| Titel: | Ueber die Bereitung des basisch kohlensauren Bleies oder Bleiweißes durch Behandlung des schwefelsauren Bleies mit kohlensaurem Kali oder Natron und über die Anwendung dieses Productes zur Bereitung von essigsaurem und salpetersaurem Blei, von Hrn. Achille Penot. | 
| Fundstelle: | Band 42, Jahrgang 1831, Nr. LXXVI., S. 289 | 
| Download: | XML | 
                     
                        LXXVI.
                        Ueber die Bereitung des basisch kohlensauren
                           Bleies oder Bleiweißes durch Behandlung des schwefelsauren Bleies mit kohlensaurem Kali
                           oder Natron und uͤber die Anwendung dieses Productes zur Bereitung von
                           essigsaurem und salpetersaurem Blei, von Hrn. Achille Penot.
                        Aus der Description des Machines et Procédés
                                 consignés dans les Brevets d'Invention etc., publiée par
                              Mr. Christian. Bd. XVIII. S.
                              304.
                        Penot, uͤber die Bereitung des basisch kohlensauren Bleies
                           etc.
                        
                     
                        
                           Das Princip, worauf dieses Verfahren beruht, ist allen Chemikern bekannt, aber meines
                              Wissens noch nie in den Fabriken angewandt worden.Hr. Penot, Professor der Chemie zu
                                    Muͤlhausen, hatte auf seine Bereitungsart des kohlensauren Bleies am
                                    11ten August 1827 in Frankreich ein Erfindungspatent fuͤr 15 Jahre
                                    genommen; dasselbe verfiel aber durch koͤnigl. Ordonnanz am 20.
                                    Januar 1830. A. d. R.
                              
                           Seit langer Zeit erhaͤlt man in den zahlreichen Kattunfabriken im Dept. des
                              Oberrheins jaͤhrlich eine ungeheure Menge schwefelsaures Blei, aus welchem
                              man bisher vergebens Nuzen zu ziehen suchte:Im Jahr 1822 schrieb Hr. Berthier eine Abhandlung
                                    uͤber die Benuzung des schwefelsauren Bleies in den Kuͤnsten.
                                    Er gab ein Verfahren an, um daraus metallisches Blei darzustellen, ein
                                    anderes um es zur Glasur anzuwenden, ein drittes um es statt des Menniges
                                    bei Bereitung des Krystallglases zu gebrauchen und ein viertes um es mit
                                    kohlensaurem Ammoniak zu zersezen und dadurch Bleiweiß und schwefelsaures
                                    Ammoniak (fuͤr die Salmiakfabrikation) zu gewinnen. Hr. Payen machte aber bald darauf bekannt, daß das
                                    erste und vierte Verfahren im Großen nicht anwendbar sind. Seine Abhandlung
                                    findet sich in demselben Bande des polyt. Journals S. 454. Die Anwendung des
                                    schwefelsauren Bleies zur Bereitung von salpetersaurem Blei fuͤr die
                                    Kattunfabriken nach dem Verfahren des Hrn. Penot
                                    duͤrfte unter allen noch die vortheilhafteste seyn. A. d. R.die Fabrikanten entledigen sich aber gern dieses Productes, welches ihnen nur
                              im Wege ist; einige werfen es in das Wasser, andere graben es in die Erde ein. Es
                              gibt jedoch noch einige Personen, welche die 50 Kilogramme davon zu dem niedrigen
                              Preise von 3 Fr. 50 Cent, aufkaufen; sie formen es in Brode und verkaufen es als
                              Bleiweiß; die Polizei glaubte aber bei einem so betruͤgerischen Gewerbe
                              einschreiten zu muͤssen, und seitdem die ersten Consumenten getauscht wurden,
                              ist der Artikel sehr in Mißcredit gekommen.In Deutschland wird das schwefelsaure Blei zwar auch fuͤr die Blei
                                    weißfabriken aufgekauft, aber nicht an und fuͤr sich als Bleiweiß
                                    verkauft, sondern den geringeren Bleiweißsorten an Statt Schwerspath
                                    beigemengt. Eine haͤufigere Verwendung ist die Vermengung desselben
                                    mit Kreide, welche Mischung mit Zusaz von Wasser in eine consistente Paste
                                    geknetet, dann in Staͤnglein gewargelt, und getroknet als Zeichnungskreide verkauft wird. A. d. R. Ich glaube also
                              ein chemisches Princip auf eine neue und nuͤzliche Art angewandt zu haben,
                              indem ich ein Product, welches man bisher wegwarf, zur Bereitung eines anderen
                              Productes, fuͤr welches wir dem Auslande noch Tribut bezahlen, benuzte.
                           
                        
                           Verfahren um das basisch kohlensaure Blei zu
                                 bereiten.
                           Man kocht in einem Kessel:
                           
                              
                                     Eine
                                    Quantitaͤt Soda, welche an reinem kohlensauremNatron
                                    enthaͤlt
                                   54 Kilogr.
                                 
