| Titel: | Ueber einige Vorschläge zu Verbesserungen an den Wagen der Eisenbahnen, welche von Sir George Cayley, Präsident der Mechanics' Institution zu York, in dem Mechanics' Magazine N. 404., vom 1. Mai 1831 gemacht worden sind. | 
| Fundstelle: | Band 41, Jahrgang 1831, Nr. XLI., S. 188 | 
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                        XLI.
                        Ueber einige Vorschlaͤge zu Verbesserungen
                           an den Wagen der Eisenbahnen, welche von Sir George Cayley, Praͤsident der
                           Mechanics' Institution zu York, in dem Mechanics' Magazine N. 404., vom 1.
                              Mai 1831 gemacht worden sind.
                        Mit einer Abbildung auf Tab. IV.
                        Cayley, Verbesserungen an den Wagen der Eisenbahnen.
                        
                     
                        
                           Das traurige Ereigniß, durch welches die Feier der Eroͤffnung der
                              Liverpool- und Manchester-Eisenbahn im Monat September des vergangenen
                              Jahres getruͤbt worden ist,Man sehe hieruͤber Huskisson und die
                                    Eisenbahnen von Jos. R. v. Baader,
                                    Muͤnchen bei F. G. Franckh. 1830. und verschiedene andere Ungluͤksfaͤlle, welche sich seitdem
                              durch Brechen von Raͤdern und Umwerfen der Wagen auf jener Bahn ereignet
                              haben, bewogen den Sir George Cayley, auf Mittel zu
                              denken, wodurch diese Ungluͤksfaͤlle verhuͤtet, und somit alle
                              Einwuͤrfe und Vorurtheile gegen die so wuͤnschenswerthe Verbreitung
                              und allgemeine Einfuͤhrung dieses vortheilhaften Transportmittels fuͤr
                              Waaren und Reisende beseitigt werden koͤnnten. Er schlaͤgt in dieser
                              wohlgemeinten Absicht verschiedene Apparate vor, welche er selbst nur als praktische Winke (practical
                                 Hints) und unreife Entwuͤrfe (unripened suggestions) anzugeben die Bescheidenheit hat,
                              und welche in dem erwaͤhnten Hefte des Mechanics'
                                 Magazine S. 145–147. dargestellt sind.
                           Die erste dieser Vorrichtungen, welche zum Zwek hat, das Ueberfahren eines Menschen
                              zu verhuͤten, welcher auf oder uͤber eine Eisenbahn gefallen ist,
                              besieht in einer an dem vordersten Wagen, oder an dem Dampfwagen angebrachten
                              ziemlich langen, gekruͤmmten, vorn mit einem gepolsterten Knopfe oder Kiffen
                              versehenen Stange, welche der Erfinder Fuͤhlstange
                              nennt, und durch welche, indem sie an den vorliegenden Koͤrper stoͤßt,
                              und von diesem ein wenig gehoben wird, ein unter dem Wagen aufgehaͤngter starker Rahmen
                              ploͤzlich losgemacht wird, niederfallt, und mit einer an derselben
                              angebrachten Schneide wie mit einer Pflugschar den Boden aufwuͤhlt, und so
                              den Gang des Wagens hemmen, und zugleich den Koͤrper unbeschaͤdigt (?)
                              aufnehmen soll.
                           Die voͤllige Unbrauchbarkeit dieses Apparates faͤllt sogleich in die
                              Augen, wenn man bedenkt, daß eine so ploͤzliche Hemmung einer mit der
                              groͤßten Geschwindigkeit bewegten ungeheueren Masse eine so gewaltige
                              Ruͤkwirkung und einen so heftigen Stoß verursachen wuͤrde, daß Alles
                              zertruͤmmert werden muͤßte, und daß es uͤbrigens fuͤr
                              einen Menschen, welcher in einem so gefaͤhrlichen Augenblike
                              ungluͤklicher Weise auf die Bahn gerathen ist, wohl einerlei seyn
                              moͤchte, ob er auf derselben geraͤdert, oder von einer vorragenden
                              Stange niedergestoßen und unter dem Wagen zerquetscht wird.
                           Besser moͤchte es noch mit dem zweiten von Sir George vorgeschlagenen Apparate
                              gehen, mittelst dessen ein auf der Bahn stehender oder liegender Mensch durch einige
                              an der genannten Fuͤhlstange in schraͤger Richtung befestigte
                              elastische, flache Schienen zur Seite und uͤber die Bahn hinaus geschoben
                              oder geworfen wuͤrde.
