| Titel: | Verfahren um das Fleisch der Kartoffeln mehrere Jahre lang aufzubewahren und es vortheilhaft zur Brodbereitung zu verwenden. | 
| Fundstelle: | Band 42, Jahrgang 1831, Nr. LXXVIII., S. 293 | 
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                        LXXVIII.
                        Verfahren um das Fleisch der Kartoffeln mehrere
                           Jahre lang aufzubewahren und es vortheilhaft zur Brodbereitung zu verwenden.
                        Aus dem Journal des connaissances usuelles im Bulletin des sciences
                                 technologiques Febr. 1831,Das Februarheft des Bulletin
                                 erhielten wir mit directer Post erst am 24. October d. J. Der Bulletin des scienc. techn. wird
                                 gegenwaͤrtig nicht mehr von Hrn. Dubrunfaut, sondern von den HHrn. Gautier de Claubry und Walter herausgegeben. A. d. R. S. 119.
                        Ueber das Aufbewahren des Fleisches der Kartoffeln
                        
                     
                        
                           Man kocht die Kartoffeln im Dampf, welches das schnellste Verfahren ist und wobei sie
                              ihren Geschmak behalten. Um oͤkonomisch zu verfahren, gießt man in einen
                              großen Kessel, der uͤber einem hellen Feuer steht, drei bis vier Zoll hoch
                              Wasser. Wenn das Wasser nahe am Kochen ist, legt man einen eisernen Rost (oder einen
                              Weidenkorb von der Gestalt einer Wagschale) darauf, welcher durch einige
                              Fuͤße festgehalten wird und mit einem Seil versehen ist, so daß man ihn nach
                              Belieben wegziehen kann. Man wirft die Kartoffeln darauf und bedekt sie, um
                              moͤglichst wenig Dampf zu verlieren, mit einer Matraze von starker Leinewand,
                              welche mit Werg ausgestopft und ungefaͤhr einen Zoll dik ist; auf diese legt
                              man einen hoͤlzernen Dekel und um seinen Rand herum ein dichtes
                              Strohgeflecht, welches man befeuchtet, ehe man den Kessel zudekt. Man
                              unterhaͤlt das Wasser 25 Minuten lang im Kochen, nimmt dann die Kartoffeln
                              heraus, laͤßt sie eine Viertelstunde lang erkalten und kann nun das
                              Haͤutchen mit einem Messer oder mit den Fingern wegnehmen. Man zerquetscht
                              das Fleisch mit einer hoͤlzernen Walze und legt es zwei Zoll hoch auf flache
                              Huͤrden (Weidenflechtwerk), welche mit einem kleinen aufgebogenen Rande und
                              mit Fuͤßen versehen sind; diejenigen welche um den Bakofen herumgestellt
                              werden, sind auf einer Seite kreisfoͤrmig. Man stellt sie in einen Bakofen,
                              dessen Temperatur gleich derjenigen beim Herausnehmen des Brodes ist und schließt
                              den Ofen nicht ganz, damit der Dampf leicht austreten kann; wenn kein Dampf mehr
                              austritt, und die Kartoffelhaͤutchen unter den Zaͤhnen stark krachen
                              und beim Umruͤhren ein Geraͤusch machen wie Haselnuͤsse, so
                              nimmt man sie aus dem Ofen, laͤßt sie auf den Huͤrden erkalten und
                              bringt sie in Saͤke, welche man auf dem Speicher oder an einem trokenen Orte
                              aufbewahrt.
                           Wenn man die Kartoffeln zu langsam austroknet, so wird das Fleisch schwarz.
                           
                           Man mahlt diese Kartoffeln wie Getreide und reinigt sodann die Muͤhle mit
                              einem Sak Getreide.
                           Das Kartoffelmehl wiegt 2/3 weniger als in seinem natuͤrlichen Zustande; man
                              kann es mehrere Jahre lang aufbewahren, wobei es an Guͤte nichts verliert und
                              keine Manipulations-Kosten verursacht. Durch obige Zubereitung erhaͤlt
                              es einen angenehmen Geschmak und wird nahrhafter.
                           Dieses Mehl kann man zur Brodbereitung verwenden; man kann dem Mehl von Weizen die
                              Haͤlfte, demjenigen von Mischkorn 3/5 und demjenigen von Gerste und Roken 1/3
                              davon zusezen; es macht das Brod von Buchweizen angenehmer und leichter.
                           Man macht damit vortreffliche Suppen.
                           Um aus Weizenmehl und Kartoffelmehl Brod zu bereiten, versezt man siebenzehn Pfund
                              Kartoffelmehl (welche ungefaͤhr 55 Pfd. feuchtem Fleisch entsprechen) mit 40
                              Pfund Weizenmehl, welches von aller Kleie gereinigt ist: man bereitet den Sauerteig
                              wie gewoͤhnlich und bildet daraus eine Masse von ungefaͤhr 15 Pfund
                              ziemlich festen Teiges, welchen man vom Abende bis zum anderen Morgen gaͤhren
                              laͤßt. Man knetet mit Wasser, welches nach der Jahreszeit mehr oder weniger
                              heiß ist, wendet davon so viel an, daß man einen festeren Teig als mit bloßem
                              Weizenmehl erhaͤlt, und vertheilt denselben in Portionen, die nicht
                              uͤber sechs Pfund betragen; man bringt diese Portionen in Koͤrbchen
                              und sodann in den Ofen, welchen man nur 1/4 Stunde lang verschließt; sobald das Brod
                              Farbe erhaͤlt, oͤffnet man die Thuͤre einen Finger breit und
                              wenn das Brod gebaken ist, zieht man es heraus und kehrt es um. Nach einer halben
                              Stunde bringt man das Brod neuerdings in den Ofen und laͤßt es bei offener
                              Thuͤre eine Stunde lang darin. Dieses zweite Baken ist durchaus
                              noͤthig.
                           Man darf das Brod erst dann wieder in den Ofen bringen, wenn es gut erkaltet ist.
                           Auf dieselbe Art verfaͤhrt man mit dem Mehl von Mischkorn, Roken u.s.w.
                           Das auf die angegebene Weise bereitete Brod ist vortrefflich und kann 8 bis 10 Tage
                              lang aufbewahrt werden, ohne daß es an Guͤte verliert.
                           Die 40 Pfund Weizenmehl und 17 Pfund Kartoffelmehl geben ungefaͤhr hundert
                              Pfund gebakenes Brod, denn mit der Haͤlfte von dieser Quantitaͤt
                              erhielt man immer 50 Pfund und einige Unzen.
                           Man kann nach dem Geschmak der Consumenten Salz zusezen, beilaͤufig 3 bis 4
                              Unzen auf den Centner.
                           Nicht alle Sorten von Kartoffeln liefern ein gleich gutes Brod; man muß vorzugsweise die
                              sogenannte große weiße waͤhlen, welche innen und
                              außen roͤthliche Punkte zeigt.