| Titel: | Bericht der Akademie der Wissenschaften in Paris über die Mittel, wodurch man die Verfälschung von Acten, Banknoten, Wechseln etc. und das betrügerische Ausbleichen der Schrift bei alten gestempelten Papieren verhindern kann. | 
| Fundstelle: | Band 44, Jahrgang 1832, Nr. XXV., S. 117 | 
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                        XXV.
                        Bericht der Akademie der
                              Wissenschaften in Paris uͤber die Mittel, wodurch man die
                           Verfaͤlschung von Acten, Banknoten, Wechseln etc. und das betruͤgerische
                           Ausbleichen der Schrift bei alten gestempelten Papieren verhindern kann.
                        Aus den Annales de Chimie et de Physique. September
                              1831, S. 5.
                        Ueber Verhinderung des Ausbleichens der Schrift etc.
                        
                     
                        
                           Der Justizminister hat in Betracht daß die straͤfliche Verfaͤlschung
                              der Staats- und Privatacten sehr haͤufig Statt findet, die Akademie
                              uͤber die Mittel berathschlagt, wodurch sie verhindert werden konnte; er
                              wollte außerdem wissen, ob es nicht moͤglich sey, zu verhindern, daß
                              Privatpersonen die Schrift aus alten gestempelten Papieren ausbleichen, um dieses
                              Papier dann wohlfeiler als das neue gestempelte Papier wieder zu verkaufen, wodurch
                              sie den Schaz um einen Theil seiner Einkuͤnfte bringen. Die Akademie ernannte
                              zur Untersuchung dieser wichtigen Fragen eine Commission, welche aus den HH. Gay-Lussac, Dulong, Chaptal, Deyeux, Thenard, d'Arcet,
                                 Chevreul und Serullas bestand. Das Resultat
                              dieser Untersuchung legt die genannte Commission nun der Akademie vor.
                           
