| Titel: | Ueber die Fabrikation von Gußeisenwaaren. Von Calla, Vater und Sohn. | 
| Fundstelle: | Band 42, Jahrgang 1831, Nr. LXXXVIII., S. 315 | 
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                        LXXXVIII.
                        Ueber die Fabrikation von Gußeisenwaaren. Von
                           Calla, Vater und
                           Sohn.Die Verfasser dieser Abhandlung erhielten den von der Société d'encouragement ausgesezten Preis von 6000
                                 Franken fuͤr das Gießen in Eisen solcher Gegenstaͤnde, die nach
                                 dem Gusse noch einer weiteren Bearbeitung beduͤrfen. A. d. O.
                           
                        Aus dem Bulletin de la Société
                                 d'encouragement. Junius 1831, S. 314 und Julius S.
                              352.
                        Mit Abbildung auf Tab.
                              VI.
                        Calla, uͤber die Fabrikation von Gußeisenwaaren
                        
                     
                        
                           Von den Eigenschaften des Gußeisens.
                           I. Das Gußeisen, welches in Formen oder Model gegossen werden, und dann noch weitere
                              Bearbeitungen erleiden soll, muß folgende Eigenschaften besizen:
                           1) Es muß weich oder mild seyn.
                           2) Es muß Zaͤhigkeit und etwas Elasticitaͤt besizen.
                           3) Es darf sich nur wenig zusammenziehen.
                           4) Es muß fluͤssig seyn, und lang fluͤssig bleiben.
                           5) Es muß gesund seyn, d.h. es darf an den gegossenen Stuͤken weder Blasen,
                              noch Aschadern, noch poroͤse Stellen hervorbringen.
                           
                           In einigen Faͤllen sind jedoch nicht alle diese Bedingungen, sondern nur
                              einige derselben erforderlich; so reicht es z.B. fuͤr kleine Stuͤke,
                              welche gedreht oder gefeilt werden sollen, hin, wenn der Guß weich, fluͤssig
                              und gesund ist, waͤhrend fuͤr Stuͤke, die große Lasten zu
                              tragen haben, und die zugleich eine groͤßere Ausdehnung und eine mehr
                              zusammengesezte Form besizen, die Zaͤhheit und das geringe Zusammenschrumpfen
                              (retrait) die unerlaͤßlichsten Eigenschaften
                              sind. Im Allgemeinen kann aber ein Gießer, der sich mit Arbeiten in Gußeisen jeder
                              Art abgibt, nur dann in jedem Falle des Erfolges sicher seyn, wenn sein Material die
                              angegebenen Eigenschaften im hoͤchsten Grade von Vollkommenheit besizt.
                           II. Das Gußeisen, welches wir gewoͤhnlich in unserer Fabrik anwenden, wird in
                              England in den Oefen von Beaufort, Clydach, Merthyrtidvil und in den Oefen von Clyde
                              in Schottland erzeugt. Dieser leztere Ofen und jener zu Old-Park in England
                              liefern, unserem Wissen nach, das beste Gußeisen; der Preis desselben ist aber auch
                              um etwas hoͤher. Das Gußeisen der Oefen zu Old-Park ist das Einzige,
                              von welchem wir bisher fanden, daß es alle die erforderlichen Eigenschaften
                              vollkommen mit einander vereinigt.
                           III. Wir wenden auch franzoͤsisches Gußeisen von den Hochoͤfen der
                              Franche-Comté und von Fourchambault im Departement de la Nièvre an. Das Fabrikat der ersteren besizt oft
                              alle die angegebenen Eigenschaften auf eine sehr guͤnstige Weise mit einander
                              verbunden, so daß wir nicht anstehen wuͤrden demselben vor allen fremden
                              Erzeugnissen den Vorzug einzuraͤumen, wenn es nicht den groben Fehler
                              haͤtte, daß oft in einer und derselben Sendung Materialien von sehr
                              verschiedener Guͤte enthalten sind. So ist es z.B. gar nicht selten, daß in
                              einer Lieferung von 50,000 Kilogrammen dieses Gußeisens 20,000 Kilogrammen von ganz
                              vortrefflicher Guͤte, 20,000 Kilogr. von mittlerer Guͤte und 10,000
                              Kilogr. ganz schlechtes Gußeisen enthalten sind. Diese Unvollkommenheit scheint uns
                              von einem Mangel an Geschiklichkeit, und vielleicht noch mehr von einem Mangel an
                              Sorgfalt der Arbeiter herzuruͤhren, die mit der Leitung der Hochoͤfen
                              beauftragt sind. Wir hoffen daher, daß diese Nachtheile in Kurzem den Anstrengungen
                              werden weichen muͤssen, welche unsere Huͤttenmeister zur Verbesserung
                              ihrer Produkte machen. Die geringe Hoͤhe der Hochoͤfen scheint uns
                              gleichfalls noch eine Ursache der Ungleichheit der Guͤte ihrer Erzeugnisse zu
                              seyn.
                           Das Gußeisen von Fourchambault, welches wir bisher anwendeten, und welches unter dem
                              Namen Gußeisen von Charbonniere bekannt ist, ist sehr leicht fluͤssig und
                              sehr mild, allein es fehlt ihm an Zaͤhigkeit.
                           
                        
                           
                           Kennzeichen der Guͤte des Gußeisens in
                                 Gaͤnsen.
                           IV. Es ist sehr schwierig im Voraus uͤber die guten Eigenschaften des
                              Gußeisens ein richtiges Urtheil zu faͤllen; denn wenn wir auch viele gewisse
                              Kennzeichen besizen, aus welchen wir auf die schlechten Eigenschaften desselben
                              schließen koͤnnen, so fehlt es uns doch noch an solchen, die uns uͤber
                              die guten einen ganz sicheren Aufschluß geben koͤnnen.
                           Der Bruch einer Gans von gutem Gusse zeigt fast immer ein Korn von mittlerer
                              Groͤße, welches gegen die Raͤnder hin etwas gedraͤngter oder
                              dichter wird. Die Farbe des inneren Theiles des Bruches ist bleigrau; gegen die
                              Raͤnder zu ist dieselbe etwas dunkler, und daher ruͤhrt der Name
                              grauer Guß (fonte grise), welchen man dem weichen oder
                              milden Gußeisen beigelegt hat. Zu bedauern ist jedoch, daß man, obwohl alles weiches
                              Gußeisen dieses Aussehen hat, daraus doch noch nicht schließen darf, daß alles
                              Gußeisen welches so aussieht, auch wirklich weich ist: es geschieht naͤmlich
                              sehr oft, daß von zwei Gaͤnsen von einem und demselben Herde, die dem Auge
                              nach die angegebenen Eigenschaften in ganz gleichem Grade zu besizen scheinen, die
                              eine ein sehr gutes, die andere hingegen ein schlechtes Resultat gibt.
                           1) Wenn das Gußeisen einen sehr weißen und blaͤtterigen Bruch zeigt, wenn es
                              zinn- oder silberweiß ist, so wird es hart und bruͤchig seyn.
                           2) Wenn es auf dem Bruche beinahe eben, weniger weiß und mit kleinen schwarzen Fleken
                              uͤbersaͤet ist, so ist es, wie man zu sagen pflegt, fleckig (truitée), und hart und bruͤchig, jedoch in
                              einem geringeren Grade, als im ersten Falle.
                           3) Wenn die obere OberflaͤcheUnter oberer Oberflaͤche versteht man diejenige, welche im Momente der
                                    Fabrikation die obere ist. A. d. O. der Gans oder des Stuͤkes Gußeisen, welches man untersucht, voll
                              kleiner Stiche ist, so kann man als sehr wahrscheinlich annehmen, daß das Gußeisen
                              nach dem Schmelzen hart seyn wird.
                           4) Dasselbe Resultat kann man erwarten, wenn das Gußeisen auf seiner oberen
                              Oberflaͤche Hoͤhlungen mit tiefen Eindruͤken zeigt.
                           5) Wenn man mit einem Hammer einige duͤnne Kanten einer Gans
                              abschlaͤgt, deren Bruch im Allgemeinen die Zeichen eines guten Gusses
                              darbietet, und wenn diese abgeschlagenen Splitter im Gegentheile einen weißen Bruch
                              zeigen, so wird der Guß nach dem Schmelzen gleichfalls hart seyn.
                           
