| Titel: | Bericht des Hrn. Merimée über eine neue Art auf Email zu mahlen, welche von Hrn. Mortelèque ausgeführt wurde. | 
| Fundstelle: | Band 41, Jahrgang 1831, Nr. LXXXIV., S. 363 | 
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                        LXXXIV.
                        Bericht des Hrn. Merimée uͤber eine neue Art auf Email
                           zu mahlen, welche von Hrn. Mortelèque ausgefuͤhrt wurde.
                        Aus dem Bulletin de la Société
                                 d'encouragement, 1831 Mai S. 261.
                        Bericht des Hrn. Merimée uͤber eine neue Art auf
                           Email zu mahlen.
                        
                     
                        
                           Die Kunst des Emaillirens verliert sich zwar, da sie unmittelbar aus der
                              Toͤpferkunst hervorging, im grauen Alterthume, allein die Mahlerei auf Email
                              machte erst in neuerer Zeit Fortschritte. man mahlte auf emaillirte Gold- und
                              Kupfer- Blattchen, auf Fayence und besonders auf Porzellan, und diese lezte
                              Art von Mahlerei hat auch heute zu Tage den hoͤchsten Grab von Vollkommenheit
                              erreicht. Der Grund dieser großen Vervollkommnung liegt hauptsaͤchlich darin,
                              daß man es dahin brachte, Platten von Porzellan zu verfertigen, deren Umfang jenen
                              der emaillirten Metallplatten weit uͤbertrifft, indem diese lezteren im Feuer
                              ihre Form veraͤndern. Uebrigens sind die Farben, welche man bei beiden
                              Mahlereien benuzt, und die Art, wie dieselben angewendet werden, beinahe dieselben.
                              Der einzige Unterschied, welcher Statt findet, und welcher der Mahlerei auf Email zu
                              Gunsten kommt, besteht darin, daß das Weiß mehr matt ist, und daß die Farben fester am Grunde
                              haͤngen, weil das Email einen gleichen Grad von Schmelzbarkeit mit demselben
                              besizt, waͤhrend sich auf der Glasur des Porzellans, die in einem
                              verschiedenen Grade schmelzbar ist, die Farben gern abschuppen, wenn die Wirkung des
                              Feuers uͤber bestimmte, ziemlich eng gestekte, Graͤnzen hinaus
                              fortgesezt wird. So kann man naͤmlich eine Mahlerei auf Porzellan ohne Gefahr
                              nicht wohl oͤfter als drei Mal in die Muffel bringen, waͤhrend bei der
                              Mahlerei auf Email die Farben dadurch hoͤchstens etwas schwaͤcher
                              werden: ein Umstand, welchem leicht abzuhelfen ist. Der Vortheil allein, daß man auf
                              einem emaillirten Grunde das Gemaͤhlde so oft ausbessern, retouchiren, kann,
                              als es nothwendig ist, wuͤrde daher dieser Mahlerei den Vorzug verschafft
                              haben, wenn man im Stande gewesen waͤre, sich emaillirte Tafeln von der
                              Groͤße der Porzellantafeln zu verschaffen. Um nun zu diesem Zweke zu
                              gelangen, mußte eine Substanz ausgemittelt werden, welche sich dauerhaft emailliren
                              laͤßt, und die im Feuer weder bricht, noch ihre Form veraͤndert, wie
                              dieß bei den Metallplatten der Fall ist. Diesem Beduͤrfnisse half zum
                              Gluͤke die Natur ab, indem man unter den Laven des Puy-de-Dome
                              eine große Menge fand, welche sich vollkommen hierzu eignen: besonders besizen jene
                              von Volvic alle hierzu wuͤnschenswerthen Eigenschaften. Diese Lava ist sehr
                              poroͤs, und daher leichter als die gewoͤhnlichen Steine; sie wird in
                              Tafeln von geringer Dike gesagt, deren kleine Aushoͤhlungen mit
                              ausgefuͤllt werden, die sich im Feuer innig mit der Substanz der Lava und mit
                              der Emailschichte, mit welcher, dieselbe bedekt wird, verbindet, so daß man auf
                              diese Weise mit geringer Muͤhe und mit wenigen Kosten Platten von 3 bis 4 Fuß
                              erhaͤlt; ja man koͤnnte deren sogar von doppelt so großem Umfange
                              bereiten. Die emaillirte Oberflaͤche ist nicht so glatt und eben, wie jene
                              des Porzellans, sondern sie ist etwas koͤrnig oder rauh, und aus diesem
                              Grunde vorzuͤglich zu groͤßeren Gemaͤhlden, besonders zu
                              groͤßeren historischen Darstellungen, geeignet. Wollte man kostbare
                              Mahlereien, wie Miniaturgemaͤhlde, auf diesen Platten anbringen, so
                              muͤßte die Emailschichte vollkommen glatt seyn, was zwar seine
                              Schwierigkeiten darbieten wuͤrde, allein, wie wir glauben, doch erreicht
                              werden koͤnnte.
                           Zu den vielen Vortheilen, welche Paris dem Grafen Chabrol
                              verdankt, gehoͤrt auch die Benuzung der Lava von Volvic; denn mit dieser Lava
                              werden die Wege fuͤr die Fußgeher gepflastert, welche man bald in allen
                              groͤßeren Straßen finden wird. Die leichte Schmelzbarkeit dieser Lava, ihre
                              leichte Verglasbarkeit und ihre Porositaͤt ließen vermuthen, daß man dieselbe
                              dauerhaft emailliren koͤnne. Die Erfahrung bestaͤtigte auch in
                              Baͤlde diese Vermuthung, und das erste Resultat der hieruͤber angestellten Versuche
                              waren die Namenstafeln unserer Straßen, welche laͤnger dauern werden als die
                              Mauern, an denen sie befestigt sind.
