| Titel: | Einleitung zu dem Berichte, welche Hr. Perdonnet im Namen einer Commission am 24. April 1831 der Société du Bulletin des Sciences et de l'Industrie erstattete, um auf die Frage der schwedischen Regierung: „Welche Fortschritte hat die Eisenfabrikation in den lezten Jahren in Frankreich gemacht,“ zu antworten. | 
| Fundstelle: | Band 43, Jahrgang 1832, Nr. LXXXIX., S. 364 | 
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                        LXXXIX.
                        Einleitung zu dem Berichte, welche Hr. Perdonnet im Namen einer
                           Commission am 24. April 1831 der Société du Bulletin des Sciences
                              et de l'Industrie erstattete, um auf die Frage der schwedischen Regierung:
                           „Welche Fortschritte hat die Eisenfabrikation in den lezten Jahren in
                              Frankreich gemacht,“ zu antworten.Dieser Bericht enthaͤlt in mehrfacher Beziehung so viel Interessantes, daß
                                 wir nicht umhin koͤnnen denselben hier im Auszuge mitzutheilen; um so
                                 mehr, da wir bisher Alles gaben, was fuͤr die Eisenfabrikation in
                                 Frankreich und England Wichtiges geschah, da auch unsere Eisenwerke in neuerer
                                 Zeit auf eine Weise zur Sprache kamen, die durch einige hier gegebene Daten
                                 wesentlich berichtigt werden duͤrfte. – Die oben erwaͤhnte
                                 Commission bestand aus den Huͤttenmeistern Boigues, Mertian und Marquis de Louvois;
                                 ferner aus den HH. d'Arcet, Gaultier de Claubry und Aug. Perdonnet. A. d. Ueb.
                           
                        Aus dem Bulletin des Sciences technologiques.
                              Maͤrz 1831, S. 164.
                        (Im
                              Auszuge.)
                        Perdonnet, Bericht uͤber die Eisenfabrikation in
                           Frankreich.
                        
                     
                        
                           Die Eisenfabrikation hat in den lezten Jahren in Frankreich ungeheure Fortschritte
                              gemacht, die jedoch weniger hervorragenden Verbesserungen der alten Methoden, als
                              der Annahme des englischen Verfahrens zuzuschreiben sind. Wir wollen um dem, der
                              Commission gegebenen, Auftrage so viel als moͤglich Genuͤge zu
                              leisten, eine kurze Darstellung der allmaͤhlichen und reißenden Fortschritte
                              dieses wichtigen Zweiges
                              unserer Industrie geben, dessen gegenwaͤrtigen Zustand bei uns mit jenem in
                              England vergleichen, dann bei einigen kleinen technischen Verbesserungen verweilen,
                              und zulezt die Zukunft, die unseren Eisenwerken bevorsteht, beleuchten.
                           Wir wollen hiebei nicht weiter, als bis zum Anfange des gegenwaͤrtigen
                              Jahrhundertes zuruͤkgehen. Schon im J. 1801 belief sich das jaͤhrliche
                              Erzeugniß in den 108 Departements der Republik auf 140,000 Tonnen Gußeisen (die
                              Tonne zu 1000 Kilogrammen), welche auf 550 Hochoͤfen erzeugt wurden. Von
                              diesen 140,000 Tonnen kamen ungefaͤhr 111 bis 112,000 auf die 45
                              Hochoͤfen, die Frankreich, auf seine gegenwaͤrtigen Graͤnzen
                              reducirt, angehoͤrten. An Schmiedeisen wurden jaͤhrlich 94,000 Tonnen
                              producirt, wovon 79,000 auf die 86 Departements kamen, die wir noch
                              gegenwaͤrtig besizen.
                           Diese Quantitaͤten scheinen, obschon sie unseren Bedarf nicht dekten, bei dem
                              ersten Blike sehr betraͤchtlich zu seyn; beruͤksichtigt man aber die
                              große Menge von Huͤttenwerken, die zur Erzeugung derselben noͤthig
                              waren, so ergibt sich hieraus nothwendig der Schluß, daß die damals
                              gebraͤuchlichen Methoden noch sehr weit zuruͤk gewesen seyn mußten.
                              Man kannte das englische Verfahren das Gußeisen mit Steinkohlen oder auf dem
                              Strekwerke in haͤmmerbares Eisen zu verwandeln, noch gar nicht, oder benuzte
                              es wenigstens nicht. Nur ein einziger Hochofen, jener der Creusot brannte Kohks. Die
                              Kunst das Eisen in Stahl zu verwandeln, war noch in ihrer Kindheit, und in keinem
                              unserer Huͤttenwerke wurde Gußstahl erzeugt.
                           Die Industrie-Ausstellung von 1806, welche Napoleon veranlaßte, war die erste,
                              die uns unsere industriellen Kraͤfte, und unsere Maͤngel zeigte. Die
                              eingesendeten Gegenstaͤnde aus Gußeisen ließen sehr viel zu wuͤnschen
                              uͤbrig. An Sensen, Feilen, Messerschmiedarbeiten etc. zeigten sich bedeutende
                              Fortschritte, die gemacht wurden, um uns von dem Tribute zu befreien, welchen wir an
                              England und Deutschland zahlten. Diese Fortschritte ergaben sich jedoch
                              vorzuͤglich in jenen Departements, die wir nach der Restauration verloren,
                              und daher zeigten noch mehrere Jahre nach dieser unsere Mauthregister unsere
                              Unfaͤhigkeit in dieser Hinsicht. Nur die blanken Gewehre von Klingenthal und
                              die Schießgewehre von St. Etienne hatten einen gewissen Ruf erworben, und behielten
                              diesen auch seither.
                           In den auf das J. 1806 folgenden Kriegsjahren wurden unseren Fabriken Haͤnde,
                              Capital und Sicherheit entzogen; es wurden meistens nur Gewehre und Kugeln
                              verfertigt. Mit dem Frieden entstanden auch eine große Menge Fabriken; die
                              fruͤher auf den Schlachtfeldern verwendete Energie und Thaͤtigkeit
                              warf sich nun auf die Industrie, deren Fortschritte schon die Ausstellung vom J.
                              1819 zeigte. Die
                              Erzeugnisse an Eisenwaaren waren jedoch auf derselben nur mittelmaͤßig
                              repraͤsentirt; noch immer vermißte man Eisen, welches auf englische Art
                              erzeugt worden. Erst in den Jahren 1819 bis 1823 erhielt dieser Zweig der Industrie,
                              durch eine Mauthverordnung vom J. 1822 kraͤftig beguͤnstigt,War dieß eine Verordnung der freien Einfuhr? Oder war es ein Mauthvertrag mit
                                    Laͤndern, deren Industrie durch fruͤhere Beguͤnstigung
                                    sich weit hoͤher geschwungen hatte, als jene Frankreichs? Das
                                    Zetergeschrei der franzoͤsischen und deutschen Blutsauger und
                                    Pfefferkraͤmer gegen diese Verordnung zeigte hinlaͤnglich,
                                    welcher Art sie war; moͤchten ihre Erfolge in Frankreich auch unseren
                                    freien Handels-Philosophen die Augen oͤffnen, und unsere
                                    Capitalisten uͤberzeugen, daß sie sich in dem Staate im Felde der
                                    Industrie weit mehr nuͤzen koͤnnen, als durch Kraͤmerei
                                    und Stok-Jobberei. A. d. Ueb. einen Aufschwung, der noch heut zu Tage fortwaͤhrt.
                           Ein Bergofficier, Hr. de
                                 Bonnard, gab im J. 1809 auf Befehl der Regierung eine Beschreibung
                              der englischen Fabrikationsmethoden des Eisens heraus. Ein anderer, Hr. de Gallois, untersuchte dieselben 16
                              Monate lang an Ort und Stelle in allen ihren Details, und errichtete bei seiner
                              Ruͤkkehr in der Nahe von St. Etienne, in demselben Departement, in welchem
                              spaͤter sein College Beaunier die erste Eisenbahn
                              erbaute, den ersten Hochofen, in welchem man in Frankreich Erze, die den englischen
                              Erzen aͤhnlich waren, bearbeitete, und den dritten,Der erste franzoͤsische Hochofen, in dem Kohks angewendet wurden, ist
                                    jener der Creusot, der gegen das Ende des lezten Jahrhundertes erbaut wurde.
                                    Der zweite war jener zu Vienne, der erst im J. 1818 errichtet worden. A. d.
                                    O. in welchem Kohks verwendet wurden. Jedermann, der sich mit Industrie
                              beschaͤftigte, weiß, mit welchen Schwierigkeiten es verbunden ist, ein neues
                              Verfahren an irgend einem Orte einzufuͤhren. Hrn. de Gallois ging es ungeachtet seiner großen
                              theoretischen und praktischen Kenntnisse ebenso; er erreichte Anfangs nicht alle die
                              Vortheile, die er erwartete, und dem Verdrusse, den er bei dieser Unternehmung
                              hatte, haben wir vorzuͤglich den Verlust dieses Mannes zuzuschreiben, dem wir
                              so großen Dank schuldig sind.
                           Die Fabrikation des Schmiedeisens mit Steinkohlen ging gleichen Schritt mit jener des
                              Gußeisens mit Kohks. Schon im J. 1820 gruͤndeten die HH. Boigues und Dufaud zu Fourchambault und Hr. de Vendel zu Hayange jene herrlichen
                              Unternehmungen, auf welche Frankreich stolz seyn darf, und die nicht bloß durch sich
                              selbst, sondern durch das gute Beispiel, welches sie gaben, so unendlich
                              nuͤzlich wurden. Bald entstanden naͤmlich eine Menge
                              Huͤttenwerke, in welchen man durchaus, oder wenigstens zum Theile Steinkohlen
                              benuzte.
                           
