| Titel: | Ueber die metallurgische Behandlung des Bleiglanzes; von Hrn. P. Berthier. | 
| Fundstelle: | Band 42, Jahrgang 1831, Nr. CIII., S. 366 | 
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                        CIII.
                        Ueber die metallurgische Behandlung des
                           Bleiglanzes; von Hrn. P. Berthier.
                        Aus den Annales de Chimie et de Physique. Julius 1831,
                              S. 281.
                        Berthier, uͤber die metallurgische Behandlung des
                           Bleiglanzes
                        
                     
                        
                           Der Bleiglanz kommt selten rein in den Bergwerken vor; er ist gewoͤhnlich von
                              verschiedenen Gangarten begleitet, unter welchen die wichtigsten Quarz,
                              schwefelsaurer Baryt (Schwerspath), Eisenkies, Arsenikkies und Blende sind;
                              bisweilen sind die Gangarten in abgesonderten Theilen von sehr großem Volumen mit
                              dem Bleiglanz gemengt und man kann sie dann hinreichend durch die Reihe von
                              Operationen, welche die sogenannte mechanische
                                 Vorbereitung ausmachen, von ihm trennen. Meistens ist aber diese
                              Absonderung nur unvollkommen oder doch nicht ohne großen Verlust an Bleiglanz
                              moͤglich. Endlich gibt es Faͤlle, wo die metallhaltigen Gangarten
                              gerade so wie das
                              Bleierz silberhaltig sind und man daher genoͤthigt ist, sie mit lezterem
                              vereinigt zu lassen. Man hat also im Großen zuweilen ziemlich reinen Bleiglanz und
                              zuweilen solchen Bleiglanz, welchem mehr oder weniger von den erwaͤhnten
                              Gangarten beigemengt ist, zu behandeln, daher es wichtig ist die Rolle zu kennen,
                              welche diese verschiedenen Substanzen spielen. Diese will ich nun untersuchen, indem
                              ich mich auf die Resultate der Analysen stuͤze, welche ich von den
                              Hauptproducten der Huͤtten zu Conflans in Savoyen, zu Villefort (Dept. de la Lozère), zu Poulaouen (Dept. du Finistère), zu Ems und Holzappet im
                              Nassauischen und zu Pongibaud (Dept. du
                                 Puyde-Dôme) gemacht habe.
                           Ich will in Kuͤrze die Behandlungsweise des Rohstoffes in allen diesen
                              Etablissements und die Zusammensezung der wichtigsten Producte, welche man bei
                              dieser Behandlung erhaͤlt, angeben und dann auf die theoretischen Folgerungen
                              uͤbergehen, welche man aus den angegebenen Thatsachen ableiten kann.
                           Conflans. Das Erz, welches man zu Conflans
                              verhuͤttet, kommt aus den Gruben zu Pezey und Macot; es ist dieß fast reiner
                              Bleiglanz, welcher nur mit einer geringen Menge Eisenkies und schwefelsaurem Baryt
                              gemengt ist. Man schmilzt es unmittelbar im Flammofen und wenn es alles Blei
                              abgegeben hat, welches man auf diese Art ausbringen kann, behandelt man die Schlaken
                              im Krummofen. Die Operation im Flammofen dauert 16 Stunden und geschieht mit 1000
                              Kilogr. Schliech. Die Masse wird auf der Sohle ausgebreitet und fuͤnf Stunden
                              lang bei schwacher Hize geroͤstet, wobei man sie drei Mal wendet, um alle
                              Theile mit der Luft in Beruͤhrung zu bringen; hierauf erhizt man sie eine
                              oder zwei Stunden lang stark, um sie in teigartigen Zustand zu bringen, damit das
                              Bleioxyd und das schwefelsaure Blei, welche sich waͤhrend des Roͤstens
                              gebildet haben, auf den unzersezten Bleiglanz wirken und ihn entschwefeln. Dadurch
                              erhaͤlt man einerseits sehr silberreiches Werkblei, welches mit Bleistein
                              gemengt ist, der einige Procente Schwefeleisen enthaͤlt und andererseits
                              einen schlakenfoͤrmigen schwefelhaltigen Stein, bestehend aus:
                           
                              
                                 
                                  (1)
                                 
                              
                                 Schwefelblei
                                 0,56
                                 
                              
                                 Bleioxyd
                                 0,20
                                 
                              
                                 Metallischem Blei
                                 0,17
                                 
                              
                                 Schwefelsaurem Blei
                                 Spuren
                                 
                              
                                 Eisenoxyd
                                 0,06
                                 
                              
                                 Kieselerde und schwefelsaurem Baryt
                                 0,01
                                 
                              
                                 
                                 ––––
                                 
                              
                                 
                                 1,00.
                                 
                              
                           Siedende Essigsaͤure entzieht ihm alles Bleioxyd; erhizt man ihn in einem
                              Tiegel bis zum Schmelzen, so entwikelt sich daraus schweflichsaures Gas und er verwandelt sich in
                              einen Metallstein ohne Schlaken, welcher alle Eigenschaften des basischen
                              Schwefelbleies hat und am unteren Theile fast so dehnbar wie reines Blei ist. Er
                              liefert beim Probiren 0,68 Blei und 0,0008 Silber (1 Unze 2 Quent. 16 Gran im
                              Centner Markgewicht), waͤhrend das rohe Werkblei bei dem Treiben 0,00212
                              Feinsilber (3 Unzen 3 Quent. 10 Gran im Centner) hinterlaͤßt. Man kann die
                              schlakenfoͤrmige Substanz, welche in dem Flammofen nach dem Abstich
                              zuruͤkbleibt, entweder als ein Oxydsulfurid, welches bei einer
                              hoͤheren Temperatur zersezt worden waͤre, oder als ein Gemenge von
                              Oxyd mit Schwefelmetall, welche noch nicht auf einander gewirkt haben, betrachten.
                              Anstatt diese Einwirkung durch ein bis zum vollkommenen Schmelzen der Masse
                              verstaͤrktes Feuer zu veranlassen, zieht man es vor, sie abwechselnd zu
                              reduciren und zu oxydiren. Man vermengt sie mit Kohle und ruͤhrt sie, um das
                              Bleioxyd zu reduciren; man roͤstet das zuruͤkbleibende Schwefelblei
                              u.s.f. Diese Behandlung dauert ungefaͤhr 5 Stunden. Wenn endlich die Masse
                              auf diesem Wege kein Blei mehr liefert, beschikt man sie mit Kohle in Ueberschuß und
                              sezt sie anderthalb Stunden einem heftigen Feuer aus. Die Schlaken, welche auf der
                              Sohle zuruͤkbleiben, sind schwarz, magnetisch, dem Hammerschlag
                              aͤhnlich und bestehen aus:
                           
                              
                                 
                                   (2)
                                 
                              
                                 Kieselerde
                                 0,170
                                 
                              
                                 Bleioxyd
                                 0,160
                                 
                              
                                 Baryt
                                 0,115
                                 
                              
                                 Eisenoxydul und metallischem Eisen
                                 0,535
                                 
                              
                                 Schwefel
                                 0,020
                                 
                              
                                 
                                 –––––
                                 
                              
                                 
                                 1,000.
                                 
