| Titel: | Ueber das Verfahren, welches im nördlichen Frankreich angewendet wird, um der bereits gebrauchten thierischen Kohle ihre früheren Eigenschaften wieder zu geben, oder sie wieder zu beleben. Von Hrn. ***. | 
| Fundstelle: | Band 41, Jahrgang 1831, Nr. XCIII., S. 419 | 
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                        XCIII.
                        Ueber das Verfahren, welches im
                           noͤrdlichen Frankreich angewendet wird, um der bereits gebrauchten thierischen
                           Kohle ihre fruͤheren Eigenschaften wieder zu geben, oder sie wieder zu beleben.
                           Von Hrn. ***.
                        Aus dem Agriculteur-Manufacturier. April 1831.
                              S. 1.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              VII.
                        Ueber das Verfahren die gebrauchte thierische Kohle wieder zu
                           beleben.
                        
                     
                        
                           Von dem Auswaschen der gebrauchten Kohle.
                           Man bringt in dem Kessel Fig. 13 60 Liter reines
                              Wasser zum Sieden, und wirft in dieses siedende Wasser 100 Pfund Kohle in dem
                              Zustande, in welchem man dieselbe hat, sie mag eben aus den Filtrirapparaten kommen,
                              in welchen sie angewandt wurde, oder einige Zelt in dem Hofe gelegen, und daselbst
                              mehr oder weniger gegohren haben. Diese Masse ruͤhrt man sogleich und so lang
                              um, bis sie durch das Sieden emporgehoben wird, und bis sie dem Instrumente, welches
                              zu dieser kleinen Arbeit dient und Fig. 15 dargestellt ist,
                              kein Hinderniß mehr darbietet. Ist die Kohle ein Mal zum Sieden gekommen, so
                              ruͤhrt man nur wehr fuͤnf Minuten um, laͤßt dann den Schaum
                              aussteigen, und zieht den Kessel in diesem Zustande vom Feuer, um ihn in demselben
                              Augenblike so zu schaukeln, daß bloß das Wasser allein in den hoͤlzernen
                              Zuber Fig. 14
                              ausgegossen wird. Dieses erste Wasser nimmt Fett und feine Kohle mit sich fort,
                              welche leztere verloren geht, da das Wasser auf den Mist gegossen wird. Den Zuber
                              bringt man nun sogleich unter den Schnabel des Kessels, damit er die am Boden
                              zuruͤkgebliebene Kohle aufnehme, welche mit demselben Instrumente, das zum
                              Umruͤhren diente, herausgenommen wird. Die Kohle wird dann alsogleich, und
                              noch heiß, noch zwei Mal abgewaschen, indem man jedes Mal zwei Eimer oder 24 Liter
                              reines kaltes Wasser darauf gießt und stark umruͤhrt. Das Wasser entfernt man
                              jedes Mal dadurch, daß man dem Gefaͤße eine Neigung gibt, und daß man
                              dasselbe zulezt in dieser Stellung so lang abtropfen laͤßt, bis man wieder
                              bei dem Sude nachzusehen hat, der in der Zwischenzeit Statt fand. Ein einziger, mit
                              dieser Arbeit beschaͤftigter, Mensch kann in 12 Stunden Arbeit 15–16
                              Sude besorgen; er erhaͤlt bloß in dem Augenblike, in welchem der Zuber
                              herbeigetragen, und der Sud ausgeladen werden muß, von dem Arbeiter Huͤlfe,
                              der mit der Aufsicht uͤber die Cylinder und den Ofen beauftragt ist. Die
                              ausgewaschene Kohle wird, wie sie aus dem Zuber kommt, auf eine geneigte
                              hoͤlzerne Flaͤche geworfen, so daß das Wasser, welches sie noch
                              enthielt, großen Theils ablaͤuft. Diese hoͤlzerne Tafel koͤnnte
                              man, so lang es nicht friert, mit Vortheil dem Luftzuge aussezen.
                           
