| Titel: | Ueber einen neuen Registerpyrometer zum Messen der Ausdehnung fester Körper und zur Bestimmung der höheren Temperaturgrade an der gewöhnlichen Thermometerscala. Von I. Friedrich Daniell, Esq. F. R. S. | 
| Fundstelle: | Band 43, Jahrgang 1832, Nr. XLIV., S. 189 | 
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                        XLIV.
                        Ueber einen neuen Registerpyrometer zum Messen
                           der Ausdehnung fester Koͤrper und zur Bestimmung der hoͤheren
                           Temperaturgrade an der gewoͤhnlichen Thermometerscala. Von I. Friedrich Daniell, Esq.
                           F. R. S.
                        Aus dem Philosophical Transactions fuͤr 1830
                              II. Theil, im Philosophical Magazine and Annals of Philosophy, Septbr. 1831, S. 19.
                              Octbr. S. 268 und Novbr. S. 350.
                        Mit einer Abbildung auf Tab. IV.
                        Daniell's Registerpyrometer zum Messen der Ausdehnung fester
                           Koͤrper.
                        
                     
                        
                           Im Jahre 1821 machte ich im Journal der Royal Institution
                              Bd. XI. S. 309 einen neuen Pyrometer und die Resultate einiger mit demselben
                              angestellten Versuche bekannt, durch welche ich die hoͤchst irrigen Angaben
                              zu berichtigen suchte, die bis zu jener Zeit uͤber jene Temperaturgrade
                              herrschten, welche den Siedepunkt des Queksilbers uͤbersteigen. Dieses
                              Instrument gab genaue Bestimmungen, die unwidersprechlich mit der Scala des
                              Queksilberthermometers in Zusammenhang standen; allein es war nur in
                              sorgfaͤltigen Haͤnden zu wissenschaftlichen Untersuchungen anwendbar,
                              und konnte uͤberdieß nur bei eigens eingerichteten Experimentiroͤfen
                              gebraucht werden, wodurch dessen Anwendung nothwendig sehr beschraͤnkt werden
                              mußte. Ein Pyrometer, der sich allgemein eben so gut fuͤr hoͤhere
                              Temperaturen anwenden laͤßt, wie der gewoͤhnliche Thermometer
                              fuͤr niedere gebraͤuchlich ist, blieb daher immer noch ein großes
                              Beduͤrfniß; und ganz besonders zeigte sich der Mangel eines Instrumentes,
                              welches nicht bloß zu feineren Untersuchungen geeignet waͤre, sondern auch
                              den Toͤpfern, Gießern, Emaillirern und anderen Gewerbsleuten denselben Nuzen
                              bei ihren Arbeiten gewaͤhren koͤnnte, welche die Brauer,
                              Branntweinbrenner, Zukerraffinirer und Chemiker taͤglich aus der Anwendung
                              des Thermometers ziehen.
                           Ich habe die Ehre der Gesellschaft eine Erfindung vorzulegen, die allen diesen
                              Anforderungen entsprechen wird, und welche nicht nur so einfach ist, daß sie den
                              Haͤnden gewoͤhnlicher Arbeiter und bei jeder Art von Feuerung
                              anvertraut werden kann, sondern von der ich auch durch das Resultat meiner Versuche
                              zu erweisen suchen werde, daß sie einen hinlaͤnglichen Grad von Genauigkeit
                              besizt, um unsere Kenntnisse uͤber die Ausdehnung der Metalle, auf welche
                              schon so viele unserer groͤßten Gelehrten Zeit und Muͤhe verwendeten,
                              bedeutend zu erweitern.
                           Ich wußte, als ich den oben angefuͤhrten Aufsaz schrieb, nicht, daß sich
                              bereits Guyton Morveau mit diesem Gegenstande
                              beschaͤftigt hatte, und daß derselbe die Ausdehnung der Platinna als Maßstab
                              fuͤr hoͤhere Temperaturen, und vorzuͤglich zur Verbindung der
                              Angaben des Wedgwood'schen Pyrometers mit der
                              Queksilberscala, und zur Bestaͤtigung der Richtigkeit dieses lezteren
                              Instrumentes vorschlug. Ich habe seither seine muͤhsamen und
                              sorgfaͤltigen Arbeiten in den Annales de Chimie
                              (T. XLVI. S. 276) und in den Mémoires de l'Institute (T. IX u.
                              XII.), welche in unserem Lande nur wenig bekannt geworden zu seyn scheinen, genau
                              studirt, und will daher, ehe ich auf meine Arbeit selbst uͤbergehe, vorher
                              noch einige Augenblike bei den Leistungen dieses vortrefflichen Mannes
                              verweilen.
                           Hrn. Guyton Morveau's Pyrometer bestand aus einem kleinen
                              Platinnastabe, oder einer solchen Platte von 45 Millimeter Laͤnge, 5
                              Millimeter Breite und 2 Millimeter Dike, die in eine Aushoͤhlung eines
                              Stuͤkes stark gebrannten Porzellanes gebracht wurde. Ein Ende dieses Stabes
                              ruhte auf dem soliden Ende, welches die Aushoͤhlung schloß, und das andere
                              Ende druͤkte auf den kurzen Arm eines gekruͤmmten Hebels, dessen
                              laͤngerer Arm sich in eine Spize endigte, und sich an einem Zapfen
                              uͤber den graduirten Bogen eines Kreises bewegte. Durch diese Bewegung wurde
                              jede Verlaͤngerung des Armes, die in Folge der Erhoͤhung der
                              Temperatur Statt fand, angezeigt. Der kurze Arm des Hebels war 2,5 Millim., der
                              laͤngere 50 Millim. lang; lezterer trug einen Nonius, mit welchem man 1/10
                              Grad messen konnte. Alles dieß bestand aus Platinna. Eine Platte aus gleichem
                              Metalle druͤkte nach Art einer Feder auf das Ende des Zeigers, damit derselbe
                              bei dem Herausnehmen aus dem Feuer nicht verruͤkt werden konnte. Die
                              Beschreibung dieses Instrumentes war in der ersten Abhandlung, die im Jahre 1803
                              erschien, durch keine Zeichnung erlaͤutert, und die Notiz in den Annales de Chimie schloß mit der Anzeige, daß der
                              Erfinder zu jener Zeit erst eine Reihe von Versuchen begonnen habe, durch welche der
                              Gang dieser Vorrichtung, ihr Verhaͤltniß zu dem Wedgwood'schen Pyrometer, und
                              der Grad von Vertrauen, welchen man diesem lezteren schenken koͤnne, bestimmt
                              werden soll. – Die zweite Abhandlung erschien erst im Jahre 1808, und in
                              dieser bemerkt Hr. Guyton, „daß von vielen
                                 Seiten der Wunsch ausgedruͤkt worden sey, daß er die Verbesserungen, die
                                 er an seinem Instrumente seit seiner Erfindung angebracht habe, bekannt machen
                                 moͤchte, und daß er sich daher entschloß eine neue Beschreibung desselben
                                 zu geben, und sie durch Zeichnungen anschaulich zu machen, um jeden Arbeiter in
                                 den Stand zu sezen, darnach ein aͤhnliches zu verfertigen.“ Er
                              hielt es fuͤr geeignet hierbei vorher die Arbeiten anderer in diesem Felde
                              der Wissenschaft anzufuͤhren, und gewisse Irrthuͤmer zu beseitigen,
                              welche bis zu jener Zeit uͤber das gebraͤuchlichste, d.h. das
                              Wedgwood'sche Pyrometer herrschten, welches leztere sich nach seiner Ansicht einst
                              sehr bequem und folglich sehr nuͤzlich zeigen wuͤrde, wenn ein Mal der Grad der
                              Genauigkeit, dessen es faͤhig ist, genauer bestimmt worden ist.
                           Die dritte und lezte Abhandlung erschien erst im Jahre 1811, und in dieser ist von
                              keiner weiteren Beschreibung des Platinna-Pyrometers etwas zu finden, sondern
                              eine muͤhsame Vergleichung der Angaben des Platinna-Pyrometers mit
                              jenen des Queksilberthermometers, und mit jenen des Wedgwood'schen Pyrometers, und
                              endlich auch eine Vergleichung der, durch diese Instrumente bestimmten, Grade mit
                              den vorher bekannten Graden der Ausdehnung des Siedens und Schmelzens verschiedener
                              Substanzen, und zwar in einer Reihe von Temperaturgraden, in welcher die
                              hoͤchsten Grade des thermometrischen und die niedrigsten Grade der
                              Wedgwood'schen Scala begriffen waͤren.
                           Alle Bemuͤhungen des Hrn. Guyton waren in dieser
                              Abhandlung dahin gerichtet, die Grade zu schaͤzen, welche durch Wedgwoods Thonstuͤke bestimmt worden waren; allein
                              sehr merkwuͤrdig ist es, daß er die Vergleichung des
                              Platinna-Pyrometers durch wirkliche Versuche nicht weiter als bis zum
                              Schmelzpunkte des Spießglanzes trieb, und nach dieser Basis die Correction des
                              Schmelzpunktes des Eisens berechnete, indem er eine, bis
                              zu den hoͤchsten Temperaturgraden gleichmaͤßig fortschreitende,
                              Progression annahm. Die auf Versuche begruͤndete Vergleichung wurde offenbar
                              bei hoͤheren Temperaturen durch einige Schwierigkeit in der
                              Ausfuͤhrung verhindert, und diese Schwierigkeit duͤrfte folgende seyn.
                              Die Platinna wird naͤmlich in der Rothgluͤhhize sehr weich und
                              geschmeidig, so daß der Hebel, gegen welchen die pyrometrische Stange druͤkt,
                              bei seinen schwachen Dimensionen leicht gebogen und dadurch der ganze Versuch
                              vergebens wird. Aus eigener Erfahrung kann ich hierbei noch bemerken, daß die
                              Federplatte aus Platinna und der Mittelstift sehr geneigt sind, bei großer Hize ihre
                              Textur zu veraͤndern, so daß dadurch die Bewegung des Hebels verhindert, und
                              derselbe endlich an den Zeiger angeschweift wird: ein sehr geringer Druk wird
                              naͤmlich bei einer hohen Temperatur schon diese Wirkung hervorbringen.
                           Der Schluß der lezten Abhandlung zeigt deutlich, daß Hr. Guyton selbst daran zweifelte, daß der Platinna-Pyrometer eine
                              allgemeine Anwendung erhalten wuͤrde; er sagt naͤmlich:
                              „diese Berichtigungen werden ohne Zweifel, sowohl bei den Arbeiten der
                                 Chemiker, als bei jenen der Kuͤnstler, die Nuͤzlichkeit des
                                 Thonpyrometers erhoͤhen; wenn auch der Platinna-Pyrometer, welcher
                                 genauer, aber weniger gebraͤuchlich ist, bloß zur Versicherung des Ganges
                                 des ersteren, und zu wichtigeren Untersuchungen aufbehalten werden
                                 sollte.“
                              
                           
                           Obschon nun Hr. Guyton offenbar die Ungenauigkeit der
                              Wedgwood'schen Methode hoͤhere Temperaturgrade zu messen, erwies, so blieb er
                              doch noch weit von jenem Punkte entfernt, auf den er so ernstlich und muͤhsam
                              hinarbeitete, d.h. von der Regelmaͤßigkeit des Zusammenziehens der
                              Thonstuͤke, oder von der Aufstellung einer Schaͤzung der Grade in dem
                              ganzen Maßstabe, die genauer und richtiger waͤre, als jene, die er so
                              vollkommen umstieß. Die vergleichsweisen Versuche, die er mit dem
                              Platinna-Pyrometer uͤber die Siedepunkte des Queksilbers, des
                              Leinoͤhles und den Schmelzpunkt des Spießglanzes anstellte, veranlaßten ihn
                              das Aequivalent eines jeden Grades von 130° F. auf 62°5 zu reduciren.
                              Dadurch wurde der Nullpunkt des Thon-Pyrometers von 1077° auf
                              517° zuruͤkgesezt; allein Hr. Guyton
                              scheint uͤbersehen zu haben, daß fuͤr diesen Nullpunkt eine, am Tage
                              sichtbare, Rothgluͤhhize erklaͤrt wurde, uͤber welche kein
                              Mißverstaͤndniß herrschen kann, und welche offenbar nicht unter dem
                              Siedepunkte des Oehles, dem Schmelzpunkte des Bleies oder dem Siedepunkte des
                              Queksilbers stehen kann. Dessen ungeachtet findet man in Hrn. Guyton's Tabelle alle diese Hizgrade uͤber dem Nullpunkte. Guyton sezte den Schmelzpunkt des Silbers auch auf den
                              22sten statt auf den 28sten Grad der Wedgwood'schen Scala, was nach seiner eigenen
                              Angabe eine Verbesserung war, die zuerst Sir James Hall
                              im neunten Bande von Nicholson's Journal in Anregung
                              brachte. Da er nun den Werth eines jeden Grades zu 62°5 F. annahm, so
                              bestimmte er diesen Punkt auf 1892° F., welche Bestimmung so ziemlich mit
                              meinem, in der oben erwaͤhnten Abhandlung angefuͤhrten, Versuche
                              uͤbereinstimmt. Hieraus sezte er in der Voraussezung einer
                              gleichmaͤßigen Progression, die Berechnung bis zum Schmelzpunkt des Eisens
                              fort, wornach der 130ste Grad W. mit 8696° F. correspondiren sollte. Diese
                              Angabe ist zwar bloß die Haͤlfte der 17977°, welche Wedgwood
                              dafuͤr angab, allein sie ist doch sehr weit von dem Resultate meiner Versuche
                              entfernt, welches 3479° gibt.
                           Dessen ungeachtet ist es sonderbar, daß Hrn. Guyton's
                              Abhandlung selbst einen Beweis enthaͤlt, daß seine Bestimmung irrig ist, die
                              meinige hingegen der Wahrheit sehr nahe kommt. Derselbe weist naͤmlich, als
                              Huͤlfsmittel zur Berichtigung der Angaben der Instrumente, die zum Messen
                              hoher Temperaturgrade bestimmt sind, auf den Calorimeter, welcher durch die
                              Bestimmung der Hize, die ein gluͤhender Koͤrper bekannten
                              Quantitaͤten Eis oder Wasser mittheilt, die noͤthigen Daten zur
                              weiteren Berechnung darbietet. Er fuͤhrt hiernach die genauen Versuche von
                              Clement und Desormes an,
                              die folgende Punkte auf diese Weise bestimmten.
                           
