| Titel: | Ueber die Bereitung einiger Farben, um auf Glas, Email, Fayence, Metalle und Porzellan zu mahlen; von Hrn. Bastenaire-Daudenart. | 
| Fundstelle: | Band 41, Jahrgang 1831, Nr. LXXXV., S. 365 | 
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                        LXXXV.
                        Ueber die Bereitung einiger Farben, um auf Glas,
                           Email, Fayence, Metalle und Porzellan zu mahlen; von Hrn. Bastenaire-Daudenart.
                        Aus dem Dictionnaire technologique Bd. XVI. S.
                              494.
                        Bastenaire-Daudenart, uͤber die Bereitung einiger
                           Farben etc.
                        
                     
                        
                           Ueber das Roth. Das Roth ist eine Grundfarbe, d.h. sie
                              kann nicht durch die Mischung van anderen Farben hervorgebracht werden. Es gibt
                              viele Verfahrungsarten, wodurch man sich eine rothe Farbe verschaffen kann: Einige
                              bereiten sie durch Gluͤhen des schwefelsauren Eisens, Andere durch Oxydation
                              des metallischen Eisens bei starker Hize in Beruͤhrung mir Luft. Folgendes
                              Verfahren liefert aber das schoͤnste Roth: Man verschafft sich eine gewisse
                              Quantitaͤt des besten und feinsten Stahls; die alten Klingen von englischen
                              Rasirmessern eignen sich sehr gut zu diesem Zwek. Man kann zwar mit
                              franzoͤsischem Stahl und selbst Eisen, wenn sie rein sind, ebenfalls sehr
                              genuͤgende Resultate erhalten, da ich mich aber oft dieser Klingen bedient
                              habe, so empfehle ich sie vorzugsweise. Man zerstoͤßt den Stahl in kleine
                              Stuͤke und bringt sie in einen Kolben, welcher verduͤnnte
                              Schwefelsaͤure enthaͤlt. Die Aufloͤsung kann in der
                              Kaͤlte gemacht werden, erfolgt aber schneller und besser mittelst der
                              Waͤrme. Sobald sie bewirkt ist, gießt man sie in eine Porzellanschale, dampft
                              sie auf dem Sandbade
                              bis zu einer gewissen Staͤrke ein und bringt sodann die Schale an einen
                              kuͤhlen Ort, wo sich Krystalle von schwefelsaurem Eisen bilden. Von diesen
                              gießt man die Mutterlauge ab und laͤßt sie dann auf einem Papier gut
                              abtropfen.
                           Um das schwefelsaure Salz gut zu reinigen, loͤst man es in ungefaͤhr
                              seinem dreifachen Gewichte destillirten Wassers auf, filtrirt es durch weißes Papier
                              und dampft es zum zweiten Male ab; es bilden sich dann schoͤne
                              schmaragdgruͤne und sehr klare Krystalle. Nachdem sie gut abgetropft und
                              troken sind, bewahrt man sie in einer Flasche mit weiter Oeffnung auf, die man
                              luftdicht verschließt.
                           Um die rothe Farbe zu bereiten, nimmt man einen Gewichtstheil von diesem
                              schwefelsauren Salze und den vierten Theil Alaun und zerstoͤßt beide
                              groͤblich, um sie besser vermengen zu koͤnnen; andererseits macht man
                              ein Holzkohlenfeuer in dem Calcinirofen, legt, wenn die Kohlen gluͤhen, eine
                              kleine Platte von duͤnnem Eisenblech darauf und auf diese Platte das Pulver
                              der beiden Salze. Sie schmelzen bald in ihrem Krystallwasser, werden hierauf weiß
                              und endlich roth: alsdann muß man sehr darauf achten, daß die Hize nicht zu stark
                              und folglich diese rothe Farbe dunkel wird. Endlich, wenn man bemerkt, daß die rothe
                              Farbe uͤberall gleichfoͤrmig ist, nimmt man das Eisenblech von den
                              gluͤhenden Kohlen, worauf es liegt und laͤßt das Gemenge erkalten. Man
                              bemerkt deutlich, daß die rothe Farbe immer schoͤner wird, je mehr es sich
                              abkuͤhlt. Da aber in der calcinirten Masse immer einige Theile ein
                              angenehmeres Roth darstellen, so trifft man eine Auswahl darunter, legt alle
                              ausgewaͤhlten Stuͤke auf ein Glas, traͤnkt sie mit destillirtem
                              Wasser und reibt sie mit dem glaͤsernen Laͤufer so lange, bis Alles in
                              ein sehr feines Pulver verwandelt ist. Hierauf nimmt man die Farbe mit dem Messer
                              (der Palette) weg, bringt sie in einen Pokal von Porzellan und uͤbergießt sie
                              darin oͤfters mit heißem Wasser, welches man jedes Mal abgießt, nachdem sich
                              das Pulver ganz zu Boden gesezt hat; man troknet sodann den Ruͤkstand bei
                              gelinder Waͤrme.
