Wrbna'sches Eisenwerk zu Horzowitz. 3) Graf Harrach'sche Glasfabrik zu Neuwald und Leinwandfabrik zu Starkenbach. 4)
                              Ignaz Leitenberger'sche Kattunfabrik in Reichstadt (in
                              technischem und wissenschaftlichem Betriebe gegenwaͤrtig die erste Fabrik
                              Oesterreichs und Deutschlands). 5) Sellier und Bellot, Zuͤndhuͤtchenfabrik bei Prag.
                           Der silbernen Medaille: 1) Joseph Kail, Lehrer am Prager Conservatorium, fuͤr musikalische
                              Instrumente. 2) Anton Lebeda, Buͤchsenmacher in
                              Prag. 3) Fuͤrstl. Fuͤrstenberg'sche
                              Eisenwerke zu Neu-Joachimsthal, Rostok und Neuhuͤtten. 4) Karl Hufsky, Fabrikant und Erfinder des Terralith in
                              Hohenstein. 5) Gebruͤder Haidinger,
                              Porzellanfabrik in Elbogen. 6) Anton Ferdinand Schuͤrer, Glasfabrikant in Blottendorf. 7) Friedrich Egermann, Lithyalienfabrik in Blottendorf. 8) Karl Graf
                              Kinsky'sche Spiegelfabrik zu Burgstein. 9) Christoph
                              Abele, Spiegelfabrik in Neuhurkenthal. 10) Franz Brosche, chemische Fabrik in Prag. 11) Ignaz Martin, Garnfabrik in Zwikan. 12) August Schlechta und Sohn,
                              Leinwandfabrik in Lomniß. 13) Gebruͤder Erxleben und
                                 Comp., Leinwandfabrik in Landskron. 14) Koͤchlin
                              Hr. Karl Koͤchlin erlebte diese
                                    Preisevertheilung nicht mehr, indem der Edle dieses Fruͤhjahr viel zu
                                    fruͤh fuͤr seine zahlreiche Familie, seine Freunde und
                                    fuͤr die Industrie starb. Eine gerechte Wuͤrdigung seiner
                                    vielseitigen großen Verdienste um die oͤsterreichische Industrie
                                    liefert dieser Bericht. S. 102. und Singer, Kattunfabrik in Jungbunzlau. 15)
                              Franz Leitenderger, Kattunfabrik in Cosmanos. 16) Franz
                              Wuͤnsche und Comp. Kattunfabrik in Hirschberg.
                              17) Jerusalem und Przibram,
                              Kattunfabrik in Rosenthal und Simchow. 18) Joh. Matthias Schmidt's Erben, Wollenzeugfabrik in Neugedein. 19) Dominik Bimann, Graveur in Prag. 20) Anna Rzabek, Florentinerhuͤtefabrik in Prag. Außerdem wurden noch 46 Bronze-Medaillen an die hiezu wuͤrdig
                              Befundenen vertheilt und der anderen Gegenstaͤnde nach dem Befunde der Jury
                              ehrenvoll erwaͤhnt. Praͤses der Beurtheilungs-Commission war
                              der wuͤrdige Herr Graf Joseph v. Dietrichstein und das befoͤrdernde und belebende
                              Prinzip des Ganzen der um Boͤhmen und dessen hochgesteigerter Industrie
                              hoͤchst verdiente Oberstburggraf und Praͤsident des k. k.
                              Landes-Guberniums Karl Graf v. Chotek.
                           
