| Titel: | Beschreibung einer in Nordamerika ausgeführten Dampfmaschine mit oszillirendem Cylinder. | 
| Fundstelle: | Band 41, Jahrgang 1831, Nr. XVIII., S. 90 | 
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                        XVIII.
                        Beschreibung einer in Nordamerika
                           ausgefuͤhrten Dampfmaschine mit oszillirendem Cylinder.
                        Aus dem Mechanics' Magazine vom 26. Maͤrz
                              1831.
                        Beschreibung einer Dampfmaschine mit oszillirendem
                           Cylinder.
                        
                     
                        
                           So viel aus der unvollstaͤndigen Beschreibung und der bloß perspectivischen
                              Zeichnung hervorgeht, unterscheidet sich diese Maschine von den fruͤher
                              bekannten Dampfmaschinen mit oszillirenden Cylindern hauptsaͤchlich dadurch,
                              daß die Achsen, an welchen der Cylinder sich hin und her schwingt, nicht in der
                              Mitte derselben, sondern an dem obersten Theile desselben angebracht sind, wodurch der
                              ganze Apparat die Eigenschaft eines Pendels erhaͤlt, weßwegen auch der
                              Erfinder, Hr. E. A. Lester von Boston, seine Maschine Pendeldampfmaschine (Lester's
                                 Pendulum Steam-engine) nennt.
                           In der, Fig. 9.
                              entworfenen Ansicht ist a der Dampfcylinder; b, die Kolbenstange; c, die
                              Kurbel; d die Achse der Kurbel; e, das Schwungrad; f, das Gestelle der
                              Maschine; g, die Dampfbuͤchse (in welcher die
                              Ventile sich befinden); h, das Rohr, durch welches der
                              Dampf aus dem Kessel in den Cylinder dringt; i, das
                              Rohr, durch welches der Dampf aus dem Cylinder entweicht; j, die Achse und der Hebel des Ventiles; k,
                              die Steurung; und I der Dekel des Cylinders.
                           Diese Maschine ist seit zwei Jahren in dem Schiffswerfte von Charlestown in
                              Massachusetts taͤglich im Gange, und arbeitet nach dem sehr guͤnstigen
                              Berichte des dort angestellten Ingenieurs, Hrn. Roah Butts, mit dem besten Erfolge. Der Cylinder hat 9 Zoll im Durchmesser, und
                              die Laͤnge des Kolbenzuges betraͤgt 28 Zoll. Es geschehen
                              gewoͤhnlich 60 Zuͤge in jeder Minute; man hat ihre Geschwindigkeit
                              aber auch schon weiter getrieben. Mit dem gegenwaͤrtigen Dampfkessel, welcher
                              18 Fuß lang ist, und 3 Fuß im Durchmesser haͤlt, macht die Maschine zuweilen
                              70 Zuͤge in der Minute. Die Elasticitaͤt des Dampfes ist dabei von 20
                              bis 35 Pfund auf einen Quadratzoll.
                           Die Anordnung, daß der Aufhaͤngpunkt an dem oberen Theile des Cylinders
                              angebracht ist, ist allerdings eine sehr wesentliche Verbesserung, und es wird
                              hiedurch offenbar der Gang der Maschine um Vieles erleichtert; denn da auf diese Art
                              die Geschwindigkeit des Kolbens vom Anfange feines Zuges bis zur Mitte desselben
                              allmaͤhlich zunimmt, und von da bis zum Ende seines Laufes eben so wieder
                              abnimmt, so trifft die Geschwindigkeit seiner Bewegung in jedem Augenblike mit jener
                              der Kurbel nach der Veraͤnderung ihres statischen Momentes zusammen, und das
                              Gewicht des Cylinders befoͤrdert, nach der Natur des Pendels, selbst den
                              Wechsel am Ende jeder Schwingung, da im Gegentheile die Geschwindigkeit des um seine
                              Mitte sich schwingenden Cylinders gerade im Momente des Wechsels am groͤßten
                              ist, folglich durch die Traͤgheit seiner Masse, deren Richtung gleich einem
                              in Gang gebrachten Schwungrade, ploͤzlich veraͤndert werden muß,
                              diesem Uebergange von einer Richtung zu einer anderen einen bedeutenden Widerstand
                              entgegensezt, welcher auf die Gleichfoͤrmigkeit des Ganges der Maschine
                              hoͤchst nachtheilig ruͤkwirken, und den nuzbaren Effekt derselben
                              nothwendig um Vieles vermindern muß.
                           Uebrigens ist auch der ganze Bau dieser Maschine solider und zwekmaͤßiger angeordnet,
                              die Steuerung der Ventile einfacher und sicherer, als bei der Maschine von Cavé, und die Lage der Kurbelachse und des
                              Schwungrades unter dem Cylinder in jeder Hinsicht schiklicher und vortheilhafter als
                              uͤber demselben.