                           Daß ich Einen Theil schwefelsaures Eisen mit einem Viertel schwefelsaurer Alaunerde
                              verseze, geschieht nicht deßwegen weil das Roth dadurch schoͤner und
                              intensiver wird, denn die Alaunerde macht im Gegentheil durch ihre weiße Farbe das
                              Roth matter; sondern weil diese Farbe außerordentlich fluͤchtig ist und die
                              Alaunerde als eine sehr feuerbestaͤndige Substanz das Roth haltbarer macht;
                              je mehr Alaunerde man anwendet, desto bestaͤndiger ist die rothe Farbe, aber
                              auch um so weniger intensiv; deßwegen muß man sich in dieser Hinsicht innerhalb der
                              gehoͤrigen Graͤnzen halten.
                           Die alkalischen Flußmittel verbinden sich nicht gut mit der rothen Farbe, viel besser die
                              metallischen. Diese Farbe ist eine von denjenigen, welche man am leichtesten mit dem
                              Pinsel auftragen kann; auch kann man sie mit einer sehr großen Menge Flußmittel
                              Versezen, ohne daß sie deßwegen schwieriger auf Glas, Email oder Porzellan
                              aufzutragen waͤre.
                           
                        
                           Ueber die Fleischfarbe. Diese Farbe bereitet man
                              ebenfalls mit schwefelsaurem Eisen, anstatt es aber wie bei dem Roth mit dem vierten
                              Theil seines Gewichts Alaun zu vermengen, nimmt man von lezterem zwei oder drei und
                              sogar vier Theile; da die Alaunerde eine weiße Farbe hat, so muß das Roth um Vieles
                              blaͤsser werden, wodurch man die Fleischfarbe erhaͤlt;
                              uͤbrigens versteht es sich von selbst, daß man diese Farbe mit einer großen
                              Menge Flußmittel Versezen muß, weil die Alaunerde eine sehr feuerbestaͤndige
                              (schwer schmelzbare) Substanz ist.
                           
                        
                           Ueber das Gruͤn. Man kann diese Farbe entweder mit
                              Kupfer oder mit Chrom hervorbringen. Mittelst Kupfer erhaͤlt man sie auf
                              folgende Art. Mall nimmt das feinste Rosettenkupfer, das man sich verschaffen kann,
                              walzt es sehr duͤnn und schneidet es in kleine Stuͤke, welche man in
                              ihrem drei- bis vierfachen Gewicht verduͤnnter Salpetersaͤure
                              aufloͤst. Das Metall darf nur allmaͤhlich in die Saͤure
                              geworfen werden, damit das Aufbrausen nicht zu heftig wird und die Saͤure
                              nicht ploͤzlich allen Sauerstoff verlieren kann. Sobald die Einwirkung
                              aufgehoͤrt hat, sezt man wieder Metall zu und faͤhrt auf diese Art
                              fort, bis sie ganz gesaͤttigt ist; man stellt sodann einen Tiegel in einen
                              Reverberirofen (wie man sie gewoͤhnlich in den Laboratorien hat), erhizt
                              denselben durch einige gluͤhende Kohlen und fuͤllt ungefaͤhr
                              den vierten Theil seines Hohlraums mit Kupferaufloͤsung an. Die
                              Fluͤssigkeit kocht bald und steigt bis an den oberen Theil des Tiegels. Wenn
                              man befuͤrchten muß, daß sie uͤber den Tiegel steigt, blaͤst
                              man mit einem Blasebalg mitten in dieselbe, wodurch sie sogleich bis auf den Boden
                              faͤllt.
