| Titel: | Ueber einen Viscosimeter oder ein Instrument, um die Klebrigkeit der mit Gummi verdikten Farben und Beizen in den Kattundrukereien zu bestimmen; von Hrn. Carl Dollfus. | 
| Fundstelle: | Band 43, Jahrgang 1832, Nr. CXIII., S. 449 | 
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                        CXIII.
                        Ueber einen Viscosimeter oder ein Instrument, um
                           die Klebrigkeit der mit Gummi verdikten Farben und Beizen in den Kattundrukereien zu
                           bestimmen; von Hrn. Carl
                              Dollfus.
                        Aus dem Bulletin de la Société industrielle de
                                 Mulhausen, N. 21. S. 14.
                        Mit einer Abbildung auf Tab. VII.
                        Dollfus, uͤber einen Viscosimeter etc.
                        
                     
                        
                           Die Société industrielle hat schon vor
                              einiger Zeit einen Preis auf die Erfindung eines Instrumentes ausgeschrieben,
                              wodurch man die Klebrigkeit der (mit Gummi) verbitten Farben und Beizen in den
                              Kattundrukereien bestimmen kann. Ich habe mich mit diesem Gegenstande
                              beschaͤftigt und bediene mich des Apparates, welchen ich nun der Gesellschaft
                              vorlege, bereits seit mehreren Monaten mit dem besten Erfolg.
                           Es ist gewiß fuͤr die Besizer von Kattundrukereien sehr wichtig, den Grad der
                              Klebrigkeit der anzuwendenden Farben zu kennen, besonders wenn sie fuͤr den
                              Walzendruk bestimmt sind, indem hievon, wie die Erfahrung lehrt, oft das Gelingen
                              des Druks abhaͤngt; die Beizen muͤssen wirklich nach der Tiefe der
                              Gravirung (der Walzen), nach der Natur des Dessins, der Jahreszeit und dem
                              hygrometrischen Zustand der Luft und oft sogar nach der Qualitaͤt des zu
                              bedrukenden Gewebes mehr oder weniger klebrig, d.h. mehr oder weniger stark verdikt
                              seyn. Wenn also einem Fabrikanten ein gewisses Dessin mit einer gewissen Farbe
                              einmal gelungen ist, so muß es ihm auch nach laͤngerer Zeit immer wieder
                              gelingen, vorausgesezt, daß er die Kleinigkeit der angewandten Farbe kennt und sie
                              mittelst eines Instrumentes leicht wieder hervorbringen kann.
                           Je diker eine Farbe ist, desto schwieriger laͤuft (fließt) sie und je
                              duͤnner sie ist, desto leichter laͤuft sie; von diesem Grundsaz bin
                              ich bei der Construction meines Instrumentes ausgegangen, welches in Fig. 55 abgebildet ist.
                              Es ist sehr einfach und besteht aus einem kupfernen Cylinder, der an einer Seite
                              offen ist und an der anderen in einen Trichter auslaͤuft, an dessen Ende sich
                              eine Zwinge befindet, die eine kleine Glasroͤhre haͤlt, welche man
                              bloß mit Siegellak befestigt. Ich habe am Ende eine Glasroͤhre angebracht, um
                              alle Oxydation zu verhindern und sie kegelfoͤrmig angewandt, damit man nur
                              ihre Laͤnge zu vermindern braucht, um ihre Oeffnung zu erweitern.
                           
