| Titel: | Verbesserungen an den Dampfmaschinen und an den Apparaten zum Treiben von Schiffen und anderen schwimmenden Körpern, welche Verbesserungen zum Theil auch zu anderen Zweken anwendbar sind, und auf welche sich Moses Poole, Gentleman, vom Patent-Bureau, Lincoln's Inn, Grafschaft Middlesex, am 13. Jul. 1831 ein Patent ertheilen ließ. | 
| Fundstelle: | Band 44, Jahrgang 1832, Nr. XCVI., S. 436 | 
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                        XCVI.
                        Verbesserungen an den Dampfmaschinen und an den
                           Apparaten zum Treiben von Schiffen und anderen schwimmenden Koͤrpern, welche
                           Verbesserungen zum Theil auch zu anderen Zweken anwendbar sind, und auf welche sich
                           Moses Poole, Gentleman,
                           vom Patent-Bureau, Lincoln's Inn, Grafschaft Middlesex, am 13. Jul. 1831 ein Patent ertheilen
                           ließ.
                        Aus dem Repertory of Patent-Inventions. Mai
                              1832, S. 257.
                        Verbesserungen an den Dampfmaschinen zum Treiben von
                           Schiffen.
                        
                     
                        
                           Der erste Theil der Erfindung besteht in einer Verbesserung oder Verstaͤrkung
                              des Zuges in den Feuerzuͤgen oder Rauchfaͤngen der Dampfkessel, und
                              diese Verstaͤrkung wird dadurch bewirkt, daß man uͤber dem Ofen Luft
                              in den Feuerzug treibt, und ihr in demselben in der Richtung des Zuges einen Trieb
                              oder Impuls gibt. Dieß kann mittelst einer Geblaͤs-Verdichtungspumpe
                              oder auf irgend eine andere Weise die Luft zu comprimiren geschehen. Die Luft kann
                              man, je nachdem man es tauglich findet, durch eine oder mehrere Oeffnungen treten
                              lassen; nur muß dieß immer unter einem materiellen Druke geschehen: denn je
                              groͤßer dieser Druk ist, um so groͤßer wird der dadurch bewirkte Zug
                              seyn. Ein Druk von 1–2 Pfund auf den Quadratzoll wird sich in den meisten
                              Faͤllen als sehr wirksam zeigen. Diese eingeblasene Luft wirkt dadurch, daß
                              sie der uͤbrigen in dem Rauchfange enthaltenen Luft Bewegung mittheilt.
                           Der zweite Theil der Erfindung bezieht sich auf den Kolben der Dampfmaschinen. Ich
                              wende naͤmlich einen metallenen Kolben an, der aus einem kurzen Cylinder oder
                              einem Ringe besteht, welcher genau in den inneren Raum des Dampfcylinders paßt. Der
                              innere Theil dieses Cylinders oder Ringes hat die Form eines Theiles eines
                              umgekehrten hohlen Kegels; von der inneren Flaͤche dieses umgekehrten Kegels
                              stehen mehrere kleine Rippen 1/2 – 1 Zoll gleichweit hervor, und in diesen
                              Kegel wird ein Theil eines anderen Kegels gebracht, der gleichfalls in der Mitte
                              eine Oeffnung hat, so daß die Kolbenstange durch dieselbe gehen kann. Dieser zweite
                              Theil des Kegels muß fest zwischen die Rippen des ersten Kegels eingepaßt werden.
                              Der erste Theil des Kegels ist an einer Stelle durchschnitten, so daß er wie ein
                              Ring mit einem Charnier geoͤffnet werden kann, wenn der innere Kegel in
                              denselben hinabgedruͤkt wird. Der innere Kegel hat mehrere hohle
                              Raͤume oder Kammern, die aus seiner oberen Flaͤche ausgeschnitten oder
                              ausgebohrt sind, die aber nicht ganz durch denselben gehen. In diese Kammern werden
                              Spiralfedern gebracht; oben auf und unter diese Kegelsegmente mit den Federn kommt
                              eine Dekel- und eine Bodenplatte, welche Platten dampfdicht auf die
                              Raͤnder der Kegel oder Ringe passen. Ein kleines Zuͤngelchen
                              oͤffnet oder schließt den Spalt oder die Oeffnung in dem aͤußeren
                              Kegel oder Ringe. Die Kolbenstange geht auf die gewoͤhnliche Weise durch die
                              Dekel- und Bodenplatte. Die Spiralfedern druͤken gegen die obere
                              Platte und streben auf diese Weise den inneren Kegel oder Ring, indem sie auf die
                              Rippen einwirken, in den aͤußeren Kegel hineinzudruͤken, so daß auf
                              diese Weise der aͤußere Kegel oder Ring bestaͤndig gegen den inneren
                              Raum des Cylinders druͤkt, und sich in demselben auszudehnen sucht.
