| Titel: | Ueber die Entdekung des Kupfers im Brode und den Einfluß des mit Kupfervitriol versezten Brodes auf die Gesundheit; von Hrn. Sarzeau. | 
| Fundstelle: | Band 44, Jahrgang 1832, Nr. LXX., S. 301 | 
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                        LXX.
                        Ueber die Entdekung des Kupfers im Brode und den
                           Einfluß des mit Kupfervitriol versezten Brodes auf die Gesundheit; von Hrn. Sarzeau.
                        Aus dem Journal de Pharmacie. April 1832, S.
                              217.
                        Sarzeau, uͤber die Entdekung des Kupfers im
                           Brode.
                        
                     
                        
                           Seitdem man Kupfervitriol dem Brodteige zugesezt hat, suchten mehrere Chemiker
                              Methoden ausfindig zu machen, wodurch man auch die kleinste Menge Kupfer im Brode
                              entdeken kann; sie stimmen fast alle mit dem Verfahren des Hrn. Kuhlmann
                              Man vergleiche seine Abhandlung uͤber die
                                       Anwendung des Kupfervitriols und anderer Salze in der
                                       Baͤkerei im polyt. Journal Bd. XXXIX. S. 439.A. d. R. uͤberein und wenn man dasselbe genau befolgt, so ist es nicht schwer auch
                              die geringste Spur Kupfer aufzufinden. Nachdem aber durch die genauesten Versuche
                              dargethan wurde, daß alle Getreidearten Kupfer enthalten, mußten die Chemiker in
                              große Verlegenheit kommen, wenn sie sich uͤber die Verfaͤlschung des
                              Mehles mit Kupfer (vorausgesezt, daß dieses in sehr geringer Menge darin enthalten
                              ist) mit Bestimmtheit aussprechen sollten; ich glaube diese Schwierigkeit gehoben
                              und ein Verfahren ausgemittelt zu haben, welches alle Ungewißheit beseitigt.
                           Um zu erfahren, in welcher Dosis das schwefelsaure Kupfer der Gesundheit schaden
                              kann, verwandte ich von jedem Brod, womit ich Versuche anstellte, einen Theil zu
                              meiner Nahrung; diese Versuche sezte ich so lange fort bis ich eine directe Wirkung
                              von dem Gifte verspuͤrte. Ich lebte so vom 22. October bis zum 13.
                              November.
                           A. Wenn man Asche von Brod (das ohne Zusaz von
                              Kupfervitriol bereitet wurde), worin aber bekanntlich durch die Reagentien Kupfer
                              angezeigt wird, ungefaͤhr mit ihrem gleichen Raumtheil Phosphorsalz
                              (phosphorsaurem Natron-Ammoniak) durch Zusammenreiben in einem
                              Agatmoͤrser gut vermengt und sie dann vor dem Loͤthrohr schmilzt, so
                              erhaͤlt man ein Korn, welches in der Hize und in der ersten Zeit des
                              Erkaltens die Reaction des Eisens zeigt; nach dem Erkalten aber zeigt es nur noch
                              die Reactionen der in der Asche enthaltenen Erdarten. Versezt man diese Probe mit
                              ein wenig Zinn und erhizt einen Augenblik, so zeigt die Probe keinen Unterschied
                              mehr in der Hize und nach dem Erkalten, als daß sie nach gaͤnzlichem Erkalten
                              ein wenig durchsichtiger ist. Man mag uͤbrigens das Verhaͤltniß des
                              Phosphorsalzes zur Asche abaͤndern wie man will und jenes oder diese
                              vorwalten lassen, so wird man nie eine Spur Kupfer entdeken und das Loͤthrohr zeigt folglich das Kupfer, welches das Mehl von Natur
                                 enthaͤlt, nicht an.
                           B. Man aͤscherte in einem neuen hessischen Tiegel
                              ungefaͤhr 100 Gramme eines Brodes ein, welches 25 Milligramme Kupfervitriol
                              enthielt.Um das Gewicht des Kupfervitriols genau zu erhalten, loͤste man einen
                                    Gramme davon in 1 Kilogr. Wasser auf und wog so viele Gramme von dieser
                                    Fluͤssigkeit ab, als man Milligramme Kupfervitriol haben wollte.A. d. O. Das Gewicht des angewandten Mehles betrug 1 Kilogr. 125 Gr. Das
                              schwefelsaure Kupfer betrug also 1/45000 im Mehl oder 1/66480 im gebakenen Brode.
                              Als man diese Asche wie oben vor dem Loͤthrohr behandelte, zeigte die Probe
                              eine außerordentlich schwache rosenrothe Farbe, die aber doch bemerklich war,
                              besonders wenn man neben sie auf einem schwarzen Gegenstande eine andere Probe brachte, welche von der
                              Asche eines ohne Kupfervitriol bereiteten Brodes erhalten wurde und die beiden
                              Koͤrner zwischen das Auge und das Licht hielt. Diese Quantitaͤt Kupfer
                              ist am schwierigsten zu entdeken und auch die geringste, welche man anwenden kann,
                              denn sie bringt dem Baͤker keinen merklichen Vortheil.Man vergleiche S. 451 von Hrn. Kuhlmann's
                                    Abhandlung.A. d. R.
                              