                              
                           Der Schwefel ist darin mit Eisen und zum Theil mit Blei verbunden. Die Kieselerde
                              ruͤhrt groͤßten Theils von der Sohle und den Waͤnden des Ofens
                              her. Das Eisen kommt fast ganz durch die Werkzeuge (Gezaͤhe) hinein, welche
                              sich bei diesen Operationen sehr schnell abnuzen. Der Baryt ruͤhrt von dem
                              Schwerspath her.
                           Villefort. Da das Erz, welches man in der Gegend von
                              Villefort verhuͤttet, sehr silberreich ist, so schlaͤmmt man es nur
                              unvollkommen, um keinen Verlust zu erleiden. Die Schlieche geben beim Probiren
                              0,0028 bis 0,0030 Silber (4 1/2 Unzen bis 5 Unzen im Centner Markgewicht) und
                              enthalten nur ungefaͤhr 0,60 Bleiglanz; die Gangart besteht zu drei Viertel
                              aus erdigen Substanzen und zu ein Viertel aus Quarz und Eisenkies, welche mit etwas
                              Blende gemengt sind. Man behandelt die Schlieche auf die Art, daß man sie im
                              Flammofen roͤstet, wobei man aber kein Blei daraus zu erhalten sucht und die
                              geroͤstete Masse sodann im Krummofen mit Zusaz von Heerd (Bleigekraͤz)
                              verschmelzt. Man nimmt zu einer Operation nur 650 Kilogr. Der Schliech wird auf der
                              Sohle des Flammofens ausgebreitet, 7 Stunden lang der Rothgluͤhhize
                              ausgesezt, wobei man ihn jede halbe Stunde mit eisernen Gezaͤhen
                              ruͤhrt, sodann 5 Stunden lang bei fortgeseztem Umruͤhren
                              staͤrker erhizt und endlich 3 oder 4 Stunden lang noch einer Hize ausgesezt,
                              wobei er vollkommen in Fluß kommt, indem man ihn noch staͤrker ruͤhrt
                              als im Anfang der Arbeit. Wenn er vollkommen geschmolzen ist, laͤßt man ihn
                              auf den Boden der Schmelzhuͤtte ablaufen und gießt Wasser darauf, damit er
                              erstarrt. Es scheidet sich daraus nur sehr wenig Blei ab. Die geroͤstete
                              Masse ist schlakenfoͤrmig, dunkelbraun, sehr hart und anscheinend
                              gleichartig; sie besteht hauptsaͤchlich aus basisch kieselsaurem, und basisch
                              schwefelsaurem Blei und enthaͤlt nur sehr wenig Schwefelblei. Zwei Muster,
                              wovon das erste von dem Ingenieur Hrn. Levallois
                              untersucht wurde, ergaben als Bestandtheile:
                           
                              
                                 
                                   (3)
                                   (4)
                                 
                              
                                 Schwefelblei
                                 0,045      
                                 0,000
                                 
                              
                                 Schwefelsaures Blei
                                 0,190
                                 0,110
                                 
                              
                                 Bleioxyd
                                 0,510
                                 0,613
                                 
                              
                                 Eisenoxyd
                                 0,102
                                 0,090
                                 
                              
                                 Zinkoxyd
                                 0,014
                                 0,010
                                 
                              
                                 Kalk und Bittererde
                                 0,024
                                 0,030
                                 
                              
                                 Alaunerde
                                 0,005
                                 0,005
                                 
                              
                                 Gallertartige
                                    Kieselerde          
                                 0,064
                                 0,122
                                 
                              
                                 Schwefelsauren Baryt
                                 0,016
                                 0,018
                                 
                              
                                 
                                 –––––
                                 –––––
                                 
                              
                                 
                                 0,970
                                 1,000.
                                 
                              
                           Der Gehalt an schwefelsaurem Blei ist gewoͤhnlich geringer und betraͤgt
                              nicht uͤber 0,08. Waͤhrend des ganzen Verlaufes der Operation hat man
                              bestaͤndig die Oxydation zum Zwek und die ganze Kunst besteht darin, daß man
                              sie nicht zu weit treibt, damit in dem Augenblike, wo man das Feuer bis zum
                              Schmelzen verstaͤrkt, noch so viel Bleiglanz uͤbrig ist, daß er auf
                              das schwefelsaure Blei wirken und es in Oxyd verwandeln kann. In Villefort behauptet
                              man, daß es nicht vortheilhafter waͤre das Feuer fruͤher, als man es
                              gewoͤhnlich thut, zu verstaͤrken; dieß ist aber schwer zu glauben,
                              denn wenn man den gehoͤrigen Zeitpunkt traͤfe, so koͤnnte man
                              metallisches Blei und eine oxydirte Masse, welche fast kein schwefelsaures Blei mehr
                              enthielte, erhalten.
                           Der geroͤstete Schliech gibt im Krummofen mit Zuschlag von Heerd, Blei fast
                              ohne Stein und glasige blaͤulichgraue in Braun stechende Schlaken, welche
                              sehr hart, gut geschmolzen sind und bei gehoͤriger Absaigerung nur
                              ungefaͤhr 0,03 Bleioxyd enthalten; die reichen Schlaken, welche wieder in dem
                              Ofen verschmolzen werden muͤssen, bestehen nach Hrn. Levallois aus:
                           
                              
                                 
                                   (5)
                                 
                              
                                 Kieselerde
                                 0,408
                                 
                              
                                 Bleioxyd
                                 0,088
                                 
                              
                                 Eisenoxydul          
                                 0,270
                                 
                              
                                 Kalk
                                 0,100
                                 
                              
                                 Baryt
                                 0,076
                                 
                              
                                 Alaunerde
                                 0,038
                                 
                              
                                 Bittererde
                                 0,017
                                 
                              
                                 
                                 –––––
                                 
                              
                                 
                                 0,997.
                                 
                              
                           Die duͤnne Schichte Stein, welche auf dem Bleibade schwimmt, enthaͤlt
                              ungefaͤhr den dritten Theil ihres Gewichtes Schwefeleisen, 0,03 bis 0,04
                              Schwefelkupfer, eine sehr geringe Menge Schwefelzink und Schwefelantimon, und viel
                              Schwefelblei, mit Blei gemengt. Sie ist sehr silberreich.
                           Poulaouen. Zu Poulaouen verschmelzt man theils Erze,
                              welche am Orte selbst zu Tage gefoͤrdert werden und beim Probiren 0,64 Blei
                              und 0,0004 Silber (5 Quent. 20 Gr. im alten Centner) geben, theils Erze, welche von
                              Huelgoeth geliefert werden und beim Probiren 0,55 Blei und 0,00115 Silber (1 Unze 6
                              Quent. 52 Gr. im Centner) liefern. Man behandelt diese Erze im Flammofen, bisweilen
                              nach einem aͤhnlichen Verfahren wie zu Conflans und bisweilen nach der zu
                              Vienne uͤblichen Methode (sogenannte Niederschlagsarbeit). Wenn man die Methode zu Conflans befolgt, besteht
                              die Beschikung aus 800 Kilogr. Erz von Poulaouen und 500 Kilogr. Erz von Huelgoeth.
                              Man breitet diese Beschulung auf der Sohle aus, erhizt allmaͤhlich
                              waͤhrend 16 Stunden, indem man fast immer ruͤhrt und sticht von Zeit
                              zu Zeit das sich abscheidende Blei ab. Anfangs haͤlt man die Hize auf der
                              Braunrothgluth. Der erste Abstich wird nach Verlauf von 7 Stunden vorgenommen; das
                              Blei, welches man dabei gewinnt, enthaͤlt ungefaͤhr 0,00175 Silber (2
                              Unzen 6 Quent. 30 Gr. im Centner). Hierauf erhoͤht man allmaͤhlich die
                              Temperatur, indem man den Rost haͤufig speist und in den Ofen selbst auf das
                              Erz Holzscheite wirft; die Kohle, welche diese Scheite hinterlassen, wirkt zugleich
                              als Reductionsmittel. Das Blei von dem lezten Abstich enthaͤlt nur 0,00085
                              Silber (1 Unze 2 Quent. 65 Gr. im Centner). Das Bleibad ist immer mit einer sehr
                              duͤnnen Schichte reichen Steins bedekt: man beseitigt diesen Stein mit einem
                              Abstecheisen, sobald er erstarrt ist und wirft ihn unmittelbar in den Ofen; er ist
                              fast immer mit Blei und Schlaken gemengt. Zwei Muster gaben bei der Analyse:
                           
                           
                              
                                 
                                   (6)
                                   (7)
                                 
                              
                                 Schwefelblei
                                 0,625      
                                 0,552
                                 
                              
                                 Schwefelkupfer
                                 0,040
                                 0,004
                                 
                              
                                 Schwefeleisen
                                 0,015
                                 0,038
                                 
                              
                                 Schwefelzink
                                 0,000
                                 0,110
                                 
                              
                                 Metallisches
                                    Blei          
                                 0,320
                                 0,000
                                 
                              
                                 Schlaken
                                 0,000
                                 0,296
                                 
                              
                                 
                                 –––––
                                 –––––
                                 
                              
                                 
                                 1,000
                                 1,000.
                                 