                           Um eine richtigere Idee von den damaligen Fortschritten dieses Zweiges der Industrie
                              zu geben, will ich jedoch lieber einige Daten anfuͤhren, die aus den Tabellen
                              der lezten amtlichen Untersuchung, und aus den interessanten, in den Annales des Mines eingeruͤkten Berichten des Hrn.
                              Héron de Villefosse
                              entlehnt sind.
                           Im J. 1818 uͤberstieg unser Total-Verbrauch des Jahres nicht 122,000
                              Tonnen, wovon 114,000 Tonnen von unseren Hochoͤfen erzeugt, 5000 Tonnen aus
                              den alten Magazinen kamen, und 3000 eingefuͤhrt wurden.
                           Im J. 1824 war die Production im Lande schon auf 164,000 Tonnen gestiegen;
                              eingefuͤhrt wurden 7000 Tonnen, so daß man den Gesammt-Verbrauch auf
                              176,000 Tonnen schaͤzen kann.
                           Im J. 1828 wurden mehr als 200,000 Tonnen erzeugt, und 8000 Tonnen
                              eingefuͤhrt; der Verbrauch betrug beilaͤufig 213,000 Tonnen.
                           Hieraus ergeben sich fuͤr den Zeitraum von 1818–1828 folgende
                              Zunahmsverhaͤltnisse:
                           
                              
                                 bei dem Verbrauch
                                     122 –
                                 175 –
                                 211
                                 
                              
                                 bei der Production
                                     114 –
                                 164 –
                                 200
                                 
                              
                                 bei der Einfuhr
                                         3
                                    –
                                     7 –
                                     8.
                                 
                              
                           Hieraus und aus den weiter oben gegebenen Daten uͤber die Eisenfabrikation im
                              J. 1801 lassen sich nun folgende Resultate ziehen:
                           Die Erzeugung von Gußeisen scheint sich vom J. 1801 bis zum J. 1818 nicht merklich
                              veraͤndert zu haben; vom J. 1818 bis zum J. 1828 hat sich hingegen der Bedarf
                              und die Production beinahe verdoppelt, und die Einfuhr verdreifacht.
                           Aus einigen approximativen Angaben folgt, daß die von den Gießereien verbrauchte
                              Quantitaͤt Gußeisen beinahe in demselben Verhaͤltnisse zugenommen hat,
                              wie die Gesammt-Menge des verbrauchten Gußeisens. Sie betrug naͤmlich
                              von 1818 bis 1824 beilaͤufig den sechsten Theil der Gesammt-Menge, und
                              im J. 1828 etwas mehr als diesen Bruchtheil. Jener Theil dieses Gußeisens, den
                              unsere Hochoͤfen lieferten, ist mit Ruͤksicht auf deren Production
                              beilaͤufig gleich geblieben, d.h. er betrug beinahe immer den 6ten
                              Theil.Die in den Gießereien verwendete Menge Gußeisens wird fuͤr die Jahre
                                    1818, 1824 und 1828 beilaͤufig auf 20,000, 28,000 und 37,000 Tonnen
                                    geschaͤzt, und jene Menge dieses Gußeisens, welche unsere
                                    Hochoͤfen lieferten, auf 17,000, 22,000 und 32,000 Tonnen. A. d.
                                    O.
                              