                        
                           
                           Von dem Troknen der Kohle.
                           Die Kohle, welche man bloß auf der schiefen Flaͤche abtropfen ließ, muß
                              vollkommen getroknet werden, und dieß hat, da dieselbe noch 25 Procent Wasser
                              enthaͤlt, seine Schwierigkeiten. Im Sommer laͤßt sie sich leicht in
                              der Sonne troknen, indem man sie in duͤnnen Schichten auf Leinwand bringt,
                              welche auf dem Boden ausgespannt ist, und indem man sie von einem Kinde
                              bestaͤndig mit hoͤlzernen Ruhen umkehren laͤßt. Wenn der Boden
                              feucht ist, und selbst in allen Faͤllen ist es gut, wenn man die Leinwand auf
                              etwas trokenes Stroh oder auf Weidengeflechte bringt, damit die Luft freien Durchzug
                              unter derselben habe. Im Winter hingegen ist das Troknen schwieriger und
                              kostspieliger; es gelang uns endlich auf diese Weise, daß wir die Kohle in Schichten
                              von 2 Zoll Dike auf erhizte Platten von Eisenblech bringen, und sie darauf mit
                              Staͤben bestaͤndig umruͤhren lassen. Um eine zwekmaͤßige
                              Einrichtung und wohlfeile Erhizungsweise dieser Platten ausfindig zu machen, mußten
                              wir vorerst einige Versuche anstellen. Wir brachten daher zuerst eine Platte von 15
                              Fuß Laͤnge und 5 Fuß Breite uͤber unserem Cylinderofen an, und
                              erhizten dieselbe durch einen Theil des Rauches des Ofens, der durch zwei kleine
                              vierekige Oeffnungen von 1 1/2 Zoll geht, welche an den beiden Seiten der
                              Woͤlbung einen Fuß unter dem Schlußsteine an der Seite des Eingangs
                              angebracht sind. Die Hize verbreitet sich unter der Platte, indem sie durch die
                              kleinen, mit Oeffnungen versehenen, Mauern dringt, auf welchen die Platte ruht, und
                              zulezt durch eine vierekige Oeffnung von 2 bis 3 Zollen im Gevierte in den Rauchfang
                              gelangt. Da jedoch diese Platte kaum hinreichte, um des Tags 500 Pfunde Kohlen zu
                              troknen, so mußten wir zu einem anderen Mittel unsere Zuflucht nehmen. Wir brachten
                              daher in einer Entfernung von 8 Fuß vom Rauchfange eine gewoͤhnliche Pfanne
                              an, umgaben diese mit einem Mauerwerke, dessen Grundmauer wir bis gegen den
                              Rauchfang laufen ließen; auf diese Grundmauer brachten wir eine Platte von
                              Eisenblech von 8 Fuß Laͤnge und 3 Fuß Breite, welche auf diese Weise sowohl
                              durch den oberen Theil der Pfanne als durch ihren Zug bis zum Rauchfange erhizt
                              wird. Diese Platte nun, welche Tag und Nacht Dienste leistet, troknet in 24 Stunden
                              gleichfalls 500 Pfund; allein dessen ungeachtet begegnete es uns, daß wir, um in
                              sechs Tagen 6000 Pfund zu troknen, auch noch den Trokenboden zu Huͤlfe nehmen
                              mußten, der zum Troknen der Cosseten,Cossettes nennt man in Frankreich die getrokneten
                                    Wurzeln, welche zur Fabrikation des inlaͤndischen, oder
                                    Cichoriencaffee dienen. A. d. O. welche wir aus den Wurzelchen der Runkelruͤben erhalten, bestimmt
                              ist.
                           Die Idee, 6000 Pfunde Kohlen in einem Tage zu troknen, beschaͤftigt uns fortwaͤhrend.
                              Wie wir oben gesehen haben, gelangen wir mit einer erhizten Flaͤche
                              Eisenblech von 15 Fuß Laͤnge auf 5 Fuß Breite, und mit einer anderen
                              aͤhnlichen von 8 Fuß Laͤnge auf 3 Fuß Breite, welche leztere Tag und
                              Nacht arbeitet, was im Ganzen eine Oberflaͤche von 123 Fuß Eisenblech
                              fuͤr 12 Stunden gibt, nur dahin 1000 Pfunde Kohle zu troknen. Wenn wir aber
                              in Anschlag bringen, daß die Flaͤche von 75 Fuß nicht vollkommen erhizt ist,
                              indem wir nur einen Herd brennend haben, so glauben wir schließen zu duͤrfen,
                              daß eine gut erhizte Oberflaͤche von 5–600 Fuß hinreichen
                              wuͤrde, um in 12 Stunden 6000 Pfunde Kohlen zu troknen, vorausgesezt daß sie,
                              wie es bei uns der Fall ist, sorgfaͤltig umgeruͤhrt werden. Es handelt
                              sich aber nun darum, wie eine so große Flaͤche zugerichtet und erhizt werden
                              koͤnne, und in dieser Hinsicht glauben wir unseren Zwek erreichen zu
                              koͤnnen, wenn wir die Oberflaͤche uͤber den
                              Cylinderoͤfen noch viel weiter ausdehnen, als wir es bereits thaten; dessen
                              ungeachtet waͤren aber 5–6 Oefen nothwendig, um in einem Tage 6000
                              Pfunde Kohle wieder zu beleben. Die Oberflaͤche eines jeden Ofens
                              betraͤgt genau 36 Fuß; allein entfernt man den Rauchfang, so kann man auch
                              die Waͤrme des horizontalen Zuges benuzen, welche vor ihrem Uebergange in den
                              Rauchfang eine beliebig ausgedehnte Flaͤche Eisenblech bestreichen
                              koͤnnte. Wir wiederholen jedoch noch ein Mal, daß eine Flaͤche von
                              5–600 Fuß hinreichen wuͤrde. Sechs Cylinderoͤfen nehmen eine
                              Linie von 36 Fuß ein, so daß, wenn der Rauchfang 15 Fuß hinter denselben steht, dieß
                              ein Vierek von 36 Fuß Laͤnge auf 15 Fuß Breite, oder eine Oberflaͤche
                              von 540 Fuß gibt, die der verlangten Oberflaͤche entspricht.
                           
