| Titel: | Verfahren zur Bereitung der lithographischen Tinte und des lithographischen Papiers. Von M. Cruzel, Lithographen beim Kriegsministerium. | 
| Fundstelle: | Band 41, Jahrgang 1831, Nr. XXXVI., S. 143 | 
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                        XXXVI.
                        Verfahren zur Bereitung der lithographischen
                           Tinte und des lithographischen Papiers. Von M. Cruzel, Lithographen beim
                           Kriegsministerium.Der Verfasser dieses Verfahrens erhielt von der Société d'encouragement den Preis von 400 Franken,
                                 welchen sie auf das beste autographische Papier aussezte. A. d. O.
                           
                        Aus dem Bulletin de la Société d'encouragement.
                                 Mars. 1830. S. 165.
                        Cruzel, Verfahren zur Bereitung der lithographischen
                           Tinte.
                        
                     
                        
                           Lithographische Tinte.Bestandtheile.
                           
                              
                                 8 Grammen
                                 Jungfern-Wachs 
                                 
                              
                                 2     –
                                 weiße Seife 
                                 
                              
                                 2     –
                                 Schell-Lak 
                                 
                              
                                 3 Eßloͤffel
                                 gewoͤhnlichen Kienrußes.
                                 
                              
                           Zubereitung. – Man lasse das Wachs und die Seife
                              mit einander schmelzen, und seze, ehe sich die Mischung entzuͤndet, den
                              Kienruß zu, waͤhrend man mit einer Spatel umruͤhrt; dann lasse man das
                              Ganze 30 Sekunden lang brennen, worauf man die Flamme ausloͤscht, und unter
                              bestaͤndigem Umruͤhren nach und nach den Schell-Lak zusezt;
                              hierauf bringe man das Gefaͤß wieder auf das Feuer, um das Amalgam vollkommen
                              zu machen, und lasse es so lang uͤber demselben, bis es sich
                              entzuͤndet, oder dem Entzuͤnden nahe ist, worauf man die Flamme
                              ausloͤscht, und die fertige Tinte, wenn sie etwas ausgekuͤhlt ist, in
                              die Moͤdel gießt.
                           Eigenschaften. – Mit dieser Tinte kann man eben so
                              gut Striche machen, die so fein sind wie jene, die man mit dem Grabstichel
                              hervorzubringen im Stande ist, als Striche von jeder beliebigen Dike, ohne daß man
                              befuͤrchten darf, daß die Tinte sich beim Uebertragen ausbreitet. Aus der
                              Zusammensezung der Tinte geht hervor, daß dieselbe in Staͤngelchen aufbewahrt
                              werden kann, ohne zu verderben, und daß auch die Zeichnungen auf lithographischem
                              Papiere Jahre lang aufbewahrt werden koͤnnen, ehe sie uͤbergetragen
                              werden. Die Tinte ist mithin gut und zugleich dem Verderben nicht unterworfen.
                           Bemerkungen. Es ließe sich Tinte machen, welche langsamer
                              stokt, wenn man nur 1 1/2, oder gar nur Einen Gramme Seife anwendet; allein, wenn
                              sie zu wenig gebrannt wurde, so laͤßt sie sich, weil sie zu troken ist, nicht
                              so gut uͤbertragen. Die nach obiger Vorschrift bereitete Tinte hat diesen
                              Nachtheil nicht; sollte sie zu schnell gerinnen, so brenne man sie noch ein Mal; ist sie etwas zu
                              stark gebrannt, so ist sie doch noch gut; man riskirt also nie, Zeit und Material zu
                              verlieren.
                           Man wird sich vielleicht wundern, keinen Talg in dieser Mischung zu finden; wir haben
                              beobachtet, daß die Tinte, die nur eine geringe Menge davon enthaͤlt, gut
                              ist, wenn sie sogleich angewendet wird, und wenn die Uebertragung ebenfalls sogleich
                              geschieht; daß aber ihre Wirkung, wegen des schnellen Troknens des Talges,
                              spaͤter null und nichtig wird, so daß Arbeiten, welche erst nach 4 bis 5
                              Tagen uͤbergetragen werden, mangelhaft erscheinen, wenn sie auch von einer
                              sehr geuͤbten Hand verfertigt werden. Wird zu viel Talg genommen, so fließen
                              die Zuͤge beim Uebertragen aus einander, und geschieht das Uebertragen lange
                              nach dem Zeichnen, so wird dieser Fehler noch groͤßer.
                           