                           Sowohl die Verfaͤlschung von Acten als das Bleichen alter gestempelter Papiere
                              kann durch zweierlei Mittel verhindert werden, entweder dadurch, daß man eine Tinte
                              anwendet, die, nachdem sie auf das gewoͤhnliche Papier aufgetragen wurde,
                              vollkommen unzerstoͤrbar ist, oder dadurch, daß man ein Papier gebraucht,
                              welches so zubereitet ist, daß man die Schriftzuͤge, welche mit
                              gewoͤhnlicher Tinte darauf gemacht wurden, nicht mehr veraͤndern
                              (ausbleichen) kann, ohne daß Spuren der Verfaͤlschung zuruͤkbleiben.
                              Die Commission glaubt daher die ihr vorgelegten Fragen aus einem doppelten
                              Gesichtspunkte betrachten und sich sowohl uͤber die unzerstoͤrbaren
                              Tinten, als auch uͤber die Sicherheitspapiere erklaͤren zu
                              muͤssen: sie wird zuerst, die Mittel, welche bis auf die Zeit, wo sie mit
                              dieser Untersuchung beauftragt wurde, zur Verhinderung von Verfaͤlschungen
                              angewandt worden sind, durchgehen.
                           Die Tinte der Alten war viel dauerhafter als diejenige, welche heut zu Tage im
                              Gebrauch ist: daruͤber wird man sich auch nicht wundern, indem dieselbe nach
                              Plinius, Vitruvius und Dioscorides aus Kienruß oder sehr fein zertheilter Kohle, in Gummiwasser
                              suspendirt, bestand. Wenn man mit dieser Tinte auf Substanzen schrieb, die so
                              poroͤs waren, daß sie in dieselben eindrang, so konnte man sie mit dem
                              Radirmesser nicht mehr so beseitigen, daß keine Spuren zuruͤkblieben; es war
                              also damals sehr schwer Acten zu verfaͤlschen, welche außerdem bei weitem
                              nicht so haͤufig waren, wie heut zu Tage. Die Tinte der Alten hatte dagegen
                              den Uebelstand, daß sie nicht gut floß; schrieb man damit auf weniger
                              poroͤses Papier, so widerstand sie weder dem Wasser noch dem Radiren und bot
                              dann keine hinreichende Garantie mehr dar. Dieß ist ohne Zweifel der Grund, daß die
                              aus Gallaͤpfeln und schwefelsaurem Eisen bereitete Tinte in Gebrauch kam,
                              welche besser in das Papier eindringt und leichter anzuwenden ist, als die Tinte der
                              Alten. Blagden fand bei der Untersuchung mehrerer
                              Manuscripte aus dem neunten Jahrhundert, daß man sich schon damals dieser Tinte
                              bediente; deßwegen muß man aber nicht glauben, daß die Tinte der Alten zu jener Zeit
                              schon ganz aufgegeben war; denn wenn auch einerseits das Beduͤrfniß die
                              Manuscripte zu vervielfaͤltigen und die Erfindung der PapiermacherkunstNach dem Pater Montfaucon hat man erst gegen das
                                    Ende des neunten oder am Anfange des zehnten Jahrhunderts Papier aus
                                    Baumwolle verfertigt und aus alter Leinewand nicht fruͤher als am
                                    Anfange des vierzehnten Jahrhunderts.A. d. O. zu Gunsten der neuen Tinte waren, so sahen sich doch wieder die Copisten
                              wegen des hohen Preises der Manuscripte veranlaßt, nur dauerhafte Tinte anzuwenden;
                              sie mischten daher auch haͤufig die Tinte der Alten mit der neuen und dieses
                              Gemisch hatte dann den
                              Vortheil, daß es dauerhafter als diese und fluͤssiger als jene war; als aber
                              durch die Entdekung der Buchdrukerkunst die Kunst der Copisten ihre Wichtigkeit ganz
                              verlor, sah man bei der Schreibtinte mehr auf dunkle Farbe, Glanz und
                              Fluͤssigkeit als auf Unzerstoͤrbarkeit. So geschah es, daß man die
                              Tinte der Alten (selbst vermischt mit der neuen) ganz aufgab: uͤbrigens
                              konnte der nachtheilige Umstand, daß die Time keine Kohle enthielt, zu einer Zeit,
                              wo der Gebrauch chemischer Reagentien so zu sagen unbekannt war, nicht sehr
                              fuͤhlbar werden; anders verhielt es sich aber im achtzehnten Jahrhundert. Die
                              Entdekung des Chlors, welches eine Menge organischer Substanzen so schnell und
                              gaͤnzlich veraͤndert; die Anwendung desselben zum Bleichen der Zeuge,
                              alter leinenen Lumpen, alter Kupferstiche u.s.w.; die Verbreitung chemischer
                              Kenntnisse in allen Classen der Gesellschaft; die Vervielfaͤltigung der Acten
                              in Folge des Aufschwungs der Industrie, alle diese Umstaͤnde vereinigten sich
                              damals, um den Schriftverfaͤlschern die Vervollkommnung ihrer Kunst zu
                              erleichtern.
                           Wir haben bereits bemerkt, daß man schon im neunten Jahrhundert sich der
                              gewoͤhnlichen Tinte ohne Zusaz von Kienruß oder fein zertheilter Kohle
                              bediente; in der Schrift von Carreparius uͤber
                              Tintenbereitung, welche im Jahre 1660 erschien, findet man aber Nichts, was
                              vermuthen ließe, daß man damals schon das Beduͤrfniß fuͤhlte, sie
                              unveraͤnderlicher zu machen. Erst in dem sehr merkwuͤrdigen Werke,
                              welches von Lewis im Jahre 1764 uͤber denselben
                              Gegenstand herausgegeben wurde, wird dieser Umstand erwaͤhnt und Lewis theilt sogar Alles mit, was uͤber die
                              Bereitung unzerstoͤrbarer Tinten bis auf seine Zeit bekannt wurde; wir
                              muͤssen jedoch auch der spaͤteren Bemuͤhungen, wodurch man in
                              dieser Fabrikation einige Fortschritte machte, mit Lob erwaͤhnen.
                           Sehr viele Schriftsteller empfahlen nach dem Beispiele von Lewis, oder indem sie seine Ansichten uͤber die Bereitung
                              unzerstoͤrbarer Tinten weiter verfolgten, der gewoͤhnlichen Tinte
                              Kienruß, Elfenbeinschwarz, chinesische Tusche, die Fluͤssigkeit des
                              Tintenfisches, oder gefaͤrbte Extracte gewisser Pflanzen etc. zuzusezen.
                              Besonders stellten in dieser Hinsicht Pitolx, Wohrs, Grunner,
                                 Lentin, Thorey, Wiegleb, Westrumb, Murray, Bosse, Scherer, Roard und Haldat Versuche an. Bosse
                              schlug außerdem vor, die gewoͤhnliche Tinte mit gepulvertem Braunstein
                              (Mangansuperoxyd) zu vermengen. Andere Schriftsteller,
                              unter welchen wir besonders Scherer, William Close und Scheldrake
                              anfuͤhren muͤssen, nahmen Kienruß, welcher mit praͤparirten
                              Firnissen zerrieben war; als Firniß wandten sie Copal, Ambra oder Asphalt in
                              wesentlichen Oehlen und
                              in Trokenoͤhl aufgeloͤst, an. Proust machte
                              die gewoͤhnliche Tinte durch eine Art Kreide (crayon), welche durch Kohle gefaͤrbt ist, unzerstoͤrbar. Thompson empfahl den Kienruß mit einer Aufloͤsung
                              von Stoklak in Borax anzuruͤhren, und endlich schlug Mac Culloch vor, eine Aufloͤsung von Holztheer in Kali statt
                              gewoͤhnlicher Tinte zu nehmen. Unter der großen Anzahl von Sicherheitstinten,
                              welche in den Handel gebracht, deren Bereitungsart aber geheim gehalten wurde, sind
                              besonders diejenigen der HH. Delunel, Dizé, und
                              Tarry bemerkenswerth, uͤber welche auch zu
                              verschiedenen Zeiten sehr guͤnstige Berichte erstattet wurden; wir wollen
                              jedoch hier nicht weiter in historische Details eingehen. Die Commission hatte nur
                              die Absicht den Weg anzudeuten, auf welchem sie die Tintenbereitung zu
                              vervollkommnen suchen mußte. Die Tinten, welche man in den Handel brachte und
                              fuͤr unzerstoͤrbar ausgab, konnten uͤbrigens alle aus dem
                              Papier beseitigt werden, wenn man sich mehrerer Reagentien mit Geschiklichkeit zu
                              bedienen wußte; sie waren außerdem gewoͤhnlich nicht fließend genug, bildeten
                              beim Stehen einen betraͤchtlichen Saz, hatten eine unangenehme Farbe,
                              erweichten die Federn, griffen das Papier an oder konnten sogar mit der Zeit die
                              Natur desselben veraͤndern, und so gewaͤhrten sie dem Publikum keinen
                              Vortheil. Man sieht also, daß vor dem Jahre 1826 dieser Theil der Frage nicht
                              geloͤst war; wir wollen nun sehen, wie weit es damals durch eigends
                              zubereitetes Papier moͤglich war die Verfaͤlschung der Acten zu
                              verhindern.
                           Bekanntlich war vor Zeiten der Inhalt der Acten durch die Unterschriften und die
                              Siegel, womit sie die contrahirenden Theile versahen, garantirt. In der Folge
                              stellte man in derselben Absicht die Acten doppelt aus oder deponirte sie bei den
                              Notaren und in den Staatsarchiven, oder man stempelte sie, und endlich nahm man
                              Papiere, welche mit geheimen Erkennungszeichen oder mit mehr oder weniger
                              veraͤnderlichen deutlichen Schriftzuͤgen versehen waren, wie dieses
                              seit vierzig Jahren bei der Fabrikation der Banknoten und des Papiergeldes
                              geschieht.
                           Lewis schlug im Jahre 1764 vor, ein duͤnnes,
                              poroͤses oder wenig geleimtes Papier anzuwenden, in das die
                              unzerstoͤrbare Tinte eindringen soll. Er riech außerdem den Papierzeug mit
                              Gallaͤpfelaufloͤsung zu versezen, damit das Papier die Eigenschaft
                              erhaͤlt, die Farbe zu befestigen, indem das uͤberschuͤssige in
                              der Tinte aufgeloͤste schwefelsaure Eisen oder Eisenoxyd im Innern des
                              Papiers durch den Gerbestoff gefaͤllt wird.
                           Hr. Molard der Aeltere empfahl im Jahre 1792 das Papier,
                              um es mit unzerstoͤrbaren Schriftzuͤgen zu versehen, mit einer
                              damascirten, durch das
                              Scheidewasser ungleichfoͤrmig angegriffenen, Stahlplatte zu bedruken, die man
                              nach Art der Kupferstecher anwendet.
                           Im Jahre 1802 gab Hr. Haldat das Blaufaͤrben des
                              Papierzeuges mit Lakmus als ein untruͤgliches Mittel an, um jeden Versuch zu
                              entdeken, welcher gemacht wird, das daraus fabricirte Papier zu
                              verfaͤlschen.
                           Die HH. Learier, Delisle und Guittot schlugen im Jahre 1811 vor, in der Mitte der Banknoten bei ihrer.
                              Fabrikation verschiedene Schriftzuͤge anzubringen, die aus Wolle oder Lumpen
                              bestehen, welche man zuvor in Farben, welche von Saͤuren und Alkalien
                              angegriffen werden, gefaͤrbt und sodann in feines Pulver verwandelt hat, wie
                              man es bei der Fabrikation der Scherwoll-Tapeten macht.
                           Mehrere andere, besonders englische Schriftsteller, schlugen auch vor dem Jahre 1826
                              vor, ein Papier anzuwenden, das von eisenblausaurem Kali durchdrungen ist, nicht nur
                              in derselben Absicht, weßwegen Lewis
                              Gallaͤpfelextract in den Papierzeug brachte, sondern auch damit die Schrift
                              von gewoͤhnlicher Tinte durch Saͤuren nicht zerstoͤrt wird.
                           Wir wollen uns nun mit den Tinten beschaͤftigen, welche der Commission als
                              unzerstoͤrbar uͤberschikt und dann mit den verschiedenen Sorten von
                              Sicherheitspapieren, die der Akademie vorgeschlagen wurden und zulezt die Resultate
                              der Versuche mittheilen, welche die Commission anstellen mußte, um obige beide
                              Fragen, so gut sie konnte, zu beantworten.
                           