                        
                           Ueber den Einfluß der Maschinen auf die Beschaͤftigung
                              der Arbeiter.
                           Mit der großen Veraͤnderung der Dinge in Frankreich ward eine Sache neuerdings
                              in Anregung gebracht, die sowohl in diesem Lande als in England schon so oft zu
                              Unordnungen Anlaß gegeben hat. Wir meinen die Abneigung, welche die arbeitende
                              Klasse und selbst unaufgeklaͤrte Menschen aus gebildeterem Range gegen die
                              Anwendung von Maschinen finden. Die Stokung aller Industrie, die in Frankreich in
                              Folge der Revolution und des Ungewissen schwankenden Zustandes eintrat und sich
                              uͤber ganz Europa mehr oder minder verbreitete, nahm vielen Arbeitern ihren
                              Verdienst. In Frankreich, wo das Volk wieder einmal des Zuͤgels Meister
                              geworden war, die Aufregung noch alle Klassen fieberisch bewegte, schrieben viele
                              brodlose Arbeiter den Maschinen ihre schlimme Lage zu, und wendeten ihre
                              zerstoͤrenden Haͤnde gegen diese in der Hoffnung, sich derselben mit
                              eben dem Erfolge zu erledigen, mit welchem sie die alte fehlerhafte
                              Regierungsmaschine Karls X. zertruͤmmert hatten.
                           So schlimm die Folgen der uͤbrigens nothwendigen politischen Reaction momentan
                              waren, so haͤtten jene einer solchen industriellen Umwaͤlzung, wenn
                              sie allgemein uͤber ganz Frankreich ausgefuͤhrt worden waͤre,
                              noch unendlich viel zerstoͤrender und moͤrderischer fuͤr den
                              Nationalwohlstand werden muͤssen. Es vereinigte also die neue herrschende
                              Gewalt alle ihre Kraͤfte, um derselben fuͤr den Augenblik zu begegnen,
                              durch oͤffentliche Arbeiten, durch gewaltsame Einschreitungen u.s.w., und fand in der Société d'instruction
                                 élémentaire eine thaͤtige Alliirte, welche versuchte
                              dem Uebel dadurch mehr von Grund aus abzuhelfen, indem sie die Feinde der Maschinen
                              uͤber ihren Irrthum aufzuhellen versuchte. Sie sezte zu diesem Zweke einen
                              Preis von 500 Franken fuͤr die beste Abhandlung uͤber diesen
                              Gegenstand aus, welche unter den Arbeitern verbreitet werden sollte.
                           Dieser wurde am 24. Nov. 1830 endlich unter drei Bewerbern getheilt und deren
                              Abhandlungen zusammen unter dem Titel: De l'utilité
                                 des machines (Paris, de l'imprimerie de David
                              1831), zum Druke befoͤrdert.
                           Eine Dame, Elisabeth Belnard in Paris erhielt den ersten
                              Preis von 300 Fr. Ihre Schrift fuͤhrt den Titel: Des
                                 Machines, de leur influence sur laprospérité de la nation et le
                                 bien-être des ouvries.
                           Dr. med. Tuͤrk in Nancy, und M. Bereuger, Uhrmachergesell in Paris, erhielten jeder einen
                              Antheil von 100 Franken. Jener schrieb einen Dialogue entre
                                 plusieurs ouvriers sur les avantages des machines: dieser eine Abhandlung De
                                 l'influence des mécaniques sur le prix de salaires et le hienêtre
                                 du peuple. Ihre drei Abhandlungen liegen vor uns und wir wollen deren
                              wesentlichen Inhalt zusammenfassen und unseren Lesern nebst einigen eigenen Gedanken
                              in Kuͤrze mittheilen.
                           Die drei Verfasser bemuͤhen sich durch Beispiele, Thatsachen, Zahlen zu
                              beweisen, welchen allgemein nuͤzlichen Einfluß die Maschinen aller Art auf
                              die Bequemlichkeit und das Wohlseyn der menschlichen Gesellschaft aͤußern.
                              Eine Wassermuͤhle ist im Stande 36 Hektolitres Getreide des Tages zu mahlen,
                              wozu es mit Handmuͤhlen 155 Leute beduͤrfte. Wenn jeder derselben mit
                              2 Fr. bezahlt wuͤrde, kaͤmen diese 36 Hektolitres auf 310 Fr. zu
                              stehen. Ein Wasserwerk kostet dagegen jaͤhrlich 3000 Fr., also 40 Fr.
                              taͤglich fuͤr 310 Fr., woraus sich ergibt, daß auf 36 Hektolitres
                              Getreide durch die Wasserkraft 300 Fr. gespart und der Preis des Kilogrammes Brod um
                              2 Gols erniedrigt wird. Hiebei ist die Wirkung noch nicht beruͤksichtigt, die
                              eine so schwere anstrengende Arbeit als das Treiben der Handmuͤhlen auf die
                              ungluͤklichen Arbeiter aͤußern wuͤrde. – Als die
                              Wissenschaft der Mechanik noch nicht ausgebildet war, waren drei Viertheile der
                              Bevoͤlkerung im groͤßten Elend; allgemeine Hungersnoth trat
                              haͤufig ein und raffte einen Theil der Bevoͤlkerung weg. Ehe die
                              Buchdrukerei erfunden war, lebten eine kleine Zahl Copisten kaͤrglich und
                              verkruͤppelnd von ihrem Geschaͤfte. Nun verdienen alle
                              Buchdrukerarbeiter, deren Anzahl jene mehr als zweihundert Mal uͤbersteigt, 4
                              bis 40 Franken des Tags. Als es keine Strumpfwirkerstuͤhle gab, verdiente
                              eine Jahr aus Jahr ein baarfußlaufende Strikerin 6 bis 8 Sous des Tags. Nun werden
                              die Strumpfwirker mit 40 bis 50 Sols bezahlt.
                           Seht, „sagt Dr. Tuͤrk, indem er sich an
                                 die Maschinenfeinde wendete,“ – Seht, wenn man alle Maschinen,
                              deren die Agrikultur sich bedient, vernichten wuͤrde, was wuͤrde
                              geschehen? – Etwa zehn Millionen arbeitsfaͤhige Menschen moͤgen
                              in Frankreich seyn. Glaubt ihr, daß diese Zahl, so groß sie scheint, hinreichen
                              wuͤrde, ohne Pflug, Ege, Dreschmaschine, Muͤhlen u.s.w. den Boden zu
                              bebauen und fuͤr sich und ihre Familien Nahrung zu erzeugen? Nein gewiß
                              nicht, und ein Theil des Erdreiches muͤßte unbebaut bleiben, und ein Theil
                              der Bevoͤlkerung in kurzer Zeit dem Elende und Hunger anheim fallen. Ohne
                              Kuͤnste, ohne Maschinen, ohne Manufakturen wuͤrde selbst dem
                              Geringsten das Einzige entzogen, was ihm das Leben noch ertraͤglich macht;
                              die menschliche Gesellschaft wuͤrde in den Zustand der Verwilderung
                              zuruͤkkehren, in Felle, ungegerbtes Leder sich kleiden oder gleich Wilden
                              nakt und bloß in den Waͤldern umherirren. Seht doch den Zustand jener
                              uncultivirten Nationen anderer Welttheile, die in den fruchtbarsten Laͤndern
                              wild umher irren? – Wollt ihr mit ihnen tauschen? – Sie haben Alles
                              besser als wir Europaͤer, ein herrliches Klima, fruchtbarer Boden, und
                              dennoch koͤnnen sie kaum den hundertsten Theil des Nuzens daraus ziehen, den
                              wir aus unserm Boden gewinnen. Was fehlt ihnen dazu? – Werkzeuge und
                              Maschinen, denn Maschinen sind nichts als verbesserte Werkzeuge. Unsere Stadt hat
                              30,000 Einwohner, wovon viele von Tuchmacherei leben. Wenn nun diese Arbeit noch
                              unvollkommen waͤre, ohne Kardaͤtsch-, Spinn-,
                              Waschmaschinen, ohne Schnellschuͤzen, ohne Schermaschinen, so wuͤrde
                              die Elle ordinaͤres Tuch vielleicht mehr als 100 Fr. kosten. Wie viel Leute
                              glaubt ihr, daß es in unserer Stadt geben kann, die fuͤr diesen Preis es
                              kaufen koͤnnten? – Vielleicht zehn. Nun werden einige Maschinen
                              erfunden, welche die Arbeit so herabbringen, daß zwar ein großer Theil der damit
                              beschaͤftigten Arbeiter entbehrlich sind, und die Elle Tuch fuͤr 50
                              Fr. gegeben werden kann. Wie viel Leute werden dann es kaufen koͤnnen? Gewiß
                              hundert. Und wenn es endlich nur 25 Fr. kosten wird, werden wir vielleicht 1000
                              Individuen finden, die sich es kaufen koͤnnen, und die Consumtion desselben
                              so wie die Arbeit wird sich hundert Mal vermehren. Wenn also einerseits die
                              Handarbeit abnimmt, nimmt andererseits der Verbrauch in weit groͤßeren
                              Verhaͤltnissen zu und ersezt so wieder jenen Verlast der arbeitenden Klasse
                              doppelt, gibt ihr Beschaͤftigung und groͤßeren Verdienst. So haben wir
                              bereits 800 Schermaschinen in Arbeit, die taͤglich 444,000 Ellen Tuch scheren
                              koͤnnen was der Arbeit von 24,000. Handscherern gleich koͤmmt. Die
                              jaͤhrliche Ausgabe zum Unterhalt jener 800 Maschinen kostet, 1,620,000 Fr.,
                              waͤhrend jene 24,000 Arbeiter etwa 10,506,000 Franken kosten wuͤrden,
                              und das Tuch um so viel vertheuern, seinen VerbrauchVerbrarch um so viel verringern muͤßten.
                           Eure Vaͤter werden sich noch erinnern, wie viele Baumwollenspinner in
                              Frankreich waren, als wir die mechanischen Spinnereien noch nicht besaßen, und wie
                              theuer damals Baumwollenzeuge waren. Laßt sie nun die Anzahl der Arbeiter
                              zaͤhlen, die sich nebst den Maschinen mit hoͤherm Lohne dabei
                              beschaͤftigen. Jenen Handspinnern war der Verbrauch der Waaren, die sie
                              verfertigen halfen, versagt; jezt schmuͤkt und kleidet sich jede
                              Maschinenspinnerin mit den wohlfeilen Hizen, und so werden diese Maschinen
                              Wohlthaͤter an denen, die sie bei ihrem Erscheinen mit dem bittersten Hasse
                              verfolgten. Welche Wunder die Baumwollen Spinnmaschinen in England hervorbrachten,
                              durch welche ein einziger Arbeiter 400 Faͤden auf einmal spinnen kann,
                              erfahren wir durch J. B. Say, dessen Kenntnisse und
                              Wahrheitsliebe in ganz Europa bekannt sind. Vor ihrer Erfindung gab es in
                              England....
                           
                              
                                 5,200
                                 Spinnerinnen und
                                 
                              
                                 2,700
                                 Weber.
                                 
                              
                                 –––––
                                 
                                 
                              
                                 7,900
                                 im Ganzen.
                                 
                              
                           Im J. 1787, nur 10 Jahre nach der Einfuͤhrung der
                              Maschinen zaͤhlte man
                           
                              
                                 105,000,
                                 Spinner aus allen Altersklassen,
                                 
                              
                                 207,000,
                                 Menschen mit der Weberei beschaͤftigt.
                                 
                              
                                 –––––––
                                 
                                 
                              
                                 312,000
                                 Arbeiter im Ganzen.
                                 