                           
                              
                                 
                                 Durch die Menge desgeschmolzenen Eises.
                                 Durch die dem
                                    Wasser    mitgetheilte Hize.
                                 
                              
                                 
                                       Fahrenh.
                                     Fahrenh.
                                 
                              
                                 Temperatur des
                                    geschmolzenen     geschmeidigen
                                    Eisens
                                           
                                    3988°
                                           3902°
                                 
                              
                                 Roheisen auf dem Punkte zu schmelzen
                                           
                                    3164
                                             –
                                 
                              
                                 Rothgluͤhendes Eisen
                                           
                                    2732
                                             –
                                 
                              
                                 Weißgluͤhendes dtto
                                           
                                    3282
                                             –
                                 
                              
                                 Eisen, welches am Tage eben zu
                                    gluͤhen     aufhoͤrte
                                             
                                    –
                                           1272
                                 
                              
                                 Geschmolzenes Kupfer
                                             
                                    –
                                           2294
                                 
                              
                           Ich bestimmte nach meinen Versuchen den Schmelzpunkt des Roheisens auf 3479°,
                              jenen des Kupfers auf 2548°, und jenen des rothgluͤhenden auf
                              1000°, was obigen Resultaten so ziemlich nahe kommt, obschon mir dieselben zu
                              der Zeit, als ich meine Versuche anstellte, gaͤnzlich unbekannt waren. Hr.
                              Guyton bemerkte uͤber diese Resultate:
                              „Man braucht nur einen Blik auf die Resultate zu werfen, um neue,
                                 einhellige Beweise von der Nothwendigkeit zu erhalten, daß die Werthe, welche
                                 Wedgwood den Graden seines Pyrometers beilegte, reducirt werden
                                 muͤssen.“ Allein ich scheue mich nicht zu behaupten, daß diese
                              Reductionen hier zu weit getrieben sind, wie dieß erhellt, wenn man sie mit jenen
                              zusammenhaͤlt, zu denen ich durch die, in dieser Abhandlung
                              angefuͤhrten, Versuche geleitet wurde. Ich bin weit entfernt, Zweifel in die
                              Genauigkeit der Beobachtungen, deren Mittheilung ich obigen beiden gewandten
                              Chemikern verdanke, zu sezen; man wird im Gegentheile leicht einsehen, daß der
                              Unterschied der Resultate groͤßten Theils von der Verschiedenheit der
                              Verfahrungsweisen herruͤhrt, so daß ihre Schaͤzungen der Grade des
                              Wedgwood'schen Pyrometers am Ende, und wenn man das Mittel der Abweichung nimmt, die
                              sich mit so zarten Operationen vertraͤgt, doch ehe zur Bestaͤtigung
                              als zur Widerlegung des von mir aufgestellten Verbesserungssystemes dienen.
                           Es verdient bemerkt zu werden, daß das Resultat besser mit der ganzen Reihe der
                              Phaͤnomene uͤbereingestimmt haben wuͤrde, wenn die Grade des
                              Wedgwood'schen Pyrometers nach dieser Bestimmung des Schmelzpunktes des Eisens
                              geschaͤzt worden waͤren. Sie wuͤrden dann beilaͤufig auf
                              20° F., statt auf 130° F., wie der Erfinder annahm, oder auf
                              62°5, wie sie Guyton reducirte, geschaͤzt
                              worden seyn; und nimmt man hiernach Wedgwood's Originalbestimmung des Schmelzpunktes
                              des Silbers auf 28° seiner Scala, und den Nullpunkt auf 1077° an, so
                              wuͤrde dieser Schmelzpunkt beilaͤufig auf 1650° kommen.
                              Erhoͤht man den Nullpunkt ein wenig (und es ist sehr wahrscheinlich, daß die
                              Temperatur einer am Tage vollkommen sichtbaren Rothgluͤhhize ehe uͤber
                              als unter 1077° betraͤgt), so erhaͤlt man etwas, was der Wahrheit sehr nahe
                              kommt. Diese großen Abweichungen und der Mißbrauch, der seit langer Zeit sowohl mit
                              Wedgwood's als Guyton's Pyrometer getrieben wurde, werden hinlaͤnglich
                              beweisen, wie nothwendig eine weitere Untersuchung dieses wichtigen und
                              interessanten Gegenstandes war.
                           Der Pyrometer, den ich der Gesellschaft hier vorlege, besteht aus zwei Theilen, die
                              ich mit den Namen Register und Scala belegen will. Ersteres besteht aus einem
                              soliden Stabe von graphithaltigem Toͤpfergute von 8 Zoll Laͤnge, 7/10
                              Zoll Breite und eben so viel Dike, welchen man aus einem gewoͤhnlichen
                              Graphittiegel schneiden kann. In diesen Stab ist eine Furche von 3/10 Zoll im
                              Durchmesser und 7 1/2, Zoll Tiefe gebohrt; an seinem oberen Ende und an der einen
                              Seite des Stabes ist ungefaͤhr in der Laͤnge von 6/10 Zoll die
                              Substanz desselben zur Tiefe des halben Durchmessers der ausgebohrten Rinne
                              weggeschnitten. Wird nun eine 6 1/2 Zoll lange Stange irgend eines Metalles in diese
                              Aushoͤhlung gesenkt, so stemmt sich dieselbe gegen deren solides Ende. Auf
                              die Spize dieser Stange wird ein 1 1/2 Zoll langes, walzenfoͤrmiges
                              Stuͤk Porzellan gebracht, welches ich den Zeiger nennen will. Dieses
                              Stuͤk wird, da es in den offenen Raum und uͤber denselben hinaus
                              reicht, durch einen Ring oder durch ein Band aus Platinna an seiner Stelle erhalten,
                              und dieses Band, welches um den Graphitstab und das Porzellanstuͤk geht, kann
                              dadurch mit jeder erforderlichen Kraft auf lezteres druͤken, daß man einen
                              kleinen Keil aus Porzellan zwischen den Stab und das Band, an der Seite des ersteren
                              treibt. Es ist offenbar, daß, wenn eine solche Vorrichtung einer hoͤheren
                              Temperatur ausgesezt wird, der Metallstab den Zeiger um so viel uͤber den
                              Graphitstab treiben wird, als er sich in der Hize mehr ausdehnt, und daß der Zeiger
                              nach dem Erkalten an der hoͤchsten Stelle der Ausdehnung bleiben wird. Ich
                              muß bemerken, daß die genaue Angabe des Betrages der Ausdehnung nicht im Geringsten
                              durch die bleibende Zusammenziehung beeintraͤchtigt wird, die der Graphitstab
                              allenfalls bei hoͤheren Hizgraden erleidet; denn jede solche Zusammenziehung
                              wird waͤhrend der groͤßten Ausdehnung des Metalles geschehen, und der
                              Zeiger wird daher doch noch den Punkt seiner hoͤchsten Ausdehnung
                              uͤber diese zusammengezogene Basis anzeigen.
                           Die Aufgabe liegt nun in der genauen Messung der Entfernung, um welche der Zeiger von
                              seiner urspruͤnglichen Stellung an vorwaͤrts getrieben wurde. Obschon
                              diese Entfernung in jedem Falle nur gering seyn kann, so ist dieß doch kein Grund,
                              aus welchem dieselbe nicht mit derselben Genauigkeit bestimmt werden koͤnnte,
                              welche man heut zu Tage sowohl bei astronomischen als geodaͤtischen
                              Operationen bei aͤhnlichen Quantitaͤten gewohnt ist. Ich habe die
                              Scala zu diesem Behufe
                              aus zwei messingenen Maßstaͤben verfertigt, welche an ihren Raͤndern
                              unter einem rechten Winkel genau zusammengefuͤgt sind, unter rechten Winkeln
                              auf zwei Seiten des Graphitstabes passen, und beilaͤufig halb so lang wie
                              dieser sind. An dem einen Ende dieses doppelten Maßstabes ragt eine kleine,
                              messingene Platte unter einem rechten Winkel hervor, welche Platte, wenn die beiden
                              Seiten des ersteren auf die beiden Seiten des Registers zu liegen kommen, auf die
                              Schulter herab gelangt, die durch die, an seinem oberen Ende ausgeschnittene,
                              Einkerbung gebildet wird. Auf diese Weise ist mithin das Ganze durch drei
                              Beruͤhrungsflaͤchen an dem Graphitstabe fest angebracht.
                           An der aͤußeren Seite dieses Gestelles ist ein anderer messingener Maßstab
                              fest angeschraubt, welcher uͤber denselben hinausragt, und etwas gebogen ist,
                              so daß sein Ende der Aushoͤhlung in dem Graphitstabe gegenuͤber zu
                              liegen kommt, wenn er auf diesen gebracht wird. Dieser Maßstab traͤgt einen
                              beweglichen Arm, der genau 5 1/2 Zoll lang ist, und sich an seinem befestigten Ende
                              um einen Mittelpunkt dreht, waͤhrend er an dem anderen Ende einen Kreisbogen
                              traͤgt, der in Grade und Drittelgrade getheilt ist, und dessen Radius genau 5
                              Zoll mißt. An dem Mittelpunkte dieses Kreises um den Arm, und folglich in einer
                              Entfernung von einem halben Zolle von dem Mittelpunkte der Bewegung, dreht sich ein
                              anderer leichterer Arm, der genau dem Radius des Kreisbogens gleich ist, und an dem
                              einen Ende einen Nonius traͤgt, welcher sich auf der Flaͤche des
                              Bogens bewegt, und die erstere Gradabtheilung in Minuten theilt. Das andere Ende
                              durchkreuzt den Mittelpunkt, und endigt sich genau in der Entfernung von 1/10 des
                              Radius oder in der Entfernung zwischen den beiden Mittelpunkten der Bewegung in eine
                              stumpfe staͤhlerne Spize, die unter einem rechten Winkel nach
                              Einwaͤrts gebogen ist. Die Grade sind mit der groͤßten Genauigkeit
                              durch Hrn. Troughton's Theilungsmaschine abgetheilt.
                              Dieser Theil des Apparates kann als ein Reductionszirkel (a
                                 pair of proportional compasses) betrachtet werden, der an dem Ende des
                              messingenen Maßstabes und Gestelles befestigt ist, und dessen laͤngerer
                              Schenkel, der den Bogen und den Nonius traͤgt, sich zu dem kuͤrzeren
                              wie 10 zu 1 verhaͤlt. Und da dieser leztere als die Sehne eines kleinen
                              Kreises zu betrachten ist, so wird er von ersterem in gleichem Verhaͤltnisse
                              vergroͤßert, und an der Scala gemessen. In den groͤßeren Arm ist eine
                              kleine Stahlfeder eingelassen, welche auf den kleineren Arm druͤkt, so daß
                              dadurch der Nonius auf den Anfang der Graduirung gerichtet, und wenn er
                              zuruͤkgedruͤkt worden, wieder in seine urspruͤngliche Stellung
                              gebracht wird.
                           Die beigefuͤgten Zeichnungen, welche saͤmmtliche Theile um ein Drittheil kleiner, als
                              in natuͤrlichem Zustande zeigen, werden obige Beschreibung deutlicher machen.
                              Fig. 21
                              zeigt die Scala. AA ist der messingene
                              Hauptmaßstab, an dessen unterer Seite das Gestell aaaaaa' mittelst der Schrauben bb
                              angebracht ist, und der an seinem gekruͤmmten Ende c den Arm B traͤgt, welcher sich um den
                              Mittelpunkt d bewegt, und sich in den Kreisbogen ee endigt. CC
                              ist der leichtere Arm, der sich um den Mittelpunkt k auf
                              dem Arme B bewegt, und an dem einen Ende den Nonius g, an dem anderen die staͤhlerne Spize h traͤgt. Die Entfernung dieser lezteren von dem
                              Mittelpunkte f betraͤgt genau einen halben Zoll
                              oder 1/10 von dem Radius fg, und ist der
                              Entfernung der beiden Mittelpunkte fd von einander
                              gleich, i ist eine kleine Linse, welche
                              zuruͤkgelegt dargestellt ist, die aber durch die Mittelpunkte k und l senkrecht
                              uͤber den Nonius gehoben werden kann, um dadurch das Lesen desselben zu
                              erleichtern. mm ist die Stahlfeder, die in einer,
                              in den Arm B geschnittenen Oeffnung befestigt ist, auf
                              einen kleinen Stift n in dem Arme C druͤkt, und den Radius auf den Anfang des Bogens
                              zuruͤkzieht.
                           Fig. 22 zeigt
                              das Register. DDDD ist der Graphitstab mit seiner
                              Aushoͤhlung oo; bei pp ist derselbe bis zur Haͤlfte der Tiefe
                              der Aushoͤhlung weggeschnitten. qq ist der
                              porzellanene Zeiger, welcher auf die Spize des Metallstabes gebracht, und durch den
                              Druk des Platinnabandes r, das durch die Kraft des
                              kleinen porzellanenen Keiles s wirkt, in seiner Lage
                              erhalten wird.
                           Soll nun eine Beobachtung gemacht werden, so wird die Metallstange in die
                              Aushoͤhlung des Registers gebracht, der Zeiger auf dieselbe
                              niedergedruͤkt, und mittelst des Platinnabandes und des Porzellankeiles in
                              dieser Stellung fest gemacht. Dann bringt man die Scala an, indem man die
                              messingenen Maßstaͤbe an die Seiten des Graphitstabes anpaßt, und sie dadurch
                              befestigt, daß man das Querstuͤk (a') auf die
                              Schulter druͤkt. Waͤhrend man nun das Ganze mit der linken Hand
                              haͤlt, muß der bewegliche Arm so gestellt werden, daß die staͤhlerne
                              Spize (h) des einen Schenkels des Zirkels, auf den Rand
                              des porzellanenen Zeigers zu liegen kommt, gegen den sie durch die Feder mit einiger
                              Gewalt gedruͤkt wird. Dann bewegt man den Arm sachte mit der rechten Hand
                              vorwaͤrts, wodurch die Spize laͤngs des Endes des Zeigers gleiten
                              wird, bis sie in eine kleine Aushoͤhlung (t)
                              faͤllt, die zu deren Aufnahme angebracht ist, und genau mit der Achse des
                              Metallstabes in dem Register und mit dem Mittelpunkte der Bewegung des Zirkels an
                              dem messingenen Maßstabe zusammenfaͤllt. Die Minute des Grades, welche der
                              Nonius nun an dem Bogen anzeigt, muß bemerkt werden; ebendieß muß auch geschehen,
                              nachdem das Register einer erhoͤhten Temperatur ausgesezt und wieder abgekuͤhlt
                              worden. Die Zahl der Grade oder Minuten, welche der Nonius dann anzeigt, wird, durch
                              eine einfache Berechnung aus der bekannten Laͤnge der Radii und des Winkels,
                              die Laͤnge der Sehne, die zwischen der urspruͤnglichen Stellung der
                              Zirkelschenkel und dem Punkte, bis zu welchem sie sich bewegt haben, enthalten ist,
                              oder jene Entfernung angeben, um welche der Zeiger vorwaͤrts getrieben wurde.
                              – Dieses Verfahren scheint zwar in der Beschreibung sehr zusammengesezt,
                              allein in der Praxis ist dasselbe sehr einfach, so daß es bei einiger Uebung kaum
                              mehr als einige Minuten Zeit erfordert. Da die Scala dieses Pyrometers ganz von
                              jenem Theile abgesondert ist, welcher dem Feuer ausgesezt ist, so faͤllt
                              dadurch eine der erheblichsten Einwendungen weg, die bisher immer gegen andere
                              Erfindungen dieser Art wegen der Ungewißheit des Hizgrades und der Ausdehnung, deren
                              sie faͤhig sind, gemacht wurden. Wegen der Einfachheit jenes Theiles, der
                              einzig und allein einer groͤßeren Hize ausgesezt wird, ist meine Vorrichtung
                              auch wenigen Zerstoͤrungen ausgesezt, und erfolgt ja ein Unfall, so sind die
                              Materialien, die zur Ausbesserung noͤthig sind, so wohlfeil, daß die Ausgabe
                              hoͤchst unbedeutend wird.
                           Die Berechnung der absoluten Ausdehnung des Stabes, welche von der Scala angegeben
                              wird, kann auf folgende Weise geschehen: – So wie sich der Radius zu dem
                              doppelten Sinus des halben abgelesenen Bogens, den man in einer Tabelle der
                              natuͤrlichst, Sinus findet, verhalten wird, so wird sich der Radius B zu der Sehne desselben Bozens verhalten; und dieser
                              getheilt durch 10, (da der Radius von B zehn Mal so lang
                              als der Radius fh ist), wird die verlangte
                              Laͤnge geben. Sezen wir, daß der von der Scala abgelesene Bogen 4°
                              betraͤgt, so wird
                           