                        
                           Ueber die Tinten, welche der Akademie als unzerstoͤrbar
                                 uͤberschikt wurden.
                           Die Commission glaubt erklaͤren zu muͤssen, daß sie mit der
                              gewissenhaftesten Aufmerksamkeit die ihr zur Untersuchung uͤbergebenen
                              Documente studirt hat; sie koͤnnte in dieser Hinsicht in die kleinlichsten
                              Details eingehen; aber das voluminoͤse Actenpaker, welches sie auf dem Bureau
                              deponirt, und worin jedes Stuͤk den Beweis der genauesten Untersuchung
                              liefert; die Tabellen, welche sie ihrem Berichte beifuͤgt; die Zeit, welche
                              noͤthig gewesen waͤre, ihre zahlreichen Versuche zu beschreiben, und
                              besonders die Gefahr, welche mit der Bekanntmachung vieler Versuche (die die
                              Commission anzustellen fuͤr noͤthig erachtete) verbunden gewesen
                              waͤre, alles dieses wird sie hinreichend entschuldigen, wenn sie hier die
                              Details weglaͤßt, welche uns dem vorgesezten Zwek nicht naͤher bringen
                              koͤnnen: sie wird also nur dann von Personen sprechen, wenn es diesen
                              nuͤzlich seyn kann, und von Sachen nur in so fern, als sie zur Loͤsung
                              der Frage beitragen koͤnnen.
                           Die der Akademie uͤberschikten Tinten waren entweder in fluͤssigem oder in festem Zustande;
                              da sie hiernach unter uͤbrigens gleichen Umstaͤnden sehr große
                              Verschiedenheiten bei ihrer Anwendung darbieten, so wollen wir jede Sorte besonders
                              betrachten.
                           
                        
                           Ueber die fluͤssigen unzerstoͤrbaren Tinten,
                                 welche der Akademie uͤbergeben wurden.
                           Unter neunzehn Sorten fluͤssiger Sicherheitstinten waren nur fuͤnf,
                              welche hier angefuͤhrt zu werden verdienen; es sind die der HH. Bosc, Dizé, Pallu, Da-Olmi und Cagnard-Latour. Alle anderen besaßen die oben
                              angefuͤhrten nachtheiligen Eigenschaften, welche man bisher den
                              Sicherheitstinten vorwarf, in hohem Grade; einige davon konnten auf dem Papier durch
                              die vereinte Wirkung verschiedener Reagentien ausgeloͤscht werden und
                              veraͤnderten sich uͤberdieß mit der Zeit in den Flaschen (worin man
                              sie stehen ließ, ohne sie umzuruͤhren) gaͤnzlich.
                           Die Tinte, welche Hr. Bosc, Director der directen Steuern
                              in Besançon, einschikte, ist ohne Zweifel die beste unter allen von uns
                              gepruͤften; sie widerstand eben so lange als das Papier allen Versuchen,
                              welche wir anstellten, um sie auszuloͤschen. Ihre Farbe ist aber etwas matt;
                              sie erweicht außerdem die Federn ein wenig und sezt mit der Zeit einen Theil ihres
                              Faͤrbestoffes ab, so daß man sie vor dem Gebrauch jedes Mal in der Flasche
                              umschuͤtteln oder in dem Tintenfaß aufruͤhren mußte; es waͤre
                              daher moͤglich, daß diese Tinte mit der Zeit ebenfalls die bedeutende
                              Veraͤnderung erleidet, welche sich bei den anderen Tinten zeigte, die
                              fruͤher eingeschikt wurden. Hr. Bosc sagt, daß
                              wenn diese Tinte an der Luft eingetroknet ist, man ihr den geeigneten
                              fluͤssigen Zustand durch Zusaz von Wasser oder derselben Tinte wieder
                              ertheilen kann; sie kommt, wie er bemerkt, nicht theuer zu stehen und koͤnnte
                              zu dem naͤmlichen Preise wie die gewoͤhnliche Tinte in den Handel
                              gebracht werden.
                           Die Tinte, welche Hr. Dizé unter der Benennung encre asphalique einschikte, ist nicht so
                              unveraͤnderlich wie die des Hrn. Bosc; sie fixirt
                              sich nicht augenbliklich auf dem Papier, und die frische Schrift kann sogar durch
                              bloßes Waschen mit Wasser großen Theils beseitigt werden; nach laͤngerer Zeit
                              aber wird sie unzerstoͤrbar; sie fließt außerdem nicht gut aus der Feder und
                              erweicht dieselbe sehr. Die Farbe der Schrift ist matt und unrein, und wird an der
                              Luft nicht dunkler. Diese Tinte gibt einen bedeutenden Saz, welchen man jedes Mal
                              aufruͤhren muß, ehe man zu schreiben anfaͤngt; endlich
                              veraͤndert sie sich mit der Zeit in einer gut verkorkten Flasche.
                           Die von Hrn. Pallu eingeschikte Tinte widersteht den
                              Reagentien, jedoch nicht so gut wie die beiden vorhergehenden: sie sezt sich
                              schnell, ist aber schoͤn schwarz und fließt gut aus der Feder. Kali ist das
                              Reagens, welches sie am leichtesten angreift.
                           
