| Titel: | Versuch über die Mittel, die Eisenbahnen in Frankreich zu vervielfältigen. Von M. Brard. | 
| Fundstelle: | Band 44, Jahrgang 1832, Nr. V., S. 31 | 
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                        V.
                        Versuch uͤber die Mittel, die Eisenbahnen
                           in Frankreich zu vervielfaͤltigen. Von M. Brard.
                        Aus den Annales des Sciences et de l'industrie du midi de la
                                 France, publiées par la Société de
                                 Statistique de Marseille. Tome I.
                              1832.
                        Mit Abbildungen aus Tab.
                              I.
                        Brard, uͤber Eisenbahnen in Frankreich.
                        
                     
                        
                           Erster Theil.Ueber die Mittel, den Bau der Eisenbahnen zu vereinfachen und
                                 wohlfeiler zu machen.
                           Die Eisenbahnen, deren Vortheile so allgemein anerkannt sind, und die zum Gedeihen
                              der englischen Industrie so maͤchtig beitragen, werden sich in Frankreich auf
                              eine den Beduͤrfnissen unsers Handels und unserer Manufacturen entsprechende
                              Weise nicht eher vervielfaͤltigen, als bis man es dahin gebracht haben wird,
                              ihren Bau einfacher und wohlfeiler zu machen; denn unsere finanziellen
                              Kraͤfte und unser Nationalcharakter widerstreiten in gleichem Grade allen
                              Unternehmungen, welche einen zu großen Aufwand von Geld und von Zeit erfordern.
                           Um diesen Zwek zu erreichen, muͤssen demnach folgende zwei Bedingungen
                              erfuͤllt werden:
                           Die Anlage von Eisenbahnen so zu erleichtern, daß sie von
                                 Arbeitern mit gewoͤhnlicher Geschiklichkeit hergestellt werden
                                 koͤnnen, und alle die Formalitaͤten abzukuͤrzen, welche
                                 gegenwaͤrtig nur die bloße Erlaubniß zu ihrer Ausfuͤhrung
                                 noͤthig macht.
                           Dieses angenommen, und alle geschichtliche Einleitung bei Seite gesezt, finden wir,
                              wenn wir die Kostenberechnungen der vorzuͤglichsten, in Frankreich und in
                              England erbauten Eisenbahnen untersuchen, daß diejenige, welche zwischen
                              Andrézieux und Roanne von den HH. Mellet und Henry gebaut wird, unter den in Frankreich hergestellten
                              Eisenbahnen die wohlfeilste ist; daß sie dennoch auf 50 Franken und 75 Centimen
                              fuͤr den laufenden Meter zu stehen kommt,Dieß macht, in bayerischem Maaß und Geld, fuͤr eine
                                    Stundenlaͤnge 36,480 fl. fuͤr eine einfache Bahn.A. d. Ueb. und daß man die Kosten solcher Anlagen in der englischen Provinz Wales, wo
                              das Eisen um Vieles wohlfeiler als in Frankreich ist, noch nicht weiter als auf 34
                              Franken, 37 Centimen herabbringen konnte. Weil indessen hier von Frankreich die Rede
                              ist, so wollen wir die Eisenbahn von Roanne zum Anhaltspunkt unserer Vergleichung
                              nehmen, und wir
                              finden, daß die im Ganzen auf 4,160,724 veranschlagte Summe in folgende Abtheilungen
                              zerfaͤllt:
                           
                              
                                 Ankauf von Land; Erd- und
                                    Kunst-Arbeiten
                                    938,000 Frank.
                                 
                              
                                 Schienen von geschmiedetem Eisen, zu 420
                                    Frankendie Tonne; Stoͤkel von Gußeisen, zu 39 Franken
                                    denCentner; Steinbloͤke zu 1 Fr. das Stuͤk;
                                    Naͤgel; Legender Schienen und Ausweichungsplaͤze
                                 1,394,270     –
                                 
                              
                                 Verschiedene Arbeiten und
                                    Geraͤthschaften bei dem Bau
                                    300,000     –
                                 
                              
                                 Materialien
                                    835,000     –
                                 
                              
                                 1/10 Fuͤr die Kosten der
                                    Baufuͤhrung
                                    346,727     –
                                 
                              
                                 1/10 Fuͤr unvorhergesehene
                                    Auslagen
                                    346,727     –
                                 
                              
                                 
                                 ––––––––––––––
                                 
                              
                                 
                                 4,160,724 Frank.
                                 
                              
                           Wir wollen zuerst die Haupt-Position von 1,394,270 Franken untersuchen.
                           Die eisernen Schienen wiegen 13 Kilogrammen der laufende Meter, also fuͤr
                              beide Reihen 26 Kilogr., welche zu 42 Franken fuͤr 100 Kilogrammen, 10 Fr. 92
                              Centimen kosten und fuͤr die ganze Laͤnge der Bahn
                           
                              
                                 von 67,000 Meter
                                    731,640 Frank.
                                 
                              
                                 Jede Schiene von 5 Meter Laͤnge wird
                                    von 6Steinbloͤken getragen; man braucht deren 112,000,das
                                    Stuͤk zu 1 Frank
                                    112,000     –
                                 
                              
                                 Jeder Blok erhaͤlt ein
                                    Stoͤkel von Gußeisen 3 Kilogr.schwer, den Centner zu 39
                                    Fr.
                                    131,004     –
                                 
                              
                                 Der uͤbrige Theil der Summe geht auf
                                    die Nagel,die Ausweichungen zur Seite und dergl. mit
                                    419,626     –
                                 
                              
                                 
                                 ––––––––––––––
                                 
                              
                                               Obige
                                    Summe
                                 1,394,270 Frank.
                                 
                              
                           Den zunaͤchst wichtigsten Theil der Kosten bilden der Ankauf von
                              Gruͤnden, und die verschiedenen Kunstarbeiten, welche zusammen sich auf
                              938,000 Franken belaufen; wir wollen versuchen, diese beiden Gegenstaͤnde von
                              einander zu trennen.
                           Die Oberflaͤche, welche eine (einfache) Eisenbahn von 67,000 Meter in der
                              Laͤnge einnimmt, kann nicht auf weniger als 200,000 Quadratmeter
                              geschaͤzt werden; denn wenn wir die Breite der Bahn auch nur zu 1 Meter
                              annehmen, so duͤrfen wir ohne Uebertreibung fuͤr den
                              Flaͤchenraum des unbrauchbar gemachten Grundes eine Breite von 3 Meter
                              annehmen, sowohl fuͤr die Boͤschungen des Straßendammes als
                              fuͤr die Graben und die Ueberschuͤttungen. Ich schaͤze demnach
                              die dem Akerbau entzogene Flaͤche wenigstens auf 20 Hectaren; und da man in
                              solchen Faͤllen den Eigenthuͤmer, dessen Grund man durchschneidet,
                              nicht bloß fuͤr den Kaufswerth seiner zum Bau verwendeten Grundstuͤke,
                              sondern auch fuͤr die Werth-Verminderung des durchschnittenen Landes
                              entschaͤdigen muß, so glaube ich, ohne Uebertreibung diese
                              Entschaͤdigung auf 200,000 Franken anschlagen zu duͤrfen. Zieht man
                              diesen Betrag von der obigen Summe von 938,000 Fr. ab, so bleiben fuͤr die Kunstarbeiten,
                              Bruͤken und dgl. 738,000 Fr.
                           Das auf 835,000 Fr. berechnete Material erhebt sich nur darum zu dieser ungeheuren
                              Summe, weil eine neue Anlage dieser Art sehr viele und bedeutende Erd-,
                              Mauer- und Bergwerks-Arbeiten (ouvrages de
                                 mine) erfordert. Was die Nebenarbeiten und uͤbrigen Kosten und den
                              fuͤnften Theil von der ganzen Summe betrifft, welcher fuͤr
                              unvorhergesehene Auslagen und fuͤr die Regie angesezt ist, so begreift man,
                              daß diese in demselben Verhaͤltnisse geringer ausfallen wuͤrden, wenn
                              der ganze Betrag vermindert wuͤrde; aber bei dem gegenwaͤrtigen Stande
                              dieser drei Positionen belaufen sie sich auf 993,454 Franken.
                           Dieß ist also das ganze Resultat und das Beste, was zwei Maͤnner von Verdienst
                              fuͤr diesen Augenblik hervorzubringen im Stande waren; und wir sind gewiß
                              weit davon entfernt, ihre Talente, ihre Erfahrung und ihren Kunststeiß verkleinern
                              zu wollen; allein eben weil wir uͤberzeugt sind, daß man nichts Besseres
                              machen kann, wenn man die gewoͤhnliche Methode befolgt, schlagen wir vor,
                              dieselbe in allen Punkten zu veraͤndern.
                           Nach dem gegenwaͤrtigen Systeme der Construction von Eisenbahnen werden die
                              Schienen nur von Stelle zu Stelle durch kubische Steinbloͤke
                              unterstuͤzt, und diese Schienen wuͤrden zwischen diesen Bloͤken
                              sich biegen oder brechen, wenn man denselben an diesen Stellen, und zuweilen selbst
                              in ihrer ganzen Laͤnge, nicht eine uͤberfluͤssige Dike und
                              Breite gaͤbe. Nun ist aber dieses, nach meinem Dafuͤrhalten, ein
                              bedeutender Uebelstand (un grave inconvenient), weil bei
                              dieser Anordnung ein großer Aufwand von Eisen fuͤr die Schienen, und eine
                              sehr kostbare Art, sie zu befestigen noͤthig ist. Ich meine die
                              Untersaz-Stoͤkel (chairs) von Gußeisen, in
                              welchen die Schienen zusammengefuͤgt, und welche selbst, jedes mit zwei
                              hoͤlzernen Nageln, auf den Steinbloͤken befestigt werden.Hierin koͤnnen wir dem Hrn. Brard nicht
                                    beistimmen; denn offenbar werden zu einer zusammenhaͤngenden
                                    Geleise-Mauer drei Mal mehr Steine als zu einer Reihe von einzelnen
                                    Steinbloͤken erfordert, welche 3 Fuß von einander entfernt
                                    liegen.A. d. Ueb.
                              