                              
                           Haben die Maschinen den Arbeitern ihre Arbeit geraubt?
                              –
                           Seht das große, reiche, bevoͤlkerte und geschikte industrielle Land China, wo
                              Alles mit der Hand gemacht wird. Millionen sind im tiefsten Elende, Taufende sterben
                              jaͤhrlich Hungers, Eltern ertraͤnken ihre nahrungslosen Kinder. Ist
                              euer Zustand diesem nur im entferntesten aͤhnlich? – Als die Uhren
                              noch mit der Hand gemacht wurden, hatte unsere Stadt einen Uhrmacher, der in Duͤrftigkeit lebte. Nun, da durch die
                              Maschinen alle Theile vorbereitet werden, das Werk einer Uhr nur 1 1/2 Franken
                              kostet, leben hier deren zwoͤlfe bei reichlichem Auskommen von der
                              Uhrmachern, und dort wo sie fabricirt werden, leben und bereichern sich Tausende
                              davon.
                           Auch den Vorwurf, daß Maschinen im Moment ihrer Erfindung die Verhaͤltnisse
                              aͤndern und viele Arbeiter brodlos machen, finden wir triftig widerlegt. Wenn
                              eine neue Maschine erfunden wird, welche die Handarbeit ersezt, verhindern viele
                              Umstaͤnde ihre schnelle Verbreitung. Der Erfinder haͤlt seine
                              Erfindung mehrere Jahre an sich zuruͤk; eine neue Maschine ist fast nie
                              sogleich vollkommen, und ihre Erzeugnisse sind oft zwar wohlfeiler, aber weniger
                              vollkommen als die Handarbeit; selbst bei gleicher Guͤte haben sie feindliche
                              Vorurtheile zu bekaͤmpfen, die ihre Verbreitung hindern. Der Ankauf neuer
                              Maschinen erfordert haͤufig großes Kapital, welches nicht alle Fabrikanten
                              besizen oder daran wagen wollen, ehe lange Erfahrung die Tuͤchtigkeit
                              derselben hinlaͤnglich sicher gestellt hat. Sie koͤnnen
                              unmoͤglich so schnell verfertigt werden, daß auf sie die Erzeugung aller
                              Waaren derselben Art, die bisher durch Handarbeit erzeugt waren, auf einmal
                              uͤbergehen. Die Handarbeiter koͤnnen oft mehrere Jahrzehnte lang mit
                              den Maschinen kaͤmpfen, und wenn dieses endlich nimmer moͤglich wird,
                              wenn die Preise der Gegenstaͤnde durch die Maschinen so herabgedruͤkt
                              sind, daß die Handarbeit nimmer konkurriren kann, was Alles nur sehr stufenweise
                              geschieht, so hat sich mit der Wohlfeilheit zugleich der Verbrauch so vermehrt, daß
                              nebst den Maschinen so viel und mehr Arbeiter in demselben Zweige
                              beschaͤftigt sind, als vorher ohne Maschinen.
                           Neue Veraͤnderungen, neue Abarten der Fabrikation entstehen, die wieder
                              Handarbeit erfordern, die
                              Arbeit wird oft auf eine hoͤhere Stufe gefuͤhrt, wird mehr rationell
                              und geht wieder in die Haͤnde der Menschen uͤber, denen die Maschine,
                              mit dem mechanischen Theile beschaͤftigt, zur Seite steht. So gab es noch
                              hundert Jahre nach Erfindung der Drukerei Copisten. Lange kaͤmpfte die
                              Handspinnerei mit den Maschinen; noch jezt gibt es Struͤmpfestrikerinnen.
                              Noch jezt arbeiten viele Papiermacher aus der Buͤtte, troz der mechanischen
                              Papierfabriken. Noch jezt hat die groͤßere Zahl der Buchdruker Handpressen.
                              Noch jezt gibt es troz der Walzendrukmaschinen, eine weit groͤßere Zahl
                              Zißdruker als je vor der Existenz dieser Maschinen bestanden haben. Noch jezt ist
                              die menschliche Hand in unzaͤhligen Gegenstaͤnden thaͤtig, wo
                              die Dampfkraft sie vortheilhaft ersezen koͤnnte, und Jahrhunderte werden
                              vergehen bis diese hartnaͤkige Menschenhand verdraͤngt seyn wird. Ja
                              wird es einst dahin kommen, so wird der menschliche Geist fuͤr sie neue
                              doppelte Beschaͤftigung vorbereitet und erfunden haben, und es wird keine
                              anderen Arme geben, als die Arbeitsunfaͤhigen, die Faulen und Verschwenden
                              Dieses lehrt uns die Geschichte der Vergangenheit, welche immer der Spiegel der
                              Zukunft war und bleiben wird. Darum wenn es wahre Wohlthaͤter des
                              Menschengeschlechts gab und gibt, so waren es die Erfinder von Maschinen, welche den
                              Menschen von laͤstigen, gesundheitsgefaͤhrlichen, oft
                              moͤrderischen Handarbeiten befreiten, und ihn seinem wahren Standpunkte,
                              jenem des einzigen wirklich rationellen Geschoͤpfes dieser Welt,
                              naͤher fuͤhrten. So wie der Krieg, den Napoleon gegen England durch
                              die Einfuͤhrung der Baumwollenspinnereien in Frankreich fuͤhrte,
                              seinem Lande mehr Nuzen verschaffte als alle seine Siege, so haben die Erfinder von
                              Maschinen allen Zeiten der Menschheit mehr Gutes gethan als alle Eroberer, und nur
                              den Maschinen hat Europa den hohen Standpunkt, den es heute inne hat, der ihm die
                              Macht gab alle seine Schwesternwelttheile zu erobern oder zu bevormundschaften, und
                              zu cultiviren, – zu verdanken. Den Maschinen des Archimedes verdankten seine
                              Landsleute ihre Siege zur See und zu Land; dem Pulver des deutschen Moͤnchs
                              verdankte Europa seine Eroberung Amerika's, u.s.w.
                           
                        
                           Preise fuͤr Werkfuͤhrer von Fabriken, um den
                              Eifer derselben zu erhoͤhen und zu unterhalten.
                           Die Société d'encouragement zu Paris
                              fuͤhlte seit langer Zeit, daß die Preise, welche dieselbe jaͤhrlich
                              denjenigen ertheilte, die sich im Felde der Industrie auszeichneten, ihrem Zweke
                              nicht entsprachen, und daß dieses von ihr befolgte System eine große Luke lasse.
                              Diese Belohnungen wirken naͤmlich nicht bis auf die Werkstaͤtten
                              selbst zuruͤk; sie fallen fast immer nur den Eigenthuͤmern großer
                              Unternehmungen, den Leuten von Genie, welche die Theorien der Wissenschaft dadurch
                              befruchten, daß sie dieselben auf unsere Beduͤrfnisse anwenden, den
                              Kapitalisten, die ihr Vermoͤgen der Wohlfahrt des Handels und des
                              Gewerbfleißes widmen, kurz den industriellen Groͤßen oder Eminenzen zu,
                              waͤhrend die arbeitende Klasse selbst fast nie einen Antheil an denselben
                              hatte. Und doch verdanken wir den Erfolg und das Gelingen so vieler Unternehmungen
                              dem Talente und der Thaͤtigkeit der Werkfuͤhrer und anderer wirklicher
                              Arbeiter, welche so oft durch die Kenntnisse, welche sie sich durch die
                              laͤngere Ausuͤbung ihres Gewerbes erwarben, durch eine
                              gluͤkliche Gabe der Natur, durch ihren unermuͤdlichen Eifer
                              fuͤr die Fabrik, die sie leiten, durchaus unentbehrlich werden. Die
                              Gesellschaft ernannte daher eine eigene Commission, welche die Mittel ausfindig
                              machen und vorschlagen sollte, durch welche unter den Arbeitern der
                              Werkstaͤtten die Liebe zur Arbeit, der Eifer fuͤr Erfuͤllung
                              der Pflichten ihres Gewerbes, und der Geist der Ordnung erhalten und erhoͤht
                              werden koͤnnte. Der Bericht, welchen Hr. Francoeur
                              im Namen dieser Commission erstattete, und aus welchem wir hier einen Auszug
                              liefern, befindet sich im Bulletin de la
                                 Société d'encouragement 1830, October S. 387. Die Commission
                              ging von der Idee aus, daß man zur Erreichung obigen Zwekes vorzuͤglich auf
                              die untergeordneten Fuͤhrer der Werkstaͤtten und Fabriken, auf die
                              sogenannten Werkfuͤhrer, wirken muͤsse, indem diese die Hauptelemente
                              des gluͤklichen Erfolges der meisten Unternehmungen sind, und indem diese,
                              dessen ungeachtet, so haͤufig in einem großen Grade von Duͤrftigkeit
                              leben muͤssen. Sie glaubte daher, daß man den Werkfuͤhrern, welche mit
                              Eifer, Thaͤtigkeit und Kenntniß gedient, Belohnungen ertheilen muͤsse,
                              und daß ein fuͤnfjaͤhriger vorwurfsfreier Dienst der selben hinlaͤnglich sey, um auf
                              diese Belohnungen Anspruch machen zu koͤnnen. Der Vorschlag der Commission
                              lautet daher wie folgt:
                           1) Im Jahre 1831 werden in der Hauptsizung des ersten Semesters Medaillen von Bronze
                              an die Werkfuͤhrer der groͤßeren industriellen Anstalten von ganz
                              Frankreich vertheilt werden. Eine zweite aͤhnliche Vertheilung wird im Jahre
                              1833, und in der Folge von vier zu vier Jahren Statt haben.
                           2) Auf jeder Medaille, mit welcher eine Summe von 50 Fr. verbunden ist, wird der Name
                              des Werkfuͤhrers und jener der Anstalt, an welcher er arbeitet,
                              eingravirt.
                           3) Die Zahl der Medaillen, welche jedes Mal vertheilt werden, wird hoͤchstens
                              100 betragen; sollte die Gesellschaft nicht 100 Concurrenten dieser Auszeichnung
                              wuͤrdig halten, so wuͤrde sie die Zahl dieser Belohnungen, die nur dem
                              Verdienste zugestanden werden duͤrfen, vermindern.
                           4) Die Werkfuͤhrer, welche sich um diese Medaillen bewerben wollen,
                              muͤssen sich mit gehoͤrig legalisirten Zeugnissen versehen, in welchen
                              ihre Moralitaͤt und die Dienste bezeugt sind, welche sie im Laufe von 5
                              Jahren der Anstalt leisteten, an welchen sie als Arbeiter beschaͤftigt sind.
                              Diese Zeugnisse muͤssen nicht bloß von dem Chef des Hauses, von dem Maire und
                              von den Ortsbehoͤrden, sondern auch von den Civil- oder
                              Militaͤringenieurs und von jenen Mitgliedern der Société d'encouragement bestaͤtiget werden, welche an
                              den Orten, wo sich die Anstalt befindet, wohnen oder welche dieselbe oͤfter
                              besuchen. Die Zeugnisse muͤssen die groͤßte Authenticitaͤt
                              haben, und muͤssen der Gesellschaft vor dem 1. Februar des Jahres, in welchem
                              die Vertheilung der Medaillen Statt hat, eingesendet werden.
                           5) Der Werkfuͤhrer darf weder ein Bluts- noch Heirathsverwandter des
                              Fabrikeigenthuͤmers, noch ein Associé desselben seyn. Er muß lesen und
                              schreiben koͤnnen; er muß sich durch seinen Fleiß im Arbeiten, durch seine
                              Kenntnisse, und durch die Dienste ausgezeichnet haben, welche er seiner
                              Werkstaͤtte leisten. Bei gleichem Verdienste erhaͤlt jener den Vorzug,
                              welcher zeichnen kann, oder welcher seine Kunst in irgend etwas vervollkommnet hat.
                              Die Zeugnisse muͤssen daher auch alle Details geben, durch welche man in den
                              Stand gesezt wird, die Eigenschaften des Preisbewerbers gehoͤrig zu
                              wuͤrdigen.
                           6) Dieser Bericht wird gedrukt und vertheilt werden, um denselben bekannt zu machen,
                              und um die Aufmerksamkeit der Arbeiter auf ihn zu leiten. Au jene Vorstaͤnde
                              von großen Anstalten, welche bei der vorhergehenden Ausstellung der
                              Industrieproducte eine Medaille von Gold oder Silber erhielten, werden Briefe
                              gerichtet werden. Alle Praͤfecten werden gebeten werden den Beschluß der
                              Gesellschaft in allen Werkstaͤtten ihres Departements bekannt zu machen.
                           Wir werden unsere Leser seiner Zeit von dem Erfolge dieser Preisvertheilungen
                              unterrichten, die zwar wenig zur Hebung der in Anregung gebrachten
                              Duͤrftigkeit so vieler derlei Arbeiter beitragen duͤrften, von denen
                              sich aber dadurch einiger Vortheil erwarten laͤßt, daß sie das unter der
                              arbeitenden Klasse so sehr gesunkene Ehrgefuͤhl etwas emporbringen. Die
                              Gediegeneren werden jedoch, wie uns scheint, diese Art von Preisevertheilung mit
                              Recht zu kleinlich finden.
                           
