| Titel: | Bericht des Hrn. Francoeur über die, von Hrn. Genoux erfundenen Verfahrungsweisen bei der Stereotypie. | 
| Fundstelle: | Band 43, Jahrgang 1832, Nr. VII., S. 34 | 
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                        VII.
                        Bericht des Hrn. Francoeur uͤber die, von Hrn. Genoux erfundenen
                           Verfahrungsweisen bei der Stereotypie.
                        Aus dem Bulletin de la Société
                                 d'encouragement. August 1831, S. 374.
                        Bericht des Hrn. Francoeur uͤber
                           das Verfahren bei der Stereotypie.
                        
                     
                        
                           Seit der Entstehung der Buchdrukerkunst beschaͤftigte man sich
                              fortwaͤhrend mit Nachforschungen, deren Zwek in der Auffindung eines
                              Verfahrens lag, durch welches sich die Formen mit beweglichen Lettern durch feste,
                              aus einem Stuͤke gegossene Tafeln ersezen ließen. Dieses Verfahren nannte man
                              die Stereotypie: es bestand urspruͤnglich bloß in einer, dem Schneiden in
                              Holz aͤhnlichen Arbeit, der man jedoch bald, als einer hoͤchst
                              unvollkommenen, und nur die Kindheit dieser Kunst bezeugenden Methode entsagte.
                           Die Vortheile der Stereotypie sind hinreichend bekannt. Man kann erstens auf die
                              vollkommenste Correctur des Textes rechnen, denn, wenn derselbe ein Mal
                              zusammengesezt und genau corrigirt ist, so kann man der vollkommensten Gleichheit
                              aller Abdruͤke gewiß seyn, was bei dem gewoͤhnlichen Druke nicht der
                              Fall ist, indem beim Schwaͤrzen des Blattes die beweglichen Buchstaben
                              oͤfter herausgerissen oder in Unordnung gebracht werden. Man dachte aus
                              diesem Grunde auch schon daran, die Lettern zusammenzuloͤthen, mußte jedoch
                              dieser kostspieligen Methode, die die Formen mit einem ungeheueren Gewichte
                              uͤberladet, und das zu einer Buchdrukerei noͤthige Capital wegen der
                              großen Menge der noͤthigen Lettern bedeutend erhoͤht, bald
                              entsagen.
                           Zweitens kann man beim Stereotypiren eines Blattes, nach Belieben mehrere Matrizen
                              abziehen: ein Vortheil, welcher bei solchen Buͤchern, die eine sehr große
                              Auflage erhalten, oder sehr schnell gedrukt werden sollen, außerordentlich groß ist,
                              indem auf diese Weise das Abziehen sehr vervielfaͤltigt werden kann. Ueberdieß koͤnnen sich
                              die Buchdruker in kleinen Orten, in welchen die Sezer, da sie nicht
                              bestaͤndige Arbeit finden, selten und theuer sind, solche Matrizen
                              verschaffen, und sich auf diese Weise nicht nur in dem Maße Abdruͤke
                              verschaffen, als es der Absaz erfordert, sondern auch den Transport der
                              Buͤcher oder Drukschriften, welche der Handel groͤßerer Staͤdte
                              liefert, ersparen. Endlich kann auf diese Weise an 1000 Orten
                              unbeschaͤftigten Armen bei der Presse nuͤzliche Arbeit verschafft
                              werden.
                           Drittens braucht man, wenn ein Werk stereotyprt ist, nicht mehr saͤmmtliche
                              Blaͤtter desselben in großer Anzahl abdruken zu lassen; das Abziehen
                              geschieht hier naͤmlich nach und nach, so daß sich das, auf den Ankauf des
                              Papieres, auf die Kosten des Abziehens und andere Ausgaben verwendete, sich nicht
                              rentirende Capital nur nach dem Absaze der Exemplare richtet, und daß man nicht
                              gezwungen wird, ein Buch zu Maculatur zu machen, im Fall man eine zu große Menge
                              Exemplare gedrukt hat.