                           Statt dieser sehr schwer zu verfertigenden Schienen, fuͤr welche
                              kuͤnstliche Walzwerke von ganz besonderer Art gebaut werden muͤssen,
                              schlage ich nun flache eiserne Schienen vor, von hinlaͤnglicher Dike
                              fuͤr die daruͤber zu fuͤhrenden Lasten, welche aufrecht stehend
                              in einer ausgemeißelten Rinne auf rauh zugearbeiteten Steinen befestigt werden, die
                              alle an einander stehen, und die daher die eisernen Schienen auf allen Punkten
                              tragen, ohne irgend eine hohl liegende Stelle.
                           
                           Diese Anordnung bringt den Vortheil, daß man viel duͤnnere, leichtere und
                              wohlfeilere Schienen anwenden kann; daß man die Stoͤkel von Gußeisen ganz
                              entbehren kann, und daß ein gemeiner Maurer mit seiner Sezwage das vollbringen kann,
                              wozu bis jezt der Beistand von Ingenieuren noͤthig war. Ohne Zweifel war eine
                              Zeit, wo zur Herstellung eines elenden kleinen Bogens Baukuͤnstler berufen
                              werden mußten, und heut zu Tage ist jeder Steinmez, jeder Maurer im Stande, jedes
                              Gewoͤlbe zu bauen. Bemuͤhen wir uns, daß es mit den Eisenbahnen auch
                              bald dahin komme.
                           
                              
                                 Um nun wieder auf die
                                    Kostenanschlaͤge derEisenbahn von Andrèzieux zu kommen,
                                    inwelchen der Aufwand fuͤr eiserne
                                    Schienen,Untersazstoͤkel und Steinbloͤke auf
                                 1,041,644 Fr.
                                 
                              
                                 sich belaͤuft, kann ich versichern,
                                    daß mandurch Annahme der von mir hier vorgeschlagenensteinernen
                                    Unterlagen das Gewicht der eisernenSchienen um die Haͤlfte
                                    vermindern, folglichden Werth derselben auf
                                    365,820
                                    Fr.
                                 
                              
                                 herunter bringen, die Stoͤkel ganz
                                    weglassen,und die steinernen Wuͤrfel durch eine Lagevon
                                    zusammenhangenden Steinen ersezen koͤnnte,welche auch nicht
                                    mehr, also
                                    112,000
                                    Fr.
                                 
                              
                                 kosten wuͤrden. Man koͤnnte
                                    ferner dieauf die Naͤgel, Befestigung der Schienen
                                    undAusweichungsplaͤze berechnete Summe auf
                                    dieHaͤlfte, folglich auf
                                    176,313
                                    Fr.
                                 
                              
                                 vermindern.
                                 
                                 
                              
                                 Sonach waͤre der ganze
                                    Aufwand
                                    654,133 Fr.
                                 
                              
                                                                       statt
                                 1,394,270 Fr.
                                 
                              
                                 
                                 –––––––––––
                                 
                              
                                 Unterschied zu Gunsten der neuen
                                    Bauart
                                    740,137 Fr.
                                 
                              
                           Hier zeigt sich also eine Ersparniß von mehr als der Haͤlfte an den Kosten der
                              Schienen und ihrer Unterlagen; das heißt: man wird die Laͤnge eines Meters,
                              welche dort 20 Fr. 80 Cent, kostet, fuͤr weniger als 10 Fr. herstellen
                              koͤnnen, waͤhrend dennoch die noͤthige Staͤrke
                              fuͤr den oͤffentlichen Dienst beibehalten wird. Es gibt indessen eine
                              Menge von Umstaͤnden, wo man mit noch leichteren Schienen auslangen kann, und
                              ich beziehe mich in dieser Hinsicht auf eine Thatsache, kein bloßes Project, indem
                              ich hier das Detail der Kosten einer Eisenbahn vorlege, welche ich in diesem
                              Augenblik fuͤr den Dienst der Gesellschaft der Schmelz- und
                              Hammerwerke von Alais ausfuͤhren lasse, wovon ein Theil seit 18 Monaten sehr
                              stark befahren wird, ohne daß die Schienen an ihrer Breite und Staͤrke nur im
                              Geringsten verloren, und ohne daß sie Furchen in die Felgen der Raͤder
                              eingeschnitten haben.
                           
                           Berechnung der eisernen Schienen und steinernen Unterlagen an der Eisenbahn zu
                              Alais:
                           
                              
                                 Gewinnung (durch Pulver) von 3 lausenden
                                    MeterSteine, welche zur Unterlage fuͤr die Schienen
                                    geeignetsind, und zusammen 1 Kubik-Meter enthalten
                                 1 Frank.
                                 30 Cent.
                                 
                              
                                 Aushauen und Zurichten einer Rinne (coulisse) von8 Millimeter Breite und 5
                                    Centimeter Tiefe (1/3 Zollund 1 1/4 Zoll)
                                 2   –
                                 00   –
                                 
                              
                                 5 Kilogr. 76 Hectogr. gewalzter Schienen, 7
                                    Millim.bei 5 Centim. (3 Linien bei 2 Zoll) das hundertKilogrammen
                                    zu 44 Fr.
                                 2   –
                                 55   –
                                 
                              
                                 Fuhrlohn, hundert Kilogr. zu 4 Fr.
                                 0
                                 60   –
                                 
                              
                                 1 Kilogr. altes flaches Eisen zu
                                    Keilen
                                 0   –
                                 15   –
                                 
                              
                                 Cement und Befestigung der Schienen
                                    fuͤr 2 Meter
                                 0   –
                                 25   –
                                 
                              
                                 
                                 –––––––––––––––
                                 
                              
                                 