                           Der Cylinder ist 30 Centimeter lang und hat 10 Centimeter im Durchmesser; der
                              Trichter kann 12 bis 15 Centimeter lang seyn und die Oeffnung der Glasroͤhre
                              hat 2 bis 3 Millimeter im Durchmesser; in einer Hoͤhe von 30 Centimeter vom
                              Ende der Glasroͤhre angefangen, befindet sich innerhalb des Cylinders eine
                              Marke, damit man ihn immer bis auf eine bestimmte Hoͤhe mit
                              Fluͤssigkeit fuͤllen kann; außen an den Cylinder ist ein Ring
                              angeloͤthet, damit er senkrecht in einer Oeffnung, die man zu diesem Ende in
                              dem Tischbrett eines Gestelles anbringt, erhalten wird; das Gestell muß mit so hohen
                              Fuͤßen versehen seyn, daß man unter den Trichter bequem eine genau graduirte
                              Glasflasche stellen kann, welche die durch die kleine Glasroͤhre auslaufende
                              Fluͤssigkeit aufnimmt. Diese Flasche muß wenigstens ein Liter Wasser
                              fassen.
                           Nachdem das Instrument so hergerichtet ist, fuͤllt man den Cylinder mit Wasser
                              bis zu der inneren Marke, laͤßt es auslaufen und beobachtet mit der Uhr in
                              der Hand, wie viel Zeit ein Liter Wasser braucht, um durch die Glasroͤhre zu
                              gehen; alsdann muß man aber die Oeffnung der Roͤhre so reguliren, daß sie
                              fuͤr Farben von jedweder Verdikung dient; sie darf nicht so groß seyn, daß
                              duͤnne Farben so schnell hindurchlaufen, daß man die hiezu noͤthige
                              Zeit nicht mehr gehoͤrig beobachten kann, und nicht so klein, daß dike Farben
                              zu langsam hindurchgehen; am besten waͤhlt man die Oeffnung der
                              Glasroͤhre so groß, daß ein Liter Wasser in zwei Minuten durchlaͤuft;
                              man kann dann sowohl bei den duͤnnsten, als bei den diksten Farben die zum
                              Auslaufen derselben erforderliche Zeit sehr gut beobachten. Wenn man also die
                              Oeffnung der Roͤhre so regulirt hat, daß ein Liter Wasser in Zeit von zwei
                              Minuten hindurchgeht, so braucht man nur noch alle in verschiedenen
                              Verhaͤltnissen verdikten Farben und Beizen nach einander in den Cylinder zu
                              bringen und jedes Mal die Zeit zu bemerken, in welcher ein Liter von diesen
                              Fluͤssigkeiten auslaͤuft; dadurch erhaͤlt man eine Scale, worin
                              alle Verdikungsgrade mit den Dessins, welche sie geben muͤssen, genau im
                              Verhaͤltniß stehen und wenn eine solche Scale einmal hergestellt ist, so
                              koͤnnen die Arbeiter und Aufseher mit der groͤßten Leichtigkeit die
                              Farben auf den gehoͤrigen Grad von Klebrigkeit bringen.
                           Auf diese Art verfahre ich seit mehreren Monaten in meiner Kattundrukerei bei dem
                              Walzen- und Kupferdruk; ich habe die Resultate meiner Versuche uͤber
                              die Klebrigkeit verschiedener mit Gummi und geroͤsteter Staͤrke
                              verdikten Beizen und anderer Fluͤssigkeiten in Tabellen zusammengestellt,
                              welche unten folgen. Diese Resultate sind fuͤr die Praxis in unseren
                              Kattundrukereien hinreichend genau und von den Farben, welche man gewoͤhnlich
                              zum Druken anwendet, braucht bei meinem Viscosimeter ein Liter 6 bis 25 Minuten Zeit
                              zum Auslaufen, so daß der Unterschied also groß genug ist, um eine große Anzahl von
                              Zwischengraden zu gestatten.
                           Das Instrument ist so einfach und wohlfeil, daß es sich jeder Fabrikant anschaffen
                              kann, um jeden Augenblik die Farben auf einen gleichen Grad von Klebrigkeit (welchen
                              man fuͤr die naͤmlichen Dessins so streng beobachten muß) zu
                              bringen.
                           
                        
                           Tabelle uͤber die Klebrigkeit verschiedener verdikter
                                 Beizen und anderer Fluͤssigkeiten.
                           Wasser, mit arabischem Gummi verdikt.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 43, S. 451
                              Gummiwasser; Wasser; Gummi; Gewicht
                                 des Liter; Bestandtheile des Liter; Die Zeit in der ein Liter
                                 Fluͤssigkeit durch eine Oeffnung (von ungefaͤhr 16 Millimeter
                                 Durchmesser) geht, durch welche ein Liter Wasser in 2 Minuten auslaͤuft;
                                 die Hoͤhe der Fluͤssigkeitssaͤule betrug 300 Millimeter und
                                 ihr Durchmesser 100 Millimeter bei einem Barometerstand von 76 Centimeter und
                                 einer constanten Temperatur von 12 bis. 13° C.
                              