                           Ein in dem angegebenen Verhaͤltniß mit Kupfervitriol verseztes Brod hat keinen
                              Einfluß auf die Gesundheit.
                           C. Ein Brod, welches 50 Milligramme Kupfervitriol
                              enthielt (lezterer betrug 1/22500 des angewandten Mehles und 1/33080 des gebakenen
                              Brodes), lieferte eine Asche, die vor dem Loͤthrohr ein auffallend roth
                              gefaͤrbtes oder roth gestreiftes Korn gab.
                           Es hatte keinen Einfluß auf die Gesundheit.
                           D. Ein Brod, welches 100 Milligramme Kupfervitriol
                              enthielt (lezterer betrug 1/11250 des angewandten Mehles und 1/16400 des gebakenen
                              Brodes) gab ein undurchsichtiges dunkel braunroth gefaͤrbtes Korn, wenn das
                              Glas der Saͤttigung nahe war und ein ziemlich rein granatrothes, wenn das
                              Phosphorsalz in Ueberschuß war.
                           Es haͤtte keinen nachtheiligen Einfluß auf die Gesundheit.
                           E. Ein Brod, das 150 Milligramme Kupfervitriol enthielt
                              (lezterer betrug 1/7500 des Mehles und 1/11787 des gebakenen Brodes), gab ein Korn,
                              welches noch heiß eine sehr schoͤne grasgruͤne Farbe zeigte, nach dem
                              Erkalten aber undurchsichtig und blaͤulich wurde. Ein wenig Zinn brachte
                              darin schnell das Kupfer zum Vorschein.
                           Es hat keinen Einfluß auf die Gesundheit, als daß der Athem einen Geruch annimmt,
                              welcher an denjenigen der Kranken erinnert, die Queksilberpraͤparate
                              gebrauchen.
                           F. Endlich wurde noch ein Brod mit 200 Milligrammen
                              Kupfervitriol bereitet (lezterer betrug 1/5625 des angewandten Mehles und 1/8525 des
                              gebakenen Brodes). Die Asche desselben reagirte so stark auf Kupfer, daß das Korn
                              beinahe schwarz war und mit Phosphorsalz verduͤnnt noch eine sehr dunkle
                              rothe Farbe annahm. Als ich die Krume dieses Brodes mit einer verduͤnnten
                              Aufloͤsung von eisenblausaurem Kali traͤnkte, zeigte sich
                              augenbliklich keine Reaction; nach dem Austroknen erschien die Krume aber deutlich
                              rosenroth gefaͤrbt.
                           Ich aß waͤhrend eines Tages von einem solchen Brode 553 Gramme, welche also
                              beilaͤufig 65 Milligramme (1 1/4 Gran) schwefelsaures Kupfer enthielten und
                              diese Quantitaͤt war schon hinreichend die Symptome der Vergiftung
                              hervorzubringen.
                           Aus diesen Versuchen geht also hervor:
                           
                           1) Wenn die Asche eines Brodes vor dem Loͤthrohr auf Kupfer reagirt, so ist
                              das Brod mit einem Kupfersalze versezt worden.
                           2) Wenn die Krume eines mit schwefelsaurem Kupfer bereiteten Brodes mit einer
                              verduͤnnten Aufloͤsung von eisenblausaurem Kali getraͤnkt, eine
                              rothe oder rosenrothe Farbe annimmt, so muß dieses Brod als vergiftet verworfen
                              werden.
                           3) Wenn das Mehl 1/5625 schwefelsaures Kupfer enthaͤlt, so kann das daraus
                              bereitete Brod die Symptome der Vergiftung hervorbringen.