| Titel: | Resultate angestellter Versuche mit den von Berthier angegebenen Mischungen zum Gießen von Medaillen, Vasen, Zierrachen etc. Von Hrn. Frick. | 
| Autor: | Frick | 
| Fundstelle: | Band 43, Jahrgang 1832, Nr. XXVIII., S. 131 | 
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                        XXVIII.
                        Resultate angestellter Versuche mit den von
                           Berthier
                           angegebenen Mischungen zum Gießen von Medaillen, Vasen, Zierrachen etc. Von Hrn.
                           Frick.
                        Frick, Resultate uͤber die Mischungen zum Gießen von
                           Medaillen etc.
                        
                     
                        
                           Die Beilage zur koͤnigl. privilegirten Berlinischen Zeitung vom 7. Januar 1831
                              enthielt folgende Anzeige; Hr. P. Berthier hat durch Versuche gefunden,
                              daß flußsaurer Kalk und einige schwefelsaure Salze in der Hize leicht zu Gemischen
                              zusammenschmelzen, welche zum Gießen von Statuen, Vasen, Basreliefs und anderen
                              Zierrathen dienen koͤnnen, indem sie vollkommen steinernen Bildhauerarbeiten
                              gleichen, aber weit weniger als diese kosten. Vor den Gypsabguͤssen haben sie
                              den Vorzug, daß sie, wie der Marmor., der Luft ohne Nachtheil ausgesezt seyn
                              koͤnnen. Folgende Mischungen duͤrften der Pruͤfung werth
                              seyn:
                           
                              
                                 1)
                                 80 Theile
                                 angebrannter Gyps
                                     2)
                                 70 Theile
                                 Schwerspath
                                 
                              
                                  
                                 20   –
                                 Flußspath.
                                 
                                 30    –
                                 Flußspath.
                                 
                              
                                 3)
                                 90   –
                                 schwefels. Blei
                                     4)
                                 25    –
                                 gebrannter Gyps
                                 
                              
                                  
                                 10   –
                                 Flußspath.
                                 
                                 20    –
                                 Schwerspath.
                                 
                              
                                 5)
                                 40   –
                                 schwefels. Blei
                                     6)
                                 89    –
                                 schwefels. Blei
                                 
                              
                                  
                                 15   –
                                 Flußspath.
                                 
                                 12    –
                                 Chlorblei.
                                 
                              
                                 
                                 
                                       7) 92  Theile
                                    schwefels. Blei 
                                 
                                 
                              
                                 
                                 
                                             8      
                                    –     Bleiglaͤtte.
                                 
                                 
                              
                           Die Gemenge mit viel schwefelsaurem Blei sind sehr leichtfluͤssig und
                              dauerhaft. Durch Zusaz von metallischen Substanzen, z.B. Chromgelb, koͤnnten
                              diese Mischungen gefaͤrbt werden.
                           Das vorstehende Zeitungsinserat ist ein Auszug eines Aufsazes von P. Berthier in den Annales de Chimie
                                 et de Physique. Juin. 1830 pag. 285,
                              uͤber die Analyse einiger Produkte englischer Bleihuͤtten, und
                              uͤber die Schmelzbarkeit einiger flußsaurer, schwefelsaurer und
                              Chlorverbindungen des Calciums, Barytiums und Bleies.Da wie diese Abhandlung des Hrn. Berthier im
                                    polytechn. Journal Bd. XXXVIII. S.
                                       182–199 vollstaͤndig mitgetheilt haben, so erlauben
                                    wir uns die Berichtigung mehrerer darin enthaltenen Angaben durch Hrn. Frick aus den Verhandlungen
                                       des Vereines zur Befoͤrderung des Gewerbfleißes in Preußen
                                    1831, fuͤnfte Lieferung S. 273 zu entnehmen. A. d. R.
                              
                           Ich habe saͤmmtliche zu Anfang bemerkte sieben verschiedene Mischungen zu
                              meiner Belehrung im Großen geschmolzen, aber keine erfreulichen Resultate erhalten.
                              Die sieben Mischungen wurden nach den oben angegebenen Verhaͤltnissen in
                              Lothen gemacht. Jeder Bestandtheil wurde fuͤr sich allein abgewogen, und sehr
                              fein gesiebt, hierauf beide Bestandtheile noch ein Mal der genauern Mengung wegen
                              gesiebt, und dann in einem großen hessischen Schmelztiegel, der wohl bedekt war, bei
                              Holzkohlen im Windofen geschmolzen. Ließ sich die Masse ausgießen, so geschah es in
                              eine sehr heiß gemachte messingene Form. Sobald die Masse in der Form nicht mehr
                              weich war, wurde sie mit der Form in heiße, fein gesiebte Asche gelegt, und mit
                              derselben mehrere Zoll hoch bedekt. – Die geschmolzenen Massen wurden erst
                              nach acht zehn Stunden
                              aus der Asche und der Form genommen, und hatten daher Zeit sehr langsam
                              auszukuͤhlen. –
                           