                        
                           Von dem Calciniren.
                           Das Calciniren geschieht in Reverberiroͤfen (siehe Fig. 18, 19, 20) und in Cylindern aus
                              Gußeisen D, welche horizontal, auf ihre Achse
                              gestuͤzt, und so uͤber einander angebracht werden, daß sie
                              gleichmaͤßig erhizt werden. In diesen Apparaten wird nun die thierische Kohle
                              auf zweierlei Weise calcinirt oder wiederbelebt: entweder mit Zusaz von frischen
                              oder neuen Knochen, oder ohne Zusaz von Knochen oder irgend etwas anderem.
                           
                        
                           Von dem Calciniren ohne Knochen.
                           Man bringt in jeden Cylinder 60–65 Pfunde ausgewaschene und sehr gut
                              getroknete Kohle, wobei man den Cylinder Fig. 16 in einen
                              hoͤlzernen und an einer Seite offenen Dreifuß g
                              bringt. Der untere Dekel wird vorher schon angebracht, der obere dann, wann der
                              Cylinder voll ist. So wie dieß geschehen ist, verkittet man die Fugen mit Thon, und
                              wenn sechs Cylinder auf diese Weise zugerichtet sind, so dringt man sie mit einem
                              eisernen Karren Fig. 17, in den Ofen. Diese Weise die Cylinder einzuschießen,
                              laͤßt, wenn sie nur ein oder zwei Mal von den Arbeitern eingeuͤbt
                              wurde, nichts zu wuͤnschen uͤbrig. Hierauf wird sogleich Feuer
                              gegeben; jedoch darf man nicht vergessen, vorher die Schloßplatte J, die so gut als moͤglich schließen muß, und
                              bloß die sechs Enden der Achsen der Cylinder durchgehen lassen darf, an ihren Ort zu
                              bringen. Diese Platte, welche bei jedem Brande mit Thon verkittet werden muß,
                              schließt den vorderen Theil des Ofens, indem sie sich gegen die Seiten
                              stuͤzt; zwischen den beiden Seiten bleibt ein vierekiger Raum von einem Fuße,
                              um das Feuer zu unterhalten und zu reguliren, Kohle einzutragen etc. Eine bewegliche
                              Platte aus Gußeisen verschließt diese vierekige Oeffnung nach Belieben. Damit die
                              Cylinder gleichmaͤßig erhizt und zum Gluͤhen gebracht werden, dreht
                              man sie mit einem eisernen Schluͤssel, mit welchem man das aus dem Ofen
                              herausstehende Ende der Achse faßt, alle Viertelstunden um. Der erste Brand, welcher
                              natuͤrlich jedes Mal langsamer geht, da er erst Alles in Gang bringen und
                              durchwaͤrmen muß, dauert 5 Stunden; die folgenden hingegen nur 4 bis 4 1/2.
                              Die Cylinder muͤssen durch und durch rothgluͤhen; sind sie aber ein
                              Mal bis zu diesem Punkte gelangt, so braucht man das Feuer bloß zu unterhalten, ohne
                              es weder zu erhoͤhen noch zu vermindern. Die Entweichung der Gase merkt man
                              an den Spruͤngen, welche die Verkittung bekommt; werden diese Spruͤnge
                              zu groß, so findet man in den Cylindern zuweilen eingeaͤscherte Kohle, woraus
                              sich schließen laͤßt, daß die Verbrennung unter dem Zutritte der Luft, die
                              durch die Spruͤnge des Kittes eindrang, Statt hatte. Ist der Brand beendigt,