                                 7 Frank.
                                 05 Cent.
                                 
                              
                           Hiezu nehme ich flache gewalzte Schienen von 7 bis 8 Millimeter Dike und 5 Centimeter
                              Breite,Da diese Schienen nach der Zeichnung mit ihrer breiten Seite
                                    aufwaͤrts, d.h. auf die hohe Kante gestellt, folglich auf ihrer obern
                                    Flaͤche nur ungefaͤhr 1/4 Zoll breit sind, so muͤssen
                                    sie sich in kurzer Zeit abnuͤzen, und in die Felgen der Raͤder
                                    tiefe Furchen einschneiden.A. d. Ueb. und ich verwerfe diejenigen Stangen, welche an ihren Kanten rissig oder
                              splitterig sind. Ich lasse aus den naͤchsten Steinbruͤchen, welche
                              große Bloͤke liefern koͤnnen, Stuͤke von Granit, Kalk-
                              oder Sandstein beifuͤhren, und diejenigen, welche mehr als 1/2 Meter dik
                              sind, von einander schneiden. Ich lasse nur eine Seite davon rauh behauen, und auf
                              ihrer oberen Flaͤche der Laͤnge nach eine Rinne von 2 bis 3 Centimeter
                              Tiefe und 8 bis 9 Millimeter Weite ausarbeiten.
                           Nachdem fuͤr das Lager dieser Steine ein Graben in die Erde gemacht, und der
                              Grund desselben fest geschlagen worden ist,Dieß mag wohl im mittaͤglichen Frankreich gut seyn, wo es selten
                                    friert, und der Frost nicht tief eindringt; in unserm Himmelsstriche
                                    muͤßten die Graben wenigstens 2 Fuß tief gemacht, und die
                                    Steinbloͤke auf ein festgestampftes Lager von kleinen Steinen oder
                                    Schotter gelegt werden.A. d. Ueb. werden dieselben, Seite an Seite, aneinandergefuͤgt. Ich bilde zwei
                              solche Lager parallel und so weit von einander, als die Spur erfordert, welche man
                              den Wagen geben will, und ich befestige auf diesen Geleisemauern die eisernen
                              Schienen so, daß sie 2 bis 3 Centimeter (10 bis 13 Linien) uͤber die
                              Flaͤche der Steine hervorragen. Ich befestige sie dann mit eingeschlagenen
                              eisernen Keilen, so daß sie ganz unerschuͤtterlich in ihrer Lage bleiben
                              muͤssen, und um dieselbe noch mehr zu sichern, gieße ich in die
                              Zwischenraͤume einen fluͤssigen Cement, der alle leeren Raͤume
                              ausfuͤllt.
                           Sobald man den Raum zwischen den beiden Reihen ausgepflastert oder nur eingefuͤllt und
                              festgestampft hat, kann man die Bahn sogleich gebrauchen, und beladene Wagen darauf
                              fahren lassen.
                           Da die gewalzten Schienen gewoͤhnlich eine Laͤnge von 5 Meter haben, so
                              wird klar, daß durch dieselben alle Seine fest aneinander gehalten werden, und daß
                              alles zusammen ein außerordentlich festes Ganzes bildet; denn es versteht sich, daß
                              man die Fugen der Schienen nie mit jenen der Steine zusammentreffen
                              laͤßt.
                           Ich halte es fuͤr uͤberfluͤssig, hier beizufuͤgen, daß in
                              einem lokeren oder sumpfigen Boden die Steine auf ein hinlaͤnglich tiefes
                              Mauerwerk, oder auf einen Pfahlrost gelegt werden muͤssen; dagegen kann man
                              auch da, wo die Linie der Bahn uͤber Felsen geht, die eisernen Schienen
                              unmittelbar darauf befestigen, indem man die obere Flaͤche der
                              Felsenstuͤke zurichtet, und die Rinnen in denselben ausarbeitet. Denn es ist
                              leicht zu begreifen, daß ein solches natuͤrliches Unterlager noch weit fester
                              als ein aus Steinbloͤken kuͤnstlich zusammengefuͤgtes seyn
                              muͤsse. Man glaube indessen nicht, daß hiebei etwas an Kosten erspart wird;
                              denn die Erfahrung hat mir bewiesen, daß solche Stellen um Vieles theurer zu stehen
                              kommen, als diejenigen, wo die Steine eingegraben werden.
                           Dieß sind ungefaͤhr alle Details, welche bei der Anlage solcher Eisenbahnen zu
                              beobachten sind; ich fuͤge nur noch hinzu, daß die Rinnen, in welche die
                              eisernen Schienen eingesezt werden, mit staͤhlernen Meißeln ausgearbeitet
                              werden muͤssen, wenn Sandsteine oder Granit zu den Unterlagen verwendet
                              werden. Ich glaube indessen, daß es viel weniger kosten wuͤrde, diese Rinnen
                              mit einer Marmorsaͤge auszuschneiden, wenn man Kalksteine oder andere weiche
                              Steinarten zu bearbeiten hat. Es waͤre leicht, eine Maschine durch Pferde,
                              Wasser oder Dampf so zu betreiben, daß mehrere Saͤgen zugleich gingen, und
                              das Ausschneiden der Rinnen geschaͤhe um so viel regelmaͤßiger; ich
                              habe mich davon durch eine Probe mit Handsaͤgen uͤberzeugt.
                           
                        
                           Von der Anlage von Eisenbahnen uͤber den
                                 Seitengraͤben und an den Raͤndern unserer großen
                                 Heerstraßen.
                           Das wirksamste Mittel zur Einfuͤhrung ungeheuerer Ersparnisse in der
                              Unterhaltung unserer großen Straßen, ohne dem praͤchtigen Ansehen zu schaden,
                              welches ihnen ihre schoͤne Breite gibt (ein sehr uͤbel verstandener
                              Luxus, welchem aber gegenwaͤrtig nicht mehr abzuhelfen ist), bestuͤnde
                              darin, daß Aktiengesellschaften von der Regierung autorisirt wuͤrden, an den
                              Raͤndern und uͤber den Graͤben dieser Straßen Eisenbahnen
                              anzulegen. Ich schlage daher vor, von der uͤbermaͤßigen Breite, welche
                              man unseren Landstraßen der ersten, zweiten, und selbst der dritten Classe gegeben hat,
                              Vortheil zu ziehen, indem man unternehmenden Gesellschaften auf
                              immerwaͤhrende Zeiten oder auf einen beschraͤnkten Zeitraum das Recht
                              ertheilte, Eisenbahnen auf unsere Straßen zu bauen, wie dieß in England
                              geschieht.Hr. Brard befindet sich hier in einem Irrthume.
                                    Uns ist keine Landstraße in England bekannt, auf welcher eine Eisenbahn
                                    errichtet waͤre. Bei der aͤußerst geringen Breite der
                                    englischen Chausseen und ihren wellenfoͤrmigen, an manchen Stellen
                                    ziemlich steilen, Erhoͤhungen waͤre dieses auch, wenigstenswensgstens nach der gegenwaͤrtigen Bauart von Eisenbahnen,
                                    unmoͤglich.A. d. Ueb.
                              