                        
                           Explosion eines der Dampfwagen des Hrn. Gurney.
                           Ein Dampfwagen des Hrn. Gurney wurde neulich zu Glasgow
                              durch eine Explosion des Kessels in Stuͤke zerschlagen. Die Katastrophe
                              geschah in dem Square der Cavalry Barracks, wo man den Wagen dem Publicum zeigte. Er
                              war gerade einige Mal um diesen Vergnuͤgungsplaz herumgefahren und hatte an
                              einem Ek desselben gehalten, wo einige Leute ausstiegen. Zwei Knaben stiegen in
                              denselben hinein und mehrere Personen waren in dem Begriff ihnen zu folgen, als der
                              Kessel mit einer fuͤrchterlichen Explosion zerbarst und den Wagen in
                              unzaͤhlige Stuͤke zerschmetterte. Die zwei Knaben wurden sehr schwer
                              im Gesicht und an anderen Theilen des Koͤrpers verwundet. Die Ursache der
                              Explosion kennt man noch nicht genau. (Glasgow Paper.
                                 Mechanics' Mag. N. 409.)
                           
                        
                           
                           Neuer Dampfwagen der HHrn. Napier.
                           In der Maschinenfabrik der HHrn. William Napier und Comp.
                              zu Glasgow baut man gegenwaͤrtig einen Dampfwagen, der sich nicht nur
                              fuͤr Eisenbahnen, sondern auch fuͤr gewoͤhnliche Straßen eignet
                              und ganz verschieden von demjenigen des Hrn. Gurney ist.
                              Er wird die Laͤnge einer gewoͤhnlichen Postkutsche sammt den Pferden
                              haben und auch dieselbe Breite. Der Wagen und die Maschinen (es sind zwei solche
                              vorhanden) sind von einander getrennt; der Wagen wird hinter der Maschinerie
                              gezogen. Der Mechanismus der Maschinerie gruͤndet sich auf ein Prinzip,
                              welches von allen bisher bei fortschaffenden Maschinen befolgten sehr verschieden
                              ist; die Kraft wird naͤmlich den Raͤdern nicht durch eine Kurbel,
                              sondern durch ein Laufband mitgetheilt. Die Sicherheitsventile sind ebenfalls nach
                              einem neuen Prinzip verfertigt und von solcher Beschaffenheit, daß sie die bei
                              Hochdrukmaschinen vorkommenden Unfaͤlle fast unmoͤglich machen. Die
                              vor dem Wagen angebrachte Maschinerie wird mit einer hoͤlzernen Bedekung
                              versehen und ganz unsichtbar seyn. Es werden zwoͤlf Personen in der Kutsche
                              und neun außerhalb derselben sizen koͤnnen. Die Achse und Raͤder haben
                              ebenfalls eine besondere Einrichtung, die Vorderraͤder laufen naͤmlich
                              unter dem Wagen und die Federn befinden sich alle außerhalb desselben. Der Kasten
                              des Wagens laͤuft nur sechszehn Zoll uͤber dem Boben. Da der Wagen von
                              den Maschinen getrennt ist, so kann er leicht in eine gewoͤhnliche
                              Postkutsche umgeaͤndert und durch Pferde gezogen werden, was fuͤr den
                              Fall einer Beschaͤdigung der Maschinerie hoͤchst wichtig ist. Die
                              HHrn. Napier geben ihrem Wagen den Namen Naepeer. Glasgow Chronicle. Galignani. N. 5059.)
                           