                           Wenn die Fluͤssigkeit, welche man zuerst in den Tiegel goß, ganz verdunstet
                              ist, bringt man neuerdings etwas Kupferaufloͤsung hinein und sezt diese
                              Operation so lange fort, bis alle Aufloͤsung verdampft ist, worauf der Tiegel
                              zugedekt und bis zum Rothgluͤhen erhizt wird; diese Hize laͤßt man
                              eine Viertelstunde lang anhalten, nimmt den Tiegel sodann aus dem Ofen und
                              laͤßt ihn erkaͤlten. Nachdem er so weit erkaltet ist, daß man ihn
                              anfassen kann, nimmt man mit einem eisernen Messer, dessen Spize zugerundet seyn
                              muß, alles Kupferoxyd heraus, welches, wenn das Feuer nicht zu stark war, ein sehr
                              schoͤnes schwarzes und außerordentlich seines Pulver darstellt; war hingegen
                              das Feuer zu stark, so erhaͤlt das Oxyd eine graue Farbe und haͤngt sich so
                              fest an den Tiegel an, daß man oft Muͤhe hat, es davon zu trennen. Um diesen
                              nachtheiligen Umstand zu vermeiden, muß man nur ein maͤßiges Feuer geben.
                           Potasche und Soda schlagen das Kupfer aus seiner Aufloͤsung in Salpetersame
                              mit blaͤulichgruͤner Farbe nieder. Durch Gluͤhen wird der
                              Niederschlag schwarz. Dieses Verfahren kann man ebenfalls anwenden; ich will aber im
                              Vorbeigehen bemerken, daß das erstere mir immer gelang.
                           Das Kupferoxyd liefert eine sehr schoͤne gruͤne Farbe, wenn es mit den
                              Flußmitteln verglast ist; sie ist aber etwas schwierig mit dem Pinsel aufzutragen.
                              Indessen ist diese Farbe unentbehrlich und liefert eigenthuͤmliche
                              Nuͤancen, welche man durch Chromoxyd nicht darstellen kann.
                           Um das Chromgruͤn darzustellen, verfaͤhrt
                              man folgender Maßen: Chromeisenstein wird in einem Moͤrser gepulvert und das
                              Pulver durch ein sehr feines Sieb geschlagen, hierauf mit ungefaͤhr seinem
                              gleichen Gewicht Salpeter, welcher ebenfalls gepulvert ist, innig vermengt. Mit
                              diesem Gemenge fuͤllt man einen hessischen Tiegel zu drei Viertel an, bedekt
                              ihn und erhizt ihn in einem Reverberirofen. Ich muß bemerken, daß das Feuer nur
                              allmaͤhlich verstaͤrkt werden darf. Sobald die Masse
                              rothgluͤhend wird, geraͤth sie durch die Zersezung des salpetersauren
                              Kalis in lebhafte Bewegung und die Gasblasen entweichen zwischen dem Dekel und dem
                              oberen Rande des Tiegels. In dem Tiegel bleibt viel chromsaures Kali, Alaunerde,
                              Kieselerde und Eisenoxyd zuruͤk. Die Operation muß eine halbe oder drei
                              Viertelstunden bei anhaltendem Feuer dauern: hierauf nimmt man den Tiegel aus dem
                              Ofen, laͤßt ihn erkalten, zerschlaͤgt ihn, pulvert den Inhalt, kocht
                              das Pulver mit seinem vier- bis fuͤnffachen Gewicht Wasser in einem
                              kupfernen Kessel eine Viertelstunde lang und gießt dann die goldgelbe
                              Fluͤssigkeit von dem Saze ab. Die Fluͤssigkeit wird hierauf durch
                              Papier filtrirt, der Ruͤkstand aber neuerdings mit Wasser ausgekocht, man
                              filtrirt wie das erste Mal und sezt diese Operation so lange fort, bis das Wasser
                              fast nicht mehr gelb gefaͤrbt ist.