                              
                                    Radius
                                 Sinus von 2 Zoll
                                 
                              
                                 1,0000000 :
                                  0,348995 × 2 = 5 : 0,348955 ÷ 0 10 =
                                    0,0348995.
                                 
                              
                           Arbeitet man dieses Verhaͤltniß aus, so wird man bemerken, daß die
                              Multiplication mit 2 und mit 5, indem sie beide bestaͤndig sind, zugleich mit
                              der Theilung durch 1,0 ausgelassen werden kann; und laͤßt man endlich auch
                              die Theilung durch 10 aus, so loͤst sich das Ganze in ein Aufsuchen des Sinus
                              des halben Bogens, der von der Scala abgelesen wird, in einer Tabelle der
                              natuͤrlichen Sinus auf, wobei man denselben als eine Decimale eines Zolles zu
                              lesen hat.
                           Ueberdieß stehen die Sehnen kleiner Bogen so genau im Verhaͤltnisse zu ihren
                              Bogen, daß sie, da die Zahl der Grade, die auf der Scala gemessen wird, nie 10
                              uͤbersteigt, ohne merklichen Irrthum als die Zeichen gleicher Zunahmen der
                              Ausdehnung betrachtet werden koͤnnen. Folgende kurze Tabelle des Werthes eines Grades und der
                              Minuten eines Grades moͤchte in der Praxis einigen Nuzen
                              gewaͤhren.
                           
                              
                                 0
                                       1
                                 
                                    Zoll.
                                 
                              
                                 1
                                       0
                                     =    
                                 0,00872
                                 
                              
                                 0
                                     30
                                     =    
                                 0,00436
                                 
                              
                                 0
                                     20
                                     =    
                                 0,00290
                                 
                              
                                 0
                                     15
                                     =    
                                 0,00218
                                 
                              
                                 0
                                     10
                                     =    
                                 0,00145
                                 
                              
                                 0
                                       5
                                     =    
                                 0,00072
                                 
                              
                                 0
                                       2
                                     =    
                                 0,00029
                                 
                              
                                 0
                                       1
                                     =    
                                 0,00014
                                 
                              
                           Die Sehne von 10 Graden, die man aus dieser Tabelle durch Multiplication von 0,00872
                              mit 10 erhaͤlt, wird also 0,872 betragen, waͤhrend dieselbe genauer
                              0,0871 ausmacht; da aber dieser Unterschied nur 1/10000 Zoll betraͤgt, so
                              duͤrfte derselbe wohl in den meisten Faͤllen libergangen werden.
                           Ich will nun versuchen den Grad von Vertrauen, den dieser neue Pyrometer verdient,
                              dadurch zu zeigen, daß ich die Resultate seiner Angaben mit den Resultaten der
                              besten Versuche uͤber die Ausdehnung der Metalle vergleiche. Die Versuche der
                              HH. Dulong und Petit
                              Annales de Chimie et de Physique. VII. S.
                                    113. sind hierzu sehr geeignet. Diese gewandten Physiker gaben in ihrer
                              beruͤhmten Preisschrift uͤber die Messung der Temperaturen und
                              uͤber die Geseze, nach welchen sich die Waͤrme mittheilt, nach
                              Versuchen die Ausdehnung an, welche Platinna- und Eisenstangen in
                              verschiedenen Zwischenraͤumen zwischen dem Gefrierpunkte des Wassers und dem
                              Siedepunkte des Queksilbers erleiden. – Gegen die Art und Weise, auf welche
                              diese Herren experimentirten, laͤßt sich keine Einwendung machen; allein zu
                              bedauern ist es, daß sie ihre Endresultate wegen eines Irrthumes in der Berechnung,
                              den Hr. Crichton
                              Annals of Philosophy, New Series VII. S.
                                    241. auffand, nicht corrigirten, um so mehr da dieser Fehler nicht so unbedeutend
                              ist, als daß er nicht einigen Einfluß auf die Theorie, die sie auf diese Resultate
                              gruͤndeten, haben muͤßte. Dieser Irrthum, welcher den Betrag der
                              Ausdehnung in Volumen betrifft, beschraͤnkt sich jedoch bei der
                              linienfoͤrmigen Ausdehnung, welche der Gegenstand gegenwaͤrtiger
                              Untersuchung ist, auf den dritten Theil, und kann daher hier unberuͤksichtigt
                              bleiben.
                           Folgende Tabelle uͤber die Ausdehnung des Eisens und der Platinna ist aus dem
                              Werke dieser Herren entnommen.
                           
                           
                              
                                 Temperatur, die von der  Ausdehnung
                                    der Luft      hergeleitet
                                    ist.
                                     Mittlere
                                    absoluteAusdehnung des
                                    Eisens     fuͤr 180
                                    Grade.
                                       Mittlere
                                    absoluteAusdehnung der
                                    Platinna       fuͤr
                                    180 Grade.
                                 
                              
                                    Von  
                                    32° bis 212°
                                          1/28200
                                           
                                    1/37700
                                 
                              
                                    Von 392° bis
                                    572°
                                          1/22700
                                           
                                    1/36300
                                 
                              
                           Hieraus folgern wir die linienfoͤrmige Ausdehnung der Platinna fuͤr
                              180° F. von 32° bis 212° mit 0,00088420, und fuͤr
                              180° von 392° bis 572° mit 0,00091827; und jene des Eisens, von
                              32° bis 212° mit 0,00118203, von 392° bis 572° mit
                              0,00146842, woraus sich fuͤr beide im Vergleiche mir einem Luftthermometer
                              eine zunehmende Ausdehnung ergibt.
                           Die Metallstaͤbe, welche ich bei den folgenden Versuchen anwendete, waren
                              saͤmmtlich 6,5 Zoll lang.
                           Erster Versuch. Ein vierekiger Platinnastab von 1/10 Zoll
                              Dike wurde sorgfaͤltig in das Graphitregister gebracht, welches in den
                              Apparat gesezt wurde, den man in Fig. 23 im Kleinen
                              dargestellt sieht. An diesem Apparate ist a eine eiserne
                              Roͤhre von 2 Zoll im Durchmesser, welche am Boden geschlossen ist. b ist eine, an dem oberen Ende geschlossene,
                              Graphitroͤhre, die in die Muͤndung der vorigen eingerieben ist. c ist eine kleinere Graphitroͤhre, welche von der
                              Seite des oberen Endes der Roͤhre b
                              auslaͤuft, und gleichfalls durch Einreiben an ihrer Stelle erhalten wird. Das
                              Ganze gleicht einer Art von Destillirkolben, der leicht zusammengesezt werden kann,
                              und in welchem sich das Queksilber leicht auf einem gewoͤhnlichen Feuer zum
                              Sieden bringen laͤßt, ohne daß die Daͤmpfe verloren gehen oder den
                              Experimentirer vergifte Das Register wurde nun mit einem Drahte an seiner Stelle
                              befestigt, so daß dasselbe, wenn Queksilber in den eisernen Behaͤlter
                              gegossen wurde, nicht schwimmen konnte. Bei diesem Versuche stieg das Queksilber
                              etwas uͤber die halbe Laͤnge des Registers. Hierauf wurde der ganze
                              Apparat uͤber ein Feuer gestellt; in 10 Minuten sing das Queksilber zu sieden
                              an, in 10 weiteren Minuten ging dasselbe durch Destillation frei uͤber, und
                              in den naͤchsten 10 Minuten wurde der Apparat abgenommen, das Register
                              entfernt, und dem Abkuͤhlen uͤberlassen. Der Bogen, der auf der Scala
                              gemessen wurde, betrug in diesem Augenblike 1°17'.
                           Dieser Versuch wurde wiederholt, nur wurde dieß Mal der Kopf des Destillirkolbens
                              abgenommen, und dem Queksilber gestattet, eine Viertelstunde lang frei in dem
                              eisernen Gefaͤße zu sieden. Der gemessene Bogen betrug 1°23'.
                           Nun ließ ich das Register auf dem Queksilber schwimmen, so daß dasselbe, wenn der Kopf des
                              Kolbens aufgesezt war, und das Queksilber zum Sieden kam, nicht unter das Metall
                              untergetaucht, sondern bloß von dessen Dampf umgeben war; dabei las ich
                              1°16'. Eine Wiederholung des Versuches gab 1°23'.
                           Bei einer anderen Wiederholung des Versuches dehnte ich die Zeit von dem ersten
                              Beginn des Siedens des Queksilbers auf 20 Minuten aus; dabei las ich auf der Scala
                              1°20'.
                           Hierauf reducirte ich die Zeit wieder auf 10 Minuten, und erhielt durch die Messung
                              1°23'.
                           Bei den verschiedenen Wiederholungen dieses Versuches destillirte das Queksilber frei
                              uͤber, und die Temperatur dabei war so, daß jeder Theil der
                              Graphitroͤhren, in welchen der Dampf circulirte, ein Stuͤk dagegen
                              gehaltenes Schreibpapier eben versengte, aber nicht schwaͤrzte.
                           Folgende Tabelle gibt einen Ueberblik uͤber diese Resultate, und zeigt
                              zugleich die Ausdehnung, welche jede Lesung angab, so wie das mittlere Resultat.
                           