                           6) Ein sehr reiches und mildes Gußeisen bricht leicht; ebenso verhaͤlt sich
                              auch ein mageres und hartes, waͤhrend eines von mittlerer Guͤte mehr
                              Widerstand leistet.
                           7) Das milde und doch bruͤchige Gußeisen leistet oft nach dem Schmelzen einen
                              groͤßeren Widerstand, ohne daß dadurch seine Weichheit bedeutend
                              veraͤndert wuͤrde.
                           8) Ein Gußeisen, welches vor dem Schmelzen Widerstand leistet, und nach dem Schmelzen
                              seine Milde oder Weichheit beibehaͤlt, behaͤlt nach diesem Schmelzen
                              auch noch seine Zaͤhigkeit, oder erlangt dieselbe sogar noch in einem
                              hoͤheren Grade.
                           
                        
                           Von dem Ofen und dem Winde, insofern sie die Erhaltung und die
                                 Guͤte des Metalles betreffen.
                           V. Das Gußeisen wird beim Schmelzen jedes Mal schlechter, weil ihm eine
                              groͤßere oder geringere Menge seines Kohlenstoffes durch den schnellen
                              Durchgang der zur Beschleunigung der Verbrennung der Kokes noͤthigen Luft
                              entzogen wird. Dieser Einfluß des Windes auf das Gußeisen kann nicht in Zweifel
                              gezogen werden, weil derselbe die Basis der ersten Operation ist, die das Gußeisen
                              bei der Erzeugung von Roheisen erleidet, und weil die Entkohlung des Gußeisens
                              wirklich dadurch geschieht, daß man das Rohr des Blasebalges auf das
                              fluͤssige Gußeisen leitet.
                           VI. Um nun diese verdruͤßliche und bei den Oefen zur zweiten Schmelzung
                              unvermeidliche Wirkung so viel als moͤglich zu vermindern, muß man trachten,
                              daß das Gußeisen so schnell als moͤglich in Fluß kommt, und daß es, wenn es
                              ein Mal fluͤssig geworden, nicht mehr laͤnger mit dem Luftstrome in
                              Beruͤhrung bleibt. Dieß erreichen wir nun vollkommen mit einem Ofen von
                              folgender Groͤße.
                           
                              
                                 Ganze Hoͤhe von der Sohle bis zum
                                    Loche des Ofenkaͤmines
                                 2 Met.
                                   – Cent.
                                 
                              
                                 Hoͤhe der Blasebalgroͤhre
                                    uͤber der Sohle
                                 0   –
                                   25  –
                                 
                              
                                 Durchmesser des Ofens an der tiefsten
                                    Stelle
                                 0   –
                                   65  –
                                 
                              
                                 Durchmesser desselben bei der
                                    BlasebalgroͤhreDieser Durchmesser steigt durch das Schmelzen des Sandes oft auf 65 CentimeterCentimer und daruͤber; sobald derselbe aber ein Mal bis auf
                                          0,75 Meter gestiegen, muß der Ofen sogleich neu gebaut werden.
                                    
                                 0   –
                                   60  –
                                 
                              
                                 Durchmesser desselben bei dem Loche des
                                    Ofenkamines
                                 0   –
                                   50  –
                                 
                              
                                 Durchmesser der Luftroͤhre
                                 0   –
                                 057  –
                                 
                              
                           Das Volumen Luft, welches dadurch in den Ofen geleitet wird, betraͤgt 12
                              Kubikmeter auf die Minute.
                           
                           Die Stuͤke, welche wir schmelzen, wiegen kaum uͤber 5 Kilogrammen. Wenn
                              wir unter den hier angegebenen Umstaͤnden und mit gutem Metalle arbeiten, so
                              erhalten wir fast immer ein sehr mildes und sehr fluͤssiges Gußeisen.
                           