                           Andererseits loͤst man in Salpetersaͤure eine gewisse Quantitaͤt
                              Queksilber auf, und gießt die Aufloͤsung in das chromsaure Kali. Es entsteht
                              sogleich ein rother Niederschlag, welcher nach der Reinheit der beiden
                              Aufloͤsungen mehr oder weniger lebhaft ist; die uͤber demselben
                              stehende Fluͤssigkeit, welche klar und farblos seyn muß, gießt man sodann ab.
                              Der rothe Niederschlag, welcher das chromsaure Queksilber ist, wird
                              ausgesuͤßt. Um daraus das Chromoxyd zu erhalten, bringt man ihn troken oder
                              feucht in einen Tiegel und erhizt ihn so, daß nach einer Viertelstunde alles Queksilber
                              verfluͤchtigt ist, wo sodann das Chromoxyd als ein leichtes, sehr feines und
                              schoͤn dunkelgruͤnes Pulver zuruͤkbleibt. Will man das
                              Queksilber nicht verlieren, so kann man das Gluͤhen des Niederschlags in
                              einer Retorte mit Vorlage vornehmen.
                           Man kann das Chromoxyd auch direct durch Gluͤhen von chromsaurem Kali, welches
                              mit seinem doppelten Gewicht Schwefelblumen gemengt ist, erhalten. Bei dieser
                              Operation bildet sich Schwefelkalium und schweflichsaures Kali, welche man in heißem
                              Wasser aufloͤst, wobei das Chromoxyd zuruͤkbleibt.Dieses Verfahren ist im polytechn. Journal Bd. XXX. S. 315. aus fuͤr jaͤhrlicher beschrieben.
                                    A. d. R.
                              
                           Dieses Chromoxyd ist sehr feuerbestaͤndig und wird bei der groͤßten
                              Hize des Porzellanofens nicht verfluͤchtigt. Man kann seine gruͤne
                              Farbe durch Zusaz von etwas Blau oder Gelb beliebig abaͤndern. Diese Farben
                              brauchen vor der Anwendung selten verglast zu werden, daher man sie außerordentlich
                              leicht mit dem Pinsel auftragen kann.
                           Ueber die gelbe Farbe. Diese Farbe ist ebenfalls eine
                              Grundfarbe; man erhaͤlt sie mit mehreren Metallen, wie Antimon, Blei, Zinn
                              und selbst Silber. Das Antimonoxyd, womit man verschiedene gelbe Nuͤancen
                              darstellen kann, bereitet man folgender Maßen.
                           Metallisches Antimon wird sehr fein gepulvert und gesiebt, worauf man einen Theil
                              davon innig mit anderthalb Theilen gepulverten Salpeters vermengt; man stellt einen
                              Tiegel von gutem Thon in einen stark ziehenden Ofen und wirft das Gemenge
                              portionenweise hinein. So oft eine Portion in den Tiegel kommt, geraͤth die
                              Masse in sehr lebhafte Bewegung, und es zeigt sich eine glaͤnzende Flamme,
                              welche man ganz erloͤschen laͤßt, ehe man eine neue Portion von dem
                              Gemenge zusezt. Auf diese Art faͤhrt man fort, bis der Tiegel ganz voll ist,
                              worauf man ihn zudekt und eine gute Viertelstunde lang ein starkes Feuer gibt. Man
                              nimmt den Tiegel sodann aus dem Ofen, zerschlaͤgt ihn und trennt davon die
                              schwere Masse, welche an ihm haͤngt; sie wird gepulvert, mit Wasser auf Glas
                              gerieben, dann das Ganze in einen porzellanenen Pokal gebracht und oͤfters
                              heißes Wasser aufgegossen. Das uͤberschuͤssige Kali loͤst sich
                              auf und das weiße Antimonoxyd bleibt zuruͤk. Dieß ist was man
                              ausgesuͤßtes Antimonium diaphoreticum nennt.
                           Um eine feuerbestaͤndige gelbe Farbe zu erhalten, versezt man sehr genau Einen
                              Theil von diesem Antimonoxyd mit Einem bis zwei Theilen rothem Bleioxyd oder Mennige
                              und erhizt sie in einem Tiegel bei maͤßigem, aber drei Stunden anhaltenden
                              Feuer. Der Tiegel wird sodann aus dem Ofen genommen und zerschlagen; er
                              enthaͤlt eine sehr satte gelbe Farbe.