                              
                                 1°17'
                                 = 0,01119
                                 
                              
                                 1  23
                                 = 0,01206
                                 
                              
                                 1  16
                                 = 0,01105
                                 
                              
                                 1  23
                                 = 0,01206
                                 
                              
                                 1  20
                                 = 0,01163
                                 
                              
                                 1  20
                                 = 0,01206 – im mittl. Durchschn. 1°20' =
                                    0,01163.
                                 
                              
                           Die Temperatur der Atmosphaͤre betrug waͤhrend dieser Beobachtungen
                              beilaͤufig 64° F.
                           Zweiter Versuch. Ein Stab geschmeidiges Eisen von der
                              Groͤße des oben erwaͤhnten Platinnastabes wurde statt dieses lezteren
                              in das Register gebracht, und der Versuch fuͤnf Mal wiederholt: zwei Mal,
                              wobei das Register unter das Queksilber untertauchte, und drei Mal, wobei es bloß
                              dem Dampfe ausgesezt war. Die Zeit, waͤhrend welcher das Eisen dem Versuche
                              ausgesezt war, wechselte von 10 bis 20 Minuten von dem ersten Momente an, in welchem
                              das Metall zu sieden begann. Die verschiedenen Resultate, die auf der Scala zu lesen
                              waren, und die Ausdehnungen ersieht man aus folgender Tabelle:
                           
                              
                                 2°13'
                                 = 0,01933
                                 
                              
                                 2  33
                                 = 0,02224
                                 
                              
                                 2  10
                                 = 0,01890
                                 
                              
                                 2  20
                                 = 0,02079
                                 
                              
                                 2  20
                                 = 0,02036 – im mittl. Durchschn. 2°20' =
                                    0,02036.
                                 
                              
                           Die groͤßte Abweichung von dem Mittel betrug daher bei dem Versuche mit der
                              Platinna bloß 6/10000 Zoll, und bei dem Versuche mit dem Eisen bloß 13/10000
                              Zoll.
                           Ich will nun diese Resultate mit obigen Bestimmungen der HH. Dulong und Petit vergleichen.
                           
                        
                           
                           Ausdehnung der Platinna.
                           Laͤnge des Stabes.
                           
                              
                                 Von   32° bis
                                    212° = 0,00088420 × 6,5
                                 = 0,005747300
                                 
                              
                                 Von 392° bis 572° =
                                    0,00091827 × 6,5
                                 = 0,005968755
                                 
                              
                                 
                                 ––––––––––––
                                 
                              
                                 
                                    0,011716055
                                 
                              
                                 Von 212° bis 392° = dem
                                    Mittel des Obigen
                                 = 0,005858027
                                 
                              
                                 
                                 ––––––––––––
                                 
                              
                                 Totalausdehnung von 32° bis
                                    572
                                 = 0,017574082
                                 
                              
                                     Dazu rechne
                                    man fuͤr die Ausdehnung von 572°bis 660°, die
                                    Temperatur des siedenden Queksilbers,nach dem hoͤchsten
                                    Verhaͤltnisse berechnet:
                                 
                                 
                              
                                     180°
                                    : 0,005968735 = 88° : 0,002918058
                                 = 0,002918058
                                 
                              
                                 
                                 ––––––––––––
                                 
                              
                                 
                                    0,020492140
                                 
                              
                                 Nun ziehe man die Ausdehnung fuͤr
                                    32° ab, indem der    Versuch mit dem
                                    Pyrometer bei 64° gemacht wurde
                                 = 0,001021742
                                 
                              
                                 Nach dem niedrigsten Verhaͤltnisse
                                    berechnet:
                                 
                                 
                              
                                     180°
                                    : 0,005747300 = 32° : 0,501021742
                                 
                                 
                              
                                 Wirkliche Ausdehnung des Stabes nach Dulong
                                        und Petit
                                 = 0,019470398
                                 
                              
                                 
                                 ––––––––––––
                                 
                              
                                 Wenn man von der, auf diese Weise
                                    erhaltenen, Ausdehnung
                                           
                                    0,01947
                                 
                              
                                 die scheinbare Ausdehnung abzieht, die man
                                    durch den    Pyrometer erhielt
                                           
                                    0,01163
                                 
                              
                                 
                                 ––––––––––––
                                 
                              
                                     so wird der
                                    Rest
                                           
                                    0,00784
                                 
                              
                                 die Ausdehnung des Graphites seyn.
                                 
                                 
                              
                           
                        
                           Ausdehnung des Eisens.
                           Laͤnge des Stabs.
                           
                              
                                 Von   32° bis
                                    212° = 0,00118203 × 6,5
                                 = 0,007683195
                                 
                              
                                 Von 392° bis 572° =
                                    0,00146842 × 6,5
                                 = 0,009544730
                                 
                              
                                 
                                 –––––––––––––
                                 
                              
                                 
                                    0,017227925
                                 
                              
                                 Von 212° bis 392° = dem
                                    Mittel des Obigen
                                 = 0,008613962
                                 
                              
                                 
                                 –––––––––––––
                                 
                              
                                 Totalausdehnung von 32° bis
                                    572°
                                 = 0,025841887
                                 
                              
                                     Dazu rechne
                                    man fuͤr die Ausdehnung von572° bis 660°, die
                                    Temperatur des siedendenQueksilbers, nach dem hoͤchsten
                                    Verhaͤltnisseberechnet:
                                 
                                 
                              
                                     180°
                                    : 0,009544730 = 88° : 0,004666311
                                 = 0,004666311
                                 
                              
                                 
                                 –––––––––––––
                                 
                              
                                 
                                 = 0,030508198
                                 
                              
                                     Davon ziehe
                                    man die Ausdehnung fuͤr 32° ab,da der Versuch mit dem
                                    Pyrometer bei 64° begann
                                 = 0,001365901
                                 
                              
                                 
                                 –––––––––––––
                                 
                              
                                 Nach dem niedrigsten Verhaͤltnisse
                                    berechnet:
                                 
                                 
                              
                                     180°
                                    : 0,007683195 = 32° : 0,001365901
                                 
                                 
                              
                                 Wirkliche Ausdehnung des Stabes nach Dulong
                                        und Petit
                                 = 0,029142297
                                 
                              
                                 
                                 –––––––––––––
                                 
                              
                           
                           
                              
                                 Von der wirklichen Ausdehnung
                                 = 0,02914
                                 
                              
                                 ziehe man die scheinbare, durch den
                                    Pyrometer erhaltene,    Ausdehnung
                                    ab
                                 = 0,02036
                                 
                              
                                 
                                 –––––––––
                                 
                              
                                     so gibt der
                                    Rest
                                    0,00878
                                 
                              
                                 wieder die Ausdehnung des Graphites, so wie
                                    man    dieselbe durch diese Reihe von
                                    Versuchen erhielt.
                                 
                                 
                              
                           Ausdehnung von 6,5 Zoll Graphit.
                           
                              
                                 Von 64°
                                 bis 660°
                                 bei dem Platinnastabe
                                 
                                 = 0,00784
                                 
                              
                                 
                                 
                                 bei dem Eisenstabe
                                 
                                 = 0,00878
                                 
                              
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 –––––––––
                                 
                              
                                 
                                 
                                 
                                 Mittlerer Durchschnitt
                                    0,00831
                                 
                              
                                 
                                 wobei jede Angabe von dem Mittel um weniger
                                    als 5/10000 Zoll abweicht.
                                 
                              
                           Dieses nahe Zusammentreffen in den Resultaten bei zwei Metallen, deren Ausdehnungen
                              so sehr von einander abweichen, ist sehr befriedigend; die große Zartheit des
                              Instrumentes wird jedoch noch weit besser aus folgendem Versuche uͤber die
                              Ausdehnung von 9 verschiedenen Metallen bei einer Temperatur von 62° (der
                              Temperatur der Luft zur Zeit der Beobachtung), bis zu 212° hervorgehen.
                           Dritter Versuch. Staͤbe aus folgenden Metallen
                              wurden nach einander in das Register gebracht, und in siedendes Wasser
                              untergetaucht, welches allmaͤhlich zum Sieden gebracht, und 10 Minuten lang
                              siedend erhalten wurde. Was die Scala hierbei zeigte und die angemessenen
                              Ausdehnungen zeigt folgende Tabelle:
                           
                              
                                 Platinna
                                 0°19' = 0,00276 von 60° bis
                                    212°
                                 
                              
                                 Eisen (geschmeidiges)
                                 0  35 =
                                    0,00508      –        
                                    –
                                 
                              
                                 Kupfer
                                 0  47 =
                                    0,00683      –        
                                    –
                                 
                              
                                 Zinn (Feinzinn)
                                 0  56 =
                                    0,00814      –        
                                    –
                                 
                              
                                 Zink
                                 1  40 =
                                    0,01454      –        
                                    –
                                 
                              
                                 Blei
                                 1  25 =
                                    0,01223      –        
                                    –
                                 
                              
                                 Messing
                                 0  55 =
                                    0,00799      –        
                                    –
                                 
                              
                                 Gold (Fein)
                                 0  36 =
                                    0,00552      –        
                                    –
                                 
                              
                                 Silber (Fein)
                                 0  56 =
                                    0,00814      –        
                                    –
                                 
                              
                           In folgender Tabelle habe ich die absolute Ausdehnung derselben Metalle von
                              32° bis 212° nach den besten Auctoritaͤten gegeben, und zur
                              Vergleichung durch Berechnung ihre Ausdehnung von 62° bis 212°
                              hinzugefuͤgt, indem ich erstere nach dem Verhaͤltnisse von 180 : 150
                              reducirte.
                           Laͤnge des Stabes. Von 32° bis
                              212°.
                           
                              
                                 Platinna
                                    0,00088420 × 6,5 =
                                    0,005747300 nach Dulong und Petit.
                                 
                              
                                 Eisen
                                    0,00118203 × 6,5 =
                                    0,007683195 nach Dulong und Petit.
                                 
                              
                                 Kupfer
                                    0,00171821 × 6,5 =
                                    0,011168365 nach Dulong und Petit.
                                 
                              
                                 Zinn
                                    0,00217298 × 6,5 =
                                    0,014124370 nach Lavoisier und Lapl.
                                 
                              
                                 Zink
                                    0,00294200 × 6,5 =
                                    0,019123000 nach Smeaton.
                                 
                              
                                 Blei
                                    0,00284836 × 6,5 =
                                    0,018514340 nach Lavoisier und Lapl.
                                 
                              
                                 Messing
                                    0,00193000 × 6,5 =
                                    0,012545000 nach Smeaton.
                                 
                              
                                 Gold
                                    0,00146606 × 6,5 =
                                    0,009529390 nach Lavoisier und Lapl.
                                 
                              
                                 Silber
                                    0,00190974 × 6,5 =
                                    0,012413310 nach Lavoisier und Lapl.
                                 
                              
                           
                           Von 62° bis 212°
                           
                              
                                 Platinna
                                    = 0,004789416 nach Dulong und Petit.
                                 
                              
                                 Eisen
                                    = 0,006402662 nach Dulong und Petit.
                                 
                              
                                 Kupfer
                                    = 0,009360970 nach Dulong und Petit.
                                 
                              
                                 Zinn
                                    = 0,017770308 nach Lavoisier und Lapl.
                                 
                              
                                 Zink
                                    = 0,015935833 nach Smeaton.
                                 
                              
                                 Blei
                                    = 0,015428616 nach Lavoisier und Lapl.
                                 
                              
                                 Messing
                                    = 0,010454166 nach Smeaton.
                                 
                              
                                 Gold
                                    = 0,007941158 nach Lavoisier und Lapl.
                                 
                              
                                 Silber
                                    = 0,010344424 nach Lavoisier und Lapl.
                                 
                              
                           Wenn man nun von dem Betrage dieser absoluten Ausdehnungen die scheinbaren
                              Ausdehnungen in dem Graphitregister abzieht, so erhaͤlt man die Ausdehnung
                              dieses lezteren bei 62° bis 212°, so wie sie von den verschiedenen
                              Metallen herruͤhrt. Die Resultate sind in folgender Tabelle enthalten.
                           
                              
                                 
                                      Ausdehnung
                                    
                                    der Metallstaͤbe.
                                 
                                    Ausdehnung des
                                    
                                    Graphitregisters
                                    
                                 Unterschied von     dem
                                       Mittel.
                                 