                              so nimmt man die Cylinder, so wie man sie in den Ofen brachte, mit dem eisernen
                              Karren wieder heraus, und laͤßt sie vorsichtig so lang auf dem Boden liegen,
                              bis man sie beruͤhren kann. Um sie auszuleeren, nimmt man den Kitt ab, indem
                              man mit einem hoͤlzernen Hammer daran schlaͤgt, damit die Haken oder
                              Ohren nicht brechen, mit welchen der Dekel an den Cylinder befestigt ist. Die Kohle,
                              welche man auf diese Weise erhaͤlt, ist, wenn sie abgekuͤhlt ist, und
                              wenn alle angegebenen Operationen mit Sorgfalt vorgenommen wurden, neuerdings zum
                              Filtriren geeignet; waͤre sie aber schlecht ausgewaschen worden, oder mit
                              Erde oder Kohlenstaub vermischt, so muͤßte sie, um zu obigem Zweke zu taugen,
                              durch Sieben von den fremdartigen Theilen befreit werden. Wir haben in solchen
                              Faͤllen ein seidenes, von einem Kinde in Bewegung geseztes, Sieb angewendet;
                              allein ein festeres und doch eben so feines Sieb, das auf eine einfache und bequeme
                              Weise eingerichtet waͤre, waͤre zu diesem Behufe sehr
                              schaͤzenswerth; Hr. Hallette mußte sich damit eben so wie mit der Mahlmuͤhle
                              beschaͤftigen.
                           
                           Die Kohle erleidet beim Calciniren einen Verlust von 9 bis 10 Procent. 6480 Pfund,
                              die aus 108 Cylindern mit 60 Pfund kommen, sind das Resultat einer
                              sechstaͤgigen Arbeit.
                           Die Kosten der Fabrikation sind:
                           
                              
                                 6 Taglohne zu 1 Fr. 50 Cent., 6 zu 1 Fr. 40
                                    Cent.,13 zu 60 Cent. und 6 zu 50 Cent., zusammen
                                 28 Fr.
                                 20 C.
                                 
                              
                                 Brennmaterial
                                 23  –
                                 30  –
                                 
                              
                                 Abnuzung der Vorrichtungen
                                   6  –
                                 80  –
                                 
                              
                                 
                                 –––––––––––
                                 
                              
                                 Summe
                                 58 Fr.
                                 20 C.
                                 
                              
                           Dieß gibt mithin 90 Centimen auf 100 Pfunde, oder 1 Fr. 80 C. auf 100 Kilogramme,
                              wobei jedoch der Verlust von 10 Procent noch zu rechnen ist. Nehmen wir nun an, daß
                              der Fabrikant 100 Kilogramme frische thierische Kohle um 20 Francs kauft, so
                              muͤßte man noch 2 Fr. hinzufuͤgen, so daß 100 Kilogr. wiederbelebte
                              Kohle auf 3 Fr. 80 Cent. kaͤmen. Wir glaube aber nicht, daß diese Kohle eben
                              so gut ist, wie jene, welche mit 15 Procent neuer Kohle gemischt ist, und welche wir
                              auf eine andere Weise erhalten.
                           