                        
                           Erster Schmelzversuch.
                           80 Loth gebrannter fein gesiebter Formgyps und
                           20 Loth fein gemahlener, geschlaͤmmter und getrokneter
                              Flußspath.
                           Anhaltendes starkes Rothgluͤhfeuer brachte die Mischung in einen mußigen Fluß.
                              Bei vermehrtem Zug des Ofens und dadurch bewirkter Weißgluͤhhize floß der
                              Inhalt des Tiegels vollstaͤndig. Die Mischung wurde nun mit einer eisernen
                              Stange umgeruͤhrt, wobei sich dieselbe zwar gleichfoͤrmig und
                              duͤnn geflossen zeigte, aber unter heftiger Gasentwikelung bis an den Rand
                              des Tiegels aufschaͤumte. Sobald sich das Schaͤumen gelegt hatte,
                              wurde der Tiegel ausgegossen, wobei die Mischung wieder zu schaͤumen anfing.
                              Sie erstarrte sehr schnell in der Form.
                           Die langsam abgekuͤhlte Platte war sehr muͤrbe und die Eken schon beim
                              Abkuͤhlen abgesprungen. Sie sah aͤußerlich grau aus, mit
                              roͤthlichen vom Kupferoxydul der Form gefaͤrbten Stellen. Auf dem
                              Bruch war die Platte 1/4 Zoll dik, dicht und von feinblaͤttrigem
                              glaͤnzenden Bruchansehen, uͤber diesem dichten Theil der Masse lag
                              eine 1/8 Zoll dike, feinblasige Lage, und auf diese folgte die oberste Lage, die
                              schaumig und voll großer Blasen war, die sich sehr leicht eindruͤken ließen.
                              Die gegossene Mischung hatte beim Anschlagen mit einem harten Koͤrper keinen
                              Klang; das specifische Gewicht war bedeutend.
                           
                        
                           Zweiter Schmelzversuch.
                           70 Loth fein gemahlener, geschlaͤmmter und getrokneter
                              Schwerspath,
                           30 Loth fein gemahlener, geschlaͤmmter und getrokneter
                              Flußspath.
                           Das Gemeng floß schwerer, als das vorhergehende, und nur bei anhaltendem
                              Weißgluͤhfeuer, aber alsdann klar, wasserhell und ohne Gasentwikelung.
                           Die davon gegossene Platte war nach dem Abkuͤhlen in mehrere Stuͤke
                              zersprungen, sah grauweiß aus, war sehr muͤrbe, leicht zerbrechlich, nicht
                              klingend, sehr schwer, auf dem Bruch feinblaͤttrig, krystallinisch, in der
                              Mitte der Dike voller Blasen.
                           
                        
                           Dritter Schmelzversuch.
                           90 Loth schwefelsaures Blei und
                           10 Loth feingemahlener, geschlaͤmmter und getrokneter
                              Flußspath.
                           Das Gemeng brauchte beim Schmelzen nicht so heftiges Feuer, als die vorhergehende
                              Probe, es floß leicht, aber unter fortwaͤhrender Gasentwikelung, und
                              fortwaͤhrendem Brausen. Beim Umruͤhren schaͤumte die Mischung
                              stark auf. So wie sich das Schaͤumen gelegt hatte, wurde der Tiegel aus dem Ofen gehoben,
                              und die duͤnn geflossene Mischung in die erwaͤrmte Metallform
                              gegossen.
                           Nach vollstaͤndigem Auskuͤhlen war die Masse gelblichweiß von Farbe;
                              wie alle fruͤheren Proben, da wo sie die ebene Formflaͤche
                              beruͤhrt hatte, nicht glatt, sehr schwer, in mehrere Stuͤke
                              zersprungen, auf dem Bruch dicht, nicht glaͤnzend, sondern mehr erdig
                              grauweiß von Farbe und durch eine gelbweiße dichte Schicht in zwei Lagen
                              getheilt.
                           