                              
                                 Platinna
                                    absolute
                                 0,00478
                                 
                                 
                                 
                              
                                 
                                 scheinbare
                                 0,00276
                                             =
                                    0,00202
                                             –
                                    0,00032
                                 
                              
                                 
                                 
                                 –––––––
                                 
                                 
                                 
                              
                                 Eisen
                                    absolute
                                 0,00640
                                 
                                 
                                 
                              
                                 
                                 scheinbare
                                 0,00508
                                             =
                                    0,00132
                                             –
                                    0,00102
                                 
                              
                                 
                                 
                                 –––––––
                                 
                                 
                                 
                              
                                 Kupfer
                                    absolute
                                 0,00930
                                 
                                 
                                 
                              
                                 
                                 scheinbare
                                 0,00683
                                             =
                                    0,00247
                                             +
                                    0,00013
                                 
                              
                                 
                                 
                                 –––––––
                                 
                                 
                                 
                              
                                 Zinn
                                    absolute
                                 0,01177
                                 
                                 
                                 
                              
                                 
                                 scheinbare
                                 0,00814
                                             =
                                    0,00363
                                             +
                                    0,00129
                                 
                              
                                 
                                 
                                 –––––––
                                 
                                 
                                 
                              
                                 Zink
                                    absolute
                                 0,01593
                                 
                                 
                                 
                              
                                 
                                 scheinbare
                                 0,01454
                                             =
                                    0,00139
                                             –
                                    0,00095
                                 
                              
                                 
                                 
                                 –––––––
                                 
                                 
                                 
                              
                                 Blei
                                    absolute
                                 0,01542
                                 
                                 
                                 
                              
                                 
                                 scheinbare
                                 0,01223
                                             =
                                    0,00319
                                             +
                                    0,00085
                                 
                              
                                 
                                 
                                 –––––––
                                 
                                 
                                 
                              
                                 Messing
                                    absolute
                                 0,01045
                                 
                                 
                                 
                              
                                 
                                 scheinbare
                                 0,00799
                                             =
                                    0,00246
                                             +
                                    0,00012
                                 
                              
                                 
                                 
                                 –––––––
                                 
                                 
                                 
                              
                                 Gold
                                    absolute
                                 0,00794
                                 
                                 
                                 
                              
                                 
                                 scheinbare
                                 0,00552
                                             =
                                    0,00242
                                             +
                                    0,00008
                                 
                              
                                 
                                 
                                 –––––––
                                 
                                 
                                 
                              
                                 Silber
                                    absolute
                                 0,01034
                                 
                                 
                                 
                              
                                 
                                 scheinbare
                                 0,00814
                                             =
                                    0,00220
                                             –
                                    0,00014
                                 
                              
                                 
                                 
                                 –––––––
                                           ––––––––––
                                 
                                 
                              
                                 
                                    Mittlerer Durchschnitt 
                                               
                                    0,00234
                                 
                                 
                              
                           In 5 von diesen 9 Faͤllen uͤbersteigt die Abweichung der Ausdehnung des
                              Graphites von dem mittleren Durchschnitte nicht 30/100000 Zoll, und zwar in 2
                              Faͤllen um ein Weniger und in dreien um ein Mehr. Bemerkt muß dabei noch
                              werden, daß dieß die Metalle sind, deren Ausdehnungen man immer fuͤr die
                              regelmaͤßigsten hielt, und uͤber welche unter den Auctoren die
                              geringste Verschiedenheit herrscht: naͤmlich das Gold, das Silber, die
                              Platinna, das Kupfer und das Messing. Der groͤßte Unterschied hat beim Zinne Statt, denn er
                              betraͤgt beinahe 15/10000 Zoll im Ueberschusse; es ist jedoch mehr als
                              wahrscheinlich, daß die absolute Ausdehnung dieses Metalls bisher noch nicht mit
                              hinreichender Genauigkeit bestimmt worden, und daß dieselbe sogar unter
                              verschiedenen Umstaͤnden verschieden ist. Ich werde in dem zweiten Theile
                              dieser Abhandlung, den ich mir fuͤr ein ander Mal vorbehalte, und in welchem
                              ich der Gesellschaft Beobachtungen und Tabellen uͤber die Ausdehnung der
                              Metalle bis zu ihren Schmelzpunkten vorlegen zu koͤnnen hoffe, auf diesen
                              Gegenstand zuruͤkkommen. In diesem ersten Theile will ich naͤmlich die
                              Ausdehnung nicht weiter beruͤhren, als es noͤthig ist um zu zeigen,
                              welches Vertrauen mein Pyrometer als Waͤrmemesser verdient.
                           Eine weitere Bestaͤtigung der Genauigkeit dieser Beobachtungen ergibt sich
                              auch, wenn man die Ausdehnung des Graphitregisters fuͤr die 150° aus
                              der groͤßeren, vorher durch den Siedepunkt des Queksilbers bestimmten,
                              Ausdehnung berechnet, wornach
                           596° : 0,00831 = 150° : 0,00209
                           was von dem obigen mittleren Durchschnitte nur um 25/10000
                              Zoll abweicht.
                           Vierter Versuch. Sehr wichtig war es auszumitteln, ob ein
                              Unterschied, und welcher Unterschied in der Ausdehnung verschiedener Stuͤke
                              der Graphittoͤpferwaare besteht. Zwei oder drei Register, welche ich aus
                              einem und demselben Tiegel geschnitten hatte, gaben mir beinahe gleiche Resultate,
                              als ich sie dem siedenden Queksilber ausgesezt hatte. Ich nahm von einem anderen
                              Toͤpfer ein Stuͤk, welches sehr feinkoͤrnig und in seinem
                              Gefuͤge leichter als ersteres war, und sezte es zwei Mal mit dem
                              Platinnastabe dem siedenden Queksilber aus. Das erste Mal, wo ich es 1/4 Stunde
                              sieden ließ, maß der Bogen 1°45'; und das zweite Mal, wo ich es bloß 10
                              Minuten lang sott, las ich genau dasselbe. Die Ausdehnung betrug daher 0,01526.
                           
                              
                                 Absolute Ausdehnung wie oben
                                 0,01947
                                 
                              
                                 Scheinbare
                                    Ausdehnung    –
                                 0,01526
                                 
                              
                                 
                                 –––––––
                                 
                              
                                 Ausdehnung des Graphits
                                 0,00421
                                 
                              
                           Fuͤnfter Versuch. Dasselbe Register aus dem
                              feinkoͤrnigen Graphite wurde mit dem Eisenstabe 1/4 Stunde lang dem siedenden
                              Queksilber ausgesezt; der an der Scala gemessene Bogen betrug 2°49' =
                              Ausdehnung 0,02457.
                           
                              
                                 Absolute Ausdehnung wie
                                    oben
                                 0,02914
                                 
                              
                                 Scheinbare
                                    Ausdehnung    –
                                 0,02457
                                 
                              
                                 
                                 –––––––
                                 
                              
                                 Ausdehnung des Graphits
                                 0,00457
                                 
                              
                                 
                                 –––––––
                                 
                              
                                 Feinkoͤrniger Graphit
                                 bei Platinna
                                 0,00421
                                 
                              
                                 
                                 bei Eisen
                                 0,00457
                                 
                              
                                 
                                 
                                 –––––––
                                 
                              
                                 Mittlerer Durchschnitt
                                 
                                 0,00439,
                                 
                              
                           so daß die beiden Versuche von dem mittleren Durchschnitte um
                              weniger als 2/10000 Zoll abweichen. Daraus ergibt sich, daß der feinkoͤrnige
                              sich weniger ausdehnte, als der grobkoͤrnige, und daß die Ausdehnung eines
                              jeden Registers dadurch fuͤr sich bestimmt werden muß, daß man dasselbe in
                              Queksilber siedet. Wenigstens muß dieß geschehen, bis man ein Mittel ausfindig
                              gemacht, welches die ganz gleichfoͤrmige Zusammensezung der Register
                              verbuͤrgt. Jedes Register soll auch mit einer Hinweisung auf dessen eigene
                              Ausdehnung bezeichnet seyn; ich empfehle daher allen jenen, die sich des
                              Instrumentes zu feineren Untersuchungen bedienen wollen, diesen Punkt an demselben
                              zu bestimmen, was leicht mittelst des oben beschriebenen Apparates geschehen
                              kann.
                           Sechster Versuch. Da die Ausdehnung des lezten
                              Graphitstuͤkes beinahe die geringste war, die mir bei meinen Versuchen
                              vorkam, so wiederholte ich mit demselben den Versuch uͤber die Ausdehnung von
                              6 der obigen Metalle bis zum Siedepunkte des Wassers; indem es von groͤßter
                              Wichtigkeit ist, die Genauigkeit dieser Beobachtungen festzustellen. Die Resultate
                              waren:
                           
                              
                                 Platinna
                                 0°22' = 0,00319 von 60° bis
                                    212°
                                 
                              
                                 Eisen
                                    0  39 =
                                    0,00566      –      –    
                                    –
                                 
                              
                                 Kupfer
                                    0  54 =
                                    0,00785      –      –    
                                    –
                                 
                              
                                 Messing
                                    0  59 =
                                    0,00857      –      –    
                                    –
                                 
                              
                                 Gold
                                    0  41 =
                                    0,00595      –      –    
                                    –
                                 
                              
                                 Silber
                                    0  58 =
                                    0,00843      –      –    
                                    –
                                 
                              
                           In folgender Tabelle sind auch die Unterschiede zwischen den wirklichen und
                              beobachteten Ausdehnungen angegeben, und neben jene gereiht, die man durch die erste
                              Reihe von Beobachtungen erhielt.
                           
                              
                                 
                                 Ausdehnung
                                       der    Metallstaͤbe.
                                 
                                 Ausdehnungdes Graphits.
                                 
                                 
                                 
                              
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 Zweite Reihe.
                                 
                                            Erste
                                    Reihe.
                                 
                              
                                 
                                 
                                 
                                 
                                     Abweichung
                                         vom Mittel.
                                 
                                 Abweichung  vom Mittel.
                                 
                              
                                 Platinna,
                                    absolute
                                 0,00478
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                              
                                 
                                 scheinbare
                                 0,00219
                                 = 0,00159
                                       
                                    0,00000
                                   0,00202
                                   – 0,00032
                                 
                              
                                 
                                 
                                 –––––––
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                              
                                 Eisen,
                                    absolute
                                 0,00640
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                              
                                 
                                 scheinbare
                                 0,00566
                                 = 0,00074
                                     – 0,00085
                                   0,00132
                                   – 0,00102
                                 
                              
                                 
                                 
                                 –––––––
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                              
                                 Kupfer,
                                    absolute
                                 0,00930
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                              
                                 
                                 scheinbare
                                 0,00785
                                 = 0,00145
                                     – 0,00014
                                   0,00247
                                   + 0,00013
                                 
                              
                                 
                                 
                                 –––––––
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                              
                                 Messing,
                                    absolute
                                 0,01045
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                              
                                 
                                 scheinbare
                                 0,00857
                                 = 0,00188
                                     + 0,00029
                                   0,00246
                                   + 0,00012
                                 
                              
                                 
                                 
                                 –––––––
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                              
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                              
                                 Gold,
                                    absolute
                                 0,00794
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                              
                                 
                                 scheinbare
                                 0,00595
                                 = 0,00199
                                     + 0,00040
                                   0,00242
                                   + 0,00008
                                 
                              
                                 
                                 
                                 –––––––
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                              
                                 Silber,
                                    absolute
                                 0,01034
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                              
                                 
                                 scheinbare
                                 0,00843
                                 = 0,00191
                                     + 0,00032
                                   0,00220
                                   – 0,00014
                                 
                              
                                 
                                 
                                 ––––––––––––––––
                                 
                                 
                                    ––––––––
                                 
                                 
                              
                                 
                                 Mittlerer Durchschnitt
                                    0,00159
                                 
                                   0,00234
                                 
                                 
                              