                        
                           Von dem Calciniren mit Zusaz von Knochen.
                           Die Zurichtung, das Verkitten, das Einschießen in den Ofen, so wie die Behandlung der
                              Cylinder und des Ofens ist wie bei dem vorhergehenden Verfahren, bloß die Behandlung
                              der Kohle ist verschieden. Man hakt Knochen mit einer Hake in Stuͤke, und
                              fuͤllt damit ein Maß, welches 9–10 Pfunde faßt. Beim Fuͤllen
                              des Cylinders bringt man nun abwechselungsweise ein Maß von beilaͤufig 6
                              Pfunden wiederzubelebender Kohle und eine Handvoll Knochenstuͤke in den
                              Cylinder, bis derselbe auf diese Weise voll ist; die lezte Schichte muß aus Kohle
                              bestehen. In diesem Zustande wird der Cylinder geschlossen, verkittet und auf die
                              oben beschriebene Weise weiter behandelt. Ist der Brand beendigt und der Cylinder
                              abgekuͤhlt, so schuͤttet man dessen Inhalt, der aus einem Gemische von
                              wiederbelebter Kohle und halbverbrannten Knochen besteht, in eine flache Kiste auf
                              den Boden. Ein Kind wirft dieses Gemeng auf ein Sieb aus Zink oder leichtem Kupfer
                              mit Loͤchern von 2–3 Linien im Durchmesser, auf welchem die Knochen
                              zuruͤkbleiben, waͤhrend die Kohle, mit den kleineren
                              Knochenstuͤken gemischt, schnell durchlaͤuft. Diese Kohle muß daher
                              noch gesiebt werden, und dieß geschieht mit einem gewoͤhnlichen Haarsiebe.
                              Ein Kind, welches 50 Centimen des Tages erhaͤlt, ist im Stande
                              taͤglich 1200 Pfunde durch das metallene Sieb und durch das Haarsieb gehen zu
                              lassen. Es waͤre uͤbrigens zu wuͤnschen, daß die Kohle noch ein
                              drittes Mal gesiebt wuͤrde, um allen Kohlenstaub, der aus fremden
                              Koͤrpern bestehen koͤnnte, und der fuͤr jeden Fall als feine Kohle angewendet
                              werden koͤnnte, zu entfernen. Wir bringen in jeden Cylinder 50 Pfund
                              wiederzubelebende Kohle und 10 Pfund ungebrannte Knochen; folglich enthalten die 6
                              Cylinder, aus denen Ein Brand besteht, 300 Pfunde Kohlen und 60 Pfunde Knochen. Die
                              60 Pfunde Knochen, welche halbgebrannt aus den Cylindern kommen, muͤssen noch
                              ein Mal in den Ofen; sie werden hierzu etwas zerstoßen und in einen einzigen
                              Cylinder gebracht, worauf sie zum zweiten Male gebrannt, und dadurch vollkommen
                              calcinirt werden. Das Resultat unserer Erfahrungen hieruͤber in Hinsicht auf
                              das erhaltene Product ist:
                           6 Cylinder, welche 302 Pfunde Kohle und 60 Pfunde Knochen enthielten, gaben 256
                              Pfunde Kohle und 46 Pfunde halbgebrannte Knochen.
                           Die 46 Pfunde halbgebrannte Knochen gaben nach dem zweiten Brennen 41 Pfunde Kohle,
                              welche nur mehr zerkleinert zu werden brauchte.
                           Der Abgang kann freilich nach der Art und dem Zustande der Knochen mehr oder weniger
                              bedeutend seyn. Man sieht auch, daß 302 Pfunde gewaschene und getroknete Kohle,
                              welche sich in 6 Cylindern befanden, nur 256 Pfunde wiederbelebte Kohlen gaben, so
                              daß ein Verlust von 15 Procent Statt hatte, der uns zu einigen Nachforschungen
                              veranlaßte.
                           Wir brachten 200 Pfund frische thierische Kohle auf ein Filtrum, benuzten dieselbe
                              auf die gewoͤhnliche Weise, und nahmen sie dann wieder herab; hierauf wuschen
                              wir sie im Kessel ans und ließen sie abtropfen, wodurch wir 301 Pfund Kohlen
                              erhielten, so daß sich hieraus ergibt, daß die nicht getroknete Kohle nach dem
                              Abtropfen 33 Procent Wasser enthaͤlt. Wir werden jedoch sogleich zeigen, daß
                              dieser Gewichtsuͤberschuß nicht lediglich aus Wasser besteht; wir ließen
                              naͤmlich die 301 Pfund abgetropften Kohlen auf der Eisenblechplatte troknen,
                              und erhielten dadurch 218 Pfunde, woraus sich ergibt: daß 1) der Ueberschuß, von
                              welchem oben die Rede war, aus 22 Procent Wasser und 9 Procent Substanzen bestand,
                              welche durch das Wasser nicht entfernt worden waren; 2) daß das
                              urspruͤngliche Gewicht der 200 Pfunde frischer, auf das Filtrum gebrachter,
                              Kohle um 9 Procent vermehrt wird, so daß der Verlust von 15 Procent, der sich bei
                              dem Calciniren ergibt, auf 6 Procent herabsinkt. Wir wollen jedoch annehmen, daß
                              derselbe wegen des wirklichen Verlustes an Kohlen bei den verschiedenen
                              Manipulationen 9 Procent betrage, besonders wenn der Kohlenstaub, der offenbar aus
                              fremdartigen Koͤrpern besteht, die durch das Waschen nicht ausgezogen, und
                              durch das Feuer in Pulver verwandelt wurden, durch Sieben entfernt wird. Wenn sich
                              nun hier aus ergibt, daß
                              der Verlust 9 Procent betraͤgt und selbst 10 Procent ausmachen kann, so wird
                              es vortheilhaft seyn, demselben durch den Zusaz von Knochen waͤhrend der
                              Operation abzuhelfen. Die 6 Cylinder enthielten daher 302 Pfunde gewaschene und
                              getroknete Kohle und 60 Pfunde Knochen. Nun muß man annehmen, daß die 302 Pfunde
                              getroknete Kohlen urspruͤnglich nur 275 Pfunde Kohlen 
                           