                           Hr. Da-Olmi uͤberschikte drei Muster von
                              unzerstoͤrbarer Tinte; die beste darunter wird von den Reagentien nur sehr
                              wenig veraͤndert, hat aber eine schoͤne Farbe und fließt sehr gut aus
                              der Feder; die mit dieser Tinte geschriebenen Schriftzuͤge werden jedoch
                              durch Kali ein wenig verloͤscht. Sie laͤßt ihren Faͤrbestoff
                              viel zu schnell fallen und veraͤnderte sich uͤberdieß
                              vollstaͤndig in der Flasche.
                           Die Commission glaubt hier noch einer sehr fein zertheilten Kohle erwaͤhnen zu
                              muͤssen, welche von Hrn. Cagnard-Latour
                              eingeschikt wurde, und die man erhaͤlt, wenn man Kienruß in der Waͤrme
                              mit Schwefelsaͤure behandelt: diese Kohle bleibt sehr lange in destillirtem
                              Wasser suspendirt, und wuͤrde sich sehr gut zur Bereitung
                              unzerstoͤrbarer Tinte eignen; da die Commission aber nur eine sehr geringe
                              Quantitaͤt davon erhielt, so konnte sie keine hinreichende Anzahl von
                              Versuchen damit anstellen; sie erwaͤhnt daher dieses Productes nur, um nichts
                              unberuͤhrt zu lassen, was zur Verbesserung der Sicherheitstinten beitragen
                              kann.
                           
                        
                           Ueber die troknen unzerstoͤrbaren Tinten, welche der
                                 Akademie uͤberschikt wurden.
                           Die Commission erhielt nur drei Muster unzerstoͤrbarer Tinten in festem
                              Zustande; die vorzuͤglichste darunter war Hrn. Dizé's
                              encre asphalique in Stangen. Diese Tinte hat den
                              Uebelstand, daß sie frisch aufgetragen zum Theil ausgewaschen werden kann und von
                              den Alkalien angegriffen wird. Sie fließt nicht gut, erweicht die Federn und hat nur
                              eine matte Farbe ohne Glanz; wenn sie aber auf dem Papier ausgetroknet ist,
                              widersteht sie der vereinten Einwirkung der Reagentien sehr gut. Die trokne Tinte,
                              welche Hr. v. Lasteyrie in Stangenform einschikte, ist
                              zwar hinreichend unausloͤschlich, aber doch in jeder Hinsicht geringer als
                              die des Hrn. Dizé. Den dritten Rang nimmt die
                              Tinte des Hrn. Tarry ein, uͤber welche der
                              Akademie im Jahre 1810 ein vortheilhafter Bericht von den HH. Berthollet, Vauquelin und Deyeux erstattet
                              wurde.Annales de Chimie Bd. 75. S. 194. Sie hat eine dunkelblaue Farbe; die damit geschriebenen Buchstaben
                              erscheinen sehr schoͤn schwarz; sie widersteht den Reagentien, welche man
                              nach einander darauf wirken kaͤßt, sehr gut und verdient in dieser Hinsicht
                              den Beifall, welcher ihr zu Theil wurde. Indessen sezt sie sich leicht, fließt nicht
                              ganz gut und greift die Federn ein wenig an. Hr. Tarry
                              versuchte seine Tinte in Stangenform zu bringen; die Muster, welche er einschikte,
                              besaßen aber nicht Festigkeit genug, um leicht angewendet werden zu koͤnnen:
                              nach laͤngerer Zeit zerfielen sogar mehrere davon in Pulver, was ein großer
                              Fehler ist.
                           
                        
                           