                           
                           Mit Gummidragant verdiktes Wasser.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 43, S. 452
                              Verdiktes Wasser; Wasser; Gummi;
                                 Gewicht des Liter; Bestandtheile des Liter; Dieselben Bedingungen.
                              
                           
                           Mit geroͤsteter Staͤrke
                                 verdiktes Wasser.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 43, S. 453
                              Verdiktes Wasser; Wasser; Gummi;
                                 Gewicht des Liter; Bestandtheile des Liter; Dieselben Bedingungen
                              
                           
                           Beize fuͤr Roth von 10°
                                 Beaumé, mit arabischem Gummi verdikt und mit 0,062 Kilogr. Kampescheholz
                                 per Liter geblendet.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 43, S. 454
                              Verdikte Beize; Beize; Gummi;
                                 Gewicht des Liter; Bestandtheile des Liter; Dieselben Bedingungen
                              
                           
                           Holzsaures Eisen von 5°
                                 Beaumé, mit arabischem Gummi verdikt.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 43, S. 455
                              Holzsaures Eisen; Gummi; Gewicht
                                 des Liter; Bestandtheile des Liter; Dieselben Bedingungen
                              
                           
                           Holzsaures Eisen von 5°
                                 Beaumé mit geroͤsteter Staͤrke verdikt.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 43, S. 456
                              Holzsaures Eisen; Geroͤstete
                                 Staͤrke; Gewicht des Liter; Bestandtheile des Liter; Dieselben
                                 Bedingungen
                              
                           
                           Fabrikoͤhl (huile
                                 tournante, schleimiges Olivenoͤhl), wovon der
                                 Liter 0,914 Kil. wiegt.
                           Bei einer Temperatur von 13° C.
                           Ein Liter laͤuft in 6 Minuten 1 Sekunde aus.
                           Bei einer Temperatur von 29° C.
                           Ein Liter laͤuft in 4 Minuten 7 Sekunden aus.
                           ––––––––––
                           Brennoͤhl, wovon der Liter 0,914 Kil. wiegt.
                           Bei einer Temperatur von 13° C.
                           Ein Liter laͤuft in 7 Minuten 56 Sekunden aus.
                           Bei einer Temperatur von 25° C.
                           Ein Liter laͤuft in 4 Minuten 42 Sekunden aus.
                           ––––––––––
                           Aezende Sodalauge, wovon 5 Theile durch 2 Theile Schwefelsaͤure von 20° (an Descroizilles
                              Alkalimeter) neutralisirt werden, und wovon der Liter 1,123
                                 Kil. wiegt.
                           Bei einer Temperatur von 16° C.
                           Ein Liter laͤuft in 2 Minuten 7 Sekunden aus.
                           
                        
                           Bericht uͤber den Viscosimeter des Hrn. Carl Dollfus;
                                 von Hrn. Heinrich Schlumberger im Namen des chemischen Comité's der Soc. industr. erstattet.
                           Da die Verdikung der Beizen oder Farben bei der Kattundrukerei und besonders bei dem
                              Walzendruk ein so wichtiger Umstand ist, so wuͤnschte man schon seit langer
                              Zeit ein Instrument zu besizen, wodurch sich der Verdikungsgrad der Farben genau
                              bestimmen laͤßt; die Instrumente, welche man bisher zur Pruͤfung
                              klebriger Substanzen benuzte, wie z.B. die Syrupwage, die Araͤometer etc.,
                              zeigen nur ihre Dichtigkeit (ihr specifisches Gewicht), nicht aber ihre Klebrigkeit
                              an, und waren folglich nicht fuͤr die verdikten Farben anwendbar; denn eine
                              schwach verdikte Farbe, welche aber mit einer sehr
                              dichten (schweren) Fluͤssigkeit bereitet ist, konnte eben so viele oder noch
                              mehr Grade an diesen Instrumenten angeben, als eine stark
                              verdikte, aber mit einer weniger dichten Fluͤssigkeit bereitete Farbe.
                           Die Société industrielle hat in Betracht
                              der Nuͤzlichkeit eines Instrumentes, das nur die verdikende Kraft irgend
                              einer Substanz anzeigt, ohne daß das specifische Gewicht der Fluͤssigkeit,
                              welche ihr als Aufloͤsungsmittel diente, auf das Resultat Einfluß hat
                              – eine Medaille auf die Erfindung eines solchen ausgeschrieben.
                           Das Instrument des Hrn. Dollfus
                              ist außerordentlich einfach, nicht kostspielig und kann von jedem Arbeiter angewandt
                              werden. Es gruͤndet sich auf das Princip, daß „eine Farbe um so schwieriger laͤuft (fließt), je
                                    staͤrker sie verdikt ist;“ da sich gegen diesen
                              Grundsaz nichts einwenden laͤßt, so blieb uns bloß zu untersuchen
                              uͤbrig, ob man in der Praxis nicht auf einige Schwierigkeiten stoͤßt,
                              welche ungenaue Resultate herbeifuͤhren koͤnnten.
                           