                        
                           Eisenbahn zwischen Liverpool und Manchester.
                           Jeder Tag uͤberzeugt uns mehr von der Wichtigkeit dieses Unternehmens. Zu den
                              Zeiten, wo die Communication zwischen diesen Staͤdten am staͤrksten
                              ist, reisten fruͤher 750 bis 800 Passagiere taͤglich zwischen ihnen
                              hin und her. Lezten Mittwoch aber fuhren auf der nun hergestellten Eisenbahn 2000
                              Personen theils von Liverpool nach Manchester, theils von dieser nach jener Stadt,
                              gestern aber wurden sogar 2500 Passagiere und 400 Tonnen Guͤter auf der Bahn
                              gefahren. (Liverpool Mercury 27. Mai 1831, Mechanics' Magazine. N. 409.)
                           Die Actionnaͤre der Eisenbahn hielten neulich eine Versammlung, worin
                              beschlossen wurde noch 6375 Actien, jede zu 25 Pfund Sterling auszugeben. Mit diesem
                              neuen Capital sollen theils einige Summen, welche die Gesellschaft der Regierung
                              schuldet, bezahlt, theils Magazine u.s.w. errichtet werden. Die
                              Netto-Einnahme wird Ende naͤchsten Monates 30,000 Pfd. St. betragen,
                              womit wieder ein Dividend von vier Procent bezahlt wird, was acht Procent
                              jaͤhrlich betraͤgt. Im Durchschnitt fahren taͤglich 1300
                              Passagiere auf der Bahn. (Examiner. Galignani. N.
                              5062)
                           
                        
                           Neues Schleußensystem des Hrn. Burdin.
                           Hr. Burdin hatte es sich zur Aufgabe gemacht, das Wasser,
                              welches von einem Kanale verzehrt wird, lediglich auf jene Quantitaͤt zu
                              beschraͤnken, welche nothwendig durch die Infiltration und
                              Verduͤnstung verloren geht; d.h. er wollte den Verlust an Wasser ersparen,
                              welchen der Durchgang eines Schiffes durch eine Schleuße mit gewoͤhnlichem
                              Schleußeneinsaze verursacht. Er hat seine Aufgabe gluͤklich geloͤst,
                              und das Resultat derselben in einem Werke niedergelegt, welches unter folgendem
                              Titel erschien:
                           Nouveau Systéme d'écluses évitant toute
                                 perte de forces vives, autrement dit, ne de dépensant qu'un poids d'eau
                                 égal á celui des bateaux ascendans, et gagnant, an contraire, la
                                 même quantité de liquide à la descente de ces derniers: par
                                 M. Burdin, ingénieur en chef au Corps royal des
                                 mines. In 4°. de 31 pages, avec une planche
                                 gravée par Adam Carillan
                              Gocury. Paris 1830.
                           Das Princip, auf welchem Hrn. Burdin's Schleusten beruhen,
                              ist nach Hrn. Maltet, der im Bulletin d. l. Société d'encouragement 1830. Octobre S. 391. einen sehr vortheilhaften Bericht
                              uͤber dieses Werk erstattete, folgendes. Wenn man sich einen Heber mit doppelter Beugung
                              denkt, an welchem der eine Arm seine Oeffnung oben hat, waͤhrend der andere
                              umgekehrt ist, und an welchem beide Arme gleichen Durchschnitt haben; wenn man
                              annimmt, daß diese beiden Arme durch einen dritten mittleren von irgend einem
                              Durchschnitt verbunden sind; daß in dem umgekehrten Arme ein Staͤmpel
                              angebracht ist, welcher sich ohne Gewicht und ohne Friction bewegt; wenn man endlich
                              voraussezt, daß der, auf diese Weise eingerichtete, Heber mit Wasser gefuͤllt
                              ist, so werden sich die beiden Wassersaͤulen ins Gleichgewicht sezen, so wird
                              die Oberflaͤche der aufsteigenden Saͤule gleiches Niveau mit dem
                              oberen Theile eines Staͤmpels haben, und dieser Stand der Dinge wird immer
                              anhalten, auf welcher Hoͤhe sich auch der Staͤmpel befindet. Sezt man
                              aber in dem aufsteigenden Arme eine kleine Quantitaͤt Wasser zu, oder nimmt
                              man dieselbe weg, so wird Alles in demselben eine steigende oder fallende Bewegung
                              annehmen. Hierauf beruht die ganze Einrichtung der Schleußen des Hrn. Burdin, der sich gegenwaͤrtig mit Erfindung einer
                              neuen Anwendung der Dampfmaschinen zum Transporte auf Straßen
                              beschaͤftigt.
                           
                        
                           Transportable hoͤlzerne Haͤuser des Hrn.
                              Blom.
                           Hr. Blom, schwedischer Oberst beim Geniewesen, legte der
                              Akademie zu Paris, bei Gelegenheit der Expedition nach Algier, seine Abhandlung
                              uͤber eine neue Art von hoͤlzernen transportablen Haͤusern vor,
                              uͤber welche Hr. Navier in der Sizung vom 11.
                              October 1830 einen guͤnstigen Bericht erstattete. In verschiedenen
                              Laͤndern, besonders in Schweden und Rußland, in der Umgegend von St.
                              Petersburg, wurden bereits viele solche Haͤuser erbaut. Einige Tage reichen
                              hin um sie anzustellen und abzubrechen. Hr. Blom
                              erwaͤhnt einer Wohnung, welche seit 8 Jahren an verschiedene Orte, die 150
                              Meilen von einander entfernt sind, versezt wurde, ohne daß sie in Hinsicht auf
                              Festigkeit und Eleganz irgend etwas verloren haͤtte. Der Bau des Hrn. Blom unterscheidet sich sehr von den hoͤlzernen
                              Haͤusern, welche seit langer Zeit in Schweden und Rußland verkauft werden,
                              und welche aus großen gezimmerten Balken bestehen, deren Transport sehr kostspielig
                              ist, und die, nachdem sie aufgestellt wurden, noch lange Arbeit erfordern, ehe sie
                              ein bewohnbares Haus geben. Die Haͤuser des Hrn. Blom sind eher eine Tischler- als eine Zimmermanns-Arbeit.
                              Die außeren Waͤnde bestehen aus senkrecht gestellten, in einander gefalzten
                              Dielen; die innere Wand ist auf aͤhnliche Weise zugerichtet. Zwischen den
                              beiden Waͤnden, befindet sich eine Art von Pappendekel, der allen
                              Luftdurchzug verhindert. Balken sind zu den Waͤnden keine nothwendig. Die
                              Eken sind durch Schrauben vereinigt, deren Koͤpfe verstekt werden
                              koͤnnen. Das Dach und der Fußboden werden auf aͤhnliche Weise gemacht.
                              Das Holz wird durch Anstreichen mit einer Oehlfarbe oder durch eine andere
                              Uebertuͤnchung gegen Verderbniß geschuͤzt. Hr. Blom fuͤgte seiner Abhandlung die Zeichnung eines Hauses von 50 Fuß
                              Laͤnge bei, welches im Parke von Stokholm von einer englischen Familie
                              bewohnt wurde. Da das Holz ein sehr schlechter Waͤrmeleiter ist, so lassen
                              sich diese Haͤuser auch in dem rauhen Klima von Schweden und Rußland leicht
                              durch Gluthpfannen mit beweglichen Roͤhren heizen. Die Akademie lud Hrn. Blom ein, ihr die Details der Construction seiner
                              Haͤuser mitzutheilen. – [Wir muͤssen bei dieser Gelegenheit
                              neuerdings auf die tragbaren hoͤlzernen Haͤuser des seligen Hrn.
                              Hofrathes Dr. Schultes (Polyt. Journ. Bd. XXXIII. S. 90.) zuruͤkweisen, die
                              Hr. v. Hoͤßlin in Augsburg (Polyt. Journ. Bd. XXXIV. S. 121.) so schoͤn zur
                              Ausfuͤhrung brachte. Die Haͤuser des Hrn. Hofr. Schultes scheinen uns wegen, geringerer Kosten des Materiales,
                              groͤßerer Leichtigkeit und Schnelligkeit des Aufbauens und des Transportes,
                              und vorzuͤglich deßhalb Vieles vor den Blom'schen Haͤusern voraus zu
                              haben, weil sie keine Tischlerarbeit erfordern, sondern von jedem auch noch so
                              unverstaͤndigen Zimmermanne mit Leichtigkeit erbaut werden
                              koͤnnen.]
                           
                        
                           Erhizen der Kupferplatten mittelst Dampf.
                           Dr. Birkbeck bemerkte neulich in einer Vorlesung in der
                              Mechanics' Institution, daß man nun das
                              gewoͤhnliche schaͤdliche Verfahren, die Platten beim Kupferdruken zu
                              erhizen, aufzugeben anfange und denselben Zwek auf eine eben so wirksame und der Gesundheit
                              nicht nachtheilige Weise durch Erhizen derselben mittelst Dampf erreiche. (Mech. Mag. N. 409.)
                           
