| Titel: | Auszug aus einer Abhandlung über das Schwarzfärben der Hüte von Hrn. Sauveroche, Färber zu Périgueux. | 
| Fundstelle: | Band 43, Jahrgang 1832, Nr. VIII., S. 40 | 
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                        VIII.
                        Auszug aus einer Abhandlung uͤber das
                           Schwarzfaͤrben der Huͤte von Hrn. Sauveroche, Faͤrber zu
                           Périgueux.Die Société d'Encouragement hat in ihrer
                                 Generalsizung am 28. Dec. 1830 Hrn. Sauveroche eine
                                 silberne Medaille zuerkannt. A. d. O.
                           
                        Aus dem Bulletin de la Société
                                 d'Encouragement. Septbr. 1831, S. 431.
                        Sauveroche, uͤber das Schwarzfaͤrben der
                           Huͤte.
                        
                     
                        
                           Der Verfasser vermuthete, daß das Verfahren, welches man beim Schwarzfaͤrben
                              der Wolle befolgt, auch bei den Materialien, woraus die Huͤte verfertigt
                              werden, anwendbar seyn duͤrfte: um daruͤber Gewißheit zu erhalten,
                              handelte es sich darum, die Haare mit samt dem Felle zu faͤrben, zu erfahren
                              ob der Indigo die Beize (Secretage) aushaͤlt und ob die Operation des Walkens
                              in einem starken Bade von rohem Weinstein die verschiedenen Gruͤnde, welche
                              den angewandten Substanzen ertheilt wurden, nicht zu sehr schwaͤcht; man
                              mußte sich ferner huͤten die verschiedenen Baͤder, welche zur
                              Vorbereitung angewandt werden, zu sehr zu erhizen, was bei dem nachherigen Filzen
                              und Walken haͤtte nachtheilig seyn koͤnnen.
                           Bei dem Faͤrben der Wolle bildet die falbe Farbe, indem sie sich mit der
                              blauen verbindet, das Schwarz; es ist aber unmoͤglich lezteres zu erhalten,
                              ohne die Wolle unmittelbar mit den hiezu erforderlichen Ingredienzien zu kochen.
                              Behufs des Faͤrbens der Huͤte mußte man einen falben
                              Faͤrbestoff ausmitteln, welchen man den Haaren mittheilen kann, ohne daß sie
                              von den Fellen abgemeißelt werden, der ferner sehr solid ist und weder den Glanz
                              noch die Weichheit der Haare vermindert. Eine solche falbe Farbe fuͤr die
                              Wolle, die Hasen-, Biberhaare u.s.w. fand der Verfasser nach zahlreichen
                              Versuchen in dem Krapp, wenn man denselben wie den Indigo beim Ansezen der warmen
                              Indigokuͤpe behandelt.
                           Colbert's Ordonnanzen schrieben fuͤr alle
                              aͤchten braunen Farben gruͤne Wallnußschalen vor; da man sich dieselben
                              aber nur schwer verschaffen konnte, ihre Anwendung kostspielig und die
                              Vorbereitungsoperationen zur Erzielung einer sehr satten Farbe langwierig waren, so
                              gab man sie auf. Nur der Krapp konnte alle bekannten Verfahrungsarten, um die Farben
                              vorzubereiten (d.h. den Stoffen einen farbigen Grund zu ertheilen), vortheilhaft
                              ersezen.Die einfachkohlensauren Alkalien loͤsen selbst bei starkem Sieden, nur
                                    den falben Bestandtheil des Krapps, d.h. ein Gemenge von gelbem und rothem
                                    Faͤrbestoff auf; wenn sich aber die drei Farben Gelb, Roth und Blau mit einander
                                    verbinden, so entsteht mehr oder weniger reines und sattes Schwarz, je nach
                                    ihrem gegenseitigen Verhaͤltniß und ihrer Intensitaͤt.Hr. Sauveroche glaubte, daß die Hauptwirkung des
                                    Krapps, welchen man der Indigokuͤpe zusezt, darin besteht, daß er dem
                                    Blau einen schwarzen Grund ertheilt. A. d. O.
                              
