| Titel: | Ueber die Anwendung des getrokneten Blutes als Dünger. Von Christian Derosne. | 
| Fundstelle: | Band 41, Jahrgang 1831, Nr. LXXV., S. 298 | 
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                        LXXV.
                        Ueber die Anwendung des getrokneten Blutes als
                           Duͤnger. Von Christian
                              Derosne.
                        Aus dem Agriculteur-Manufacturier, April 1831.
                              S. 22.
                        Derosne, uͤber die Anwendung des getrokneten Blutes als
                           Duͤnger.
                        
                     
                        
                           Die Wichtigkeit und Guͤte der thierischen Substanzen als
                              Duͤngungsmittel wurde schon zu allen Zeiten anerkannt; je mehr thierische
                              Stoffe daher die verschiedenen Duͤngerarten enthalten, je mehr sie, um diesen
                              Ausdruk zu gebrauchen, animalisirt sind, um so hoͤher werden dieselben von
                              den Landwirthen geschaͤzt.Es ist in neuerer Zeit ein Lieblingsbestreben geworden, Alles zu
                                    animalisiren, ein Ausdruk der ganz unpassend ist, und der eigentlich bloß so
                                    viel sagen will, etwas mit Stikstoff mehr oder weniger zu versehen. Dem.
                                    Grundsaze des Hrn. Derosne, daß ein Duͤnger um so besser sey, je mehr er
                                    Stikstoff enthalte, koͤnnen wir durchaus nicht unbedingt beistimmen.
                                    Der reinste, natuͤrlichste und zwekmaͤßigste Duͤnger
                                    fuͤr Pflanzen wurde bisher ziemlich allgemein, und wie es scheint mit
                                    vollem Rechte, im vegetabilischen Duͤnger, im Humus, gesucht. Nur wo
                                    dieser fehlt, oder wo es an Mitteln gebricht, denselben in
                                    hinlaͤnglicher Menge zu erzeugen, soll man seine Zuflucht zum
                                    thierischen Duͤnger nehmen. Uebrigens handelt es sich hier
                                    hauptsaͤchlich darum, ob der Landwirth mehr auf Quantitaͤt als
                                    Qualitaͤt seines Productes sieht; ist Ersteres der Fall, so wird er
                                    fleißiger thierischen Duͤnger anwenden muͤssen, ist hingegen
                                    Letzteres der Fall, so wird er ihn so viel als moͤglich zu vermeiden
                                    haben. Um dieß zu beweisen, wollen wir bloß erwaͤhnen, daß Tabak, auf
                                    Boden gebaut, der frisch mit thierischem Duͤnger gebaut wurde, so
                                    unangenehm riecht, daß er zu Rauchtabak mehr oder weniger unbrauchbar ist;
                                    daß Wein von frisch geduͤngten Weingaͤrten jedes Mal weniger
                                    feinen Geschmak besizt, als Wein, der auf ungeduͤngtem Boden gebaut
                                    wurde; eben dieß gilt vom Obste, von den Erdaͤpfeln und so herab bis
                                    zum Heu. Abgesehen davon ist es aber auch physiologisch unrichtig, daß die
                                    Pflanze um so besser gedeihe, je mehr man sie in den Stand sezt, Stikstoff
                                    aufnehmen zu koͤnnen. A. d. Ue. Die rein oder beinahe rein thierischen Stoffe bringen daher auch auf dem
                              Boden, auf welchem sie angewendet werden, Resultate hervor, welche in dem Maße außerordentlich
                              sind, in welchem die Anwendung derselben richtig und verstaͤndig geleitet
                              wurde. Jedermann kennt die beinahe wunderbaren Wirkungen, die das Verscharren todter
                              Thiere am Fuße von Baͤumen erzeugt. Jedermann weiß auch, daß das Blut
                              fuͤr sich allein ein vortreffliches Duͤngmittel ist; dessen ungeachtet
                              haben jedoch die Schwierigkeiten, mit welchen die Anwendung desselben in frischem
                              Zustande verbunden ist, die Schwierigkeiten, welche seiner Aufbewahrung und
                              gehoͤrigen Vertheilung auf dem Boden im Wege stehen, so wie der Ekel, der
                              allgemein gegen diese Substanz herrscht, bisher noch immer die Anwendung desselben,
                              von welcher sich so viel erwarten ließ, verhindert. Da mir die
                              Schlachthaͤuser zu Paris im Ausstreiche zuerkannt wurden, so glaubte ich auch
                              aus jenem Theile Blut, der groͤßten Theiles verloren ging, Nuzen ziehen, und
                              denselben zu einem neuen Zweke verwenden zu koͤnnen; ich ließ daher alles
                              dieses Blut troknen, und mehr oder weniger fein puͤlvern, um es dann als
                              Duͤnger zu benuzen. Dieß sezte mich in den Stand, daß ich nun allen
                              Landwirthen das getroknete gepulverte Blut als den kraͤftigsten bisher
                              bekannten Duͤnger, und als ein Dungmittel empfehlen kann, welches in dem
                              kleinsten Volumen die groͤßte Menge fruchtbar machender Bestandtheile
                              enthaͤlt. Wenn es, wie oben gesagt wurde, in der Landwirthschaft anerkannt
                              ist, daß der Duͤnger um so kraͤftiger wirke, je mehr er animalisirt
                              ist, was laͤßt sich nicht von einem Duͤnger erwarten, der eigentlich
                              ein Extract des reinen thierischen Stoffes ist?
                           Ein Kilogramm getrokneten Blutes stellt vier Kilogramme fluͤssiges Blut vor,
                              und nach bestimmten und sicheren Versuchen beinahe vier Kilogramme Fleisch irgend
                              eines Thieres, denn 100 Kilogr. frisches Blut enthalten 25 Kilogr. getroknetes Blut
                              und 75 Kilogr. Wasser, und 100 Kilogr. frisches Fleisch ohne Knochen enthalten 28
                              Kilogr. Fleisch und 72 Kilogr. Wasser; ein Resultat, welchem a priori wenige Leute Glauben beizumessen geneigt sind, indem sie von der