                        
                           Lithographisches Papier.Bestandtheile.
                           3 duͤnne Schichten mit Hammelfuß-Gallerte.
                           1 Schichte weiße Staͤrke.
                           1 Schichte Gummigutt.
                           Zubereitung. – Man trage die erste Schichte
                              gleichmaͤßig und in geringer Menge mit einem Schwamme, der in die heiße
                              Gallerteaufloͤsung getaucht ist, auf den ganzen Bogen auf, so daß die
                              Gallerte auf dem Bogen, der auf einer Schnur ausgespannt ist, nicht stießen
                              koͤnne, wodurch Vertiefungen und dikere Stellen entstehen wuͤrden. Ist
                              die erste Schichte troken, so trage man die zweite, und wenn diese troken ist, die
                              dritte Schichte auf. Nach dem Troknen der lezten Schichte Gallerte trage man mit
                              einem Schwaͤmme die Schichte Starke auf, die nur so stark seyn darf, daß sie
                              gleichmaͤßig auf dem Papiere ausgebreitet werden kann. Ist endlich auch die
                              Staͤrke troken, so bringe man eine Schichte von Gummigutt an, der frisch
                              gestoßen und in Wasser aufgeloͤst seyn muß. Ist das Papier hierauf getroknet,
                              so glatte man es in einer lithographischen Presse, denn je mehr es geglaͤttet
                              ist, um so leichter ist es, feine Striche mit der lithographischen Tinte darauf zu
                              zeichnen.
                           Gallerte allein ist nicht hiezu geeignet, weil sie aus einander fließt, wenn man das
                              Papier befeuchtet; allein, auf obige Weise angewendet, erleichtert sie die Scheidung
                              der Staͤrkeschichte. Die Staͤrke hat den Vortheil, daß sie nicht aus
                              einander fließt, wenn sie befeuchtet wird; fuͤr sich allein laͤßt sie
                              sich jedoch auch nicht anwenden, weil sie zu fest am Papiere anklebt, weil sie die
                              Tinte absorbirt, und weil das Uebertragen unvollstaͤndig wuͤrde, wenn
                              man, um diesem
                              Nachtheile abzuhelfen, die Gummigutt-Schichte nicht anwendete. Die
                              Gummigutt-Schichte fuͤr sich allein wuͤrde manch Mal
                              ausreichen, allein sie ist doch nicht im Stande, die Stelle des von uns angegebenen
                              Verfahrens zu vertreten.
                           Uebertragung. – Die Uebertragung dieses Papieres
                              ist, wie man sich schon aus dessen Bereitungsart uͤberzeugen kann, unfehlbar,
                              weil, wenn das Papier befeuchtet wird, der Gummi sich von der lithographischen
                              Zeichnung trennt; die Starke scheidet sich von der Gallerte ab, und legt man das
                              Papier, nachdem man es abgenommen hat, auf einen weißen Stein, und gießt heißes
                              Wasser daruͤber, so erhaͤlt es ganz die Eigenschaft des
                              gewoͤhnlichen Papieres wieder. – Da die Uebertragung vollkommen ist,
                              so ist es leicht die Ursache der Fehler des Abdrukes aufzufinden, welche entweder
                              von schlechter Tinte, oder davon herruͤhren, daß man sie zu fluͤssig
                              anwendete, oder daß das Papier nicht hinlaͤnglich geglaͤttet war. Wenn
                              die Tinte und das Papier gut sind, so ist es noch leichter diese Fehler aufzufinden,
                              und sie in der Folge zu vermeiden. Die Gallerte muß ziemlich duͤnn seyn,
                              damit sie, nachdem sie schon gestokt ist, noch leicht mit einem Schwamme und kalt
                              auf ungeleimtes Papier aufs getragen werden kann; sie haͤngt sich dann nur an
                              der Oberflaͤche desselben an. Wendet man sie warm an, so kann sie
                              staͤrker seyn, weil sie mehr aus einander fließt. Der Gummigutt muß an
                              demselben Tage, an welcher er aufgeloͤst wird, angewendet werden, indem sonst
                              mit der Laͤnge der Zelt die Aufloͤsung oͤhlig wird; sie schadet
                              zwar in diesem Zustande der Uebertragung nicht, allein sie gibt dem Papiere einen
                              Glanz, welcher das Zeichnen erschweren koͤnnte, besonders Leuten, die weniger
                              Uebung darin haben. Die Staͤrke kann nur kalt, und einen Tag nachdem sie
                              bereitet wurde, angewendet werden; man entfernt vor der Anwendung die Haut, die sich
                              auf ihr gebildet hatte.
                           Zeit. – Zur Bereitung eines Blattes
                              lithographischen Papieres braucht man ungefaͤhr 2 Minuten.
                           Kosten der Bereitung. – Das lithographische Papier
                              besteht: 1) aus einem Blatte Papier, dessen Preis nach seiner Qualitaͤt
                              verschieden ist; 2) aus einer Composition, welche sich im Großen auf folgende Weise
                              schaͤzen laͤßt:
                           
                              
                                 
                                 Centim. 
                                 
                              
                                 Gallerte und Staͤrke
                                   3 1/2
                                 
                              
                                 Gummigutt
                                   5
                                 
                              
                                 Arbeitslohn
                                   1 1/2
                                 
                              
                                 
                                 –––––
                                 
                              
                                 Summe
                                 10 Centim. p. Bog.
                                 
                              
                           
                           Der Gummigutt laͤßt sich durch inlaͤndische viel wohlfeilere Substanzen
                              ersezen, so daß dadurch der Preis dieses Papieres um eben so viel geringer wird.