                           Stellen wir nun fuͤr das Stabeisen dieselben Vergleichungen an, die wir
                              fuͤr das Gußeisen gaben, so ergeben sich fuͤr die Jahre 1818, 1824 und
                              1828
                           
                           
                              
                                 fuͤr die verbrauchte Menge
                                    Staͤbeisens
                                 86,000 Tonnen
                                 – 118,000
                                 – 158000
                                 
                              
                                 fuͤr die auf unseren
                                    Huͤttenwerken erzeugte Menge
                                 76,000     –
                                 – 112,000
                                 – 152,000Von diesen Quantitaͤten wurden 9000 bis 10,000 Tonnen in
                                          unseren suͤdlichen Departements durch die unmittelbare
                                          Reduction der Eisenerze, auf die sogenannte catalonische Methode
                                          erzeugt. A. d. O.
                                    
                                 
                              
                                 fuͤr die eingefuͤhrte
                                    Menge
                                 10,000     –
                                 –     6,000
                                 –     6,000
                                 
                              
                           Mithin wurde im J. 1818 beinahe eben so viel, oder ehe etwas weniger, Schmiedeisen
                              erzeugt, als im J. 1801; waͤhrend vom J. 1818 bis 1828 der Verbrauch und die
                              Production sich verdoppelten, die Einfuhr hingegen sich um die Haͤlfte
                              verminderte.
                           Das eingefuͤhrte Eisen ist meistens schwedisches und russisches, und wird
                              vorzuͤglich zur Stahlfabrikation verwendet, da es zu diesem Zweke unserem
                              besten franzoͤsischen Eisen vorgezogen wird. Diese Einfuhr betrug in den
                              Jahren 1822, 23, 24 und 25 an schwedischem Eisen beilaͤufig 1900, 2400, 3900
                              und 5400 Tonnen; an russischem hingegen nur 100, 140, 330 und 540 Tonnen, so daß bei
                              beiden die Einfuhr, ungeachtet des Mauthgesezes vom J. 1822, ungefaͤhr in
                              gleichem Verhaͤltnisse zugenommen hat.
                           Jene Menge dieses Eisens von vorzuͤglicher Guͤte, die nicht zur
                              Stahlfabrikation verwendet wird, wird in Concurrenz mit dem besten
                              franzoͤsischen Eisen von Verfertigung von Fahrzeugen und anderen
                              Gegenstaͤnden benuzt.
                           Wir haben bereits erwaͤhnt, daß die ersten Hammerwerke nach englischer Methode
                              im J. 1820 errichtet wurden. Im J. 1823 waren deren bereits 11 in Thaͤtigkeit
                              und 4 im Baue. Im J. 1826 waren in Frankreich erst 4 mit Kohks betriebene
                              Hochoͤfen in Thaͤtigkeit; allein schon 31 englische Hammerwerke; und
                              im J. 1828 besaßen wir bereits 14 Kohkshochoͤfen und 40 englische
                              Hammerwerke.
                           Im J. 1818 wurde bloß eine unbedeutende Menge Gußeisen mit Kohks, und gar kein Eisen
                              mit Steinkohlen erzeugt; im J. 1824 wurden nur 3000 Tonnen Gußeisen mit Kohks
                              erzeugt, aber schon 44,000 Tonnen mit Steinkohlen erzeugtes Eisen in den Handel
                              gebracht. Im J. 1828 betrug das Erzeugniß an Gußeisen mit Kohks bereits 17,000, und
                              an Eisen mit Steinkohlen 48,000 Tonnen. Die Fabrikation des Gußeisens mit Kohks hat
                              sich mithin erst in den Jahren 1824–28 gehoben, waͤhrend jene des
                              Eisens mit Steinkohlen bereits im J. 1824 eine bedeutende Ausdehnung gewonnen
                              hatte.
                           Die 17,000 Tonnen Gußeisen, welche mit Kohks erzeugt wurden, betragen kaum den 10ten
                              Theil der Gesammt-Production an Gußeisen; und die 48,000 Tonnen mit Steinkohlen erzeugten
                              Eisens kaum den dritten Theil des Gesammt-Erzeugnisses an Schmiedeisen.
                              Dieses Mißverhaͤltniß ruͤhrt davon her, daß es in vielen Orten
                              vortheilhafter ist, das Gußeisen mit Holzkohlen zu erzeugen, und es mit Steinkohlen
                              feinzumachen.
                           Unsere Eisenwerke ernaͤhren gegenwaͤrtig beilaͤufig 120,000
                              Arbeiter und ihre Familien, die zahlreichen Individuen, die ihre
                              Beschaͤftigung in den Fabriken, in welchen das Eisen verarbeitet wird,
                              finden, nicht mitgerechnet. Rechnet man auf die Familie nur 3 Koͤpfe, so
                              erhalten mithin 360,000 Koͤpfe hiebei ihren Unterhalt.
                           Man rechnet, daß ein Capital von 187 Millionen Franks auf die Betreibung der
                              Hammerwerke verwendet wird; und daß dabei jaͤhrlich 30 1/2 Million
                              fuͤr Arbeitslohn bezahlt werden: den Lohn fuͤr die Arbeiter, welche
                              den Draht ziehen, das Eisenblech verfertigen etc., der sich auch wenigstens
                              jaͤhrlich auf 20 Millionen belaͤuft, nicht mit gerechnet.
                           Mit der Zunahme an Erzeugniß mußte sich nothwendig auch die Guͤte des
                              Fabrikates verbessern, und die Fabrikation selbst bedeutende Fortschritte machen.
                              Die Gußwaaren auf den Ausstellungen in den Jahren 1819 und 1823 waren weit
                              vorzuͤglicher als jene vom J. 1806, und heut zu Tage lassen dieselben in
                              Hinsicht auf Leichtigkeit, Eleganz der Formen und Reinheit der Umrisse wenig mehr zu
                              wuͤnschen uͤbrig.
                           In den Jahren 1819 und 1823 kamen Kuͤchengeschirre auf die Ausstellung, die
                              innen mit einem Email uͤberzogen worden waren; im J. 1827 schien man jedoch
                              diesem Fabrikationszweige entsagt zu haben, obwohl die deutschen, und besonders die
                              schlesischen, Fabriken noch eine bedeutende Menge davon liefern. Es scheint, daß man
                              in Frankreich noch kein so festes Email hervorzubringen im Stande ist, wie das
                              schlesische, welches auch in England ohne gluͤklichen Erfolg nachgeahmt
                              wurde.Die vorzuͤglichsten Versuche in dieser Hinsicht machte Hr. Dr. Schweighaͤuser von Straßburg. A. d. O. Auch das Verzinnen, welches man in England an den eisernen Geschirren
                              vornimmt, ist in Frankreich noch nicht eingefuͤhrt.
                           Das Gießen großer Gegenstaͤnde, z.B. der Cylinder von Dampfmaschinen,
                              Strekwerken etc., hat sich gleichfalls auf eine merkwuͤrdige Weise
