| Titel: | Chemische Untersuchung der Weinhefe; von Hrn. Henry Braconnot in Nancy. | 
| Fundstelle: | Band 41, Jahrgang 1831, Nr. XCV., S. 431 | 
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                        XCV.
                        Chemische Untersuchung der Weinhefe; von Hrn.
                           Henry Braconnot in
                           Nancy.
                        Aus den Annales de Chimie et de Physique. Mai 1831. S.
                              59.
                        Braconnot, Chemische Untersuchung der Weinhefe.
                        
                     
                        
                           Ich wollte mir Traubensaͤure verschaffen und hatte, da die traubensauren Salze
                              im Allgemeinen weniger aufloͤslich sind, als die weinsteinsauren, alle
                              Ursache zu hoffen, daß man sie in reichlicher Menge aus der Hefe wird ausscheiden
                              koͤnnen, welche sich waͤhrend der zweiten Gaͤhrungsperiode in
                              einem Faß rothen Weines von unseren Kantonen absezte; es war mir jedoch
                              unmoͤglich auch nur die geringste Spur davon zu erhalten; dessen ungeachtet
                              glaubte ich diesen Umstand zu einigen Versuchen uͤber die Hefe benuzen zu
                              muͤssen, da sie in vielen Gewerben angewandt wird und ihre Natur mir wenig
                              bekannt schien.
                           
                        
                           Ueber die thierische Substanz der Hefe.
                           Man erhaͤlt diese Substanz, wenn man stark ausgepreßte und vorlaͤufig
                              in Wasser gut eingeweichte Hefe mit einer hinreichenden Menge kohlensauren Kalis
                              oder Natrons zur Saͤttigung der uͤberschuͤssigen Saͤure
                              versezt. Der groͤßte Theil der thierischen Substanz loͤst sich auf und
                              wenn ein Theil dem verduͤnnten Alkali widersteht, so geschieht dieß, weil sie
                              von dem phosphorsauren Kalk zuruͤkgehalten wird, oder vielmehr wegen eines
                              eigenthuͤmlichen Zusammenhanges ihrer Molecuͤle, auf welchen ich bald
                              zu sprechen kommen werde. Die schleimige, mit Wasser verduͤnnte und filtrirte
                              Aufloͤsung versezte man mit Essigsaͤure, welche daraus die thierische
                              Substanz niederschlug. Wegen ihres gallertartigen Ansehens vermuthete ich, daß sie
                              mit viel Gallertsaͤure verbunden ist, ich fand aber im Gegentheil, daß sie in
                              Kalkwasser ganz aufloͤslich ist, waͤhrend die gallertsauren Alkalien
                              in sehr verduͤnntem Zustande durch einige Tropfen Kalkwasser reichlich
                              gefaͤllt werden.
                           Die thierische Substanz der Hefe, auf angegebene Weise durch eine Saͤure
                              gefaͤllt und gut ausgesuͤßt, roͤthet kaum das Lakmus. Sie
                              loͤst sich außerordentlich leicht in den verduͤnntesten Alkalien auf
                              und scheint ihre Eigenschaften zu neutralisiren. Wenn man sie mit kohlensaurer
                              Bittererde oder kohlensaurem Kalk in Beruͤhrung bringt, so loͤst sie
                              sich zum Theil im Wasser auf, aus welchem man sie neuerdings durch die
                              Saͤuren faͤllen kann, welche mit ihr unaufloͤsliche
                              Verbindungen bilden.
                           Kaltes Wasser wirkt auf diese Substanz in ihrem frisch gefaͤllten Zustande
                              nicht; ruͤhrt man sie aber damit an, so scheint die Fluͤssigkeit
                              homogen und hat fast das Ansehen einer Aufloͤsung. Erwaͤrmt man dieses
                              Gemenge, so zieht sich die thierische Substanz stark zusammen und scheidet sich in
                              großen dichten Floken ab; die Fluͤssigkeit wird klar und haͤlt eine
                              sehr geringe Menge von dieser Substanz in Aufloͤsung, welche daraus durch
                              alle Saͤuren, Gallaͤpfelinfusion, so wie durch salzsaures Natron
                              gefaͤllt werden kann. Nachdem diese Substanz durch Erwaͤrmen geronnen
                              ist, scheint sie ihre Eigenschaften groͤßten Theils verloren zu haben; denn
                              sie ist nicht nur in Kalkwasser nicht mehr aufloͤslich, sondern widersteht
                              selbst concenrirtem Aezkali, und loͤst sich nur durch Sieden darin auf, ohne
                              daß sie eine merkliche Veraͤnderung zu erleiden scheint. Man ertheilt ihr
                              wieder ihre anfaͤnglichen Eigenschaften, wenn man sie durch eine
                              Saͤure niederschlaͤgt. In diesem lezteren Zustande loͤst sie
                              sich sehr schnell in Wasser auf, welchem ein wenig Ammoniak beigemischt ist.
                              Concentrirt man die Fluͤssigkeit durch Abdampfen, so roͤthet sie
                              schwach das Lakmuspapier und laͤßt endlich eine sehr schluͤpfrige,
                              sproͤde, braune Substanz zuruͤk, welche sich ein wenig an das
                              Gefaͤß anhaͤngt, aber beim geringsten Reiben in glaͤnzenden
                              Flittern losgetrennt wird; taucht man leztere in Wasser, so quellen sie darin wie
                              Bassora-Gummi auf und geben eine zitternde durchscheinende Gallerte, welche
                              in siedendem Wasser unaufloͤslich ist, aber merkwuͤrdiger Weise sich
                              großen Theils in kaltem Wasser aufloͤst, wenn man sie mehrere Tage darin
                              liegen laͤßt: ungeachtet dieser lezteren Eigenschaft scheint sie sich noch
                              ungefaͤhr in demselben Zustande zu befinden, wovon ich oben sprach; d.h. sie
                              widersteht der Einwirkung von concentrirtem siedendem Ammoniak, so wie dem
                              kohlensauren Kall und noch mehr dem Kalkwasser. Erst wenn man sie vierundzwanzig
                              Stunden lang mit Aezkali in Beruͤhrung laͤßt oder mit diesem Alkali
                              kocht, loͤst sie sich wieder auf.
                           