                              
                           Nach beendigter Operation bleiben auf der Sohle des Ofens Schlaken, welche man weißen Abzug (crasses
                                 blanches) nennt und die man im Krummofen mit verschiedenen anderen
                              bleihaltigen Substanzen umschmelzt. Diese Schlaken sind halbgeschmolzen, voll
                              Blasen, auf dem Bruch gleichfoͤrmig und matt; ihre Farbe ist sehr dunkelgrau;
                              an manchen Stellen sind Blaͤttchen von Schwefelblei eingesprengt. Sie
                              gelatiniren mit den Saͤuren. Im Durchschnitt liefern sie beim Probiren 0,39
                              Blei und 0,0002 Silber (2 Quent. 41 Gr. im alten Centner). Ein Muster gab bei der
                              Analyse:
                           
                              
                                 
                                   (8)
                                 
                              
                                 Kieselerde
                                 0,240
                                 
                              
                                 Bleioxyd
                                 0,300
                                 
                              
                                 Zinkoxyd
                                 0,270
                                 
                              
                                 Eisenoxyd
                                 0,120
                                 
                              
                                 Schwefelblei
                                 0,040
                                 
                              
                                 Schwefelsaures
                                    Blei      
                                 0,030
                                 
                              
                                 
                                 –––––
                                 
                              
                                 
                                 1,000.
                                 
                              
                           Wahrscheinlich enthalten sie gewoͤhnlich nicht so viel Zink.
                           Bei dem Verfahren, welches man die Niederschlagsarbeit nennt, vermengt man 200
                              Kilogr. Erz von Poulaouen mit 80 Kilogr. silberhaltiger rother Erde (terres rouges) von Huelgoeth, 20 Kilogr. Heerd
                              (Bleigekraͤz) und 70 Kilogr. altem Eisenwerk. Man breitet das Ganze, auf dem
                              Heerd eines besonders hiezu bestimmten Flammofens aus, verschließt die
                              Thuͤren, erhizt allmaͤhlich, bis die Masse vollkommen in Fluß kommt,
                              und sobald dieses Statt findet, gewoͤhnlich nach vierstuͤndiger
                              Feuerung, oͤffnet man das Abstichloch. Man erhaͤlt sehr reiches
                              Werkblei, Eisenstein und Schlaken, welche man oxydirten Stein (mattes oxidées) nennt; leztere enthalten
                              gewoͤhnlich nur sehr wenig Blei. Man fand in dem Stein:
                           
                              
                                 
                                 (9)
                                 
                              
                                 Einfach-Echwefeleisen      
                                 0,91
                                 
                              
                                 Schwefelblei
                                 0,09
                                 
                              
                                 Schwefelkupfer
                                 Spuren
                                 
                              
                                 
                                 –––––
                                 
                              
                                 
                                 1,00.
                                 
                              
                           Bisweilen enthaͤlt er eine betraͤchtliche Menge Phosphor; diese
                              Substanz kommt durch die rothe Erde in ihn, welche
                              hauptsaͤchlich aus Quarz und Eisenoxyd besteht, aber außerdem phosphorsaures Blei, silberhaltigen
                              Bleiglanz, gediegen Silber und Blende enthaͤlt.
                           Die Schlaken, welche man oxydirten Stein nennt, gleichen dem Hammerschlag; sie sind
                              auf dem Bruch bisweilen gleich- oder ungleichfoͤrmig und matt,
                              bisweilen, ganz krystallinisch und zeigen auf ihrer Oberflaͤche eine Menge
                              duͤnner prismatischer, verlaͤngerter und sehr glaͤnzender
                              Prismen. Sie sind fast immer mit viel Stein gemengt. Ausgewaͤhlte und reine
                              Muster ergaben bei der Analyse als Bestandtheile:
                           
                              
                                 
                                 Derbe Schlake.
                                 Krystallinische Schlake.
                                 
                              
                                 
                                      (10)
                                           
                                    (11)
                                 
                              
                                 Kieselerde
                                     0,295
                                           0,356
                                 
                              
                                 Eisenoxydul    
                                     0,650
                                           0,418
                                 
                              
                                 Zinkoxyd
                                     0,010
                                           0,200
                                 
                              
                                 Bleioxyd
                                     0,025
                                           0,004
                                 
                              
                                 Alaunerde
                                     0,010
                                           0,010
                                 
                              
                                 Kalk
                                     0,010
                                           0,010
                                 
                              
                                 
                                 –––––––––
                                   ––––––––––––
                                 
                              
                                 
                                     1,000
                                           0,998.
                                 
                              
                           Bei der Niederschlagsarbeit, so wie man sie zu Poulaouen ausfuͤhrt, geschieht
                              die Entschwefelung des Bleiglanzes theils durch die Wirkung des im Heerd
                              (Bleigekraͤz) enthaltenen Bleioxydes, theils durch die Wirkung des in der
                              rothen Erde enthaltenen Eisenoxydes, welches auf die niedrigste Oxydationsstufe
                              uͤbergeht, endlich und Hauptsaͤchlich durch die Wirkung des alten
                              Eisens; von lezterem wird eine betraͤchtliche Menge verbraucht, weil es zum
                              Theil verrostet ist und die Schlieche mit Eisenkies gemengt sind. Man behauptet, daß
                              das Erz von Huelgoeth zu arm und zu unrein ist, als daß man es nach diesem Verfahren
                              behandeln koͤnnte.
                           Die Niederschlagsarbeit ist, wie man sieht, sehr einfach und erfordert nur wenig
                              Handarbeit, verursacht aber einen viel betraͤchtlicheren Aufwand an
                              Brennmaterial als die Methode zu Conflans und ist nur dort vortheilhaft, wo man
                              altes Eisenwerk und Brennmaterial zu geringen Preisen erhaͤlt, die Handarbeit
                              aber sehr theuer ist.
                           Man verschmilzt in den Krummoͤfen sehr verschiedene bleihaltige Substanzen mit
                              einander; dadurch erhaͤlt man zweierlei glasige schwarze Schlaken: die einen
                              sind reich, werden wieder in den Ofen gebracht und dabei sehr fluͤssig; die
                              anderen sind arm und werden weggeworfen; leztere werden beim Erhizen klebrig und
                              haͤngen sich stark an die Rechen an; beide, besonders die lezteren, sind fast
                              immer mit einer geringen Menge Eisenstein vermengt. Sie bestehen aus:
                           
                              
                                 
                                 Reiche Schlake.
                                 Arme Schlake.
                                 
                              
                                 
                                         (12)
                                       
                                    (13)
                                 
                              
                                 Kieselerde
                                       
                                    0,352
                                       0,348
                                 
                              
                                 Bleioxyd
                                       
                                    0,268
                                       0,066
                                 
                              
                                 Eisenoxydul    
                                       
                                    0,200
                                       0,350
                                 
                              
                                 Zinkoxyd
                                       
                                    0,052
                                       0,000
                                 
                              
                                 Alaunerde
                                       
                                    0,046
                                       0,048
                                 
                              
                                 Kalk
                                       
                                    0,044
                                       0,070
                                 
                              
                                 Eisenstein
                                       
                                    0,022
                                       0,090
                                 
                              
                                 
                                 –––––––––––
                                 –––––––––––
                                 
                              
                                 
                                       
                                    0,984
                                       0,972.
                                 
                              
                           
                           Ems. – Bei Ems verarbeitet man einen mit vieler
                              Blende vermengten Bleiglanz. Man schlaͤmmt ihn groͤblich, und
                              verschmelzt ihn unmittelbar im Krummofen ohne vorlaͤufiges Roͤsten,
                              aber mit Zuschlag von metallischem Eisen; als Brennmaterial wendet man Kohks an. Man
                              erhaͤlt Werkblei, sehr bleihaltigen Stein und Schlaken. Der Stein wird
                              geroͤstet und sodann im Krummofen verschmolzen. Dadurch saigert man viel Blei
                              ab und es bildet sich ein neuer Stein, welcher viel Kupfer enthaͤlt, welches
                              man daraus auf geeignete Weise abscheidet. Die beiderlei Steine gaben bei der
                              Analyse:
                           
                              
                                 
                                 Erster Stein.
                                 Zweiter Stein.
                                 
                              
                                 
                                       (14)
                                       (15)
                                 
                              
                                 Schwefelblei
                                     0,450
                                      0,231
                                 
                              
                                 Schwefelkupfer
                                     0,108
                                      0,213
                                 
                              
                                 Schwefeleisen
                                     0,417
                                      0,406
                                 
                              
                                 Schwefelzink
                                     0,025
                                      0,150
                                 
                              
                                 Schwefelmangan    
                                 
                                     Spuren
                                 
                              
                                 
                                 ––––––––
                                 –––––––––
                                 
                              
                                 
                                     1,000
                                      1,000.
                                 