                              Fluͤssigkeit des Blutes irre gefuͤhrt werden.
                           Ein Kilogramm getrokneten Blutes ist als Duͤnger beilaͤufig einem
                              todten Thiere gleich zu sezen, das fuͤnf Kilogramme wiegt; denn dieses Thier
                              besteht aus Fleisch, Knochen und Eingeweiden, und mit Ausnahme des Fleisches sind
                              alle uͤbrigen Bestandtheile weit weniger animalisirt als das Blut, so daß sie
                              aus diesem Grunde als Duͤnger gar nicht mit demselben in Vergleich gebracht
                              werden koͤnnen. Das Muskelfleisch ist die einzige Substanz, welche, getroknet
                              und bei gleichem Gewichte, in Hinsicht auf seine Bestandtheile, mit dem getrokneten
                              Blute in eine Parallele gestellt werden kann.
                           Das getroknete Muskelfleisch kommt bis jezt nicht als Duͤngmittel im Handel vor. Die tobten Thiere
                              koͤnnen naͤmlich nur in dem Zustande, in welchem sich dieselben
                              vorfinden, d.h. mit einem Gehalte von wenigstens 72 Procent Wasser, in
                              Duͤnger verwandelt werden; allein in diesem Zustande hat das Zerkleinern
                              derselben seine Schwierigkeiten; auch macht der Ekel gegen diese Art von Arbeit ein
                              großes Hinderniß, so daß man daher die Thiere lieber ganz verscharrt, obwohl auf
                              diese Weise eine ungeheure Menge fruchtbar machender Bestandtheile, welche sich in
                              der Luft verbreiten, verloren gehen.
                           Das getroknete gepuͤlverte Blut ist roͤthlich schwarz und durchaus
                              nicht ekelhaft aussehend; es besizt einen schwachen Geruch, und laͤßt sich
                              aͤußerst fein vertheilen. Wegen dieser Feinkeit kann man es außerordentlich
                              leicht mit der loker gemachten Erde vermischen, und daher diese Mischung in jenen
                              richtigen Verhaͤltnissen bewirken, welche man eben fuͤr
                              zwekmaͤßig haͤlt.
                           Wegen der Trokenheit und wegen ihres geringen Volumens laͤßt sich ferner diese
                              Substanz mit großer Kostenersparung weit verfuͤhren. Nach sehr
                              wahrscheinlichen Daten kann man annehmen, daß Ein Theil getrokneten Blutes 72 Theile
                              guten Pferdeduͤnger ersezen, so daß mithin ein Wagen, mit getroknetem Blute
                              beladen, 72 Fuhren Pferdeduͤnger ersezen wuͤrde. Diesen unendlichen
                              Vortheil wird gewiß Jedermann zu ersezen wissen, der sich mit dem Akerbaue
                              beschaͤftigt, dessen Gruͤnde weiter von seinem Wohnorte entlegen sind,
                              und der in einem Lande lebt, in welchem die Vicinalwege so schlecht sind, wie die in
                              Frankreich.
                           Jene Leute, welche, ohne eigentliche Landwirthe zu seyn, sich mit dem Baue gewisser
                              Pflanzen beschaͤftigen, die keinen Wechsel in der Bewirthschaftung zulassen,
                              und welche daher die kraͤftigsten Duͤngungsmittel anwenden
                              muͤssen, werden noch mehr die Vortheile fuͤhlen, die ihnen ein so
                              kostbarer Duͤnger gewahrt. Diese Pflanzungen koͤnnen nun
                              buchstaͤblich ohne Viehstand unternommen werden, oder wenigstens ohne einen
                              Viehstand, welcher bloß des Duͤngers wegen unterhalten werden muͤßte;
                              in dieser Hinsicht erkannten die Pflanzer auf unseren Colonien, deren Gruͤnde
                              fast lediglich zu dem, den Boden so sehr erschoͤpfenden, Baue des Zukerrohres
                              bestimmt sind, und die im Allgemeinen bei Weitem nicht jenen Viehstand erhalten
                              koͤnnen, der noͤthig waͤre, um der Verschlechterung des Bodens
                              durch gehoͤrige Duͤngung zu steuern, sehr schnell die hohe Wichtigkeit
                              dieses Duͤngers. Jaͤhrlich werden sehr bedeutende Quantitaͤten
                              getrokneten Blutes in diese Colonien, und namentlich nach Guadeloupe versendet, wo
                              jedes Jahr uͤber 400,000 Kilogramme dieses Duͤngers mit dem besten
                              Erfolge verwendet werden. Die Sclaven in jenen Laͤndern sind ebenso zufrieden
                              mit diesem Duͤnger, wie ihre Herren, indem sie natuͤrlich die Anwendung
                              eines trokenen und geruchlosen Pulvers dem beschwerlichen Transporte eines schweren
                              und stinkenden Mistes vorziehen, den sie mit den Armen herbeischleppen, und mit den
                              Haͤnden ausbreiten muͤssen.
                           Die Knochen wurden sehr als Duͤnger gepriesen; wie sehr dieselben jedoch in
                              Hinsicht auf relativen Reichthum dem Blute nachstehen, laͤßt sich leicht
                              beweisen. 100 Theile Knochen enthalten 30 Theile thierischen Stoffes oder Gallerte,
                              und 70 Theile erdige Substanzen, welchen man keine duͤngenden Eigenschaften
                              bemessen kann.Auch diese Behauptung ist zu weit getrieben, und durch die Erfahrung
                                    widerlegt, denn wie koͤnnten sonst Mergel, Gyps, Sand und dergl. in
                                    gewissen Arten von Boden so treffliche Wirkungen hervorbringen? Zudem sind
                                    die erdigen Bestandtheile der Knochen ja auch salziger Natur, und daß viele
                                    Salze duͤngen, weiß Jedermann. A. d. Ue. Die 30 Theile Gallerte stehen einer gleichen Menge getrokneten Blutes sehr
                              weit nach, weil die Gallerte viel weniger Stikstoff enthaͤlt als das Blut,
                              und daher weniger animalisirt ist als dieses.
                           