                              
                                 vorstellen
                                 275 Pfd.
                                 
                                 
                              
                                 Nach dem Calciniren erhielten wir
                                    ausden 6 Cylindern
                                 256 Pfd.
                                 
                                 
                              
                                 Der Kohlenstaub, der durch das
                                    Siebenwegfaͤllt, betraͤgt beilaͤufig
                                     8 –
                                 
                                 
                              
                                 
                                 –––––––
                                 
                                 
                              
                                 
                                 so daß Rest bleiben:
                                 248 –
                                 
                              
                                 
                                 
                                 –––––––
                                 
                              
                                 
                                 was einen Verlust gibt, von
                                   27 Pfd.
                                 
                              
                           Wir nahmen ferner 60 Pfund frische Knochen, die bei vollkommener Calcinirung auf 41
                              Pfunde zusammenschmolzen, bei deren Koͤrnung noch ein Verlust von Einem
                              Pfunde entsteht, so daß nur 40 Pfunde uͤbrig bleiben. Es kommen mithin 40
                              Pfund frische Kohle auf die 27 Pfund, welche bei dem Wiederbeleben der 275
                              Pfundeverloren gingen, so daß sich also 10 Procent Verlust und 15 Procent Zunahme
                              ergeben. In oͤkonomischer Hinsicht ergibt sich folgendes Resultat:
                           Das Product einer 6taͤgigen Arbeit mit 108 Cylindern betraͤgt 4608
                              Pfunde wiederbelebte Kohle und 738 Pfunde verkohlte Knochen. Die Kosten dabei
                              sind:
                           
                              
                                 6 Tagloͤhne zu 1 Fr. 50 Cent.; 6 zu
                                    1 Fr. 40 C.;13 zu 60 Cent.; 6 zu 50 Cent.; zusammen:
                                 28 Fr.
                                 20 Cent.
                                 