                           Die Stereotypie hat noch mehrere andere, jedoch geringere Vortheile, und doch zeigte
                              die Erfahrung, daß dieselbe wegen der damit verbundenen Kosten und Schwierigkeiten
                              nicht allgemeiner eingefuͤhrt werden konnte. Wir koͤnnen diese
                              Nachtheile nicht naͤher bezeichnen, ohne daß wir zugleich auch die
                              verschiedenen, bei der Stereotypie befolgten Methoden durchgehen, in deren Hinsicht
                              wir jedoch, um nicht zu weitschweifig zu werden, auf das von Cannes bei Baudouin im Jahre X herausgegebene Werk verweisen.
                           Man nahm, nachdem der Bogen auf die gewoͤhnliche Weise mit beweglichen Lettern
                              gesezt worden, einen Abdruk desselben mit weichen Gemischen, wie Gyps, feinem Sande,
                              oder verschiedenen anderen Substanzen, und goß dann auf diese Materie die
                              geschmolzene Metalllegirung, um auf diese Weise eine Abklatschung (cliche) zu erhalten, die das im Erhabenen zeigte, was
                              die Matrize im Hohlen darstellte. Oder man ließ die Form herab, und schlug sie
                              lebhaft auf ein geschmolzenes Metallbad, wo dann der Abdruk im Hohlen als Matrize
                              fuͤr die Abklatschung diente. Wir wollen jedoch nicht langer bei diesen
                              unvollkommenen Methoden verweilen, die nur wenig entsprechende Resultate gaben, und
                              lieber zu jenen uͤbergehen, die noch heut zu Tage gebraͤuchlich
                              sind.
                           Nach Herhan's Methode laͤßt man die kleinen
                              Parallelopipeda, aus denen die Lettern gemacht werden sollen, durch ein Zieheisen
                              mit vierekigem Oehre gehen, schneidet sie dann genau in gleicher Laͤnge ab,
                              und gibt ihnen endlich eine so regelmaͤßige Form, als nur moͤglich.
                              Auf das Ende dieser Stuͤke schlaͤgt man dann staͤhlerne Bunzen,
                              auf welche die Buchstaben erhaben gravirt sind, um auf diese Weise einen Abdruk der
                              Buchstaben im Hohlen zu erhalten. So erhaͤlt man nun Lettern, die sich von
                              jenen in den gewoͤhnlichen Drukerkaͤsten nur dadurch unterscheiden,
                              daß sich die Buchstaben auf denselben im Hohlen, und nicht erhaben befinden. Mit
                              solchen Lettern wird dann die Seite, die man stereotypiren will, gesezt, und auf
                              diese Matrize das geschmolzene Metall gegossen: das Metall dringt hierbei in alle
                              Aushoͤhlungen, und wenn dasselbe erkaltet ist, so nimmt man das Stuͤk
                              von der Matrize ab, womit Alles beendigt ist.
                           Welche verschiedenen Arbeiten bei dieser Methode noͤthig sind, und mit welchen
                              Schwierigkeiten sie verbunden ist, wird Jedem eine leuchten. Man muß naͤmlich
                              bei derselben regelmaͤßige Formen verfertigen, auf die die Bunzen geschlagen
                              werden, man muß den Text mit diesen sehr schwer leserlichen Lettern sezen, nach dem
                              Gusse corrigiren, und endlich auch noch den Fehlern beim Gießen abhelfen. So
                              sinnreich daher auch dieses Verfahren des Hrn. Herhan
                              ist, so mußte man es doch wegen der Muͤhe, wegen der Kosten, und
                              vorzuͤglich wegen der sehr kostspieligen Correcturen aufgeben.