                        
                           Von dem Hartwerden, welches auf der Oberflaͤche der
                                 duͤnnen Stuͤke eintritt, und von den Mitteln demselben vorzubeugen
                                 und abzuhelfen.
                           VII. Jedes Gußeisen wird hart, wenn man es neuerdings schmilzt, und dieß ist die
                              Hauptursache des Hartwerdens der gegossenen Arbeiten. Eine andere Ursache desselben
                              liegt in der Haͤrtung, welche die Stuͤke erleiden, wenn man sie in
                              kalte und harte Model gießt: um diesem nachtheiligen Uebelstande abzuhelfen, hat man
                              versucht das Gußeisen in sehr heiße Model zu gießen; allein dieses Verfahren ist
                              unbequem, kostspielig, schwer anwendbar und beinahe unausfuͤhrbar, wenn man
                              mit großen Quantitaͤten arbeitet.
                           VIII. Wir koͤnnen nicht umhin hier folgende sehr nuͤzliche Bewerkung zu
                              machen. Man glaubte, daß man durch Gießen des Eisens in Model aus gruͤnem
                              oder frischem Sande haͤrtere Stuͤke erhaͤlt, als wenn man
                              dasselbe in Model aus getroknetem Sande gießt, und suchte den Grund davon in dem
                              Wasser, welches in den Modeln der ersten Art enthalten ist, und beim Gießen mit dem
                              fluͤssigen Gußeisen in Beruͤhrung kommt. Man schloß hieraus ferner,
                              daß die Haͤrtung an den Kanten und den Oberflaͤchen der gegossenen
                              Stuͤke merklich staͤrker seyn muͤsse. Wir fanden jedoch, daß
                              gerade das Gegentheil Statt hat, und suchen dieses auf folgende Weise zu
                              erklaͤren.
                           Der gruͤne Sand ist zwar kaͤlter als der getroknete, allein er ist viel
                              weniger compact, so daß folglich seine Oberflaͤche, welche mit dem Gußeisen
                              in Beruͤhrung kommt, weit leichter im Stande ist, sich auf einen solchen Grad
                              von Hize zu erwaͤrmen, daß dadurch diese Art von Haͤrtung vermindert
                              wird. Der getroknete Sand hingegen, welcher immer sehr hart, und selten
                              waͤrmer ist, als die Luft, die ihn umgibt, wirkt auf das Gußeisen beinahe
                              ebenso wie ein kalter Stein, den man mit demselben in Beruͤhrung bringt.
                           IX. Wenn man nicht fuͤrchten muͤßte, die Formen der Model zu
                              verkleistern, so waͤre es gut eine dike Schichte Holzkohlenpulver
                              aufzutragen, und zwar entweder mit Wasser angeruͤhrt mittelst eines Pinsels,
                              oder durch Aufstreuen auf die Oberflaͤche; auf diese Weise wuͤrde
                              naͤmlich das Hartwerden der Oberflaͤchen sicher vermieden werden. Es
                              wird immer gut seyn dieses Verfahren, welches auch noch andere Vortheile darbietet, anzuwenden,
                              jedoch mit all der Vorsicht, die zur Erhaltung der Schaͤrfe der
                              Abdruͤke nothwendig ist.
                           X. Es gibt gewisse Formen von Arbeiten, deren Kanten sehr scharf und duͤnn
                              sind, und die folglich an diesen Stellen immer hart werden, wenn das Material, aus
                              welchem man dieselben bereitet, auch noch so gut ist. Solchen Stuͤken kann
                              man leicht wieder jeden beliebigen Grad von Weichheit geben, man braucht dieselben
                              nur noch ein Mal in Kohlenstaub oder selbst in Kokespulver auszugluͤhen. In
                              dem angegebenen Falle reicht ein Gluͤhen durch 12 Stunden hin; wurden aber
                              die Stuͤke, die man ausgluͤhen will, aus einem sproͤden
                              Gußeisen verfertigt, oder sind dieselben durch wiederholtes Gluͤhen
                              sproͤde geworden, und hat die Haͤrte eine gewisse Tiefe erreicht, so
                              muß die Laͤnge der Dauer des Ausgluͤhens im Verhaͤltnisse zur
                              Tiefe der Haͤrtung zunehmen. Uebrigens gilt als allgemeine Regel, daß beim
                              Ausgluͤhen die Temperatur so hoch als moͤglich seyn muß, ohne daß
                              jedoch die Stuͤke dadurch in Fluß kommen oder ihre Form
                              veraͤndern.
                           XI. Zum Ausgluͤhen, welches nur einige Stunden dauern soll, braucht man die
                              Stuͤke, die weicher gemacht werden sollen, bloß in eine Buͤchse zu
                              bringen, und diese Buͤchse in einen offenen, aus feuerfesten Ziegeln
                              erbauten, Ofen zu stellen, dessen horizontale Dimensionen hoͤchstens um 2
                              Decimeter groͤßer sind, als jene der Buͤchse, und dessen Hoͤhe
                              hoͤchstens um 20–30 Centimeter jene der Buͤchse
                              uͤbertrifft. Der Boden dieses Ofens besteht durchaus aus einem Roste, auf den
                              man zuerst ein Bett aus kleinem Holze, dann eine Lage Kokes von 7–8
                              Centimeter Dike, und dann das auszugluͤhende Gefaͤß bringt, welches
                              man durch feste Stuͤzen 10 Centimeter hoch uͤber dem Roste
                              haͤlt. Hierauf umgibt man das Gefaͤß mit Kokesstuͤken von
                              mittlerer Groͤße, bedekt dasselbe dann mit demselben Materiale, und schließt
                              den Ofen mit einer Platte aus Gußeisen, in der sich große Oeffnungen befinden, die
                              man nach Belieben schließen oder offen lassen kann, um dadurch das Feuer in dem
                              gehoͤrigen Grade von Thaͤtigkeit zu erhalten.
                           Wenn alle diese Vorbereitungen getroffen sind, so zuͤndet man den Ofen an und
                              laͤßt das Brennmaterial sich verzehren. Bemerkt man, daß die Verbrennung
                              beinahe beendigt ist, so schließt man saͤmmtliche Oeffnungen der oben
                              beschriebenen Eisenplatte: diese Vorsicht ist noͤthig, um dadurch den Apparat
                              allmaͤhlich bis auf eine Temperatur abzukuͤhlen, welche unter jener
                              steht, bei welcher das polirte Eisen gefaͤrbt wird.
                           XII. Will man das Ausgluͤhen laͤnger als 12 Stunden fortsezen, oder
                              sind die Stuͤke, die man ausgluͤhen will, und die Buͤchsen, in welchen sie enthalten
                              sind, von sehr bedeutender Groͤße, so muß man statt des einfachen eben
                              beschriebenen Ofens eine Art von Reverberirofen anwenden, in welchem ein Rost, ein
                              Herd, ein Aschenherd, ein Kamin und eine Kammer oder ein Raum angebracht ist, der
                              zur Aufnahme der auszugluͤhenden Buͤchse bestimmt ist. Es erhellt von
                              selbst, daß die inneren Dimensionen dieser Kammer nicht viel groͤßer seyn
                              duͤrfen, als jene des Gefaͤßes, das sie aufnehmen soll; diese
                              Vorkehrung ist durchaus nothwendig, damit die Erneuerung des Brennmateriales
                              geschehen kann, ohne dabei die Arbeit merklich abzukuͤhlen.
                           XIII. Die Ausgluͤhbuͤchsen werden gewoͤhnlich aus Gußeisen
                              verfertigt; sie dauern sehr lang, wenn man ihre aͤußere Oberflaͤche
                              etwas rauh laͤßt, und wenn man dieselben sorgfaͤltig mit einem
                              Gemische aus Sand und Thon beschlaͤgt.
                           XIV. Es scheint, daß einiges weißes Gußeisen von ganz eigener Natur hartnaͤkig
                              auch einem noch so lang fortgesezten Ausgluͤhen widersteht; allein diese Art
                              von Gußeisen trifft man nur selten in den Gießereien.
                           