                              
                                 1080 Pfunde frische Knochen, das Pfund zu 2
                                    Fr.
                                 21  –
                                 60   –
                                 
                              
                                 12 1/2 Hectoliter Kohlen, den Hectoliter zu
                                    1 Fr.50 Cent.
                                 18  –
                                 75   –
                                 
                              
                                 Verlust an dem Apparate durch
                                    Abnuͤzung
                                   6  –
                                 55   –
                                 
                              
                                 
                                 ––––––––––––
                                 
                              
                                  
                                 75 Fr.
                                 10 Cent.
                                 
                              
                           Dieß gibt mithin 1 Fr. 40 Cent. auf 100 Pfunde, oder 2 Fr. 80 Cent. auf 100
                              Kilogramme.
                           Wir haben bisher die Knochen frisch, so wie wir sie kauften, angewendet, und diesem
                              schreiben wir den unertraͤglichen Geruch zu, den die wiederbelebte Kohle
                              besaß. Dieser schlechte Geschmak und Geruch theilt sich dem Syrupe mit, und obwohl
                              er beim Sieden desselben wieder verschwindet, so waͤre es doch besser, wenn
                              man denselben vermeiden koͤnnte. Wir glauben, daß wir dieß dadurch bezweken
                              koͤnnten, daß
                              wir die Knochen vorher kochen ließen, um ihnen das Fett zu entziehen. Das Fett,
                              welches man hierdurch erhielte, wuͤrde die Arbeit abbezahlen.
                           Die Menge der Cylinder, mit welchen man arbeitet, ist ein wichtiger Punkt in Hinsicht
                              auf die Ausgaben; man braucht deren aus folgenden Gruͤnden fuͤr jeden
                              Ofen 18. Sechs Cylinder werden um 6 Uhr Morgens eingeschossen; um 11 Uhr werden sie
                              rothgluͤhend herausgenommen; sogleich werden dann 6 andere Cylinder in den
                              Ofen gebracht, die zwischen 3 und 4 Uhr herauskommen, worauf abermals 6 neue
                              Cylinder eingesezt werden, indem die zuerst gebrauchten noch nicht gehoͤrig
                              abgekuͤhlt sind. Wir konnten bisher kein Mittel finden, um mit weniger
                              Cylindern drei Braͤnde des Tags zu machen, allein mit denselben 18 Cylindern
                              lassen sich in einem Tage auch vier Braͤnde machen; denn jene, welche um 11
                              Uhr aus dem Ofen kamen, koͤnnen um 8 Uhr Abends kalt seyn, und neuerdings
                              gebraucht werden. Bei diesem lezten Brande ist nur 2 1/2 Stunde lang Aufsicht
                              noͤthig; dann koͤnnen sich die Arbeiter mit Zuruͤklassung eines
                              guten Feuers zuruͤkziehen.
                           Wir glauben hiernach, daß 4 gut besorgte, und mit 72 Cylindern versehene, Oefen
                              fuͤr Bearbeitung einer Quantitaͤt Kohlen von 6000 Pfunden hinreichen
                              wuͤrden. Die Cylinder muͤssen aus Gußeisen seyn, welches etwas
                              geschmeidig ist, damit man einen neuen Schließhenkel an denselben anbringen kann,
                              wenn zufaͤllig einer brechen sollte. Jeder Cylinder wiegt 120 bis 130
                              Pfunde.
                           Zum Schlusse muͤssen wir noch bemerken, daß der Cylinder, welcher sich mitten
                              uͤber dem Feuer befindet, oͤfter umgedreht, und um eine Stunde
                              fruͤher herausgenommen werden muß, als die uͤbrigen.
                           