                           Resultat der Versuche, welche die Commission
                                 anstellte.
                           Die Commission hat sich bei der Untersuchung der eingeschikten Muster von
                              Sicherheitstinten uͤberzeugt, daß der vorgesezte Zwek durch die Fabrikation
                              einer Tinte, die man im fluͤssigen Zustande verkauft, nicht gaͤnzlich
                              erreicht werden kann. Alle diese Timen sezten naͤmlich ihren
                              Faͤrbestoff, wegen seiner groͤßeren Dichtigkeit viel zu schnell ab:
                              eine mehrjaͤhrige Erfahrung bewies uͤberdieß, dgß dieser Uebelstand
                              immer groͤßer wird, indem die Faͤrbestofftheilchen nach und nach ihre
                              Cohaͤsion verlieren und dann nicht mehr in der Fluͤssigkeit suspendirt
                              bleiben koͤnnen. Hieraus folgt, daß fluͤssige unzerstoͤrbare
                              Tinten, welche lange in Flaschen aufbewahrt wurden, weder mit Bequemlichkeit noch
                              mit Sicherheit angewendet werden koͤnnen, und daß die Consumenten, wenn sie
                              dieselben nicht in kurzer Zeit verbrauchten, oft in den Fall kommen wuͤrden,
                              nur mehr eine verdorbene, keine Sicherheit gewaͤhrende Tinte anzuwenden.
                           Unter den unzerstoͤrbaren Tinten, welche in Stangenform im Handel vorkommen,
                              schien uns die chinesische Tusche vor allen anderen als Basis bei unserer Arbeit
                              dienen zu koͤnnen. Man kennt zwar in Frankreich ihre Zusammensezung nicht
                              genau; sie kommt aber seit so langer Zeit und in so großer Menge im Handel vor, daß
                              ihre Bereitungsart in China kein Geheimniß seyn und ihre Guͤte offenbar nicht
                              von dem Willen eines einzigen Fabrikanten abhaͤngen kann. Man kann der
                              chinesischen Tusche nur den Vorwurf machen, daß sie nicht tief genug in so stark
                              geleimtes Papier, wie man es heut zu Tage haben will, eindringt; diese Tinte wird
                              naͤmlich von den Reagentien durchaus nicht veraͤndert, laͤßt
                              sich leicht und so lange als man will, aufbewahren, verbindet sich chemisch mit dem
                              Papier und waͤre darauf vollkommen unzerstoͤrbar, wenn sie immer
                              hinreichend in dasselbe eindringen koͤnnte.
                           Man fabricirt in Europa eine Art fester Tinte (Tusche) aus Kienruß, thierischem Leim
                              und Gummi, welcher man die aͤußeren Kennzeichen der chinesischen Tusche
                              ertheilt und die man auch oft statt solcher verkauft. Wird diese Tusche mit Wasser
                              zerrieben, so befestigt sie sich zwar nicht so gut wie die chinesische auf dem
                              Papier, eignet sich aber dessen ungeachtet sehr wohl fuͤr unseren Zwek. Man
                              koͤnnte sich derselben also in Ermangelung chinesischer Tusche bedienen und
                              was wir uͤber die Anwendung dieser lezteren sagen, gilt auch fuͤr jene
                              in Frankreich fabricirte Tusche.
                           Die Tinte der Alten, welche aus Kienruß und Gummi bestand, hatte wie die chinesische
                              Tusche den Fehler, daß sie nicht tief genug in das Papier eindrang. Plinius sagt, man muͤsse sie in Essig aufweichen, um ihre Anwendung
                              sicherer zu machen und die Commission hat die Guͤte dieses Verfahrens
                              bestaͤtigt; auf der anderen Seite wußte die Commission, daß Hr. Berzelius mit Erfolg die Salzsaͤure zum Aufweichen
                              der chinesischen Tusche anwendete, und daß Hr. Haussmann
                              im Jahre 1805 mit schwefelsaurem und essigsaurem Mangan eine unausloͤschliche
                              Farbe zum Zeichnen der gedrukten Kattune bereitete. Von diesen Bemerkungen
                              ausgehend, hat die Commission zahlreiche Versuche angestellt und kann folgende beide
                              Recepte zur Bereitung einer unausloͤschlichen Tinte als gut garantiren.
                           
                        
                           Erste unausloͤschliche Tinte, welche die Commission vorschlaͤgt.
                              – Man verduͤnnt Salzsaͤure mit so viel
                                 Wasser, daß sie nur noch 1 1/2 Grad an
                                 Beaumé's Araͤometer oder 1010 spec. Gew. zeigt.100 Theile dieser Saͤure muͤssen 5 Theile weißen Marmor
                                    saͤttigen.A. d. O.
                              Dieser verduͤnnten Saͤure bedient man sich
                                 anstatt Wasser um die chinesische Tusche aufzuweichen, mit welcher man schreiben
                                 will.Wenn man auf duͤnnes oder sehr schwach geleimtes Papier schreibt, so
                                    muß man noch schwaͤchere Salzsaͤure zum Aufweichen der
                                    chinesischen Tusche anwenden, weil sonst die Tinte so sehr in das Papier
                                    eindraͤnge, daß man bis Schrift auf der entgegengesezten Seite sehen
                                    wuͤrde und folglich auf derselben nicht schreiben koͤnnte. Wir
                                    empfehlen in diesem Falle Salzsaͤure von 1 Grad oder 1007 spec. Gew.
                                    zu gebrauchen. 100 Theile dieser Saͤure muͤssen
                                    hoͤchstens 2 Theile weißen Marmor aufloͤsen
                                    koͤnnen.A. d. O.
                              
                           Die chinesische Tusche laͤßt sich in Salzsaͤure viel leichter als in
                              reinem Wasser aufweichen. Die so erhaltene Tinte fließt gut aus der Feder, dringt
                              gehoͤrig in das Papier ein und ist sehr wohlfeil: man braucht naͤmlich
                              nur 4 oder 5 Gramme chinesische Tusche in einem Kilogramm Salzsaͤure von 1
                              1/2 Grad aufzuweichen, um 1 Liter unausloͤschliche Tinte von dunkler Farbe zu
                              erhalten; da nun das Kilogramm chinesischer Tusche im Großen nur auf 20 Fr. zu
                              stehen kommt, das Liter Salzsaͤure von 1 1/2 Grad aber nur 2 Cent. kostet,
                              und eine Arbeiterin, welcher man taͤglich 1 Fr. bezahlt, 3 Liter Tinte jeden
                              Tag bereiten kann, so ergibt sich, daß 1 Liter solcher Tinte hoͤchstens auf
                              42 Cent. zu stehen kaͤme, waͤhrend man das Liter gewoͤhnlicher
                              Tinte im Großen um 50 bis 60 Cent. verkauft. Ueber die Anwendung der
                              Salzsaͤure bemerkt die Commission, daß zwar einige Saͤuren, indem sie
                              sich auf dem Papier concentriren, dasselbe nach laͤngerer Zeit
                              zerstoͤren koͤnnten; bedenkt man aber, daß die gewoͤhnliche
                              Tinte uͤberschuͤssige Schwefelsaͤure enthaͤlt und doch
                              der Dauerhaftigkeit des Papiers nur sehr selten schadet; ferner daß unter allen
                              Mineralsaͤuren die Salzsaͤure ihm am wenigsten schaden kann, weil sie
                              sich leicht verfluͤchtigt; daß endlich das Papier immer mehr oder weniger
                              kohlensauren Kalk enthaͤlt, uͤberdieß eine mit vier bis fuͤnf Mal
                              staͤrkerer Saͤure bereitete Tinte nach zwei Jahren das Papier fast gar
                              nicht geschwaͤcht hatte, so wird man es wohl fuͤr unnoͤthig
                              halten, auf dem Papier die geringe Menge Saͤure, welche die Tinte darauf
                              bringt, zu saͤttigen.Bewahrt man diese Tinte in einer Flasche auf, so sezt sie bald einen Theil
                                    ihres Farbestoffes ab. Wollte man sich davon fuͤr eine Woche Vorrath
                                    bereiten oder die am Ende eines Tages uͤbrig gebliebene fuͤr
                                    den folgenden Tag aufbewahren, so muͤßte man sie vor der Anwendung
                                    jedes Mal gut umschuͤtteln.A. d. O.
                              
