| Titel: | Ueber ein neues Ruderrad für Dampfschiffe auf Canälen und Flüssen. Von Hrn. T. Rontree zu Liverpool. | 
| Fundstelle: | Band 43, Jahrgang 1832, Nr. XCVII., S. 416 | 
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                        XCVII.
                        Ueber ein neues Ruderrad fuͤr Dampfschiffe
                           auf Canaͤlen und Fluͤssen. Von Hrn. T. Rontree zu Liverpool.
                        Aus dem Mechanics' Magazine N. 430. S.
                              82.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              VII.
                        Rontree, uͤber ein neues Ruderrad fuͤr Dampfschiffe
                           auf Canaͤlen und Fluͤssen.
                        
                     
                        
                           Ich habe neuerlich ein Ruderrad erfunden, welches mir vorzuͤglich fuͤr
                              die sogenannten Zwillingsbothe (twin-boats) auf
                              Canaͤlen und Fluͤssen geeignet scheint, und durch welches das Wasser
                              nur wenig gebrochen oder in Bewegung gesezt, oder eine Beschaͤdigung der
                              Daͤmme verursacht wird, indem das Wasser nicht an den Seiten steigt, sondern
                              indem dessen Fluthen der Richtung des Bothes folgen. Dieses wichtige Resultat nun
                              erhalte ich mittelst beweglicher Floßenbretter, welche beim Einsenken in das Wasser
                              dasselbe fassen, und es sachte zwischen den Bothen forttreiben, beim Austreten
                              hingegen in einer schiefen Richtung aus dem Wasser gelangen. Aus Fig. 38 und 39, die eine
                              Seitenansicht und einen Durchschnitt eines, mit diesen Ruderschaufeln versehenen
                              Rades vorstellen, wird diese Einrichtung deutlicher werden.
                           A ist der Mittelpunkt eines gußeisernen Rades mit 12
                              Armen, von denen ein jeder einen Laͤngenausschnitt oder eine Fuge hat, der
                              zur Aufnahme der Enden der Querstangen a dient. Diese
                              Stangen haben in dem Durchschnitte von ihrer Verbindung mit dem excentrischen Ringe
                              B, welcher spaͤter beschrieben werden soll,
                              her, eine geradlinige Bewegung. Sie drehen sich an der Außenseite der Arme des Rades
                              um Zapfen; und an diesen Theilen sind auch die Verbindungsstangen D und die Rollen C
                              befestigt. B ist der Mittelpunkt eines gußeisernen,
                              excentrischen Ringes, der innen an jeder Seite eine Rinne hat, in welcher sich die
                              Rollen C drehen, und dabei die Stangen a und die Verbindungsstangen D mit sich fuͤhren. Diese Stangen, welche durch ein Gefuͤge
                              bei E mit dem eisernen Bande oder dem Angelgewinde F (an welchem die Floßenbretter befestigt sind) in Verbindung stehen,
                              geben den Floßenbrettern eine fortschreitende und abwechselnd auch
                              ruͤkgaͤngige Bewegung. Das Angelgewinde F
                              bewegt sich an dem Ende des Armes G in einem
                              Gefuͤge: dieß ersieht man aus der Seitenansicht, an welcher die
                              kreisfoͤrmige, mit Punkten dargestellte Linie den excentrischen Ring, die
                              horizontale Linie hingegen die Hoͤhe vorstellt, bis zu welcher angenommen
                              wird, daß das Wasser steige.
                           Sezen wir nun, daß das Rad eine Umdrehung zu machen anfaͤngt, so wird die
                              beschriebene Floße jene Stellung haben, die man zur Rechten beim Eintritte in das
                              Wasser sieht. Da die Bewegung des Rades gewoͤhnlich von der Rechten zur
                              Linken Statt findet, so wird dadurch die Floße, die sich an diesem Theile des Rades
                              befindet, jene Gestalt erhalten, die man in der Seitenansicht ersieht. In diesem
                              Zustande ergreift nun die Floße das Wasser mit einer sehr geringen Tendenz dasselbe
                              in Bewegung zu bringen; da ferner die Floße bei dem Durchgange durch den Mittelpunkt
                              um aus dem Wasser zu treten, beinahe ihre senkrechte Richtung beibehaͤlt, so
                              wird sie nicht nur ihre groͤßte Gewalt auf das Wasser ausuͤben,
                              sondern auch von aller Einwirkung des Gegenwassers oder Ruͤkwassers, diesem
                              großen Hindernisse an dem gewoͤhnlichen Ruderrade, frei seyn. Dreht sich das
                              Rad zuruͤk, so wirkt dasselbe auf eine gleiche Weise, nur hat die Wirkung der
                              Floße auf das Wasser und in demselben einen anderen Erfolg; man wird diesen
                              einsehen, wenn man die Zeichnung von Hinten gegen das Licht betrachtet.
                           Ich muß nur noch bemerken, daß mein Rad oder irgend ein Theil desselben durchaus zu
                              keinem anderen Zweke als dazu berechnet ist, die Dampfschifffahrt auf
                              Canaͤlen und Fluͤssen emporzubringen. Meine Aufmerksamkeit wurde
                              vorzuͤglich durch die Entstehung und Ausbildung der Eisenbahnen, die in
                              lezter Zeit Statt fand, auf diesen Punkt gerichtet, und ich halte mich fuͤr
                              uͤberzeugt, daß wenn nicht bei Zeiten ein Mittel geschafft wird, durch
                              welches der Verkehr auf unseren Canaͤlen ebenso schnell als wohlfeil gemacht
                              werden kann, das ungeheure Capital, das auf dieselben verwendet worden, in Kurzem
                              ganz todt liegen wird und muß. Ich sandte ein Modell meines Rades Hrn. E. Henderson, der meine Erfindung
                              aller Beachtung werth fand, und mit dessen Wirkung zufrieden war. Nur die Reibung,
                              die durch die Bewegung der Rollen in dem excentrischen Ringe entsteht,
                              floͤßte ihm einige Besorgniß ein. Auch ich glaube, daß meine Erfindung nur
                              von dieser Seite Einiges zu befuͤrchten hat; muß jedoch bemerken, daß bei
                              einer genauen und ganz richtigen Construction meines Rades diese Reibung doch sehr
                              gering seyn duͤrfte.
                           
                        
                     
                  
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