                        
                           Schildpadgewinnung zu San Blas.
                           Zu San Blas auf der Kuͤste von Darien haben sich Indianer niedergelassen bloß
                              in der Absicht Schildkroͤten zu sammeln. Sie stehen unter der Leitung von
                              drei englischen, zwei amerikanischen und drei columbischen Kaufleuten. Die Menge der
                              Schildkroͤtenschalen, welche sie jaͤhrlich sammeln, betraͤgt im
                              Durchschnitt 45,000 Pfund und ihr Werth ungefaͤhr 28,000 Pfund Sterling. Es
                              sind viele Etablissements dieser auf jener Kuͤste. Die Menge der gesammelten
                              Schildkroͤten ist nach den Jahreszeiten sehr verschieden. Es ist
                              merkwuͤrdig, daß die schoͤnste und folglich die geschaͤzteste
                              Schale dem Thier bei seinem Leben abgezogen wird, und daß sie gegen die Zeit wo
                              dasselbe stirbt, an Schoͤnheit immer mehr abnimmt. Die schreklichen Qualen,
                              welche das Thier bei dieser Operation ausstehen muß, kommen bei den Kaufleuten gar
                              nicht in Betracht. (United Service Journal. Mechanics'
                                 Magazin. N. 409. (Vergl. auch polytechnisches Journal Jahrgang 1829.)
                           
                        
                           Menge der nach d'Arcet's Methode in Einem Jahre in Paris bereiteten
                              Knochengallerte.
                           Hr. d'Arcet gibt im Bulletin de la
                                 Société d'encouragement 1830, Novbr. S. 383. einen Bericht
                              uͤber die Erzeugung und Anwendung der Knochengallerte zu Paris vom 9. October
                              1829 bis zum 8. October 1830, woraus wir hier das Wesentlichste ausziehen. Der
                              Apparat im Spitale Saint-Louis erzeugte aus den Knochen des daselbst
                              waͤhrend obiger Zeit verzehrten Fleisches, d.h. waͤhrend einer
                              bestaͤndigen und regelmaͤßigen Arbeit im Laufe eines Jahres, 293,556
                              Portionen Gallerteaufloͤsung, welche eben so reich an thierischem Stoffe
                              gewesen seyn soll, als die beste bei Hause bereitete Fleischbruͤhe. Der
                              Apparat im Hôtel-Dieu erzeugte in 276 Arbeitstagen 248, 368 Portionen,
                              und jener in der Maison de Refuge gab 102,180 Portionen. Diese drei Apparate
                              zusammengenommen gaben mithin 644,104 Portionen Gallerteaufloͤsungen. Zur
                              Erzeugung einer eben so großen Quantitaͤt Fleischbruͤhe auf die
                              gewoͤhnliche Weise waͤren nach Hrn. d'Arcet
                              161,026 Kilogrammen Fleisch, oder das Fleisch von 536 Ochsen noͤthig gewesen.
                              Fuͤr die Expedition von Algier wurden 344,728 Zwiebake bereitet, von welchen
                              ein jedes eine Portion Gallerteaufloͤsung oder 10 Gramme trokene Gallerte
                              enthielt. Alle diese Zwiebake zusammen enthielten so viel getroknete thierische
                              Substanz, als man aus der Fleischbruͤhe von 86,182 Kilogrammen Fleisch, oder
                              aus dem Fleische von 287 Ochsen haͤtte gewinnen koͤnnen. Der
                              groͤßte Theil der Gallerte zu diesen Zwiebaken wurde nach Papin's Methode, der andere Theil durch die
                              Salzsaͤure aus den Knochen ausgezogen. Hr. d'Arcet
                              liefert, nach diesen quantitativen Angaben, auch Auszuͤge aus den Berichten,
                              die von der Ecole de Médecine, und von den Administrationen der
                              Spitaͤler Saint-Louis und Hôtel-Dieu uͤber die
                              Anwendung der Knochengallerte als Nahrungsmittel im Großen erstattet wurden, und
                              welche alle sehr zu seinen Gunsten lauten, indem sie sagen, daß die Reconvalescenten
                              besser genaͤhrt wurden, und mithin, zum Vortheile des Spitales, sowohl als
                              ihrer Familien, das Spital fruͤher verlassen konnten. Indem wir uns
                              hieruͤber auf die im polyt. Journ. Bd.
                                 XXXV. S. 135 u. f. und Bd. XXXVII. S.
                                 120 u. f. in den Noten gemachten Bemerkungen uͤber die
                              Knochenleimsuppe beziehen, bemerken wir bloß, daß es uns wahrscheinlich ist, daß
                              diese Resultate nicht einzige Folge der Knochengallerte sind, indem in dem Berichte
                              des Hrn. Desportes am Hôtel-Dieu sehr
                              treffend geschrieben steht, daß die Aerzte mit großem Gefallen gesehen
                              haͤtten, daß, in Folge der Bereitung der Suppe aus Knochen, den
                              Reconvalescenten eine groͤßere Quantitaͤt gebratenen und gedaͤmpften Fleisches gereicht werden koͤnne,
                              indem weniger Fleisch fuͤr Suppe ausgekocht werden mußte. Das Fleisch scheint
                              also hier mehr das Wirksame, so daß der Nuzen der Knochenleimsuppe mehr indirect und
                              mittelbar erscheint, als direct. Wenn die Reconvalescenten neben der
                              Knochenleimsuppe eine groͤßere Portion solchen Fleisches erhalten, in welchem
                              noch Alles Nahrhafte und Staͤrkende enthalten ist, so sind wir ganz mit Hrn.
                              d'Arcet uͤber die Wohlthaͤtigkeit
                              seiner Suppenanstalt einverstanden. – Am Schlusse seiner Abhandlung klagt Hr.
                              
                              d'Arcet noch uͤber die Regierung, die bisher so
                              wenig gethan hat, um die Knochengallerte allgemein in den Spitaͤlern,
                              Armenanstalten, Casernen etc. als Nahrungsmittel einzufuͤhren, er findet die
                              Ursache dieser Saumseligkeit darin, daß nur wenige Regierungen Sinn fuͤr
                              allgemein Gutes und Nuͤzliches haben. In Paris befinden sich bis jezt erst 6
                              große Apparate, einige wurden fuͤr andere Staͤdte Frankreichs
                              bestellt, und drei nach Italien geschikt. Wer solche Apparate wuͤnscht, kann
                              sich in Paris an die HHrn. de Moléon, rue Godot de Mauroy N. 2.; Grouvel, rue des Beaux arts N. 2.; Callot, rue Saint-Antoine
                                 N. 205.; Talabot, rue
                                 Blanche N. 47 bis, Saulnier in der
                              Muͤnze; in Arras an Hrn. Hallette; in Metz an Hrn. Jauner, in Creusot an Hrn. Wilson wenden. Hr. Ingenieur Deleuil in Paris, rue Dauphine N. 24.,
                              verfertigte Modelle des Apparates, welche so groß sind, daß damit taͤglich 30
                              bis 40 Portionen Gallerteaufloͤsung bereitet werden koͤnnen. Diese
                              Modelle koͤnnten nicht bloß von solchen Fabrikanten, denen
                              Waͤsserdampf zu Gebote steht, mit Vortheil verwendet werden, sondern sie
                              dienen auch bei Vorlesungen uͤber technische Chemie die Zubereitung der
                              Gallerteaufloͤsung und der nahrhaften Gallerte, die Ausziehung des Fettes aus
                              den Knochen, die Bereitung des Knochenleimes, das Heizen mit Dampf, das Ausziehen
                              der Lohe und der Farbehoͤlzer, das Roͤsten des Hanfes und des
                              Flachses, das Waschen mit Dampf, das Kochen der Gemuͤse etc. zu zeigen.
                           