                           Die Bedingungen eines solchen Privilegiums, welche in der Bewilligungsacte
                              festzusezen waͤren, muͤßten alle darauf abzielen, den Staat von einem
                              großen Theile der ungeheueren Summen zu befreien, welche jaͤhrlich auf die
                              Loͤhnungen der Wegmacher und Aufseher, und besonders auf Beschaffung des
                              noͤthigen Materials zur Beschuͤttung der Straßen verwendet werden,
                              welches nach wenigen Monaten zermalmt wird, und den Zwek, wozu man es auf den
                              Straßen ausbreitet, nur hoͤchst unvollkommen erfuͤllt. „Wann werden wir einmal muͤde werden, in
                                    periodischen Zwischenraͤumen und mit großen Kosten Steine oder Kies
                                    auf unsere Straßen zu werfen, wo diese Deke von einem frequenten und
                                    schweren Fuhrwerk im Sommer bald in Staub, im Winter in grundlosen Schlamm
                                    verwandelt wird, nachdem uns doch die Erfahrung seit langer Zeit belehrt
                                    hat, daß dieses Mittel verderblich und unzulaͤnglich ist, und daß
                                    unsere wichtigsten und am staͤrksten befahrenen Straßen
                                    bestaͤndig im schlechtesten Zustande sich befinden?“
                              Wann werden unsere Regierungen einmal von dieser Wahrheit sich
                                    uͤberzeugen, und einsehen, daß die oͤffentlichen Landstraßen
                                    – diese ewig zermalmten und zermalmenden, ewig zerstoͤrten und
                                    wieder erneuerten Schutt- und Kothhaufen – im Allgemeinen, und
                                    bei ihrer gegenwaͤrtigen Benuzung, die groͤßte und
                                    verderblichste aller Staatslasten sind, und daß von den ungeheuren Kosten,
                                    welche auf ihre nothduͤrftigste Unterhaltung fortwaͤhrend
                                    verwendet werden muͤssen, wenigstens 9/10 Theile erspart
                                    wuͤrden, wenn neben oder auf denselben Eisenbahnen vorgerichtet
                                    wuͤrden, auf welchen alles schwere Fuhrwerk ginge, so daß die
                                    gewoͤhnlichen Straßen nur von den leichtesten Wagen, von Reitenden
                                    und Fußgaͤngern benuzt wuͤrden? – Es waͤre durch
                                    Berechnung leicht zu beweisen, daß die Summen, welche gegenwaͤrtig
                                    die Unterhaltung dieser Straßen dem Staate kostet, und diejenigen, welche
                                    auf diesen Straßen die Unterhaltung und bestaͤndige Abnuͤzung
                                    von Pferden und Wagen, welche die Nation bezahlen muß, in einem Zeitraume
                                    von zehn Jahren unwiederbringlich verschlingt, in jedem bevoͤlkerten
                                    und cultivirten Lande hinreichen wuͤrde, die trefflichsten
                                    Eisenbahnen in allen vorzuͤglichsten Richtungen herzustellen, deren
                                    Dauer, so zu sagen, ewig, und deren Erhaltung mit sehr unbedeutenden Kosten
                                    verbunden waͤre, und durch welche dem Staate und dem Lande Millionen
                                    erspart werden koͤnnten. Diese finanziellen, oͤkonomischen und
                                    staatswirthschaftlichen Ruͤksichten sind aber noch nicht die einzigen
                                    Gruͤnde, welche die Regierungen aller civilisirten Laͤnder zur
                                    Einfuͤhrung und moͤglichsten Vervielfaͤltigung von
                                    Eisenbahnen auf das Nachdruͤklichste bewegen sollten. Es stellt
                                    sich noch ein anderer hoͤchst wichtiger politischer Gesichtspunkt dar, aus welchem diese Maßregel im
                                    Interesse vieler Regierungen selbst dringend geboten wird.Nach der Berechnung des beruͤhmten Adam Smith bedarf ein Zugpferd zu seiner Erhaltung an Heu und Haber so
                                    viel Land, als zur Nahrung von acht Menschen hinreichen wuͤrde. Durch
                                    die ungeheuere Anzahl dieser Thiere, welche bei dem gegenwaͤrtigen
                                    unvollkommenen Zustande unserer inneren Communicationsmittel ein
                                    nothwendiges Uebel sind, werden daher eine acht Mal groͤßere Zahl von
                                    Menschen die ersten Lebensbeduͤrfnisse entzogen. Man verfolgt und
                                    toͤdtet uͤberall die Sperlinge, die Maͤuse, die Hamster
                                    wegen des Bischen Getreides, was sie dem Landmanne rauben, und man sucht aus
                                    demselben Grunde (oder man sollte es wenigstens suchen) das hohe Wild
                                    auszurotten; man denkt aber nicht daran, daß in dieser Hinsicht die Pferde,
                                    welche Taufende von Menschen verdraͤngen oder ihrer Nahrungsmittel
                                    berauben, eigentlich die schaͤdlichsten aller Raubthiere, und die
                                    vorzuͤglichste Ursache des oͤffentlichen Elendes sind, dessen
                                    Folgen seit einiger Zeit in den cultivirtesten und civilisirtesten
                                    Laͤndern auf eine hoͤchst beunruhigende Art sich zu zeigen
                                    anfangen, wo die Erzeugnisse der Erde fuͤr die Beduͤrfnisse
                                    einer stets zunehmenden Bevoͤlkerung nicht mehr hinreichen. Hier wird
                                    also die allgemeine Einfuͤhrung von Eisenbahnen mit fortschaffenden
                                    Maschinen nicht nur die groͤßte Wohlthat fuͤr die Menschheit,
                                    sondern auch zugleich, die kluͤgste Maßregel, welche diese
                                    Regierungen zu ihrer eigenen Sicherheit ergreifen koͤnnen. Von
                                    Pferden, welche man reducirt, sind keine Aufstaͤnde zu
                                    befuͤrchten; aber hungernde Menschen sind zu Allem faͤhig.
                                    –A. d. Ueb. Eben auf diesen großen Pulsadern des Handels und inneren Verkehrs sollten
                              daher Gesellschaften auf alle moͤgliche Art aufgemuntert und veranlaßt werden, Eisenbahnen zu
                              bauen; und wenn man von einer Seite es dahin bringt, die Anlagkosten der Schienen zu
                              vermindern, wovon ich die Moͤglichkeit hier bewiesen zu haben glaube, und von
                              der anderen Seite den Unternehmern ganz vollendete Straßendaͤmme darbietet,
                              auf welchen sie ihre eisernen Schienen legen koͤnnen, und wo das Steigen und
                              Fallen schon auf eine mehr oder minder vortheilhafte Art ausgeglichen ist; wenn die
                              Gesellschaften von allen Hindernissen, Verzoͤgerungen, Streitigkeiten und
                              Entschaͤdigungen sich befreit sehen, welche gewoͤhnlich mit der
                              Abloͤsung von Grundstuͤken von den Eigenthuͤmern
                              verknuͤpft sind; wenn sie nach Erhaltung ihrer Concession sogleich ans Werk
                              schreiten koͤnnen, ohne die Kosten der in solchen Faͤllen
                              uͤblichen vorlaͤufigen Untersuchungen des Terrains (l'étude) durch die Ingenieure der Regierung
                              tragen zu duͤrfen; wenn alle diese bedeutenden Ersparungen an Zeit und
                              Capitalien die Gesellschaften in Stand sezen, den Tarif des Weggeldes auf ihren
                              Eisenbahnen weit unter denjenigen herab zu sezen, welcher auf anderen Bahnen dieser
                              Art bis jezt bezahlt werden muß, wird man dann nicht sicher seyn,
                              ausfuͤhrende Gesellschaften zu solchen Unternehmungen zu finden? und werden
                              diese Gesellschaften selbst uͤber das unfehlbare Gelingen ihrer
                              Unternehmungen nicht vollkommen beruhigt seyn? – Dieß sind die Vortheile,
                              welche die von mir vorgeschlagene neue Bauart den Capitalisten gewahren
                              wuͤrde; nun wollen wir sehen, welche Vortheile der Staat davon ziehen
                              wuͤrde.
                           