                        
                           Von der Anwendung des getrokneten Blutes.
                           Seit mehreren Jahren schon ersuche ich Leute, welche das getroknete Blut als
                              Duͤnger anwendeten, mir positive Aufschluͤsse hieruͤber im
                              Vergleiche mit der Anwendung anderer Duͤngerarten zu geben; allein ich konnte
                              nichts von ihnen erhalten. Ueberall kuͤndigte man außerordentliche Resultate
                              an, uͤberall bekennt man, daß das Blut die reichsten bisher benuzten
                              Duͤngerarten, wie den Staubmist, das Knochenmehl, die Oehlkuchen etc., weit
                              uͤbertreffe, und doch gibt man nirgends vergleichsweise Daten. Ich sehe die
                              Schwierigkeiten einer solchen Arbeit wohl ein, und wundere mich daher nicht, daß es
                              so wenige Personen gibt, die den Muth haben, sich derselben zu unterziehen. Aus
                              allen Berichten, welche ich hieruͤber sammelte, geht jedoch dessen ungeachtet
                              hervor, daß die Praxis die Theorie vollkommen bestaͤtigte, d.h., daß das
                              getroknete Blut als der beste bis jezt bekannte Duͤnger zu betrachten
                              ist.
                           Die wesentlichen Bedingungen zur Anwendung des getrokneten Blutes sind, daß dasselbe
                              sich im Zustande der feinsten Vertheilung befinde, und daß es so innig als
                              moͤglich mit der feuchten Erde vermengt werde, damit seine Zersezung schnell
                              vor sich gehen koͤnne. Man muß es daher vorzuͤglich im
                              Fruͤhjahre und im Laufe des ganzen Sommers anwenden, wenn man einen nahen
                              Regen voraussieht, denn sonst bleibt es mit der troknen Erde gemischt, ohne irgend
                              eine Wirkung hervorzubringen. Dieser Duͤnger eignet sich ferner besonders
                              fuͤr jene Faͤlle, in welchen man ein unmittelbares Resultat an der Pflanzung, bei welcher
                              man ihn benuzt, hervorbringen will. Sind alle Bedingungen zur schnellen Zersezung
                              desselben vereint vorhanden, so kann man um so sicherer seyn, daß diese Zersezung
                              direct der Pflanze zu Gut kommen wird; man darf weniger den Verlust
                              befuͤrchten, welchen alle Duͤngerarten waͤhrend der Zeit
                              erleiden, waͤhrend welcher die Erde nicht mit Pflanzen bedekt ist. Wendet man
                              am Fuße eines Baumes oder irgend einer Pflanze gepuͤlvertes Blut an, so kann
                              man so sehr, als es moͤglich ist, uͤberzeugt seyn, daß die Elemente,
                              welche aus der Zersezung desselben hervorgehen, von der Erde eingesogen und
                              allmaͤhlich zur Ernaͤhrung und Entwikelung dieser Pflanze verwendet
                              werden. Diese Zersezung erfolgt ohne Entwikelung stinkender Gase, so lange man
                              gewisse Verhaͤltnisse nicht uͤbersteigt, und wenn man die Zersezung
                              nur geschehen laͤßt, wenn sie zugleich von der vegetativen Kraft der Pflanzen
                              unterstuͤzt wird.
                           
