| Titel: | Bericht des Hrn. Benoît über den Schraubstok mit Klemme und Muschel des Hrn. Paulin Desormeaux. | 
| Fundstelle: | Band 41, Jahrgang 1831, Nr. XLVI., S. 198 | 
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                        XLVI.
                        Bericht des Hrn. Benoît uͤber den Schraubstok mit
                           Klemme und Muschel des Hrn. Paulin
                              Desormeaux.
                        Aus dem Bulletin de la Société
                                 d'encouragement. Juillet 1830. S. 282. und aus dem Bulletin des sciences
                                 technologiques. Septbre 1830. S. 47.
                        (Im
                              Auszuge.)
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              IV.
                        Benoît, uͤber den Schraubstok mit Klemme und
                           Muschel.
                        
                     
                        
                           Der Zwek, welchen sich Hr. Paulin
                                 Desormeaux vorstekte, war: an dem gewoͤhnlichen Schraubstoke
                              mit Klemme eine solche Vorrichtung anzubringen, daß er nach allen Richtungen um den
                              festen Punkt gedreht werden koͤnne, an welchem er befestigt ist. Die
                              Erfindung desselben zu Erreichung dieses Zwekes besteht in einer sinnreichen
                              Anwendung der Muschelnuß der geometrischen Instrumente. Sie besteht nur aus drei
                              Stuͤken; eines derselben ist eine Kugel mit einem Schweife, der sich auf
                              verschiedene Weise endigt, je nachdem er an einer wagerechten oder senkrechten
                              Oberflaͤche oder an der Kante eines Werktisches befestigt werden muß. Die
                              beiden anderen Stuͤke sind Muscheln von dem Durchmesser der erwaͤhnten
                              Kugel, welche sie umgeben. Gegen die eine dieser Muscheln stuͤzt sich die
                              Drukschraube, welche sich an jedem Schraubstoke befindet; die andere Muschel hat
                              außen zwei vorspringende Theile, welche die Klammer des Schraubstokes anhaken, der
                              auf diese Weise unveraͤnderlich auf der Kugel mit festem Schweife festgehalten
                              wird. Hieraus erhellt, daß der Schraubstok leicht in jeder Stellung befestigt werden
                              koͤnne.
                           Es gelang auf diese Weise dem Erfinder, durch einen Apparat, der nach seiner
                              Groͤße nur 4 Fr. 50 Cent. oder darunter kostet, ohne weitere Arbeit, die
                              complicirten und mithin kostspieligen Mechanismen zu ersezen, deren man sich bisher
                              in jenen Faͤllen bedient, in welchen den Stuͤken, die man bearbeitet,
                              verschiedene Richtungen und Stellungen gegeben werden muͤssen. Da dadurch
                              viele Arbeiten, zu welchen man bereits bewegliche Schraubstoͤke angewendet
                              haben wuͤrde, wenn es der hohe Preis derselben gestattet haͤtte, sehr
                              erleichtert werden, so schlaͤgt das Comité der Gesellschaft vor, die
                              Arbeit des Hrn. Desormeaux,
                              auf welche bereits ein Patent genommen wurde, gut zu heißen.
                           
                        
                           Beschreibung des Schraubstokes des Hrn. Paulin
                                 Desormeaux.
                           Fig. 4. zeigt
                              den Schraubstok von Vorn gesehen, und mit allen seinen Stuͤken versehen.
                           Fig. 5. Kugel,
                              von Oben gesehen.
                           Fig. 6. Untere
                              Muschel im Durchschnitte und Grundrisse.
                           Fig. 7. Obere
                              Muschel im Durchschnitte und im Grundrisse.
                           Fig. 8.
                              Kugeln, die an einer Tisch-Eke befestigt werden.
                           Fig. 9. Eine
                              andere Kugel, welche an einer senkrechten Flaͤche angebracht werden kann.
                           Dieselben Buchstaben bezeichnen an allen Figuren auch dieselben
                              Gegenstaͤnde.
                           a, der Koͤrper des Schraubstokes.
                           bb, die Baken.
                           c, die Schraube, welche die Baken einander
                              naͤhert, oder sie einander entfernt.
                           d, die Handhabe oder Kurbel dieser Schraube.
                           e die Kugel, auf welcher der Schraubstok die
                              verschiedenen Grade von Neigung annimmt.
                           f, der Schweif dieser Kugel, der mittelst mehrerer
                              Schrauben an einen Werktisch oder an die Eke eines Tisches befestigt wird.
                           g, die obere Muschel, welche einen Koͤrper mit
                              dem Schraubstoke ausmacht, und die Kugel e bedekt.
                           h, die untere Muschel, auf die sich die Kugel
                              stuͤzt.
                           i, die Drukschraube, welche dazu dient den Schraubstok
                              unveraͤnderlich an die Kugel zu befestigen.
                           k, die Handhabe oder Kurbel, mit welcher diese Schraube
                              gedreht wird.
                           