                           Die dritte Erfindung betrifft die Speisung des Kessels mit Wasser, so wie den
                              Verdichter, wenn Verdichter angewendet werden, die mit den aͤußeren
                              Flaͤchen wirken. Sie bezwekt groͤßten Theils eine
                              gleichfoͤrmige und anhaltende Speisung mit Wasser, und diese Speisung wird
                              durch die Anwendung von einer oder mehreren der verbesserten drehenden Pumpen,
                              welche ich Wischerpumpen (wiper-pumps) nenne, hervorgebracht. Diese
                              Pumpe besteht aus zwei Wischern von der gewoͤhnlichen Form, von denen ein
                              jeder an seiner eigenen Welle befestigt ist, und welche in Hinsicht auf ihre
                              Laͤnge in rechten Winkeln gegen einander gestellt sind, und zwar in einer
                              solchen Entfernung von einander, daß sie sich an oder mit ihren Wellen oder Spindeln
                              umdrehen koͤnnen. Sie werden auf diese Weise fortwaͤhrend vollkommen
                              oder beinahe mit einander in Beruͤhrung erhalten, und zwar in einem
                              geschlossenen Gehaͤuse, welches gerade so groß ist, daß es deren Umdrehung
                              gestattet. Das eine Ende der beiden Spindeln bewegt sich in der einen Seite des
                              Gehaͤuses, das andere Ende geht durch das Gehaͤuse nach Außen, wo dann
                              an beiden ein Zahnrad angebracht wird, mit welchen Raͤdern beide Wellen in
                              gleichzeitige Bewegung gesezt werden. Diese Wischer nun mitsammt ihrem
                              Gehaͤuse bilden die Pumpe; sie sind beide so geformt, als waͤren zwei
                              Cylinder seitwaͤrts so vereinigt, daß gerade so viel zwischen den beiden
                              Cylindern ausgefuͤllt ist, daß der hervorstehende Theil eines jeden Wischers
                              sich immer dicht in dem hohlen oder concaven Theile seines Nachbarn umdreht. Das
                              Gehaͤuse paßt seitwaͤrts, oder in der Richtung ihrer Dike, oder nach
                              der Laͤnge der Cylinder genau an die Wischer, und hat eine beinahe ovale
                              Form; die Wischer bewegen sich in entgegengesezten Richtungen, und haben an den
                              Spindeln oder Wellen, welche durch das Gehaͤuse gehen,
                              Ausfuͤllbuͤchsen. In den unteren Theil des Umfanges des
                              Gehaͤuses oͤffnet sich eine Saugroͤhre, und in den oberen Theil
                              desselben Umfanges oͤffnet sich eine Treibroͤhre; beide Oeffnungen
                              befinden sich in der Mitte.
                           Die Wischer heben, indem sie sich in entgegengesezten Richtungen bewegen, an der
                              inneren Seite des Gehaͤuses Wasser empor, und da dieses Wasser nicht zwischen
                              den beiden Wischern nach Abwaͤrts entweichen kann, indem dieselben immer mit
                              einander in Beruͤhrung bleiben, so wird dasselbe bei jeder Umdrehung der
                              Pumpe durch eine Treibroͤhre in einen Kessel oder Verdichter getrieben.
                           Die eben beschriebene Pumpe kann sowohl als Saug-, als als Drukpumpe benuzt
                              werden; sie muß mit einer Klappe versehen seyn, damit das Wasser nicht entweichen
                              kann, wenn die Pumpe nicht benuzt wird, außer die Gelegenheit gestattet, daß man die
                              Pumpe unter das Niveau der Wasserflaͤche stellen kann, aus welcher das
                              Speisungswasser genommen wird. In einem solchen Falle braucht naͤmlich die
                              Pumpe keine Klappe zu haben; und dieß tritt z.B. meistens an Bord der Dampfbothe
                              ein. Ein Theil meiner Verbesserungen im Treiben von Schiffen und anderen
                              schwimmenden Koͤrpern besteht daher auch in der Anwendung des beschriebenen
                              Kolbens und der Pumpe an den Dampfmaschinen, mit welchen die Schiffe getrieben
                              werden. Eben diese
                              Erfindungen koͤnnen uͤbrigens auch zu verschiedenen anderen Zweken
                              benuzt werden.
                           Eine weitere meiner Erfindungen, welche zum Treiben von Schiffen und dergl. dient,
                              liegt in der Anwendung eines Ruders von folgender Einrichtung. Mein Ruder besteht
                              naͤmlich aus drei Theilen: aus der Scheide (socket), aus dem Arme oder dem Stiele und aus dem Blatte. Das
                              Scheidenstuͤk ist beinahe so lang, als der dritte Theil des Armes oder
                              Stieles, und besteht aus einem vierekigen eisernen Stuͤke, in dessen Mitte
                              sich ein Bukel befindet; durch diesen Bukel geht ein Loch, und mittelst dieses
                              Loches wird das Stuͤk an einer Welle befestigt, welche uͤber oder
                              durch die Seite des Gegenstandes laͤuft, der getrieben werden soll. Dieses
                              Scheidenstuͤk ist senkrecht gestellt; der untere Theil desselben ist beinahe
                              bis zur Mitte oder bis zum Bukel durchbohrt, und an dem oberen Ende dieses Loches
                              ist 1/4 des aͤußeren Theiles des Scheidenstuͤkes in einer geringen
                              Laͤnge ausgeschnitten. Dieser ausgeschnittene Theil ist das vordere Viertel
                              (quarter) des Scheidenstuͤkes, welches sich
                              zunaͤchst an der Seite des Gegenstandes, der getrieben werden soll, befindet.