                           Der erste Vortheil waͤre, daß dem Akerbaue keine neuen Gruͤnde entzogen
                              wuͤrden;
                           der zweite, daß, die Raͤnder oder die Graͤben der Landstraßen befestigt
                              wuͤrden, indem selbe durch Reihen von Steinmauern eingefaßt wurden, welche
                              durch eiserne Schienen auf das Solideste mit einander verbunden sind;
                           der dritte und wichtigste waͤre, daß die Unterhaltungskosten dieser Straßen
                              bedeutend vermindert, und in manchen Localitaͤten vielleicht ganz erspart
                              wuͤrden.
                           Ich will versuchen, diese verschiedenen Vortheile zu beweisen.
                           Wir sezen voraus, daß die Schienen, welche, so wie sie hier vorgeschlagen sind, nur
                              sehr wenig uͤber die Unterlagsteine hervorragen, die eigentliche Breite der
                              Straße fuͤr den oͤffentlichen Gebrauch um nichts vermindern,Diese Voraussezung koͤnnen wir nicht gelten lassen. Die
                                    gewoͤhnlichen Fuhrwerke muͤßten doch immer auf den inneren
                                    Raum der Straße, außer den eisernen Geleiseschienen, beschraͤnkt
                                    bleiben, weil diese durch das Ueberfahren von anderen Wagen bald
                                    beschaͤdigt, und bestaͤndig mit Sand oder Koth bedekt seyn
                                    wuͤrden.A. d. Ueb. und daß im Gegentheile die Fußgaͤnger, an welche man doch auch denken
                              muß, einen sehr guten Weg, auf dem Steinpflaster des Grabens, oder am Rande der
                              Straße erhalten, wie wir sogleich sehen werden.
                           Ich will einmal annehmen, daß die Regierung nur Einen der Graben an ihren Hochstraßen
                              abtreten wolle; dieß ist gerade der Fall, auf welchen ich mich fuͤr die
                              Eisenbahn von Alais, die ich gegenwaͤrtig ausfuͤhren lasse,
                              beschraͤnkt finde. Wir wollen sehen, welchen Vortheil man daraus ziehen
                              kann.
                           Man legt die beiden Reihen von Steinen auf den einen und den anderen Rand des
                              Grabens, so daß ein Raum von 50 bis 60 Centimeter zwischen beiden bleibt; man gibt
                              ihnen ein festes Lager, entweder auf dem festen Grunde, wenn die Steine dik genug
                              sind, oder auf einer Grundlage von Mauerwerk, wenn sie weniger als 1/2 Meter stark
                              sind; und nachdem diese beiden Reihen mit der Flaͤche der Straße in ein
                              genaues Niveau gebracht sind, und die eingeschnittenen Rinnen zwei genau parallel
                              liegende Linien bilden, befestigt man in denselben die eisernen Schienen auf die
                              bereits beschriebene Weise. Zulezt pflastert man den Boden des Grabens, indem man
                              ihm die noͤthige Tiefe fuͤr den Ablauf des Wassers laͤßt.
                              Dieses Pflaster gibt der Bahn groͤßere Soliditaͤt, und bildet den Weg
                              fuͤr die Pferde, welche die Wagen ziehen muͤssen.Wenn man diesen Graͤben nicht durchaus ein starkes Gefaͤlle zum
                                    schnellen und freien Ablaufe des Wassers gibt (was nicht immer
                                    moͤglich ist) und wenn sie nicht sorgfaͤltig gereinigt werden, so
                                    duͤrften, bei anhaltendem Regenwetter, die Pferde oft durch Wasser
                                    und Schlamm waten. Fuͤr Fußgaͤnger scheint dieser Weg auf
                                    keinen Fall geeignet.A. d. Ueb. Was die kleinen Bruͤken und Wasserabzuͤge betrifft, so
                              uͤberfaͤhrt man dieselben, indem man ihre Gewoͤlbe um einen Meter
                              verlaͤngert, und man legt die eisernen Schienen auf diese
                              Verlaͤngerung. Das Wasser des Grabens entleert sich durch eine Oeffnung unter
                              diesen Gewoͤlben. Ein solches Hinderniß kann mit einem Aufwande von 30 bis 50
                              Franken uͤberwunden werden.
                           Ich gebe hier die vollstaͤndige detaillirte Berechnung der Kosten von einem
                              Meter der Eisenbahn von Alais, welche ich zum Versuche uͤber dem Graben der
                              Straße Nr. 19 von Alais nach Mende gebaut habe.
                           
                              
                                 Gewinnung von 2 laufenden Meter Steine
                                    fuͤr die Unterlagender eisernen Schienen, welche zusammen
                                    ungefaͤhr1 Kubik-Meter bilden
                                 1 Frank.
                                 50 Cent.
                                 
                              
                                 Zuhauen der einen Flaͤche dieser
                                    Steine, und Ausmeißelnder Rinnen, in welchen die Schienen befestigt
                                    werden
                                 2   –
                                 00   –
                                 
                              
                                 5 Kilogr. 76 Hectogr. gewalzte eiserne
                                    Schienen von7 Millim. Dike, und 5 Centim. Breite, das hundert
                                    Kilogr.zu 44 Franken
                                 2   –
                                 55   –
                                 
                              
                                 Fuhrlohn fuͤr dieses Eisen, zu 4 Fr.
                                    fuͤr 100 Kilogr.
                                 0   –
                                 60   –
                                 
                              
                                 1 Kilogr. altes Flacheisen zu den
                                    Keilen.
                                 0   –
                                 15   –
                                 
                              
                                 Das Befestigen der Schienen und Cement
                                    fuͤr 2 Meter
                                 0   –
                                 25   –
                                 
                              
                                 Zurichtung des Grundes und Dossirung des
                                    Grabens,wobei ungefaͤhr 1 Kubik-Meter Erde ausgegraben
                                    wurde
                                 0   –
                                 25   –
                                 
                              
                                 Legen der doppelten Reihe von
                                    Steinen
                                 1   –
                                 00   –
                                 
                              
                                 Pflastern des Grabens, der laufende Meter
                                    zu
                                 0   –
                                 25   –
                                 
                              
                                 Transport der hiezu noͤthigen
                                    Steine
                                 0   –
                                 20   –
                                 
                              
                                 1/8 Kubik-Meter von
                                    Moͤrtel
                                 0   –
                                 45   –
                                 
                              
                                 
                                 ––––––––––––––
                                 
                              
                                                Summe
                                 9 Frank.
                                 20 Cent.
                                 
                              
                           Man wird hier die Bemerkung machen, daß die Steine nicht uͤberall zu den hier
                              angegebenen Preisen zu haben sind, und daß es Gegenden gibt, wo Bruchsteine selten
                              sind, und wo man mit Baksteinen zu bauen genoͤthigt ist. Ich gebe dieses zu;
                              allein dieser Einwurf trifft eben so wohl die gewoͤhnliche Construction mit
                              wuͤrfelfoͤrmigen Steinbloͤken, als die von mir vorgeschlagene
                              Bauart mit großen Steinen, welche nur aus dem Rohre gehauen werden duͤrfen.
                              Uebrigens, wenn diese Bauart in einigen Gegenden durchaus nicht anwendbar seyn
                              sollte, waͤre dieß kein Grund, warum dieselbe nicht in andern hiezu
                              guͤnstigen Gegenden angenommen werden sollte. Und wenn auch auf der ganzen
                              Linie einer projectirten Eisenbahn nur ein einziger Steinbruch zu finden
                              waͤre, so wuͤrde dieser hinreichen; denn man duͤrfte nur die
                              Anlage der Eisenbahn an diesem Punkte anfangen, und sich derselben zum Transporte
                              der Steine folglich zu ihrer eigenen Construction in dem Maße bedienen, als ihr Bau fortruͤkt.
                           Die Vortheile, welche Frankreich von diesen Eisenbahnen auf Straßengraͤben
                              ziehen wuͤrde, bestanden darin, daß die Landstraßen von den schweren
                              Transporten befreit wuͤrden, welche die Eisenbahnen uͤbernahmen; daß
                              eine Seite und eine Boͤschung der Straße unterhalten, und gegen die
                              Zerstoͤrung durch Regen und Schnee gesichert waͤre, und daß die
                              Wegmacher mehr Zeit gewaͤnnen, den uͤbrigen Theil der Chaussen zu
                              besorgen; denn es versteht sich, daß die Unterhaltung des abgetretenen Randes und
                              Grabens der Gesellschaft zur Last fiele, weil diese den Gegenstand ihrer Speculation
                              bilden; und die Regierung koͤnnte um so gewisser darauf zaͤhlen, daß
                              diese Theile nie vernachlaͤssigt wuͤrden, als die Versandungen, welche
                              fast immer durch Gewitter-Regenguͤsse herbeigefuͤhrt werden, so
                              schnell als moͤglich weggeraͤumt wuͤrden; denn sonst
                              wuͤrde die Eisenbahn bald unbrauchbar und verlassen werden. Das Publikum
                              erhielte also von dieser Seite eine um so viel staͤrkere Garantie, als die
                              Gesellschaft selbst sich dabei sehr stark interessirt faͤnde.
                           Was die Landeigenthuͤmer betrifft, deren Gruͤnde an die Straße stoßen,
                              und welche von diesen ihre Ernten nicht herausfuͤhren, noch
                              zuruͤckkommen koͤnnen, ohne uͤber den Graben eine kleine
                              Bruͤke zu bauen, oder denselben einzufuͤllen (was ohne Nachtheil nicht
                              immer thunlich ist), so boͤte ihnen die Eisenbahn alle Leichtigkeit dar;
                              indem man ihren Wohnungen oder Hosen gegenuͤber den Graben und die
                              Auszweigungen der Wege bedekte, und an diesen besondern Stellen ganz platte Schienen
                              vorrichtete, uͤber welche die Raͤder der gewoͤhnlichen Wagen
                              und Karren ohne Hinderniß, und ohne diese Schienen zu beschaͤdigen, passiren
                              koͤnnten.Wir werden aber an diesen Stellen die mit vorspringenden Raͤndern oder
                                    Falzen versehenen Raͤder der Eisenbahnwagen auf ihrem Geleise (en coulisse) erhalten, wenn die Schienen ganz
                                    flach sind, und keinen aufstehenden Rand, wie die gewoͤhnlichen
                                    Tramroads, haben, durch welche das Hinderniß noch weit groͤßer
                                    wuͤrde? –A. d. Ueb.
                              