                              
                           Die armen und die reichen Schlaken, welche sich im Krummofen bilden, sind immer mit
                              viel Stein vermengt; dieß beweist, daß die Arbeit nicht mit der gehoͤrigen
                              Sorgfalt geleitet wird. Ihre Bestandtheile sind:
                           
                              
                                 
                                 Reiche Schlaken
                                 Arme Schlaken.
                                 
                              
                                 
                                         (16)
                                       (17)
                                 
                              
                                 Kieselerde
                                       0,234
                                      0,232
                                 
                              
                                 Bleioxyd
                                       0,028
                                      0,020
                                 
                              
                                 Eisen und
                                    Eisenoxyd    
                                       0,392
                                      0,418
                                 
                              
                                 Kupferoxyd
                                       0,042
                                      0,024
                                 
                              
                                 Zinkoxyd
                                       0,114
                                      0,068
                                 
                              
                                 Manganoxyd
                                       0,052
                                      0,070
                                 
                              
                                 Alaunerde
                                       0,014
                                      0,034
                                 
                              
                                 Kalk
                                       0,046
                                      0,066
                                 
                              
                                 Bittererde
                                       0,004
                                      0,006
                                 
                              
                                 Schwefel
                                       0,072
                                      0,050
                                 
                              
                                 
                                 –––––––––––
                                 –––––––––––
                                 
                              
                                 
                                       0,998
                                      0,988.
                                 
                              
                           Holzappel. Die Gruben bei Holzappel liegen nicht weit von
                              Ems. Sie liefern Erz, welches mit außerordentlich viel Blende vermengt ist. Diese
                              Blende ist hellbraun und enthaͤlt 0,07 Schwefeleisen; sie ist nicht
                              silberhaltig, da sie aber in sehr kleinen Theilen mit dem Bleiglanz vermengt ist, so
                              ist man genoͤthigt viel davon in den Schliechen zuruͤkzulassen. Man behandelt leztere
                              auf zweierlei Art: 1) im Flammofen, ziemlich auf dieselbe Art wie zu Conflans; 2) im
                              Krummofen, nach vorlaͤufigem Roͤsten.
                           Nachdem die Arbeit 12 Stunden lang gedauert hat, bleiben auf der Sohle des Flammofens
                              Schlafen, welche den sogenannten weißen Abzug (crasses blanches) zu Poulaouen aͤhnlich sind und
                              die man wieder im Krummofen verschmelzt. Diese Schlafen sind auf dem Bruch derb,
                              gleichfoͤrmig, dunkelgrau und matt; nur hie und da sieht man einige Theilchen
                              von blaͤtterigem Bleiglanz. Sie bestehen aus:
                           
                              
                                 
                                  (18)
                                 
                              
                                 Kieselerde
                                 0,100
                                 
                              
                                 Bleioxyd
                                 0,389
                                 
                              
                                 Schwefelsaurem Blei
                                 0,080
                                 
                              
                                 Zinkoxyd
                                 0,305
                                 
                              
                                 Eisenoxyd
                                 0,056
                                 
                              
                                 Manganoxyd und
                                    Alaunerde    
                                 0,020
                                 
                              
                                 Schwefelblei
                                 0,050
                                 
                              
                                 
                                 –––––
                                 
                              
                                 
                                 1,000.
                                 
                              
                           Wenn man sie mit Essigsaͤure behandelt, so loͤst sich eine
                              Quantitaͤt Bleioxyd und Zinkoxyd auf, welche mehr als die Haͤlfte
                              ihres Gewichts betraͤgt. Probirt man sie mit drei Theilen schwarzem Fluß, so
                              geben sie 0,40 Blei und es entwikelt sich betraͤchtlich viel Zinkrauch.
                              Waͤhrend der Bearbeitung haͤngt sich an die Rechen, womit man das Erz
                              umruͤhrt, eine schwarzgraue schlakenfoͤrmige Masse an, bestehend
                              aus:
                           
                              
                                 
                                  (19)
                                 
                              
                                 Kieselerde und
                                    Alaunerde    
                                 0,024
                                 
                              
                                 Bleioxyd
                                 0,612
                                 
                              
                                 Schwefelsaurem Blei
                                 0,044
                                 
                              
                                 Gisenoxyd
                                 0,160
                                 
                              
                                 Zinkoxyd
                                 0,152
                                 
                              
                                 Schwefel
                                 0,018
                                 
                              
                                 
                                 –––––
                                 
                              
                                 
                                 1,010.
                                 
                              
                           Es ist dieses Erz, welches sich mit Eisen uͤberladet, indem es die Werkzeuge
                              angreift und das sich fast vollstaͤndig roͤstet, weil es der Luft eine
                              große Oberflaͤche darbietet.
                           Das unreinste Erz behandelt man im Krummofen, weil es im Flammofen fast kein Blei
                              liefern wuͤrde. Man roͤstet es zuerst in Haufen auf Heerden, welche
                              mit Mauern umgeben sind und leitet die Roͤstung so, daß die Masse sich stark
                              erweicht und gegen das Ende zusammenbakt. Die große Menge Schwefel, welche die
                              Blende enthaͤlt, muß viel zur Erhoͤhung der Temperatur beitragen. Die
                              am besten geroͤsteten Theile sind halbgeschmolzene Stuͤke, blasig, auf
                              dem Bruch gleichfoͤrmig, matt, graulichbraun und zeigen an einigen Stellen
                              Blaͤttchen von Bleiglanz; sie enthalten:
                           
                              
                                 
                                  (20)
                                 
                              
                                 Chemisch gebundene
                                    Kieselerde    
                                 0,070
                                 
                              
                                 Bleioxyd
                                 0,360
                                 
                              
                                 Schwefelsaures Blei
                                 0,190
                                 
                              
                                 Eisenoxyd
                                 0,060
                                 
                              
                                 Zinkoxyd
                                 0,270
                                 
                              
                                 Manganoxyd
                                 0,020
                                 
                              
                                 Schweselblei
                                 0,030
                                 
                              
                                 
                                 –––––
                                 
                              
                                 
                                 1,000.
                                 
                              
                           Probirt man sie mit 2 Theilen schwarzem Fluß und 1 Theil Borax, so schmelzen sie
                              leicht und geben 0,49 sehr dehnbares Blei. Das geroͤstete Erz von der
                              geringen Sorte ist dunkelgrau und enthaͤlt mehr oder weniger
                              unveraͤnderten Bleiglanz. Das Mangan scheint der Spatheisenstein in der
                              Gangart zu liefern.
                           Die geroͤsteten Schlieche beschikt man mit Hammerschlag, welcher als
                              Flußmittel dient; bei dem ersten Schmelzen im Krummofen erhaͤlt man einen an
                              Blei sehr reichen Stein, welchen man roͤstet und neuerdings schmelzt. Dadurch
                              erhaͤlt man einen anderen Stein, welchen man auf dieselbe Art behandelt und
                              zulezt einen kupferreichen Stein, welchen man auf lezteres Metall verarbeitet. Der
                              erste Stein ist bleigrau, von blaͤtterigem Bruch, wird aber an der Luft bald
                              schwaͤrzlichgrau. Der zweite Stein ist ein wenig blasig, mit sehr kleinen
                              Krystallen angefuͤllt und schwaͤrzlichgrau. Diese beiden Steine
                              zeigten sich bestehend aus:
                           
                              
                                 
                                 Erster Stein.
                                 Zweiter Stein.
                                 
                              
                                 
                                      (21)
                                       
                                    (22)
                                 
                              
                                 Schwefelblei
                                    0,724
                                      0,567
                                 
                              
                                 Schwefelkupfer    
                                    0,233
                                      0,337
                                 
                              
                                 Schwefeleisen
                                    0,036
                                      0,052
                                 
                              
                                 Schwefelzink
                                   Spuren
                                      0,034
                                 
                              
                                 
                                 ––––––––
                                 –––––––––––
                                 
                              
                                 
                                    0,993
                                      0,990.
                                 
