| Titel: | Beschreibung der Verfahrungsarten, um die inländischen Holzarten, ferner Elfenbein, Knochen und Horn zu färben, von Hrn. Lenormand. | 
| Fundstelle: | Band 42, Jahrgang 1831, Nr. LIX., S. 206 | 
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                        LIX.
                        Beschreibung der Verfahrungsarten, um die
                           inlaͤndischen Holzarten, ferner Elfenbein, Knochen und Horn zu faͤrben,
                           von Hrn. Lenormand.
                        Aus dem Dictionnaire technologique. Bd. XIII. S.
                              145
                        Lenormand, Beschreibung, um Holzarten, Elfenbein etc. zu
                           faͤrben
                        
                     
                        
                           1) Ueber das Faͤrben des
                                 Holzes.Auf das Faͤrben des Holzes und auch des Elfenbeins, der Knochen und
                                    des Horns muͤssen sich besonders diejenigen Personen, welche
                                    eingelegte Arbeiten verfertigen, gut verstehen; diese Kunst, welche im
                                    lezten Jahrhundert aus der Mode gekommen war, weil sie an den gothischen
                                    Geschmak erinnert, scheint, wenigstens in Frankreich, wieder
                                    ausgeuͤbt zu werden, denn auf den lezten Industrieausstellungen in
                                    Paris sah man einige Meisterstuͤke dieser Art. Um Holz auf Holz zu
                                    befestigen, muß man sich immer des besten Leimes, manchmal sogar des
                                    Fischleimes (der Hausenblase) bedienen; um aber die Metalle auf Holz zu
                                    befestigen, bedient man sich nach dem Dict.
                                       technol. folgenden Caͤmentes:Harzpech4 Theile.Gelbes
                                          Wachs           2    –Schwarzpech4    –Das Ganze wird im Wasserbade geschmolzen und dann so viel gemahlenes und
                                    durch ein Seidensieb geschlagenes Ziegelmehl zugesezt, daß das
                                    Caͤment die Consistenz eines weichen Teiges erhaͤlt. Diese
                                    Composition wendet man heiß an, so wie auch die folgende, welche ihr sehr
                                    aͤhnlich ist:Zerriebenes Harzpech4 Theile.Gelbes Wachs1 Theil.Ziegelmehl1   –
                              
                           Wenn man schoͤne Farben erhalten will, darf man nur weißes Holz
                              faͤrben; fuͤr zarte Farben eignet sich besonders das Holz der
                              Stechpalme, fuͤr dunkle Farben hingegen ist hartes und farbiges Holz, wie von
                              Eichen und Platanen gut. Das Eichenholz ahmt vollkommen das Ebenholz nach. Man
                              faͤrbt das Holz in duͤnnen Brettchen, und zwar in kalten
                              Farbbaͤdern, nicht weil mehrere unter lezteren nicht heiß angewandt werden
                              koͤnnen, sondern weil es schwer ist das Bad auf einer hohen Temperatur zu
                              erhalten, indem die Faͤrbestoffe lange Zeit brauchen, um das Holz zu
                              durchdringen. Außerdem erhaͤlt das Holz in kalten Baͤdern viel
                              lebhaftere Farben, als in heißen. Das bequemste und vortheilhafteste Gefaͤß
                              zum Faͤrben des Holzes ist ein Buttertopf von Steingut; wegen seiner
                              laͤnglichen Gestalt kann man sehr lange Stuͤke hineinlegen; ohne daß
                              man deßwegen eine große Menge Flotte anzuwenden genoͤthigt waͤre. Das
                              Holz muß immer ganz in die Flotte tauchen.
                           
                              Blau mit Indigo. Man gießt in einen kleinen Topf vier
                                 Unzen concentrirte Schwefelsaͤure auf eine Unze fein gepulverten Indigo,
                                 und ruͤhrt das Pulver allmaͤhlich in die Saͤure ein, so daß
                                 sich ein ganz homogener Brei bildet; das Ganze wird einige Stunden lang im
                                 Wasserbade bei einer Temperatur von 30° Réaumur erhizt. Nachdem es
                                 erkaltet ist, sezt man eine Unze trokener und gepulverter Potasche zu,
                                 ruͤhrt das Gemenge um und laͤßt es dann vierundzwanzig Stunden
                                 lang stehen. Diese Indigoaufloͤsung, welche so dunkelblau ist, daß sie
                                 schwarz erscheint, wird mit mehr oder weniger Wasser auf die gewuͤnschte
                                 Nuͤance verduͤnnt.
                              
