| Titel: | Ueber die Wirkung mehrerer Pflanzensubstanzen, des Gummis, Zukers u.s.w. auf die Metalloxyde; von Hrn. Becquerel. | 
| Fundstelle: | Band 42, Jahrgang 1831, Nr. XXI., S. 45 | 
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                        XXI.
                        Ueber die Wirkung mehrerer Pflanzensubstanzen,
                           des Gummis, Zukers u.s.w. auf die Metalloxyde; von Hrn. Becquerel.
                        Aus den Verhandlungen der Pariser Akademie der
                                 Wissenschaften im Repertory of Patent-Inventions. Septbr. 1831, S.
                              179.
                        Becquerel, uͤber die Wirkung mehrerer
                           Pflanzensubstanzen
                        
                     
                        
                           Am 2. Mai 1831 uͤbergab Hr. Becquerel der Akademie
                              eine sehr interessante Abhandlung uͤber kohlensauren Kalk in Krystallen, und
                              uͤber die gleichzeitige Wirkung zukeriger und schleimiger Substanzen auf die
                              Oxyde gewisser Metalle, bei Gegenwart von Alkalien und Erden. Hr. Becquerel ist seit langer Zeit mit Versuchen uͤber
                              die Wirkung der Elektricitaͤt auf organische Substanzen beschaͤftigt,
                              in der Absicht die Ursachen gewisser Erscheinungen, welche diese Substanzen
                              darbieten, besonders aber uͤber den Proceß der Gaͤhrung
                              Aufklaͤrung zu erhalten. Man wußte bereits durch die Versuche von Cruikshank und Daniell, daß
                              wenn man eine Aufloͤsung von Zuker und Kalk in Wasser der Einwirkung der Luft
                              aussezt, auf der Oberflaͤche kleine Krystalle von kohlensaurem Kalk gebildet
                              werden; die Ursache dieser Erscheinung war jedoch ganz unbekannt, obgleich man
                              vermuthete, daß die Kohlensaͤure aus der Luft aufgenommen seyn
                              duͤrfte. Hr. Becquerel hat nun durch folgenden
                              Versuch den wahren Ursprung der Saͤure nachgewiesen. Er tauchte in eine
                              Flasche mit weiter Muͤndung, die mit Barytwasser gefuͤllt war, zwei
                              Roͤhren (welche an ihrem unteren Theile mit befeuchtetem Baryt verstopft
                              waren), fuͤllte die eine mit einer Aufloͤsung von Kalk und Zuker und
                              die andere mit einer Aufloͤsung von schwefelsaurem Kupfer. Die in der ersten
                              Roͤhre enthaltene Fluͤssigkeit wurde durch ein Platinblech mit dem
                              positiven Pol einer voltaischen Saͤule und die in der zweiten Roͤhre
                              durch ein Kupferblech mit dem negativen Pol verbunden. Sobald diese Verbindung
                              hergestellt war, zersezte sich das schwefelsaure Kupfer, das Kupfer wurde in
                              metallischem Zustande auf das Kupferblech niedergeschlagen, die
                              Schwefelsaͤure von dem Baryt absorbirt und der Sauerstoff an den positiven
                              Pol gefuͤhrt, wo er auf den Kohlenstoff des Zukers wirkte und
                              Kohlensaͤure bildete, welche sich augenbliklich mit dem Kalk verband. Nach
                              Verlauf einiger Tage bemerkte man kleine Krystalle von kohlensaurem Kalk auf dem
                              Platinblech, welche sich so lange vermehrten, als noch Kalk in der Aufloͤsung
                              enthalten war. Gummi, dessen Zusammensezung derjenigen des Zukers sehr nahe kommt,
                              brachte dieselbe Wirkung hervor. In beiden Faͤllen werden diejenigen Theile
                              der Pflanzensubstanz, welche zur Bildung der Kohlensaͤure oder des Krystallwassers des
                              kohlensauren Kalks nicht beitragen, in Essigsaͤure verwandelt.
