| Titel: | Untersuchung verschiedener im Mineralreich vorkommenden Manganoxyde, nebst einer Anleitung um den Sauerstoffgehalt (und dadurch den Werth) aller Braunsteinsorten zu bestimmen; von Hrn. P. Berthier. | 
| Fundstelle: | Band 47, Jahrgang 1832, Nr. XXV., S. 104 | 
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                        XXV.
                        Untersuchung verschiedener im Mineralreich
                           vorkommenden Manganoxyde, nebst einer Anleitung um den Sauerstoffgehalt (und dadurch den
                           Werth) aller Braunsteinsorten zu bestimmen; von Hrn. P. Berthier.
                        Aus den Annales de Chimie et de Physique. Septbr. 1832, S.
                              79.
                        Berthier, uͤber verschiedene im Mineralreich vorkommende
                           Manganoxyde.
                        
                     
                        
                           Man hat bisher fuͤnf verschiedene Manganoxyde im Mineralreich entdekt,
                              naͤmlich: 1) den Hausmannit oder das wasserfreie
                              rothe Oxyd, 2) den Braunit oder das wasserfreie Deutoxyd,
                              3) den Pyrolusit oder das wasserfreie Peroxyd, 4) den Manganit oder das Deutoxydhydrat, und 5) den Psilomelan oder das barythaltige Peroxyd. Die beiden
                              ersten Mineralien sind sehr selten: man hat sie bis jezt in Frankreich noch nicht
                              aufgefunden. Die drei anderen kommen hingegen sehr haͤufig vor, aber nur an
                              sehr wenigen Orten in reinem Zustande: meistens bilden sie mit einander ein inniges
                              Gemenge, dessen
                              Zusammensezung unendlich wandelbar ist. Ein sechstes hieher gehoͤriges
                              Mineral, das ich entdekte und wovon ich vor einiger Zeit drei Muster von sehr weit
                              von einander entfernten Orten erhielt, gesellt sich haͤufig den obigen
                              Manganoxyden bei und macht also die Zusammensezung der in der Natur vorkommenden
                              Gemenge noch verwikelter. Es ist daher noͤthig chemische Analysen
                              anzustellen, um den Werth der Manganerze fuͤr die Fabriken bestimmen zu
                              koͤnnen. Das sechste Mineral ist ein viel Wasser enthaltendes Peroxydhydrat,
                              welches in den chemischen Laboratorien nur selten erzeugt wird. Ehe ich seine
                              Zusammensezung angebe, will ich einige neue Verfahrungsarten beschreiben, die man
                              zur Analyse dieses und aller anderen Manganoxyde, sowohl der natuͤrlichen,
                              als der kuͤnstlichen anwenden kann.
                           Sezt man ein wasserfreies oder wasserhaltiges Manganoxyd, welches aus einem Gemenge
                              von Deutoxyd mit Peroxyd besteht, der Weißgluͤhhize aus, so verwandelt es
                              sich in rothes Oxyd und alles Wasser entwikelt sich mit einer gewissen Menge
                              Sauerstoff. Wenn man anderer Seits dieses Mineral bis zur angehenden
                              Rothgluͤhhize in einem kleinen Glasapparate erhizt, so kann man sehr leicht
                              das chemisch gebundene Wasser, das es ganz verliert, aufsammeln und bestimmen: die
                              Differenz ergibt also die Menge des entbundenen Sauerstoffs, und wenn man den Gehalt
                              an Oxyd durch die bekannten Verfahrungsarten ausgemittelt hat, ist nichts leichter
                              als das Verhaͤltniß des Deutoxyds zum Peroxyd im Mineral zu bestimmen. Dieses
                              analytische Verfahren liefert fast immer hinreichend genaue Resultate; wenn aber
                              diese Resultate die moͤglichste Genauigkeit haben sollen, muß man sowohl das
                              Wasser als den Sauerstoff besonders bestimmen. Der Sauerstoffgehalt laͤßt
                              sich durch Salmiak, Schwefel, schwefelige Saͤure oder Kleesaͤure
                              ausmitteln.
                           1) Analyse mittelst Salmiak. Alle Manganoxyde werden durch
                              Salmiak bei schwacher Hize, die nicht ein Mal hinreichend ist, um dieses Salz zu
                              schmelzen, in Protochloruͤr verwandelt: erhizt man das Oxyd staͤrker,
                              so schmilzt der uͤberschuͤssige Salmiak und verfluͤchtigt sich,
                              ohne aber Manganchloruͤr mit sich zu reißen. Bei dem Protoxyd darf sich nur
                              Ammoniakgas entbinden; bei den hoͤheren Oxydationsstufen ist hingegen das Gas
                              ein Gemisch von Ammoniak und Stikstoff, und das Volumen des Stikstoffs entspricht
                              genau der Menge Sauerstoff, welche man als mit dem Protoxyd in dem analysirten
                              Koͤrper verbunden betrachten kann. Die Menge Sauerstoff, welche das Protoxyd
                              constituirt, bildet mit der Chlorwasserstoffsaͤure Wasser, waͤhrend
                              das freigewordene Chlor mit dem Metall verbunden bleibt, der außerdem noch
                              vorhandene Sauerstoff aber reagirt auf das Ammoniak, verbrennt dessen Wasserstoff und sezt den
                              Stikstoff in Freiheit. Man kann also, wenn man das Volumen des Stikstoffs mißt und