                           Taucht man diese Substanz in Gallaͤpfelinfusion, so verliert sie ihre
                              Durchsichtigkeit und verbindet sich mit dem Gerbestoff wie der thierische Leim.
                           Leitet man in die Aufloͤsung der thierischen Substanz der Hefe in Kalkwasser
                              einen Strom Kohlensaͤure, so schlaͤgt sich der gebildete kohlensaure
                              Kalk zugleich mit der thierischen Substanz nieder; leztere kann auch in Verbindung
                              mit dem Kalk durch Erhizen gefaͤllt werden, ist dann aber in kochendem
                              Aezkali nicht mehr merklich aufloͤslich. Die gut gesaͤttigte
                              Aufloͤsung der gallertartigen Substanz der Hefe in Kali wird durch die
                              erdigen und metallischen Salze gefaͤllt. Schwefelsaure Bittererde bringt
                              darin in der Kaͤlte keine bemerkbare Veraͤnderung hervor, sondern das
                              Coagulum bildet sich erst beim Erhizen der Fluͤssigkeit, was auch bei einer
                              Aufloͤsung von schwefelsaurem Kalk der Fall ist.
                           Diese thierische Substanz gibt nach dem Troknen bei der Destillation kohlensaures
                              Ammoniak, viel brenzliches Oehl und Schwefelwasserstoffgas. Die
                              zuruͤkbleibende Kohle betraͤgt ungefaͤhr den dritten Theil des
                              Gewichts der angewandten Substanz. Die staͤrksten Pflanzen- und
                              Mineralsaͤuren zeigen keine Disposition die thierische Substanz der Hefe
                              aufzuloͤsen; wenn man sie fein pulvert und mit concentrirter
                              Schwefelsaͤure in einem verschlossenen Glasgefaͤße stehen
                              laͤßt, so quillt sie darin betraͤchtlich auf, schwimmt auf der
                              Saͤure und loͤst sich darin erst dann auf, wenn man das Gemenge stark
                              erhizt. Sezt man Wasser zu, so schlaͤgt sich die Substanz ganz nieder, ohne
                              eine betraͤchtliche Veraͤnderung erlitten zu haben.
                           Die Weinsteinsaͤure schien mir diese Substanz besser zu zertheilen als jede
                              andere Saͤure und ich vermuthe, daß sie durch diese und die
                              Aepfelsaͤure in dem Traubensaft aufgeloͤst ist.
                           Diese gallertartige Substanz, wenn sie frisch durch Essigsaͤure
                              gefaͤllt ist, so wie die Hefe, welche erhizt wurde, wirken ganz und gar nicht
                              auf den Zuker,Die Hefe, welche nicht zum Gerinnen gebracht worden ist und deren
                                    Molecuͤle durch den Weinstein zertheilt sind, macht den Zuker mit der
                                    groͤßten Lebhaftigkeit gaͤhren. Es
                                       gelang mir durch dieses Mittel und durch einige Gewuͤrze, die ich
                                       mit Umsicht anwandte, bessere Weine hervorzubringen, als die im
                                       Allgemeinen geschaͤztesten sind. Bekanntlich wird der
                                    groͤßte Theil der Weinhefen, welche man allenthalben in reichlicher
                                    Menge erhaͤlt, zu Asche verbrannt (die man unter der Benennung cendres gravelées verkauft); man
                                    koͤnnte sie aber in vielen Faͤllen statt der Bierhefen
                                    anwenden, welche am gewoͤhnlichsten in den Brantweinbrennereien
                                    gebraucht wird, und die man sich nicht uͤberall verschaffen kann. Sie
                                    koͤnnten zum Beispiel bei der Gaͤhrung der
                                    Runkelruͤbenmelassen gebraucht werden, welche
                                    uͤberschuͤssigen Kalk enthalten; lezterer, welcher der
                                    Gaͤhrung sehr nachtheilig ist, wuͤrde durch den Weinstein der
                                    Hefen beseitigt werden.Hr. Thenard hat in
                                    einer interessanten Abhandlung uͤber das Ferment (Gehlen's neues Journal der
                                    Chemie Bd. II. S. 408) bemerkt, daß lezteres, wenn man es oͤfters mit
                                    Zukerwasser in Beruͤhrung bringt, eine weiße, in Wasser
                                    unaufloͤsliche Substanz zuruͤklaͤßt, welche beim
                                    Erhizen kein Ammoniak liefert. Ich habe diesen Versuch mit Weinhefe
                                    wiederholt und gefunden, daß der Ruͤkstand, welcher die Eigenschaft
                                    die Gaͤhrung einzuleiten verloren hatte, eben so viel Stikstoff
                                    enthielt wie fruͤher, aber dichter (zusammenhaͤngender) war
                                    als frische Hefe; er sezte sich auch viel schneller als leztere aus dem
                                    Wasser ab, womit man ihn anruͤhrte. Außerdem hielt er viel inniger
                                    eine betraͤchtlichere Menge phosphorsauren und weinsteinsauren Kalk
                                    zuruͤk, welche ohne Zweifel nicht wenig zur Verhinderung der
                                    Gaͤhrung beitrugen und sogar hinreichten, um den groͤßten
                                    Theil dieses Ruͤkstandes in Kali unaufloͤslich zu machen. A.
                                    d. O. ohne Zweifel hauptsaͤchlich wegen ihres Cohaͤsionszustandes;
                              es scheint aber, daß noch andere Ursachen als die Annaͤherung der
                              Molecuͤle sich der Gaͤhrung des Zukers durch die aus der Hefe
                              abgeschiedene thierische Substanz widersezen; denn es gelang mir auch nicht sie zu
                              erregen, nachdem ich die thierische Substanz vorher in etwas Alkali
                              aufgeloͤst hatte. Man erhielt auch kein besseres Resultat, als man die
                              thierische Substanz mit Wasser in eine anfaͤngliche Faͤulniß
                              uͤbergehen ließ, in welchem sie sich endlich durch die Entwikelung einer
                              geringen Menge Ammoniaks aufloͤste.
                           Die thierische Substanz der Hefe besizt mehrere von den Eigenschaften des
                              Kaͤsestoffs und des Eiweißes, unterscheidet sich aber von denselben wieder
                              durch andere. Sie hat so wenig Neigung sich in den Saͤuren
                              aufzuloͤsen, daß diese sie gaͤnzlich aus ihrer Aufloͤsung in
                              siedendem Wasser niederschlagen, welches nur Spuren davon zuruͤkhaͤlt.
                              Der Kaͤsestoff und das Eiweiß loͤsen sich hingegen leicht in den
                              verduͤnnten Saͤuren auf. Saͤttigt man jene beiden Substanzen
                              durch ein Alkali, so geben sie einen stark leimenden Schleim, waͤhrend
                              derjenige, welchen man mit der thierischen Substanz der Hefe erhaͤlt,
                              durchaus nicht die Eigenschaft zu leimen hat. Obgleich diese Substanz
                              eigenthuͤmliche Eigenschaften zu besizen scheint, so bin ich doch sehr
                              geneigt anzunehmen, daß sie nur von einem geringen Gehalt an Gerbestoff
                              herruͤhren, um so mehr, da die Hefe, womit ich meine Versuche anstellte, von
                              rothem Weine erhalten wurde, welchen man die erste Gaͤhrung mit den
                              Traubenkaͤmmen durchmachen ließ. Uebrigens werden wir unten sehen, daß diese
                              Hefe mit siedendem Alkohol behandelt in der That ein wenig Gerbestoff liefert,
                              woraus hervorgeht, daß man die thierische Substanz, von welcher wir sprechen, um sie
                              in reinem Zustande zu erhalten, in dem Traubensaft aufsuchen muß, in welchem sie,
                              wie ich vermuthe, durch die freien Saͤuren und Zuker aufgeloͤst
                              ist.
                           Wenn man in eine Aufloͤsung von Hefe in Wasser, welches mit etwas Kali versezt
                              ist, essigsauren Kalk gießt, um die Weinsteinsaͤure und die thierische
                              Substanz abzuscheiden, dann die filtrirte Fluͤssigkeit gehoͤrig
                              abdampft, so scheidet schwacher Alkohol daraus noch weinsteinsauren Kalk ab; sezt
                              man sodann staͤrkeren Alkohol zu, so schlaͤgt er daraus eine dem Gummi
                              aͤhnliche Substanz nieder, obgleich ihre Aufloͤsung in Wasser durch
                              Gallaͤpfelinfusion schwach getruͤbt wird.
                           