                           Hr. Morteléque, der sich
                              schon seit vielen Jahren mit der Zubereitung und Anwendung der verglasbaren Farben
                              beschaͤftiget, wurde beauftragt, die besten Verfahrungsweisen zur dauerhaften
                              Emaillirung der Lava von Volvic auszumitteln, und war in kurzer Zeit so
                              gluͤklich, große fuͤr die Mahlerei geeignete, Tafeln herstellen zu
                              lernen. Ein Versuch, der den Kopf eines Greises in Lebensgroͤße darstellt,
                              wurde in der Industrie-Ausstellung vom Jahre 1827 gezeigt; die Jury, welche
                              die Vortheile zu wuͤrdigen wußte, die die Kuͤnste einst aus einer
                              Entdekung zeichnen koͤnnten, durch welche sich die Emailmahlerei im Großen
                              ausfuͤhren ließe, erkannte derselben einen Preis zu.
                           Mit der Entdekung der Kunst, große emaillirte Platten zu bereiten, war jedoch Hrn.
                              Morteléque's
                              Aufgabe noch nicht vollkommen geloͤst und geschlossen; er mußte noch ein
                              Verfahren ausmitteln, durch welches die Mahlerei auf Email der Mahlerei mit
                              Oehlfarben aͤhnlich wuͤrde, damit sich unsere historischen Mahler
                              schnell in derselben einuͤben koͤnnten. Da sich nun auf dem Email
                              sowohl, als auf Porzellan, die Farben nur in kleinen, neben einander angebrachten,
                              Strichen auftragen lassen, so kann man dieselben nur dadurch gut abstufen, daß man
                              den weißen Grund mehr oder weniger durchscheinen laͤßt. Dieses Verfahren,
                              welches in der Miniaturmahlerei befolgt wird, ist jedoch fuͤr
                              Kuͤnstler, die gewohnt sind die Farbe lebhaft auf den Zeug aufzutragen, viel
                              zu langsam. Hr. Morteléque dachte daher, daß die Mahlerei auf Email viel
                              schneller und im Großen ausfuͤhrbar werden koͤnnte, wenn man, so wie
                              bei der Oehlmahlerei, alle Farben mit einem Weiß mischen koͤnnte, das sich
                              mit denselben vermengen ließe, ohne sie zu zersezen. Dieses Weiß nun fand er endlich
                              nach langem Suchen, und durch diese Entdekung ist der Mahler nun in Stand gesezt,
                              die Farbe leichter aufzutragen, ihre Schattirungen in einander zu verschmelzen,
                              dunkle Farben hellen entgegenzusezen, und endlich die Gemaͤhlde so oft
                              auszubessern, als er es fuͤr noͤthig haͤlt. Die Mahlerei auf
                              Email naͤhert sich daher jezt so ziemlich der Oehlmahlerei, so daß sie gewiß
                              von den geschikteren Kuͤnstlern in dieser ausgefuͤhrt werden kann.
                              Schon ehe die Entdekung des Hrn. Morteléque beendigt war, fuͤhrte Hr. Abel de Pujol ein Altarblatt fuͤr die St. Elisabethkirche aus, wobei er
                              sich uͤberzeugen mußte, daß bei einem Talente, wie das Seinige, keine lange
                              Lehrzeit hierin nothwendig ist.
                           Haͤtte man im 15ten Jahrhunderte in Italien die Mahlerei auf Email, so wie die Oehlmahlerei
                              entdekt, so wuͤrde sie gewiß von mehreren Kuͤnstlern jener Epoche
                              ausgefuͤhrt worden seyn, so daß ihre Meisterwerke noch heute zu Tage
                              denselben Glanz und dieselbe Frische zeigen wuͤrden, waͤhrend die
                              meisten alten Fresco- und Oehl-Gemaͤhlde so sehr durch die Zeit
                              gelitten haben, daß es zweifelhaft geworden, ob sie in einem Jahrhunderte noch
                              existiren werden. Hr. Morteléque machte daher eine fuͤr die Kuͤnste
                              sehr nuͤzliche Entdekung, die auch bereits der Gegenstand eines ausgedehnten
                              Berichtes an die Akademie der schoͤnen Kuͤnste war. Die Akademie die
                              den unschaͤzbaren Vortheil erkannte, den ein Verfahren, durch welches man der
                              spaͤtesten Nachwelt unveraͤnderliche Gemaͤhlde hinterlassen
                              koͤnnte, bringen wuͤrde, aͤußerte den Wunsch, daß einige
                              unserer kostbarsten Gemaͤhlde nach Hrn. Morteléque's Verfahren copirt werden
                              moͤchten.
                           Die Société d'encouragement druͤkte
                              denselben Wunsch aus, und lud den Hrn. Minister des Handels und der Kuͤnste
                              ein zu verordnen, daß die Versuche fortgesezt werden, um genaue Copien der
                              Meisterwerke unseres Museums zu erhalten. Ueberdieß verlieh die Gesellschaft dem
                              Entdeker die goldene Medaille zweiter Classe.