                              daraus sein Gewicht bestimmt, die Menge dieses lezteren Antheiles Sauerstoff
                              berechnen. 575 Gewichtstheile Stikstoff entsprechen 1000 Sauerstoff, denn 1 Atom
                              Ammoniak NH³ = 214,474 nimmt, um sich in Wasser
                              und Stikstoff umzuaͤndern, 3 Atome Sauerstoff = 300 auf, und liefert durch
                              seine Zersezung 2 Atome Stikstoff = 177,036 und 3 Atome Wasser = 337,437. Dieses
                              Verfahren laͤßt sich sehr leicht ausfuͤhren: man braucht nur das
                              gepulverte Oxyd mit seinem doppelten Gewichte Salmiak zu vermengen und das Gemenge
                              in einer kleinen glaͤsernen Retorte oder in einer gekruͤmmten
                              glokenfoͤrmigen Roͤhre zu erhizen und das Volumen des gebildeten Gases
                              zu messen; einige Chemiker halten dieses Verfahren jedoch fuͤr unsicher, weil
                              sie glauben, daß sich Stikstoffoxyd bilden kann, selbst wenn der Salmiak in
                              Ueberschuß vorhanden ist. Daruͤber muͤßten also noch Versuche
                              angestellt werden.
                           2) Analyse vermittelst Schwefel. Bei der angehenden
                              Rothgluͤhhize bringt der Schwefel alle Manganoxyde auf Protoxyd
                              zuruͤk. Der groͤßte Theil des Sauerstoffs, welcher sich abscheidet,
                              bildet damit schwefelige Saͤure. Wenn leztere sich ganz in diesem Zustande
                              entwikeln wuͤrde, so waͤre die Menge des Sauerstoffs, welcher das
                              schwefeligsaure Gas bildete, sehr leicht auszumitteln, denn man duͤrfte nur
                              das schwefeligsaure Gas, das bekanntlich ein dem seinigen gleiches Volumen
                              Sauerstoff enthaͤlt, messen. Indessen koͤnnte man auf diese Art kein
                              ganz genaues Resultat erhalten, weil das schwefeligsaure Gas bei den
                              gewoͤhnlichen Temperaturen nahe der Graͤnze, wo es in den
                              fluͤssigen Zustand uͤbergehen kann, sich unregelmaͤßig ausdehnt
                              und nicht genau seinem gleichen Volumen Sauerstoff entspricht. Außer der
                              schwefeligen Saͤure bildet sich aber bei allen Operationen auch etwas
                              schwefelsaures Mangan, und zwar nach den Umstaͤnden mehr oder weniger; man
                              muͤßte daher auch die Menge dieses schwefelsauren Salzes bestimmen, um allen
                              Sauerstoff zu haben, und obgleich dieses leicht ist, weil man nur den
                              Ruͤkstand in Salzsaͤure aufzuloͤsen und die
                              Schwefelsaͤure durch ein Barytsalz niederzuschlagen hat, so wird dadurch doch
                              die analytische Methode schon verwikelt. Enthaͤlt aber das Mineral Eisenoxyd,
                              was fast immer der Fall ist, so muß man auch noch den Gehalt an diesem Oxyd
                              ausmitteln und die Quantitaͤt schwefeliger Saͤure berechnen, die es
                              mit dem Schwefel liefert, um sie von der erhaltenen Gesammtmenge abzuziehen; denn
                              die Erfahrung lehrt, daß das Eisenoxyd durch den in Ueberschuß angewandten Schwefel
                              vollkommen reducirt und in Schwefelmetall verwandelt wird. Aus dem Vorhergehenden
                              ersieht man also, daß
                              sich der Schwefel nicht sehr gut zur Analyse der Manganoxyde eignet. Will man ihn
                              aber dennoch anwenden, so muß man gut ausgewaschene Schwefelblumen nehmen (um sicher
                              zu seyn, daß er keine Schwefelsaͤure enthaͤlt), 12 bis 15 Theile davon
                              auf 100 Th. des gepulverten Minerals anwenden, das Gemenge in eine kleine
                              Glasretorte oder in eine gekruͤmmte Roͤhre bringen, die mit dem
                              Queksilberapparat in Verbindung steht, allmaͤhlich uͤber der Lampe
                              oder einem schwachen Kohlenfeuer erhizen, erkalten lassen, das Volumen des in den
                              Gloken aufgefangenen Gases messen, und den Ruͤkstand dann mit
                              Salzsaͤure behandeln etc.
                           Ich habe auch das Schwefelbarium zur Bestimmung des Sauerstoffgehalts der Manganerze
                              anzuwenden gesucht. Ich vermengte naͤmlich gleiche Theile Graubraunsteinerz
                              (von bekanntem Sauerstoffgehalt) und reines Schwefelbarium, brachte das Gemenge in
                              einen kleinen bedekten Platintiegel und schloß denselben in einen anderen Tiegel
                              ein, um den Zutritt der Luft zu vermeiden, worauf ich die Hize allmaͤhlich
                              bis zur Weißgluth steigerte. Die Masse blieb pulverig; sie war dunkelgrau, weil das
                              Oxyd eisenhaltig war, aber alles Mangan war in Protoxyd umgeaͤndert. Wasser
                              zog daraus etwas Schwefelbarium aus, das ich absichtlich in Ueberschuß angewandt
                              hatte; als ich dann den Ruͤkstand mit Salzsaͤure behandelte, blieb
                              reiner, schwefelsaurer Baryt zuruͤk, zugleich entwikelte sich aber sehr viel