                        
                           Wirkung des Alkohols auf die Hefe.
                           Kocht man stark ausgepreßte Heft mit rectificirtem Alkohol, so erhaͤlt man
                              eine braune Fluͤssigkeit, welche siedend filtrirt, beim Erkalten eine fette
                              Substanz absezt, die gewoͤhnlich die stikstoffhaltigen Substanzen begleitet.
                              Sie war weißem Wachs aͤhnlich, konnte aber nur durch Salpetersaͤure
                              vollstaͤndig von der Hefe getrennt werden, wobei man Kleesaͤure und
                              eine bittere gelbe Substanz erhielt. Die braune geistige Fluͤssigkeit wird
                              beim Abdampfen orangefarben, dann lebhaft roth und sezt eine gruͤne
                              oͤhlige, dem Chlorophyll aͤhnliche, Substanz ab, welche man von dem
                              aufloͤslichen Theil durch Auswaschen mit Wasser trennen kann, das eine sehr
                              dunkle weinrothe Farbe annimmt. Die weinrothe Fluͤssigkeit wird durch
                              Alkalien und essigsaures Blei gruͤn und durch kohlensauren Kalk braun,
                              enthaͤlt daher offenbar denselben Faͤrbestoff, welcher sich unter dem
                              Haͤutchen der schwarzen Traube befindet. Dieselbe Fluͤssigkeit
                              enthielt außerdem eine geringe Menge Weinstein, so wie eine adstringirende Substanz,
                              welche durch Fischleim gefaͤllt wurde, und nahm mir schwefelsaurem
                              Eisenperoxyd eine gruͤne Farbe an.
                           