                           Was konnte man gegen diese Eisenbahnen einwenden, deren Spurweite zwar nur 80
                              Centimeter haͤtte, welche aber doch fuͤr den Transport von Holz aus
                              den Forsten, von Mineralien, von Brennmaterialien, und von einer Menge anderer
                              schwerer Gegenstaͤnde, durch welche die am Besten unterhaltenen Straßen zu
                              Grunde gelichtet werden, große Dienste leisten wuͤrden?Hiezu scheint doch eine Spurweite von nur 80 Centimeter (32 3/4 bayer. Zoll)
                                    etwas zu klein zu seyn.A. d. Ueb.
                              
                           Die Seitenstraßen, Ausweichplaͤze und die kreuzenden Straßen wuͤrden
                              bei unserem Systeme nicht mehr Hindernisse und Schwierigkeiten verursachen als bei jedem
                              andern, und die Unternehmer der Eisenbahn wuͤrden die hiezu noͤthigen
                              Gruͤnde von den angraͤnzenden Landeigenthuͤmern eben so leicht
                              acquiriren, als in dem Falle geschehen muͤßte, wenn sie fuͤr
                              noͤthig fanden, die Linie der Straße irgendwo auf eine kurze Streke zu
                              verlassen, um einen zu gaͤhen Abhang zu vermeiden, oder irgend einem
                              Hindernisse auszuweichen.
                           Die Seite der Straße, uͤber deren Graben die Eisenbahn angelegt werden soll,
                              deren Wahl keineswegs gleichguͤltig ist, vielmehr die groͤßte
                              Aufmerksamkeit der Unternehmer, besonders in gebirgigen Gegenden, verdient,
                              muͤßte in der Bewilligungsacte ausdruͤklich bestimmt werden, so wie
                              auch die Stellen genau zu bestimmen waren, an welchen es durchaus noͤthig
                              wuͤrde, die Bahn von der Seite, wo man ihren Bau angefangen hat, auf die
                              entgegengesezte Seite der Straße hinuͤber zu fuͤhren; was man jeden
                              Falls so viel moͤglich vermeiden soll.
                           Nachdem die Anlage eines solchen Schienenweges uͤber den Straßengraͤben
                              keiner Schwierigkeit unterliegt, im Gegentheile dem Staate mehrere Vortheile
                              darbietet, wollen wir untersuchen, ob dieselbe Anlage an den Seiten der Straße, und
                              auf dieser selbst, weniger vortheilhaft fuͤr den Staat waͤre.
                           Ohne an der Art der Unterstuͤzung der eisernen Schienen, welche wir oben
                              beschrieben haben, etwas zu veraͤndern, wuͤrde man dieselben auf
                              dieselbe Weise, wie uͤber den Graben, legen und befestigen, mit dem einzigen
                              Unterschiede, daß die fuͤr die Schienen zugerichtete Seite der Steine, statt
                              gegen die Mitte des Weges, gegen Außen gerichtet wuͤrden (wie die Zeichnung
                              Fig. 8 und
                              9 weiset),
                              und daß man, statt eines vollstaͤndigen Steinpflasters auf der Sohle des
                              Grabens, nur die unregelmaͤßigen Zwischenraͤume auszufuͤllen
                              haͤtte, welche zwischen den großen Steinbloͤken uͤbrig blieben,
                              wodurch ein solider, den alten Roͤmerstraßen aͤhnlicher,
                              Straßenkoͤrper gebildet wuͤrde.
                           Eine Reihe der Steinbloͤke wuͤrde den Rand des Grabens bilden, und
                              dessen Boͤschung befestigen, und die andere wuͤrde als Einfassung der
                              Kiesstraße dienen, und so koͤnnte man den Wagen der Eisenbahn eine Spurweite
                              von 1 Meter und daruͤber geben, und die Fußgaͤnger, welche oft nicht
                              wissen, wo sie gehen sollen, wenn die Straßen neu bekieset und ihre Raͤnder
                              kothig sind, faͤnden auf dem Steindamme zwischen den eisernen Schienen zu
                              jeder Jahreszeit einen festen und glatten Pfad.
                           Auf Straßen, auf welchen ein sehr lebhaftes Fuhrwerk Statt findet, waͤre es
                              raͤthlich, zwei solche Schienenwege anzulegen, fuͤr die hin-
                              und zuruͤkgehenden Wagen; die Unternehmer wuͤrden dann beide Seiten der Straße hiezu
                              benuzen, und in diesem Falle frage ich: wie viel bliebe dem Staate noch von der
                              Unterhaltung der alten Straße uͤbrig, da die beiden Seiten, so wie die
                              Graͤben von der Gesellschaft unterhalten wuͤrden? Nichts als die
                              Bekiesung des mittleren Straßendammes, welcher nur von den Diligencen und
                              Postchaisen befahren wuͤrde, da alle schweren Transporte unfehlbar auf den
                              Eisenbahnen gehen wuͤrden.Das Beste, was eine Regierung in diesem Falle zu ihrem eigenen Vortheile
                                    verfuͤgen koͤnnte, waͤre die Vorrichtung einer eigenen
                                    doppelten Eisenbahn in der Mitte der Straße, auf welcher alle Diligencen mit
                                    Reisenden und Postfelleisen durch Dampfwagen drei Mal schneller, als es
                                    durch Pferde moͤglich ist, fortgeschafft wuͤrden, und wovon
                                    der Ertrag die darauf verwendeten Baukosten und die aͤußerst
                                    unbedeutenden Unterhaltungskosten mit Wucher verzinsen wuͤrde.
                                    Fuͤr Reisende zu Fuß und zu Pferde blieben dann die
                                    Zwischenraͤume neben den eisernen Schienen im trefflichsten
                                    Zustande.A. d. Ueb.
                              