                              Der Ausschnitt ist so angebracht, daß er, wie spaͤter gezeigt werden wird,
                              die Hemmung oder den Ruhepunkt fuͤr den Stiel oder den Arm und das Blatt
                              bildet. Der Stiel oder Schaft, der das Scheidenstuͤk traͤgt oder
                              fuͤhrt, wird in einer beliebigen Hoͤhe uͤber der
                              Wasserflaͤche angebracht; er besteht aus Eisen, welches so stark ist, daß es
                              die erforderliche Bewegung auszuhalten vermag, und welches von solcher Laͤnge
                              ist, daß es beinahe von dem Scheidenstuͤke bis an das Niveau des Bodens des
                              Gegenstandes, welcher getrieben werden soll, reicht. Der obere Theil dieses
                              Ruderstieles oder Armes ist rund, und von solchen Dimensionen, daß er genau in die
                              Laͤngenoͤffnung des Scheidenstuͤkes paßt, ohne daß jedoch
                              dessen freie Bewegung durch dieses genaue Einpassen beeintraͤchtigt wird. Er
                              ist ferner in dieses Scheidenstuͤk eingesenkt, und wird auch durch ein am
                              Grunde dieses Lezteren befindliches Hals- oder Randstuͤk, oder auf
                              eine andere geeignete Weise darin festgehalten. Der untere Theil des Ruderarmes oder
                              Stieles ist gleichfalls rund und in einiger Entfernung unter dem
                              Scheidenstuͤke zulaufend; gegen sein Ende hin ist er jedoch flach, und an
                              diesem Ende ist das Ruderblatt, welches aus einem laͤnglichen, flachen
                              Eisenstuͤke besteht, auf eine sichere Weise so befestigt, daß der Rand von
                              einer der Flaͤchen des Armes oder Stieles mit einer langen Kante des Blattes
                              in eine Ebene zu liegen kommt, waͤhrend die entgegengesezte Seite des Blattes
                              sehr merklich uͤber den entgegengesezten Rand des Armes oder Stieles
                              hervorragt. An dem oberen Ende des Ruderarmes oder Stieles und an jener Seite, die
                              der Seite, an welcher
                              das Blatt unterhalb hervorragt, gegenuͤber liegt, ist ein starker
                              Aufhaͤlter oder ein kurzer Stiel so befestigt, daß er sich in dem oben
                              erwaͤhnten Ausschnitte des Scheidenstuͤkes bewegt.
                           Das auf diese Weise eingerichtete Ruder wird durch irgend eine mechanische
                              Vorrichtung im Wasser abwechselnd nach Vorwaͤrts und Ruͤkwaͤrts
                              bewegt, wobei es sich in dem Bukel auf dem Arme schwingt, und wobei dasselbe nicht
                              aus dem Wasser kommt. So wie sich dieses Ruder nach Vorwaͤrts bewegt, wird es
                              sich mit dem schmalen Rande des Blattes gegen das Wasser bewegen, und auf diese
                              Weise nur sehr geringen Widerstand erfahren; bewegt es sich hingegen nach
                              Ruͤkwaͤrts, so wird die breite Oberflaͤche des Ruderblattes dem
                              Wasser dargeboten, und durch den Sperrer an dem oberen Ende des Ruderarmes in dieser
                              Stellung erhalten werden. Auf diese Weise wird mithin das Wasser kraͤftig
                              durch das Ruder nach Ruͤkwaͤrts, und in Folge hievon das Schiff nach
                              Vorwaͤrts getrieben werden. Dieses Ruder sowohl als die oben beschriebene
                              Pumpe kann sowohl in einer senkrechten, als in einer horizontalen oder geneigten
                              Richtung angewendet, und aus Eisen oder aus irgend einem anderen tauglichen
                              Materielle verfertigt werden.
                           Ich nehme alle diese Verbesserungen an dem Luftzuge, an dem kegelfoͤrmigen
                              Kolben, an der Pumpe, und an dem Ruder, und die Benuzung derselben auf irgend eine
                              Weise, als mein Patentrecht in Anspruch.Das Register of Arts, welches das Patent des Hrn.
                                    Poole im April-Hefte 1832 S. 66 im Auszug gibt,
                                    bemerkt bei demselben, daß das Ruder ganz dem Ruder des Hrn. Nairn aͤhnlich sey,
                                    und sich nur dadurch von diesem unterscheide, daß das Ruderblatt nur an der
                                    einen Seite des Ruderarmes hervorstehe. In Folge dieser Einrichtung kann
                                    zwar das Ruder des Hrn. Poole naͤher an die Seite des Schiffes gebracht
                                    werden, allein das Ruder wird auch mehr eine drehende als eine gerade
                                    Wirkung erhalten.A. d. Ueb.