| Titel: | Bericht des Hrn. Francoeur über den Metronom des Hrn. Bienaimé, Uhrmachers zu Amiens. | 
| Fundstelle: | Band 44, Jahrgang 1832, Nr. XXIII., S. 111 | 
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                        XXIII.
                        Bericht des Hrn. Francoeur uͤber den Metronom des Hrn.
                           Bienaimé,
                           Uhrmachers zu Amiens.
                        Aus dem Bulletin de la Société
                                 d'Encouragement. November 1831, S. 475.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              II.
                        Francoeur, Bericht uͤber den Metronom.
                        
                     
                        
                           Dem gewandten Mechaniker Maͤlzel verdanken wir die
                              Idee eines Apparates, durch welchen die Schnelligkeit angegeben wird, mit der
                              Musikstuͤke ausgefuͤhrt werden sollen. Die Musiker beklagten sich
                              lange, daß es keine Gewißheit uͤber den Grad der Schnelligkeit gebe, mit
                              welcher dieser oder jener Compositeur seine Werke ausgefuͤhrt haben will,
                              indem die Worte Allegro, Adagio, Presto etc., welche gewoͤhnlich vorgesezt
                              werden, keine genau begraͤnzte Angabe bilden, so daß der Werth dieser Worte
                              nach der Idee eines jeden Verfassers, nach der Natur des Gesanges und nach dem
                              Ausdruke, den man demselben geben wollte, bedeutende Schwankungen darbietet. Nur
                              durch Tradition konnte man in dieser Hinsicht einige Gewißheit erhalten, bis endlich
                              die Erfindung des Hrn. Maͤlzel dieser Ungewißheit
                              ein Ziel sezte. Eine an den Kopf des Stuͤkes geschriebene Zahl zeigt nun mit
                              groͤßter Genauigkeit die Schnelligkeit an; denn wenn man den Metronom des
                              Hrn. Maͤlzel nach dieser Zahl richtet, so
                              laͤßt derselbe in gleichen Zwischenraͤumen mehrere kleine
                              Schlaͤge hoͤren, von denen ein jeder den Werth einer der Noten des
                              Stuͤkes bezeichnet. Wenn daher ein Compositeur glaubt, daß seine Composition
                              nur bei einer genau bestimmten Schnelligkeit seinen Ideen gemaͤß gegeben
                              werden kann, so bestimmt er diese Schnelligkeit mit dem Metronom, und gibt sie durch
                              eine Zahl an. Hiernach kann jedermann gewiß seyn, daß er die vom Compositeur
                              geforderte Schnelligkeit richtig hat, oder erfahren, um wie viel er sich von
                              derselben entfernt.
                           Der Metronom des Hrn. Maͤlzel ist eine sehr
                              sinnreiche Erfindung, die auf der Eigenschaft eines Pendels beruht, dessen Gewicht
                              an beiden Seiten des Aufhaͤngepunktes so vertheilt ist, daß man sich mit
                              einem sehr kurzen Pendel ein solches verschaffen kann, welches die Sekunde
                              schlaͤgt. Ueberdieß besizt dieser Apparat eine eigene neue Hemmung, welche
                              sehr gut fuͤr dessen Zwek paßt.
                           Der Metronom des Hrn. Bienaimé ist nicht bloß in
                              Hinsicht auf den Mechanismus, sondern auch in Hinsicht auf seine Wirkung, ganz von
                              jenem des Hrn. Maͤlzel verschieden; er ist viel
                              bequemer, als dieser, und leistet ganz dieselben Dienste. Man braucht um die SchnelligkeitSchnelligkett zu reguliren, nur den Zeiger des Zifferblattes auf die angegebene Zahl zu
                              stellen. Man kann daher die Schnelligkeit auch wechseln, ohne das Instrument einen Augenblik anzuhalten,
                              was von großer Wichtigkeit ist.
