| Titel: | Neue Methode den Zukerrohrsaft zu reinigen, zu neutralisiren und zuzubereiten, auf welche sich W. August Archbald, Zuker-Raffinirer zu New-York am 19. April 1830 ein Patent ertheilen ließ. | 
| Fundstelle: | Band 43, Jahrgang 1832, Nr. LXXIII., S. 296 | 
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                        LXXIII.
                        Neue Methode den Zukerrohrsaft zu reinigen, zu
                           neutralisiren und zuzubereiten, auf welche sich W. August Archbald, Zuker-Raffinirer zu
                           New-York am 19.
                              April 1830 ein Patent ertheilen ließ.
                        Aus dem Register of Arts. April 1831, S.
                              28.
                        Archbald, uͤber das Reinigen des Zukerrohrsafts.
                        
                     
                        
                           Meine Erfindung besteht: 1) in der Neutralisirung des Saftes, d.h. in der Befreiung
                              desselben von aller Saͤure, ohne daß der Kalk oder das sonstige Alkali,
                              welches man hiezu anwendet, vorschlaͤgt; 2) in der Faͤllung der
                              Unreinigkeiten, und in der Verwandlung derselben in Zuker, unter wenigem oder gar
                              keinem Schaͤumen; 3) in der Faͤrbung des Saftes in dem Grade, in
                              welchem man braunen Zuker erhalten will.
                           Ich verfahre auf folgende Weise. Ich sammle den Saft, so wie er aus der Muͤhle
                              fließt, in ein oder mehrere hoͤlzerne oder andere Gefaͤße, welche
                              innen mit einer kupfernen Roͤhre versehen sind, die rund um den Boden
                              laͤuft. Diese Roͤhre kann durchloͤchert seyn oder nicht, je
                              nachdem man es fuͤr zwekmaͤßiger haͤlt; sie ist mit
                              Haͤhnen versehen, und so mit dem Dampf-Erzeuger verbunden, daß der
                              Dampf nach Belieben in dieselbe eingelassen oder abgeleitet werden kann. Diese Art
                              der Einrichtung der Roͤhre wird jeder Mechaniker oder Kupferschmid verstehen.
                              Wenn diese Behaͤlter nun gehoͤrig gefuͤllt sind, so schreite
                              ich zum Reinigen des Saftes, und zur Vorbereitung desselben zur Verwandlung in
                              Zuker. Ich mische naͤmlich mit dem Safte eine bestimmte Menge einer Mischung
                              aus Kalk und Alaun, welche ich die Reinigungsmittel (finings) nenne. Auf 100 Gallons Saft nehme ich zwei Pfunde dieser
                              Mischung, und ruͤhre dieselbe mit dem Safte gut ab. Ich trage unter
                              bestaͤndige m sorgfaͤltigen
                              Umruͤhren kleine Quantitaͤten guten gebrannten, vorher sehr fein
                              zertheilten Kalkes (dem ich wegen seiner Wohlfeilheit den Vorzug gebe), und fahre so
                              lang fort von demselben zuzusezen, bis das Lakmuspapier oder ein anderes Pruͤfungsmittel auf
                              Saͤure seine Farbe nicht mehr veraͤndert. Dann untersuche ich den Saft
                              mit dem Pruͤfungspapiere oder einem sonstigen Pruͤfungsmittel auf
                              uͤberschuͤssigen Kalk oder Alkali; und zeigt sich ein solcher
                              Ueberschuß, so lasse ich frischen Saft zufließen, bis dieser alkalische Ueberschuß
                              neutralisirt ist. Nachdem ich durch diese erste vorlaͤufige Operation die
                              Menge des Kalkes, welche zum Neutralisiren einer gegebenen Quantitaͤt Saftes
                              noͤthig ist, fuͤr alle folgenden Operationen bestimmt habe, trage ich
                              die ganze Quantitaͤt Kalk auf ein Mal ein, und vermenge ihn, ehe noch der
                              Saft erhizt wird, sorgfaͤltig mit diesem lezteren. Wenn ich den Saft auf
                              diese Weise seiner Saͤure befreit habe, so erhize ich ihn durch Dampf bis zum
                              Siedepunkte, oder mache denselben so heiß, daß man den Finger nicht in denselben
                              tauchen kann ohne ihn zu verbrennen. Hat er diesen Hizgrad erreicht, so sperre ich
                              den Dampf, und bringe neuerdings eine Quantitaͤt obiger Mischung, die mit
                              Wasser verduͤnnt wurde, unmittelbar in den Saft, und mische sie gut mit
                              demselben. Die Menge dieses Zusazes laͤßt sich darnach bemessen, wenn man in
                              einem Sturzglase oder in einem anderen glaͤsernen Gefaͤße die
                              Schnelligkeit beobachtet, mit welcher die Unreinigkeiten des Saftes zu Boden fallen.