                              Schwefelwasserstoffgas, daher sich eine gewisse Menge von einem im Wasser
                              unaufloͤslichen Schwefelmetall, wahrscheinlich Schwefeleisen, gebildet haben
                              mußte. Da sich dasselbe nur auf Kosten des im Schwefelbarium enthaltenen Schwefels
                              gebildet haben konnte, so mußten auch Oxydsulfuride entstehen, und man war daher
                              nicht mehr sicher, daß der Sauerstoff des schwefelsauren Baryts genau dem von den
                              Oxyden abgegebenen Sauerstoff entsprach; indessen habe ich gefunden, daß man nach
                              diesem Verfahren Resultate erhaͤlt, welche der Wahrheit sehr nahe kommen.
                           Analyse mittelst schwefeliger Saͤure. Das mit
                              schwefeliger Saͤure gesaͤttigte Wasser loͤst alle Manganoxyde
                              mit sehr großer Leichtigkeit auf, selbst ohne Beihuͤlfe der Waͤrme.
                              Diese Oxyde werden dann auf die niedrigste Oxydationsstufe zuruͤkgebracht und
                              die schwefelige Saͤure wird durch den Sauerstoff, welchen sie abgeben, zum
                              Theil in Schwefelsaͤure, und zum Theil in Unterschwefelsaͤure
                              verwandelt. Da leztere Saͤure selbst wieder in schwefelige Saͤure und
                              in Schwefelsaͤure zersezt werden kann, so braucht man nur die durch irgend
                              ein Manganoxyd erzeugte Schwefelsaͤure zu bestimmen, um den Sauerstoffgehalt
                              dieses Oxydes zu erfahren. Bei einer und derselben Operation bilden sich
                              Schwefelsaͤure und Unterschwefelsaͤure in sehr wandelbaren
                              Verhaͤltnissen. Die Menge der freien Schwefelsaͤure ist immer sehr
                              betraͤchtlich; sie betraͤgt wenigstens eben so viel als die
                              Unterschwefelsaͤure und oft um die Haͤlfte mehr. Fuͤr die
                              Analyse der Manganerze ist dieß aber ganz gleichguͤltig, weil man die
                              Unterschwefelsaͤure immer wieder, in Schwefelsaͤure verwandelt. Man
                              verfaͤhrt folgender Maßen:
                           Man bringt 2 bis 3 Grammen von dem gepulverten Mineral in ein Medicinglas oder eine
                              Phiole mit langem und engem Hals, oder noch besser in eine Retorte; man
                              fuͤllt das Gefaͤß zu drei Viertel mit fluͤssiger schwefeliger
                              Saͤure, verkorkt es, schuͤttelt es oft um und beguͤnstigt die
                              Einwirkung der Saͤure durch eine gelinde Waͤrme. Bald loͤst
                              sich alles Mangan auf und die Gangart bleibt mit Eisenoxyd zuruͤk; diese
                              Substanzen sondert man aber nicht ab, weil bei dem Filtriren und Decantiren die
                              Fluͤssigkeit mit der Luft in Beruͤhrung kaͤme, was man mit der
                              groͤßten Sorgfalt vermeiden muß. Man kocht diese Fluͤssigkeit, um
                              daraus die uͤberschuͤssige schwefelige Saͤure zu verjagen, und
                              versezt sie dann mit salzsaurem Baryt in groͤßerer Menge als zur
                              Saͤttigung der Schwefelsaͤure und Unterschwefelsaͤure
                              noͤthig ist und außerdem mit uͤberschuͤssiger
                              Salzsaͤure; man sezt das Kochen der Fluͤssigkeit in der Retorte so
                              lange fort, bis sie auf ein kleines Volumen reducirt ist und nicht mehr nach
                              schwefeliger Saͤure riecht; alsdann gießt man sie in eine Schale aus, dampft
                              sie zur Trokniß ab, und nimmt den Ruͤkstand wieder in Wasser auf, das mit
                              Salzsaͤure geschaͤrft ist. Dieser Ruͤkstand enthaͤlt
                              alle Schwefelsaͤure, an Baryt gebunden und mit den in Salzsaͤure
                              unaufloͤslichen Theilen der Gangart vermengt. Man gluͤht und wiegt
                              ihn; zieht man davon das Gewicht der Gangart, welches man durch einen
                              vorlaͤufigen Versuch ausgemittelt haben muß, ab, so erhaͤlt man das
                              Gewicht des schwefelsauren Baryts, woraus sich die Quantitaͤt Sauerstoff
                              ergibt, die das im Mineral enthaltene Manganoxyd bei seiner Umaͤnderung in
                              Protoxyd abgab. Wenn man die schwefeligsaure Aufloͤsung mit salzsaurem Baryt
                              versezt, so faͤllt schwefelsaurer Baryt nieder und alles unterschwefelsaure
                              Salz bleibt in der Fluͤssigkeit zuruͤk; wurde aber leztere bis auf
                              einen gewissen Punkt eingekocht, so zersezt sich die Unterschwefelsaͤure
                              durch Beihuͤlfe der Salzsaͤure in Schwefelsaͤure und
                              schwefelige Saͤure, leztere entbindet sich und erstere faͤllt in
                              Verbindung mit Baryt nieder. Der Sauerstoff, welchen das Mineral abgab, ist folglich
                              ganz in der Schwefelsaͤure enthalten, die durch die schwefelige Saͤure
                              gebildet wurde.
                           Nun entsprechen 1000 schwefelsaurer Baryt 344 Schwefelsaͤure, die 206,4
                              Sauerstoff enthalten, wovon ein Drittel naͤmlich 68,8 als mit schwefeliger