                           
                              Blau mit Kampescheholz. Man kocht zweihundert Grammen
                                 (6 Unzen) von dem geraspelten Farbholze eine Stunde lang in einem Liter (2
                                 Pfund) Wasser, sezt dann 10 Gramme (1/3 Unze) Gruͤnspan zu, ruͤhrt
                                 gut um und faͤrbt. Man erhaͤlt ein mehr oder weniger violettes
                                 Blau, wenn man dem Kampescheholz-Decoct einige Grammen Potasche auf jeden
                                 Liter Fluͤssigkeit zusezt.
                              
                           
                              Blau mit Kupferaufloͤsung. Man weicht das Gold
                                 in eine Aufloͤsung von salpetersaurem Kupfer ein, wie sie die
                                 Gold- und Silberscheider bereiten.
                              Jede dieser Vorschriften gibt eine verschiedene Nuͤance von Blau, was auch
                                 bei allen aͤhnlichen der Fall ist.
                              
                           
                              Roth mit Krapp. Man bereitet eine Aufloͤsung
                                 von Krapp, indem man hundert Gramme (7 Loth) Krapp, etwas mehr oder weniger, auf
                                 jedes Liter (2 Pfund) Wasser anwendet, welches man auf 70° Réaumur
                                 erhizt. Bei 80° Waͤrme veraͤndert sich die Farbe. Ehe man
                                 faͤrbt, muß man das Holz in einer Aufloͤsung von Alaun oder
                                 essigsaurer Thonerde gebeizt haben. Man schoͤnt das Faͤrbebad mit
                                 salzsaurer Zinnaufloͤsung und taucht sodann das Holz hinein.
                              
                           
                              Roth mit Orseille. Man weicht eine gewisse
                                 Quantitaͤt Orseille in heißem Wasser ein, schoͤnt das Bad mit
                                 salzsaurer Zinnaufloͤsung und taucht dann das mit Alaun gebeizte Holz
                                 hinein.
                              
                           
                              Roth mit Orlean, Man kocht den in kleine
                                 Stuͤke geschnittenen Orlean mit mehr oder weniger reinem Wasser, nach der
                                 verlangten Nuͤance.
                              
                           
                              Roth mit Brasilienholz. Man nimmt ein Decagramm (1/3
                                 Unze) geraspeltes Fernambukholz und 3 Decagramme (1 Unze) Alaun, kocht sie eine
                                 halbe Stunde lang gelinde in fuͤnf Viertels Liter (2 1/2 Pfund) Wasser,
                                 seiht den Absud durch Leinwand und dampft ihn dann bis auf ein Viertels Liter
                                 ein; endlich sezt man vier Gramme (64 Gran) gereinigte Potasche zu und taucht
                                 das Holz in dieses Bad.
                              
                           
                              Roth mit einem Absud von gefaͤrbter Wolle. Man
                                 kocht ein Kilogramm (2 Pfund) Wolle, welche man zu diesem Zwek bei den
                                 Faͤrbern erhaͤlt, so lange mit acht Liter (16 Pfund) Wasser, bis
                                 man einen schoͤn rothen Absud erhalten hat; wenn man aber das Auskochen
                                 zu lange fortsezt, so nimmt die Wolle den anfangs abgegebenen Farbestoff wieder
                                 auf. Nach diesem ersten Absud macht man einen zweiten, einen dritten und so
                                 fort, bis die Wolle keine Farbe mehr abgibt. Nachdem das Holz in diesem Bade,
                                 welchem man Alaun zusezt, gefaͤrbt ist, bringt man es in einen mit Alaun
                                 versezten Absud von Brasilienholz, um die Farbe zu schoͤnen.
                              
                           
                              Gelb mit verschiedenen Substanzen. Hiezu bedient man
                                 sich des Waus, Gelbholzes, Fisetholzes, der Quercitronrinde, Kreuzbeeren,
                                 Kurkume u.s.w. Man kocht eine oder mehrere dieser Substanzen zusammen bloß mit
                                 Wasser und taucht dann das zu faͤrbende Holz in den Absud. Mit dem
                                 Waubade erhaͤlt man eine lebhaftere Farbe, wenn man ihm ein wenig Soda
                                 oder Gruͤnspan zusezt und den Gelbholzabsud schoͤnt man, indem man
                                 ihn mit Abschnizeln von Haͤuten oder Leim kocht. Dem Kurkumegelb ertheilt
                                 man einen roͤthlichen Stich, indem man dem Bade ein wenig Drachenblut
                                 zusezt.
                              