                        
                           Einaͤscherung der Hefe.
                           20 Grammen getroknete Hefe, in einem Silbertiegel erhizt, brannten mit vieler Flamme,
                              welche zum Theil der fetten Substanz zugeschrieben werden muß. Es blieben 7,2 Gr.
                              einer weißlichen Asche zuruͤk, welche gut ausgesuͤßt 2,2 Gramme
                              unaufloͤslichen Ruͤkstand hinterließ. Die alkalische Aufloͤsung
                              wurde mit Essigsaͤure gesaͤttigt, sodann verdunstet, hierauf mit
                              Alkohol von 39° Beaumé behandelt, welcher eine Quantitaͤt
                              essigsaures Kali aufloͤste, die 12,15 Grammen saurem weinsteinsauren Kali,
                              welches in der Hefe enthalten war, entspricht.
                           In dem Alkohol blieb ein Theil unaufgeloͤst, welcher 0,56 Grammen wog und
                              großen Theils aus schwefelsaurem Kali bestand, aus welchem heißer Alkohol von
                              20° ungefaͤhr 0,1 Gramm eines unkrystallisirbaren Salzes abschied, das
                              klebrig wurde, indem es Feuchtigkeit aus der Luft anzog, kein Chlor enthielt, mit
                              salpetersaurem Silber einen weißen in Salpetersaͤure aufloͤslichen,
                              und mit Kalkwasser einen gallertartigen Niederschlag hervorbrachte. Es war also
                              phosphorsaures Kali; das schwefelsaure Kali enthielt aber auch noch etwas
                              phosphorsaures Salz, welches ihm durch verduͤnnten Alkohol nicht ganz
                              entzogen werden konnte. Uebrigens scheint es mir, daß das Vorkommen von
                              phosphorsaurem Kali in der Hefenasche durch Einwirkung des kohlensauren Kalis auf den
                              phosphorsauren Kalk entstanden seyn konnte. Das schwefelsaure Kali bildete sich ohne
                              Zweifel auch zum Theil durch Verbrennung des in der thierischen Substanz enthaltenen
                              Schwefels.
                           Die 2,2 Gramme in Wasser unaufloͤslichen Ruͤkstands der Asche wurden
                              lange Zeit mit Essigsaͤure gekocht und nach Verjagung der
                              uͤberschuͤssigen Saͤure der Kalk mit kleesaurem Ammoniak
                              gefaͤllt. Nachdem der Niederschlag zum Rothgluͤhen erhizt worden war,
                              hinterließ er 0,56 Gramme kohlensauren Kalk, der 1,05 Grammen weinsteinsaurem Kalk
                              entspricht.
                           Die von dem kleesauren Kalk abfiltrirte Fluͤssigkeit wurde mit kohlensaurem
                              Kali versezt, abgedampft, und gab dann durch Aussuͤßen mit kochendem Wasser
                              0,04 Grammen kohlensaure Bittererde, welche 0,08 Grammen weinsteinsaurer Bittererde
                              entsprechen.
                           Der in kochender Essigsaͤure unaufloͤsliche Theil der Hefe wurde mit
                              Salzsaͤure erhizt und abgedampft, der Ruͤkstand aber in derselben
                              Saͤure wieder aufgenommen, wobei 0,4 Grammen Kieselerde, die einige
                              Sandkoͤrner, und ohne Zweifel auch etwas Alaunerde enthielt,
                              zuruͤkblieben. Ammoniak brachte in der salzsauren Aufloͤsung einen
                              reichlichen weißen gallertartigen Niederschlag hervor, welcher nach dem
                              Gluͤhen 1,2 Gr. wog.
                           100 Theile trokener Hefe von rothem Wein bestehen demnach aus:
                           