                        
                           Beschreibung der verschiedenen Geraͤthe und Apparate
                                 zur Wiederbelebung der Kohlen.
                           Fig. 13
                              Kessel, in welchem die thierische Kohle ausgekocht wird; b der Ofen, auf welchem sich derselbe befindet. Der Kessel reicht, wie man
                              bei c sieht, einige Zolle weit in das Gemaͤuer
                              hinein; er wird mit Menschenarmen dirigirt; die Ringe d
                              dienen dazu, um ihn aufzuheben, und auf den vorderen Theil des Ofens zu tragen.
                           Fig. 14,
                              Zuber, der zuerst das Waschwasser, und spaͤter die Kohle aufnimmt, welche in
                              dem Kessel 13 gesotten wurde.
                           Fig. 15,
                              Umruͤhrer aus Messing zum Umruͤhren der Kohle in dem Kessel; er hat
                              die Gestalt einer Schaufel, und ist mit Loͤchern durchbohrt.
                           Fig. 16,
                              Cylinder aus Gußeisen, in welchen man die getroknete Kohle bringt, welche calcinirt
                              werden soll. Er ist an seinen beiden Enden durch die Dekel ee geschlossen, welche mittelst Ohren oder
                              Henkeln, die sich an anderen, am Koͤrper des Cylinders befindlichen, Ohren
                              festhalten,
                              befestiget werden. Diese Dekel tragen die Achsen ff, auf welchen der Cylinder im Ofen ruht. Der Cylinder ist hier in der
                              Stellung dargestellt, welche man ihm gibt, wenn er gefuͤllt werden soll; er
                              wird durch das hoͤlzerne Dreiek g in dieser
                              Stellung erhalten. Der Schluͤssel h dient dazu,
                              um den Cylinder bei seinen Achsen umzudrehen; man braucht zu diesem Behufe nur das
                              einspringende Vierek i dieses Schluͤssels an das
                              vorspringende Vierek j einer der Achsen zu bringen, und
                              mit dem Hebel des Schluͤssels, je nachdem es nothwendig ist, rechts oder
                              links zu drehen.
                           Fig. 17,
                              Karren aus Eisen, mit welchem man die Cylinder in den Ofen hinein und wieder heraus
                              bringt. Die Cylinder werden hierzu auf das Ende k des
                              Karrens gebracht, wo sie durch die halbmondfoͤrmigen Stuͤke ll in ihrer Lage erhalten werden. Der Karren wird
                              durch den Griff x, der einen Hebel bildet,
                              gefuͤhrt. Alle Stuͤke dieses Wagens sind aus Eisen.
                           Fig. 18,
                              Calcinirofen im Aufrisse mit hinweggenommener Schließplatte J. n, Eingang zum Herde; o Bogen aus Eisen,
                              auf dessen Scheitel die Achse eines der Cylinder ruht. ppppp Haken zur Aufnahme der Achsen der uͤbrigen Cylinder. Diese
                              Haken sind an einer Eisenstange von 6 Linien Dike und 18 Linien Breite befestigt;
                              diese Eisenstange ist beilaͤufig wie die Woͤlbung des Ofens geformt,
                              und unten an der Platte aus Gußeisen q, die das Dach des
                              vorderen Theiles des Ofens bildet, befestigt; nach Oben ist dieselbe durch zwei, an
                              dem Scheitel ihrer Kruͤmmung angeschweißte Schweife an die Woͤlbung
                              des Ofens eingerammelt.
                           Fig. 19
                              Horizontaler Durchschnitt des Ofens nach der Linie AB in Fig. 18; man sieht hier die Einrichtung des Rostes r und der Platte aus Gußeisen q.
                           Fig. 20,
                              Senkrechter Durchschnitt des Ofens nach der Linie CD in Fig. 19. Die Buchstaben sssss
                              bezeichnen die Oeffnungen in der Mauer, welche den Haken ppppp und der Aushoͤhlung o entsprechen, und die gegen den Grund des Ofens
                              gerichteten Achsen der Dekel der Cylinder aufnehmen. Diese Loͤcher sind aus
                              kleinen, gußeisernen, in das Gemaͤuer eingerammelten Buͤchsen
                              gebildet. t Oeffnung, durch welche der Rauch in den
                              Rauchfang geht, und die von einer Roͤhre aus Gußeisen gebildet wird.
                           Fig. 21,
                              Schließplatte zum Verschließen des vorderen Theiles des Ofens; sie hat 6
                              Loͤcher, welche den Achsen der vorderen Cylinderdekel entsprechen. An ihr
                              befindet sich der Griff v und ein kleines
                              Thuͤrchen x, welches zur Leitung der Calcinirung
                              dient. Wird diese Platte an ihre gehoͤrige Stelle gebracht, so stuͤzt
                              sie sich gegen die Eisenstange p, und schließt auf diese
                              Weise ziemlich genau mit den Waͤnden des Ofens. Um diese Schließung noch
                              vollstaͤndiger zu machen, verkittet man die Fugen mit Thon, wie er zum
                              Ofenbaue dient.
                           Fig. 22.
                              Thuͤre des Herdes.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