                              vervollkommnet. Bei allen diesen Fortschritten und der Vervollkommnung unseres
                              GußeisensUnser bestes Gußeisen kommt aus den Huͤttenwerken der HH. Boigues und Dufaud zu Fourchambault, und
                                    aus jenem des Hrn. de
                                       Louvois zu Rancy-le-Franc. Hr. Boigues erhielt auch von der
                                    Société d'encouragement einen
                                    Preis wegen der vorzuͤglichen Guͤte seines Gußeisens. A. d.
                                    O. muͤssen wir aber leider gestehen, daß unsere Gießer noch immer zu
                              einem Theile ihrer Arbeiten fremdes Gußeisen verwenden, wie dieß die Angaben der
                              Maschinenfabrikanten und die Mauthregister beweisen. Ob dieß von einem Vorurtheile
                              der Gießer, oder wirklich von einer geringeren Guͤte unseres Gußeisens
                              herruͤhrt, wissen wir nicht. Ist es Vorurtheil, so ist es wirklich
                              unbegreiflich, wie sich dasselbe, ungeachtet es gegen die persoͤnlichen
                              Interessen verstoͤßt, so tief einwurzeln konnte.
                           Die Gegenstaͤnde aus Gußeisen, welches zum Theil durch Cementation fein
                              gemacht wurde, haben von mehreren Jurys allgemeines Lob, erhalten; und doch scheint
                              man diesen Fabrikationszweig ganz aufgegeben zu haben, weil die directe Anwendung
                              des Stahles wohlfeiler kommt. Selbst in England, wo derselbe einen weit
                              groͤßeren Aufschwung nahm, als in Frankreich, scheint er sich nicht erhalten
                              zu koͤnnen.
                           Unser mit Holzkohlen bereitetes Stabeisen hatte in Hinsicht auf Guͤte nur
                              wenig zu gewinnen. Man verwendet etwas davon auch mit Vortheil zur Stahlfabrikation,
                              obschon man hierzu meistens das schwedische und russische Eisen benuzt.
                           Das Eisen vom Berry, von der Haute-Saône und vorzuͤglich von der
                              Arriège ist das Geeignetste zur Fabrikation des Cementstahles, und doch
                              ersezt keines das schwedische Eisen ganz. Am naͤchsten kommt diesem lezten
                              noch das Eisen von der Arriège.
                           Wenn unser, mit Holzkohlen erzeugtes, Eisen auf englischen Strekwerken behandelt
                              wird, so erhaͤlt man vortreffliches Schwarzblech; das englische Weißblech
                              konnten wir jedoch noch nicht ganz erreichen; das unsrige steht naͤmlich dem
                              englischen zwar nicht an Guͤte nach, allein es besizt etwas weniger
                              Glanz.
                           Viele Personen glauben, daß das, nach der englischen Methode verfertigte, Eisen in
                              jedem Falle dem nach franzoͤsischer Weise erzeugten Eisen nachsteht, was auf
                              einem irrigen Vorurtheil beruht. Jenes englische Eisen, welches nur ein Mal gewalzt,
                              und nicht ausgeschweißt (corroyé), d.h. durch das
                              sogenannte Ausschweißen oder Gerben von den Schlaken gereinigt und fein gemacht
                              worden, steht allerdings dem franzoͤsischen Eisen, welches durch das
                              Haͤmmern vollkommner gereinigt worden, nach. Wurde aber das, auf englische
                              Weise erzeugte, Eisen mit aller Sorgfalt behandelt, so kann es gewiß dem
                              franzoͤsischen den Rang streitig machen; es wird ihm wenigstens zu gewissen
                              Zweken gleichkommen, oder demselben sogar vorzuziehen seyn. Ohne uns hier auf eine
                              Auseinandersezung der Wirkungen des Strekens und Feinmachens einzulassen, wollen wir
                              bloß bemerken, daß die Anordnung der Theilchen in Folge der Bearbeitung nach der
                              franzoͤsischen und englischen Methode verschieden seyn muß. Die nach lezterer Methode
                              verfertigten Eisenstangen lassen sich als Pakete langer, sehr feiner, mit einander
                              zusammenhaͤngender Faden, oder als Senke aus nicht gedrehten, sehr biegsamen
                              und stark an einander gebakenen Fasern betrachten, wie man dieß bei einem
                              gehoͤrigen Durchschnitte zeigen kann. Untersucht man hingegen Eisenstangen
                              von mittlerer Groͤße, die nach der franzoͤsischen Methode verfertigt
                              worden, auf dem Bruche, so wird man nur kurze, unter einander verwebte Faden, oder,
                              wenn die Stangen staͤrker sind, Koͤrner mit hakigen Spizen bemerken,
                              welche die Neigung zum Nervigen andeuten. Hieraus und aus vergleichenden, in dieser
                              Hinsicht angestellten Versuchen folgt, daß das Eisen nach englischer Methode den
                              Vorzug verdient, wenn die Kraft der Laͤnge nach auf die Stangen wirkt, wie
                              z.B. bei Ketten fuͤr die Marine, bei Haͤngebruͤken etc.; daß
                              hingegen da, wo die Kraft senkrecht auf die Stangen wirkt, wie z.B. an den Achsen,
                              das Eisen nach franzoͤsischer Methode unbestreitbar besser ist. Das Eisen
                              nach englischer Methode loͤst sich manch Mal, wenn es nicht sehr gut
                              geschweißt ist, ab, so daß es daher zu manchen Zweken, wie z.B. zu Radschienen,
                              weniger tauglich ist. Da man aber in England dieses Eisen an allen Arten von Wagen
                              anwendet, so scheint dieser Vorwurf jenes Eisen, welches mit gehoͤriger
                              Sorgfalt bearbeitet worden, durchaus nicht zu treffen. Zu dem Eisenbleche von erster
                              Guͤte nimmt man fast ausschließlich Eisen nach franzoͤsischer Methode.
                              Uebrigens gibt es selbst in England, wo die Strekwerke allgemein eingefuͤhrt
                              sind, große Verschiedenheiten, so daß man gewisse Eisensorten aus dem York-
                              und Staffordshire beinahe um den dritten Theil theurer bezahlt, als das
                              gewoͤhnliche galische Eisen. In Frankreich wird zu Fourchambault bei Nevers
                              das beste Eisen nach englischer Methode erzeugt, und die Ketten von dem
                              koͤniglichen Huͤttenwerke zu Guérigny, Dept. de la Nièvre, wurden fuͤr besser als die besten
                              englischen Ketten anerkannt.Die Ketten von Guérigny und jene aus dem Huͤttenwerke des Hrn.
                                    Crawshay in
                                    England wurden mit groͤßter Genauigkeit mit der im Bulletin de la Société
                                       d'encouragement beschriebenen Maschine untersucht, erstere rissen,
                                    wie aus den Tabellen hervorgeht, bei 26 K. 70, leztere hingegen schon bei 25
                                    K. 84. A. d. O.
                              
