| Titel: | Ueber eine Methode, nach welcher in einem Garten zu Chichester Früherbsen gezogen werden. Von C. V. R. | 
| Fundstelle: | Band 42, Jahrgang 1831, Nr. LXXX., S. 297 | 
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                        LXXX.
                        Ueber eine Methode, nach welcher in einem Garten
                           zu Chichester Fruͤherbsen gezogen werden. Von C. V. R.
                        Aus London's
                              Gardener Magazines for August im Repertory of
                                 Patent-Inventions. October 1831, S. 217.
                        Methode, um Fruͤherbsen in einem Garten zu
                           ziehen
                        
                     
                        
                           Ich waͤhle in der ersten oder zweiten Novemberwoche 6 Duzend
                              Gartentoͤpfe von der 16r Groͤße aus, und fuͤlle dieselben bis
                              auf 2 Zoll vom Rande mit leichter, reicher Dammerde. Dann besaͤe ich deren
                              Oberflaͤche mit der fruͤhen Mistbeeterbse (jedoch nicht so dicht, daß
                              die Erbsen einander beruͤhren), fuͤlle die Toͤpfe mit derselben
                              Erde vollends, und stelle sie in ein kaltes Beet oder in ein Rebenhaus, wo sie gegen
                              Frost und Maͤuse geschuͤzt sind. In der ersten Woche des Monates
                              Maͤrz werden die Erbsen ungefaͤhr 6 Zoll hoch, und die Toͤpfe
                              gut mit Wurzeln gefuͤllt seyn. Nun waͤhle ich an einer suͤdlich
                              gelegenen Rabatte eine warme Stelle, und verpflanze die Stoͤke in dieselbe,
                              indem ich Loͤcher ausgrabe, die so groß sind, daß sie den ganzen Inhalt der
                              Toͤpfe fassen; dabei muß sorgfaͤltig Acht gegeben werden, daß die
                              Wurzeln nicht leiden, und daß die Ballen ganz bleiben. Die Stoͤke werden 4
                              Fuß weit von einander und in Reihen, die zwei Fuß weit von einander entfernt sind,
                              abwechselnd, oder wie man zu sagen pflegt, im Verbande, gepflanzt. Sind die
                              Naͤchte frostig, so stuͤrze ich uͤber jeden Stok einen
                              Blumentopf, den ich des Morgens wieder wegnehme, und der dieselben gegen jeden
                              Unfall verwahrt. Gegen Ende des Monates Maͤrz lasse ich die Toͤpfe
                              weg, und versehe die Stoͤke mit Staͤben, und zwar jeden einzelnen mit
                              einem eigenen, und in einer solchen Richtung, daß die Staͤbe an der Spize
                              etwas nach Auswaͤrts geneigt sind, damit die Pflanzen mehr Raum haben um sich
                              auszubreiten. Diese Methode ist auch auf alle Zwergerbsen anwendbar, man wird
                              dieselben nie zu dicht stehend finden; die Luft kann frei um jeden Stok cirkuliren,
                              und die Pflanzen fangen naͤher am Boden zu tragen an, als sie tragen, wenn
                              man sie auf die gewoͤhnliche Weise und in parallelen Linien baut. Ich fand
                              auch, daß dieselben viel staͤrker tragen. Im Allgemeinen werden die Erbsen
                              gewoͤhnlich zu dicht gestekt, wodurch sie so schwach aufwachsen, daß sie
                              selten Huͤlsen ansezen, ehe sie ganz ausgewachsen sind, was selbst dann noch
                              bloß an der Spize der Pflanzen Statt findet.
                           Vom 1sten bis 10ten Mai sammle ich gewoͤhnlich meine erste Mahlzeit
                              gruͤner Erbsen; auch fand ich, daß die oben angegebene Zahl von
                              Toͤpfen im Durchschnitte bis zur ersten oder zweiten Woche des Junius
                              woͤchentlich drei Mahlzeiten gruͤner Erbsen fuͤr eine Familie
                              liefert.
                           Die Vortheile dieser Methode werden hoffentlich Jedermann einleuchten: die Pflanzen
                              werden dabei beim Verpflanzen nicht beschaͤdigt, waͤhrend sie sich
                              sonst bei dem gewoͤhnlich gebraͤuchlichen Versezen schwer erholen, so
                              daß dadurch beinahe 14 Tage an Zeit verloren gehen. Ich baue nie vor dem Januar
                              Erbsen in das freie Land, und da mein Kuͤchengarten nicht sehr groß ist, so
                              finde ich dabei einen großen Vortheil, indem ich Winterpflanzen auf dem fuͤr
                              die Erbsen bestimmten Boden bauen kann, vorzuͤglich auf jenem Boden, auf
                              welchen ich im Maͤrz meine Fruͤherbsen verseze.