| Titel: | Beschreibung eines neuen Polar-Aequatoriales, von dem Erfinder Hrn. Wilhelm Shires, Lehrer der Mathematik. | 
| Fundstelle: | Band 44, Jahrgang 1832, Nr. LXXV., S. 321 | 
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                        LXXV.
                        Beschreibung eines neuen
                           Polar-Aequatoriales, von dem Erfinder Hrn. Wilhelm Shires, Lehrer der Mathematik.
                        Aus dem Mechanics' Magazine N. 441. S.
                              299.
                        Mit einer Abbildung auf Tab. V.
                        Shires, Beschreibung eines neuen
                           Polar-Aequatoriales.
                        
                     
                        
                           Das Instrument, welches ich hier beschreiben will, ist dazu bestimmt, die
                              stuͤndlichen Veraͤnderungen der Planeten in ihren Bahnen, und dadurch
                              ihre Parallaxe fuͤr verschiedene Faͤlle zu bestimmen.
                           NPFig. 41 ist
                              eine, im Aequator befestigte Flaͤche, auf welcher alle Theile des Apparates
                              mit einander um den Mittelpunkt C gedreht werden
                              koͤnnen. CI ist eine Platte, welche sich um
                              den Mittelpunkt C auf dem
                              Aequatorial-Zifferblatte MI dreht. Auf
                              dieser Platte ist ein Arm HB befestigt, welcher
                              das Teleskop AB und den Reflector DE traͤgt, so daß sich diese drei Theile
                              gemeinschaftlich mit einander drehen. Auf dem Zifferblatte MI ist ein zweiter Pfeiler befestigt, der den
                              Reflector GF traͤgt. Die beiden Reflectoren
                              muͤssen sich um die Achsen DE und GF drehen lassen, und jede Achse muß parallel mit
                              der aͤquatoriellen Flaͤche MI
                              laufen. Das Teleskop muß senkrecht auf dieser Flaͤche stehen. An den Seiten
                              der Pfeiler oder Pfosten muͤssen auch Finder und ein Nonius KL angebracht seyn, der so gegen das Zifferblatt
                              MJ gestellt ist, daß man die meridionellen
                              Entfernungen ablesen kann.
                           Dieses Instrument wird nun auf folgende Weise angewendet. Man stelle die Reflectoren
                              so, daß das Teleskop AB den Rand D des Reflectors DE, und
                              durch den Rand D zugleich auch einen Theil des
                              Reflectors GF beschaut. Man befestige das
                              Instrument so in dem Meridian und in der Breite des Ortes, daß das Teleskop sich nie
                              außer der Polachse befindet. Nun drehe man das Instrument so lange um seine
                              aͤquatorielle Achse bis der Finder auf einen Fixstern gerichtet ist; dann
                              drehe man den Reflector GF um seine Achse, und
                              bringe dadurch den Reflex des Sternes in das Teleskop. Hierauf drehe man das
                              Instrument so lang, bis der Finder gegen den Planeten gerichtet ist, und bringe
                              dessen Reflex durch Umdrehung des Reflectors DE um
                              seine Achse in das Teleskop. Nun drehe man das Instrument wieder zuruͤk, bis
                              der Finder wieder gegen den Fixstern gerichtet ist; und wenn dieß geschehen, so drehe man den
                              Reflector DE in seiner aͤquatoriellen
                              Bewegung um den Mittelpunkt C, bis man sowohl den Reflex
                              des Planeten, als jenen des Fixsternes in dem Teleskope sieht. Dann bringe man die
                              oͤstlichen oder westlichen Raͤnder beider Reflexe sorgfaͤltig
                              zusammen, und bezeichne die meridionale Entfernung durch den Nonius KL, welcher oͤstlich von dem Meridian seyn
                              soll. Nach 3–4 Stunden drehe man nun das Instrument neuerdings wieder, und
                              beobachte dann mit dem Mikrometer in dem Teleskope die Entfernung zwischen dem
                              Planeten und dem Fixsterne, und mit dem Nonius KL
                              die Zeit. Auf diese Weise wird man die scheinbare Veraͤnderung des Planeten
                              waͤhrend dieses Zeitraumes erhalten; und der Unterschied zwischen dieser
                              Veraͤnderung und jener, die man aus dem Nautical
                                 Almanac fuͤr diesen Zeitraum erhaͤlt, wird die Parallaxe
                              fuͤr die Breite dieses Ortes seyn.
                           Diese Methode eignet sich aͤußerst gut zum Auffinden der
                              Mondes-Parallaxe, und wenn die Reflectoren so gut sind, daß sie ein Teleskop
                              von großer Kraft tragen koͤnnen, so duͤrfte es vielleicht auch zum
                              Auffinden der Parallaxe des Mars dienen, wenn dieser der Sonne gegenuͤber
                              steht. Was die Einwirkung der Refraction auf die Rectascension betrifft, so ist ihre
                              Wirkung so gering, daß sie gar nicht in Betracht kommt. Um die Beruͤhrung des
                              Mondes und des Sternes zu sehen, kann man an dem Mondes-Reflector ein
                              gefaͤrbtes Glas anbringen.
                           Das Princip, nach welchem das Instrument wirkt, besteht darin, daß sich beide
                              Widerscheine von den Reflectoren DE und GF in den Flaͤchen ihrer Meridiane bewegen,
                              und folglich in der Polachse einander beruͤhren muͤssen, und dieß bloß
                              zu jener Zeit, zu welcher sie sich in dem Teleskope befinden. Die Beobachtung wird
                              folglich keineswegs durch die Deklinationen des Fixsternes und des Planeten
                              hervorgebracht. Da die Achsen der Reflectoren verschiedene Rectascensionen haben,
                              indem sie jener des Fixsternes und jener des Planeten gleich sind, so werden sie
                              dann in dem Teleskope einander beruͤhren.
                           Mein Instrument hat bereits die Aufmerksamkeit mehrerer Optiker auf sich gezogen, und
                              wird gewiß von Jedermann gehoͤrig gewuͤrdigt werden.
                           
                        
                     
                  
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