                        
                           Dr. Richard Burgeß's Patenttrank fuͤr Gichtkranke.
                           Ein englischer Arzt hat der Welt wieder ein Mal das Scandal gegeben, ein Patent auf
                              das zu nehmen, was seine Pflicht waͤre, so allgemein als moͤglich zu
                              machen, wenn es sich als gut erweist. Wenn schon ein jeder Arzt, der ein sogenanntes
                              Specificum zu besizen vorgibt, und es geheim haͤlt, ein Mensch ist, der
                              seinem Berufe Unehre macht, so ist dieß noch mehr der Fall bei einem solchen, der
                              ein Patent auf ein Heilmittel nimmt. Dergleichen Individuen sind keine Aerzte,
                              sondern Marktschreier, die mit dem Wohle der Menschheit Handel treiben wollen;
                              solche muͤssen ihres Titels oͤffentlich verlustig erklaͤrt
                              werden. Zu diesem Anathema veranlaßte uns folgendes, im Register of Arts Juni 1831 S. 67. befindliches Patent: „Dem Dr. Richard Burgeß aus
                                 Northwick in der Grafschaft Chester wurde am 21. Februar ein Patent auf einen
                                 Trank ertheilt, der das Podagra, den Sand und Gries und andere Krankheiten
                                 heilt, hindert oder erleichtert, und der auch zu anderen Zweken anwendbar ist.
                                 Der Trank, welchen der Patent-Traͤger vorschlaͤgt, ist destillirtes Wasser.“ Es duͤrfte
                              demnach zum Lohne der vielen Muͤhe und Arbeit, welche es Hrn. Dr. Burgeß kostete, um zu entdeken, daß durch Trinken
                              von destillirtem Wasser obige Krankheiten geheilt, verhindert oder erleichtert
                              werden, Niemand ohne Erlaubniß dieses, den Doctortitel usurpirenden, Herrn
                              destillirtes Wasser trinken. Allein zum Troste unserer Podagraisten und anderen
                              Kranken koͤnnen wir versichern, daß bisher noch Jedermann trinken darf, was
                              ihm beliebt, und daß jeder Arzt leider ordiniren darf, was ihm gut duͤnkt, so
                              daß sie nicht befuͤrchten duͤrfen, Mangel an diesem kostbaren Mittel
                              zu leiden. Wir muͤssen auch bemerken, daß Hr. Burgeß nicht ein Mal juridisch berechtigt ist,
                              ein Patent auf ein Mittel zu nehmen, welches schon seit undenklichen Zeiten bekannt
                              ist, und jaͤhrlich von Tausenden benuzt wird. Es ist naͤmlich
                              allgemein bekannt, daß Podagraisten und Steinkranke von dem aͤußerlichen und
                              innerlichen Gebrauche der Quellen zu Gastein, Pfeffers und Leuk. die groͤßte
                              moͤgliche Erleichterung ihrer Leiden erhalten, und eben so bekannt ist es,
                              oder sollte es seyn, daß diese Baͤder beinahe alle so wenig enthalten, wie
                              destillirtes Wasser. Hr. Burgeß mag also vor Allem diese
                              Quellen sperren lassen, da hier die allguͤtige Mutter Natur sein Patent
                              defraudirt. Wahrscheinlich verdankt er ihr seine vermeintliche Entdekung, und wird
                              ihr aus Dankbarkeit gestatten, ihre Quellen noch laͤnger fliegen zu lassen!
                              Zum Schlusse empfehlen wir noch saͤmmtlichen Arthritikern das destillirte
                              Wasser als Getraͤnk; es wird ihnen, wo nicht nuͤzen, so doch gewiß
                              weniger schaden, als alle anderen innerlichen oder aͤußerlichen Mittel, womit
                              sie von ihren Aerzten gequaͤlt werden, oder um welche sie ihre Aerzte bis zum
                              Ueberdrusse martern. Es muß aber ganz rein seyn, und ein Zusaz von einem
                              Hahnemannischen Tropfen des gicht- und steinbringenden Franken- und
                              Rheinweines wuͤrde schon ihre Unfolgsamkeit bestrafen.
                           
                        
                           
                           Ueber eine Krankheit der
                              saͤuerlich-suͤßen Weine.
                           In den heißesten Gegenden des Douro bemerkt man, wenn d. r. Sommer sehr heiß war, und
                              die Trauben sehr reif und sehr reich an Zukerstoff wurden, an dem Weine eine
                              Krankheit, die sich durch folgende Erscheinungen kund gibt. Die Gaͤhrung
                              tritt schnell ein; sie verlaͤuft sehr schnell und heftig, unter Entwikelung
                              einer großen Hize; allein bald darauf faͤllt dieselbe mit einem Male, und
                              bringt man den Wein in Faͤsser, so gaͤhrt er nicht, sondern
                              faͤngt bald an klar zu werden. Vierzehn Tage spaͤter wird der Wein oft
                              truͤb, verliert einen Theil seiner Farbe, und zeigt, wenn man ihn in der
                              Sonne in einer silbernen Tasse betrachtet, glaͤnzende Hefen, welche sich
                              gegen den Boden zu sezen trachten, er hat zwar noch seinen weinigen Geschmak, allein
                              den Geruch hat er beinahe verloren. Das Schoͤnen desselben ist sehr schwer.
                              Nach einem Monate faͤngt solcher Wein neuerdings zu gaͤhren an; er
                              verliert seinen Geruch ganz und gar, und bekommt einen
                              saͤuerlich-suͤßen, Geschmak, seine Farbe verschwindet und geht
                              in einen Stich in's Ziegelrothe scher; er bleibt immer truͤb, und wird nie
                              sauer. Bei der Destillation gibt er keinen Weingeist; trinkt man denselben, so
                              bewirkt er Neigung zum Erbrechen. Ein Zusaz von Branntwein erhoͤht die
                              Krankheit. – Die Heilmittel dieser Krankheit bestehen in Folgendem: Man
                              mische anfangs, und wenn die Krankheit noch nicht deutlich ausgebildet ist,
                              unreifen, herben und gewoͤhnlichen Wein unter den kranken,Wuͤrde man ihn aber uͤber unreife Fruͤchte, z.B.
                                    uͤber unreife Stachelbeeren, unreife Johannisbeeren oder unreife
                                    Trauben gießen, so wuͤrde er nach einigen Wochen wieder ganz gesund
                                    werden und wenn er von diesen unreifen Fruͤchten auf reine
                                    Faͤsser wieder abgezogen wuͤrde, sich Jahre lang gut erhalten.
                                    A. d. R. lasse ihn dann ab, und schoͤne ihn oft; nie laͤßt er sich
                              jedoch ganz wieder auf seinen fruͤheren Zustand zuruͤkfuͤhren.
                              Gyps gibt ihm wieder einige Farbe und etwas Geruch, so daß er wenigstens trinkbar
                              wird. (L' Agriculteur-Manufacturier. 1839
                              November, S. 106.)
                           
                        
                           Kaffee aus Runkelruͤben.
                           Die Cichorienkaffee-Fabrikanten in der Naͤhe von Valenciennes kauften
                              voriges Jahr in den Runkelruͤbenzuker-Fabriken alle jene
                              Ruͤben, welche fuͤr die Fabriken zu klein waren, so wie die
                              Ruͤkstaͤnde, die Schweife der Wurzeln etc. auf. Sie bezahlten
                              fuͤr 1000 Pfunde 5 oder 6 Franken, und bereiteten daraus, auf dieselbe Weise
                              wie aus den Cichorienwurzeln, Kaffee. Es ist dieß fuͤr uns Deutsche keine
                              neue Verwendung dieser Wurzeln, denn schon seit vielen Jahren sahen wir Leute aus
                              der aͤrmeren Masse in Bayern, Oesterreich, und in dem nach Kaffee durstenden
                              Sachsen gelbe und rothe Ruͤben klein schmieden, troknen, mit echtem Kaffee
                              mischen und mit diesem roͤsten. Leute, denen es nur darum zu thun ist, viel
                              Kaffee zu sehen und zu trinken, finden auch solchen schmakhaft. Der Verfasser des
                              Artikels uͤber die Verwendung der Runkelruͤben zu inlaͤndischem
                              Kaffee im Agriculteur-Manufacturier 1830. Mai S.
                              74. sagt, daß er sich lang damit beschaͤftigte aus dem Breie der
                              Runkelruͤben Kaffee zu bereiten, jedoch immer ohne Erfolg. Wir bedauern, daß
                              er seine Zeit nicht besser verwendete. Der Brei gab ihm nur eine geringe Menge eines
                              sehr leichten und voluminoͤsen Stoffes, der nicht zum Roͤsten geeignet
                              war, und dessen waͤsseriges Extract nur wenig Geschmak besaß. Der
                              Runkelruͤbenkaffee unterscheidet sich auch im Geschmak von dem
                              Cichorienkaffee, mit welchem ihn die Fabrikanten mischen.
                           
