| Titel: | Anleitung zur Fabrikation des chinesischen Papiers, sowohl nach dem Verfahren der Chinesen als nach jenem des Hrn. Delapierre. | 
| Fundstelle: | Band 44, Jahrgang 1832, Nr. XIV., S. 67 | 
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                        XIV.
                        Anleitung zur Fabrikation des chinesischen
                           Papiers, sowohl nach dem Verfahren der Chinesen als nach jenem des Hrn. Delapierre.
                        Aus dem Bulletin de la Société
                                 d'encouragement. December 1831.
                        Delapierre, uͤber die Fabrikation des chinesischen
                           Papiers.
                        
                     
                        
                           Das chinesische Papier, welches zum Abziehen von Kupferstichen angewendet wird,
                              scheint aus einem Gemenge von Bambus und von der Rinde des
                              Papier-Maulbeerbaumes verfertigt zu werden. Das Verfahren, nach welchem der
                              Bambus so erweicht wird, daß er in einen Teig oder in Zeug verwandelt werden kann,
                              soll in verschiedenen chinesischen Papierfabriken verschieden seyn; und daher mag es
                              auch wohl kommen, daß die von Pater Duhalde gegebene
                              Beschreibung des chinesischen Verfahrens von jener abweicht, welche sich in einem
                              chinesischen technologischen Werke der kgl. franz. Bibliothek befindet.
                           
                           Nach Pater Duhalde nimmt man sehr dike
                              Bambusstaͤmme, schneidet sie in Stuͤke von 5 bis 6 Fuß, die man in
                              duͤnne Staͤbchen spaltet, und dann in einen sumpfigen Pfuhl einweicht.
                              In diesem Zustande soll die eintretende Gaͤhrung den Zusammenhang der Fasern
                              unter einander in kurzer Zeit aufheben. Nach dieser Gaͤhrung waͤscht
                              man den Bambus in reinem Wasser aus, breitet ihn in einer Grube aus, und
                              uͤberdekt ihn mit Kalk. Nach einigen Tagen nimmt man ihn wieder heraus, und
                              theilt ihn, nachdem er neuerdings abgewaschen worden, in sehr zarte Fasern, die man
                              an der Sonne bleicht. Zulezt wirft man sie endlich in große Kessel, in welchen man
                              sie lange Zeit kocht, bis sie durch Zermalmen in einen fluͤssigen Teig
                              verwandelt werden.
                           Nach dem Verfasser des chinesischen technologischen Werkes sind hingegen die
                              Bambusstaͤmme, welche man zur Papierfabrikation anwendet, nicht diker als das
                              Schilf unserer suͤdlichen Departements. Aus diesen Staͤmmen macht man
                              Buͤndel, die man in einer Grube roͤstet, in welche man, um sie immer
                              voll zu erhalten, bestaͤndig einen duͤnnen Strom Wasser zufließen
                              laͤßt. In diesen Gruben laͤßt man die Buͤndel drei Monate,
                              worauf man sie waͤscht, klopft, und in einem großen Kessel 3 Tage lang mit
                              Kalk siedet. Hierauf werden sie neuerdings ausgewaschen, und noch ein Mal mit
                              Aschenlauge gekocht, wo sie dann so erweicht sind, daß sie zermalmt werden
                              koͤnnen.
                           Nach einem aͤhnlichen Verfahren hat Hr. Delapierre
                              Hrn. Delapierre wurde der von der Société d'Encouragement im Jahre
                                    1830 ausgeschriebene Preis uͤber Verfertigung des chinesischen
                                    Papiers zuerkannt.A. d. R. alte Bambusroͤhre aus Cayenne erweicht, und ein Papier daraus
                              verfertigt, welches dem chinesischen Papiere aͤhnlich ist. Er weichte sie
                              naͤmlich 3 Wochen lang in Kalkmilch, wusch sie hierauf gut aus, und schnitt
                              und spaltete sie in Stuͤke, die er 12 Stunden lang in Aezlauge kochte, wobei
                              er im Maße der Verdampfung von der Aezlauge bestaͤndig nachgoß. Diese
                              Bambusstuͤke wurden nun zu einem groben Teige zermalmt, welchen er auswusch.
                              Durch dieses Auswaschen wurde die Substanz der Knoten, die sich bis zum
                              fluͤssigen Zustande erweicht hatte, entfernt. Der Teig, den er auf diese
                              Weise erhielt, wurde abwechselnd in ein saures und in ein alkalisches Bad gebracht,
                              zwischen jedem derselben ausgewaschen und dann mit Chlor gebleicht.
                           Hr. Delapierre wendete dasselbe Verfahren bei dem großen
                              suͤdlichen Schilfe (Arundo Donax) und bei unserem
                              gewoͤhnlichen Schilfrohre (Arundo Phragmites) an,
                              deren Erweichung, wie man sich denken kann, weit leichter erfolgte. Wir besizen
                              unter den Gewaͤchsen Frankreichs keinen chinesischen Bambus, obwohl er, da er
                              die strengsten Winter
                              in Peking uͤbersteht, wahrscheinlich auch in einigen Gegenden des
                              suͤdlichen Frankreichs sehr leicht acclimatisirt werden koͤnnte.
                              Allein wir koͤnnen denselben fuͤglich auch durch unser großes
                              suͤdliches Schilf oder durch unser gewoͤhnliches Schilfrohr ersezen,
                              welches, ohne erst gebaut werden zu duͤrfen, in sehr großer Menge zu haben
                              ist.
                           Der aus diesen Schilfarten bereitete Zeug tropft so schnell ab, daß man nicht Zeit
                              genug hat, um ihn gleichfoͤrmig auf der Form zu vertheilen. Man muß demselben
                              daher eine Substanz zusezen, welche das Wasser zuruͤkhaͤlt. Die Rinde
                              des Papier-Maulbeerbaumes ist schleimig; der daraus gewonnene Zeug ist ebenso
                              fein und seidenartig wie jener aus dem Bambus, so daß diese Rinde die Fabrikation
                              des Papieres bedeutend erleichtern, und dem Papiere selbst auch mehr Staͤrke
                              geben wird.
                           Es gibt noch eine andere Pflanze, von der man die genuͤgendsten Resultate
                              erhielt, und die so leicht zu bearbeiten ist, daß sie in zwei Tagen in Zeug
                              verwandelt werden kann; dieß ist der Juncus effusus, die
                              gewoͤhnliche Simse. Allein diese Pflanze muͤßte, um sie in
                              gehoͤriger Menge erhalten zu koͤnnen, erst gebaut werden, und ihr Bau
                              fordert eigene Localitaͤten.Wir glauben unsere Landsleute besonders auf die Benuzung dieses
                                    Gewaͤchses aufmerksam machen zu muͤssen, da es bei uns
                                    durchaus nicht gebaut zu werden braucht, in vielen unserer Moose und
                                    Suͤmpfe leider in erstaunlicher Menge und mit groͤßter
                                    Ueppigkeit waͤchst, und durch die Schwierigkeit, mit welcher es sich
                                    vertilgen laͤßt, der Benuzung dieser Gruͤnde auf gutes Heu
                                    oder andere Fruͤchte so große Hindernisse in den Weg legt. Unsere
                                    Papiermuͤller in der Naͤhe des Donaumooses und an den Moosen
                                    des Starnberger- und Ammer-Sees etc. koͤnnten gewiß
                                    großen Vortheil daraus ziehen.A. d. Ueb.
                              