                        
                           Von den Eingußroͤhren und Gußzapfen.
                           XV. Der Zwek der ersteren ist, alle Theile des Models mit einer hinreichenden Menge
                              Materiales zu versehen, mit der Vorsicht jedoch, daß die Formen desselben nicht
                              durch die Stroͤmung des Metalles verdorben werden.
                           Wenn die Stuͤke, die gegossen werden sollen, im Vergleiche zu ihrer Masse nur
                              eine geringe Ausdehnung besizen, so braucht es nichts weiter als diesen lezten
                              Umstand zu beruͤksichtigen. Zu diesem Behufe bringt man die Gußrinne neben
                              den, von dem Modelle gelassenen leeren Raum, und oͤffnet dann einen
                              horizontalen Verbindungsarm. Bloß die Erfahrung kann die Groͤße der
                              Hauptgußrinnen und der Verbindungseingußroͤhren bestimmen. Man muß denselben
                              eine hinlaͤnglich große Oeffnung geben, damit das Metall mit Leichtigkeit in
                              alle Theile des Models gelangen kann; unumgaͤnglich nothwendig ist es aber,
                              daß man diese Oeffnung da wo die Eingußroͤhren die Stuͤke
                              beruͤhren, auf ihr Minimum bringt, um die Stuͤke leicht
                              abloͤsen zu koͤnnen.
                           XVI. Gegenstaͤnde von großer Ausdehnung, aber von geringer Dike erfordern bei
                              der Zurichtung der Eingußroͤhren ganz besondere Vorsichtsmaßregeln, die wir
                              hier angeben wollen.
                           Damit das geschmolzene Metall schnell und in großer Menge in alle, von dem Model
                              freigelassenen, Umrisse gelange, muß es einen weiten Ausgang finden; da aber die
                              geringe Dike des Stuͤkes, welches gegossen werden soll, fordert, daß die Weite der
                              Eingußroͤhren, welche den Model speisen, so viel als moͤglich
                              vermindert wird, so muß man, um diese beiden einander entgegengesezten Bedingungen
                              zugleich zu erfuͤllen, parallel mit dem Rande des zu gießenden Stuͤkes
                              einen Kanal in den Model graben, der so tief ist, daß das Gußeisen, waͤhrend
                              es denselben durchlaͤuft, nicht erstarren kann. Ist diese Vorsicht getroffen,
                              so oͤffnet man die zahlreiche Reihe sehr kleiner
                              Verbindungsoͤffnungen, die sich zwischen diesem Kanale und dem Rande des
                              Stuͤkes befinden. Sollte eine einzige, auf diese Weise eingerichtete Gußrinne
                              nicht hinreichen, so muͤßte man, je nachdem es die Arbeit erfordert, deren 2,
                              3, 4 und noch mehr anbringen, um das Metall mit einer gleichen Zahl von
                              Gießloͤffeln eingießen zu koͤnnen.
                           XVII. Will man Stuͤke von etwas bedeutender Groͤße, besonders
                              Stuͤke von einiger Hoͤhe, in gruͤnen Sand gießen, so muß man
                              den Sand der Model compacter machen, und zwar vorzuͤglich an den unteren
                              Theilen. Das Mittel, welches man hier anwendet, wird zwar in jedem Falle von Nuzen
                              seyn; allein in diesem ist es unumgaͤnglich nothwendig. Dieses Mittel besteht
                              nun darin, daß man die ganze Dike des Sandes bis auf die Oberflaͤche des
                              Models (welches man erst nachdem diese Operation geschehen, aus dem Model nehmen
                              darf) mit einem sehr spizigen Spieße aus Eisen oder Stahldraht von beilaͤufig
                              2 Linien Dike durchsticht. Diese Stiche, die in sehr großer Menge angebracht werden
                              muͤssen, sind gegen die Spize hin, mit welcher sie das Stuͤk
                              beruͤhren, zu klein, als daß sie das Gußeisen entweichen lassen
                              koͤnnten; sie reichen jedoch hin, um dem Gase leichten Ausgang zu lassen.
                              Diese Oeffnungen nun kann man die Luftloͤcher fuͤr den Guß in
                              gruͤnen Sand nennen.
                           XVIII. Diese Art von Luftloͤchern wird auch angewendet, um den Ausgang des
                              Gases in den großen, in gruͤnen Sand gemachten Kernen zu erleichtern. Man
                              macht zu diesem Zweke in die aͤußere Oberflaͤche dieser Kerne eine
                              Hoͤhle, die man mittelst eines Haupt-Luftloches mit dem Aeußeren des
                              Models in Verbindung sezt, und richtet dann die Stiche so, daß sie mit ihren
                              weiteren Enden saͤmmtlich in diese Hoͤhle fallen.
                           XIX. Bei Stuͤken von bedeutender Hoͤhe ist besonders zu
                              fuͤrchten, daß das Metall bei seinem Herabfallen im Inneren des Models
                              Zerstoͤrungen anrichtet. Um dieß zu vermeiden, wendet man die in der Praxis
                              sogenannte Coulée à la remonte an, die
                              darin besteht, daß man einen oder mehrere horizontale Eingußroͤhren von der
                              ganzen Hoͤhe des Models anbringt. Diese Roͤhren kruͤmmen sich
                              an ihrem unteren Theile um, und treten dann in den leeren Raum des Models, so daß
                              auf diese Weise das Gußeisen nur mit dem gehoͤrigen Grade von Schnelligkeit in
                              diesem leeren Raume emporsteigen kann.
                           XX. Man gießt zuweilen auch so, daß man den Modeln eine Neigung gibt; dieses
                              Verfahren ist vortrefflich, wenn das zu gießende Stuͤk zahlreiche
                              Verzweigungen, oder bei geringer Dike eine große Oberflaͤche hat, und wenn
                              man es zu gleicher Zeit, theils wegen der geringen Schwere dieser Stuͤke,
                              theils aus irgend einem anderen Grunde, nicht geeignet findet, mit mehreren
                              Loͤffeln auf ein Mal zu gießen. Wuͤrde man Gegenstaͤnde dieser
                              Art in horizontaler Stellung gießen, so koͤnnte, wie man wohl leicht
                              einsieht, das Gußeisen (da es nicht gezwungen wird sich bei seinem Eintritte in den
                              Model an die eine Stelle fruͤher, als an die andere zu begeben), leicht an
                              einen anderen Ort fließen, nachdem es kaum angefangen hat den einen Theil des leeren
                              Raumes auszufuͤllen, so daß es auf diese Weise in den ersten, noch
                              unvollkommen gebliebenen Theilen schon erkalten wuͤrde. Gießt man hingegen in
                              einen schief geneigten Model, so dringt das Gußeisen allmaͤhlich in alle
                              Theile desselben, und fuͤllt ihn auf diese Weise ohne leere
                              Zwischenraͤume zu lassen.
                           