                        
                           Specielle Anwendung des Blutes als Duͤnger.
                           Obwohl das getroknete und gepuͤlverte Blut im Allgemeinen uͤberall
                              anwendbar ist, so eignet es sich doch vorzuͤglich fuͤr jene
                              Faͤlle, in welchen der Boden zwei Mal umgearbeitet und ausgejaͤtet
                              wird, wie fuͤr den Weinbau, die Cultur der Obstbaͤume, fuͤr
                              Baumschulen, fuͤr die Cultur von ein- oder zweijaͤhrigen
                              Gewaͤchsen, Gemuͤsen, Mais, Erdaͤpfeln, Runkelruͤben,
                              Schweinsbohnen, Bohnen, Erbsen etc., und in den Tropenlaͤndern fuͤr
                              den Kaffee-, Zukerrohr-, Baumwollen-Bau etc.
                           Die beste Weise das getroknete Blut bei dem Baue von bewurzelten Pflanzen,
                              Schoͤßlingen etc. anzuwenden, ist nun die, daß man die Erde rings um den Fuß
                              des Stokes zerkleinert, daß man dieselbe, und vorzuͤglich jene, welche die
                              Wurzeln zunaͤchst umgibt, mit einer angemessenen Menge getrokneten
                              gepuͤlverten Blutes mischt, und endlich, daß man dieses Gemisch mit einer 2
                              bis 3 Zoll hohen Schichte nicht gemischter Erde bedekt. Die Resultate, welche man
                              erhaͤlt, wenn man auf diese Weise verfaͤhrt, sind wahrhaft wunderbar,
                              vorzuͤglich wenn man so gluͤklich war, eine Zeit zu treffen, wo ein
                              staͤrkerer Regen bald auf die Operation folgt.
                           Wendet man das Blutpulver bei dem Baue der Erdaͤpfel, der Zukerrohrableger
                              oder anderer Pflanzen an, welche zarte Keime bilden, so muß dieß mit mehr Vorsicht
                              geschehen, als bei Gewaͤchsen, die bereits stark bewurzelt sind.
                              Wuͤrde hier das Blut nicht innig mit der Erde vermengt, oder wuͤrde es
                              in zu großer Menge angewendet, so wuͤrde man Gefahr laufen, daß die Hize,
                              welche durch die Zersezung des Blutes entsteht, die Keime verbrennt, und daß Alles
                              zu Grunde ginge; dieß geschah auch wirtlich auf mehreren Pflanzungen unserer
                              Colonien, als dieses Duͤngmittel daselbst eingefuͤhrt wurde.
                           
