| Titel: | Ueber die Anwendung des Torfes zur Heizung von Dampfmaschinen. | 
| Fundstelle: | Band 41, Jahrgang 1831, Nr. XIX., S. 91 | 
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                        XIX.
                        Ueber die Anwendung des Torfes zur Heizung von
                           Dampfmaschinen.
                        Ueber die Anwendung des Torfes zur Heizung von
                           Dampfmaschinen.
                        
                     
                        
                           Hr. Paillette gab in der
                              Feuille de Commerce et d'Agriculture de l'arrondissement de
                                 St. Quentin einen Aufsaz uͤber die Benuͤzung des Torfes zur
                              Heizung von Dampfmaschinen, zugleich mit einer Analyse des Torfes von Fére-en-Tardenois. Dieser Aufsaz
                              ging auch in das Bulletin d. sciences technologiques 1830 Août S. 327.
                              uͤber. Die Analyse des Torfes von Fére-en-Tardenois, der auf
                              einem Grunde ruht, welcher dem Kiese und Sande von Fontainebleau aͤhnlich
                              ist, der hoͤchstens 4 Fuß und mindestens 6 Zoll maͤchtig ist, und der
                              im Allgemeinen zu dem sogenannten moosigen Torfe gehoͤrt, gab in 100
                              Theilen:
                           
                              
                                 Unaufloͤslichen Ruͤkstand,
                                    Kieselerde und Kohlenstoff, bei 100°des 100 gradigen
                                    Thermometers getroknet
                                   59,75
                                 
                              
                                 Unaufloͤslichen Ruͤkstand,
                                    gegluͤhte Kieselerde und Kohlenstoff
                                   58,25
                                 
                              
                                 Kohlenstoff, welcher sich
                                    verfluͤchtigte
                                     0,05
                                 
                              
                                 Bittererde
                                     6,20
                                 
                              
                                 Kalkerde
                                     6,00
                                 
                              
                                 Eisen-Peroxyd
                                   27,50
                                 
                              
                                 Verlust
                                     2,00
                                 
                              
                                 
                                 –––––––
                                 
                              
                                 
                                 100,00
                                 
                              
                           Diesen Torf wenden die HHrn. Cazalis und Cordier zu St. Quentin an, um den Ofen einer
                              Dampfmaschine zu heizen; sie nahmen davon das 5 fache von dem, was sie dem Gewichte
                              nach an Steinkohlen brauchten. Er brachte leicht dieselbe Wirkung hervor, wie die
                              Steinkohlen, und zwar in derselben Zeit; er brannte mit solcher Intensitaͤt,
                              daß man die besseren Sorten desselben auf das 3- und selbst auf das 2 1/2
                              fache vermindern konnte. Wenn daher der Torf von Fére-en-Tardenois sortirt wird, so wird man mit den
                              besseren Sorten wahrscheinlich dasselbe Resultat erhalten, welches Hr. Garnier zu Beauvais mit dem Torfe von Bresles erhielt,
                              von welchem er nur das 2 fache braucht. Hr. Garnier
                              stellte an einer Dampfmaschine mit hohem Druke vergleichsweise Versuche uͤber
                              die Heizung mit Steinkohlen und Torf an, und fand, daß (obwohl der Ofen fuͤr
                              Steinkohlen eingerichtet und daher fuͤr Torf wenig geeignet war) 1 Kilogramm
                              Steinkohlen in derselben Zeit 5 Kilogrammen Wasser verfluͤchtigte, in welcher 1 Kilogramm Torf 2
                              1/2 Kilogrammen Wasser verfluͤchtigte. Dafuͤr verhaͤlt sich
                              aber zu Beauvais der Preis der Steinkohlen zu dem Preise des Torfes wie 4 zu 1; auch
                              muß man den Ofen mit Steinkohlen eine Stunde lang heizen bis die Maschine eine
                              Schnelligkeit erhaͤlt, die man ihr mit Torf in 1/4 Stunden geben kann. Aus
                              den Versuchen des Hrn. Garnier geht ferner hervor, daß
                              der Heizer bei Heizung mit Torf die Maschine leichter leitet; daß sich keine
                              Schlaken an den Stangen des Herdes bilden; daß das Innere des Ofens nicht so schnell
                              zerstoͤrt wird, wie bei der Heizung von Steinkohlen; und endlich, daß, da das
                              Feuer weniger heftig zu seyn braucht, die Siedroͤhren aus Gußeisen mehr
                              geschont werden, so daß daher weniger Gefahr einer Berstung entsteht. –Wir koͤnnen unseren lieben Landsleuten die Heizung der Dampfmaschinen
                                    mit Torf leider noch nicht empfehlen, denn unsere Dampfmaschinen sind solche
                                    die hohen und niederen Druk zugleich erleiden, und die daher auch eine
                                    eigene Speisung und Heizung beduͤrfen. Aber neuerdings wollen wie
                                    ihnen wieder in Erinnerung bringen, daß sie ihr Holz nicht in ihren, gegen
                                    alle pyrotechnischen Grundsaͤze gebauten, Oefen verschwenden, sondern
                                    fleißiger den Torf benuͤzen sollen, an dem unser Bayern so großen
                                    Ueberfluß hat. Um nicht neuerdings zu wiederholen, welche Vortheile dieß
                                    bringen wird, wollen wir lieber ein Beispiel anfuhren, wie sehr unsere
                                    Administrativ-Beamten und Schreiber gegen das Gute arbeiten. In der
                                    Nachbarschaft einer ehemaligen beruͤhmten Universitaͤtsstadt
                                    befinden sich ungeheuere Lager guten Torfes, die ein Paar unternehmende
                                    Maͤnner der Stadt zum Nuzen der ganzen Gegend ausbeuten wollten, da
                                    der vorlezte strenge Winter die Holzpreise bedeutend steigen gemacht hatte.
                                    Sie unterhandelten mit den Bauern wegen Ankauf des Bodens, und wendeten
                                    sich, um der Verhandlung volle Rechtsguͤltigkeit zu geben, an den
                                    Schreiber-Commandanten, einen Mann, dem es mit deutlichen
                                    Zuͤgen auf der Stirne geschrieben steht, daß er von allen Zweigen der
                                    Administration nur die Bier-Consumtion begreift Es wurde eine
                                    Commission zum Abschlusse der Verhandlung festgesezt, und bei dieser
                                    verwarfen die Bauern, die fruͤher bereits die
                                    Verkaufs-Bedingungen zum Theile eingegangen waren, alle Vorschlage,
                                    die ihnen gemacht wurden. – Der Grund hiervon zeigte sich bei dem
                                    Bayer, der nicht leicht etwas hinter dem Berge haͤlt sogleich: der
                                    gnaͤdige Herr hatte den guten Leuten einzuwenden gewußt daß dieß
                                    gegen ihren Vortheil waͤre, indem sie ihr Holz nicht mehr so theuer
                                    anbringen wurden! So lange Juristen von dem gewoͤhnlichen Schlage
                                    administriren, ist kein Heil zu erwarten; es wird sogar noch schlechter
                                    werden, denn der Nachwuchs hat auf den Universitaͤten in den
                                    Cameral-Wissenschaften groͤßten Theils noch weniger gelernt,
                                    als die alten Herren.