| Titel: | Ueber die Vortheile der Bienenzucht. | 
| Fundstelle: | Band 42, Jahrgang 1831, Nr. LXXXIV., S. 301 | 
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                        LXXXIV.
                        Ueber die Vortheile der Bienenzucht.
                        Ueber die Vortheile der Bienenzucht.
                        
                     
                        
                           Das Repertory of Patent-Inventions gibt in dem Octoberhefte 1831 S. 221 einen Auszug aus dem
                              Bienengarten des Hrn. John Wallace (The Bee Garden or a Treatise on the Management of Bees, by
                                 John Wallance, Gardener, Dalguise-Portshire),
                              aus welchem auf die
                              unumstoͤßlichste Weise, d.h. durch Berechnung erwiesen ist, welche große
                              Vortheile die Bienenzucht gewaͤhren kann, und wie sehr eine groͤßere
                              Ausdehnung derselben besonders bei uns zu wuͤnschen waͤre, wo viele
                              Landeigenthuͤmer wegen Mangel an arbeitenden Haͤnden, und aus
                              verschiedenen anderen Ursachen ihren Boden so schlecht benuzen koͤnnen, oder
                              auch zu benuzen verstehen. Die Bienenzucht koͤnnte, wie sich aus
                              nachfolgender Berechnung ergeben wird, nicht bloß fuͤr die einzelnen
                              Bienenwirthe von Nuzen, sondern selbst ein Gegenstand des Wohles ganzer Staaten
                              werden. Aus den Schaͤzungen Sachverstaͤndiger geht hervor, daß
                              Schottland so viele Bienen ziehen kann, daß es jaͤhrlich im Durchschnitte
                              4,000,000 Pinten Honig und 1,000,000 Pfunde Wachs zu erzeugen im Stande ist. Nimmt
                              man fuͤr England und Irland das Dreifache, so erhaͤlt man fuͤr
                              das ganze vereinigte Reich einen jaͤhrlichen Ertrag von 12,000,000 Pinten
                              Honig und 3,000,000 Pfunden Wachs. Rechnet man nun fuͤr die Pinte Honig nur
                              den geringen Preis von 5 Shill. (3 fl.), so erhaͤlt man fuͤr den Honig
                              jaͤhrlich 3,000,000 Pfd. Sterl., und fuͤr das Wachs, das Pfund zu 1
                              Shill. 6 Pence (54 kr.), 225,000 Pfd. Sterl., mithin einen jaͤhrlichen
                              Gesammtertrag von 3,225,000 Pfd. Sterl., der gewiß jeder Beruͤksichtigung
                              werth ist, besonders wenn man bedenkt, daß derselbe mit so geringen Ausgaben
                              verbunden ist. Sezen wir z.B. daß eine Person bloß mit zwei Bienenstoͤken
                              anfaͤngt, welche 3 Pfd. 10 Shill. (42 fl.) kosten,In Suͤdengland sind 12 bis 14 Shill. (7 fl. 12 kr. bis 8 fl. 24 kr.)
                                    schon ein schoͤner Preis fuͤr einen jungen Schwarm und einen
                                    Bienenstok. A. d. Repert. und daß jeder Bienenstok sich jaͤhrlich nur verdoppelt, so wird
                              dieselbe im ersten Jahre 2 Stoͤke, im zweiten 4, im dritten 8, im vierten 16,
                              im fuͤnften 32, im sechsten 64, im siebenten 128, im achten 256, im neunten
                              512 und im zehnten 1024 Stoͤke besizen, so daß zwei Stoͤke innerhalb
                              10 Jahren 1024 Schwaͤrme hervorbringen, welche, einen zu 1 Pfd. 15 Shill. (20
                              fl.) gerechnet, einen reinen Gewinn von 1792 Pfd. Sterl. fuͤr die geringe
                              Muͤhe und Sorgfalt geben, die deren Zucht veranlaßt. Wir rechnen
                              naͤmlich die zweiten und dritten Schwaͤrme als Zahlung fuͤr die
                              Bienenstoͤke, fuͤr die Arbeit, und die zufaͤlligen Verluste.
                              Bei dieser Berechnung sind zwar guͤnstige Jahre angenommen, allein sezen wir, daß aus
                              verschiedenen Ursachen 50 Bienenstoͤke verungluͤken, so bleiben doch
                              noch 1704 Pfd. 10 Shill. reiner Gewinn.Diese Berechnung scheint uns im Großen viel zu guͤnstig angestellt;
                                    uͤberdieß hat der Verfasser auch keinen Abzug fuͤr jene
                                    Thiere, welche ihrer Natur nach zu Grunde gehen muͤssen, oder welche
                                    zerstoͤrt werden, um ihre Vorraͤthe einzusammeln, angenommen.
                                    A. d. Repert. Auch wir sind der Meinung, daß
                                    obige Berechnung aus specieller Vorliebe fuͤr die Bienenzucht zu
                                    sanguinisch gemacht wurde; allein wenn wir auch annehmen, daß der Verfasser
                                    um den dritten Theil zu viel ansezte, so ergibt sich doch noch immer ein
                                    Resultat, welches jeden verstaͤndigen Landwirth zur Bienenzucht
                                    aufmuntern muß, die er in seinen Mußestunden betreiben kann. Was den Abzug
                                    fuͤr die Toͤdtung dieser fleißigen Insecten bei der
                                    Einsammlung ihrer Vorraͤthe betrifft, so ist derselbe durchaus nicht
                                    noͤthig, da dieses Toͤdten eben so unnoͤthig als
                                    grausam ist. A. d. Ue. Die Jahre 1824 und 25 waren fuͤr die Bienen ganz besonders
                              guͤnstig, besonders das leztere, indem in demselben beinahe jeder Stok ein
                              Mal, viele zwei, und viele selbst drei Mal schwaͤrmten, und bei dem
                              Einsammeln jeder Stok 25 bis 40 Pfunde wog. Und dessen ungeachtet wurde in demselben
                              Jahre um 240,000 Pfd. Sterl. Honig in Großbritannien eingefuͤhrt: eine nicht
                              unbedeutende Summe, die der Nation leicht haͤtte erspart werden
                              koͤnnen. Was den Ertrag der Bienenzucht betrifft, so ist auch noch zu
                              beruͤksichtigen, daß das ganze, durch den Verkauf des Honigs und des Wachses
                              erhaltene, Einkommen beinahe als reiner Gewinn zu betrachten ist, indem wenigstens
                              in Schottland die Bienenzucht von allen Abgaben und Taxen befreit ist, indem durch
                              dieselbe keiner der uͤbrigen Zweige der Cultur gehindert wird, und indem
                              dieselbe nur sehr wenig Arbeit erfordert, so daß ein einziger Mensch, mit einiger
                              weniger Beihuͤlfe, die ihm zur Schwaͤrmezeit geleistet wird, 500
                              Bienenstoͤke versehen kann.