                           Mehr Erfolg und Gluͤk hatte die Methode Firmin
                                 Didot's. Dieser sezt naͤmlich den Text mit beweglichen Lettern, die
                              aus einem haͤrteren Metalle bestehen, als man gewoͤhnlich zu den
                              Lettern nimmt; corrigirt dann den Probebogen genau, und zieht ihn auf einer
                              Bleiplatte ab, indem er die Form auf dieselbe legt, und ihr einen starken Schlag
                              gibt. Man braucht nun nur mehr das geschmolzene Metall auf die, auf diese Weise
                              verfertigte Matrize zu gießen, um eine Abklatschung dadurch zu erhalten. Die Platte
                              wird dann mit dem Hobel beschnitten, damit sie leichter zu handhaben ist, und in
                              einen hoͤlzernen Rahmen gebracht werden kann, der die Form bildet, welche
                              unter die Presse kommen soll. Da das Metall nur sehr duͤnn gegossen ist, so
                              wird die Form leicht, und die Ausgabe beim Gießen nicht bedeutend. Man kann
                              uͤberdieß auf diese Weise eine große Menge Gegenabdruͤke machen, und
                              dadurch die Stereotypie eines und desselben Textes nach Belieben
                              vervielfaͤltigen, so daß man die Abdruͤke um einen niedrigen Preis zu
                              liefern, und die Herausgabe von Werken, die eine sehr große Auflage erhalten sollen,
                              bedeutend erleichtern kann.
                           Das Verfahren des sel. Hrn. de Paroy wollen wir hier mit
                              Stillschweigen uͤbergehen, da sich der Erfinder ein Patent auf dasselbe geben
                              ließ, welches noch nicht bekannt gemacht wurde, und da uͤberdieß seine
                              Erfindung noch nicht der Erfahrung unterworfen wurde.
                           Um die Verfahrungsarten des Hrn. Genoux besser beurtheilen
                              zu koͤnnen, wird es gut seyn, wenn wir hier kurz jene Vorwuͤrfe
                              auseinandersezen, die allen bisher uͤblichen Methoden gemacht wurden: aus diesen
                              Schwierigkeiten wird sich naͤmlich das Verdienstliche dieser neuen
                              Erfindungen am besten ergeben.
                           1) ist es selten, daß die Model aus Sand, Erde, Gyps, Thon etc., welche die seichten,
                              schmalen, ekigen und gedraͤngten Eindruͤke unserer Lettern aufnahmen,
                              beim Troknen nicht schwinden, so daß dadurch die erhabenen Lettern eine
                              Veraͤnderung erleiden.
                           2) bekommt der Model beim Troknen oft Risse, oder er zerspringt ganz, besonders wenn
                              die Hize nicht sehr geschikt geleitet wurde.
                           3) kann die Luft, welche im Grunde der Aushoͤhlungen der Matrize
                              anhaͤngt, nirgend entweichen, wie sie dieß bei anderen Stuͤken, welche
                              gegossen werden, durch die Luftloͤcher kann; sie verhindert daher das Metall
                              oft in die zarteren Windungen des Models einzudringen, wodurch der erhabene Abguß
                              flau (flou) wird, um uns des technischen Ausdruks zu
                              bedienen. Man hilft zwar diesem Uebelstande dadurch ab, daß man den erhabenen Abguß,
                              wenn er aus dem Model kommt, abreibt; allein man laͤuft hierbei Gefahr die
                              leeren Raͤume der geschlossenen Buchstaben auszufuͤllen und zu
                              verstreichen.
                           4) kann man zwar, wenn man nach jener Methode arbeitet, nach welcher man die Form auf
                              ein fluͤssiges Metall legt, die Luft dadurch austreiben, daß man einen
                              starken Schlag auf die Platte ausuͤbt; allein hierbei zerbricht auch der
                              Model oͤfter, besonders wenn derselbe eine groͤßere Ausdehnung
                              hat.
                           5) kann man zwar einen metallenen Model schlagen; allein abgesehen von den
                              Schwierigkeiten dadurch einen hohlen Model zu erhalten, veranlaßt auch der
                              Mechanismus, durch welchen man einen starken und dabei vollkommen senkrechten Schlag
                              erhaͤlt, bedeutende Verlegenheiten. Wie laͤßt sich uͤberdieß
                              das Ankleben der Metalle vermeiden, wenn man heiß polytypirt? Oder wie laͤßt
                              sich ein Metall von solcher Haͤrte auffinden, daß man damit kalt polytypiren
                              kann, ohne daß die Lettern schnell unbrauchbar werden?