                           Aus obigen Tabellen des Verfassers geht hervor, daß sehr große Differenzen
                              hinsichtlich der Zeit, in welcher ein Liter verdikter Fluͤssigkeit durch eine
                              gegebene Oeffnung auslaͤuft, Statt finden, je nachdem eine groͤßere
                              oder geringere Menge von der verdikenden Substanz angewandt wurde; die zum Auslaufen
                              der Farbe erforderliche Zeit steht aber mit der Menge des aufgeloͤsten Gummis
                              in keinem bestimmten Verhaͤltniß, so daß man also die Quantitaͤt von
                              Gummi, welche noͤthig ist, um eine Fluͤssigkeit direct auf einen
                              verlangten Grad des Viscosimeters zu verdiken, nicht im Voraus berechnen kann.
                           Auch muß man bedauern, daß dieses Instrument nicht immer fuͤr Farben anwendbar
                              ist, welche mit Mehl oder Staͤrke verdikt sind, da diese Substanzen so oft
                              gebraucht werden. Kocht man naͤmlich diese Verdikungsmittel mit Wasser, so
                              nimmt es beim Erkalten eine fast gallertartige Consistenz an, daher es wenigstens
                              nicht regelmaͤßig aus dem Viscosimeter auslaufen kann. Nur wenige
                              Fluͤssigkeiten, z.B. die Aufloͤsungen einiger sauren Salze, wirken so
                              auf obige Verdikungsmittel, daß die Farben auch nach dem Erkalten in
                              fluͤssigem Zustande bleiben; bei diesen kann also der Viscosimeter ebenfalls
                              angewandt werden. Dessen ungeachtet ist aber der Viscosimeter des Hrn. Dollfus doch ein sehr
                              nuͤzliches Instrument, weil man mit Huͤlfe desselben eine identische
                              Farbe immer genau auf denselben Grad von Klebrigkeit bringen kann, was bei dem
                              Walzendruk von der groͤßten Wichtigkeit ist.
                           Wir haben einen großen Theil von den Versuchen, welche der Verfasser in seinen
                              Tabellen mittheilt, wiederholt und noch mehrere andere angestellt, wobei wir
                              folgende Beobachtungen machten:
                           Hr. Dollfus wendet bei seinem
                              Instrumente einen kupfernen Cylinder an, welcher fuͤr einen Liter graduirt,
                              oben offen ist und unten sich in eine conische Form endigt, an welcher man eine
                              ausgezogene Glasroͤhre anbringt, deren Oeffnung so groß ist, daß ein Liter
                              Wasser in zwei Minuten durchlaͤuft. Da man haͤufig sehr saure Farben
                              pruͤfen muß, welche unvermeidlich ein wenig Kupfer aufloͤsen werden,
                              wodurch nicht nur die Farbe verdorben, sondern auch die Capacitaͤt des
                              Viscosimeters mit der Zeit vergroͤßert wird; so zog ich es vor, bloß einen
                              gewoͤhnlichen glaͤsernen Trichter anzuwenden, welcher wenigstens einen
                              Liter faßt. Am Ende des Trichters befestigt man durch einen Korkstoͤpsel eine
                              kleine ausgezogene Glasroͤhre, deren Oeffnung man regulirt, indem man sie mit
                              einer Feile mehr oder weniger verkuͤrzt; man braucht dann bloß noch den
                              Apparat zu graduiren, wenn er mehr als einen Liter faßt.Wenn man sich auf diese Weise glaͤserner Trichter bedient, so kann
                                    man sie
                                    leicht von ziemlich gleicher Hoͤhe waͤhlen; denn wenn der
                                    Unterschied in der Hoͤhe zu betraͤchtlich, also der Druk,
                                    welcher die Farbe aus dem Trichter treibt, sehr verschieden waͤre, so
                                    erhielte man keine vergleichbaren Resultate. Die Trichter, welche ich zu
                                    meinen Versuchen anwandte, waren 17 Centimeter hoch, und hatten oben 15 im
                                    Durchmesser, die Roͤhre war außerhalb des Trichters 35 Millimeter
                                    lang. A. d. O.
                              