                           Diese zweite Reihe stimmt beinahe eben so genau als die erste mit jeder anderen
                              uͤberein; auch verdient bemerkt zu werden, daß die groͤßte Abweichung
                              von dem mittleren Durchschnitte in beiden Faͤllen beim Eisen, und zwar im
                              –, Statt findet, und daß dieselbe beinahe ein Halbes betraͤgt. Es ist
                              daher nicht unwahrscheinlich, daß in der Schaͤzung der absoluten Ausdehnung
                              dieses Metalles ein Irrthum liegt, und daß dieselbe wahrscheinlich etwas
                              groͤßer ist, als wir sie annahmen.
                           Wenn man nun die Ausdehnung fuͤr diese 150° bis zum Siedepunkte des
                              Wassers nach dem Resultate schaͤzt, welches man von dem Siedepunkte des
                              Queksilbers erhielt, so ergibt sich folgende Proportion:
                           596° : 0,00439 = 150° : 0,00110
                           Dieß gibt kaum eine Differenz von 5/10000 Zoll von
                              vorhergehendem mittleren Durchschnitte.
                           Ich glaube hierdurch die Genauigkeit dieses Pyrometers, und den Grad des Vertrauens,
                              den man in dessen Angaben sezen darf, hinlaͤnglich erwiesen zu haben, und
                              will nun am Schluͤsse dieser Abhandlung die Details einiger Versuche
                              uͤber die Schmelzpunkte verschiedener Metalle angeben, bei denen ich die
                              Register aus grob- und feinkoͤrnigem Graphite mit A und B bezeichne will.
                           Siebenter Versuch. 30 Pfund duͤnne
                              Kupferspaͤne wurden langsam in einem Tiegel in dem
                              Geblaͤse-Ofen der Royal-Institution
                              geschmolzen. Der Platinnastab wurde in das Register B
                              gebracht, und nachdem das Metall zur Haͤlfte fluͤssig geworden,
                              senkrecht, mit dem Zeiger aufwaͤrts, in den Tiegel gestellt, und mit einer
                              Zange niedergehalten. Hierauf wurde der Tiegel allmaͤhlich mit
                              Kupferspaͤnen gespeist, bis das geschmolzene Metall beilaͤufig 2/5 des
                              Registers bedekte. In dieser Stellung wurde dasselbe 10 Minuten lang erhalten;
                              nachdem es herausgenommen worden, blieb etwas von dem Metalle noch ungeschmolzen. An
                              dem oberen Theile des Graphites hatte sich eine, mit Metall vermischte, Oxydkruste
                              angelegt, die zum Theile sorgfaͤltig weggenommen und dadurch
                              aufgeloͤst wurde, daß man das erkaltete Register mit großer Sorgfalt in eine
                              verduͤnnte Mischung von Schwefelsaͤure und Salpetersaͤure
                              tauchte. Dadurch wurde Alles leicht entfernt, so daß der Graphit eine vollkommen
                              reine Oberflaͤche darbot. Der auf der Scala gemessene Bogen betrug 5°49' was eine
                              Ausdehnung von 0,0508 anzeigt. Die Temperatur des Laboratoriums betrug
                              beilaͤufig 65°.
                           Hrn. Mathison verdanke ich es, daß ich in der
                              koͤniglichen Muͤnze die Schmelzpunkte des Goldes und Silbers nehmen
                              konnte; er unterstuͤzte mich auch bei meinen Versuchen auf eine Weise,
                              fuͤr welche ich ihm großen Dank schuldig bin. Ich bereitete zwei neue
                              Register, welche ich mit II und III bezeichnen will; das Verhaͤltniß der
                              Ausdehnung derselben wurde erst nach den Versuchen bestimmt.
                           Achter Versuch. Das Register II wurde sorgfaͤltig
                              mit dem Platinnastabe versehen. Dann wurden 90 Pfd. feines Gold gewogen, und einer
                              der Klumpen in 10 Stuͤke geschnitten, um damit den Tiegel speisen, und die
                              Temperatur waͤhrend der Beobachtung auf dem wahren Schmelzpunkte erhalten zu
                              koͤnnen. Der Rest wurde in einem Graphittiegel im Windofen geschmolzen; so
                              wie das Gold eben geschmolzen war, wurde eines der Stuͤke eingetragen, worauf
                              das geschmolzene Metall sogleich auf der Oberflaͤche erstarrte. Nun wurde das
                              Register, welches in einem anderen Tiegel langsam bis zum dunklen Rothgluͤhen
                              erhizt worden war, mit einer Zange gefaßt, und senkrecht bis auf 2/3 feiner
                              Hoͤhe in das Gold getaucht. In dieser Stellung wurde es 10 Minuten lang
                              gehalten, und waͤhrend dieser Zeit noch zwei Stuͤke Metall
                              nachgetragen; dann wurde dasselbe sorgfaͤltig herausgehoben, und zum
                              Abkuͤhlen bei Seite gestellt. Seine Oberflaͤche war vollkommen rein;
                              bloß ein Paar kleine Kuͤgelchen waren daran haͤngen geblieben, und
                              diese konnten leicht entfernt werden; man bedient sich daher in der Muͤnze
                              auch immer Umruͤhrer aus graphitner Toͤpferwaare, um das geschmolzene
                              Gold umzuruͤhren. Der, bei diesem Versuche gemessene, Bogen betrug
                              6°10', was ein Aequivalent fuͤr eine Ausdehnung von 0,0537 ist. Die
                              Temperatur der Luft betrug waͤhrend des Versuches 65°.
                           Neunter Versuch. Das Register III wurde mit dem
                              Eisenstabe versehen, und gleichfalls bis zum dunklen Rothgluͤhen erhizt. Die
                              Temperatur des geschmolzenen Goldes wurde durch bestaͤndiges Nachtragen neuer
                              Stuͤke, so daß immer ein Theil ungeschmolzen blieb, an einer weiteren Zunahme
                              verhindert. Dann wurde das Register ganz wie bei dem vorhergehenden Versuche in das
                              Metall untergetaucht, und 10 Minuten lang in dieser Stellung erhalten. Der gemessene
                              Bogen betrug 9°2', und deutete also eine Ausdehnung von 0,0787 an.
                           Zehnter Versuch. Das Verhaͤltniß der Ausdehnung
                              dieser beiden lezten Register wurde nun dadurch bestimmt, daß ich dieselben 10
                              Minuten lang in Queksilber sott. Das Resultat hiervon war:
                           
                           
                              
                                  II mit dem Platinnastabe
                                    1°50 = 0,0159
                                 
                              
                                 III mit dem Eisenstabe
                                    2°38 = 0,0229
                                 
                              
                           Eilfter Versuch. Beilaͤufig 50 Pfd. reines Silber
                              wurden in einem Graphittiegel geschmolzen; auf der Oberflaͤche desselben
                              schwamm etwas Schaum, der Anfangs gleich Oehltropfen auf dem Wasser erschien. Ich
                              erfuhr spaͤter, daß das Metall mit Salpeter gereinigt worden war, und daß die
                              Schlake von der Einwirkung der wenigen, zuruͤckgebliebenen Potasche auf den
                              Tiegel herruͤhrte. Es waren zwei Register, fuͤr den Platinna-
                              und den Eisenstab Eines, hergerichtet; allein die Beobachtungen gingen wegen eben
                              dieser Einwirkung auf deren Substanz verloren; sie wurden naͤmlich in der,
                              mit dem Niveau des fluͤssigen Metalles correspondirenden, Linie so tief
                              angefressen, daß es ganz unmoͤglich war, die Scala nur mit einiger Gewißheit
                              an den Oberflaͤchen derselben anzubringen.
                           Zwoͤlfter Versuch. Es wurden zwei neue Register
                              ausgesucht, deren Ausdehnungsverhaͤltniß durch Sieden in Queksilber gleich
                              befunden worden war, indem in beiden Faͤllen der Bogen mit dem Platinnastabe
                              1°20' = 0,0116 war. Diese Register wurden mit IV und V bezeichnet.
                           IV wurde mit dem Platinnastabe versehen. Es wurde nun ein Klumpen Silber, welcher auf
                              der Kapelle gereinigt worden war, und beilaͤufig 35 Pfunde wog, in einem
                              Graphittiegel in den Windofen gebracht. Als etwas uͤber 3/4 desselben
                              geschmolzen war, wurde das Register, das vorher bis zum dunklen Rothgluͤhen
                              erhizt worden, auf die oben angegebene Weise in dasselbe untergetaucht und 10
                              Minuten lang so erhalten. Nachdem dasselbe herausgenommen, zeigte sich dessen
                              Oberflaͤche vollkommen gut, und nur mit einigen Silberkuͤgelchen
                              besezt, die sich leicht entfernen ließen. Nach dem Erkalten wurde die Scala
                              angelegt; es zeigte sich ein Bogen von 4°10', der einer Ausdehnung von 0,0363
                              gleichkommt. Die Temperatur der Luft betrug 65°.
                           Dreizehnter Versuch. Das Register V wurde mit einem
                              Eisenstabe versehen, und nachdem es vorher erhizt worden, in denselben Tiegel mit
                              Metall untergetaucht. Das Silber stokte Anfangs um den Graphit, und hing in einem
                              großen Klumpen an demselben; nach 10 Minuten war es jedoch eben abgeschmolzen, so
                              daß das Instrument vollkommen rein aus dem Tiegel gehoben wurde. Der Bogen maß nach
                              dem Erkalten 7°24', = einer Ausdehnung von 0,0645.
                           Vierzehnter Versuch. Ich machte in dem Laboratorium der
                              Royal-Institution mehrere Versuche, um den
                              Schmelzpunkt des Gußeisens zu bestimmen; allein sie gelangen mir nicht wegen der großen Menge des hiezu
                              noͤthigen Metalles, wegen der Schwierigkeit die Temperatur durch
                              bestaͤndiges Nachtragen oder Speisen auf gleicher Hoͤhe zu erhalten,
                              und wegen Mangel an Tiegeln. – Ich bin daher Hrn. Parker in Argyle-Street sehr fuͤr die Bereitwilligkeit
                              verbunden, mit welcher er mir Alles erleichterte, was ich noͤthig hatte, um
                              meine Versuche in seiner Gießerei anzustellen.
                           Ich waͤhlte ein neues Register aus, welches ich mit I bezeichnete, und dessen
                              Ausdehnungs-Verhaͤltniß ich erst nach dem Versuche bestimmte. Es wurde
                              ein Tiegel zugerichtet, welcher ungefaͤhr 35 Pfund Metall fassen konnte. Ich
                              fuͤllte denselben mit Stuͤken des besten grauen Roheisens, und brachte
                              ihn in einen sehr starken Windofen, bei welchem der Experimentator unmittelbar
                              uͤber dem Tiegel stehen konnte, und denselben auch ganz unter seiner Gewalt
                              hatte Als das Metall geschmolzen war, wurde der Tiegel aus dem Ofen genommen, und
                              die Schlake abgeschaͤumt; dann wurde der Tiegel wieder an seine Stelle
                              gebracht, ein Stuͤk von demselben Eisen nachgetragen, und das Register, das
                              vorher bis zum Rothgluͤhen erhizt worden, auf dieselbe Tiefe, wie bei den
                              vorhergehenden Versuchen in das Metall untergetaucht. In dieser Stellung wurde das
                              Register 10 Minuten lang mit einer Zange gehalten, dann langsam herausgenommen und
                              auf heißen Sand gelegt. Es hing sich hierbei eine duͤnne Schichte Eisen an
                              den Graphit an, die sich jedoch nach dem Erkalten leicht abloͤsen ließ, so
                              daß sie genau die Form des Registers behielt, und dieses vollkommen rein und glatt
                              zuruͤkblieb. Der, nach dem Versuche gemessene. Bogen betrug 6°16', und
                              entsprach mithin einer Ausdehnung von 0,0546. Ein Theil des Metallklumpens war
                              ungeschmolzen geblieben.
                           Fuͤnfzehnter Versuch. Ich tauchte ein anderes, mit
                              einem Eisenstabe versehenes, Register unmittelbar darauf in das fluͤssige
                              Metall. Das Feuer war jedoch bereits gefallen, so daß das Eisen beinahe
                              augenbliklich zum Stolen kam, und das Register bei dem Versuche dasselbe
                              herauszunehmen festgehalten wurde und zerbrach. Dieser Versuch war in so fern
                              lehrreich, als er beweist, wie nahe der genaue Schmelzpunkt bei dem vorhergehenden
                              Versuche erreicht worden. Der Eisenstab wurde unverlezt herausgenommen.
                           Sechzehnter Versuch. Das Register I mit dem Platinnastabe
                              wurde 10 Minuten lang in Queksilber gesotten. Der Bogen maß darnach 1°20' =
                              einer Ausdehnung von 0,0116.
                           Siebzehnter Versuch. Dreißig Pfund Zink wurden
                              sorgfaͤltig in einem Tiegel in gewoͤhnlichem, durch Blasebaͤlge
                              angefachten Feuer geschmolzen. Das Register A wurde mit
                              dem Eisenstabe versehen, und in das Metall untergetaucht, das von Zeit zu Zeit mit
                              frischem Metalle
                              gespeist wurde, so daß dessen allmaͤhliche Schmelzung unterhalten wurde, und
                              ein Theil immer ungeschmolzen blieb. Nach 10 Minuten wurde das Register
                              herausgenommen, und nach dem Erkalten, der Bogen gemessen: er betrug 2°45'
                              was einer Ausdehnung von 0,0239 gleichkommt.
                           Ein trokenes Stuͤk Tannenholz, welches einige Sekunden in das geschmolzene
                              Metall getaucht worden, veranlaßte ein heftiges Aufsieden und war darnach tief
                              verkohlt. Der Zink erschien hierbei beim Lichte nicht roth.
                           Achtzehnter Versuch. Beilaͤufig zwoͤlf
                              Pfund Zink wurden in einem kleineren Tiegel geschmolzen, und das, mit dem Eisenstabe
                              versehene, Register B darin untergetaucht. Anstatt daß
                              aber der Tiegel gradweise gespeist wurde, ließ man die Hize nach dem Schmelzen so
                              lang zunehmen, bis das Metall zu brennen anfing, wobei man eine auffallende
                              Roͤthe auf dessen Oberflaͤche bemerkte. Der bei dieser Gelegenheit
                              gemessene Bogen betrug 4°7' = einer Ausdehnung von 0,0358.
                           Ich will nun die Resultate der vorhergehenden Versuche zusammenfassen, um zu zeigen,
                              welche Schluͤsse sich aus denselben in Hinsicht auf die von ihnen
                              angedeuteten Temperaturgrade im Vergleiche mit der gewoͤhnlichen
                              Thermometer-Scala ziehen lassen. Ich will hierbei die Berechnungen zuerst in
                              der Voraussezung anstellen, daß eine gleiche Zunahme der Ausdehnung auch eine
                              gleiche Zunahme der Temperatur andeutet; dann die auf diese Weise erhaltene Reihe
                              mit jener vergleichen, welche ich mit meinem ersten Pyrometer bekam, und einige
                              Bemerkungen uͤber die Unterschiede zwischen beiden hinzufuͤgen.
                           Ich will fuͤr den Siedepunkt des Queksilbers, so wie es Dulong und Petit vorschlugen, die corrigirte
                              Temperatur von 662° (350° des 100 grad. Therm.) annehmen, da diese
                              Temperatur ziemlich genau mit jener uͤbereinstimmt, welche ich bei meinen
                              ersten Berechnungen annahm, und da dieselbe, nach Abzug der 62° fuͤr
                              die mittlere Temperatur, bei welcher ich meine Versuche anstellte, fuͤr den
                              Zwischenraum, nach welchem die verschiedenen Ausdehnungen bestimmt werden, eben
                              600° gibt.
                           Die erste Columne folgender Tabelle bezieht sich auf die Nummer des Versuches; die
                              zweite auf das Zeichen des Registers und des Stabes, welche angewendet wurden, und
                              die dritte auf die Ausdehnung desselben, welche durch siedendes Queksilber, oder
                              durch eine Temperatur von 600° F. hervorgebracht wird. Die vierte Columne
                              bezeichnet den auf der Scala gemessenen Bogen, und die fuͤnfte das
                              Aequivalent der Ausdehnung dafuͤr. Die sechste enthaͤlt die
                              correspondirende Temperatur; die siebente zeigt den Zustand des Metalles an, mit
                              welchem der Versuch angestellt wurde, und in der achten endlich sind die entsprechenden
                              Resultate meiner fruͤheren Versuche aufgefuͤhrt.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 43, S. 211
                              Nummer des Versuchs; Zeichen des
                                 Registers und des Stabes; Ausdehnung fuͤr 600°; Bogen aus der
                                 Scala; Ausdehnung; Temperatur; Beobachtete Metalle; Temperatur nach d.
                                 fruͤheren Pyrometer
                              