                           Ganz besonders zeichnet sich das neue System des Hrn. Bienaimé auch noch dadurch aus, daß man in periodischen
                              Zwischenraͤumen einen Schlag hoͤren lassen kann, welcher
                              staͤrker ist, als die uͤbrigen. Wenn man z.B. ein Stuͤk mit 4
                              Tempo's spielt, so hoͤrt man 3 schwache Schlaͤge, auf welche ein
                              vierter staͤrkerer Schlag folgt. Auf diese Weise wird daher der Tact nicht
                              bloß mit groͤßter Genauigkeit gegeben, sondern das Instrument gewaͤhrt
                              vorzuͤglich auch jenen, die noch nicht sehr gewandt sind, und welche einiger
                              Huͤlfe beduͤrfen, wenn sie sich nicht von der strengen
                              Gleichfoͤrmigkeit des Tempo entfernen sollen, großen Nuzen. Das Instrument
                              kann fuͤr alle, in der Musik gebraͤuchliche Tacte aufgezogen
                              werden.
                           Der Metronom des Hrn. Bienaimé ist schon einige
                              Jahre alt, und erhielt sowohl in den Journalen, als von den Musikern ersten Ranges
                              großes Lob. Auch wir fuͤhlen uns gedrungen dem Erfinder hier
                              oͤffentlich unsere innige Beistimmung zu dieser Anerkennung seiner Leistungen
                              zu erkennen zu geben. Moͤchte er dabei eine Aufmunterung finden, in seinen
                              nuͤzlichen Forschungen in der Uhrmacherkunst, welche er mit so großer
                              Auszeichnung ausuͤbt, fortzufahren.
                           
                        
                           Beschreibung des Metronoms des Hrn.
                                 Bienaimé.
                           Fig. 15 ist
                              ein Laͤngendurchschnitt desselben.
                           Fig. 16 zeigt
                              ihn von Oben.
                           Fig. 17 ist
                              ein Seitendurchschnitt.
                           Fig. 18
                              endlich stellt das Zifferblatt fuͤr sich allein dar.
                           Gleiche Buchstaben beziehen sich in allen Figuren auf gleiche Gegenstaͤnde.
                              Das ganze Instrument bildet eine kleine Buͤchse aus Acajou- oder
                              irgend einem anderen Holze, der man eine mehr oder weniger elegante Form geben kann.
                              Die vordere Flaͤche zeigt ein messingenes Zifferblatt K, auf welches Zahlen verzeichnet sind, die von der Linken zur Rechten von
                              208 bis 30 abnehmen. Der Zeiger f durchlaͤuft
                              mittelst eines, in der Mitte des Zifferblattes befindlichen Stiftes oder Bolzens mit
                              Ohren S nach Belieben alle Theile des Zifferblattes, und
                              regulirt auf diese Weise die Vermehrung oder Verminderung der Schnelligkeit der
                              Bewegung.
                           Der Schwengel K kommt sogleich in schwingende Bewegung,
                              so wie er nicht mehr von dem Einschnitte L
                              zuruͤkgehalten wird, welcher in den zwei kupfernen Platten hi angebracht ist, die auf dem Dekel der
                              Buͤchse befestigt sind, und welche man zwischen zwei Schrauben schiebt, die
                              dieselben mittelst eines Knopfes J festhalten.
                           An der Achse m des Pfeiles k
                              befindet sich der gestielte Knopf I, und indem man
                              diesen Knopf zieht, bringt man die Spize des Pfeiles, je nach dem Tacte, den das
                              Instrument schlagen soll, auf die Zahlen 1, 4, 3, 2, 6, die auf einer kleinen
                              kupfernen Platte g verzeichnet sind.
                           Der Mechanismus selbst ist sehr einfach. An der staͤhlernen Welle F, F sind feststehende Raͤder aufgezogen, von
                              denen das erste und groͤßere C mit 32 Zapfen
                              versehen, das zweite a mit 10 schiefen Zahnen, das
                              dritte b mit drei, das vierte c mit 20, und das fuͤnfte d mit 15
                              Zaͤhnen eingeschnitten ist.