                              
                           Die Zusammensezung dieser Steine beweist, daß das Erz gewoͤhnlich Kupferkies
                              enthaͤlt, obgleich man solchen nicht in dem Muster bemerkte, welches
                              analysirt wurde.
                           Die Schlaken halten fast immer nur sehr wenig Blei zuruͤk, hingegen findet man
                              darin fast immer stellenweise Steintheilchen. Die reinsten Schlaken, welche man
                              wegwirft, gaben bei der Analyse:
                           
                              
                                 
                                  (23)
                                 
                              
                                 Kieselerde
                                 0,250
                                 
                              
                                 Bleioxyd
                                 0,020
                                 
                              
                                 Kupferoxyd
                                 0,010
                                 
                              
                                 Eisenoxydul
                                 0,270
                                 
                              
                                 Zinkoxyd
                                 0,290
                                 
                              
                                 Manganoxyd
                                 0,080
                                 
                              
                                 Kalk
                                 0,042
                                 
                              
                                 Bittererde
                                 0,010
                                 
                              
                                 Alaunerde
                                 0,013
                                 
                              
                                 Schwefel und
                                    Verlust      
                                 0,015
                                 
                              
                                 
                                 –––––
                                 
                              
                                 
                                 1,000.
                                 
                              
                           
                           Sie sind schwarzgrau oder graulichschwarz, auf dem Bruch koͤrnig, fast
                              gleichfoͤrmig und matt. Es gibt Schlaken, welche bis 0,12 Blei und 0,06
                              Kupfer enthalten; dann findet man aber ungefaͤhr 0,02 Schwefel darin. Sie
                              bilden sich, wenn der Ofen einen schlechten Gang hat und man muß sie
                              umschmelzen.
                           Das Werkblei von Holzappel enthaͤlt, obgleich es von einem sehr zinkreichen
                              Erz gewonnen wird, keine bemerkenswerthe Menge von diesem Metall, denn in dem
                              Abstrich, welcher beim Abtreiben desselben erhalten wird, findet man kein solches.
                              Dieser Abstrich enthaͤlt immer Antimon, wie jedes Mal bei dem Blei, welches
                              aus Bleiglanz gewonnen ist; man fand darin bis 0,23 Antimonoxyd und außerdem eine
                              geringe Menge Kupferoxyd u.s.w.
                           Pontgibaud. – Die Gruben bei Pontgibaud sind seit
                              undenklicher Zeit bekannt; einige darunter sollen schon von den Roͤmern
                              benuzt worden seyn. Sie wurden zu verschiedenen Zeiten aufgegeben und wieder
                              bearbeitet und im Anfange der Revolution ganz verlassen; vor einigen Jahren
                              unternahm es der Graf von Pontgibaud sie wieder zu verwerthen und allem Anschein
                              nach werden sie unter seiner Leitung Gewinn bringen. Das Erz, welches auf
                              Gaͤngen im Urgebirg vorkommt, ist ein Bleiglanz, der eine sehr wandelbare
                              Menge Silber enthaͤlt und bisweilen sehr reich daran ist. Dieser Bleiglanz
                              kommt in Begleitung von Eisenkies, Arsenikkies, Blende, Schwerspath und Quarz vor.
                              Man koͤnnte die Gangart durch ein geeignetes Schlaͤmmen davon trennen;
                              da diese Gangart aber selbst silberhaltig ist, so leitet man die mechanische
                              Vorbereitung so, daß moͤglichst viel Eisenkies und Blende
                              zuruͤkbehalten und nur die erdigen Substanzen beseitigt werden. Man
                              erhaͤlt reiche und arme Schlieche von folgender Zusammensezung:
                           
                              
                                 
                                 Reicher Schliech.
                                 Armer Schliech.
                                 
                              
                                 
                                       
                                    (24)
                                       (25)
                                 
                              
                                 Bleiglanz
                                       0,500
                                      0,300
                                 
                              
                                 Arsenikkies
                                       0,210
                                      0,309
                                 
                              
                                 Blende
                                       0,120
                                      0,180
                                 
                              
                                 Schwerspath
                                       0,450
                                      0,174
                                 
                              
                                 Quarz
                                       0,020
                                      0,037
                                 
                              
                                 
                                   –––––––––
                                   ––––––––
                                 
                              
                                 
                                       1,000
                                      1,000.
                                 
                              
                           
                           Der erste, mit 2 Theilen schwarzem Fluß, 1 Theil Borax und 0,2 Eisendraht
                              geschmolzen, gibt 0,445 sehr dehnbares Blei ohne Stein; er enthaͤlt 0,0011
                              Silber (1 Unze 6 Quent. im alten Centner); und der zweite 0,0007 (1 Unze 1 Quent. im
                              Centner). Was ich Arsenikkies (pyrite arsenicale) nenne,
                              ist ein Gemenge von gewoͤhnlichem Eisenkies und Mispikel, welches 0,02 bis
                              0,03 Arsenik enthaͤlt. Um ungefaͤhr den relativen Silbergehalt der
                              Gangart und des Bleiglanzes zu erfahren, schlaͤmmte ich im Handtrog 100
                              Gramme vom ersten Schliech und theilte ihn in drei Producte: das erste, welches das
                              leichteste war und sehr viel Schwerspath enthielt, wog 24 Gr.; das zweite, welches
                              viel Eisenkies und Blende enthielt, wog 26 Gr., und der Ruͤkstand, in welchem
                              der Bleiglanz sehr vorwaltete, wog 50 Gr. Alle drei Producte wurden auf Silber
                              probirt; das erste gab 0,0004 (5 Quent. 9 Gran), das zweite 0,0010 (l Unze 5
                              Quent.), und das dritte, 0,0016 (2 Unzen 4 Quent. 36 Gran). Andererseits behandelte
                              ich eine gewisse Quantitaͤt vom zweiten Schliech mit einem großen Ueberschuß
                              von concentrirter und siedender Salzsaͤure, um allen Bleiglanz und den
                              groͤßten Theil der Blende aufzuloͤsen; den Ruͤkstand
                              suͤßte ich zuerst mit vielem Wasser und dann mit Ammoniak aus, um das Silber
                              aufzuloͤsen, welches der Bleiglanz zuruͤkließ (es war anfangs als
                              Schwefelsilber darin enthalten, wurde aber durch die Salzsaͤure in
                              Chlorsilber umgeaͤndert). Der Ruͤkstand wog 0,52 und lieferte beim
                              Probiren 0,0005 Silber (6 Quent. 29 Gran im Centner); er enthielt also
                              ungefaͤhr den dritten Theil des Silbers, welches in dem Schliech, wovon er
                              abgesondert wurde, vorkommt.
                           Da diese Schlieche so unrein sind, so wird ihre metallurgische Behandlung sehr
                              verwikelt; es gelang aber Hrn. Fournet, welchem Hr. von
                                 Pontgibaud die Leitung seiner Unternehmung
                              anvertraute, nach einigen Proben alle Schwierigkeiten zu besiegen, so daß nur sehr
                              wenig Blei in den Nebenproducten, welche man wegwirft, zuruͤkbleibt. Hr. Fournet, welcher wohl wußte, wie sehr die Chemie die
                              metallurgischen Processe aufklaͤren kann, wuͤnschte die Zusammensezung
                              seiner Hauptproducte kennen zu lernen und uͤberschikte mir deßhalb eine mit
                              der groͤßten Sorgfalt gemachte Sammlung. Da die Untersuchung dieser Sammlung
                              der Wissenschaft sehr nuͤzlich zu werden versprach, so beschaͤftigte
                              ich mich damit mit großem Interesse. Es war ihr eine genaue Beschreibung der
                              Behandlungsweise des Erzes beigelegt. Leztere besteht darin, daß man das Erz durch
                              Roͤsten im Flammofen so gut als moͤglich entschwefelt, und dann im
                              Krummofen mit Zusaz von Eisen oder Eisenschlaken, kalkhaltigen Substanzen und
                              Flußspath verschmelzt. Man treibt das Werkblei auf dem Treibheerd ab, reducirt die
                              Glaͤtte und den Abstrich im schottischen Ofen und behandelt endlich die
                              Schlaken welche man bei
                              dieser Reduktion erhaͤlt, so wie den Heerd (Bleigekraͤz) im
                              Krummofen.
                           Man roͤstet 1000 Kilogr, Erz auf Einmal. Die Operation dauert 10 Stunden; nach
                              9 Stunden faͤngt die Masse an sich zu erweichen; man gibt eine Stunde lang
                              ein starkes Feuer. Wenn der Schliech sehr reich ist, fließt Blei daraus ab, aber
                              derjenige, wovon oben die Analyse mitgetheilt wurde, gibt keines. Der arme Schliech
                              erweicht sich ganz und gar nicht, und bleibt im Zustande eines schmuzigrothen
                              Pulvers. Diese beiden Schlieche bestanden im geroͤsteten Zustande aus:
                           
                              
                                 
                                 Reicher Schliech.
                                  Armer Schliech.
                                 