                        
                           Von dem Sande.
                           XXI. Der zum Gießen in gruͤnen Sand bestimmte Sand muß sehr fein seyn, ohne
                              uͤbrigens ganz unfuͤhlbar zu seyn; er muß eine hinreichende Menge Thon
                              enthalten, damit er, wenn er so befeuchtet ist, wie ihn die Gießer brauchen, die
                              Form behaͤlt, die man ihm mit der Hand gibt; dieser Thongehalt darf jedoch
                              auch nicht groͤßer seyn, damit man schon durch einen leisen Druk mit dem
                              Finger die dem Sande gegebene Form zerstoͤren kann.
                           Sand, der sich nicht in der Hand ballen ließe, der aber unter dem Druke entweichen
                              wuͤrde, wuͤrde zu mager seyn, so daß die Model nicht im Stande
                              waͤren die Eindruͤke der Modelle zu behalten, und bei der
                              Fuͤllung jedes Mal leicht dem Druke des Gußeisens nachgeben wuͤrden.
                              Naͤhme man hingegen zu fetten Sand, so wuͤrde derselbe eine zu wenig
                              poroͤse Masse bilden, so daß die, waͤhrend des Gusses sich
                              entwikelnden, Gasarten nicht entweichen koͤnnten, und daher leicht Blasen in
                              den gegossenen Stuͤken erzeugen wuͤrden.
                           Das Muster N. 1 zeigt einen Sand, wie er fuͤr
                              Arbeiten dieser Art am besten paßt; er ist aus den Sandgruben von Fontenay-aux-Roses bei Paris genommen.
                           XXII. Der Sand, dessen man sich zu den sogenannten Kernen in Sand (noyaux en sable) bedient, muß magerer seyn, damit er den
                              Gasen noch freieren Austritt gestattet, waͤhrend das fluͤssige Metall
                              diese Kerne beinahe von allen Seiten umgibt. Es versteht sich wohl von selbst, daß er hier
                              auch nicht so fein zu seyn braucht. In der Umgegend von Paris fanden wir keinen
                              Sand, der genau den hiezu noͤthigen Grad von Consistenz gehabt hatte; wir
                              wenden jedoch den Sand N. 2 aus den Sandgruben von
                              Belleville bei Paris an, indem wir denselben mit gleichen Theilen des Sandes N. 1 vermengen.
                           XXIII. Der Sand, welcher sich bei Verfertigung der Model in unmittelbarer
                              Beruͤhrung mit den Modellen befindet, muß vorher eine eigene Zubereitung
                              erleiden; er muß naͤmlich zuerst calcinirt werden, und diese Operation
                              geschieht gewoͤhnlich in den Schmelzoͤfen nach beendigtem Schmelzen.
                              Zu diesem Behufe reinigt man, wenn alle gluͤhenden Kokes, die in dem Ofen
                              enthalten waren, entfernt sind, die Sohle des Ofens mit groͤßter Sorgfalt,
                              verschließt dann die untere Oeffnung, und schuͤttet 2 bis 3 Koͤrbe
                              Sand hinein. Am Morgen des naͤchstfolgenden Tages findet man diesen Sand
                              hinreichend ausgegluͤht, worauf man ihn durch ein feines Sieb siebt, und mit
                              Steinkohlenpulver vermengt.
                           Der Sand N. 1 ist vorzuͤglich zu dem eben
                              angegebenen Zweke bestimmt; ein etwas magererer und groͤberer Sand eignet
                              sich besser zum Ausfuͤllen des uͤbrigen Theiles des leeren Raumes des
                              Formrahmens. Wir bedienen uns hiezu des Sandes N. 3, der
                              von den Sandgruben zu Montrouge kommt. Zu Stuͤken von sehr großem Umfange
                              endlich ist es besser, wenn man einen strengfluͤssigeren Sand anwendet. Wir
                              fanden, daß eine Mischung zu gleichen Theilen aus dem Sande N. 3 und jenem N. 4, der von Viroflay bei
                              Versailles kommt, am besten hiezu tauge, und zwar sowohl zu dem zubereiteten Sande,
                              als zu jenem, der zum Ausfuͤllen des Models bestimmt ist.
                           Jener Sand, welcher bei Verfertigung des Models in unmittelbare Beruͤhrung mit
                              den Modellen kommt, muß mit Steinkohlenpulver gemengt und abgerieben werden. Zu
                              diesem Zweke verdient eine weniger fette Steinkohle, d.h. eine solche, welche beim
                              Brennen in Stuͤken sich wenig aufblaͤht, und ihre Form beinahe
                              beibehaͤlt bis sie zu Pulver zerfaͤllt, den Vorzug. Von Wichtigkeit
                              ist es auch, daß diese Steinkohle in ein sehr feines und beinahe unfuͤhlbares
                              Pulver verwandelt werde, indem eine grob gepulverte Kohle die Oberflaͤche der
                              Stuͤke rauh und voll weißer Fleken macht.
                           Dieses Gemeng muß nun um so weniger Steinkohlen enthalten, je duͤnner die
                              Gegenstaͤnde sind, welche man abmodeln will. Fuͤr Stuͤke von
                              weniger als 5 Millimeter in der Dike muß ungefaͤhr 1 Theil Steinkohlen auf 22
                              Theile Sand kommen. Fuͤr Stuͤke von 5 bis 15 Millimeter Dike soll 1
                              Theil Steinkohle auf 18 Theile Sand, und fuͤr Stuͤke von 15 bis 20 Millimeter
                              Dike 1 Theil Kohle auf 14 Theile Sand kommen, u.s.f.
                           Um nun den auf diese Weise gemengten Sand zu zerreiben, gibt man demselben zuerst
                              einen solchen Grad von Feuchtigkeit, wie er zum Abmodeln nothwendig ist, und
                              zermalmt ihn dann mit einer Walze aus hartem Holze, die man fest haͤlt, ohne
                              ihr zu gestatten sich umzudrehen. Diese Operation sezt man so lang fort, bis die
                              Mischung vollkommen geschehen ist, und bis man beim Befuͤhlen derselben keine
                              Knoten mehr in ihr entdekt.
                           