                           
                        
                           Zweite unausloͤschliche Tinte, welche die Commission vorschlaͤgt.
                              – Man verseze eine Aufloͤsung von essigsaurem
                                 Mangan, welche 10 Grad an Baumé's Araͤometer zeigt oder deren
                                 specifisches Gewicht 1074 betraͤgt, mit 1/9 ihres Volumens Essigsaͤure, wovon 100 Theile ungefaͤhr 160
                                 krystallisirtes kohlensaures Natron saͤttigen und bediene sich dieser
                                 Fluͤssigkeit zum Aufweichen der chinesischen Tusche; nachdem man mit
                                 dieser Tinte auf Papier geschrieben hat, braucht man dasselbe, um die Schrift
                                 darauf zu befestigen und unausloͤschlich zu machen, nur uͤber ein
                                 Gefaͤß zu bringen, welches fluͤssiges Ammoniak enthaͤlt und
                                 in einen Kasten eingeschlossen ist.
                           Dieses Verfahren ist etwas complicirter, als das vorhergehende, weil man das
                              essigsaure Mangan, nachdem das Papier beschrieben ist, durch Ammoniakdampf zersezen
                              muß, hat aber den Vorzug vor jenem, daß das Papier mit keiner freien Saͤure
                              getraͤnkt wird.
                           
                        
                           Ueber die Sicherheitspapiere, welche der Akademie eingeschikt
                                 wurden.
                           Sicherheitspapier des Hrn. Coulier. – Hr. Coulier
                              bereitet sein Sicherheitspapier auf folgende Art. Er nimmt eine Platte damascirten
                              Stahls durch Scheidewasser, und erhaͤlt dadurch eine außerordentlich feine
                              und in ihren Schlangenlinien sehr complicirte Zeichnung; er beschikt diese Platte
                              dann mit einer schwarzen Farbe, deren Bereitungsart er nicht angab, welche aber
                              durch Chlor zerstoͤrt wird; endlich drukt er auf eine sinnreiche Art diese
                              Platte auf dem Papier ab, das er garantiren will. Auf die so abgedrukte Zeichnung
                              schreibt man nun mit gewoͤhnlicher Tinte den Werth eines Wechsels oder die
                              Hauptstipulationen irgend eines Vertrages etc.
                           Der Faͤlscher, welcher einen solchen Wechsel oder eine solche Stipulation
                              veraͤndern will, kann dieses, wie man leicht einsieht, nicht thun, ohne auch
                              die darunter befindliche Zeichnung zu zerstoͤren; diese Zeichnung ist aber so
                              fein und complicirt, daß es fast unmoͤglich ist, sie anders als mit der
                              naͤmlichen Platte wieder hervorzubringen. Wenn die Schrift eines nach dem
                              Verfahren des Hrn. Coulier gesicherten Wechsels
                              verfaͤlscht worden ist, so wird also derjenige, welcher ihn unterschrieb, die
                              Verfaͤlschung leicht erkennen.
                           Die Idee, mittelst einer damascirten Stahlplatte eine so feine und verwikelte
                              Zeichnung zu druken, daß ihre Nachahmung außerordentlich schwer ist, gehoͤrt
                              Hrn. Molard den Aelteren an, welcher dieses Mittel
                              fuͤr die Assignate vorschlug. Hr. Coulier aber
                              hatte die gluͤkliche Idee, diese Zeichnung nicht mit
                              Buchdrukerschwaͤrze, sondern mit einer zerstoͤrbaren Farbe
                              aufzudruken, wodurch dieses Verfahren eine noch groͤßere Sicherheit
                              gewaͤhrt. Das Verfahren des Hrn. Coulier wird
                              bereits von mehreren Handlungshaͤusern bei ihren Wechseln angewendet; zu
                              diesem Zweke ist es oͤkonomisch und scheint die beabsichtigte Sicherheit
                              vollkommen zu gewaͤhren; es eignet sich aber nicht, um das gestempelte Papier
                              gegen das Bleichen zu sichern, wobei die Kostspieligkeit des Stahldruks und die
                              Zeit, welche diese Operation erheischt, große Hindernisse waͤren.
                           