                           
                           Die merkwuͤrdigste Thatsache, welche aus dieser Tabelle hervorgeht, ist die
                              schoͤne Uebereinstimmung der Resultate, die mit zwei Metallen von so
                              verschiedener Ausdehnungskraft, wie sie die Platinna und das Eisen besizen,
                              hervorgebracht wurden. Die Temperatur, welche lezteres anzeigte, uͤbersteigt
                              beim Schmelzpunkte des Goldes jene Temperatur, die ersteres angab, nur um
                              35°, und beim Schmelzpunkte des Silbers gar nur um 29°; und dieser
                              Ueberschuß stimmt mit dem, in der zweiten Tabelle angegebenen Schlusse Dulong's und Petit's
                              uͤberein, nach welchem die Ausdehnung des Eisens bei hoͤheren
                              Temperaturen in einem groͤßeren Verhaͤltnisse zunimmt, als jene der
                              Platinna.
                           Der Unterschied zwischen den Temperaturen, die sich aus den Beobachtungen mit meinem
                              ersten, und aus jenen mit meinem gegenwaͤrtigen Pyrometer ergaben, ist zwar
                              bedeutend, laͤßt sich aber, ohne dem Instrumente den Vorwurf der
                              Ungenauigkeit machen zu duͤrfen, hinreichend durch die Verschiedenheit der
                              Umstaͤnde erklaͤren, unter denen die Versuche angestellt wurden. Ich
                              sagte naͤmlich in der Abhandlung, auf welche ich mich schon oben bezog:
                              „Ich gebe meine Resultate nicht als positive und genaue Bestimmungen
                                 der verschiedenen Grade, sondern bloß als solche, die diesen naͤher
                                 kommen, als irgend andere, aus wirklichen Beobachtungen gezogene Angaben. Die
                                 einzige Methode, die ich zu diesem Behufe anwenden konnte, scheint mir
                                 naͤmlich keiner absoluten Genauigkeit faͤhig. Mein Apparat bestand
                                 naͤmlich aus einer Muffel aus Graphit, die ich in einen vortrefflichen
                                 Zugofen brachte, und welche mit einem Thuͤrchen versehen war; in diesem
                                 Thuͤrchen befand sich eine runde Oeffnung, durch welche der Schaft des
                                 Pyrometers bis an seine Schulter gestekt wurde. Bei einem zweiten, nach Belieben
                                 verschließbaren, Thuͤrchen an dieser Muffel konnte ich frei in das Innere
                                 derselben sehen. Das Metall, welches ich untersuchen wollte, brachte ich in
                                 einem kleinen Behaͤlter aus Graphit von der Dike der
                                 Pyrometer-Roͤhre in die Mitte der Muffel. Hieraus erhellt, daß der
                                 Pyrometer in dieser Lage die groͤßte Hize der ganzen Muffel anzeigen
                                 mußte, und daß diese Hize an verschiedenen Stellen der Muffel verschieden seyn
                                 konnte und mußte. Von zwei gleich großen Stuͤkchen Silber, welche ich
                                 einen Zoll weit von einander entfernt in die Muffel stellte, schmolz
                                 naͤmlich das eine fruͤher, als das andere.“ Ich
                              vermuthete schon damals, „daß sich Mittel ausfindig machen ließen, mit
                                 welchen man das Instrument mit geschmolzenem Metalle umgeben koͤnnte, daß
                                 dieß aber eigene Umstaͤnde erforderte, die sich vielleicht einst jene zu
                                 Nuzen machen duͤrften, die dieselben in ihrer Macht haben.“
                              
                           Daß diese leztere Methode allein einige Genauigkeit zu gewaͤhren im Stande ist, wird aus einigen
                              wenigen Bemerkungen hervorgehen. Wenn wir naͤmlich auch von der Ungleichheit
                              der Hize in verschiedenen Theilen einer und derselben erhizten Muffel, obwohl dieß
                              ein Gegenstaͤnd von aͤußerster Wichtigkeit ist, Umgang nehmen wollen,
                              so ist doch noch offenbar, daß die Temperatur derselben den eigentlichen
                              Schmelzpunkt des Metalles, welches man ihrer Wirkung aussezt, bedeutend
                              uͤbersteigen muß. Denn so wie ein Stuͤk Eis in einem Gemache, dessen
                              Temperatur 32° betraͤgt, nicht schmelzen, sondern nach dem
                              Verhaͤltnisse seiner Masse eine betraͤchtlich hoͤhere
                              Temperatur hiezu erfordern wird, so wird auch ein Stuͤk Eisen so lang nur
                              schwache Zeichen der Fluͤssigkeit geben, bis es endlich einer Hize ausgesezt
                              wird, welche den eigentlichen Schmelzpunkt desselben bedeutend uͤbersteigt.
                              Erst wenn dasselbe in fluͤssigen Zustand gekommen, wird es dann schnell bis
                              auf die Temperatur des Mediums steigen, dem es ausgesezt worden. Wenn daher Metalle
                              zum Kunstgebrauche geschmolzen werden sollen, so muͤssen dieselben weit
                              uͤber ihren Schmelzungspunkt erhizt werden, damit sie in die kleinsten
                              Spalten oder hohlen Raͤume der Model eindringen koͤnnen, in welche sie
                              gegossen werden sollen, ohne daß sie gleich durch die abkuͤhlenden
                              Koͤrper, denen sie ploͤzlich ausgesezt werden, erstarren und
                              aufgehalten werden. Bei mehreren feineren messingenen Gußarbeiten haͤngt die
                              Vollkommenheit des Gelingens von dem Grade der Hize ab, auf welchen das Metall
                              getrieben worden; in einigen Faͤllen muß diese Hize sogar bis uͤber
                              den Schmelzpunkt des Eisens getrieben werden. Bei einem Feuer, dessen Kraft die
                              erforderliche Temperatur um so Vieles uͤbersteigen muß, muß auch nothwendig
                              eine sehr große Sorgfalt darauf verwendet werden, das Metall gradweise zu speisen,
                              indem sich nicht bestimmen laͤßt, mir welcher Schnelligkeit dessen Temperatur
                              steigt, wenn ein Mal die festen Metallstuͤke vollkommen aufgeloͤst
                              sind. Eben dieses geht auch aus den fruͤher erwaͤhnten Versuchen der
                              HH. Clement und Desormes
                              hervor: diese Herren berechneten naͤmlich die Temperatur des geschmolzenen
                              Eisens auf 3988°, und jene des Eisens, welches eben zu schmelzen beginnt, auf
                              3164°, was einen Unterschied von 800° gibt. Ueberdieß erhellt auch
                              daraus, daß das Eisen im ersten Falle in fluͤssigem Zustande aus dem Tiegel
                              in den Apparat, in welchem das Wasser erhizt oder das Eisen geschmolzen wurde,
                              gebracht werden konnte, daß die Temperatur desselben weit uͤber dem
                              eigentlichen Schmelzpunkte gestanden haben muß. Es ist wahrscheinlich, daß das
                              Verfahren, welches sie bei ihrem Calorimeter anwendeten, eben keiner sehr großen
                              Genauigkeit faͤhig ist; doch ist der Unterschied in ihren Resultaten nicht
                              viel groͤßer, als jener, welchen ich unter aͤhnlichen
                              Umstaͤnden erhielt.
                           
                           
                              
                                 Eisen, welches eben schmolz, hatte
                                 nach diesen Herren
                                 3164
                                 
                                 
                              
                                 
                                 nach dem Pyrometer
                                 2889
                                 
                                 
                              
                                 
                                 
                                 –––––
                                 
                                 
                              
                                 
                                 
                                 
                                 , 275° Unterschied.
                                 
                              
                                 Eisen, welches bei einer hohen
                                    Temperatur geschmolzen worden,
                                 
                                 
                              
                                     hatte nach
                                    ihnen
                                 
                                 3988°
                                 
                                 
                              
                                 
                                 nach dem Pyrometer 
                                 3479
                                 
                                 
                              
                                 
                                 
                                 –––––
                                 
                                 
                              
                                 
                                 
                                 
                                 509° Unterschied.
                                 