                              
                                   1)
                                 Einer eigenthuͤmlichen thierischen
                                    Substanz
                                   20,70
                                 
                              
                                   2)
                                 Einer weichen fetten Substanz von
                                    gruͤnnerFarbe (Chlorophyll)
                                     1,60
                                 
                              
                                   3)
                                 Einer weißen fetten Substanz von
                                    derConsistenz des Wachses
                                     0,50
                                 
                              
                                   4)
                                 Phosphorsauren Kalk
                                     6,00
                                 
                              
                                   5)
                                 Saurem weinsteinsaurem Kali
                                   60,75
                                 
                              
                                   6)
                                 Weinsteinsaurem Kalk
                                     5,25
                                 
                              
                                   7)
                                 weinsteinsaurer Bittererde
                                     0,40
                                 
                              
                                   8)  9)
                                 Schwefelsaurem KaliPhosphorsaurem Kali
                                 
                                    
                                    
                                     2,80
                                 
                              
                                 10)
                                 Kieselerde, mit Sandkoͤrnern
                                    gemengt
                                     2,00
                                 
                              
                                 11)12)13)
                                 Einer gummigen SubstanzRohem Faͤrbestoff
                                    der TraubenGerbestoff
                                 
                                    
                                    
                                 unbestimmte Menge, aberwenig
                                    betraͤchtlich
                                 
                              
                                 
                                 
                                 ––––––
                                 
                              
                                 
                                 Summe
                                 100,00
                                 
                              
                           Hr. Couverchel spricht in
                              seiner Abhandlung uͤber das Reisen der Fruͤchte von der bekannten
                              Thatsache, daß das Staͤrkmehl sich durch Saͤuren in Zuker verwandelt und nimmt ohne
                              weiteres an, daß sie eine dem Staͤrkmehl aͤhnliche Substanz enthalten,
                              welche er auch in der Traube und vorzuͤglich in der Weinhefe entdekt zu haben
                              behauptet; ich habe uͤber diesen Gegenstand sehr viele Versuche angestellt
                              und zweifle, daß sie in dem Parenchym der fleischigen oder saftigen Fruͤchte
                              vorkommt, in welcher Hinsicht ich vollkommen mit Hrn. Berard uͤbereinstimme.