                           Ueberhaupt scheint es uns aber, daß solche Ungluͤksfaͤlle, welche doch
                              nur bei der groͤßten Unvorsichtigkeit entstehen koͤnnen, durch
                              Kuͤnsteleien dieser Art eben so wenig als auf gewoͤhnlichen
                              Landstraßen vermieden werden koͤnnen, und auf Eisenbahnen auch weniger
                              noͤthig sind, weil auf diesen das Ausweichen viel leichter und sicherer ist,
                              da die Wagen auf einer bestimmten Linie fortlaufen und von derselben weder zur
                              Rechten noch zur Linken abweichen koͤnnen. Die Gefahr ist also auf diesen
                              Bahnen weit geringer; und derjenige, welcher die unverzeihliche Unbesonnenheit
                              begeht, sich waͤhrend dem Fahren der Wagen auf eine Eisenbahn hinzustellen,
                              oder quer uͤber dieselbe zu gehen, hat, wenn er nicht blind und taub
                              zugleich, oder betrunken ist, oder den Kopf ganz verloren hat, vor dem Herankommen
                              eines Wagens Zeit genug, uͤber die Geleise herauszuschreiten, wo er dann
                              vollkommen sicher ist.
                           Eben so unbrauchbar und unpraktisch und dabei noch hoͤchst gefaͤhrlich
                              sind die von Sir George Cayley in demselben Hefte des Mechan. Magaz. vorgeschlagenen und dargestellten
                              Apparate, mittelst welcher einzelne Personen, welche die Wagen auf einer Eisenbahn
                              im Voruͤbergehen, und ohne daß diese stille halten, besteigen wollen,
                              waͤhrend dem vollen Laufe dieser Wagen aufgenommen, gleichsam im Fluge, wie
                              die Muͤken von einer Schwalbe in der Luft aufgefangen werden sollen.
                           Zwekmaͤßiger ist der von demselben Erfinder vorgeschlagene Apparat zur
                              Verhuͤtung derjenigen Unfaͤlle, welche durch das Brechen einer Achse oder eines Rades,
                              oder durch ein kleines auf die Schienen gefallenes Hinderniß, z.B. einen Stein, ein
                              Stuͤk Holz u. dgl. entstehen koͤnnen, und gewoͤhnlich das
                              Umfallen der Wagen, oder das Hinauswerfen derselben uͤber die Bahn zur Folge
                              haben; und wir haben daher diese Vorrichtung auf Tab. IV. Fig. 3. dargestellt.
                           Daselbst ist: A das Profil einer Bahnschiene, von der
                              gegenwaͤrtig in England allgemein angenommenen Bauart (Edge-Rail genannt), welche jedoch etwas hoͤher als
                              gewoͤhnlich gestellt werden muß.
                           BD Ein starker eiserner Fuß, welcher den
                              vorragenden Rand der Schiene von Oben und Unten, ohne denselben zu beruͤhren,
                              umfaßt, in dieser Stellung von jedem der vier Raͤder angebracht, und in
                              Gestalt eines Winkelhebels um die starke Achse C
                              beweglich ist.
                           Man begreift nun leicht, daß wenn eines dieser Raͤder, oder die Achse
                              desselben bricht, das Umfallen des Wagens dadurch verhindert wird, daß der Fuß BD auf die Schiene A
                              faͤllt, und dem Wagen zur Stuͤze, und, wenigstens auf kurze Zeit, als
                              Schleife statt des Rades dient; und daß eben so, wenn diese Fuͤße vor den
                              Raͤdern befestigt sind, die auf den Bahnschienen liegenden
                              Gegenstaͤnde weggeschoben oder zur Seite herabgestoßen werden, in keinem
                              Falle aber die Raͤder aufgehoben, und uͤber die Schienen
                              hinausgeworfen werden koͤnnen.
                           E ist eine an dem Fuße mit einem Gewinde befestigte
                              senkrechte Stange, durch welche, wenn sie von dem auf dem Dampfwagen befindlichen
                              Arbeiter aufwaͤrts gezogen wird, der Fuß seitwaͤrts von der Schiene
                              entfernt und gehoben wird, wenn der Wagen in eine Seitenbahn gebracht werden soll,
                              wobei diese Vorrichtung hinderlich seyn wuͤrde.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