                              Wenn eine hinlaͤngliche Quantitaͤt desselben angewendet worden, so
                              lasse ich die Unreinigkeiten sich zu Boden sezen, und ziehe dann die klare
                              Fluͤssigkeit in die Abdampfgefaͤße ab, um sie in Syrup oder Zuker zu
                              verwandeln. Den Ruͤkstand hingegen bringe ich in einen anderen
                              Behaͤlter, in welchem ich ihn mit einer geringen Menge heißen Wassers und
                              einer geringen Menge Kalk vermenge, und ihn dann ruhig stehen lasse, so daß ich die
                              klare Fluͤssigkeit abziehen und mit dem uͤbrigen Theile des Saftes in
                              Zuker verwandeln kann. Soll diesem Safte eine leichtere Farbe gegeben werden, so
                              erhoͤhe ich das Verhaͤltniß, in welchem ich die oben erwaͤhnte
                              Mischung zuseze, nachdem ich den Dampf abgesperrt und die Fluͤssigkeit sich
                              sezen lassen habe. Es ist zwar nicht unumgaͤnglich nothwendig, daß man obige
                              Reinigungsmittel anwendet, indem der Zukerrohrsaft auch mit Kalk oder einem anderen
                              Alkali allein gereinigt werden kann; allein der Zuker, der auf diese Weise gewonnen
                              wurde, hat immer einen Stich in's Graue, der ihm auf den Maͤrkten bedeutend
                              im Werthe schadet. Ueberdieß fallen die Unreinigkeiten schwer nieder, so daß der
                              Saft truͤb ist.
                           Ich fand, daß die angegebenen Reinigungsmittel den Zukerrohrsaft viel vollkommener
                              reinigen, die Faͤllung der Unreinigkeiten bedeutend beschleunigen, und dem
                              Safte jene schoͤne, stroh-orangegelbe, auf den Zuker sich
                              fortpflanzende Farbe mittheilen, die am braunen Zuker so sehr bewundert und
                              gewuͤnscht wird. Nicht weniger von Bedeutung ist es, daß die Melassen, welche von dem
                              Zuker, der auf diese Weise bereitet wurde, abliefen, viel reiner und viel mehr
                              geeignet sind, in Zuker verwandelt zu werden, als dieß bei den gewoͤhnlichen
                              Melassen der Fall ist. Die Erfahrung zeigte, daß man bei dieser Methode den
                              Zukerrohrsaft zu reinigen, und die Unreinigkeiten zu faͤllen, aus einer
                              bestimmten Menge Zukerrohr weit mehr Zuker erhaͤlt, als wenn man denselben
                              auf die gewoͤhnliche Weise neutralisirt und abschaͤumt.