                              
                                 
                                         (26)
                                         (27)
                                 
                              
                                 Bleioxyd
                                       0,526
                                       
                                    0,169
                                 
                              
                                 Schwefellblei
                                       0,080
                                       
                                    0,121
                                 
                              
                                 Eisenoxyd
                                       0,130
                                       
                                    0,213
                                 
                              
                                 Zinkoxyd
                                       0,090
                                       
                                    0,216
                                 
                              
                                 Arseniksaͤure
                                       0,004
                                       
                                    0,010
                                 
                              
                                 Schwefelsaurem Baryt
                                       0,140
                                       
                                    0,198
                                 
                              
                                 Kieselerde
                                       0,030
                                       
                                    0,062
                                 
                              
                                 
                                 –––––––––––
                                   –––––––––––
                                 
                              
                                 
                                       1,000
                                       
                                    0,989.
                                 
                              
                           Die Kieselerde ist ganz mit den uͤbrigen Substanzen chemisch verbunden und
                              scheidet sich in Gestalt einer Gallerte ab, wenn man leztere mit Salzsaͤure
                              behandelt.
                           Hr. Fournet stellte einmal folgenden Versuch an: er
                              erhizte das reiche geroͤstete Erz und versezte es in dem Augenblike, wo es
                              ganz erweicht war, mit kleinen Kohlen, um zu sehen, ob sich daraus Blei abscheidet;
                              er fand, daß wirklich solches reducirt wird, daß dieses Blei aber in Koͤrnern
                              in der schlakenfoͤrmigen Masse zerstreut bleibt; er bemerkte außerdem, daß
                              sich in dem Augenblike, wo man das Feuer verstaͤrkt, viele Zinkdaͤmpfe
                              entbinden, welche mit glaͤnzender Flamme in dem Ofen brennen. Ein Muster des
                              so behandelten Erzes, in welchem keine Bleikoͤrner zuruͤkblieben, gab
                              bei der Analyse:
                           
                              
                                 
                                 (28)
                                 
                              
                                 Bleioxyd
                                 0,47
                                 
                              
                                 Eisenoxyd, ein wenig Arseniksaͤure
                                    enthaltend
                                 0,22
                                 
                              
                                 Zinkoxyd
                                 0,08
                                 
                              
                                 Schwefelsauren Baryt
                                 0,16
                                 
                              
                                 Chemisch gebundene Kieselerde
                                 0,07
                                 
                              
                                 
                                 ––––
                                 
                              
                                 
                                 1,00.
                                 
                              
                           Es enthielt weder schwefelsaures Bleioxyd noch Schwefelblei, aber, wie man sieht,
                              noch eine betraͤchtliche Menge Zink.
                           Waͤhrend der Operation des Roͤstens entbinden sich
                              Metalldaͤmpfe, mit Staubtheilchen, welche der Wind fortreißt, vermengt; sie
                              verdichten sich in dem Schornstein in pulverfoͤrmigem Zustande. Diese
                              Substanz besteht aus:
                           
                           
                              
                                 
                                 (29)
                                 
                              
                                 Schwefelsaurem Blei
                                 0,62
                                 
                              
                                 Bleioxyd
                                 0,09
                                 
                              
                                 Arseniksaͤure
                                 0,02
                                 
                              
                                 Zinkoxyd
                                 0,15
                                 
                              
                                 Eisenoxyd und
                                    Thon          
                                 0,12
                                 
                              
                                 
                                 ––––
                                 
                              
                                 
                                 1,00.
                                 
                              
                           Sie enthaͤlt ganz und gar kein freies Bleioxyd; sondern dasselbe ist theils
                              mit Schwefelsaͤure, theils mit Arseniksaͤure verbunden.
                           Das geroͤstete Erz wird im Krummofen mit Kohks geschmolzen und die Arbeit so
                              geleitet, daß die Temperatur wenig erhoͤht ist, dessen ungeachtet aber die
                              Schlaken sehr fluͤssig sind. Dadurch bezwekt man, daß sich nicht so viel Blei
                              verfluͤchtigt oder in Koͤrnern in den Schlaken zerstreut. Keines der
                              Gemenge, welche Hr. Fournet versuchte, lieferte einen
                              Stein; außer dem Werkblei und den Schlaken erhaͤlt man aber auch sogenannte
                              Woͤlfe (bonets
                              oder loups), eine Art wenig schmelzbarer Schlaken,
                              welche sich allmaͤhlich in den Eken des Ofens anhaͤufen und die man
                              von Zeit zu Zeit mit den Haken herausziehen muß.
                           Das Werkblei ist hart, sein Korn schwarz und matt; bei schwacher Rothgluͤhhize
                              ist es teigartig, liefen bei der Saigerung reines Blei und laͤßt sich sowohl
                              im Groͤßen als im Kleinen sehr gut treiben. Es enthaͤlt 0,00275 Silber
                              (5 Unz. 3 Quent. 14 Gran im alten Centner). Es besteht aus:
                           
                              
                                 
                                  (30)
                                 
                              
                                 Arsenik
                                 0,010
                                 
                              
                                 Antimon und
                                    Schwefel          
                                 0,001
                                 
                              
                                 
                                 –––––
                                 
                              
                                 
                                 0,011.
                                 
                              
                           Gewoͤhnlich besteht die Schmelzpost (lit de
                                 fusion) aus:
                           
                              
                                 
                                  (31)
                                 
                              
                                 Reichem geroͤstetem Erz
                                 0,620
                                 
                              
                                 Armem geroͤstetem Erz
                                 0,034
                                 
                              
                                 Eisen
                                 0,034
                                 
                              
                                 Kalkschlaken
                                 0,062
                                 
                              
                                 Bereits erhaltenen
                                    Schlaken          
                                 0,250
                                 
                              
                                 
                                 –––––
                                 
                              
                                 
                                 1,000.
                                 
                              
                           Die Schlaken, welche man dadurch erhaͤlt, sind sehr schmelzbar, in der
                              Waͤrme sproͤde und rauchen an der Luft wie Bleistein. Nach dem
                              Erkalten sind sie derb, graulichschwarz, undurchsichtig, auf dem Bruch
                              gleichfoͤrmig oder uneben und krystallinisch koͤrnig. Man entdekt
                              darin leicht die hie und da zerstreuten Blendetheilchen. Wenn man sie mit
                              Salzsaͤure behandelt, entbindet sich nur sehr wenig Schwefelwasserstoff, der
                              Baryt loͤst sich ganz auf und der Ruͤkstand besteht aus einem Gemenge von
                              gallertartiger Kieselerde mit kaffeebrauner, etwas eisenhaltiger Blende. Die Analyse
                              gibt:
                           
                              
                                 
                                   (32)
                                 
                              
                                 Kieselerde
                                 0,200
                                 
                              
                                 Bleioxyd
                                 Spuren
                                 
                              
                                 Eisenoxydul
                                 0,379
                                 
                              
                                 Baryt
                                 0,175
                                 
                              
                                 Kalk
                                 0,044
                                 
                              
                                 Alaunerde
                                 0,100
                                 
                              
                                 Schwefelzink, etwas
                                    eisenhaltig        
                                 0,102
                                 
                              
                                 
                                 –––––
                                 
                              
                                 
                                 1,000.
                                 