                              
                           Ein aͤhnlicher und auf dieselbe Weise erklaͤrbarer Unterschied ergibt
                              sich auch in der Bestimmung der Hize des geschmolzenen Kupfers.
                           Nachdem ich diese Versuche uͤber die Schmelzpunkte der Metalle angestellt, war
                              ich auch begierig, die Wirkung der groͤßten Hize, die sich in einem Ofen
                              erzeugen laͤßt, kennen zu lernen, und die groͤßte Ausdehnung, deren
                              ein Platinnastab faͤhig ist, zu messen. Ich benuzte zu diesen Versuchen einen
                              vortrefflichen Ofen der Royal-Institution, in
                              welchem bei fruͤheren Gelegenheiten Hufnaͤgel vollkommen in einen
                              Knopf geschmolzen worden waren.
                           Neunzehnter Versuch. Das Register I, welches bei den
                              fruͤheren Versuchen nicht im Mindesten gelitten hatte, wurde mit einem neuen
                              Platinnastabe versehen, der in einen Draht von 5/20 Zoll im Durchmesser ausgezogen
                              und sehr geschmeidig war. Der Eisenstab wurde gleichfalls in ein neues Register
                              gebracht, und beide dann aufrecht in einen gut beschlagenen Tiegel gesezt, dessen
                              Grund einen halben Zoll hoch mit Kohlenpulver bedekt worden, um das Anbaken zu
                              verhindern. Zugleich wurden auch zwei geschmeidige eiserne Naͤgel und ein
                              Stuͤk unglasirtes Wedgwood'sches Porzellan in den Tiegel gebracht, um den
                              Grad der Hize einiger Maßen vergleichen zu koͤnnen. Dann wurde der Tiegel in
                              den Ofen gesezt, ei anderer kleinerer Tiegel uͤber denselben
                              gestuͤrzt, mit Kohks bedekt, und zwei Stunden lang der groͤßten Hize
                              ausgesezt; worauf man das Feuer ausbrennen, und den Tiegel zu weiterer Untersuchung
                              stehen ließ. Der Tiegel zeigte sich unveraͤndert, allein der Beschlag war
                              ganz geschmolzen, die beiden Naͤgel waren in zwei vollkommene Knoͤpfe
                              geschmolzen und das Porzellan auf der Oberflaͤche zum Theile glasirt.
                           Das Register I schien unveraͤndert. Mein der Platinnaring und der Keil waren
                              loker, was offenbar davon herruͤhrte, daß sich die Substanz des Graphites
                              zusammengezogen hatte. Die Ursache dieses Zusammenziehens ruͤhrt ohne Zweifel
                              davon her, daß die Hize hoͤher war, als jene, bei welcher der Graphit
                              gebrannt worden. Aus diesem Grunde konnte auch der Betrag der Ausdehnung nicht
                              gemessen werden. Der Platinnaring hatte sowohl an diesem, als an dem anderen Register eine
                              merkwuͤrdige Veraͤnderung in seinem Gefuͤge oder seiner
                              Structur erlitten; er war naͤmlich sehr uneben und krystallinisch geworden,
                              und so sproͤd, daß er leicht zwischen den Fingern zerbrach. Auch der
                              Platinnastab, der sich etwas schwer aus seiner. Hoͤhlung nehmen ließ, zeigte
                              ein ganz besonderes Aussehen; er war offenbar von Krystallen aufgetrieben, und an
                              dem unteren Ende diker, als an dem oberen, und auch etwas kuͤrzer. Bei der
                              Untersuchung unter der Luppe ließen sich keine regelmaͤßigen Flaͤchen
                              entdeken; allein der Stab sah aus, als bestuͤnde er ganz aus loker
                              zusammengeschweißten Schuppen natuͤrlicher Platinna.
                           Das Register, in welchem der Eisenstab enthalten war, war bedeutend gekruͤmmt,
                              und hatte einige Querspruͤnge, was wahrscheinlich davon herruͤhrt, daß
                              dasselbe in dem Tiegel schief geneigt worden. Auf der Oberflaͤche des Stabes
                              war theilweise Schmelzung eingetreten, indem das Metall abgelaufen war, und an dem
                              unteren Ende des Stabes einen Knopf bildete. Es zeigte sich ferner, daß
                              beilaͤufig ein Zoll langes Stuͤk an demselben Ende in Stahl verwandelt
                              worden war, waͤhrend der uͤbrige Theil den Charakter des geschmeidigen
                              Eisens beibehielt.
                           Zwanzigster Versuch. Ich wiederholte denselben Versuch
                              mit demselben Platinnastabe in dem Register I; die Einrichtung war genau dieselbe,
                              nur ließ ich das zweite Register mit dem Eisenstabe weg. Das Feuer wurde
                              waͤhrend einer gleichen Zeit mit derselben Heftigkeit unterhalten.
                           Nach dem Erkalten zeigten sich die eisernen Naͤgel, wie vorher, vollkommen,
                              und das Porzellan auf seiner Oberflaͤche zum Theile geschmolzen; der Ring und
                              der Kiel hingegen waren fest an ihrer Stelle geblieben, und der Zeiger
                              unveraͤndert. Leider ging aber die Messung durch einen Zufall verloren. Das
                              Gefuͤge des Platinnaringes war auf dieselbe Weise, wie beim vorhergehenden
                              Versuche veraͤndert, und der Stab fest, in seiner Hoͤhlung angebaken.
                              Durch leichte Erschuͤtterungen ließ er sich jedoch losmachen, ohne daß der
                              Graphit verlezt wurde, der zwar an einigen Stellen der Oberflaͤche leichte
                              Zeichen von Schmelzung darbot, uͤbrigens aber in ganz gutem Zustande erhalten
                              war. Der Platinnastab war noch viel unebener geworden, sehr krystallinisch, und
                              zeigte der Laͤnge nach einige starke Spruͤnge. Beim Messen mit einem
                              Tasterzirkel fand sichs, daß er an seinem unteren Ende um 1/20 Zoll im Durchmesser
                              diker geworden war, als an seinem oberen; auch schien er sich einem vollkommenen
                              Zustande des Zerfallens zu naͤhern, obschon er sehr hart und unbiegsam war.
                              Ich hatte im Sinne, diesen Stab noch ein Mal einige Stunden lang derselben Hize
                              auszusezen, um ihn dadurch ganz in Stuͤke zerfallen zu machen, erhizte ihn jedoch
                              spaͤter auf einem gewoͤhnlichen Kohlenfeuer bis zur
                              Rothgluͤhhize. Als ich ihn nun in diesem Zustande mit einer Zange fassen
                              wollte, fielen dessen beide Enden ab, so daß mir bloß das kleine Stuͤk,
                              welches ich gefaßt hatte, in der Zange blieb, welches durch diesen geringen Druk
                              flach gedruͤkt und ganz zerbrochen worden war. Ich nahm dann die beiden Enden
                              sorgfaͤltig, aber mit großer Schwierigkeit, aus dem Feuer; sie zeigten sich
                              nach dem Erkalten vollkommen hart und unbiegsam. Ich erhizte hierauf ein
                              Stuͤk des Stabes noch Mal zum Rothgluͤhen, worauf es unter einem
                              leichten Hammerschlage zu Pulver zerfiel.
                           Einundzwanzigster Versuch. Da es mir von groͤßter
                              Wichtigkeit schien, das Maximum der Ausdehnung zu bestimmen, welche Statt findet,
                              ehe diese merkwuͤrdige Veraͤnderung der Platinna eintritt, so brachte
                              ich den Platinnastab, mit welchem ich die meisten meiner Versuche angestellt hatte,
                              und welcher auf der Oberflaͤche ganz glatt, sehr weich und geschmeidig war,
                              in das Register I. Ich brachte ferner den Tiegel mit etwas Kohlenpulver, und mir den
                              eisernen Naͤgeln und Porzellanstuͤken als Pruͤfungsmitteln in
                              denselben Windofen. Hierauf brachte ich die Hize auf den hoͤchsten Grad,
                              nahm, nachdem die Hize zwei Stunden lang in diesem Grade unterhalten worden, den
                              Dekel ab, und sezte das Register, welches vorher zum Rothgluͤhen gebracht
                              worden, in denselben, worauf ich den Dekel wieder aufsezte, und mit
                              gluͤhenden Kohlen bedekte. Nach einer Viertelstunde hob ich das Register
                              wieder heraus, und ließ es sorgfaͤltig abkuͤhlen. Ich erhielt auf
                              diese Weise eine vortreffliche Messung; der Bogen maß 7°24', was einer
                              Ausdehnung von 0,0645 gleich ist.
                           Die Pruͤfungsmittel fanden sich in demselben Zustande, wie in den
                              vorhergehenden Versuchen. Der Platinnastab war lose in seiner Aushoͤhlung,
                              und hatte seine Form nicht veraͤndert; seine Oberflaͤche hatte jedoch
                              ein etwas krystallinisches Aussehen erhalten, auch war der Stab selbst sehr hart und
                              unbiegsam geworden.
                           Die registrirte Ausdehnung wuͤrde, nach der oben angenommenen Hypothese, daß
                              gleiche Ausdehnung auch gleiche Zunahme der Temperatur andeutet, eine Ausdehnung von
                              3336°, oder mit Hinzufuͤgung der 65 urspruͤnglichen Grade
                              3401° anzeigen. Man muß aber wohl bedenken, daß dieß wahrscheinlich bloß jene
                              Temperatur ist, bei welcher die Veraͤnderung der Structur oder des
                              Gefuͤges der Platinna Statt findet, und nicht die groͤßte Hize des
                              Ofens. Diese leztere wird wohl den Temperaturgrad, bei welchem die Ausdehnung des
                              Metalles aufhoͤrt, und bei welcher sich eine neue Anordnung der Theilchen
                              bildet, wahrscheinlich uͤbersteigen. Das Uebereintreffen dieses Resultates
                              mit jenem, welches ich in fruͤheren Reihen meiner Versuche erhielt, ist sehr
                              merkwuͤrdig. Die Temperatur, bei welcher ich das Gußeisen zum Schmelzen
                              brachte, und welche ich mit einem sehr guten Windofen erzeugte, berechnete ich zu
                              jener Zeit auf 3479°; sie steht daher bloß um 80° unter dem
                              gegenwaͤrtigen Maximum.
                           Zweiundzwanzigster Versuch. Um zu erfahren, ob das
                              Register und der Platinnastab durch die starke Hize, der sie ausgesezt worden, eine
                              Veraͤnderung in ihren Ausdehnungsverhaͤltnissen erlitten hatten,
                              brachte ich lezteren neuerdings in das Register I, welches nun ein Mal in
                              geschmolzenes Eisen untergetaucht und drei Mal der Hize des Windofens ausgesezt
                              worden war, und sott es 10 Minuten lang in Queksilber. Der gemessene Bogen betrug
                              nun 1°19', und kam einer Ausdehnung von 0,01148 gleich. Dieser Unterschied
                              von 1' kann fuͤglich bloß der Unsicherheit des Lesens des Bogens
                              zugeschrieben werden.
                           Die auf diese Weise bestimmten Temperaturen erfordern eine Correction, wenn wir den
                              Schluß annehmest, der sich aus den Versuchen Dulong's und
                              Petit's ergibt: daß naͤmlich die
                              Ausdehnbarkeit der festen Koͤrper, in Bezug auf ein Luftthermometer, mit der
                              Zunahme der Hize zunimmt. Diese Correction wird sich wie das Verhaͤltniß der
                              Zunahme verhalten, und nach obigen Beobachtern verhaͤlt sich 11°,6 des
                              100° Thermometers oder 20°,8 F. von 32° zu 572°, oder
                              die berechnete Temperatur zur wahren, wie 0,00091827 zu 0,00088420. Sezen wir nun,
                              daß die Zunahme der Ausdehnbarkeit bei hoͤheren Temperaturen dieselbe bleibt,
                              was uͤbrigens noch nicht erwiesen ist, so gibt folgende Tabelle die
                              corrigirten Temperaturen, die aus obigen Versuchen mit dem Platinnastabe entnommen
                              sind.
                           
                              
                                 
                                 
                                 Beobachtet
                                 Corrigirt.
                                 
                              
                                 Schmelzpunkt
                                 des Silbers
                                     1942
                                   1873Hr. Prinsep bestimmte den
                                          Schmelzpunkt des Silbers aus einer muͤhsamen Reihe von
                                          Versuchen uͤber die Ausdehnung der, in einer goldenen Kugel
                                          eingeschlossenen Luft auf 1830°. Philos. Transact. 1828. S. 94.
                                 
                              
                                         –
                                   –  Kupfers
                                     2070
                                   1996
                                 
                              
                                         –
                                   –  Goldes
                                     2091
                                   2016
                                 
                              
                                         –
                                   –  Eisens
                                     2889
                                   2786
                                 
                              
                                 Temperatur des Maximums
                                    der    Ausdehnung der Platinna
                                     3401
                                   3280
                                 
                              
                           Schließen wir auf dieselbe Weise aus der Zunahme der Ausdehnung des Eisens, so wie
                              diese von denselben Verfassern festgesezt worden, so ist der Unterschied zwischen
                              der Temperatur, welche von der Platinna, und jener, welche von dem Eisen abgeleitet
                              worden, sehr bedeutend, indem sich nach lezterem der Schmelzpunkt des Silbers zu
                              1682° und jener des Goldes zu 1815° ergibt. Allein es scheint mir, daß die Bestimmung
                              dieses Punktes beim Eisen einige Einwuͤrfe zulaͤßt, welche bei der
                              Platinna wegfallen; diese meine Vermuthung wird vorzuͤglich auch durch die
                              unregelmaͤßige Ausdehnung des Eisens, die die fuͤnfte und neunte
                              Tabelle zeigt, und auf welche ich in Zukunft wieder ein Mal zuruͤkkommen
                              werde, bestaͤtigt.
                           Der Nuzen des Pyrometers wird jedoch durch die Unbestimmtheit dieser Correctionen
                              nicht leiden. Die Angaben, welche er liefern wird, werden immer positive
                              Bestimmungen seyn, die sich leicht durch Berechnungen modificiren lassen werden, so
                              wie unsere Theorien eine Verbesserung erhalten. In allen gewoͤhnlichen
                              Faͤllen (in welchen sich dieses Instrument, wie ich mir schmeichle, gewiß als
                              sehr nuͤzlich fuͤr Kuͤnste und Gewerbe erweisen wird) wird es
                              sogar nicht noͤthig seyn die Ausdehnung, welche von dem gemessenen Bogen
                              angezeigt wird, zu notiren; jede Minute eines Grades kann ein fuͤr alle Mal
                              in Graden der Fahrenheit'schen Scala geschaͤzt werden, wenn das
                              Verhaͤltniß der Ausdehnung im siedenden Queksilber genommen wird. Die
                              Verfertiger solcher Instrumente koͤnnten leicht ein jedes der Register mit
                              einer Tabelle solcher Werthe versehen. Folgendes waͤre z.B. die geeignete
                              Tabelle fuͤr das oft erwaͤhnte Register I, an welchem der Bogen
                              fuͤr das siedende Queksilber oder fuͤr 600° (ohne die
                              anfaͤngliche Temperatur) 1°20' betrug.
                           
                              
                                 
                                 Ausdehnung.
                                 Temperatur.
                                 
                              
                                 1° 0'
                                  = 0,00872
                                    = 450
                                 
                              
                                 0  30
                                  = 0,00436
                                    = 225
                                 
                              
                                 0  20
                                  = 0,00290
                                    = 150
                                 
                              
                                 0  15
                                  = 0,00218
                                    = 112
                                 
                              
                                 0  10
                                  = 0,00145
                                    =   75
                                 
                              
                                 0  5
                                  = 0,00072
                                    =   37
                                 
                              
                                 0  2
                                  = 0,00029
                                    =   15
                                 
                              
                                 0  1
                                  = 0,00014
                                    =  7,5
                                 
                              
                           Mit Huͤlfe einer solchen Tabelle kann ein verstaͤndiger Arbeiter das
                              Instrument gebrauchen, ohne einen wesentlichen Fehler zu begehen. Jene, denen ein
                              Platinnastab zu kostbar ist, koͤnnen in gewoͤhnlichen Faͤllen
                              einen Eisenstab statt desselben nehmen; die Kosten des Graphitregisters
                              koͤnnen dessen allgemeiner Anwendung gewiß kein Hinderniß in den Weg sezen.
                              Man kann wohl auch andere Substanzen zu dessen Verfertigung nehmen; bedenkt man aber
                              die Leichtigkeit, mit welcher die graphitne Toͤpferwaare bearbeitet werden
                              kann, ihre geringe Ausdehnung, ihre Unschmelzbarkeit, und den Umstand, daß sie die
                              meisten ploͤzlichen Veraͤnderungen der Temperatur ohne Nachtheil
                              vertraͤgt, so wird man derselben wahrscheinlich immer den Vorzug
                              einraͤumen. Die einzige noͤthige Vorsichtsmaßregel ist die, daß man
                              den Graphit vorher, ohne Beruͤhrung mit der Luft, einer Temperatur aussezt,
                              welche wenigstens
                              eben so groß ist, als die Hize, bei welcher man das Instrument brauchen will.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