                           
                           Ehe man die Farben mit dem Viscosimeter pruͤft, sollte man die Vorsicht
                              gebrauchen, sie von den Substanzen, womit sie verunreinigt seyn koͤnnten, zu
                              befreien, indem man sie durch ein Sieb oder grobe Leinwand seiht; diese Substanzen
                              koͤnnten sonst die Roͤhre zum Theil verstopfen und dadurch das
                              Auslaufen der Farbe verzoͤgern, wodurch man ungenaue Resultate erhielte. Sehr
                              stark, besonders mit Staͤrkegummi verdikte Farben, sind auch oft schaumig,
                              wodurch ihr Auslaufen ziemlich erschwert wird; um diesem nachtheiligen Umstand
                              moͤglichst zu begegnen, sollte man dergleichen Farben einige Zeit stehen
                              lassen, ehe man sie mit dem Viscosimeter pruͤft.
                           Obgleich Hr. Dollfus in seinen
                              Tabellen immer die Temperatur angibt, bei welcher er den Versuch anstellte, so
                              spricht er doch in seiner Abhandlung nicht von dem Einflusse der
                              Temperaturveraͤnderung auf das Auslaufen einer und derselben Farbe; dieser
                              Umstand ist aber sehr wichtig, indem, wie man aus unten folgender Tabelle ersieht,
                              die Zeit, in welcher eine Farbe aus dem Instrumente laͤuft, nach der
                              Temperatur sehr verschieden ist.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 43, S. 459
                              Die Zeit, in welcher ein Liter
                                 Farbe bei der angegebenen Temperatur auslaͤuft; Eisenbeize, mit
                                 Staͤrkegummi verdikt; Aehnliche Beize, weniger verdikt als die
                                 vorhergehende; Aehnliche Beize, duͤnner als die vorhergehende;
                                 Eisenbeize, mit arabischem Gummi verdikt; Alaunerdebeize, mit wenig arabischem
                                 Gummi verdikt; Zerriebener Indigo, mit arabischem Gummi verdikt
                              