                           Das Pakpapier, in welchem wir den Zuker, den Salpeter und viele andere Artikel, die
                              aus Indien kommen, eingewikelt erhalten, zeigt einen seidenartigen Faserstoff, aus
                              welchem sich ein Papier verfertigen laͤßt, welches ganz wie chinesisches
                              Papier aussieht. Man wirft die Truͤmmer dieses Papieres in unseren
                              Papierfabriken gewoͤhnlich weg, weil man sie nicht zu behandeln versteht.
                              Wenn man dieselben naͤmlich in ihrem natuͤrlichen Zustande zerstampft,
                              so erhaͤlt man bloß ein Papier, welches so weich, wie das Papier aus Wolle
                              ist. Durch Behandlung mit Alkalien hingegen entwikelt sich aus diesen Substanzen ein
                              Schleim, der die Fasern so bindet, daß man nach dem Bleichen ein Papier
                              erhaͤlt, welches so fest als das Papier aus lumpen ist. Die Menge dieses
                              Papieres, welche jaͤhrlich aus Indien zu uns kommt, ist so groß, daß es
                              allerdings eine sehr ausgebreitete Fabrikation veranlassen duͤrfte, um so
                              mehr, da der Centner der rohen Masse,Diese Masse wird von einem Corchorus
                                    gewonnen.A. d. O. aus welcher es bereitet wird, in Calcutta nur auf 6 Franken zu stehen kommt.
                              – Es kommt uͤbrigens gar nicht darauf an, woraus das Papier verfertigt
                              ist, wenn dasselbe nur die verlangten Eigenschaften besizt.
                           Nicht weniger Einfluß als das Material, hat auch die Verfahrungsweise der Chineser
                              auf die Eigenschaften ihres Papieres. Sie wenden naͤmlich keine Filze an,
                              sondern legen bekanntlich Blatt auf Blatt, ohne daß die Blaͤtter dadurch
                              zusammenkleben. Um die Blaͤtter leicht aus einander zu bringen, legen sie
                              bloß duͤnne Bambusblaͤttchen zwischen dieselben. Diese geringe
                              Klebrigkeit, welche ganz außerordentlich ist, erhaͤlt das chinesische Papier
                              vorzuͤglich von einem Schleime, welcher dem Bambuszeuge zugesezt wird. Die
                              Japaneser, die ihr schoͤnes Papier aus der Rinde des
                              Papier-Maulbeerbaumes bereiten, mengen unter den Zeug den Aufguß des Orenj, einer Pflanze, welche in ihren Bluͤthen
                              große Aehnlichkeit mit unseren Pappelrosen hat, in den Fruͤchten hingegen
                              mehr mit der Gattung Hibiscus verwandt ist.Das Papier, welches aus der Rinde des Seidelbastes (Daphne Mezereum) bereitet wird, hat die Eigenschaft, daß es aus
                                    einander genommen werden kann, wenn man auch Blatt auf Blatt legt.A. d. O.
                              