                           Bei diesen großen Fortschritten der Eisenfabrikation konnte jene des Stahles nicht
                              wohl stehen bleiben. Die Fabrikation des geschmiedeten Stahles (acier forgé) hat sich vom Anfange dieses
                              Jahrhundertes an allmaͤhlich verbessert; allein erst im J. 1818 fingen unsere
                              Huͤttenwerke Gußeisen zu liefern an. Zu St. Etienne, dieser Wiege so vieler
                              unserer Industriezweige, entstand die erste Gußstahlfabrik unter der Leitung des
                              Hrn. Beaumier und eines
                              Englaͤnders, des Hrn. Jackson. Wir erzeugen
                              jezt vortrefflichen Gußstahl, der, dem Ausspruch der Jurys zu Folge, dem englischen
                              nicht nachsteht. Allein unsere Stahlarbeiter sind nicht der Meinung der Jurys, und
                              dieß ist ein Beweis mehr, daß die Berichte der Jurys uͤber die Producte einer
                              Ausstellung zwar Daten uͤber den Zustand der Industrie eines Landes geben
                              koͤnnen, daß sie aber keineswegs hinreichen, um die Meinung hieruͤber
                              ganz festzustellen. Was hilft es in der That auch, wenn der Fabrikant ein ganz
                              herrliches Product zur Ausstellung liefert, und nicht im Stande ist. Jedermann
                              wohlfeil mit demselben zu versehen? Der Consument weiß die Fortschritt der Fabriken
                              weit besser zu schaͤzen, als der Gelehrte; er ist es, der in lezter Instanz
                              uͤber dieselben urtheilt.
                           Es ist anerkannt, daß unser Gußstahl und uͤberhaupt jede Art von Stahl, die
                              wir mit unserem Cementstahle verfertigen, man mag denselben umschmelzen oder
                              raffiniren, ungeachtet der Verbesserungen, die er in den lezten Jahren erhielt, noch
                              immer den englischen Stahlarten nachsteht. Dieß ruͤhrt jedoch nicht von der
                              Ungeschiklichkeit der Arbeiter her. Die Englaͤnder verwenden naͤmlich
                              zur Erzeugung des Cementstahles nicht bloß ausschließlich schwedisches Eisen,
                              sondern eine eigene Art des schwedischen Eisens, welches sie in Folge eines
                              Contractes erhalten, und welches wir uns nicht verschaffen koͤnnen.
                           Die Fabriken von Stahlarbeiten haben seit dem J. 1806 gleichfalls große Fortschritte
                              gemacht. Schon bei der Ausstellung vom J. 1819 rechtfertigten die vorgelegten
                              Sicheln, Feilen und Raspeln die Hoffnungen, die man sich bei der Ausstellung vom J.
                              1806 machte. Bei jener des J. 1823 erschienen aber diese Waffen des Akerbaues und
                              der Industrie in noch groͤßerer Menge und von solcher Guͤte, daß sie
                              mit den beruͤhmten Kriegswaffen unserer Fabriken wetteiferten.
                           Die Naͤhnadelfabrik, die vor Kurzem zu Laigle gegruͤndet wurde,
                              fuͤllte eine, seit langer Zeit bestandene, Luͤke aus; sie scheint sich
                              aber leider nur mit Muͤhe halten zu koͤnnen, weil die englischen
                              Nadeln sehr leicht in großer Menge einzuschwaͤrzen sind, und weil die
                              franzoͤsische Fabrik die Concurrenz der englischen noch nicht zu ertragen
                              vermag.
                           Vergleichen wir unsere jaͤhrliche Production an Eisen mit jener Englands, so
                              finden wir, daß England genau drei Mal so viel erzeugt, als Frankreich, daß aber die
                              Menge Gußeisens, welche in England zu Gußarbeiten verwendet wird,
                              verhaͤltnißmaͤßig weit groͤßer ist, als die Menge, die man in
                              Frankreich darauf verwendet: sie betraͤgt naͤmlich in England 2/5 der
                              ganzen Erzeugniß, waͤhrend sie sich in Frankreich nur auf 1/6
                              belaͤuft. Dieß ruͤhrt von der vortrefflichen Guͤte des
                              Kohks-Gußeisens zu Gußarbeiten, und von dem bedeutenden Absaze des rohen
                              englischen Gußeisens ins Ausland her.
                           Frankreich und England zusammengenommen erzeugen 4/5 der Production von ganz
                              Europa!
                           Die Menge Schmiedeisens, die in England erzeugt wird, betraͤgt nicht
                              uͤber 250,000 Tonnen, mithin kaum das Doppelte des unserigen. Ein Theil davon
                              wird ausgefuͤhrt. Zur Fabrikation des Stahles werden jaͤhrlich 15,000
                              Tonnen schwedisches und russisches Eisen nach England eingefuͤhrt. Die Menge
                              Stabeisen, welche Frankreich und England zusammengenommen erzeugen, macht
                              ungefaͤhr 2/3 der Production von ganz Europa.
                           Die Vorzuͤge der englischen Methoden vor den unserigen, an Orten, an welchen
                              die Steinkohlen nicht zu theuer sind, erhellen aus folgenden Daten.
                           Ein, mit Holzkohlen betriebener, Hochofen erzeugt unter den guͤnstigsten
                              Umstaͤnden, und wenn er mit der groͤßten Sorgfalt geleitet wird,
                              woͤchentlich nicht uͤber 20–25 Tonnen. Wir sahen hingegen einen
                              einzigen, mit Kohks betriebenen Hochofen in England in einer Woche 110 bis 120
                              Tonnen, mithin das Fuͤnf- bis Sechsfache liefern! Die 600,000 Tonnen
                              englischen Gußeisens werden von 374 Hochoͤfen erzeugt, waͤhrend die
                              400 franzoͤsischen jaͤhrlich nur 200,000 Tonnen liefern!
                           Hr. Crawshay im Galischen
                              besizt 13 jener ungeheueren Hochoͤfen und erzeugt allein den vierten Theil
                              von dem, was ganz Frankreich erzeugt. Sein Nachbar, Hr. Gueß, besizt deren 11 und ein aͤußerst
                              großes Hammerwerk. Ein englischer Ofen, wie er zur Verwandlung des Gußeisens in
                              Schmiedeisen dient, liefert in 12 Stunden eine Tonne; ein kleiner