                              Saͤure verbunden betrachtet werden kann; auf 1 Theil Mineral entspricht
                              folglich 1 Theil schwefelsaurer Baryt 0,0688 Sauerstoff, oder 1 Theil Sauerstoff
                              wird durch 14,53 schwefelsauren Baryt repraͤsentirt. Man bestimmt folglich
                              den Sauerstoff durch eine Substanz, welche beinahe 15 Mal so viel wiegt als er
                              selbst, was sehr vortheilhaft ist.
                           Durch dieses analytische Verfahren kann man hoͤchst genaue Resultate erhalten,
                              es muß aber dann mit der groͤßten Sorgfalt ausgefuͤhrt werden, damit
                              waͤhrend der ganzen Dauer der Operation die Fluͤssigkeiten nicht mit
                              der Luft in Beruͤhrung kommen, deren Sauerstoff die
                              Unterschwefelsaͤure und schwefelige Saͤure (besonders bei Gegenwart
                              von Barytsalzen) sehr begierig anziehen, wodurch sie sich in Schwefelsaͤure
                              umaͤndern. Aus demselben Grunde muß man auch nur frisch bereitete schwefelige
                              Saͤure anwenden und sich vorher uͤberzeugen, daß sie nicht die
                              geringste Spur Schwefelsaͤure enthaͤlt. Endlich ist noch eine
                              wesentliche Vorsichtsmaßregel zu beobachten, wenn das Mineral sehr viel Eisenoxyd
                              enthaͤlt; man muß naͤmlich die Aufloͤsung des Manganoxyds in
                              der Kaͤlte bewerkstelligen und sogleich decantiren, wenn sie bewirkt ist, um
                              sodann kochen zu lassen; wenn man naͤmlich die Fluͤssigkeit mit dem
                              Eisenoxyd erhizt, so loͤst sich dieses ebenfalls auf, indem es sich in
                              Protoxyd umaͤndert, gerade so wie die Manganoxyde, wodurch sich also eine
                              gewisse Menge Schwefelsaͤure bildet. Wuͤßte man den Gehalt des
                              Minerales an Eisenoxyd im Voraus, so koͤnnte man Alles in schwefeliger
                              Saͤure aufloͤsen und dann leicht die Schwefelsaͤure berechnen,
                              welche auf Kosten dieses Oxyds gebildet wurde.
                           Analyse vermittelst Kleesaͤure. –Hr. Doͤbereiner kam zuerst auf den
                                    Gedanken, die Kleesaͤure zur Bestimmung des Sauerstoffgehaltes von
                                    Oxyden zu benuzen. A. d. O. Der Sauerstoff, welchen ein Manganoxyd bei seiner Umaͤnderung in
                              Protoxyd verliert, kann auf eine bequeme, schnelle und sehr genaue Weise bestimmt
                              werden, indem man das sehr fein gepulverte Oxyd mit einer concentrirten
                              Aufloͤsung von sehr reiner Kleesaͤure erhizt und das sich entbindende
                              kohlensaure Gas aufsammelt. Fast immer faͤngt die Einwirkung schon in der
                              Kaͤlte an; man beschleunigt und beendigt sie durch Erhizen bis zum Sieden.
                              Das Mangan, gaͤnzlich auf Protoxyd zuruͤkgebracht, verbindet sich mit
                              einem Theile der Kleesaͤure, waͤhrend der abgegebene Sauerstoff einen
                              anderen Theil dieser Saͤure in kohlensaures Gas umaͤndert. Die
                              Kleesaͤure enthaͤlt 3 Atome Sauerstoff auf 2 At. Kohlenstoff, daher
                              der vom Mangan abgegebene Sauerstoff den vierten Theil von demjenigen
                              betraͤgt, welchen die erzeugte Kohlensaͤure enthaͤlt, oder
                              0,1816 von dem Gewicht dieser Saͤure. Um die Kohlensaͤure zu bestimmen,
                              kann man sie in graduirten Glasgloken uͤber Queksilber aufsammeln, oder mit
                              Baryt verbinden und den kohlensauren Baryt wiegen. Lezteres Verfahren ist einfacher.
                              Da der kohlensaure Baryt 0,2234 Kohlensaͤure enthaͤlt, so entspricht 1
                              Theil dieses Salzes 0,04057 Theilen von dem Manganoxyd abgegebenen Sauerstoffs. Man
                              ersieht hieraus, daß um Einen Theil dieses Sauerstoffs zu bestimmen, eine Substanz
                              gesammelt wird, welche 24,65 Mal, also beinahe fuͤnf und zwanzig Mal so viel
                              wiegt. Die Operation wird folgender Maßen angestellt: Man bringt in einem kleinen
                              Kolben 1 Gramme von dem sehr fein gepulverten Mineral, mit einer gewissen Menge
                              Wasser und 4 bis 5 Theilen Kleesaͤure, welche durch oͤfteres
                              Umkrystallisiren gereinigt wurde und worin nicht die geringste Spur
                              Salpetersaͤure zuruͤkgeblieben seyn darf; an dem Kolben befestigt man
                              sogleich eine gekruͤmmte Glasroͤhre von kleinem Durchmesser, die in
                              einen enghalsigen Kolben taucht, der ungefaͤhr einen halben Liter faßt und
                              zur Haͤlfte mit gesaͤttigtem Barytwasser gefuͤllt ist. Die
                              Operation muß langsam geleitet und das Gefaͤß, welches den Baryt
                              enthaͤlt, oͤfters umgeschuͤttelt werden, damit die
                              Kohlensaͤure vollstaͤndig absorbirt wird. Man erhizt, wenn die
                              Gasentwikelung nachlaͤßt und bringt die Fluͤssigkeit zulezt ins