                           Das chinesische Papier wird durch Gewichte, mit welchen man es belastet, und welche
                              man allmaͤhlich vermehrt, gepreßt. Wenn es gehoͤrig abgetropft hat, so
                              wird es auf einer sehr ebenen, innen durch einen Ofen erhizten Mauer getroknet. Die
                              Blaͤtter haben daher nur eine glatte Seite; auf der anderen hingegen bemerkt
                              man den Abdruk der Furchen, welche durch die Buͤrste, deren man sich
                              bediente, um die Bogen auf die Mauer zu bringen, gebildet werden.
                           Hieraus erhellt, daß das chinesische Papier sehr schwach gepreßt ist; daß sein Gewebe
                              weich und schwammig ist, und daß eine Flaͤche desselben glatt ist, was
                              fuͤr die Abdruͤke der mit dem Grabstichel verfertigten Kupferstiche
                              sehr vortheilhaft ist. Wenn naͤmlich unser gewoͤhnliches Lumpenpapier
                              zum Abziehen solcher Kupferstiche genommen wird, so muß dasselbe zuerst feucht auf
                              einen polirten hoͤlzernen oder steinernen Tisch gelegt, und stark mit einer
                              Buͤrste gerieben werden, damit das Papier auf einer Seite ganz glatt wird.
                              Auf diese glatte Seite wird dann das Kupfer gelegt.
                           Hrn. Delapierre ist es noch nicht gelungen sein Papier
                              Blatt auf Blatt legen zu koͤnnen; er fand naͤmlich bei der Anwendung
                              eines schleimigen Aufgusses aus unseren Malvaceen einige Hindernisse, indem ein
                              solcher Aufguß der Weiße des Papieres schadete, und das Abtropfen des Wassers zu
                              sehr verzoͤgerte. Und doch scheint es noch immer nicht unmoͤglich, daß
                              das chinesische Mittel doch mit Vortheil angewendet werden koͤnne.
                           
                           Auch die Anwendung einer Buͤrste um das Papier auf Marmor zu legen ist ihm
                              noch nicht gelungen, indem die weichste Buͤrste den Zeug zusammenrollte. Er
                              hat jedoch ein anderes Mittel ausfindig gemacht, welches seinen Zwek ganz
                              erfuͤllt. Er hat ferner bemerkt, daß, wenn er die Blaͤtter, nachdem
                              sie ausgehoben und gepreßt worden waren, auflegte, die Raͤnder sich vor der
                              Mitte losloͤsten, und daß die Blaͤtter daher gefaltet waren, so daß
                              sie zur Entfernung dieser Falten ausgeebnet und gepreßt werden mußten, wodurch die
                              Guͤte des Papieres litt.
                           Die Eigenschaft des chinesischen Papieres, daß es die Abdruͤke einer gravirten
                              Kupferplatte besser aufnimmt, haͤngt von der Feinheit der Fasern, aus denen
                              es besteht, von dem geringen Druke, den es erlitt und in Folge dessen es schwammig
                              blieb, und endlich von der Glatte einer seiner Oberflaͤchen ab.
                           Die Art und Weise, auf welche das chinesische Papier getroknet wird, scheint eben so
                              viel als die Guͤte der Materialien zu dessen vortrefflichen Eigenschaften
                              beizutragen; denn Papier aus frischem oder gruͤnem Zeuge wurde bei der
                              Behandlung nach der chinesischen Methode eben so gut, wie sonst Papier aus gefaultem
                              Zeuge wird.
                           Diese Bemerkungen werden fuͤr einen aufgeklarten Fabrikanten hinreichen, so
                              daß wir nur noch auf einen einzigen Umstand aufmerksam machen zu muͤssen
                              glauben. Alles Papier, welches zum Abziehen der Kupferstiche gut ist, ist auch
                              fuͤr den Steindruk eben so gut; keineswegs verhaͤlt sich aber dieß
                              umgekehrt ebenso.