                              
                           Die Woͤlfe (bonets), welche diese Schlafen
                              begleiten, haben ziemlich dieselbe Zusammensezung; sie enthalten aber außerdem 0,25
                              Blende und bisweilen mehr. Die Blende ist diesen verschiedenen Substanzen nur
                              mechanisch beigemengt.
                           Als man die Schmelzpost bereitete mit:
                           
                              
                                  (33)
                                 
                                 
                              
                                 0,502  
                                 reichem geroͤstetem Erz,
                                 
                              
                                 0,090
                                 armem geroͤstetem Erz,
                                 
                              
                                 0,064
                                 Eisen,
                                 
                              
                                 0,050
                                 Kalkschlaken,
                                 
                              
                                 0,024
                                 Flußspath,
                                 
                              
                                 0,270
                                 schon erhaltenen Schlafen,
                                 
                              
                                 –––––
                                 
                                 
                              
                                 1,000
                                 
                                 
                              
                           erhielt man sogenannte glimmerartige Schlafen (seories micaees), welche sich von den vorhergehenden
                              durch ihre blaͤtterige Structur unterscheiden und gewissen krystallinischen
                              Schmiedeschlaken aͤhnlich sind. Sie bestehen aus:
                           
                              
                                 
                                  (34)
                                 
                              
                                 Kieselerde und Flußspath
                                 0,230
                                 
                              
                                 Bleioxyd
                                 Spuren
                                 
                              
                                 Eisenoxydul
                                 0,456
                                 
                              
                                 Baryt
                                 0,120
                                 
                              
                                 Kalk
                                 0,056
                                 
                              
                                 Alaunerde
                                 0,048
                                 
                              
                                 Schwefelzink, etwas
                                    eisenhaltig      
                                 0,090
                                 
                              
                                 
                                 –––––
                                 
                              
                                 
                                 1,000.
                                 
                              
                           Der Flußspath traͤgt viel zur Schmelzbarkeit bei und Hr. Fournet hat sich vorgenommen, durch Versuche das geeignetste
                              Verhaͤltniß desselben auszumitteln.
                           Waͤhrend das geroͤstete Erz im Krummofen schmelzt, verbreiten sich dike
                              Daͤmpfe, welche aus Schwefel- und Arsenikblei und Schwefel- und
                              Arsenikzink bestehen und eine gewisse Menge Blei in mechanischer Verbindung mit sich
                              reißen. Diese Substanzen verdichten sich entweder in dem oberen Theil des Ofens oder
                              in dem Schornstein nahe
                              an dessen Oeffnung. Auf den kalten Kohlenstuͤken, welche man mit der
                              Beschikung einbringt, bemerkt man oft regenerirten Bleiglanz in krystallinischen
                              Massen oder kleinen Koͤrnern. Der Ofenbruch im Schornstein ist weiß und
                              besteht aus schwefelsaurem Blei, mit etwas arseniksaurem Blei und Zinkoxyd gemengt;
                              er enthaͤlt 0,0004 Silber (5 Quent. 10 Gran im Centner). Man sammelt außerdem
                              in dem Ofen ein drittes Product, welches offenbar ebenfalls durch Verdichtung der
                              Metalldaͤmpfe entstand; es ist ein groͤbliches, schwarzes, schweres
                              Pulver, aus kleinen Kohksstuͤken, kleinen Bleiglanzkrystallen,
                              Bleikoͤrnern u.s.w. bestehend. Dieses Pulver bildet sich in so reichlicher
                              Menge, daß man alle zwei oder drei Tage die Ofenloͤcher durchstechen muß,
                              weil sich sonst der Ofen verstopfen wuͤrde. Man sammelt, schlaͤmmt,
                              roͤstet und verschmelzt es mit verschiedenen anderen bleihaltigen Producten.
                              Man findet in dem geschlaͤmmten Pulver:
                           
                              
                                 
                                 (35)
                                 
                              
                                 Metallisches Blei
                                 0,30
                                 
                              
                                 Bleioxyd
                                 0,06
                                 
                              
                                 Schwefelblei
                                 0,31
                                 
                              
                                 Metallisches Zink
                                 0,23
                                 
                              
                                 Eisen, etwas Schwefel
                                    enthaltend      
                                 0,05
                                 
                              
                                 Kohle u.s.w.
                                 0,05
                                 
                              
                                 
                                 ––––
                                 
                              
                                 
                                 1,00.
                                 
                              
                           Das Blei enthaͤlt wahrscheinlich ein wenig Arsenik.
                           Dieses Pulver gibt beim Probiren 0,50 dehnbares Blei und nur 0,0002 Silber (2 Quent.
                              40 Gran im Centner). Sein geringer Silbergehalt beweist, daß es nur Daͤmpfen
                              seine Entstehung verdankt; diese Daͤmpfe verdichten sich in den kalten
                              Theilen (ungefaͤhr so wie das Zink am Zinkstuhl in den
                              Bleischachtoͤfen bei Goslar auf dem Unterharz) und die metallischen Theile
                              werden durch ihre Adhaͤsion an die Kohksstuͤke, welche bekanntlich
                              sehr schwer verbrennen, gegen jede Beimengung geschuͤzt.
                           Bei dem Treiben des Werkbleies auf dem Treibheerd erhaͤlt man zu Pontgibaud,
                              wie uͤberall, Abstrich (oder Abzug), unreine Glaͤtte,
                              Kaufglaͤtte, silberreiche Glaͤtte und Heerd. Der Abstrich schwimmt auf
                              dem Bleibad, sobald es gebildet ist; man nimmt ihn weg, ehe man das Geblaͤse
                              anlaͤßt; er ist ein etwas eisenhaltiger Bleistein. Behandelt man ihn mit
                              Salzsaͤure, so loͤst sich Alles auf, bis auf einige Procente Blei und
                              Kohlenstuͤke. Man fand in dem Abstrich und der unreinen Glaͤtte:
                           
                              
                                 
                                   (36)
                                   (37)
                                 
                              
                                 Bleioxyd
                                 0,892   
                                 0,980
                                 
                              
                                 Antimonoxyd und
                                    Arseniksaͤure     
                                 0,058
                                 0,011
                                 
                              
                                 Kupferoxyd
                                 
                                 Spuren
                                 
                              
                                 Eisenoxyd
                                 0,006
                                 Spuren
                                 
                              
                                 Thon u.s.w.
                                 0,044
                                 0,009
                                 
                              
                                 
                                 –––––
                                 –––––
                                 
                              
                                 
                                 1,000
                                 1,000.
                                 
                              
                           
                           Die Kaufglaͤtte ist schoͤn und enthaͤlt keinen Arsenik. Sie gibt
                              beim Probiren nur Spuren von Silber. Die reiche Glaͤtte ist diejenige, welche
                              man gegen das Ende der Operation sammelt: man bemerkt darin deutlich
                              Silberkoͤrnchen. Die Menge dieses Metalles betraͤgt darin bisweilen
                              0,005 (8 Unzen im Centner); gewoͤhnlich aber nur 0,00125 (1 Unze 7 Quent. 25
                              Gran im Centner). Ich habe mich dieser Glaͤtte bedient, um zu untersuchen, ob
                              sich bei dem Treiben eine etwas betraͤchtliche Menge Silberoxyd bildet. Zu
                              diesem Ende behandelte ich 100 Gramme davon mit reiner Essigsaͤure und
                              versezte die Aufloͤsung mit einigen Tropfen Salzsaͤure; sie opalisirte
                              augenbliklich und sezte nach einiger Zeit Chlorsilber ab, 0,0002 Metall
                              entsprechend. Sie enthielt folglich Silberoxyd, aber in sehr geringer Menge und
                              nicht viel mehr als man in der gewoͤhnlichen Glaͤtte beim Probiren
                              findet; es scheint sich daher bei dem Treiben gegen das Ende der Operation nicht
                              viel mehr Silber zu oxydiren, als im Anfang. Daß die Kaufglaͤtte Silberoxyd
                              enthaͤlt, ist durch mehrere Beobachtungen, die man taͤglich in den
                              Kuͤnsten macht, erwiesen; so enthaͤlt das mit Kohlensaͤure aus
                              basisch essigsaurem Blei bereitete Bleiweiß bekanntlich Silber; deßgleichen das
                              schwefelsaure Blei, welches man bei Bereitung der Thonbeize aus Alaun und
                              essigsaurem Blei in den Kattunfabriken als Nebenproduct erhaͤlt.
                           Der Rauch, welcher sich bei dem Treiben bildet, ist nicht in allen Perioden der
                              Operation von gleicher Beschaffenheit. Waͤhrend der ganzen Zeit, wo Abstrich
                              erzeugt wird, oder vielmehr wenn man neues Blei in das Bad eintraͤgt, ist er
                              weiß und enthaͤlt viel schwefelsaures und arseniksaures Blei. Man fand in dem
                              weißen Staub, welcher sich an den Waͤnden der Mauern außerhalb des Ofens
                              ansezt:
                           
                              
                                 
                                 (38)
                                 
                              
                                 Schwefelsaures
                                    Blei      
                                 0,20
                                 
                              
                                 Arseniksaures Blei
                                 0,10
                                 
                              
                                 Kohlensaures Blei
                                 0,33
                                 
                              
                                 Thon
                                 0,20
                                 
                              
                                 Kohlensauren Kalk
                                 0,17
                                 
                              
                                 
                                 ––––
                                 
                              
                                 
                                 1,00.
                                 