                           So zum Beispiel frage ich: wenn die Straße, auf welcher nach Marseille die ungeheuere
                              Menge von Braunkohlen gefuͤhrt wird, welche man in den Werkstaͤtten
                              dieser Stadt taͤglich verbraucht, und welche auch die Hauptstraße nach Toulon
                              ist, mit zwei Reihen von Eisenschienen belegt wuͤrde, ob diese noch eine der
                              schlechtesten in Frankreich bleiben wuͤrde, wie sie jezt troz der Millionen
                              ist, die sie schon verschlungen hat? –
                           Die Artillerie und das gesammte Militaͤrfuhrwerk gehoͤren zu den
                              vorzuͤglichsten Ursachen der Zerstoͤrung unserer großen Landstraßen.
                              Ware es fuͤr die Regierung und fuͤr die unternehmenden Gesellschaften
                              nicht zutraͤglicher, dieses Material auf eigenen hiezu construirten Wagen auf
                              den Eisenbahnen transportiren zu lassen? Und wuͤrde nicht die Infanterie sich
                              schneller von einem Punkte zum andern bewegen, wenn sie statt unwegsamer, mit grobem
                              Kies oder zerschlagenen Steinen uͤberschuͤtteter, oder mit grundlosem
                              Schlamm bedekter Straßen, uͤberall trokene und feste Fußpfade auf ihren
                              Maͤrschen faͤnde? Man behauptet, daß die Armeen der alten
                              Roͤmer viel schneller als die unsrigen sich bewegt haben; wahrscheinlich
                              hatten sie diesen Vortheil dem vortrefflichen Zustande ihrer Militaͤrstraßen
                              zu verdanken.Waͤren auf den Hauptstraßen von Paris bis an den Rhein und an die
                                    Pyrenaͤen Eisenbahnen mit Dampfwagen angelegt, so koͤnnten
                                    100,000 Mann mit ihrem Gepaͤke, Feldartillerie und Munition in 24
                                    Stunden von der Hauptstadt und ihren Umgebungen bis an die Graͤnze
                                    geschafft werden, wo sie ohne alle Ermuͤdung ankamen, und im ersten
                                    Augenblike ihrer Ankunft schlagfertig waren! Welchen unermeßlichen, nicht zu
                                    berechnenden, Vortheil wuͤrde Frankreich daraus im Falle eines
                                    ploͤzlich ausbrechenden Krieges oder eines unerwarteten Angriffes von
                                    Außen ziehen? – Die Eisenbahngesellschaft von Liverpool und
                                    Manchester hat sich schon im vergangenen Jahre mit einem Contracte mit der
                                    englischen Regierung erboten, vermoͤge dessen sie
                                    noͤthigen Falles ein ganzes Regiment mit allem dazu gehoͤrigen
                                    Materiale in 3 Stunden von Liverpool nach Manchester zu liefern sich
                                    verbaͤnde, wozu in gewoͤhnlichen
                                    Etappen-Maͤrschen 3 Tage erfordert werden.A. d. Ueb.
                              
                           Wird man vielleicht einwenden, daß bei der Annahme meines hier vorgeschlagenen
                              Systemes von Eisenbahnen es kuͤnftig unmoͤglich wuͤrde, auf einen Wagen
                              so viel zu laden, als gewoͤhnlich auf unseren sechsspaͤnnigen
                              Guͤterwagen geladen wird, indem das Maximum der Ladung fuͤr einen
                              Eisenbahnwagen beilaͤufig 2000 Kilogrammen oder 2 Tonnen (vierzig Centner)
                              ist? Ich gebe dieses zu; aber weit entfernt, hierin etwas Nachtheiliges zu sehen,
                              finde ich dabei mehrere Vortheile, worunter einer der wesentlichsten darin besteht,
                              daß man die Waaren, welche von verschiedener Art sind, und deren gegenseitige
                              Beruͤhrung oft Beschaͤdigungen verursacht, und zu einer Menge von
                              Streitigkeiten und Entschaͤdigungsforderungen Anlaß gibt, von einander
                              absondern kann. Dasselbe Fuhrwerk wird nicht mehr Oele und Seifen aus der Provence
                              mit Seidenstoffen von Lyon, Eisen mit Tuchwaaren, rohe Haͤute mit Eßwaaren,
                              Lumpen fuͤr Papiermuͤhlen mit Zuker und Kaffee und dgl. aufnehmen; es
                              wird fuͤr jeden dieser verschiedenartigen Gegenstaͤnde besonders
                              zugerichtete Wagen geben, und Jedermann wird sich dabei besser befinden.
                           Uebrigens, wenn man bisher auf alle moͤgliche Art unsere alten Straßen zu
                              schonen, und ihre Unterhaltung zu erleichtern gesucht hat, wird es uns wohl nicht
                              verwehrt seyn, dieselben Vorsichtsmaßregeln auch fuͤr unsere Eisenbahnen zu
                              nehmen, und ich kenne hiezu kein besseres Mittel, als die Festsezung eines Maximums
                              von Ladung fuͤr einen einzelnen Wagen, welches auf keinen Fall
                              uͤberschritten werden duͤrfte. Und so, wie mehrere
                              zweiraͤderige Karren aus der Franche Comté, jeder von einem Pferde
                              gezogen, von einem Knechte, der nebenher geht, gefuͤhrt werden
                              koͤnnen, so wuͤrde um so sicherer ein einziger Mann zur Leitung von
                              mehreren an einander gehaͤngten Wagen, welche auf einer Eisenbahn von einem
                              Pferde gezogen werden, hinreichen. Bei etwas steilen Anhoͤhen wird es diesem
                              Fuͤhrer eben so leicht seyn, einen oder ein Paar Wagen von seinem Zuge
                              loszumachen, und am Fuße der Anhoͤhe zuruͤkzulassen, um sie hernach
                              einzeln hinauf ziehen zu lassen, als es gegenwaͤrtig ist, einen Wagen mit
                              doppelter und dreifacher Vorspann von Pferden hinauszuschaffen; und auf jeden Fall
                              wird jenes Mittel viel einfacher seyn, weil auf einer Eisenbahn ein Pferd wenigstens
                              so viel sechs Pferde auf gewoͤhnlichen Landstraßen fortzuziehen vermag. Was
                              das Sperren oder Hemmen beim Abwaͤrtsfahren betrifft, so wird die Erfahrung
                              lehren, ob es hinlaͤnglich sey, eine Hemmung am lezten Wagen des Zuges
                              anzubringen, oder jeden einzelnen Wagen besonders zu sperren. Alle diese Details
                              haben uͤbrigens nichts Neues oder Ungewisses, weil wir die Vorbilde davon in England finden
                              koͤnnen, wo man selbe seit langer Zeit anwendet, und wo man die
                              vollkommensten und zwekmaͤßigsten unter denselben auswaͤhlen kann.
                           
                        
                           Schluß.
                           Aus allem hier Gesagten kann man folgende Schluͤsse ziehen:
                           
                              1) Daß es moͤglich ist, die Kosten der eisernen Schienen
                                 und ihrer Unterlagen um die Haͤlfte zu vermindern, und denselben dennoch
                                 eine hinreichende Staͤrke zu geben, um die Wirkungen von Wagen
                                 auszuhalten, deren jeder eine Ladung von 2 Tonnen, 2000 Kilogrammen, oder 40
                                 Centner traͤgt.
                              2) Daß die Regierung, indem sie den unternehmenden Gesellschaften
                                 ungeheure Vortheile bewilligt, zugleich die Unterhaltungskosten der großen
                                 Landstraßen um Vieles vermindern kann.
                              3) Daß die Concession der Seitengraben oder der Raͤnder
                                 zur Anlage von solchen Eisenbahnen, weit davon entfernt, den Straßen zu schaden,
                                 vielmehr dazu dienen wuͤrde, dieselben zu erhalten und zu
                                 verschoͤnern.
                              4) Endlich daß eine Eisenbahn, wie die von Roanne, welche wir
                                 immer zum Maßstabe der Vergleichung genommen haben, und die nach dem Anschlage
                                 4,160,724 Franken gekostet hat, wenn bei derselben das System von ununterbrochen
                                 zusammenhaͤngenden Steinunterlagen angenommen, und die eisernen Schienen
                                 auf den Seitenrand einer schon vorhandenen Straße gelegt worden waͤren,
                                 nicht mehr als 1,340,000 Franken, d. J. fuͤr den laufenden Meter 20
                                 Franken statt 50 Franken 75 Centimen gekostet haͤtte. Die Gesellschaft
                                 haͤtte dabei viele Zeit und 3 Millionen an Geld erspart, die Regierung
                                 haͤtte eine Streke von 16 Lieues ihrer Straßen verbessert, dem Akerbau
                                 waͤren keine Opfer auferlegt worden, und die ersparten Capitalien
                                 haͤtten sich uͤber einen andern Theil des Koͤnigreichs
                                 wohlthaͤtig verbreitet.
                              