                              Kochen, um den ganzen Apparat mit Wasserdampf anzufuͤllen und dadurch alles
                              kohlensaure Gas in das Barytwasser zu treiben. Manchmal entfaͤrbt sich das
                              Mineral durch Eine Operation nicht vollstaͤndig, sondern es bleibt ein Theil
                              von dem kleesauren Protoxyd umhuͤllt. In diesem Falle kann man es durch
                              Decantiren auswaschen, den Ruͤkstand zerreiben und dann zum zweiten Mal mit
                              Kleesaͤure behandeln oder die hinreichend mit Wasser verduͤnnte und
                              erkaltete Fluͤssigkeit mit einer geringen Menge Salzsaͤure versezen,
                              die nur zum Aufloͤsen des kleesauren Manganoxyds hinreicht, decantiren und
                              den ausgesuͤßten Ruͤkstand mit Kleesaͤure behandeln. Man
                              vermeidet diese Umstaͤndlichkeiten, wenn man das Mineral gleich anfangs zu
                              einem unfuͤhlbaren Pulver zerreibt.
                           Wenn die Mineralien leicht angreifbar sind, was z.B. bei den Hydraten der Fall ist,
                              so wird die daruͤber gegossene Kleesaͤure-Aufloͤsung
                              nach einigen Augenbliken sehr schoͤn roth und zu gleicher Zeit entwikelt sich
                              kohlensaures Gas, waͤhrend kleesaures Manganprotoxyd als weißes Pulver
                              niederfaͤllt; sobald man aber erhizt, entfaͤrbt sich die
                              Fluͤssigkeit und es entbindet sich betraͤchtlich mehr
                              Kohlensaͤure. Diese Faͤrbung ruͤhrt daher, daß sich in der
                              Kaͤlte kleesaures Manganperoxyd bildet, ein Salz das nicht lange bestehen
                              kann und beim geringsten Erwaͤrmen in kleesaures Protoxyd und
                              Kohlensaͤure zerfaͤllt. Laͤßt man diese rothe
                              Fluͤssigkeit in der Kaͤlte stehen, so entfaͤrbt sie sich in
                              kurzer Zeit von selbst
                              und sezt im Verhaͤltniß zu der Kohlensaͤure die sie entbindet, eine
                              sehr betraͤchtliche Menge kleesaures Protoxyd ab. Dieses kleesaure Salz
                              ruͤhrt aber nicht nur von der Zersezung des kleesauren Peroxyds her, sondern
                              auch von dem im kleesauren Peroxyd aufgeloͤst gewesenen kleesauren Protoxyd.
                              Alle kleesauren Salze, deren Basen uͤber 2 At. Sauerstoff enthalten,
                              loͤsen naͤmlich noch kleesaure Salze, deren Basen nur 2 At. Sauerstoff
                              enthalten, auf. So loͤsen kleesaures Eisenperoxyd und kleesaure Alaunerde
                              eine sehr große Menge kleesaures Eisen- und Manganprotoxyd auf.
                           Das zulezt beschriebene analytische Verfahren wende ich am gewoͤhnlichsten an.
                              Es ist leicht ausfuͤhrbar und man erhaͤlt damit sehr genaue Resultate,
                              wenn man die gehoͤrigen Vorsichtsmaßregeln befolgt, damit keine
                              Kohlensaͤure verloren geht. Um allen Gewichtsverlust zu vermeiden,
                              koͤnnte man zwei mit Barytwasser gefuͤllte und mit einander verbundene
                              Gefaͤße anwenden; ich habe mich aber uͤberzeugt, daß wenn man das
                              erste Gefaͤß nur haͤufig schuͤttelt, nicht die geringste Spur
                              Kohlensaͤure in das zweite uͤbergeht. Da der kohlensaure Baryt in
                              Wasser nicht absolut unaufloͤslich ist, so erfordert sein Aussuͤßen
                              einige Sorgfalt; man muß haͤufig die ablaufende Fluͤssigkeit
                              pruͤfen und mit dem Nachgießen von Wasser aufhoͤren, sobald sie sich
                              auf Zusaz von kohlensaurem Alkali nicht mehr truͤbt. Mit
                              Schwefelsaͤure kann man das Aussuͤßwasser nicht pruͤfen, denn
                              es hoͤrt nie auf, dadurch getruͤbt zu werden und wenn man die
                              Graͤnze uͤberschreiten wuͤrde, koͤnnte viel kohlensaurer
                              Baryt verloren gehen.
                           Folgende Daten koͤnnen bei Berechnungen uͤber die Zusammensezung der
                              Manganerze von Nuzen seyn.
                           Das Protoxyd Ṁn
                              besteht aus:Berthier nimmt das Atomgewicht des Mangans zu 355,8, Berzelius zu 355,78 an; auch verbinden sich nach
                                    den genauesten Analysen wenigstens 355 Manganmetall mit 100 Sauerstoff zu
                                    Protoxyd. Bei Berechnung der chemischen Tafeln in
                                    Poggendorff's Annalen der Physik und Chemie
                                    Bd. XXI. S. 609 wurde aber, offenbar durch ein Versehen, das Atomgewicht des
                                    Mangans zu 345,9 an Statt zu 355,9 angenommen. Aus diesen ging es eben so in
                                    die
                                    zweite Auflage von Rose's Handbuch der analytischen Chemie uͤber, wodurch die
                                    daselbst mitgetheilte Tabelle zur Berechnung der Manganverbindungen ganz
                                    unbrauchbar geworden ist. A. d. Red.
                           