                              
                           Er liefert beim Probiren nur 0,0001 Silber (1 Quent. 20 Gran im Centner). Das
                              kohlensaure Blei ruͤhrt von Oxyd her, welches aus der Luft
                              Kohlensaͤure anzog. Der Rauch, welcher aus dem Bade aufsteigt,
                              waͤhrend sich die Kaufglaͤtte bildet, ist reines Blei, welches sich in der Luft oxydirt
                              und auf kalte Koͤrper als gelbliches oder roͤthliches Pulver
                              niederschlaͤgt.
                           Die Glaͤtte und der Abstrich werden, jedes besonders, im schottischen Ofen
                              reducirt; dadurch erhaͤlt man Blei und reiche Schlaken, die man im Krummofen
                              verschmelzt. Das Blei, welches die Glaͤtte liefert, ist von guter
                              Qualitaͤt und fast ganz rein; das vom Abstrich gewonnene ist hingegen sehr
                              hart und kann nicht gewalzt werden. Es enthaͤlt 0,086 Antimon und Arsenik;
                              leztere Substanz ist darin in solcher Menge enthalten, daß davon 0,004 in der
                              Aufloͤsung bleiben, wenn man das Blei mit Salpetersaͤure behandelt.
                              Dieses Blei enthaͤlt 0,0002 Silber (2 Quent. 40 Gran im Centner).
                           Die Schlaken, welche die Glaͤtte liefert, sind schmuzigweiß, auf dem Bruch
                              ungleichfoͤrmig und matt, und enthalten viele Bleikoͤrner eingemengt.
                              Die Schlaken, welche man bei der Reduktion des Abstrichs erhaͤlt, sind
                              schwarz und glasig, verworren mit Bleikoͤrnern, Bleisteintheilchen und
                              Kohlenstuͤken gemengt. Diese beiden Sorten von Schlaken haben folgende
                              Zusammensezung:
                           
                              
                                 
                                 Schlaken von der Glaͤtte.
                                 Schlaken vom Abstrich.
                                 
                              
                                 
                                             
                                    (39)
                                               (40)
                                 
                              
                                 Kieselerde
                                             0,220
                                             0,387
                                 
                              
                                 Bleioxyd
                                             0,356
                                             0,160
                                 
                              
                                 Eisenoxyd
                                             0,042
                                             0,237
                                 
                              
                                 Kalk
                                             0,302
                                             0,090
                                 
                              
                                 Bittererde
                                             0,010
                                             0,010
                                 
                              
                                 Alaunerde
                                             0,052
                                             0,416
                                 
                              
                                 
                                         ––––––––
                                         –––––––––
                                 
                              
                                 
                                             0,982
                                             1,000.
                                 
                              
                           Der Rauch, welcher sich an der Brustmauer des schottischen Ofens ansez, ist
                              pulverfoͤrmig und blaßgelb. Er enthaͤlt:
                           
                              
                                 
                                  (41)
                                 
                              
                                 Bleioxyd
                                 0,868
                                 
                              
                                 Arseniksaͤure
                                 0,041
                                 
                              
                                 Schwefelsaͤure
                                 0,023
                                 
                              
                                 Kieselerde und
                                    Thon      
                                 0,040
                                 
                              
                                 Kohlensauren Kalk
                                 0,028
                                 
                              
                                 
                                 –––––
                                 
                              
                                 
                                 1,000.
                                 
                              
                           Schmelzt man ihn mit zwei Theilen schwarzem Fluß, so liefert er 0,748 Blei; mit zwei
                              Theilen desselben Flusses und einem Zehntel metallischen Eisens gibt er nur 0,69
                              Blei; es bildet sich aber zugleich ein Arsenik und Schwefel enthaltender Bleistein.
                              Er enthaͤlt nur eine Spur Silber.
                           Den Heerd reducirt man im Krummofen, wobei man ihm als Flußmittel zwei Drittel seines
                              Gewichtes sehr reicher Eisenschlaken zusezt. Dadurch erhaͤlt man Blei und
                              neue Schlafen, welche man Kalkschlafen (scories calcaires) nennt; sie
                              sind reich und werden als Flußmittel fuͤr geroͤstetes Erz benuzt.
                              Diese Schlafen sind heiß dehnbar und zaͤh, kalt aber derb, graulichschwarz
                              und sehr hart. Sie bestehen aus:
                           
                              
                                 
                                  (42)
                                 
                              
                                 Kieselerde
                                 0,275
                                 
                              
                                 Bleioxyd
                                 0,186
                                 
                              
                                 Eisenoxydul          
                                 0,320
                                 
                              
                                 Kalk
                                 0,130
                                 
                              
                                 Alaunerde
                                 0,076
                                 
                              
                                 
                                 ––––
                                 
                              
                                 
                                 0,987.
                                 
                              
                           Die Salzsaͤure greift sie nicht vollstaͤndig an und hinterlaͤßt
                              mit der gelatinirten Kieselerde ungefaͤhr 0,15 einer blaß olivenfarbigen
                              Substanz, welche man von der Kieselerde durch Aezkaliaufloͤsung trennen kann;
                              sie besteht beilaͤufig aus:
                           
                              
                                 
                                 (43)
                                 
                              
                                 Kieselerde
                                 0,60
                                 
                              
                                 Alaunerde und
                                    Eisenoxyd      
                                 0,25
                                 
                              
                                 Kalk
                                 0,15
                                 
                              
                                 
                                 ––––
                                 
                              
                                 
                                 1,00.
                                 
                              
                           Diese Substanz ruͤhrt von den erdigen Bestandtheilen des Heerds her, welche
                              nicht so lange in dem Ofen verweilen, daß sie sich ganz in den Schlaken
                              aufloͤsen koͤnnten und daher in Theilchen (die von den Saͤuren
                              nicht angegriffen werden) in denselben zerstreut bleiben.
                           Der Abzug (crasses), welcher
                              aus dem schottischen Ofen kommt und den man bei der Reduction der Glaͤtte und
                              des Abstrichs erhaͤlt, wird im Krummofen ohne allen Zusaz umgeschmolzen. Er
                              liefert sehr hartes Blei, nebst Stein und Schlafen, die man beide fuͤr so arm
                              haͤlt, daß man sie wegwirft. Der Stein ist braͤunlichgrau, wenig
                              glaͤnzend, sehr sproͤde, auf dem Bruch krystallinisch,
                              großblaͤtterig oder koͤrnig. Er enthaͤlt:
                           
                              
                                 
                                  (44)
                                 
                              
                                 Einfach-Schwefeleisen        
                                 0,625
                                 
                              
                                 Schwefelblei
                                 0,055
                                 
                              
                                 Arsenikeisen
                                 0,320
                                 
                              
                                 
                                 –––––
                                 
                              
                                 
                                 1,000.
                                 
                              
                           Das Arsenikeisen scheidet sich daraus ab und bleibt ganz rein zuruͤk, wenn man
                              ihn mit concentrirter Salzsaͤure behandelt, welche die beiden Schwefelmetalle
                              aufloͤst; dieses Arsenikmetall enthaͤlt beilaͤufig gleiche
                              Theile Eisen und Arsenik.
                           Die Schlafen sind glasig und graulichschwarz; in der Hize fadenziehend und sehr
                              biegsam. Die Salzsaͤure greift sie vollstaͤndig an und scheidet daraus reine
                              gallertartige Kieselerde ab. Sie bestehen aus:
                           
                              
                                 
                                  (45)
                                 
                              
                                 Kieselerde
                                 0,386
                                 
                              
                                 Bleioxyd
                                 0,074
                                 
                              
                                 Eisenoxydul
                                 0,284
                                 
                              
                                 Manganoxyd          
                                 0,024
                                 
                              
                                 Kalk
                                 0,128
                                 
                              
                                 Bittererde
                                 0,006
                                 
                              
                                 Alaunerde
                                 0,082
                                 
                              
                                 
                                 –––––
                                 
                              
                                 
                                 0,984.
                                 
                              
                           Sie enthalten nur sehr wenig Steinstuͤke.
                           
                              
                                 (Der Beschluß folgt.)