| Titel: | Ueber den Wagen, welchen die HH. Raymond, Vater und Sohn, in Vorschlag brachten, um Kälber auf eine weniger grausame Weise zu Markte zu führen. Von Hrn. Lewis Gompertz. | 
| Fundstelle: | Band 44, Jahrgang 1832, Nr. VI., S. 48 | 
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                        VI.
                        Ueber den Wagen, welchen die HH. Raymond, Vater und Sohn, in
                           Vorschlag brachten, um Kaͤlber auf eine weniger grausame Weise zu Markte zu
                           fuͤhren. Von Hrn. Lewis
                              Gompertz.
                        Aus dem Register of Arts. April 1831, S.
                              25.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              I.
                        Raymond, uͤber einen Wagen zum Fuͤhren der
                           Kaͤlber.
                        
                     
                        
                           Die abscheuliche und barbarische Weise, auf welche die Kaͤlber
                              gewoͤhnlich zu Markte gebracht werden, und welche jeden Menschen, der noch
                              nicht ganz verwildert ist, empoͤren muß, erregte nothwendig auch die
                              Aufmerksamkeit der Gesellschaft, die sich zur Verminderung der Grausamkeiten gegen
                              Thiere zu London gebildet hat. Hr. Benett, einer der
                              Magistrate im Worship Street Office und ein Mitglied dieser Gesellschaft,Wir nehmen uns die Freiheit unsere Magistrate aus diese Leistungen ihres
                                    Amtsbruders aufmerksam zu machen, und sie aufzufordern, auch ihrer Seits
                                    etwas zur Abstellung der graͤßlichen Hezereien und Schindereien zu
                                    thun, mit deren Anblik man taͤglich gepeinigt wird. Sie werden sich
                                    dadurch gewiß ihr Amt selbst erleichtern; denn derjenige, der sich
                                    ungestraft Mißhandlungen von Thieren erlauben kann und darf, wird gewiß auch
                                    gegen seine Mitmenschen nicht am zartesten fuͤhlen, und sich leicht
                                    auch an diesen vergreifen.A. d. Ueb. erfand, um die Marter, die man diesen Thieren erdulden ließ, zu vermindern,
                              in Verbindung mit dem wuͤrdigen Fleischermeister Jones einen Karren zum
                              Transporte derselben, von welchem sich viele Vortheile erwarten ließen. Diesem
                              Beispiele folgten die HH. Raymond
                              sen. und dessen Sohn, welche eine neue Einrichtung
                              angaben, die uns den Vorzug vor jener des Hrn. Benett zu
                              verdienen scheint, und die wir hier kurz beschreiben wollen.
                           Nach dem Plane dieser Herren sollen die Kaͤlber in einer, zum Theil schwebenden Lage gefahren werden, da saͤugende
                              Kaͤlber nicht lang ohne Stuͤze stehen koͤnnen, und da durch das
                              Liegen derselben weit mehr Raum verloren geht. Die Erfinder erbauten einen Karren
                              nach einem gewoͤhnlichen Modelle, und theilten denselben der Laͤnge
                              nach durch einen Balken in zwei Theile, welche sich wieder durch Querstangen in
                              mehrere Faͤcher von der Groͤße eines Kalbes abtheilten. Diese
                              Querstangen koͤnnen nach Belieben herausgenommen werden, und passen in
                              vierekige senkrechte Einschnitte, die in den Seiten- und Mittel-Balken
                              des Karrens angebracht sind. An jeder dieser Stangen sind Baͤnder aus einem
                              starken Zeuge befestigt, die so breit sind, als der Raum zwischen den vorderen und
                              hinteren Fuͤßen des Kalbes, so daß das Kalb in einer Art von
                              Haͤngematte liegen
                              kann, wenn es ermuͤdet ist, oder stehen kann, wenn es will, da dessen
                              Fuͤße eben bis auf den Boden herab reichen. Die Laͤnge der
                              Baͤnder laͤßt sich leicht mit der Groͤße der Kaͤlber in
                              Einklang bringen, wenn man die Querstangen, an welchen die Baͤnder befestigt
                              sind, heraus nimmt, und die Baͤnder so lang um die Stangen aufwindet, bis sie
                              die gehoͤrige Laͤnge haben; bringt man naͤmlich die Stangen
                              dann in die vierekigen Aushoͤhlungen, so koͤnnen sie sich nicht
                              umdrehen, und die Baͤnder nicht wieder abwinden. Diese Abtheilungen oder
                              Faͤcher sind mithin, da sie an einander stoßen, nicht bloß durch einfache,
                              sondern durch doppelte, uͤber einander liegende Stangen umschlossen, von
                              denen die eine dem Bande des einen, und die andere dem Bande des anderen Kalbes
                              angehoͤrt, so daß jedes Kalb einzeln fuͤr sich an seine Stelle
                              gebracht werden kann. Am Ende des Karrens befindet sich ein Schwanzbrett, welches
                              mit leicht hervorstehenden Sparren versehen ist, und durch ein Angelgefuͤge
                              herabgelassen werden kann, so daß das eine Ende desselben auf den Boden zu liegen
                              kommt, und eine schief geneigte Flaͤche mit Fußtritten bildet, auf der das
                              Kalb in den Karren hinauf schreiten kann. Dieser Karren kann uͤbrigens, wenn
                              man den Balken und die Stangen entfernt, sehr gut auch zu anderen Zweken verwendet
                              werden.
                           Die Erfinder scheinen mir allen Anforderungen Genuͤge geleistet zu haben, so
                              daß nichts zu wuͤnschen uͤbrig bleibt, als daß ihr Wagen auch
                              allgemein zu seinem schoͤnen Zweke angewendet werde. In der Zeichnung, welche
                              ich beilege, ist statt zweier Reihen Faͤcher nur eine einzige dargestellt.
                              Fig. 12
                              ist eine perspektivische Ansicht dieses Wagens mit den Tragstangen in ihren
                              Aushoͤhlungen. Fig. 13 zeigt, wie die
                              Kaͤlber zwischen den Stangen schwebend erhalten werden.
                           
                        
                     
                  
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