                           Ist es endlich gelungen, allen diesen Schwierigkeiten abzuhelfen, so bedarf es noch
                              hundertfacher Sorgfalt, ohne welche man weder die noͤthige Genauigkeit, noch
                              die Schnelligkeit, noch die Ersparnisse, noch die unumgaͤnglich
                              noͤthige Einfachheit erreichen wird. Der haͤufige Ausschuß, welchen
                              man erhaͤlt, macht die Unternehmung kostspielig; und die Correcturen an den
                              soliden Stuͤken sind eben so schwer als Kosten verursachend.
                           Man darf sich, nach diesen Betrachtungen, wohl nicht wundern, daß die Stereotypie,
                              die so nuͤzliche und rasche Fortschritte versprach, in ihrer Ausdehnung
                              stehen blieb. Bei den vollkommensten Methoden der Stereotypie muß man naͤmlich den Text zuerst
                              nach den Regeln der Buchdrukerkunst mit beweglichen Lettern sezen, so daß alle
                              weiteren Operationen beim Stereotypiren einen Ueberschuß an Ausgaben geben. Damit
                              nun die Unternehmung einen Gewinn abwirft, muͤssen diese Kosten durch das
                              Interesse des Capitales, welches zum Ankaufe des Papieres, zum Abziehen und anderen
                              kleineren Ausgaben erforderlich ist, compensirt werden: eine Compensation, die uns
                              in den meisten Faͤllen nicht gehoͤrig hergestellt zu seyn scheint.
                           Aus diesen Gruͤnden beschraͤnkte sich daher die Stereotypie bloß auf
                              solche Werke, die einen großen Absaz haben, die eine sehr große Genauigkeit
                              erfordern, oder deren Text immer unveraͤnderlich bleibt; dergleichen Werke
                              sind die Logarithmentafeln, die Bibeln, die Classiker etc. Die Fabrikation der
                              Assignaten, die eine wichtige Arbeit dieser Art bildete, scheint nicht so viel Zeit
                              gehabt zu haben, als noͤthig gewesen waͤre, um diese Kunst allgemein
                              in den Buchdrukereien einzufuͤhren.
                           Hr. Genoux von Lyon, ehemaliger Buchdruker zu Gap,
                              beschaͤftigte sich mit gutem Erfolge mit der Stereotypie und legte seine
                              Verfahrungsweisen bei derselben der Société
                                 d'encouragement zur Gutheißung vor. Er will dieselben jedoch, da er sich
                              durch ein am 29. Junius 1829 ertheiltes Patent fuͤr 10 Jahre die
                              ausschließliche Nuznießung erkauft hat, geheim gehalten wissen, so daß wir die Natur
                              seiner gluͤklichen Erfindung nicht aufdeken duͤrfen, und wir uns
                              darauf beschraͤnken muͤssen, so viel von derselben zu sagen, als
                              noͤthig ist, um ihren Werth schaͤzen zu lernen, ohne dabei das
                              Geheimniß des Erfinders zu verrathen.
                           Die HH. de Lasteyrie, Mérimée und ich,
                              welche zu Commissaͤren ernannt wurden, haben in der Wohnung des Hrn. Genoux einem vollkommenen Versuche beigewohnt, bei
                              welchem uns alle Details des Verfahrens gezeigt und eroͤrtert wurden. Der
                              Erfinder goß in unserer Gegenwart eine Octavseite mit durchschossenen
                              klein-roͤmischen Lettern; er uͤbergab uns zugleich mehrere in
                              sehr verschiedenen Lettern stereotypirte Stuͤke, die ohne Zweifel alle auf
                              dieselbe Weise verfertigt wurden, da sich seine Methoden auf alle Arten von
                              Stereotypie anwenden lassen, wenn man sich nur zuerst einen erhabenen Abdruk
                              derselben verschafft hat.