                           
                              Falb mit gruͤnen Wallnußschalen. Die falbe
                                 Farbe, womit man weißem Holze die Farbe des Nußbaumholzes ertheilt,
                                 erhaͤlt man durch Auskochen der gruͤnen Wallnußschalen. Diesen
                                 Absud macht man nach Beduͤrfniß mehr oder weniger stark und sezt ihm
                                 stets ein wenig Alaun zu. Man bedient sich desselben auch um das Nußbaumholz
                                 dunkler zu machen.
                              
                           
                              Gewoͤhnliches Schwarz. Man bereitet einen
                                 Absud von einer Unze Gallapfel, einer Unze schwefelsaurem Eisen und sechs Unzen
                                 Kampescheholz; alle diese Substanzen muͤssen gepulvert seyn. Das Holz
                                 wird so lange in den Absud gelegt, bis es hinreichend davon durchdrungen
                                 ist.
                              
                           
                              Grau von verschiedenen Nuͤancen. Das Grau
                                 erhaͤlt man durch dasselbe Verfahren, wenn man weniger schwefelsaures
                                 Eisen anwendet. Das gewoͤhnliche Verhaͤltniß ist eine Unze
                                 Eisenvitriol auf zwei Unzen Gallaͤpfel.
                              
                           
                              
                              Ebenholz-Schwarz. Man kocht in einem Liter (2
                                 Pfund) Wasser Kampescheholz, bis das Wasser eine sehr dunkle Farbe angenommen
                                 hat, worauf man es mit 3 Decagrammen (1 Unze) Alaun versezt; das Holz wird mit
                                 dieser Fluͤssigkeit mittelst einer Buͤrste gerieben, so lange sie
                                 ganz heiß ist. Man loͤst dann Eisenfeile bei gelinder Waͤrme in
                                 Weinessig auf, wirft ein Paar Finger voll Kochsalz in die Aufloͤsung und
                                 uͤberstreicht mit dieser Fluͤssigkeit das bereits violett
                                 gefaͤrbte Holz, wodurch es auf der Stelle schoͤn schwarz wird. Um
                                 eine noch schoͤnere und dauerhaftere Farbe zu erhalten, muß man noch eine
                                 violette und eine schwarze Schichte auftragen. Wenn das Holz troken ist, braucht
                                 man es bloß mit Leinwand, welche mit ein wenig Wachs uͤberzogen ist,
                                 stark zu reiben, wodurch es so glaͤnzend wird, als wenn es gefirnißt
                                 waͤre. Je haͤrter das Holz ist, desto schoͤner wird die
                                 Farbe.
                              Nach dieser Vorschrift kann man auch Elfenbein und Knochen schoͤn schwarz
                                 faͤrben.
                              
                           
                              Zusammengesezte Farben. Diese Farben erhaͤlt
                                 man, indem man das Holz nach einander in zwei verschiedenen einfachen Farben
                                 faͤrbt oder indem man es in ein Bad taucht, welches aus diesen beiden
                                 Farben zusammengesezt ist; so geben Roth und Blau Violett; Roth und Gelb,
                                 Orange; Blau und Gelb, Gruͤn; Gelb und Grau die falbe Farbe.
                              Nach dem Faͤrben legt man die Brettchen auf einander, um sie im Schatten
                                 unter einem Brette, welches mit so viel Gewicht belastet ist, daß sie sich nicht
                                 biegen koͤnnen, zu troknen. Sie werden wenigstens Einmal taͤglich
                                 geluͤftet. Erst wenn sie vollkommen troken sind, darf man diese
                                 Behandlung aufgeben.
                              
                           
                        
                           2) Ueber das Faͤrben des
                                 Elfenbeins, der Knochen und des Horns.
                           
                              Faͤrben des Elfenbeins und der Knochen. Man
                                 kocht die zu faͤrbenden Gegenstaͤnde in einem Bade, bestehend aus
                                 reinem Wasser, welches mit gleichen Theilen schwefelsaurem Eisen und Salpeter
                                 versezt ist. Diese Salze durchdringen das Elfenbein und die Knochen und machen
                                 sie dadurch geneigt die Farbestoffe aufzunehmen. Wenn die Gegenstaͤnde
                                 aus diesem Bade kommen, taucht man sie noch heiß in die Farbbaͤder, worin
                                 man sie so lange laͤßt, bis sie eine schoͤne und dauerhafte Farbe
                                 angenommen haben.
                              