                              franzoͤsischer Heerd liefert kaum den vierten Theil hiervon. Ein Hammerwerk
                              wie jenes zu Fourchambault und Hayange liefert dem Handel jaͤhrlich 5000
                              Tonnen Eisen; 30 aͤhnliche wuͤrden hinreichen, um den Bedarf von ganz
                              Frankreich zu deken.
                           Die franzoͤsischen Huͤttenmeister richteten ihr Augenmerk in den lezten
                              Jahren vorzuͤglich auf die Naturalisation der englischen Methoden in unserem
                              Lande, und auf die Vortheile, welche eine Verbindung der Fabrikation mittelst
                              Holzkohlen mit jener mittelst Steinkohlen haben muͤßte. Sie bemuͤhten
                              sich besonders eine Ersparniß an Brennmaterial zu bewirken, da dessen Kosten einen
                              großen Theil ihrer Ausgaben bilden.
                           Noch vor wenigen Jahren waren unsere Hochoͤfen, die mit Holzkohlen bearbeitet
                              wurden, dem Schlendrian der Arbeiter uͤberlassen, und daher sehr weit
                              zuruͤk. Mehr als alle Vorschriften und Rathschlaͤge der
                              Sachverstaͤndigen nuͤzte auch hier die Concurrenz, die die Leute
                              fortzuschreiten zwang. Die Fortschritte, welche durch sie bewirkt wurden, erhellen
                              aus folgenden Daten: im J. 1801 erzeugten 450 Hochoͤfen mit Holzkohlen, von
                              denen wenigstens 420 in Thaͤtigkeit waren, 112,000 Tonnen Gußeisen,
                              waͤhrend im J. 1828 379 Hochoͤfen schon 184,000 Tonnen gaben.
                           Leider muͤssen wir aber gestehen, daß diese Fortschritte nicht an allen
                              unseren Huͤttenwerken sichtbar sind. An mehreren derselben findet man noch
                              erbaͤrmliche Wasserraͤder und noch schlechtere Geblaͤse.
                           Was die Kohksoͤfen betrifft, so kostete es große Muͤhe dieselben bei
                              uns gehoͤrig in Gang zu bringen. Da unsere rohen Materialien nicht den
                              englischen gleich sind, so waren Anfangs viele kostspielige Versuche noͤthig,
                              um sich derselben bedienen zu lernen. Jezt erst fangen dieselben daher an
                              genuͤgende Resultate zu geben.
                           Man hat in den Hochoͤfen Kohlen von allen Arten Brennmaterialien, und diese
                              lezteren sowohl fuͤr sich allein, als in Verbindung mit einander versucht;
                              wir wollen hier jedoch bloß von dem Anthracite sprechen. Der Anthracit brennt sehr
                              schwer an; allein, wenn er ein Mal entzuͤndet ist, so gibt er auch eine
                              solche Hize, daß man sich zur Erbauung der Hochoͤfen nur mit Schwierigkeit
                              Materialien verschaffen kann, die nicht geschmolzen werden. Es ergab sich aus
                              vielfachen Versuchen, daß man mit Anthracit allein nur bei der aͤußersten
                              Sorgfalt Gußeisen erzeugen koͤnne; daß der Ofen nur dann in
                              regelmaͤßigen Gang zu bringen ist, wenn man 3 Theile Kohks mit 7 Theilen
                              Anthracit mischt, und endlich, daß es in dem Maße, als der Anthracit langsam brennt,
                              vortheilhafter ist, die beiden Brennmaterialien in gleicher Menge anzuwenden. Das
                              mit diesen verschiedenen Verhaͤltnissen von Anthracit erhaltene Gußeisen war
                              immer von ganz vortrefflicher Beschaffenheit, was um so mehr zu wundern, als der
                              rohe Anthracit, so wie er aus dem Bruche kommt und angewendet wird, immer eine
                              betraͤchtliche Menge Schwefel enthaͤlt. – Der Anthracit findet
                              sich nur sehr selten in der Naͤhe von Steinkohlen; allein in der Naͤhe
                              fetter Steinkohlen finden sich sehr haͤufig trokene Steinkohlen, die in ihren
                              Eigenschaften dem Anthracite sehr aͤhnlich sind, und denselben vielleicht
                              ersezen koͤnnten.
                           Wir wollen nun nur noch einige Betrachtungen uͤber die Zukunft unserer
                              Eisenwerke beifuͤgen. Man wuͤrde sich sehr irren, wenn man aus der
                              Zunahme der Production auf die Wohlfahrt unserer Huͤttenwerke schließen
                              wollte. Wenn man dieselben naͤmlich in der Nahe und beim Lichte betrachtet,
                              so wird man finden, daß diese ungeheure Entwiklung von Fabrikationsmitteln bei
                              Weitem nicht fuͤr alle eine Quelle des Reichthumes war, sondern, daß sich viele derselben in einem
                              wahrhaft nothleidenden Zustande befinden. Es wurden ungeheuere Capitalien in
                              dieselben gestekt; sie wurden nach der Reihe von gewandten Theoretikern,
                              geuͤbten Praktikern, Franzosen, Englaͤndern und Deutschen dirigirt;
                              die Mauthauflagen wurden zu ihrem Schuze erhoͤht; und doch sind sie im
                              Allgemeinen nichts weniger als bluͤhend! Woher kommt dieß? – Von sehr
                              verschiedenen Ursachen. Einige dieser Anstalten sind zu weit von den rohen
                              Materialien entfernt; andere muͤssen sich schlechter Erze oder Steinkohlen
                              bedienen; alle wurden bei ihrem Entstehen durch Versuche oder Arbeitslohn in
                              ungeheuere Kosten hineingezogen; an einigen fehlte es vielleicht den Direktoren an
                              Geschiklichkeit; und alle litten so wie alle uͤbrigen Industriezweige durch
                              die lezten Ereignisse. Diese sind aber jezt voruͤber; der Arbeitslohn hat
                              sich bedeutend vermindert, die Versuche sind beendigt, die Actionnaͤre dieser
                              Unternehmungen haben darauf verzichtet, die ganze Summe der Interessen der
                              aufgewendeten Capitalien in Rechnung zu bringen; und doch liegen diese
                              Unternehmungen noch immer darnieder! Die drei Grundursachen, welche hieran Schuld
                              sind, und welche der Eisenfabrikation eben so sehr wie jedem anderen Zweige der