                           
                           Man kann auf diese Weise ein mehr oder weniger dunkles Gelb erhalten; je mehr
                              Bleioxyd man anwendet, desto blasser wird die Farbe. Man macht auch ein sehr
                              schoͤnes Gelb, indem man Einen Theil weißes Antimonoxyd mit anderthalb
                              Theilen Bleiweiß und Einem Theil Salmiak vermengt. Diese Substanzen werden
                              gepulvert, gesiebt und auf einem Scherben im Calcinirofen sehr stark erhizt, um den
                              Salmiak zu zersezen und zu verfluͤchtigen. Die Operation ist beendigt, wenn
                              sich durchaus kein Rauch mehr zeigt; die Masse, welche dann eine gelbe Farbe haben
                              muß, nimmt man hierauf ans dem Ofen, laͤßt sie erkalten und suͤßt sie
                              mit vielem Wasser aus.
                           Ein anderes Gelb erhaͤlt man mit zwei Theilen weißem Zinnoxyd, ein Theil
                              Mennige, ein Theil Alaun und einem halben Theil salzsaurem Silber (Hornsilber).
                           Ueber das Weiß. Obgleich das Miß keine eigentliche Farbe
                              ist und dieselbe bei der Glas-, Email- und Porzellanmahlerei nicht
                              haͤufig angewandt wird, weil diese Substanzen schon an und fuͤr sich
                              weiß sind, so braucht man diese Farbe doch manchmal wo das Weiß besonders
                              hervorstechen muß. Mit weißem Email kann man sehr gut einen Glanz hervorbringen, da
                              es aber so zu sagen bloß aus Kieselerde besteht, so ist es sehr schwer mit dem
                              Pinsel anzuwenden. Diejenigen welche sich mit der Bereitung von Farben
                              beschaͤftigten, mußten daher ihr Augenmerk auf andere Substanzen richten, um
                              das weiße Email zu ersezen. Hrn. von
                                 Montancy gelang es nach vielen Versuchen ein nicht verglastes Weiß,
                              welches sich zu diesem Zwek eignet, hervorzubringen. Ich habe sein Verfahren
                              wiederholt und es auf so verschiedene Art ausgefuͤhrt, daß ich es, wenn nicht
                              vereinfacht, doch gewiß viel sicherer gemacht habe; es besteht in Folgendem:
                           Man muß sich das feinste Zinn (Banca oder Malacca Zinn) verschaffen, es sehr
                              duͤnn walzen, und dann in kleine Stuͤke schneiden, welche man in einen
                              Kolben bringt, der verduͤnnte Salpetersaͤure enthaͤlt. Sobald
                              das Zinn in die Saͤure kommt, braust dieselbe stark auf, wobei sich die Masse
                              erhizt; man erhaͤlt dadurch sehr weißes Zinnoxyd. Diese Operation sezt man so
                              lange fort, bis sich eine hinreichende Menge Oxyd gebildet hat, worauf man es
                              oͤfters mit siedendem Wasser durch Decantiren aussuͤßt und zulezt auf
                              weißem Papier abtropfen laͤßt. Wenn dieser Niederschlag troken ist, vermengt
                              man ihn mit ungefaͤhr seinem gleichen Gewichte krystallisirten und ganz
                              weißem salzsauren Natron (Kochsalz), pulvert das Gemenge außerordentlich fein und
                              schlaͤgt es durch ein Seidensieb, damit es innig gemischt wird; hierauf
                              bringt man es in einen neuen hessischen oder noch besser in einen Platintiegel,
                              welchen man drei Stunden lang gluͤht, aber die beiden ersten Stunden gelinde,
                              damit die Masse vollkommen calcinirt wird. Dann nimmt man den Tiegel aus dem Ofen und
                              laͤßt ihn erkalten. Sobald man ihn anfassen kann, zerschlaͤgt man ihn
                              und trennt die Masse, welche er enthaͤlt, moͤglichst
                              sorgfaͤltig los, damit keine kleinen Theilchen von der Erde des Tiegels unter
                              sie kommen.