                           Um diesem Nachtheile auszuweichen, muß man das Blut nur in geringen Mengen unter die
                              Erde mischen; ich glaube, daß man in diesen Faͤllen nicht wohl mehr als Einen
                              Theil Blut auf 50 Theile Erde anwenden duͤrfe. Zu diesem Behufe nun mischt
                              man das Blut und die Erde in der Grube, in welche die Pflanze gesezt werden soll,
                              bedekt diese dann mit dem Gemische und breitet zulezt noch eine Schichte
                              ungemischter Erde daruͤber. Bei diesem Verfahren kann man des Gelingens
                              sicher seyn; auf dieselbe Weise behandelt man alle groͤßeren Samen, wie
                              Schweinsbohnen, Bohnen, Mais etc.
                           In allen Faͤllen, in welchen Samen ausgesaͤet werden, fuͤr
                              welche die Wirkung der Zersezung des Blutes zu heftig werden moͤchte,
                              koͤnnte man auf folgende Art verfahren; man bereitet vorher eine Art von
                              Gemisch aus Blut und Erde und begießt es, wodurch es, wenn man es auf einem Theile
                              des Feldes, welches besaͤet werden soll, sich selbst
                              uͤberlaͤßt, unter starker Entwikelung von Waͤrme die erste
                              Gaͤhrung erleiden wuͤrde; nach 6–7 Tagen koͤnnte man
                              dieses Gemisch wieder aufnehmen, und es Hand- oder schaufelweise in die
                              Furchen streuen, in welche gesaͤet werden soll; darauf wuͤrde nun
                              ausgesaͤet, und der Same unmittelbar darauf mit dem Gemische bedekt etc. Ich
                              glaube nicht, daß bei diesem Verfahren viel von den wirksamen Bestandtheilen des
                              Blutes verloren gehen wird; allein es ist mehr zusammengesezt, und wir haben noch
                              keine Erfahrungen uͤber die Vortheils desselben im Vergleiche mit jenen,
                              welche das Blut hervorbringt, wenn es unmittelbar an die Pflanzen gebracht wird,
                              deren Wachsthum man beguͤnstigen will.
                           Das Blutpulver laͤßt sich auch sehr gut bei dem Getreidebaue, und bei allen
                              Samen anwenden, die frei mit der Hand ausgeworfen werden. Ich erhielt die besten und
                              entsprechendsten Nachweisungen uͤber die Versuche, welche hieruͤber im
                              Großen angestellt wurden. Doch glaube ich, daß diese Art von Bau eine derjenigen
                              ist, in welcher dieser kostbare Duͤnger verhaͤltnißmaͤßig am
                              wenigsten Vortheile darbietet. Ich fuͤrchte naͤmlich, daß, wenn man
                              das Blut vor oder nach dem Pfluͤgen so wie den Samen auf die Erde
                              aussaͤet, ein Theil desselben zersezt wird, ohne dem Samen Nuzen zu bringen,
                              indem wegen der geringen Menge, in welcher sowohl der Samen als das Blut
                              ausgesaͤet werden, die Beruͤhrungspunkte zwischen beiden zu selten
                              werden wuͤrden. Ein Theil dieser Nachtheile verschwindet jedoch, wenn man,
                              wie oben gesagt wurde, das Blut und den Samen furchenweise ausstreut, denn dann ist
                              mehr Wahrscheinlichkeit vorhanden, daß beide in unmittelbare Beruͤhrung mit
                              einander gelangen, werden, so daß der Erfolg sicherer seyn wird.
                           Ich glaube, daß es am besten waͤre, das Getreide erst als zweite Ernte zu bauen, das
                              heißt, es in einen solchen Boden zu bauen, in welchen man eine ziemlich große Menge
                              Blut gebracht haͤtte, und auf welchem bereits etwas Anderes gebaut worden
                              ist. Die Zeit, seit welcher dieser Duͤnger angewendet wird, ist jedoch zu
                              kurz, als daß man sichere Daten haben koͤnnte, nach welchen sich die
                              Wirksamkeit des Blutes bei einer zweiten Ernte bestimmen ließe. Die Theorie, welche
                              aus der schnellen Zersezung des Blutes dessen Wirksamkeit ableitet, scheint diesem
                              Verfahren nicht besonders guͤnstig zu seyn; dock hatte ich Gelegenheit zu
                              beobachten, daß die Wirkung des Blutes auch bei einer zweiten Ernte, die auf einen
                              Bau folgt, bei welchem gejaͤtet wurde, noch sehr bemerkbar war.
                           Auf Rasenplaͤze, natuͤrliche oder kuͤnstliche Wiesen angewendet,
                              bringt das getroknete Blut gleichfalls ein vortreffliches Resultat hervor; man
                              saͤet es in Form eines feinen Pulvers im Fruͤhjahre und bei
                              regnerischem Wetter aus, damit es schnell zersezt werde. Auch zu diesem Zweke
                              verdient das Blut weit den Vorzug vor dem Staubmiste, den Oehlkuchen etc.; allein da
                              dasselbe bei dieser Anwendung nicht mit der Erde vermischt wird, so kann leicht ein
                              Theil seiner Bestandtheile waͤhrend der Gaͤhrung verloren gehen, und
                              ich halte diesen Duͤnger fuͤr zu kostbar, als daß man nicht suchen
                              muͤßte, ihn bloß in jenen Faͤllen anzuwenden, in welchen man alle die
                              Vortheile erhaͤlt, die er gewaͤhren kann.
                           Das Blut laͤßt sich auch noch auf eine andere Weise benuzen, welche in vielen
                              Faͤllen sehr vortheilhaft werden koͤnnte; man kann naͤmlich
                              durch dasselbe die Zusezung der vegetabilischen Substanzen beschleunigen, und
                              dadurch die duͤngenden Eigenschaften dieser lezteren erhoͤhen. So kann
                              man das Blutpulver vorher oder an Ort und Stelle mit verschiedenen Substanzen
                              mischen, welche fuͤr sich allein nur ein schlechter Duͤnger
                              waͤren, wie mit Blaͤttern, Strohhaͤkerling,
                              Saͤgespaͤnen, Haferspreu und anderen kleinen Abfaͤllen trokener
                              Pflanzen. Der Transport dieser Substanzen wird in trokenem Zustande immer wohlfeiler
                              seyn, als in nassem. Nach Umstaͤnden koͤnnte man es der Luft
                              uͤberlassen, diese Gemische zu befeuchten, oder sie muͤßten mit dem
                              Wasser der Graben und Pfuͤzen begossen werden. Auf thonigem Boden, der
                              zertheilt und aufgelokert werden muß, waͤren solche Gemische besonders
                              vortheilhaft; denn das Blut allein wuͤrde wegen der geringen Menge, in
                              welcher es angewendet wird, in diesem Falle nicht dieselbe Wirkung hervorbringen.
                              Sehr vortheilhaft wuͤrde sich das Blut auch erweisen, wenn man sich desselben
                              bediente, um die Kraft der Gewaͤchse zu erhoͤhen, die zur Besserung
                              und Duͤngung des Bodens gebaut werden. Man muͤßte hier das getroknete
                              Blut in dem Augenblike auf die gruͤnen Saaten, wie auf Wiken, Heidekorn, Klee etc. streuen, in
                              welchem dieselben unter die Erde gebracht werden sollen. Die Mischung einer
                              thierischen Substanz mit diesen rein vegetabilischen Duͤngungsmitteln
                              koͤnnte bloß einen vortrefflichen Erfolg haben; denn hier wird das Blut unter
                              einem Zusammenflusse guͤnstiger Umstaͤnde angewendet, und diese sind:
                              die Leichtigkeit des Transportes, der Vertheilung, des Ausstreuens, und das
                              Vorhandenseyn einer hinlaͤnglichen Menge von Feuchtigkeit zur schnellen
                              Zersezung des Blutes, dessen Bestandtheile von der Erde aufgesogen werden, die die
                              umgestuͤrzten Pflanzen bedekt. Auch mit Unkraͤutern, Sumpfpflanzen,
                              verdorbenem Heu etc. kann man das Blut mischen, und auf diese Weise einen
                              Duͤnger bereiten, der dem so eben beschriebenen gleichkommen wird.
                           