                           Hr. Becquerel stellte nun Versuche uͤber die
                              gleichzeitige Einwirkung zukeriger und schleimiger Substanzen auf die Metalloxyde
                              mit Beihuͤlfe der Alkalien und Erden an. Wenn man Kupferoxydhydrat mit Wasser
                              und Kalk in Beruͤhrung bringt und erhizt, so wird es schwarz und geht
                              wahrscheinlich in wasserfreien Zustand uͤber;Was laͤngst erwiesen ist; man vergl. polyt. Journ. Bd. XXVIII. S. 478. A. d. R. sezt man aber eine sehr geringe Menge Zuker zu, so loͤst sich ein
                              Theil des Oxyds auf, und die Fluͤssigkeit nimmt eine schoͤne blaue
                              Farbe an, aͤhnlich derjenigen einer Aufloͤsung von Kupferoxyd in
                              Ammoniak.
                           Honig und Milchzuker haben dieselben Eigenschaften. Kali und Natron wirken bei diesem
                              Versuche eben so wie Kalk, haben aber eine groͤßere Aufloͤsungskraft,
                              waͤhrend Baryt und Strontian eine geringere zeigen. Gummi bringt nicht
                              dieselbe Wirkung hervor wie Zuker: wenn diese Substanz in Wasser aufgeloͤst
                              ist, so wird sie durch die erwaͤhnten Alkalien und Erden nicht gefallt, sezt
                              man aber Kupferoxyd in hydratischem Zustande zu, so entsteht ein flokiger
                              unaufloͤslicher Niederschlag von Gummi und Kupferoxyd. Wenn in der
                              Aufloͤsung außerdem eine geringe Menge Zukerstoff enthalten ist, so wirkt er
                              unmittelbar auf das uͤberschuͤssige Kupferoxyd, loͤst es auf
                              und ertheilt der Fluͤssigkeit eine blaue Farbe. Will man daher die Gegenwart
                              des Gummis und Zukerstoffs in irgend einer Substanz, welche beide enthaͤlt,
                              entdeken, so braucht man die Aufloͤsung nur mit Kali und aͤzendem Kalk
                              und dann mit Kupferoxydhydrat zu versezen. Der Schleim, welcher in einem Decoct von
                              Leinsamen enthalten ist, bringt dieselbe Wirkung hervor wie Gummi, und da die
                              Aufloͤsung schwach blau gefaͤrbt wird, so enthaͤlt sie offenbar
                              Zukerstoff. Erhizt man die Aufloͤsung, so sind die Wirkungen verschieden.
                              Wird eine Aufloͤsung von Zuker und Kali mit Kupferoxyd zum Sieden erhizt, so
                              wird die blaue Farbe zuerst gruͤn, dann gelb, orange und endlich roth, wo
                              sodann alles Kupferoxyd in Oxydul umgeaͤndert ist. Sezt man hierauf
                              allmaͤhlich Kupferoxyd zu, bis sich kein Oxydul mehr bildet, so wird aller
                              Zuker zersezt und in der Aufloͤsung bleibt nur noch kohlensaures und eine
                              geringe Menge essigsaures Kali. Der Zukerstoff der Milch, welcher in der
                              Kaͤlte auf Kupferoxyd und Kali eben so wie gewoͤhnlicher Zuker wirkt,
                              zeigt in der Waͤrme ein anderes Verhalten. Das Kupferoxyd wird zuerst auf
                              Oxydul und dann zu Metall reducirt. Die Gold-, Silber- und Platinoxyde
                              werden, wenn man sie eben so wie das Kupferoxyd anwendet, zu Metall reducirt, waͤhrend die
                              Eisen-, Zink- und Kobaltoxyde keine Veraͤnderung erleiden. Das
                              Queksilberoxyd wird durch Kali und den Zukerstoff der Milch zu Metall reducirt,
                              welches durch das zwischen seinen Theilchen befindliche Wasser eine teigartige
                              Consistenz erhaͤlt. Unter dieser Form kann man es auf Glas befestigen ohne
                              Zinnfolie anzuwenden; man braucht nur den Teig in einer sehr duͤnnen Lage
                              darauf auszubreiten und das Glas schwach zu erhizen, um das Wasser zu vertreiben,
                              das sich in dem Queksilber befindet. Kalk, Baryt und Strontian, wenn sie in der Hize
                              auf Kupferoxyd und Zukerstoff wirken, bilden keine aͤhnlichen Verbindungen
                              wie die Alkalien. Kalk z.B. verwandelt das Kupferoxyd nicht in Oxydul oder Metall;
                              er bringt einen orangefarbigen Niederschlag hervor, welcher aus Kupferoxydul und
                              Kalk besteht. Auf dieselbe Art werden auch Verbindungen von Kupferoxydul mit Baryt
                              und Strontian gefaͤllt.