                           Der Unterschied zwischen meiner Behandlungsweise des Rohrsaftes und der
                              gewoͤhnlich uͤblichen besteht darin, daß ich die Unreinigkeiten
                              faͤlle, waͤhrend man sich derselben bisher durch Abschaͤumen,
                              und zwar auf eine hoͤchst unvollkommene Weise, entledigte. Meine Methode den
                              Saft zu neutralisiren weicht ebenfalls wesentlich von der gewoͤhnlichen ab:
                              nach meinem Verfahren kann die genaue Menge des Kalkes, der zur Saͤttigung
                              der Saͤure des Saftes noͤthig ist, so leicht und mit solcher
                              Genauigkeit bestimmt werden, daß der gewoͤhnlichste Neger, oder selbst ein
                              Knabe in wenigen Stunden denselben mit der groͤßten Richtigkeit zu
                              saͤttigen lernen kann, waͤhrend bei der gewoͤhnlichen Methode
                              Jahre lange Erfahrung und eine sehr verstaͤndige Person noͤthig ist,
                              und selbst dann noch keine Gewißheit moͤglich ist, indem bald zu viel Kalk
                              gegeben wird, was den Zuker dunkel macht, bald zu wenig, in welchem Falle sich
                              derselbe schlecht koͤrnt, und folglich eine große Menge Melasse liefert, die
                              schwer abtropft. Obschon nun diese Mischung aus Kalk und Alaun nicht meine
                              Erfindung, sondern laͤngst bekannt ist, so nehme ich dieselbe doch, da ich
                              ihre wichtigen und nuͤzlichen Wirkungen zuerst entdekte, in ihrer Anwendung
                              zu obigem Behufe als mein ausschließliches Recht in Anspruch.
                           Die Methode, nach welcher ich diese Mischung, die ich unter dem Namen
                              Reinigungsmittel verstehe, bereite, ist folgende: eine Quantitaͤt Alaun wird
                              in einem hoͤlzernen oder kupfernen Gefaͤße in einem gleichen Gewichte
                              Wasser zerlassen, und dazu so lang Kalkmilch oder ein sehr starkes Kalkwasser
                              zugesezt, bis das Lakmuspapier keine Saͤure mehr anzeigt. Das
                              Pruͤfungspapier, welches die Gegenwart des Kalkes anzeigt, wird dann
                              getroknet, um zu sehen ob der Kalk nicht vorherrsche. Wenn die Mischung vollkommen
                              neutral ist, so wird sie auf ein Seihetuch gebracht, damit das Wasser abtropfen
                              kann.
                           Meine Erfindung, auf die ich ein ausschließliches Privilegium in Anspruch nehme,
                              besteht in der hier beschriebenen Methode, nach welcher ich den in den Vereinigten
                              Staaten erzielten Zukerrohrsaft reinige und zubereite, um ihn in Syrup und Zuker
                              umzuwandeln.Hr. Will. Aug. Archbald
                                    nahm einige Zeit spaͤter, am 13. October 1830, auch in England ein
                                    Patent auf eine „Verbesserung in der Zubereitung und Erzeugung
                                       eines gewissen Zukers“, welches dem Register of Arts Mai 1831 S. 46 zu Folge ganz auf denselben
                                    Principien beruht, und auch dieselben Details enthaͤlt; nur daß der
                                    Syrup am Ende nach der bekannten Howard'schen
                                    Methode versotten wird. Unsere Leser werden finden, daß das Patent des Hrn.
                                    Archbald bis auf
                                    einige Kleinigkeiten ganz mit jenem des Hrn. Robinson zusammentrifft, welches wir
                                    ihnen im XLI. Bande S. 290 unseres Journales mittheilten. Wer nun der
                                    eigentliche Erfinder dieser Methode ist, geht aus den bisher vorliegenden
                                    Daten nicht hervor, obwohl das Register die
                                    Patent-Traͤger und die Regierung zur Aufklaͤrung
                                    hieruͤber aufforderte. Da leztere selten ihre Ausspruͤche
                                    durch Gruͤnde motivirt, besonders in einer Sache, die nicht zu ihren
                                    Gunsten spricht, so vertroͤsten wir unsere Leser auf das, was uns die
                                    Patent Traͤger selbst hieruͤber einst noch sagen werden. A. d.
                                    Ueb.