                           Hr. Genoux kann seine Methode in der That nur dann in
                              Anwendung bringen, wenn er sich bereits einen erhabenen Abdruk dessen verschafft
                              hat, was er nach Belieben vervielfaͤltigen will, wie dieß bei allen bisher
                              bekannten, guten Methoden zur Stereotypie der Fall ist. Daher muß die Form zuerst
                              mit beweglichen Lettern gesezt werden, und daher muͤssen alle die
                              gewoͤhnlichen Operationen geschehen: das Schneiden der Bunzen, das
                              Schriftgießen, das Vertheilen der Lettern in Kaͤsten, das Zusammensezen derselben zu
                              Worten, Zeilen und Seiten, das Abziehen des Probebogens und das Corrigiren. Wenn
                              dieß Alles geschehen, beginnt erst die eigentliche Arbeit des Hrn. Genoux.
                           Er bringt dabei zuerst auf die erhabene Schriftseite die Substanz, welcher er den
                              Namen Fladen (Flan) gab, die er lange vorher
                              zusammenmischte, und die er erst kurz vor ihrer Anwendung einer Zubereitung
                              unterwirft. In der Natur der Zusammensezung des Fladens, und in der Anwendungsweise
                              desselben, ist hauptsaͤchlich die Erfindung des Hrn. Genoux gelegen. In einigen Minuten nimmt naͤmlich diese Substanz,
                              wenn sie auf die Form gelegt wird, den genauesten Abdruk des Erhabenen auf; sie
                              behaͤlt diesen Eindruk ferner ganz getreu und ohne einzuschrumpfen,
                              loͤst sich leicht ab, und ist unmittelbar zum Abklatschen geeignet. Wir
                              uͤberzeugten uns, daß diese Abdruͤke der Matrize sehr vollkommen sind,
                              und Jedermann wird sich bei Betrachtung eines in dieselbe als Model gegossenen
                              Stuͤkes gleichfalls hiervon uͤberzeugen.
                           Hr. Genoux ließ in einer kleinen Kohlenpfanne Kohlen
                              anzuͤnden, und schmolz in einem eisernen Loͤffel alte
                              Buchdrukerlettern; dieser Guß wurde dann auf den zur Operation noͤthigen
                              Hizgrad gebracht.
                           Die Matrize ist feucht, sehr leicht, durchscheinend, duͤnn; sie wird mit ihren
                              Raͤndern zwischen zwei Platten, die fuͤr einen Model zugerichtet sind,
                              aufgenommen, und diese beiden Platten werden mittelst einer Wangenschraube
                              zusammengepreßt. Diese Platten sind so geformt, daß sie gerade so viel Raum zwischen
                              einander lassen, als zur Aufnahme des geschmolzenen Metalles und der Matrize, ohne
                              dieselbe zusammenzudruͤken oder aus der Form zu bringen, noͤthig ist.
                              An dem einen Ende dieses Models wird eine Oeffnung gelassen, durch welche das
                              fluͤssige Metall eingegossen wird, und durch welche zugleich auch die Luft
                              entweichen kann.
                           Kaum ist dieß geschehen, so erstarrt das Metall, und ist auch bald darauf
                              abgekuͤhlt. Die Schraube wird dann aufgeschraubt, das an der Matrize
                              haͤngende Metallblatt herausgenommen und entfernt. Diese Matrize
                              zerfaͤllt hierbei in Stuͤke, und kann nicht neuerdings angewendet
                              werden. Auf diese Weise erhaͤlt man ein Metallblatt von der Dike eines 5
                              Franken Stuͤkes, welches ganz genau im Erhabenen enthaͤlt, was der
                              Model im Hohlen gab, und welches unmittelbar unter die Presse gebracht werden
                              kann.
                           Wir muͤssen bemerken, daß Hr. Genoux beim Sezen mit
                              beweglichen Lettern nicht wie gewoͤhnlich Spatien, Quadrate und hohe
                              Durchschuͤsse anwendet.