                              Industrie schaden, sind: die Geld- und
                                 Papierwucherei (Agiotage), die schlechte Verwaltung, und der Mangel an guten
                                 Communicationswegen.
                           Zuerst von der Agiotage. Wie kann aus einer Unternehmung
                              etwas werden, wenn man die Actien bloß nimmt, um auf die Differenz zu speculiren?
                              Daher kommen alle die Uebertreibungen bei neuen Unternehmungen; daher diese
                              truͤgerischen Berichte, die dem Publicum imponiren sollen, dieses Versprechen
                              großer Interessen und großen Gewinnes, der bloß mit den Capitalien bezahlt wird;
                              daher die so verdruͤßlichen Aenderungen in dem Personale der Compagnieen, und
                              daher endlich die Zerstoͤrung des Vertrauens in alle kuͤnftigen
                              Unternehmungen.
                           Die schlechte Verwaltung. Wer die Geheimnisse aller
                              dieser kleinen industriellen Republiken kennt; wer gesehen hat, wie der Director oft
                              in bestaͤndigem Kriege mit dem Verwaltungsrathe steht; wer gesehen hat, daß
                              der, welcher den Handel treibt, oft uͤber die Fragen der Kunst, und umgekehrt
                              der Ingenieur oft uͤber die Handelsfragen entscheidet; daß der Verwalter oft
                              theuer dafuͤr besoldet wird, daß er des Jahres ein Mal mit der Post von Paris
                              in das Huͤttenwerk faͤhrt; daß Sinecuren an die Actionnaͤre
                              verschwendet sind; daß die Verantwortlichkeit da getheilt ist, wo die Einheit die
                              erste Bedingung zum Erfolge ist; wer gesehen hat, wie die Kraͤfte da unter
                              einander verworren sind, wo eine genaue Vertheilung derselben noͤthig ist,
                              der wird sich nicht mehr wundern, daß sich unsere Huͤttenwerke in einem so
                              wenig bluͤhenden Zustande befinden, sondern er wird vielmehr daruͤber
                              staunen, daß sie noch nicht ganz in Verfall gerathen sind.
                           Der Mangel an gehoͤrigen Communicationswegen endlich ist nirgends
                              fuͤhlbarer, als bei der Eisenfabrikation. Mehrere unserer
                              Huͤttenwerke, die bisher von den beiden erwaͤhnten Geißeln noch am
                              wenigsten gelitten und sich gut erhalten haben, werden zu Grunde gehen, wenn man
                              diesem Fehler nicht bald abhilft Um zu zeigen, wie hoͤchst nachtheilig dieser
                              Mangel ist wollen wir nur bemerken, daß zu Fourchambault, St. Etienne, Hayange und
                              an anderen Orten, wo Gußeisen mit Kohks erzeugt wird, die Transportkosten allein den
                              dritten Theil, wo nicht die Haͤlfte der Gesammtkosten der Fabrikation
                              betragen, so daß auf der Tonne Gußeisen an Transportkosten allein schon 60, 70 bis
                              80 Franken lasten.
                           Nehmen wir an, daß diese Kosten auf einer Eisenbahn den dritten, und auf einem Canale
                              den vierten TheilDie Transportkosten auf einer gewoͤhnlichen Straße kann man, ohne die
                                    Interessen des Capitales und die Kosten der Unterhaltung in Anschlag zu
                                    bringen, im Durchschnitte zu 1 Fr. 50 Cent, fuͤr 100 Kilogr., die
                                    eine Meile (beilaͤufig 4 Kilometer) weit verfuͤhrt werden,
                                    annehmen. Auf einer Eisenbahn werden dieselben hingegen hoͤchstens 50
                                    Centimen betragen, und zwar mit Inbegriff der Interessen des Capitales, der
                                    Reparaturen und des Gewinnes des Unternehmers. Bei einem Canale werden diese
                                    Kosten 30–40 Centimen betragen. A. d. O. hiervon betragen, was gewiß nicht uͤbertrieben ist, so wuͤrde
                              durch Herstellung eines dieser Communicationswege wenigstens 2/5 oder 1/4 der ganzen
                              Kosten gewonnen werden. Betruͤge aber die Ersparniß, da die Communication
                              bereits gegenwaͤrtig hier und da auf Fluͤssen und Canaͤlen
                              Statt hat, auch nur 1/5 oder 1/6, so wuͤrde selbst diese schon fuͤr
                              unsere Industrie und den Akerbau, welche beide dieses Metalles so sehr
                              beduͤrfen, von unendlichem Nuzen seyn. Dieß gilt uͤbrigens Alles bloß
                              von dem Transporte der rohen Materialien, und nicht von jenem der Fabrikate, die bis
                              zu ihren Absazorten oft weit verfahren werden muͤssen. Welchen Vortheil
                              muͤßte es bringen, wenn diese neuen Kosten um 3/5 oder beinahe um die
                              Haͤlfte vermindert werden koͤnnten!
                           Das Stabeisen wuͤrde bei der Verminderung des Preises des Gußeisens und des
                              Brennmateriales gleichfalls sehr gewinnen.In Chatillon, wo man Gußeisen, welches mit Holzkohlen erzeugt worden, mit
                                    Steinkohlen fein macht, kommt die Tonne Steinkohlen von
                                    Rive-de-Gier, die man wegen ihrer Guͤte anwendet, auf
                                    56 Franken, waͤhrend sie an Ort und Stelle um 20 Fr. verkauft wird. Zu
                                    Hayange kostet die Steinkohle, welche zu Saarbruͤck um 5 Fr. verkauft
                                    wird, 30 Fr. Zu Fourchambault kommt die Kohle von St. Etienne, die am
                                    Bergwerke 5 Fr. kostet, auf 30 Fr. Zu Audincourt bedient man sich der
                                    Steinkohle von Ronchamps, welche, ungeachtet ihrer geringen Guͤte, an
                                    Ort und Stelle um 25 und an dem Huͤttenwerke um 38 Fr. 50 C. verkauft
                                    wird. A. d. O. Man darf nur die Preiscourante Frankreichs und Englands mit einander
                              vergleichen, um einzusehen, daß man dann die Zoͤlle auf das Eisen ganz
                              aufheben koͤnnte.
                           