                           Die Treibkraft bildet eine Feder, welche in einem Gehaͤuse B eingeschlossen ist, dessen Rad 120 Zaͤhne hat.
                              Dieses Rad fuͤhrt einen Triebstok mit 8 Zaͤhnen D, und dieser Triebstok befindet sich an der Achse F, und sezt das eben beschriebene Raͤderwerk in Bewegung.
                           N ist eine kreisfoͤrmige Unruhe, welche an der
                              Achse l befestigt ist, und diese Achse traͤgt
                              auch den Triebstok Q mit 8 Zaͤhnen, der in den
                              gezaͤhnten Rechen M eingreift, dessen
                              Schwanzstuͤk mit dem Schwengel K in Verbindung
                              steht.
                           Nimmt man nun an, daß die in dem Gehaͤuse befindliche Feder kein Hinderniß in
                              ihrer Bewegung erfaͤhrt, so wird sie das Rad C in
                              drehende Bewegung bringen, und dadurch werden die Zapfen desselben nach und nach
                              unter den Arm Q der Hemmungswelle P kommen, die in der Mitte und als Achse des Rechens M angebracht ist.
                           Die Tempo's, welche diese Hemmung andeuten wird, werden jene des Tactes seyn, und
                              dieß wird jedes Mal der Fall seyn, wenn der Pfeil k auf
                              die Zahl 1 der Platte g gesezt ist.
                           Wird aber das Stuͤk H mittelst des Schaftes m in seinem Falze geschoben, so daß der Pfeil auf die
                              Zahl 6 kommt, d.h. bis der Winkelhaken X, der eine Welle
                              mit einem Arme traͤgt, so gestellt ist, daß der Schnabel V dieser Welle einen der Zaͤhne des ersten Rades
                              a begegnet, so wird dieser Zahn den Arm der Welle
                              U von n nach o treiben, und dadurch die Feder e entfernen, die mit ihrem oberen Ende an dem Pfeiler p befestigt ist. Dauert die Bewegung fort, so wird der
                              Schnabel V dem Zahne des Rades a entweichen, und dadurch wird die Feder e,
                              die nun frei geworden, die Welle U gegen die vordere
                              Platte g zuruͤktreiben. Dieser Stoß der Welle
                              gegen die Platte wird einen Ton hervorbringen, der von dem Tone der Hemmung ganz
                              verschieden ist, und wird das erste Tempo oder den Anfang des Tactes angeben. Daher
                              nennt der Erfinder diese Welle U auch den
                              Tactschlaͤger (bâton de mesure). Bedenkt
                              man, daß das Rad C 30 Zapfen traͤgt, und daß es
                              mit jedem Zapfen wegen der beiden Arme Q der
                              Hemmungswelle zwei Tempos schlaͤgt, waͤhrend das Rad a, welches an derselben Achse befestigt ist, nur 10
                              Zaͤhne hat, so muß das Zapfenrad 6 Mal schlagen, ehe einer der Zaͤhne
                              des Rades a den Schnabel V
                              des Tactschlaͤgers U wegtreibt. Der
                              Tactschlaͤger wird daher nur ein Mal auf die Platte q schlagen,
                              waͤhrend das Hemmungsrad C 6 Schlaͤge
                              machen wird; und der sechste Schlag dieses lezteren wird genau mit dem Schlage des
                              Tactschlaͤgers zusammenfallen. Man erhaͤlt mithin einen starken Schlag
                              und dann 5 schwaͤchere Tempo's entzwischen, und dieß wird genau dem Rhythmus
                              des 6/8 Tactes entsprechen.