                        
                           Von der Menge, in welcher das Blut angewendet werden
                                 soll.
                           Ich wurde schon oft darum gefragt, wie viel getroknetes Blut man auf eine Hectare
                              braucht; die Antwort auf diese Frage haͤngt von einer solchen Menge von
                              Umstaͤnden ab, daß ich dieselben nicht gehoͤrig abzuschaͤzen
                              weiß, und daß deren Aufzaͤhlung hier viel zu weitlaͤufig werden
                              wuͤrde. Hr. Payen,
                              dessen Abhandlung uͤber die Benuzung todter Thiere im April 1830 von der Société centrale d'Agriculture
                              gekroͤnt wurde, hat hergestellt, daß ein Kilogramme getrokneten Blutes 3
                              Kilogrammen grob gepulverten Knochen oder 72 Kilogr. guten Pferdemistes gleichkommt,
                              und daß dieser Duͤnger alle bisher bekannten Duͤngerarten weit
                              uͤbertreffe. Dieser Grundsaz des Hrn. Payen kann, bis auf einen gewissen
                              Punkt, als allgemeine Norm fuͤr die Menge des Blutes dienen, welche man
                              anzuwenden hat; allein Jedermann wird auch einsehen, daß sie nicht fuͤr alle
                              Faͤlle gelten kann. Bei jedem Baue, bei welchem ausgejaͤtet wird,
                              wuͤrde ich die Menge des anzuwendenden Blutes lieber nach der Zahl und der
                              Staͤrke der Stoͤke berechnen, welche ein gewisser Raum aufzunehmen im
                              Stande ist. Sezen wir z.B., daß in einem Weinberge die Stoͤke in jeder
                              Richtung Einen Meter oder 3 Fuß von einander entfernt sind, so glaube ich, daß man
                              auf jeden Stok mit großem Vortheile ungefaͤhr 75 Grammen oder 2 1/2 Unzen
                              getroknetes Blut nehmen kann; dieß gaͤbe mithin fuͤr Eine Hectare von
                              10,000 Meter zehntausend Mal 75 Grammen oder 750 Kilogrammen getrokneten Blutes. Bei
                              Erdaͤpfeln oder anderen Pflanzen, welche 66 Centimeter oder 2 Fuß in jeder
                              Richtung von einander entfernt sind, hat man 15,000 Stoͤke auf einer Hectare;
                              in diesem Falle nun werden 50 Grammen oder etwas uͤber 1 1/2 Unzen auf den
                              Stok hinreichen, so daß hier ebenfalls 750 Kilogrammen auf die Hectare kommen werden. In allen
                              Faͤllen, in welchen die Pflanzen 33 Centimeter oder Einen Fuß weit von
                              einander stehen, wird man 30,000 Pflanzen auf Einer Hectare haben, und fuͤr
                              jede Pflanze 26 Gammen oder etwas uͤber 0 Quentchen brauchen, so daß man auch
                              hier wieder 750 Kilogrammen auf die Hectare erhaͤlt. Diesen Angaben zufolge
                              kann man also rechnen, daß Eine Hectare, um gut geduͤngt zu werden,
                              beilaͤufig 750 Kilogrammen oder 1500 Pfund getroknetes Blut erfordert;
                              uͤbrigens wird Jedermann einsehen, daß diese Menge nach Umstaͤnden
                              bald erhoͤht, bald vermindert werden muß. Dieselbe Berechnung gilt auch
                              fuͤr alle Pflanzungen oder Saaten in Furchen, indem man die Entfernung
                              derselben von einander in Betracht zieht, und fuͤr eine Furche die Menge
                              getrokneten Blutes berechnet, die man angewendet haben wuͤrde, wenn der Bau
                              mit von einander entfernten Pflanzen getrieben worden waͤre. Diese
                              Berechnungen fuͤhren mich unwillkuͤrlich zu dem Vergleichungspunkte,
                              welchen ich am Anfange dieser Abhandlung zwischen dem fluͤssigen Blute, dem
                              Fleische und dem Pferdemiste aufstellte; ich bemerke daher hier summarisch, daß wenn
                              man 
                           