                           Hierin bestehen die Mittel, die Eisenbahnen in Frankreich zu vervielfaͤltigen,
                              und die Unterhaltungskosten der großen Landstraßen zu vermindern. Aber
                              ungluͤklicher Weise ist meine Stimme schwach und unbekannt; ich
                              gehoͤre keiner Staatscorporation an, und kann daher nicht hoffen, daß man
                              meinen Vorschlaͤgen diejenige Aufmerksamkeit schenken werde, welche sie nach
                              der Wichtigkeit des Gegenstandes unfehlbar erregen wuͤrden, wenn sie von
                              einem jener hoch gestellten Maͤnner gemacht wuͤrden, deren Meinung in
                              dem Geiste von allen, gegen die sie sich aͤußert, Ueberzeugung gebietet.
                           
                        
                           
                           Erklaͤrung der Zeichnung.
                           Fig. 8,
                              Grundriß einer an der Seite einer großen Straße angelegten Eisenbahn.
                           Fig. 9,
                              Durchschnitt derselben.
                           Fig. 10,
                              Grundriß einer uͤber dem Graben einer großen Straße angelegten Eisenbahn.
                           Fig. 11,
                              Durchschnitt dieser leztern.
                           
                        
                           Nachtraͤgliche Bemerkungen des Uebersezers.
                           Es ist eine erfreuliche Erscheinung, daß in einem großen Lande, wo man noch vor zehn
                              Jahren die Eisenbahnen kaum dem Namen nach kannte, und wo ihre erste
                              Einfuͤhrung mit der herrschenden Canalomanie der zunftmaͤßigen
                              Ingenieure und den eingewurzelten Vorurtheilen der obersten Behoͤrde vom
                              Straßen- und Wasserbau einen schweren Kampf zu bestehen hatte,Als im Jahre 1822 das von dem deplorablen Ministerium Villele vorgeschlagene
                                    heillose Canalisationsgesez in den beiden Kammern discutirt wurde, durch
                                    dessen Annahme die franzoͤsische Regierung sich verbindlich machte,
                                    11 neue Canaͤle fuͤr die veranschlagte Summe von 129 Millionen
                                    Franken herzustellen, welche Summe sie von Privatgesellschaften (bailleurs des fonds) unter sehr hohen Zinsen und
                                    aͤußerst laͤstigen Bedingungen zu borgen genoͤthigt
                                    war, und als sich schon im Jahre 1828 eine Ueberschreitung des von der Direction générale des ponts et
                                       chaussées garantirten Voranschlages von 50 Millionen Franken
                                    gezeigt hatte, und bei der Fortsezung der angefangenen Arbeiten eine noch
                                    drei Mal groͤßere Ueberschreitung zu erwarten stand, da ward in den
                                    mehrere Tage lang in den Kammern fortgesezten, von Seite der Opposition sehr
                                    gruͤndlichen und zum Theile heftigen, Debatten des einzigen Mittels,
                                    wodurch die Regierung sich damals aus der groͤßten Verlegenheit
                                    haͤtte ziehen koͤnnen: der
                                       Eisenbahnen, von keinem der Redner auch nur mit einem Worte
                                    erwaͤhnt. Man sehe hieruͤber die ausfuͤhrlichen
                                    Verhandlungen im Moniteur Universel von 1822,
                                    Nr. 187 bis Nr. 194. talentvolle Mechaniker sich mit den Mitteln zu beschaͤftigen
                              anfangen, die Anwendung dieser vortheilhaftesten innern Verbindungswege dadurch zu
                              erleichtern und zu vervielfaͤltigen, daß sie, statt jener getreuen Nachahmung
                              der verschwenderischen englischen Construction, an welche man sich bei den ersten
                              Anlagen dieser Art im mittaͤglichen Frankreich sclavisch halten zu
                              muͤssen waͤhnte, eine einfachere, wohlfeilere, den Kraͤften und
                              commerciellen Beduͤrfnissen ihres Landes mehr angemessene Bauart in Vorschlag
                              bringen. Und wenn auch Hr. Brard diese Aufgabe noch nicht
                              ganz genuͤgend geloͤset hat, und an seinem Plane noch Manches zu
                              tadeln und zu verbessern ist, so hat er doch das Verdienst, seine Landsleute auf
                              einen so wichtigen Gegenstand zuerst aufmerksam gemacht zu haben. Da in Frankreich
                              die Einloͤsung der zu solchen Anlagen noͤthigen Gruͤnde mit
                              bedeutenden Kosten, und die Erhaltung der Concessionen von Seite der Regierung mit
                              großen Schwierigkeiten und Verzoͤgerungen verknuͤpft ist, so verdient seine ganz neue und
                              sinnreiche Idee, die Straßengraben, welche keinen positiven, sondern nur einen
                              negativen Werth (die Last der Unterhaltung) haben, zur Vorrichtung von Eisenbahnen
                              zu benuzen, allen Beifall; und die Anwendung dieser Idee waͤre besonders wenn
                              zum Fortziehen der Wagen, statt der Pferde, fortschaffende Maschinen gebraucht
                              wuͤrden, bei welchen die Nothwendigkeit, den Grund der Graben zu pflastern,
                              und bestaͤndig auf das Sorgfaͤltigste rein zu halten, wegfiele. Wir
                              glauben indessen, daß diese Idee, so wie der schon mehrere Male gemachte Vorschlag,
                              dergleichen Eisenbahnen an den Seiten der großen Landstraßen zu bauen, mit dem gegenwaͤrtigen Mechanismus der Dampfwagen,
                              nur an solchen Straßen mit Vortheil auszufuͤhren seyn duͤrfte, welche
                              ganz wagrecht, oder nur mit den sanftesten Steigungen und Gefaͤllen angelegt
                              sind. Die Befestigung der eisernen Schienen auf einer ununterbrochenen Reihe von an
                              einander gelegten Steinbloͤken (welche der Oberst-Bergrath von Baader schon in seinem 1822 erschienenen neuen System der fortschaffenden Mechanik, S.
                              93–97 als eine wichtige Verbesserung vorgeschlagen hat, und welche
                              gegenwaͤrtig bei der im Baue begriffenen Eisenbahn zwischen Prag und Pilsen
                              angewendet wird) ist, in Hinsicht auf Soliditaͤt und auf Ersparung an dem
                              kostbarsten Material (dem Eisen) der englischen Bauart mit abgesonderten
                              Steinwuͤrfeln weit vorzuziehen; doch glauben wir, daß, zu groͤßerer
                              Sicherheit, die einzelnen Werkstuͤke nicht nur genau
                              aneinandergefuͤgt, sondern auf eine oder die andere Art so mit einander
                              verbunden werden sollen, daß ein Stuͤk ohne das andere sich nicht senken noch
                              verruͤken kann, sondern alle zusammen ein unter sich fest verbundenes Ganzes
                              bilden.
                           Uebrigens koͤnnen mir nicht unbemerkt lassen, daß bei der von Hrn. Brard hier vorgeschlagenen Construction von Eisenbahnen,
                              wo die Schienen nur sehr wenig uͤber den Unterlagsteinen vorragen, die Wagen
                              noch weit mehr als auf den englischen Kantenschienen (Edgerails) der Gefahr ausgesezt sind, von ihren Geleisen abzugleiten, und
                              bei einer schnellen Bewegung daruͤber hinausgeschleudert zu werden, weil
                              hier, wenn auch die Oberflaͤche der Schienen rein bleibt, die geringste
                              Anhaͤufung von Sand oder Kies, der an den Schienen auf den Unterlagen sich
                              anlegt, und an welche der vorspringende Falz eines Rades stoͤßt, dieses heben
                              und von der Schiene hinab werfen kann – ein Uebelstand, welcher auch an der
                              neuen Eisenbahn zwischen Prag und Pilsen Statt finden, und weßwegen dort die
                              Anwendung von fortschaffenden Maschinen mit schnellem Fuhrwerk aͤußerst
                              gefaͤhrlich seyn wuͤrde.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