                        
                           Vierter Schmelzversuch.
                           50 Loth gebrannter fein gepulverter Modellirgyps,
                           40 Loth fein gemahlener, geschlaͤmmter und getrokneter
                              Schwerspath.
                           Das Gemeng kam bei anhaltend heftigem Weißgluͤhfeuer nicht zum Fließen. Es
                              wurde daher mit Befeuern des Ofens aufgehoͤrt und der erkaltete Tiegel
                              zerschlagen. Der Inhalt desselben war weiß, nicht einmal zusammengesintert, leicht
                              zerbrechlich und etwa so hart, wie scharf gegluͤhter, sehr feuerfester
                              Thon.
                           
                        
                           Fuͤnfter Schmelzversuch.
                           10 Loth schwefelsaures Blei und
                           15 Loth fein gemahlener, geschlaͤmmter und getrokneter
                              Flußspath.
                           Das Gemeng floß sehr leicht bei maͤßiger, aber anhaltender
                              Rothgluͤhhize. Es floß ruhig, ohne zu schaͤumen, war beim Ausgießen
                              hell und klar wie Wasser, und stieß dabei dike, weiße Bleidaͤmpfe aus.
                           Die gegossene Platte war nach dem Abkuͤhlen in viele Stuͤke
                              zersprungen, gelblichweiß von Farbe, das Bruchansehen war erdig, das specifische
                              Gewicht bedeutend.
                           
                        
                           Sechster Schmelzversuch.
                           88 Loth schwefelsaures Blei,
                           12 Loth Chlorblei.
                           Das Gemeng floß erst bei starker Weißgluͤhhize. Es stieß mit großer Heftigkeit
                              und schon waͤhrend des Schmelzens dike, weiße Bleidaͤmpfe aus, die den
                              ganzen Raum des Laboratoriums vergifteten, und den bekannten suͤßlichen
                              Geschmak im Munde hervorbrachten. Die gegossene Platte zerbrach nach dem
                              Abkuͤhlen in mehrere Stuͤke. Die Masse sah gelbgrau aus, mit fein
                              sternfoͤrmig krystallisirter Oberflaͤche, hatte auf dem
                              feinkoͤrnigen scharfkantigen Bruch dieselbe Farbe, war muͤrbe und sehr
                              schwer.
                           
                        
                           Siebenter Schmelzversuch.
                           92 Loth schwefelsaures Blei und
                             8 Loth fein gesiebte kupferfreie
                              Bleiglaͤtte.
                           Floß bei sehr heftigem Weißgluͤhfeuer mußig, ungleich unter stetem Brotzeln
                              und Ausstoßen von Bleidaͤmpfen, war nach dem Abkuͤhlen in mehrere Stuͤke
                              zersprungen, sehr schwer, muͤrbe, auswendig und inwendig gelblichweiß von
                              Farbe mit feinsplittrigem dichten Bruch. Alle Stuͤke waren beim Daranschlagen
                              mit einem harten Koͤrper voͤllig klanglos. Diese Versuche ergeben:
                           1) Daß alle Mischungen von ungewoͤhnlichem specifischen Gewicht, daher bei
                              ihrer Benuzung im Großen die Gebaͤude sehr belaͤstigen
                              duͤrften.
                           2) Daß alle diese Mischungen sehr muͤrbe, dem Temperaturwechsel im Freien
                              ausgesezt, daher von keiner langen Dauer seyn duͤrften.
                           3) Daß das Gießen und insbesondere das Abkuͤhlen dieser Mischungen bei der
                              Anwendung im Großen vielen und zum Theil uns besiegbaren Schwierigkeiten ausgesezt
                              ist.
                           4) Daß die Mischungen N. 5, 6, 7 nur mit Aufopferung der
                              Gesundheit der Arbeiter im groͤßeren Verhaͤltniß zu schmelzen sind
                              und
                           5) daß es daher mit Benuzung dieser Mischungen zu den in der Zeitung angegebenen Zweken nichts ist.
                           (Gleichzeitige, im Laboratorium des koͤnigl. Gewerbsinstituts mit mehreren der
                              von Berthier angegebenen Mischungen angestellte Versuche,
                              um große Medaillen, die in Formsand geformt waren, damit zu gießen, gaben
                              ungenuͤgende Resultate; die Masse war zwar in die Form eingedrungen, hatte
                              aber viele Blasen, war sehr bruͤchig, so daß nicht eine Medaille ganz
                              herausgebracht werden konnte. Endlich ist auch der Guß nicht wohlfeil, da man zu
                              jedem eine neue Form gebraucht.
                           Dr. Schubarth.)