                              
                                 75 Grammen getrokneten Blutes
                                 an den Fuß eines Weinstokes odereiner anderen
                                    Pflanze, die EinenMeter von einer anderen entfernt
                                 
                              
                                 50        –              –              –
                                 steht; an den Fuß eines Erdaͤpfelstokesoder
                                    eines anderen Gewaͤchses, welchesin Entfernungen von 66
                                    Centimeterngebaut wird;
                                 
                              
                                 25        –              –              –
                                 an den Fuß einer Runkelruͤbe oder
                                    irgendeiner anderen Pflanze, die man in Entfernungenvon 33
                                    Centimeter oder von einem Fuße sezt,
                                 
                              
                           bringt, dieß eben so viel ist, als wenn man
                           
                              
                                 300 Grammen oder beilaͤufig 10
                                    Unzen
                                 fluͤssiges Blut oder Fleisch
                                 
                              
                                 
                                 oder 5 K., 300 Pferdemist
                                 
                              
                                 200 Grammen oder etwas mehr als
                                 
                                 
                              
                                                 6
                                    Unzen dieser Substanzen
                                 oder 1 K.,
                                    500       –
                                 
                              
                                 100 Grammen oder etwas uͤber 3
                                    Unzen
                                 oder    750
                                    Gr.       –
                                 