                        
                           Von dem Abformen oder Abmodeln.
                           XXIV. Man unterscheidet drei verschiedene Arten des Abformens zum Gießen in Eisen;
                              naͤmlich:
                           1) das Abmodeln in Erde;
                           2) das Abmodeln in getroknetem Sande;
                           3) das Abmodeln in gruͤnem Sande.
                           Die beiden ersten Methoden haben seit sehr langer Zeit keine merkliche Verbesserung
                              erfahren; das Verfahren, welches man bei denselben anwendet, ist seit geraumer Zeit
                              uͤberall bekannt. Nicht so verhaͤlt es sich mit dem Abformen in
                              gruͤnem Sande, welches wir hier zu beschreiben versuchen wollen.
                           XXV. Wir haben bereits oben die tauglichste Art des Sandes zum Abformen in
                              gruͤnem Sande bezeichnet. Jedermann weiß auch, daß man, nachdem man die
                              Gegenstaͤnde aus den Modeln genommen, den Sand aufbewahrt, der zur
                              Verfertigung derselben gedient hat; waren jedoch diese Gegenstaͤnde groß, so
                              ist es jedes Mal gut, wenn man jenen Sand wegwirft, der dieselben zunaͤchst
                              beruͤhrte, indem derselbe so verbrennt ist, daß er alle Consistenz verloren
                              hat. – Auf den ruͤkstaͤndigen Sand gießt man etwas Wasser, und
                              dieser Grad von Feuchtigkeit, den man ihm gibt, ist von großer Wichtigkeit; er muß
                              naͤmlich gerade so groß seyn, daß der Sand die zum Abformen noͤthige
                              Consistenz erhaͤlt; denn macht man denselben etwas mehr naß, so wuͤrde
                              das Gußeisen wie es in den Model gelangt, zu sprudeln anfangen. Ist dieß geschehen,
                              so schlaͤgt man ihn, mischt ihn mit der Schaufel, und siebt ihn durch ein
                              Sieb mit Maschen von 0 M, 01 Cent.
                           XXVI. Die Rahmen, welche man zum Abformen in gruͤnem Sande anwendet, sind
                              jenen aͤhnlich, die man zum Abformen mit getroknetem Sande benuzt; d.h. sie
                              haben gewoͤhnlich eine vierekige Form, und bestehen aus zwei Theilen: einem
                              unteren und einem oberen. Nur sind dieselben fast jedes Mal 2 und selbst 3 Mal so
                              hoch, als die Rahmen zum Abformen mit getroknetem Sande sind, indem der
                              gruͤne Sand einen weit geringeren Grad von Consistenz besizt. Ueberdieß muͤssen quer
                              durch den oberen Theil auf die Kante gestellte Balken laufen, die ungefaͤhr
                              bis auf 2/3 der Hoͤhe desselben herabreichen, und die an den kleinen Rahmen
                              10–15, an den großen hingegen 15–25 Centimeter von einander entfernt
                              sind.
                           XXVII. Man richtet eine vollkommene ebene Tafel her, die etwas groͤßer ist als
                              der Rahmen, sezt auf diese das Modell in der Art, daß jede Seite des Modelles mit
                              derselben in Beruͤhrung kommt, welche die Fuge des Models in eine und
                              dieselbe Ebene bringen muß, uͤberstreut dann das Ganze mit troknem, sehr
                              feinem Sande, und blaͤst auf das Modell, damit nur auf der Tafel etwas davon
                              zuruͤkbleibe. Hierauf bedekt man mittelst eines Siebes mit Maschen von 0,003
                              Meter fuͤr die kleineren, und von 0,006 Met. fuͤr die groͤßeren
                              Gegenstaͤnde dieses Modell mit praͤparirtem Sande (§. XXIII);
                              diesen Sand druͤkt man mit den Fingern gegen die ganze Oberflaͤche des
                              Modelles, worauf man dann den ganzen Rahmen mit gewoͤhnlichem Sande
                              fuͤllt, und ihn mittelst eines gußeisernen Ausstopfers von der in Fig. 5
                              gegebenen Form, der an einem langen hoͤlzernen Griffe befestigt ist,
                              eindruͤkt. Wenn der Rahmen ganz mit Sand gefuͤllt ist, so
                              schlaͤgt man ihn mit einem anderen breiten, flachen und gleichfalls
                              bestielten Ausstopfer, der 3 Kilogrammen wiegt, krazt mit einem Richtscheite das ab,
                              was allenfalls uͤber die Raͤnder des Rahmens herausragt,
                              uͤberstreut die Oberflaͤche mit trokenem Sande, und kehrt zulezt den
                              auf diese Weise gefuͤllten Theil des Rahmens um, so daß das Modell sich oben
                              befindet.
                           XXVIII. Die groͤßte Aufmerksamkeit muß man auf den Grad von Haͤrte
                              wenden, den man dem Sande der Model zu geben hat; fuͤr kleine Stuͤke
                              darf derselbe nur wenig eingestampft werden, so daß noch ein leiser Druk mit dem
                              Finger einen Eindruk hervorzubringen im Stande ist; dieser Grad von Festigkeit muß
                              aber mit der Dike und Staͤrke der zu gießenden Arbeiten zunehmen.
                           Wenn dieser Theil des Rahmens auf diese Weise umgekehrt ist, so bedient sich der
                              Abmodler einer kleinen staͤhlernen Kelle, um alle Kanten des Modelles gut
                              loszumachen; um den Sand, welcher dasselbe umgibt, zu befestigen, und um die
                              Oberflaͤche des Models glatt zu machen, uͤberstreut er diese
                              Oberflaͤche mit trokenem Sande, und blaͤst denselben von dem Modelle
                              ab, worauf er den oberen Theil des Rahmens auf den unteren sezt.
                           XXIX. Hierauf beschaͤftigt sich der Arbeiter damit, fuͤr die
                              Eingußroͤhren und Luftloͤcher den gehoͤrigen Raum zu erhalten;
                              dieß geschieht nun dadurch, daß derselbe an den gehoͤrigen Stellen
                              Stuͤke Holz von entsprechender Groͤße und von etwas kegel- oder
                              pyramidenfoͤrmiger Gestalt anbringt. Diese Stuͤke Holz befestigt er mit etwas Sand, den er
                              rings herum andruͤkt, worauf er dann den zweiten Theil des Rahmens auf
                              dieselbe Weise fuͤllt, wie den ersten, nur daß er den Sand etwas weniger fest
                              eindruͤkt.
                           Ist der Sand eingestampft und abgekrazt, so sticht der Arbeiter auf die, in §.
                              XVII angegebene, Weise mit einer scharfen Spize eine große Menge kleiner
                              Loͤcher; er nimmt dann die Stuͤke Holz heraus, welche die
                              Eingußloͤcher und Luftloͤcher bildeten, nachdem er vorher die Oeffnung
                              mit den Fingern erweitert hat, und hebt hierauf den oberen Theil des Rahmens ab.
                           Dann werden, nach der in §. XV und XVI angegebenen Methode die Verbindungen
                              zwischen den Eingußroͤhren und dem Modelle hergestellt, worauf der Arbeiter
                              das Modell mittelst eiserner Zapfen erschuͤttert, die in Loͤcher,
                              welche eigens zu diesem Zweke offen gehalten wurden, eingefuͤhrt und
                              eingeschraubt sind, und auf welche er mit einem Hammer so schlaͤgt, daß die
                              Staͤrke der Schlaͤge in gehoͤrigem Verhaͤltnisse mit der
                              Ausdehnung des Modelles stehe. Dieselben Zapfen dienen auch zum Wegheben des Models.
                              Diese lezte Operation, welche man das Entmodeln (demoulage) nennt, erfordert die groͤßte Sorgfalt,
                              und wenn das Stuͤk nur etwas groß ist, so soll der Abmodler hiezu so viele
                              Arbeiter zu Huͤlfe rufen, als ihm von Nuzen seyn koͤnnen, um das
                              Modell gut zu leiten, und um sicher zu seyn, daß im Model nichts in Unordnung
                              geraͤth. Eine geringe Nachlaͤssigkeit beim Entmodeln veranlaßt oft
                              eine sehr langwierige Arbeit, um die dadurch hervorgebrachten Fehler wieder
                              auszubessern; und nur sehr schwer gelingt es dieselbe Reinheit der Formen
                              herzustellen, die man erhalten haben wuͤrde, wenn das Modell vollkommen gut
                              herausgegangen waͤre.
                           Wenn der Model auf diese Weise fertig ist, so uͤberstreut der Abmodler die
                              innere Oberflaͤche desselben mit unfuͤhlbarem Holzkohlenpulver, sezt
                              den oberen Theil auf den unteren, und beschwert ihn mit Gewichten, oder, was noch
                              besser ist, er befestigt die beiden Theile durch mehrere eiserne Klammern an
                              einander, die er mittelst kleiner hoͤlzerner Keile, die er mit einem leichten
                              Hammerschlage oder bloß durch Druken mit der Hand eintreibt,
                              zusammenhaͤlt.
                           XXX. Sind die zu gießenden Gegenstaͤnde sehr groß, so daß das Umkehren des
                              Rahmens wegen der Ausdehnung desselben schwierig waͤre, so schreitet man auf
                              folgende Weise zum Abmodeln.
                           Man bringt den unteren Rahmen bleibend in die Stellung, die er behalten soll,
                              fuͤllt ihn mit gewoͤhnlichem Sande, den man Anfangs nur wenig
                              eindruͤkt, und bringt dann zu wiederholten Malen das Modell in denselben,
                              indem man es mit Hammerschlaͤgen von gehoͤriger Staͤrke eindruͤkt. Bei dem
                              jedesmaligen Herausnehmen des Modelles sezt man neuen Sand zu, oder entfernt
                              denselben an diesem oder jenem Orte, je nachdem es die Abdruͤke, die das
                              Modell zuruͤkließ, erfordern. Wenn der Model gehoͤrig zugerichtet ist,
                              so siebt man auf dessen Oberflaͤche ein Gemisch aus Sand und Steinkohlen, und
                              bringt dann das Modell definitiv in denselben; dann druͤkt man den Sand in
                              die Seiten, um ihm vollends die noͤthige Consistenz zu geben; zulezt
                              fuͤllt man den unteren Rahmen noch ganz, und beendigt dann die Operation nach
                              §. XXIX.
                           