                           Allgemeine Operationen bei diesen Versuchen.
                           Erster Versuch. Nr. 1. – Filzhut von Roussilloner
                              Lammwolle. Krappkuͤpe um einen dunkelfalben Grund zu
                                 ertheilen. – Ein Pfund Krapp, ein halbes Pfund Weinhefenasche
                              (gereinigte Potasche), ein Viertelpfund Weizenkleie auf 12 Liter (24 Pfund)
                              Flußwasser, wurden eine Viertelstunde lang mit einander gekocht; diese Kuͤpe
                              muß eine braunrothe in Rosenroth stechende Farbe haben, ehe sich die Gaͤhrung
                              einstellt, durch welche sie dann rothgelb wird.
                           Warme Indigokuͤpe. Es ist allgemein bekannt, wie
                              die Wollenfaͤrber diese Kuͤpe ansezen und wir beschraͤnken uns
                              daher auf die Angabe des Resultates. Die Wolle, welcher in dieser Kuͤpe der
                              zweite Grund ertheilt worden war, hielt alle nachfolgenden Operationen ohne
                              Schwierigkeit aus. Das Walken mittelst eines Weinhefenbades dauerte dritthalb
                              Stunden, wobei die Farbe nur wenig an Intensitaͤt verlor.
                           Der Hut wurde nun auf die Form gebracht, getroknet und hierauf in einer neuen Flotte
                              gefaͤrbt. Man ließ naͤmlich eine Viertelsunze schwefelsaures Kupfer
                              mit einer halben Unze Gallaͤpfel und drei Unzen Kampescheholz eine Stunde
                              lang mit einander kochen, worauf man den Hut in diese Farbenbruͤhe brachte
                              und zwei Stunden lang darin ließ ohne zu kochen; er wurde endlich auf
                              gewoͤhnliche Weise mit schwefelsaurem Eisen (Kupferwasser)
                              gebraͤunt.
                           Zweiter Versuch. Nr. 2. – Halbfeiner
                              flaͤmmischer Filzhut aus Hasenhaaren von der Dordogne. Nachdem die
                              unbrauchbaren Haare weggeschafft waren, traͤnkte man die Haare mit einer
                              schwachen Aufloͤsung von Weinhefenasche, um sie sodann in der
                              Krappkuͤpe auf oben angegebene Weise falb und hierauf auf gewoͤhnliche
                              Art in der Indigokuͤpe blau zu faͤrben.
                           
                           Nachdem die Haͤute Behufs des Filzens mit Scheidewasser und Queksilber
                              – der gewoͤhnlichen Composition, die man mit ihrem zehnfachen Volumen
                              Wasser verduͤnnte – gebeizt worden waren, zeigte sich ihre Farbe nicht
                              im Geringsten veraͤndert. Das Filzen und Walken ließ sich ebenfalls ohne
                              Schwierigkeit bewerkstelligen. Als dieser Hut vollendet, mit der
                              Weinhefenbruͤhe gebeizt, auf die Form gebracht und getroknet war, brachte man
                              ihn in eine neue Flotte, welche aus einer Unze Gallaͤpfel, drei Unzen
                              Kampescheholz und einer Viertelsunze schwefelsaurem Kupfer bestand. Die Operation
                              war dieselbe wie bei Nr. 1.
                           Wir muͤssen hier bemerken, daß der Versuch Nr. 2 nicht mit allen
                              erforderlichen Vorsichtsmaßregeln ausgefuͤhrt werden konnte, denn der
                              Verfasser war nun sehr in der Zeit beschraͤnkt und die Witterung
                              außerordentlich unguͤnstig, was ihn noͤthigte fast alle Operationen
                              abzukuͤrzen. Das Falb war zu hell, daher das Schwarz bei dem der Société d'Encouragement eingeschikten
                              Muster einen gruͤnlichen Stich besaß, was nicht der Fall gewesen
                              waͤre, wenn Hr. Sauveroche den Versuch mit der
                              erforderlichen Genauigkeit haͤtte anstellen koͤnnen.
                           Verfahren bei der Krappkuͤpe. Der Verfasser
                              brachte in einem Kessel, welcher 40 Pfund oder 2 Kannen Flußwasser enthielt, ein
                              halbes Pfund Weizenkleie, drei Viertelpfund Weinhefenasche und anderthalb Pfund
                              gewoͤhnlichen Krapp; er kochte das Ganze fuͤnf Minuten lang und nahm
                              sodann das Feuer weg. Diese Kuͤpe, deren Fluͤssigkeit eine dunkle
                              braunrothe Farbe besaß, kam bei einer Temperatur von 40
                              bis 45° R. wie die Faͤrber zu sagen pflegen, heran. Die Gaͤhrung stellte sich ein, der Geruch aͤnderte
                              sich und das Bad erhielt ein anderes Ansehen. Als man auf ihre Oberflaͤche
                              blies, erschien die Fluͤssigkeit in Masse dunkel rothgelb; man ruͤhrte
                              die Kuͤpe auf, dekte sie drei Stunden lang zu und tauchte dann Muster von
                              weißem Tuche hinein, welche darin eine etwas gelbe falbe Farbe erhielten, aber in
                              Beruͤhrung mit der Luft rein falb wurden; sie wurden sieben Mal eingetaucht
                              und nach jedesmaligem Eintauchen ein Flek zuruͤkgelegt, um zu erfahren wie
                              lange die Intensitaͤt der Farbe noch zunahm.
                           Um aus dieser Kuͤpe schwarz zu faͤrben, sezte ihr der Verfasser eine
                              geringe Menge Indigo zu und pruͤfte sie drei oder 4 Stunden spaͤter
                              mit neuen Mustern, welche oͤfters herausgenommen, der Luft ausgesezt und
                              wieder hineingetaucht wurden, wodurch sie eine sehr solide Olivenfarbe erhielten.
                              Als er dann eine groͤßere Menge Indigo zusezte und die Kuͤpe lange
                              genug stehen ließ, wurden neue Muster, welche man oͤfters herausnahm, der Luft
                              aussezte und wieder eintauchte, sehr solid braunschwarz.Wir machen bei dieser Gelegenheit auf Pichards
                                    Abhandlung uͤber das Schwarzfaͤrben der Huͤte im polyt.
                                    Journal Bd. XXXII. S. 187
                                    aufmerksam. A. d. R.