                           Diese Masse wird neuerdings pulverisirt und muß alsdann glaͤnzend weiß seyn,
                              wenn die Operation gut geleitet wurde. Das Pulver reibt man mit Wasser auf Glas, bis
                              es wie ein Rahm ist; man suͤßt es dann in einem großen Topf von Porzellan
                              oͤfters mit heißem Wasser aus, filtrirt und troknet es bei gelinder
                              Waͤrme. Bisweilen wird diese Substanz erst bei den lezten Manipulationen ganz
                              weiß.
                           Eine solche Farbe ist in der Glasmahlerei sehr wichtig und besonders beim Mahlen auf
                              Email und Porzellan nuͤzlich. In der That muͤssen fast alle Farben,
                              womit man diese Koͤrper bemahlt, sehr oft in ihrer Intensitaͤt
                              geschwaͤcht werden. Die ungemischten Farben haben ohne Zweifel einen großen
                              Glanz, aber die Halbfarben heben denselben heraus. Traͤgt man eine Farbe
                              schwach und sehr verduͤnnt auf, so wird sie blaß und spielt die Halbfarbe;
                              sie verliert aber alsdann betraͤchtlich an Glanz durch das wenige Flußmittel,
                              welches ihr beigemengt ist; wird sie hingegen mit einer anderen Farbe gemengt,
                              welche ihre zu große Lebhaftigkeit schwaͤcht und ihr doch den
                              eigenthuͤmlichen Charakter ertheilt, der sie schaͤzbar macht, so
                              erlangt man in diesem Falle einen großen Vortheil. Wollte man das Gegentheil hievon
                              behaupten, so wuͤrde man damit sagen, daß das Roth, so leicht aufgetragen,
                              daß es gleichsam nur noch ein Hauch ist, eine Fleischfarbe wird; dieß wuͤrde
                              man aber, wenn die Erfahrung gelehrt haͤtte, daß die Sache moͤglich
                              ist, gewiß ausgefuͤhrt haben. Die Plans lehrt im Gegentheil, daß dieß nicht
                              Statt finden kann, well wir, wie bereits bemerkt wurde, zur Nachahmung der
                              Fleischfarbe bloß rothes Eisenoxyd, mit Alaunerde gemengt, anwenden, welche leztere
                              durch ihre weiße Farbe die Intensitaͤt des Roth schwaͤcht; dieselbe
                              Eigenschaft besizt aber das weiße Zinnoxyd im hoͤchsten Grade, man mag es mit
                              irgend einer Glasfarbe vermischen.
                           
                        
                           Ueber das Schwarz. Auf den ersten Blik scheint es sehr
                              leicht zu seyn ein gutes Schwarz hervorzubringen; es zeigen sich hiebei aber zwei
                              große Schwierigkeiten: die Farbe troknet gewoͤhnlich zu schnell in dem Pinsel
                              und ist nicht intensiv genug. Waltet naͤmlich das Flußmittel zu sehr vor, so
                              finden beide Uebelstaͤnde zugleich Statt, vermindert man hingegen die Menge
                              des Flußmittels oder, was dasselbe ist, vermehrt man die Menge des Oxyds, so
                              erhaͤlt man nur eine matte, glanzlose Farbe. Man muß hiebei die richtige Mitte
                              treffen, was sehr schwierig ist.
                           Drei Metalloxyde bilden zusammen das Schwarz: naͤmlich Mangan-,
                              Kupfer- und Kobaltoxyd. Diese drei Oxide enthalten zusammen die Elemente der
                              drei Grundfarben und man sollte daher glauben, daß ein Gemenge von Blau, Roth und
                              Gelb ein sehr schoͤnes Schwarz liefern wuͤrde. Dessen ungeachtet hat
                              das Schwarz, welches man aus diesem Gemenge erhaͤlt, nicht ganz die
                              gewuͤnschte Farbe, sey es daß man nicht genau die erforderlichen respectiven
                              Quantitaͤten trifft oder daß die Oxide nur selten gaͤnzlich auf der
                              gehoͤrigen Oxydationsstufe sind. Rothwendiger Weise muͤssen diese
                              beiden Umstande einen großen Einfluß auf das Resultat haben, denn wie bereits
                              bemerkt wurde, finden sich die drei Grundfarben in den genannten Oxiden; dieß geht
                              ans Folgendem hervor.