                        
                           Von den Kernen.
                           XXXI. Die Kerne von sehr geringem Volumen lassen sich sehr leicht in den Modeln
                              befestigen, weil das Gußeisen beim Eindringen in die leeren Raͤume nicht so
                              große Kraft ausuͤbt, daß sie dadurch aus ihrer Stelle getrieben
                              wuͤrden. Es reicht zu der Befestigung derselben hin, wenn das Modell gegen
                              eines der Enden der Oeffnung, die man in dem gegossenen Stuͤke zu erhalten
                              wuͤnscht, einen einzigen Vorsprung darbietet. Die Kerne, denen man eine
                              gehoͤrig vermehrte Laͤnge lassen mußte, passen mit dem einen Ende in
                              den, durch diesen Vorsprung erhaltenen, Eindruk, waͤhrend sie mit ihrem
                              anderen Ende bloß den nakten Sand beruͤhren. Dieses Verfahren wird jedoch nur
                              bei senkrecht gestellten Kernen oder bei solchen horizontal gestellten angewendet,
                              deren Querdurchmesser ihrer Laͤnge beinahe gleichkommt. Ist hingegen die
                              Laͤnge der Kerne im Verhaͤltnisse zu ihrer Dike groß, so
                              muͤssen sie, in welcher Richtung sie auch gestellt seyn moͤgen, an
                              beiden Enden gestuͤzt werden, so daß mithin in diesem Falle an jedem Ende der
                              Oeffnungen, die man erhalten will, in dem Modelle ein Vorsprung oder ein Balken
                              angebracht seyn muß.
                           XXXII. Die Kerne werden entweder aus gruͤnem oder feuchtem Sande, oder aus
                              getrokneter Erde verfertigt.
                           Aus feuchtem Sande kann man alle jene bereiten, die eine senkrechte Stellung haben;
                              nur ist es in diesem Falle von großem Belange, daß man sie (bevor man sie aus der
                              Kernbuͤchse nimmt) mit einer großen Zahl von Loͤchern durchbohrt, was
                              mit einer Metallnadel geschieht, und daß man alle Vorkehrungen so trifft, daß das
                              Gas sich mit Leichtigkeit entwikeln koͤnne.
                           Die Kerne von bedeutender Groͤße, welche schief oder horizontal angebracht
                              werden muͤssen, muͤssen vorzugsweise aus getrokneter Erde bereitet
                              werden, und zwar aus folgenden beiden Gruͤnden:
                           1) weil, wenn sie aus gruͤnem Sande verfertigt waͤren, vor dem Gusse
                              schon durch ihr Gewicht schadhafte Veraͤnderungen an den Stuͤzpunkten
                              bei den an dem Model angebrachten Balken hervorgebracht werden koͤnnten.
                           
                           2) weil der, durch das Gußeisen waͤhrend des Gusses bewirkte Druk, indem er
                              nicht auf eine vollkommen gleiche Weise ausgeuͤbt wird, große
                              Veraͤnderungen an diesen Kernen, und vielleicht deren gaͤnzliche
                              Zerstoͤrung verursachen wuͤrde.
                           XXXIII. Wenn die Kerne lang und duͤnn sind, oder wenn sie mehr oder weniger
                              zusammengesezte Verzweigungen haben, so ist es sehr nothwendig, dieselben sehr gut
                              in dem Model zu befestigen, um die Wirkungen des Drukes des Gußeisens zu vermeiden,
                              welches, wenn es die Model eben ausgefuͤllt hat, dieselben emporzuheben
                              strebt. Um dieß zu erreichen, senkt man in den Sand des Models kleine eiserne
                              Zapfen, die sich mit einer kleinen Platte Eisenblech endigen und mit derselben den
                              Kern beruͤhren. Man muß in diesem Falle die Vorsicht brauchen, daß die
                              Laͤnge, um welche diese Zapfen oder Stifte uͤber die innere Wand des
                              Models hervorragen, der Dike gleichkommt, welche das Gußeisen an derselben Stelle
                              haben muß.
                           XXXIV. Das geschmolzene Eisen hat wenig Verwandtschaft zu dem Sande, den man zum
                              Abmodeln anwendet; es dringt nie tief in denselben ein, und hat also in dieser
                              Hinsicht einigen Vorzug vor dem Kupfer, welches sich unter verschiedenen
                              Umstaͤnden bis zu einer bedeutenden Tiefe mit dem Sande verbindet. Uebrigens
                              kann man auch jedes Anhaͤngen des Sandes an das Metall leicht dadurch
                              verhindern, daß man den Sand in den, in S. XXIII. angegebenen, Verhaͤltnissen
                              mit Steinkohlenpulver vermengt.
                           XXXV. Bei dem Abmodeln in Erde geschieht die Anwendung der Kohle nicht auf dieselbe
                              Weise, weil, wenn man dieses Pulver mit der Modelerde vermischen wuͤrde,
                              diese ihre Cohaͤsion verlieren wuͤrde, was von großem Nachtheile
                              waͤre; wenn aber die Model und die Kerne beinahe troken sind, so umgibt man
                              dieselben in einer Dike von beinahe einem Millimeter mit einer Schichte Holzkohle,
                              welche mit Wasser angeruͤhrt wurde, und faͤhrt dann mit der Operation
                              des Troknens fort.
                           XXXVI. Bei den Modeln aus getroknetem Sande wendet man fuͤr Stuͤke von
                              bedeutender Groͤße dasselbe Verfahren an; jene der kleineren Stuͤke
                              hingegen, und jene, deren Oberflaͤchen sehr eben und rein seyn
                              muͤssen, muͤssen ausgeflammt werden. Diese Operation besteht darin,
                              daß man Harz unter den Modeln, und zwar in einer sehr geringen Entfernung davon
                              verbrennt, jedoch mit der Vorsicht, daß die Flamme nie deren Oberflaͤche
                              beruͤhrt. Die Erfahrung allein kann die Dauer der Operation bestimmen; man
                              muß sich jedoch huͤten, dem Ueberzuge, den man auf diese Weise
                              erhaͤlt, eine groͤßere Dike zu geben, als noͤthig ist, um das
                              Anhaͤngen des Sandes an das Metall zu verhindern, indem ein
                              uͤbermaͤßiges Ausflammen die Genauigkeit der Abdruͤke beeintraͤchtigt,
                              und unangenehme Fleken auf den gegossenen Stuͤken veranlaßt.
                           XXXVII. Zur Erreichung dieses Zwekes hat man auch den bituminoͤsen
                              Mergel- oder Kalkstein in Verbindung mit Sand angewendet; derselbe leistete
                              fuͤr sehr duͤnne Stuͤke gute Dienste, allein ich zweifle, daß
                              er bei groͤßeren Arbeiten, bei welchen die Wirkung des Metalles auf den Sand
                              sehr intensiv ist, den vorgestekten Zwek eben so gut erfuͤllen wird.
                           