                        
                           Ueber die Verwandlung des Strohes in Mehl.
                           Hr. Prof. J. Girardin gibt in den Annales de l'Auvergne einen Aufsaz uͤber die Verwandlung des
                              Strohes in Mehl, der auch in den Agriculteur-Manufacturier Decbre 1850 S. 189 uͤbergegangen.
                              Es geht daraus hervor, daß die Prioritaͤt dieser Erfindung, die
                              zufaͤllig auch ein Muͤller im Departement de la
                                 Côte d'Or gemacht hatte, dem Hrn. Maître, dem Gruͤnder der Landwirthschaftlichen Unternehmung
                              zu Vilote bei Châtillon angehoͤre. Dieser geschikte Oekonom erkannte
                              naͤmlich, schon vor einem Jahre die Moͤglichkeit, nicht bloß das Stroh
                              des Getreides, sondern auch jenes anderer Fruͤchte, das Heu, die Staͤngel des Klees,
                              der Luzerne, der Esparsette etc. in Mehl zu verwandeln Er wendet das Mehl, welches
                              er aus dem Luzernerklee und der Esparsette bereitet, zur Fuͤtterung von
                              Schafen und Laͤmmern an. Viele Leute, welche glauben das Stroh enthalte keine
                              oder wenige Naͤhrungsstoffe, messen der Entdekung des Hrn. Maître keine große Wichtigkeit beiz allein wer die
                              Analyse, welche Hr. Zenneck in Hohenheim (Journal
                              fuͤr technische und oͤkonomische Chemie Bd. IV. S. 183.) von deck
                              reifen Strohe des sicilianischen Weizens gab, kennt, nach welcher 6 Unzen Stroh
                              wenigstens 328 Grane Nahrungsstoff enthalten, der wird dieselbe gehoͤrig zu
                              wuͤrdigen wissen. Es scheint uns daher sehr der Muͤhe werth, daß auch
                              unsere groͤßeren Landwirthe vergleichende Versuche uͤber die
                              Fuͤtterung mit Mehl aus Heu, Klee, Esparsette etc. anstellen. Es
                              duͤrfte, der Theorie nach, als zuverlaͤssig angenommen werden, daß, da
                              der Nahrungsstoff aus dem Mehle in den Eingeweiden leichter und vollkommner
                              ausgezogen werden kann, als aus den ganzen Kraͤutern, man auf diese Weise mit
                              einer gleichen Menge Futters eine groͤßere Menge Vieh's zu ernaͤhren
                              im Stande ist, und daß daher durch theilweise Einfuͤhrung dieser
                              Fuͤtterung der Viehstand bedeutend erhoͤht werden koͤnnte.
                              Welchen Einfluß die Erhoͤhung des Viehstandes auf die ganze Oekonomie haben
                              muß, ist jedem Oekonomen ohnedieß bekannt. Hr. Girardin
                              sagt, man koͤnne nun das Strohmehl auch unter die Nahrungsmittel fuͤr
                              den Menschen sezen; wir wollen gern zugeben, daß man bei Hungersnoth damit besser
                              fahren wird, als mit Brod aus Baumrinden, Baumblaͤttern u. dergl., allein
                              fuͤr gewoͤhnliche Nahrung moͤchten wir dasselbe nimmermehr
                              empfehlen, es verhaͤlt sich hier das Strohmehl zum wahren Mehle noch
                              schlechter, als wie die Knochensuppe sich zur Fleischsuppe verhaͤlt. Die
                              Franzosen werden dessen ungeachtet wohl bald aus Menschenliebe die Knochensuppe mit
                              dem Strohmehlbrode ihren Arbeitern und Armen als Nahrung reichen.
                           
                        
                           Ueber den italiaͤnischen Lolch und dessen Bau auf
                              Wiesen.
                           Im Bon cultivateur de Nancy und aus diesem im Agriculteur manufacturier 1830 December S. 191 befindet
                              sich ein Aufsaz uͤber den italiaͤnischen
                                 Lolch (Lolium perenne italicum s. aristatum),
                              in welchem diese Art von Gras ganz besonders zum Baue auf Wiesen empfohlen wird. Da
                              unser gewoͤhnlicher perennirender Lolch schon ein vortreffliches, feines und
                              suͤßes Heu gibt, dem man Nichts vorwerfen kann, als daß es an weniger,
                              fruchtbaren Gruͤnden keine bedeutende Laͤnge erreicht, so
                              duͤrfte die Empfehlung des italiaͤnischen Lolches um so
                              gegruͤndeter seyn. Je mehr Halme ein Gras gibt, desto besser ist es zum Heue,
                              denn die Blaͤtter enthalten weit weniger Zukerstoff als die Halme, wenn diese
                              zur gehoͤrigen Zeit, d.h. beim Beginn der Bluͤthe, abgeschnitten
                              werden. Der perennirende Lolch ist eines von jenen Graͤsern, welches am
                              meisten Halme gibt, und zwar Halme von sehr großem Gehalte an Zuker, und die sehr
                              vom Viehe gesucht werden. Der Erfolg, welchen bereits mehrere Oekonomen Deutschlands
                              und der Schweiz von dem Baue des italiaͤnischen Lolches auf Wiesen sahen,
                              wird gewiß viel zur schnelleren Verbreitung der Cultur desselben beitragen. Im
                              October gebaut, gab er noch am Anfange des Winters einen Rasen so dicht, wie jener
                              einer alten Wiese, und beim ersten Schnitte zwei Mal so viel Heu als eine
                              gewoͤhnliche Wiese. Er unterscheidet sich durchaus vom englischen
                              Ray-Grase, welches nie uͤber 2 1/2 Fuß hoch wird, und nur zwei magere
                              Schnitte gibt, waͤhrend der italiaͤnische Lolch auf einem nur etwas
                              feuchten Boden 4 Fuß hoch wird und vier reiche Schnitte liefert. Man baut ihn am
                              besten im Herbste von der Erntezeit an bis zum Eintritte der Froͤste; man
                              bricht die Stoppeln um, egt gut und baut dann darauf. Hat man fruͤh gebaut,
                              so koͤnnte, man noch im Spaͤtherbste einen Schnitt machen; allein die
                              Wurzel wird staͤrker, wenn man dieß nicht thut. Vor dem Winter zeigt sich
                              eine solche Wiese schon so dicht wie eine alte Wiese, und bei dem ersten Schnitte
                              gibt sie schon ihr großes Product. Will man den italiaͤnischen Lolch im
                              Fruͤhjahre oder im April bauen, so ist ein etwas feuchtes Wetter dazu
                              nothwendig; auch muß man ihn, da die Wurzel nicht Zeit hat, Staͤrke genug zu
                              gewinnen, etwas dichter saͤen. Nach 7–8 Jahren sind diese Wiesen noch
                              eben so stark wie im ersten Jahre; sollten sie jedoch in dieser Zeit duͤnner
                              werden, so laͤßt man den Samen reif werden, und die Wiesen auf diese Weise
                              sich selbst besamen, wenn man sie nicht neu saͤen will. Die Pflanze verlangt einen mehr
                              feuchten als trokenen Boden; sehr gut gedeiht sie in Thaͤlern und in
                              Niederungen; allein auch auf Alpen cultivirte man sie mit großem Vortheile. Nach der
                              Getreide- oder Erdaͤpfel-Ernte braucht man den Boden zum Baue
                              des italiaͤnischen Lolches nicht tief umzuarbeiten; auf Klee- oder
                              Luzern-Feldern muß er aber tiefer umgebrochen werden; will man alte Wiesen
                              mit Lolch bestellen, so ist es am besten, zuerst ein Jahr lang Erdaͤpfel oder
                              Getreide darauf zu bauen, und dann erst den Lolch im Herbste zu saͤen. Die
                              Erde muß gut geegt werden; man saͤet bei feuchtem Wetter und aus der Hand;
                              der Saamen wird nicht eingeegt, sondern man laͤßt bloß eine starke Walze
                              daruͤber gehen, wodurch der Boden auch eben und zum Maͤhen geeignet
                              wird. Diese Wiesen werden, wie die gewoͤhnlichen, alle drei Jahre
                              geduͤngt. Zur Bestellung eines Morgen Landes braucht man ungefaͤhr 40
                              Pfund Samen, oder 40 Kilogramme auf die Hektare; saͤet man im
                              Fruͤhjahre, so braucht man um 8–10 Pfunde mehr.
                           
                        
                           Literatur.
                           
                              Franzoͤsische.
                              
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