                           Das Blau, welches man aus Kobalt erhaͤlt, ist (fuͤr den Mahler)
                              offenbar eine Grundfarbe, da man sie aus keiner anderen zusammensezen kann; wenn man
                              sie aber mit anderen Grundfarben vermischt, so kann man die mannigfaltigsten Farben
                              hervorbringen, welche alle unter die zusammengesezten gehoͤren. Das
                              Manganoxyd, welches ein mehr oder weniger intensives Violett entwikelt, besteht
                              selbst nur aus Blau und Roth, zwei Grundfarben. Das Kupferoxyd, welches die
                              Flußmittel immer gruͤn faͤrbt, wenn es allein angewandt und nicht zu
                              stark erhizt wird, kann man auch aus Blau und Gelb zusammengesezt betrachten. Man
                              ersieht hieraus, daß alle Grundfarben zusammen das Schwarz bilden; will man aber
                              direct diese drei Farben verbinden, so erhaͤlt man nicht die
                              gewuͤnschten Resultate. Was ist die Ursache dieser Eigenthuͤmlichkeit?
                              Da diese Frage nicht in das Gebiet der Technologie gehoͤrt, so enthalte ich
                              mich davon eine Erklaͤrung zu geben.
                           Nachdem wir nun die Bereitung des Eisen-, Kupfer-, Chromoxyds u.s.w.
                              mitgetheilt haben, wollen wir auch noch angeben, wie man sich das Manganoxyd
                              verschafft. Man nimmt kaͤuflichen Braunstein, dessen Farbe oft in das
                              Violette sticht; der beste ist derjenige, welcher sehr schwarz ist. Das Mineral wird
                              gepulvert und das Pulver so lange calcinirt, bis es die Eigenschaft hat die Finger
                              beim Reiben stark schwarz zu faͤrben: alsdann kann man annehmen, daß die
                              Molekule des Oxyds hinreichend getrennt sind, um die Wirkungen, welche man davon
                              erwartet, hervorzubringen. Man wird bemerken, daß dieses Pulver benaͤchtlich
                              an Gewicht verloren hat, indem die fluͤchtigen Koͤrper, welche die
                              Theile unter einander verbinden, waͤhrend des Calcinirens verflogen. Sollte
                              das Manganpulver beim Gluͤhen zusammengebaken seyn, so pulvert man es
                              neuerdings, siebt es durch ein Seidensieb und bewahrt es in Glasflaschen auf.
                           
                           Das Schwarz erhaͤlt man durch Vermengen von 1 Theil Manganoxyd, 1 Theil
                              Kobaltoxyd und 1 Theil Kupferoxyd. Sollte es etwas in Gruͤn stechen, so
                              muͤßte man weniger Kupferoxyd anwenden und wenn es in Blau sticht, weniger
                              Kobaltoxyd.
                           
                        
                           Ueber die Schattenfarbe. Die Schattenfarbe sezt man eben
                              so zusammen wie das Schwarz: der Unterschied besteht bloß darin, daß man weniger
                              Flußmittel anwendet, weil sie dazu bestimmt ist, die Rippen und alles was ein wenig
                              scharf bezeichnet auf den Blaͤttern der Baͤume und Blumen ist,
                              vorzustellen, und die Striche daher in einander fließen wuͤrden, wenn das
                              Flußmittel zu sehr vorwaltete. Diese Farbe wird gewoͤhnlich nur uͤber
                              und unter dem Gruͤn angewandt; man sezt sie aus 1 Theil Manganoxyd, einem
                              halben Theil Kobaltoxyd und 1 Theil Kupferoxyd zusammen.
                           
                        
                           Ueber das Braun. Man hat sieben bis acht und noch mehr
                              braune Farben, bei denen das Eisen der Faͤrbestoff ist; sie unterscheiden
                              sich nur durch die groͤßere oder geringere Intensitaͤt; so daß die
                              dunkelste fast schwarz ist.