                           
                              Roth. Um diese Farbe zu erhalten, wendet man zwei
                                 verschiedene Verfahrungsarten an: 1) man loͤst geraspeltes Fernambukholz
                                 in Alkohol auf; wenn die Farbe dunkel genug ist, taucht man den Gegenstand
                                 hinein, welcher davon in sehr kurzer Zeit auf eine Tiefe von zwei Millimeter (1
                                 Linie) durchdrungen wird, 2) Man kocht Scherwolle von scharlachrothem Tuch in
                                 gewoͤhnlichem Wasser; wenn das Wasser anfaͤngt zu kochen, wirft
                                 man Weinhefenasche (reine Potasche) hinein und sezt dann ein wenig Alaun zu,
                                 worauf man das Ganze, um die Wolle zu beseitigen, durch Leinwand filtrirt. Das
                                 Elfenbein und die Knochen werden nur einen Augenblik in verduͤnnte
                                 Salpetersaͤure getaucht und dann in das rothe Bad gelegt.
                              
                           
                              Blau. Man macht aus guter Potasche eine
                                 Aufloͤsung, welche 3 Grade an Baumé's Araͤometer wiegt,
                                 nimmt davon anderthalb Liter, sezt schwefelsauren Indigo zu (dessen Bereitung
                                 oben angegeben wurde), kocht das Ganze und taucht das (mit Salpeter und
                                 Eisenvitriol gereinigte) Elfenbein (oder den Knochen) hinein; man nimmt sodann
                                 das Gefaͤß vom Feuer und laͤßt das Elfenbein so lange darin
                                 liegen, bis es hinreichend gefaͤrbt ist.
                              
                           
                              Gelb. Das Elfenbein und die Knochen werden der
                                 bereits angegebenen allgemeinen Vorbereitung unterzogen und dann in ein Bad von
                                 Kreuzbeeren oder Kurkume getaucht.
                              
                           
                              Schwarz. Man legt die Gegenstaͤnde
                                 fuͤnf oder sechs Stunden lang in einen Absud von Gallaͤpfeln,
                                 Weinhefenasche und Arsenik. Nachdem die Poren geoͤffnet sind,
                                 uͤberstreicht man sie einige Mal mit einer aͤhnlichen Composition
                                 wie sie oben angegeben wurde, um weißem Holze die Ebenholzfarbe zu
                                 ertheilen.
                              
                           
                        
                           Verfahren um das gelbe Elfenbein zu bleichen.
                           Man loͤst in einer hinreichenden Menge Wasser so viel Alaun auf, als
                              noͤthig ist, um dasselbe weißlich zu machen, laͤßt es ein Mal
                              aufkochen, legt dann die elfenbeinernen Gegenstaͤnde hinein und laͤßt
                              sie ungefaͤhr eine Stunde lang darin liegen, indem man sie von Zeit zu Zeit
                              mit kleinen Buͤrsten reibt. Wenn sie weiß geworden sind, troknet man sie
                              langsam, aber mit Leinwand oder Saͤgespaͤnen umhuͤllt, damit
                              sie keine Risse bekommen.
                           Man kann auch den Gegenstand mit schwarzer Seife reiben, womit man ihn
                              gleichfoͤrmig uͤberzieht. Man naͤhert ihn dann dem Feuer, um
                              die ganze Oberflaͤche gleich stark zu erhizen und wenn die Seife ein wenig
                              gekocht hat, troknet man das Elfenbein ab; seine Roͤthe wird dann
                              verschwunden seyn. War der Gegenstand nicht uͤberall mit Seife
                              uͤberzogen oder wurde er nicht gleichfoͤrmig erhizt, so erscheint er
                              stetig.
                           
                        
                           Verfahren um das weiße Horn zu faͤrben.
                           Das Horn erfordert, um die verschiedenen Farben aufzunehmen, keine andere
                              Vorbereitung, als daß man es zwoͤlf Stunden lang in einer Aufloͤsung
                              von Alaun oder starkem Essig liegen laͤßt. Man braucht es dann nur in einen
                              Absud von Fernambukholz zu tauchen, um es schoͤn roth zu faͤrben; in einen Absud
                              von Safran, der mit Alaun versezt ist oder von Sauerdorn mit ein wenig Alaun, um es
                              gelb zu faͤrben; und in eine Aufloͤsung von Gruͤnspan in
                              Essigsaͤure, mit ein Drittel Salmiak, um es gruͤn zu faͤrben.
                              Die schoͤne gruͤne Farbe veraͤndert sich in Blau, wenn man es
                              oͤfters in eine kochende Potaschenlauge raucht; Natronlauge bringt nicht
                              dieselbe Wirkung hervor.