                              
                           auf jeden einzelnen Stok anwendete.
                           Die Angabe der Mengen dieser bekannteren Substanzen macht das Blut als
                              Duͤngungsmittel nur schaͤzbarer, indem sie die Summe der Vortheile bei
                              der Anwendung desselben nur noch deutlicher zeigt.
                           Ich habe jezt nur noch zu bestimmen, auf welchen Preis dem Landwirthe das getroknete
                              gepuͤlverte Blut zu stehen kommt. Da diese Fabrikation bis jezt nur in Folge
                              eines Monopols Statt haben konnte, das auf einem Handel beruht, der auf langen
                              Termin mit den Fleischereien zu Paris abgeschlossen wurde, so laͤßt sich der
                              Preis nicht bestimmen, um welchen diese Substanz einst verkauft werden wird, wenn
                              ihre Erzeugung aller Fesseln und aller Lasten befreit seyn wird, welche jezt
                              dieselbe hemmen. Ich zweifle aus mannigfachen Gruͤnden, daß dieser Preis viel
                              geringer werden koͤnne als der ist, den ich bestimmte, und der 20 Francs
                              fuͤr 100 Kilogrammen in der Fabrik und ohne Emballage betraͤgt Bei
                              diesem Preise kommen 750 Kilogrammen getroknetes Blut, welche ich zum Duͤngen
                              einer Hectare im Durchschnitte fuͤr noͤthig hatte, auf 150 Fr., eine
                              Summe, die mir viel geringer scheint, als der Preis von 54,000 Kilogr. Pferdemist,
                              die noͤthig waͤren, um die befruchtende Kraft von 750 Kilogr.
                              getrokneten Blutes zu ersezen.
                           Man hat gegen den Vorschlag, das getroknete Blut als Duͤnger zu verwenden, den
                              Einwurf gemacht, daß diese Substanz nie der Gegenstand eines bedeutenden Handels
                              werden koͤnne, indem es sehr schwer ist, dieselbe in großen Massen zu
                              sammeln, so daß man sich immer nur kleine Quantitaͤten davon verschaffen
                              koͤnnte; allein ich glaube nicht, daß dieser Einwurf von einigem Werthe ist.
                              Die Menge des Blutes, welche sich sammeln laͤßt, ist nichts weniger als
                              gering, denn das Blut bildet im Durchschnitte mehr als den 10ten Theil des Fleisches
                              der Thiere. Dieses Blut ist zwar in so vielen feinen Blutgefaͤßen vertheilt,
                              daß es unmoͤglich ist, es aus denselben ganz zu gewinnen und es zu troknen;
                              allein in allen den groͤßeren Staͤdten werden Schlachthaͤuser
                              errichtet, und in allen diesen Schlachthaͤusern waͤre es von großem
                              Vortheile das Blut zu sammeln und zu troknen. Wuͤrde uͤbrigens aus der
                              Bekanntmachung dieser Abhandlung auch nur der Vortheil entstehen, daß man aufmerksam
                              auf die Vortheile wuͤrde, die man aus dem Blute ziehen kann, so wuͤrde
                              ich schon deßhalb die Zeit, welche ich darauf verwendete, nicht bereuen. Man muß das
                              Blut eben nicht durchaus in trokenem Zustande anwenden; es ist weit einfacher,
                              dasselbe fluͤssig oder als Gerinnsel zu benuzen, wenn es nicht anders seyn
                              kann. Ich schmeichle mir, daß einige Landwirthe, durch diese Abhandlung besser
                              aufgeklaͤrt uͤber den Werth des Blutes als Duͤngungsmittel,
                              dasselbe nun mehr zu schaͤzen wissen werden, so daß man nun seltner als
                              bisher diese kostbare Fluͤssigkeit in Ausguͤssen und Fluͤssen
                              unbenuͤzt abfließen sehen wird. Es kann sogar noch ein anderer Vortheil aus
                              der Bekanntmachung dieser Abhandlung entspringen: wenn viele thierische Substanzen
                              bisher unbenuzt verloren gingen, so lag der Grund vorzuͤglich darin, daß
                              keine derselben fuͤr sich allein die Muͤhe und die Auslagen lohnte,
                              die die Gruͤndung einer Anstalt, in welcher dieselbe zur
                              Duͤngerbereitung haͤtten benuzt werden koͤnnen, erforderte; man
                              wurde auch von der
                              Furcht keinen Absaz zu finden, zuruͤkgehalten. Ich sing mit dem Blute an,
                              indem ich mir durch ein Monopol große Mengen desselben zu verschaffen im Stande war,
                              und weil das Abfließen dieser Fluͤssigkeit mit so großer Leichtigkeit Statt
                              hat; das Publicum darf aber versichert seyn, daß ich binnen Kurzem auch noch andere
                              bisher verloren gegangene Substanzen zu benuzen wissen werde. Das Feld der Industrie
                              ist in dieser Hinsicht noch sehr weit, und man wird gewiß noch die todten Thiere,
                              ihre Knochen, die nicht gegohrenen Faͤcalmaterien derselben, und viele andere
                              thierische Abfaͤlle mit großem Vortheile als Duͤnger verwenden lernen.
                              Alle diese Koͤrper lassen sich in ein trokenes Pulver verwandeln, das die
                              hoͤchste duͤngende Kraft besizt, unbestimmt lange aufbewahrt, und mit
                              der groͤßten Leichtigkeit an die entferntesten Orte verfuͤhrt werden
                              kann. Ich hoffe sogar, daß es einst auch gelingen wird in großen Staͤdten den
                              Urin zu concentriren, und auf diese Weise einen Duͤnger zu erzeugen, der
                              ungefaͤhr das 25fache eines urspruͤnglichen Gewichtes darstellen wird.
                              Brachte man diese concentrirte Substanz auf die Felder, und verduͤnnte man
                              sie da mit dem Wasser der Graͤben und Pfuͤzen, so koͤnnte man
                              auf diese Weise den Urin mit allen seinen urspruͤnglichen Eigenschaften
                              wieder herstellen.
                           
                        
                           Anmerkung.
                           Die Anstalt zum Troknen des Blutes fuͤr Duͤnger befindet sich Barriére des Fourneaux, extra muros, N. 3, service de Vaugirard.