                           
                           Was das Verfahren dieses Kuͤnstlers besonders merkwuͤrdig macht, ist
                              die außerordentliche Leichtigkeit der Arbeit bei demselben; es scheint wirklich
                              unmoͤglich sie noch leichter zu machen, und eine noch groͤßere
                              Ersparung an Zeit, Substanz und Brennmaterial zu bezweken. Die Werkzeuge, die er
                              noͤthig hat, sind so wenig voluminoͤs, daß sie kaum groͤßer als
                              jene sind, welche die Gießer zinnerner Loͤffel noͤthig haben. Die
                              Operation dauerte im Ganzen nicht uͤber eine halbe Stunde, und wuͤrde
                              noch schneller beendigt gewesen seyn, wenn wir sie nicht oͤfter durch mehrere
                              Fragen unterbrochen haͤtten. Wir glauben, daß ein etwas geuͤbter
                              Arbeiter in einem Tage wenigstens 40 Matrizen mit jeder Art von Lettern verfertigen,
                              und 100 Seiten gießen kann.
                           Hr. Genoux hat bereits mehrere Werke stereotypirt, und die
                              Muster, welche er der Gesellschaft vorlegte, zeigen von den guten Resultaten, die er
                              erhielt. Er kann bei seiner Methode folgender Vortheile gewiß seyn:
                           1) Bei Buͤchern, die eine sehr große Auflage erhalten sollen, erlauben die
                              Kosten der Stereotypie, wenn man dieselben auf die Menge der Exemplare vertheilt,
                              daß man die geschmolzenen Platten, die unter die Presse kommen sollen, um einen
                              niedrigen Preis in den Handel bringen kann.
                           2) Bei neuen Werken werden zwar die Kosten des Stereotypirens zu allen jenen Kosten
                              hinzugezaͤhlt werden muͤssen, welche schon der gewoͤhnliche
                              Druk verursacht; allein dieser Ueberschuß, der sehr maͤßig ist, wird dadurch
                              ersezt und ausgeglichen, daß man zum Ankaufe des Papieres, zum Abziehen etc. ein
                              geringeres Capital noͤthig hat, und daß der Druk nur mehr in dem Maße
                              geschieht, als es dem Absaze des Werkes entspricht, so daß hierdurch der Verlust
                              beim Mißlingen der Speculation mit einem Werke bedeutend geringer wird.
                           3) Die Lettern werden durch den Gebrauch nicht verdorben, weil sie nicht der Wirkung
                              der Presse ausgesezt werden; sie dienen naͤmlich bei diesem Verfahren nur
                              dazu, um sich auf dem Fladen, einer weichen, die Matrize bildenden Substanz einen
                              Abdruk im Hohlen zu verschassen.
                           4) Man braucht zum Druken eines Werkes nur eine geringe Menge Lettern, weil jede
                              Seite, sobald ein Mal die Matrize und der Gegenabdruk gemacht ist, wieder aus
                              einander gelegt werden, und zum Sezen einer neuen Seite verwendet werden kann.
                           In dieser lezten Hinsicht nun werden die Freunde und Vertheidiger liberaler,
                              verstaͤndiger und nuͤzlicher Ideen und Kenntnisse, ein Mittel an der
                              Hand haben, mit welchem sie den Unterricht, die Aufklaͤrung und Belehrung des
                              Volkes allgemeiner verbreiten, und die Einfluͤsse der despotischen, und die Finsterniß
                              beguͤnstigenden Regierungen laͤhmen und zertreten koͤnnen. Ein
                              einzelner Mann kann auf diese Weise, wenn er nur einen kleinen Drukapparat hat,
                              kleinere Abhandlungen druken, ohne daß er das Geheimniß des Drukes irgend Jemandem
                              anzuvertrauen braucht.
                           Wir schlagen daher der Gesellschaft vor, die Stereotypie-Methoden des Hrn. Genoux gut zu heißen, und ihm zu den Fortschritten
                              Gluͤk zu wuͤnschen, die er durch seine Erfindung in dieser
                              nuͤzlichen und einflußreichen Kunst bewirkt hat.