                           Da man nun den Winkelhaken X und folglich auch den daran
                              befestigten Tactschlaͤger U mittelst des Knopfes
                              I einem jeden der Raͤder b, c, d gegenuͤber stellen kann, so folgt
                              daraus:
                           1) daß der Arm V der Welle U,
                              wenn er sich auf dem Rade b mit 30 Zaͤhnen
                              befindet, oder wenn der Pfeil auf die Zahl 2 zeigt, ein Tempo schlagen wird,
                              waͤhrend das Rad C deren zwei schlaͤgt,
                              und daß er mithin den Tact mit zwei Tempo's angeben wird.
                           2) daß, wenn der Arm des Tactschlaͤgers auf dem Rade c und der Pfeil auf der Zahl 3 seyn wird, dieser Arm den Tact mit drei
                              Tempo's schlagen wird, indem dieses Rad in 20 Zaͤhne abgetheilt ist, und der
                              ganze Umfang des Zapfenrades 60 Schlaͤge oder Hemmungen hat.
                           3) endlich, daß der Tactschlaͤger, wenn er sich auf dem Rade d oder der Pfeil sich auf der Zahl 4 befindet, den Tact
                              mit 4 Tempo's schlaͤgt, indem dieses Rad nur 15 Zaͤhne hat, und nur
                              ein Mal schlaͤgt, waͤhrend das Zapfenrad 4 Tempo's
                              schlaͤgt.
                           Wir haben nun nur noch von dem Mechanismus zu sprechen, durch welchen die Bewegung
                              beschleunigt oder langsamer gemacht wird.
                           Auf der vorderen Flaͤche des Instrumentes und um eine Rolle T, welche an dem Zeiger des Zifferblattes T aufgezogen ist, ist eine Kette r aufgerollt, welche an dem Schieber s
                              eingehaͤngt ist, der sich mit leichter Reibung an dem Pfeiler t schiebt. Gegen diesen Pfeiler ist in u eine gerade Feder r
                              befestigt, deren Schieber x frei in einem kleinen Falzen
                              gleitet. An dem anderen Ende y der Feder v ist eine Kette Z
                              befestigt, welche sich auf die, an der Achse der Unruhe N angebrachte, Rolle z aufrollt.
                           Wenn die Unruhe mehrere Gaͤnge gemacht, und eine gewisse Streke des Rechens
                              M durchlaufen hat, so spannt die Kette Z, indem sie sich auf die Rolle z aufrollt, die Feder v; und diese Feder
                              bewirkt, wenn sie sich wieder gerade macht, daß die Unruhe N sich in entgegengesezter Richtung umdreht, und dieselbe Wirkung, wie die
                              Spiralfeder der Unruhe an den Uhren hervorbringt. Je mehr Kraft und Spannung nun
                              diese Feder hat, um so schneller wird ihre Wirkung seyn, und um so schneller werden
                              folglich auch die Tempo's und die Hemmung seyn. Die Kraft oder die Laͤnge der
                              Feder, welche mit deren Kraft im Verhaͤltnisse steht, wird durch die Stellung
                              des Schiebers s an dem Pfeiler t bestimmt,
                              da durch diese Stellung die Feder v verlaͤngert
                              oder verkuͤrzt wird, und da in Folge hiervon die Schwingungen der Unruhe und
                              mithin auch die Schnelligkeit der Schlaͤge des Tactes auf die angegebene
                              Weise vermehrt oder vermindert werden.
                           Eine zweite Feder Y, welche bei a' befestigt ist, nimmt an ihren Ende die Kette b' auf, und fuͤhrt den Schieber s
                              mittelst der, an dem Pfeiler t befestigten, Feder wieder
                              zuruͤk.
                           Hieraus ergibt sich, auf welche Weise der Zeiger des Zifferblattes die Bewegung
                              bestimmt, wenn man denselben durch die verschiedenen, auf dem Zifferblatts
                              verzeichneten, Zahlen laufen laͤßt.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