                              
                                 Mangan
                                 0,7806    
                                 100
                                 
                              
                                 Sauerstoff          
                                 0,2194
                                   28,105
                                 
                              
                           Das Deutoxyd  besteht aus:
                           
                              
                                 Mangan
                                 0,7806    
                                 100
                                 
                              
                                 Sauerstoff          
                                 0,2966
                                   46,19
                                 
                              
                           oder
                           
                              
                                 Protoxyd
                                 0,9012    
                                 100
                                 
                              
                                 Sauerstoff          
                                 0,0988
                                   10,97
                                 
                              
                           
                           Es verliert 0,0331 Sauerstoff, wenn es in rothes Oxyd uͤbergeht.
                           Das Peroxyd n besteht aus:
                           
                              
                                 Mangan
                                 0,6401    
                                 100
                                 
                              
                                 Sauerstoff          
                                 0,3599
                                   56,21
                                 
                              
                           oder
                           
                              
                                 Protoxyd
                                 0,8200    
                                 100
                                 
                              
                                 Sauerstoff          
                                 0,1800
                                   21,94
                                 
                              
                           Es verliert 0,09 Sauerstoff, wenn es sich in Deutoxyd, und 0,12, wenn es sich in
                              rothes Oxyd verwandelt.
                           Das rothe Oxyd Ṁn +  besteht aus:
                           
                              
                                 Mangan
                                 0,7275    
                                 100
                                 
                              
                                 Sauerstoff          
                                 0,2725
                                   37,47
                                 
                              
                           oder
                           
                              
                                 Protoxyd
                                 0,9319    
                                 100
                                 
                              
                                 Sauerstoff          
                                 0,0681
                                     7,31
                                 