                           Aus dieser Tabelle ersieht man, daß eine kleine Temperaturveraͤnderung einen
                              so großen Einfluß auf die zum Auslaufen eines Liter Farbe erforderliche Zeit hat,
                              daß wenn die Temperaturgrade um 13 Procent zunehmen, die Zeit schon oft um die
                              Haͤlfte vermindert wird. Man muß folglich die Temperatur der Farbe, deren
                              Klebrigkeit man untersucht, genau beobachten, und um stets gleiche Resultate zu
                              erhalten, die Farbe vor dem Versuche immer auf einen bestimmten Thermometergrad
                              bringen. Die geeignetste Temperatur duͤrfte 20° C. seyn, da die Farben
                              oder Beizen im Sommer nicht viel waͤrmer sind und im Winter leicht auf diesen
                              Grad gebracht werden koͤnnen.
                           Als ich einen Theil der Versuche, welche der Verfasser in seiner Tabelle
                              zusammenstellt, wiederholte, erhielt ich oft verschiedene Resultate, was der
                              verschiedenen Temperatur, bei welcher wir operirten und den verschiedenen
                              Gummisorten, die wir angewandt haben koͤnnen, zugeschrieben werden muß.
                           Oft hat man sehr dike Drukfarben, welche nur schwer durch die Oeffnung des
                              Viscosimeters gehen. In diesem Falle waͤre es zwekmaͤßig, einen
                              zweiten Viscosimeter mit einer groͤßeren Oeffnung zu besizen, durch welche
                              z.B. ein Liter Wasser in einer halben Minute auslaͤuft. Man koͤnnte
                              sich dieses zweiten Viscosimeters bedienen, wenn die Farben mehr als 30 Minuten
                              erfordern, um durch den Viscosimeter des Verfassers zu laufen; man waͤre
                              dadurch im Stande die Versuche in kuͤrzerer Zeit zu beendigen, ohne daß ihre
                              Genauigkeit beeintraͤchtigt wird.
                           Eine verdikte Farbe, welche 30 Minuten bei dem Instrumente des Hrn. Dollfus erfordert, braucht nur 7,
                              wenn die Oeffnung so groß ist, daß ein Liter Wasser in einer halben Minute aus
                              derselben auslaͤuft. Dieses Geschwindigkeitsverhaͤltniß blieb bei
                              fuͤnfzehn vergleichenden Versuchen, welche ich mit diesen beiden Instrumenten
                              anstellte, fast ganz dasselbe, als ich mehr oder weniger verdikte Farben von
                              verschiedener Dichtigkeit anwandte, die mehr als 30 Minuten zum Auslaufen aus dem
                              gewoͤhnlichen Viscosimeter erforderten; als ich aber nicht so stark verdikte
                              Farben anwandte, ergab sich nicht mehr genau dasselbe Verhaͤltniß von 30 zu
                              7, weil dann die Dichtigkeit der angewandten Fluͤssigkeit ihrerseits
                              beitraͤgt, daß sie mit groͤßerer oder geringerer Geschwindigkeit durch
                              eine so große Oeffnung auslaͤuft.
                           Das specifische Gewicht, welches bisher das groͤßte Hinderniß war, die
                              Klebrigkeit der Farben zu messen, hat nur einen sehr geringen oder gar keinen
                              Einfluß auf die Resultate des Viscosimeters des Hrn. Dollfus und aller aͤhnlichen Instrumente,
                              selbst wenn sie groͤßere Oeffnungen haben, vorausgesezt, daß man diese
                              lezteren nur fuͤr sehr dike Farben gebraucht. Ich habe in dieser Hinsicht
                              Versuche mit mehreren Salzaufloͤsungen angestellt, welche im
                              Verhaͤltniß zum Wasser verschiedene Dichtigkeiten zeigten und mit
                              verschiedenen gummigen Substanzen verdikt waren, und fand immer, daß die
                              Salzaufloͤsung, wenn sie auch sehr dicht ist, aber nicht die Eigenschaft hat
                              auf das Gummi zu wirken (so daß sie es weder diker noch duͤnner macht als
                              reines Wasser), die Resultate wenig oder gar nicht abaͤndert.
                           
                           Aus diesen Bemerkungen geht hervor, daß der Viscosimeter des Hrn. Carl Dollfus den beabsichtigten Zwek
                              vollkommen erreicht und die Kattunfabrikanten werden daher nicht saͤumen von
                              demselben Gebrauch zu machen.
                           Dieses Instrument duͤrfte auch noch zu anderen Zweken mit Nuzen gebraucht
                              werden koͤnnen, z.B. um die verschiedenen Gummisorten zu pruͤfen,
                              welche im Handel von so wandelbarer Guͤte vorkommen.
                           Obgleich Hr. Dollfus sich nicht
                              um den von der Société industrielle
                              ausgeschriebenen Preis bewarb, so schlaͤgt das Comité doch vor, ihm
                              eine Medaille fuͤr die Mittheilung seiner Erfindung zuzuerkennen, den Preis
                              im naͤchsten Programm zuruͤkzunehmen und seine Abhandlung mit diesem
                              Berichte im Bulletin bekannt zu machen.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