                           l, die vorspringenden Theile der oberen Muschel, die die
                              Klammer des Schraubstokes anhaken.
                           Dieser Apparat kann leicht an einem Werktische befestigt werden, und zwar nach der
                              Hoͤhe, welche man dem Schraubstoke geben will, sowohl uͤber als unter
                              dem Tische; ebenso kann er auch an der Flaͤche oder an einer Eke des Tisches,
                              an dem Gesimse oder Aufsaze eines Kreuzstokes, an irgend einem, in der Mauer
                              angebrachten, Riegel, kurz an einer Menge von anderen Orten angebracht werden, an
                              welchen die gewoͤhnlichen Schraubstoͤke nicht zu befestigen sind. Ein
                              solcher Schraubstok ist nach Belieben beweglich; er dreht sich auf sich selbst
                              horizontal und senkrecht; er neigt sich unter jedem Winkel; durch einen Druk, der
                              sich ebenso schnell als leicht anbringen laͤßt, erhaͤlt er in jeder
                              Stellung, die man ihm gab, eine Unbeweglichkeit, die ebenso bestaͤndig ist,
                              wie jene an einem Schraubstoke, der unbeweglich ist. Wendet man nur einen
                              mittelmaͤßigen Druk an, so kann man dem Schraubstoke auch jede beliebige
                              Neigung geben, ohne daß man die Drukschraube bei jeder Veraͤnderung der
                              Stellung zu bewegen brauchte, denn die Kraft eines solchen Drukes reicht in den
                              gewoͤhnlichen Faͤllen, z.B. zum Feilen, zum Ausbohren von Schrauben
                              etc., hin.
                           Die Vortheile, welche Hr. Desormeaux durch seine Erfindung erreicht, sind folgende:
                           1) Die Schraͤgflaͤchen und Schraͤgkanten lassen sich, wie groß
                              auch ihre Laͤnge, ihre Neigung, die Breite und Dike der Stuͤke, an
                              denen sie angebracht werden muͤssen, seyn mag, auf dem beweglichen
                              Schraubstoke mit der groͤßten Leichtigkeit machen. Man kann dieselben
                              verfertigen, indem man sie der Laͤnge nach zieht, und sie gleich dik machen,
                              indem man sie von Vorn nimmt, ein Vortheil den man bei den
                              Schraͤgkanten-Zangen nicht hat, da diese nur eine Neigung von 45
                              Graden haben, und nur Stuͤke von geringer Breite und Dike fassen
                              koͤnnen.
                           2) Laͤßt sich jede Metallplatte von jeder Form, Groͤße und Dike leicht
                              feilen, wenn das Werkzeug horizontal gehalten wird.
                           3) Kann man jeden aufgerichteten Gegenstand leicht saͤgen, ausschneiden,
                              stechen und graviren, wenn man den Schraubstok so dreht, daß der gezeichnete Theil
                              immer gehoͤrig beleuchtet ist.
                           4) Kann man Alles leicht bohren, indem man bei der Einrichtung dieses Schraubstokes
                              alle Flaͤchen des, zwischen den Baken gefaßten, Stuͤkes in einer
                              horizontalen, oder nach Belieben geneigten, Richtung der Wirkung der horizontalen
                              Bohrspize einer Bohrmaschine aussezen kann.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