                              
                           Es entspricht 1,0340 Deutoxyd und 1,1363 Protoxyd.
                           Bei der Analyse mittelst schwefeliger Saͤure muß das Deutoxyd 1,435, das
                              Peroxyd 2,615 und das rothe Oxyd 0,990 schwefelsauren Baryt liefern.
                           Bei der Analyse mittelst Kleesaͤure muß das Deutoxyd 2,435, das Peroxyd 4,437
                              und das rothe Oxyd, 1,678 kohlensauren Baryt geben.
                           Natuͤrliches Manganperoxyd-Hydrat. –
                              Ich habe das Hydrat des Manganperoxyds in den Gruben von Groroi (Dept. de la Mayenne), von Cautern (pays des Grisons) und von Vicdessos (Dept. de l'Arriége) gefunden; es kommt aber
                              nirgends vollkommen rein vor, sondern ist immer mit mehr oder weniger
                              Deutoxyd-Hydrat innig gemengt. Die Analyse gab folgende Resultate:
                           
                           
                              
                                 
                                  Groroi.
                                 Vicdessos.
                                 Cautern.
                                 
                              
                                 
                                     (1)
                                      (2)
                                     (3)
                                 
                              
                                 Manganprotoxyd
                                   0,624
                                    0,689
                                   0,465
                                 
                              
                                 Sauerstoff
                                   0,128
                                    0,117
                                   0,071
                                 
                              
                                 Wasser
                                   0,158
                                    0,124
                                   0,088
                                 
                              
                                 Eisenoxyd
                                   0,060
                                 
                                   0,036
                                 
                              
                                 Thon
                                   0,030
                                    0,070
                                 
                                 
                              
                                 Quarz
                                 
                                 
                                   0,336
                                 
                              
                                 
                                 –––––––––––––––––––––––
                                 
                              
                                 
                                   1,000
                                    1,000
                                   0,996
                                 
                              
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                              
                                 Manganperoxyd
                                   0,666
                                    0,455
                                   0,259
                                 
                              
                                 Mangandeutoxyd
                                   0,086
                                    0,351
                                   0,277
                                 
                              
                                 Wasser
                                   0,158
                                    0,124
                                   0,088
                                 
                              
                                 Eisenoxyd etc.
                                   0,090
                                    0,070
                                   0,372
                                 
                              
                                 
                                 –––––––––––––––––––––––
                                 
                              
                                 
                                   1,000
                                    1,000
                                   0,996
                                 
                              
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                              
                                 Peroxyd-Hydrat
                                   0,800
                                    0,545
                                   0,310
                                 
                              
                                 Deutoxyd-Hydrat
                                   0,096
                                    0,385
                                   0,310
                                 
                              
                                 Wasser
                                   0,014
                                 
                                   0,004
                                 
                              
                                 Eisenoxyd etc
                                   0,090
                                    0,070
                                   0,372
                                 
                              
                                 
                                 –––––––––––––––––––––––
                                 
                              
                                 
                                   1,000
                                    1,000
                                   0,996
                                 
                              
                           (1) Mineral von Groroi. – Man findet dieses Mineral in Nieren in einem
                              sandigen und thonigen Erdreich zerstreut, woraus man das Eisenerz fuͤr die
                              Hochoͤfen des Departements gewinnt. Die Arbeiter kennen seine Natur nicht und
                              betrachten es als ein armes Erz, das aber ein gutes Flußmittel ist. Es kommt in
                              zusammenhaͤngenden Stuͤken, voll kleiner unregelmaͤßiger
                              Loͤcher, vor, ist mattbraͤunlichschwarz, stellenweise
                              metallaͤhnlich. Sein Pulver ist hell chocoladefarbig; beim Gluͤhen
                              verliert es 0,24 Wasser und Sauerstoff, ohne seine Form zu veraͤndern, nimmt
                              aber eine roͤthliche Farbe an. Schon bei einer Temperatur, die sich dem
                              Siedepunkt des Wassers naͤhert, faͤngt es an Wasser zu verlieren. In
                              concentrirter Schwefelsaͤure loͤst es sich langsam auf und
                              faͤrbt die Fluͤssigkeit schoͤn violettroth. Die
                              Kleesaͤure greift es sehr leicht an, schon in der Kaͤlte; man braucht
                              etwas weniger als 2 1/3 von dieser Saͤure, um es vollkommen zu desoxydiren.
                              Die schwefelige Saͤure loͤst es fast augenbliklich auf. Der Gehalt an
                              Wasser und Sauerstoff, welchen man bei der Analyse fand, stimmt vollkommen mit der
                              Annahme uͤberein, daß der Hauptbestandtheil des Minerals ein
                              Peroxyd-Hydrat ist, worin das Oxyd zwei Mal so viel Sauerstoff als das Wasser
                              enthaͤlt, das also aus einem Atom Oxyd und einem Atom Wasser besteht. Diese
                              Annahme stimmt auch
                              sehr gut mit den Resultaten, welche die Analyse der Manganerze von Vicdessos und
                              Cautern gab, wie man in der Folge sehen wird. Ueberdieß gelang es Hrn. Mitscherlich ein ganz identisches Hydrat durch Zersezung
                              der uͤbermangansauren Salze mittelst SalpetersaͤurePoggendorff's Annalen der Physik und Chemie Bd.
                                    XXV. S. 287. A. d. R. hervorzubringen. Dieses Mineral constituirt folglich eine neue Art im
                              System, welche in reinem Zustande bestehen muß aus:
                           