                        
                           Sicherheitspapier des Hrn. Chevallier. – Hr.
                                 Chevallier uͤberschikte der Akademie zweierlei Sorten von
                              Sicherheitspapier: die eine war einfarbig und in der Buͤtte gefaͤrbt;
                              die andere war mit Zeichnungen versehen, welche mittelst eines sehr weit gewobenen
                              Zeuges anstatt mit Metallplatten aufgedrukt wurden; die Farben auf diesen Papieren
                              werden alle durch die Agentien, welche die Schreibtinte wegaͤzen,
                              veraͤndert; folglich kann man leztere nicht ohne die Farben
                              zerstoͤren.
                           Die einfarbigen Papiere haben jedoch den Fehler, daß man sie nach ihrer
                              Verfaͤlschung leicht wieder faͤrben kann. Die Papiere der zweiten
                              Sorte sind eine Nachahmung des Sicherheitspapieres mit regelmaͤßigen
                              Zeichnungen, wovon vorher die Rede war, gewaͤhren aber keine so große
                              Sicherheit wie diese. Die Zeichnungen des Hrn. Chevallier
                              sehen uͤbrigens nicht gut aus, well die Linien ungleich sind und die
                              Symmetrie fehlt; anders verhaͤlt es sich bei derselben Papiersorte, wenn die
                              Zeichnungen auf dem Drehrade guillochirt sind. Sie gewaͤhrt dann, wie das
                              Papier des Hrn. Coulier auch noch den großen Vortheil vor
                              der anderen, daß im Falle eines Processes die Person, welche einen Wechsel auf
                              solchem Papier unterschrieben hat, immer den Originaltypus, welcher ihm als Garantie
                              dient, vorlegen kann, wo es sich dann leicht ausmitteln laͤßt, ob die
                              Zeichnungen auf dem Papier, welches die Person, die es unterschrieb, fuͤr
                              verfaͤlscht haͤlt, mit der gravirten Platte identisch sind oder nicht.
                              Man kann gegen die von Hrn. Chevallier vorgeschlagenen
                              Papiere noch einige andere Einwendungen machen, da sie aber auch die anderen Papiere
                              treffen, so wollen wir auf dieselben weiter unten zuruͤkkommen.
                           
                        
                           
                           Sicherheitspapier des Hrn. Mérimée. – Hr.
                                 Mérimée hat die Idee, welche die Basis des Patentes der HH.
                              Lévrier, Delisle und Guittot ausmacht, weiter verfolgt und vorgeschlagen ein Sicherheitspapier
                              zu fabriciren, indem man dem Papierzeug Fasern von Wolle, Baumwolle oder Leinen
                              zusezt, welche in verschiedenen Farben gefaͤrbt sind, wovon einige durch
                              Saͤuren und andere durch Alkalien veraͤndert und die alle durch Chlor
                              gebleicht werden: dieser Vorschlag wurde folgender Maßen ausgefuͤhrt.
                           Mit Alaun und Weinstein gebeizte Wolle wurde mit Brasilienholz roth gefaͤrbt;
                              auch wurde Wolle mit schwefelsaurem Kupfer und Kampescheholz violettblau
                              gefaͤrbt. Auf hundert Theile troknen Papierzeug nahm man zwei bis dritthalb
                              Theile eines aus gleichen Gewichtstheilen rother und violettblauer Wolle bestehenden
                              Gemenges. Mit diesen Materialien verfertigte man Papier unter der Leitung des
                              Berichterstatters und mit Genehmigung der Regierung in der Papierfabrik zu Cusset
                              (Dpt. de l'Allier), wo das Papier, welches
                              gestempelt werden soll, fabricirt wird.
                           Vorausgesezt nun, daß dieses Papier wirklich wohlfeil zu stehen kommt und die
                              gefaͤrbten Fasern ihm kein unangenehmes Ansehen ertheilen; daß jene Fasern,
                              wie dieses mehrere Zeugnisse erweisen, weder der Regelmaͤßigkeit der
                              Schriftzuͤge schaden, noch das Schreiben erschweren, noch die Federn
                              abstumpfen; daß endlich ein Faͤlscher, welcher auf solchem Papier die Schrift
                              und die Farben der Fasern ausgeloͤscht hat, lezteren ihre
                              eigenthuͤmliche Farbe nicht mehr so leicht wieder ertheilen koͤnnte,
                              als er ein einfarbiges Papier nach dem Bleichen wieder faͤrbt, – so
                              lassen sich doch noch immer so starke Einwuͤrfe gegen das auf Hrn. Mérimées Vorschlag verfertigte Papier
                              machen, daß die Commission es nicht empfehlen kann.
                           Bei mehreren Versuchen, welche wir mit diesem Papier anstellten, nachdem es mit
                              gewoͤhnlicher Tinte beschrieben worden war, loͤschten die
                              Schriftzuͤge durch Chlor oft noch eher aus, als die rothen Fasern sich
                              entfaͤrbten; man uͤberzeugte sich außerdem, daß dieses Papier, wenn es
                              der Sonne und der Luft ausgesezt wird, schnell verbleicht. Man begreift nun, daß auf
                              solchem Papier eine Schrift moͤglicherweise durch eine andere ersezt seyn
                              koͤnnte, ohne daß die Fasern veraͤndert sind, und daß man es auf der
                              anderen Seite nicht mit Bestimmtheit fuͤr verfaͤlscht erklaͤren
                              koͤnnte, wenn die Fasern entfaͤrbt waͤren.
                           
                        
                           Allgemeine Betrachtungen uͤber die Anwendung der
                                 Sicherheitspapiere.
                           Faͤrbestoffe koͤnnen nur in dem Falle ein Papier sicherstellen, wenn
                              sie durch die Agentien, welche die gewoͤhnliche Tinte zerstoͤren,
                              veraͤndert werden; ungluͤklicher Weise widerstehen diese Substanzen aber nicht dem
                              Einfluß der Luft und des Lichtes, und die meisten unter ihnen koͤnnen
                              außerdem durch Koͤrper, mit welchen sie zufaͤllig in Beruͤhrung
                              kommen, dieselbe Veraͤnderung erleiden, die die chemischen Agentien, welche
                              man zum Verfaͤlschen der Acten benuzt, bei ihnen hervorbringen:
                              Sachverstaͤndige, die uͤber die Verfaͤlschung eines auf
                              Sicherheitspapier geschriebenen Actes aburtheilen sollten, wuͤrden daher in
                              große Verlegenheit kommen, wenn sie beflekte oder vollkommen entfaͤrbte
                              Papiere zu untersuchen haͤtten. Auch sagt kein Gesez, daß ein Act nur dann
                              guͤltig ist, wenn auf dem Papier, worauf er geschrieben ist, die Buchstaben
                              etc. ganz unversehrt erhalten sind, so daß der Faͤlscher der gerechten Strafe
                              dennoch entgehen koͤnnte. Wenn wir uns aber auf diese Art uͤber den
                              Werth der Sicherheitspapiere im Allgemeinen aussprechen, so wollen wir doch ihre
                              Anwendung damit nicht ganz verwerfen, denn sie koͤnnen immer nuͤzlich
                              seyn, wenn man von den unausloͤschlichen Tinten, deren Bereitung oben
                              angegeben wurde, keinen Gebrauch machen will. Wir glauben daß z.B. das Papier des
                              Hrn. Coulier fuͤr Wechselbriefe sehr vortheilhaft
                              angewendet werden kann, ferner ein Papier mit feinen und regelmaͤßigen
                              Zeichnungen und sogar ein einfarbiges, in der Buͤtte gefaͤrbtes,
                              fuͤr Acten von groͤßerem Umfang; denn mancher Faͤlscher,
                              welcher einen auf weißes Papier geschriebenen Act veraͤndern koͤnnte,
                              duͤrfte es nicht wagen, wenn das Papier gefaͤrbt oder gar mit
                              Zeichnungen versehen ist, die sich schwer nachahmen lassen und wovon man immer den
                              Typus wieder vorzeigen koͤnnte. Wir wollten mit Obigem bloß sagen, daß die
                              Garantien, welche die Sicherheitspapiere darbieten, keinen so großen Werth haben,
                              wie die Anwendung unausloͤschlicher Tinten.
                           