                        
                           Von den getheilten Modellen und deren Abmodelung, und von den
                                 Rahmen mit Schubladen.
                           XXXVIII. Wir haben nun nur mehr von dem Abtheilen der Modelle und den Rahmen mit
                              Schubladen zu sprechen. Es wird Jedermann einleuchten, daß man ohne diese
                              Vorrichtung, die eine sehr wichtige Verbesserung der Abmodelungskunst ist, eine
                              große Menge von Gegenstaͤnden, die sich wegen ihrer besonderen Formen nicht
                              mit gruͤnem Sande abmodeln lassen, nur mit sehr großen Kosten
                              auszufuͤhren im Stande waͤre.
                           XXXIX. Sezen wir, es soll eine gefurchte Saͤule, deren Durchschnitt man in
                              Fig. 6
                              sieht, abgeformt werden, so wird man auf den ersten Blik erkennen, daß es
                              unmoͤglich ist, die beiden Theile des Models von einander zu trennen, ohne
                              daß der, in den Furchen ab befindliche, Sand durch
                              die vorspringenden Kanten bb aus seiner Lage
                              gebracht wird, und daß, wenn das Modell aus dem unteren Theile des Rahmens
                              herausgenommen werden muß, die Kanten dd dieselben
                              verderblichen Veraͤnderungen an den Furchen cd bewirken werden.
                           XL. Bei dem Abformen mit trokenem Sande uͤberwindet man diese Schwierigkeit
                              durch das sogenannte Schlagen der eingelegten
                                 Stuͤke (battre des pièces de
                                 rapport). Dieses besteht nun darin, daß man jede der vier Furchen ab, ab, cd, cd in Fig. 7 durch
                              eine Reihe von Prismen ausfuͤllt, die gleichfalls aus Sand bestehen, und die
                              beilaͤufig die Gestalt von ef, gh haben. Man waͤhlt hiezu eine Art von
                              Sand, die consistent genug ist, um durch kleine Schlaͤge mit einem
                              Kloͤppel eine gewisse Festigkeit zu erhalten; uͤbrigens wird dann das
                              Abformen beilaͤufig auf die in §. XXVII, XXVIII und XXIX beschriebene
                              Art und Weise beendigt.
                           Die Trennung der Rahmen ist nun sehr leicht, allein man muß darauf noch eines der
                              Prismen nach dem anderen wegnehmen, und sie bei Seite legen bis das Modell
                              weggehoben ist; man nimmt hierauf eines dieser Einlegstuͤke nach dem anderen,
                              und bringt sie in die Model, indem man sie mit Kleister, oder selbst mit kleinen
                              Stiften aus Eisen- oder Stahldraht in dieser Stellung erhaͤlt.
                           
                           Diese Operation, die wir hier ganz kurz beschrieben haben, erfordert eine sehr lange
                              Arbeit, und kann nur von geschikten Arbeitern gut ausgefuͤhrt werden;
                              uͤberdieß muß man bei derselben den Sand, aus welchem diese Model bestehen,
                              da er sehr compact seyn muß, vorher troknen, was bei Stuͤken von bedeutender
                              Groͤße ziemlich kostspielig ist.
                           XLI. Die neue Methode besteht darin, daß man das Modell nach Fig. 8 theilt, und mit dem
                              Abformen auf folgende Weise verfaͤhrt:
                           Man sezt die eine Haͤlfte der Saͤule auf eine Abformtafel, und
                              verfaͤhrt nach §. XXVII. Wenn der erste Theil des Rahmens
                              gefuͤllt ist, kehrt man denselben um, sezt den zweiten Theil des Modelles auf
                              den ersten, und vollendet dann den Model. Wenn man die beiden Theile des Rahmens von
                              einander trennt, so wird man finden, daß jeder derselben die eine Haͤlfte des
                              Modelles enthaͤlt. Man entfernt zuerst das Mittelstuͤk oder den
                              Schluͤssel i, dann den Theil j, indem man ihn nach der Richtung kl zieht, und zulezt den Theil m, welcher nach der entgegengesezten Richtung gezogen
                              wird. Auf dieselbe Weise wird auch der zweite Theil des Modelles weggenommen. Aus
                              dem hier gegebenen Beispiele kann man schließen, wie jedes beliebige Modell
                              abgeheilt werden muß.
                           XLII. Ein anderes Mittel, durch welches man die Anwendung der Einlegstuͤke und
                              das Troknen der Model vermeiden kann, besteht in der Anwendung von Rahmen mit
                              Schubladen. Diese Rahmen bestehen aus drei Hauptstuͤken, einem oberen tu, Fig. 9, einem unteren vx, und einem mittleren pq, von denen das leztere noch nach horizontaler
                              Richtung in zwei von einander entfernten Haͤlften abgetheilt werden
                              kann.An dem Durchschnitte in Fig. 9 wurde nicht
                                    ausgedruͤkt, daß der Rahmen an den Punkten n,
                                       o, r, s, getheilt ist, um drei Stuͤke zu bilden. Nach der
                                    oben gegebenen Erklaͤrung wird man jedoch diese Einrichtung leicht
                                    begreifen. A. d. O.
                              
                           Um einen, auf diese Weise zusammengesezten, Model zum Abformen einer gefurchten
                              Saͤule anzuwenden, sezt man zuerst den unteren Theil des Rahmens auf den
                              Boden, und senkt in denselben das Modell, wie in §. XXXI angegeben wurde,
                              jedoch nur bis zur Linie no. Dann ebnet man die
                              Oberflaͤche des Sandes und uͤberstreut sie mit trokenem Sande. Hierauf
                              sezt man den mittleren Theil des Rahmens pq auf,
                              und fuͤllt ihn bis zur Linie rs, worauf man
                              dann den Model dadurch fertig macht, daß man den oberen Theil tu aufsezt und anfuͤllt.
                           Beim Entmodeln nimmt man zuerst diesen lezten Theil des Rahmens ab, zieht dann die
                              Theile p und q in
                              horizontaler Richtung weg, und hebt zulezt das Modell heraus.
                           Diese Einrichtung des Rahmens mit Schubladen kann auf sehr verschiedene Weisen
                              zusammengesezt und vereinfacht werden, je nachdem es die mehr oder weniger
                              zusammengesezten Formen der Modelle erfordern. Das Gesagte reicht jedoch vollkommen
                              hin, um das Princip derselben anschaulich und deutlich zu machen.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