                           Wir haben eine ungeheuere Menge vortrefflicher Eisenerze, von denen die meisten
                              wenigstens eben so reich sind als die englischen; wir besizen Steinkohlen im
                              Ueberflusse, unter denen viele ganz vorzuͤgliche Kohks fuͤr unsere
                              Hochoͤfen geben, und welche uns, ausgenommen an wenigen Orten, an Ort und
                              Stelle sehr niedrig zu stehen kommen. Das Schmelzmittel und die
                              feuerbestaͤndigen Erden sind an Ort und Stelle gleichfalls sehr wohlfeil; der
                              Arbeitslohn endlich ist in Frankreich niedriger als in England. Allein nirgendwo
                              findet man, so viel mir bekannt ist, bei uns alle diese rohen Elemente in so einem
                              kleinen Raume vereinigt, wie sie im Galischen vorhanden sind; und trifft man
                              dieselben auch, wie z.B. zu Allais und Aubin nahe beisammen, so fehlt es an
                              Canaͤlen und Eisenbahnen, und selbst an guten Fahrstraßen, auf denen
                              dieselben wohlfeil fortgeschafft werden koͤnnten.
                           Verbannen wir also die Agiotage, vereinfachen wir unsere Verwaltungen, und sorgen wir
                              fuͤr bessere Straßen, fuͤr Canaͤle und Eisenbahnen; dann werden
                              wir von der Industrie Englands nichts mehr zu fuͤrchten haben; dann werden
                              wir stark genug seyn, um unsere Zoͤlle aufheben, und den Kampf mit gleichen
                              Waffen annehmen zu koͤnnen.Wir sprechen hier bloß von der mehr oder weniger nahen oder entfernten
                                    Zukunft unserer Eisenfabrikation, und wollen uns keineswegs in eine
                                    Eroͤrterung der wichtigen Frage uͤber Beibehaltung oder
                                    Verminderung der Zoͤlle einlassen. Wollten wir in dieselbe eingehen,
                                    so muͤßten wir, um einen Schluß wagen zu duͤrfen, vorher eine
                                    lange Reihe unumstoͤßlicher Zahlen-Beweise geben. Man kann
                                    hierin nicht behutsam genug seyn, wenn man nicht durch voreilige
                                    Schluͤsse oder durch falsche Angaben den Ruin einer großen Zahl der
                                    wichtigsten Staatsbuͤrger herbeifuͤhren will. A. d. O. Bei uns
                                    ist man nicht so behutsam; da schuͤttelt man Mauthsysteme,
                                    Mauthvertraͤge eben so gut wie Schulplane nach Belieben aus den
                                    Aermeln, gerade als ob es sich um Modeartikel handelte, die schnell wechseln
                                    muͤssen. A. d. Ueb. Die mit Steinkohlen betriebenen Huͤttenwerke werden an Zahl und
                              Ausdehnung zunehmen, ohne daß, wie man behauptete, die mit Holzkohlen arbeitenden
                              Werke saͤmmtlich zu Grunde gehen muͤßten. Im Gegentheile werden diese
                              lezteren deßwegen mit Vortheil fortbestehen, weil die Waldeigenthuͤmer,
                              theils durch einen Forst-Codex gehindert die Waldungen zu zerstoͤren,
                              theils uͤberzeugt, daß sie durch die Urbarmachung eines meistens
                              unfruchtbaren Bodens nichts gewinnen, die Holzkohlen um einen geringeren Preis
                              liefern werden, und weil dieselben immer ein Eisen erzeugen, welches fuͤr
                              gewisse Zweke durch das mit Steinkohlen erzeugte Eisen nicht ersezt werden kann. Nur jene Werke,
                              welche am wenigsten vortheilhaft gelegen sind, werden und muͤssen zu Grunde
                              gehen. Unsere Production, der es gewiß nicht an Absazwegen fehlen wird, wird sich
                              hierbei verdoppeln und vielleicht verdreifachen. Die Benuzung des Eisens wird zum
                              Wohle des ganzen Landes um so allgemeiner werden, je niedriger dessen Preis seyn
                              wird; fuͤr unsere Baukunst wird eine neue, auf die Anwendung des Eisens beim
                              Baue unserer Haͤuser begruͤndete, Epoche eintreten; die Eisenbahnen
                              werden sich vermehren, und einen Einfluß auf Handel und Gewerbe ausuͤben, der
                              sich noch gar nicht berechnen laͤßt, und wir werden den Englaͤndern
                              auf entfernten Markten den Gewinn streitig machen, mit dem dieselben heut zu Tage
                              Monopol treiben.Die Werke, die man uͤber diesen Gegenstand zu Rath ziehen kann, sind:
                                    1) Ministère du commerce et des manufactures.
                                       Enquête sur les fers. Petit in 4º de 204 et 116 p. avec
                                       des Tabl. Paris 1828.2) De l'enquête sur les fers et des conditions
                                       du bon marché per manent des fers en France: par J. J. Baude. In 8º 89 p. 1829.3) Examen de l'énquête à
                                       commerciale sur les fers: ou application des principes generaux à
                                       la taxe sur les fers étrangers: par M. Anisson. In 8º de 4 1/2 f. Paris
                                    1829. Idem 2e edit., avec
                                       l'examen de l'enquête sur les sucres. 8º de 127 p. Paris
                                    1829.4) Résultats de l'enquête sur les
                                       fers. (Bullet. industriel de St.
                                       Etienne 1829.)5) Exposée des droits déntrée sur
                                       les fontes douces anglaises et les machines complètes venant de
                                       l'étranger, adressé an Comité d'enquête
                                       commerciale: par un Professeur de Paris. In 8º d' 1 3/4 f. Paris
                                    1828. A. d. O