                        
                           Antwort auf die zweite Anfrage des Hrn.
                                 Justizministers.
                           Wenn durch ein Gesez die ausschließliche Anwendung von unausloͤschlicher Tinte
                              fuͤr Schriften auf gestempeltem Papier angeordnet wuͤrde, so
                              waͤre der Fiscus gegen alle Versuche, altes gestempeltes Papier
                              auszubleichen, um es als neues wieder zu verkaufen, sicher gestellt. In Ermangelung
                              eines solchen Gesezes schlaͤgt die Commission der Regierung folgende
                              Verfahrungsarten vor, welche nicht kostspielig sind und wodurch derselbe Zwek
                              erreicht wird.
                           Man druke auf gewoͤhnliches Papier, nicht mit Kupferplatten, sondern mit
                              Cylindern, wie man sie gegenwaͤrtig in einigen Tapetenfabriken anwendet,
                              welche auf dem Drehrade guillochirt sind, Zeichnungen mit feinen,
                              wellenfoͤrmigen und symmetrischen Strichen. Als Farbe wende man
                              gewoͤhnliche, gehoͤrig verdikte Tinte oder den schwarzen Niederschlag an, welcher sich in
                              den Farbkesseln der Hutmacher bildet. Die Zeichnungen sollten vier Centimeter breit
                              seyn und sich in der Mitte des gestempelten Papiers in der Richtung seiner
                              Laͤnge befinden.
                           Bei Acten, welche auf gewoͤhnliches Papier geschrieben sind, und die man
                              stempeln lassen will, kann man sich statt des Cylinders einer Rollwalze
                              bedienen.
                           Da jene Zeichnungen eben so dauerhaft sind als die gewoͤhnliche Tinte, so wird
                              man sie eben so lang sehen als die Schrift, welche mit gewoͤhnlicher Tinte
                              darauf geschrieben ist. Uebrigens glauben wir nicht, daß der Gewinn, den das
                              betruͤgerische Bleichen alter gestempelter Papiere abwirft, jemals so groß
                              seyn kann, daß der Faͤlscher die Kosten, welche die vollstaͤndige
                              Wiederherstellung dieser Papiere bei obigen Vorsichtsmaßregeln nach sich ziehen
                              wuͤrde, bestreiten koͤnnte und sich außerdem den Gefahren aussezen
                              duͤrfte, womit eine Operation dieser Art verbunden ist.
                           
                        
                           Schluß.
                           Nach den vorhergehenden Bemerkungen hat die Commission sich uͤber folgende
                              Erklaͤrung vereinigt:
                           In Betreff der ersten Frage, naͤmlich der Mittel, wodurch sich die
                              Verfaͤlschung der Schriften verhindern laͤßt, glaubt die Commission,
                              daß man diesen Zwek unzweifelhaft erreichen wird, wenn man sich der
                              unausloͤschlichen Tinten bedient, die mit der chinesischen Tusche bereitet
                              werden, indem man sie entweder in schwacher Salzsaͤure oder in essigsaurem
                              Mangan mit uͤberschuͤssiger Saͤure aufweicht und
                              uͤbrigens auf die im Bericht angegebene Weise verfaͤhrt.
                           Da man sich jedoch noch in sehr vielen Faͤllen der gewoͤhnlichen Tinte
                              bedienen wird und die Sicherheitspapiere alsdann, obgleich sie keine so große
                              Garantie darbieten wie die unausloͤschlichen Tinten, doch die
                              Verfaͤlschungen seltener und schwieriger machen koͤnnen, so glaubt die
                              Commission die Anwendung dieser Papiere nebenbei als ein Huͤlfsmittel
                              empfehlen zu duͤrfen. Sie bemerkt noch, daß man durch das gestempelte Papier,
                              wovon S. 129 die Rede war, denselben Zwek erreichen kann.
                           Was die zweite Frage betrifft, naͤmlich die Mittel, wodurch sich das
                              betruͤgerische Bleichen alter gestempelter Papiere verhindern laͤßt,
                              so glaubt die Commission, daß die Regierung diesen Zwek auf folgende Weise erreichen
                              wird:
                           1) Wenn sie auf alle Papiere, die gestempelt werden sollen, eine Vignette, welche auf
                              dem Drehrade guillochirt ist, abdruken laͤßt, zur Rechten der Stempel, in der
                              Mitte und nach der ganzen Laͤnge jedes Blattes.
                           2) Wenn sie hiehei eine Farbe anwendet, deren Basis der schwarze Niederschlag ist, welcher sich
                              in den Farbkesseln der Hutmacher bildet, oder auch gewoͤhnliche Tinte, die
                              nach Art der Farben in den Kattundrukereien gehoͤrig verdikt ist.
                           3) Wenn sie die gestempelten Papiere mit einem legalen Datum versieht, der entweder
                              in den Papierzeug eingedrukt oder auf die Vignette oder die Stempel gravirt werden
                              koͤnnte.
                           Unterzeichnet: G. S. Sérullas, Graf Chaptal, Gay-Lussac, Dulong, E. Chevreul, d'Arcet als Berichterstatter.