                              
                                     oder eine
                                    Quantitaͤt Potasche, welche an kohlensauremKali
                                    enthaͤlt
                                   70   –
                                 
                              
                                     Mit
                                    schwefelsaurem Blei
                                 150   –
                                 
                              
                           Die Operation ist beendigt, wenn die Fluͤssigkeit mit einer Saͤure
                              nicht mehr aufbraust; alsdann hat man:
                           
                              
                                 Schwefelsaures Natron in
                                    Aufloͤsung
                                   72 Kilogr.
                                 
                              
                                 Oder schwefelsaures Kali in
                                    Aufloͤsung
                                   88   –
                                 
                              
                                 Basisch kohlensaures Blei oder Bleiweiß als
                                    Niederschlag
                                 134   –
                                 
                              
                           
                        
                           Verfahren, um das essigsaure, salpetersaure und salzsaure Blei
                                 zu bereiten.
                           Man uͤbergießt die hundert vier und dreißig Kilogr. basisch kohlensaures Blei,
                              welche man vorher erhielt, mit
                           
                              
                                 Essigsaͤure, welche an wasserfreier
                                    Saͤure enthaͤltUm den Gehalt der Salzsaͤure, Salpetersaͤure und
                                          Essigsaͤure an wasserfreier Saͤure zu erfahren,
                                          braucht man nur die im polyt. Journal Bd. XXXVIII. S. 394.
                                          enthaltenen Tabellen nachzuschlagen, wo dieser Gehalt fuͤr
                                          jeden Grad des Beaume'schen Araͤometers angegeben ist. A. d.
                                          R
                                    
                                   50 Kilogr.
                                 
                              
                                 Salpetersaͤure,    deßgl.
                                   54   –
                                 
                              
                                 Salzsaͤure,          deßgl.
                                   37   –
                                 
                              
                                 Dadurch erhaͤlt man:
                                 
                                 
                              
                                 Essigsaures Blei
                                 162   –
                                 
                              
                                 Salpetersaures Blei
                                 166   –
                                 
                              
                                 Salzsaures Blei
                                 159   –
                                 
                              
                           In allen diesen Faͤllen ist die Operation beendigt, wenn beim Uebergießen des
                              basisch kohlensauren Bleies mit Saͤure, kein Aufbrausen mehr Statt
                              findet.
                           
                        
                           
                           Bemerkungen.
                           Mein Verfahren, um das essigsaure, salpetersaure und salzsaure Blei darzustellen,
                              wuͤrde kostspieliger als das gegenwaͤrtig gebraͤuchliche seyn,
                              wenn ich dazu das kaͤufliche Bleiweiß anwenden muͤßte; wenn man aber
                              das schwefelsaure Blei zu dem oben angegebenen Preise aufkauft, so kann man jene
                              Salze damit vortheilhaft fabriciren, wie aus folgender Berechnung hervorgeht.
                           
                              
                                     Die hundert
                                    zwei und fuͤnfzig Kilogramme schwefelsauresBlei kosten, die
                                    fuͤnfzig Kilogr. zu 3 Franken gerechnet
                                   9 Franken
                                 12 Cent.
                                 
                              
                                     Achtzig
                                    Kilogramme rohe Soda (welche vier und fuͤnfzigKilogramme reines
                                    kohlensaures Natron enthalten) zuzwanzig Franken die fuͤnfzig
                                    Kilogramme
                                 32      –
                                        –
                                 
                              
                                     Brennmaterial
                                   3      –
                                       
                                    –
                                 
                              
                                     Miethe,
                                    Zinsen u.s.w.
                                   6      –
                                       
                                    –
                                 
                              
                                 
                                 –––––––––––––––––
                                 
                              
                                     Gesammtausgaben
                                 50      –
                                 12   –
                                 
                              
                           Hiemit erhaͤlt man:
                           
                              
                                     Hundert
                                    vier und vierzig Kilogramme schwefelsaures Natron(zwei und siebenzig
                                    wasserfreies schwefelsaures Salz), zuachtzehn Franken die
                                    fuͤnfzig Kilogramme
                                   51 –
                                 84 –
                                 
                              
                                     Hundert
                                    vier und dreißig Kilogramme Bleiweiß, zu acht undsechszig Franken die
                                    fuͤnfzig Kilogramme
                                 182 –
                                 24 –
                                 
                              
                                 
                                 –––––––––––
                                 
                              
                                     Gesammtwerth des Products
                                 234 –
                                 08 –
                                 
                              
                                     Obige
                                    Unkosten abgezogen
                                   50 –
                                 12 –
                                 
                              
                                 
                                 –––––––––––
                                 
                              
                                     Reiner
                                    Gewinn
                                 183 –
                                 96 –