                              
                                 Manganperoxyd          
                                 0,8317    
                                 100
                                 
                              
                                 Wasser
                                 0,1683
                                   20,8
                                 
                              
                           n + Aq.
                           Der Hauptcharakter dieses Minerals ist sein großer Gewichtsverlust beim
                              Gluͤhen. Mit Salzsaͤure liefert es nicht so viel Chlor wie das
                              wasserfreie Peroxyd, hat aber vor lezterem den Vorzug, daß es viel leichter
                              angegriffen wird und sogar schon in der Kaͤlte reichlich Chlorgas gibt. Es
                              waͤre wuͤnschenswerth, daß dieses Manganerz in den Handel gebracht
                              wuͤrde.
                           Hr. Turner hat in dem Edimburg
                                 Journal (1830 S. 213)Polytechnisches Journal Bd. XXXVII. S.
                                       45. A. d. R. eine Analyse des Wad von Upton-Pino in
                              Devonshire bekannt gemacht, woraus er folgert, daß dieses Mineral ein Hydrat des
                              Manganperoxyds ist, das nur 0,09 Wasser, also ein Mischungsgewicht Wasser auf 2 M.
                              G. Oxyd enthaͤlt; da aber seine Analyse 0,107 Wasser und 0,014 Baryt gibt,
                              selbst vorausgesezt, daß der ganze Rest Manganperoxyd war, so kommt man nicht auf
                              dieselbe Folgerung wie er, und es waͤre ein großer Ueberschuß von Wasser
                              vorhanden, weil der Baryt sein fuͤnf- bis sechsfaches Gewicht
                              wasserfreien Peroxyds zur Saͤttigung erfordert. Wahrscheinlich ist der Wad
                              von Devonshire ein Gemenge von Peroxyd-Hydrat n + Aq,
                              Deutoxyd-Hydrat und wasserfreiem barythaltigem Peroxyd.
                           (2) Mineral von Vicdessos. – Es uͤberzieht die Waͤnde von
                              Hoͤhlungen in den großen Eisenminen von Rancié, ist compact oder in
                              warzenfoͤrmigen Concretionen, sehr leicht, weich, chocoladbraun und
                              faͤrbt stark ab. Es ist mit kohlensaurem Kalk gemengt, welcher darin bald in
                              sichtbaren krystallinischen Theilchen, bald innig vermengt, so daß er nicht
                              unterscheidbar ist, vorkommt: man kann ihn durch Essigsaͤure, welche auf das
                              Manganoxyd gar nicht wirkt, in der Kaͤlte vollkommen ausziehen. Die Muster,
                              welche ich untersuchte, enthielten davon 0,25 bis 0,27 und erst nachdem sie durch
                              Essigsaͤure gereinigt worden waren, und warf man sie der Analyse. Nach
                              Absonderung des kohlensauren Kalks verloren sie 0,19 Wasser und Sauerstoff durch
                              Gluͤhen. Das Mineral von Vicdessos gehoͤrt zu der Varietaͤt,
                              welche man im Ausland Wad nennt.
                           (3) Mineral von Cautern. – Dieses Mineral findet sich in einem Bergwerke bei
                              Sunwie (pays des Grisons), das der Compagnie Bauers gehoͤrt; es ist amorph, hoͤhlig, auf
                              dem Bruch gleichfoͤrmig oder koͤrnig, und alsdann merklich
                              krystallinisch; in einigen Theilen ist es metallglaͤnzend und schwarz und in
                              anderen matt und braun; sein Pulver ist dunkelbraun. Es ist mit weißem Quarz
                              vermengt, der darin in sehr kleinen Theilen zerstreut ist und mit
                              Eisenoxyd-Hydrat, welches alle Hoͤhlen inwendig uͤberzieht. Die
                              Compagnie Bauers hielt es fuͤr ein Eisenerz; es
                              ist aber viel mehr werth als ein solches und koͤnnte sehr vortheilhaft zur
                              Bereitung des Chlors und seiner Verbindungen in den Fabriken angewandt werden.
                           Verschiedenartig gemengte Mineralien. – Das
                              Manganperoxyd (Pyrolusit) und das Deutoxyd-Hydrat (Magnit) kommen sehr
                              haͤufig vor. Jenes findet man zu Cretnick bei Saarbruͤck und dieses
                              wird in Devonshire fuͤr die Chlorkalkfabriken zu Tage gefoͤrdert. Das
                              barythaltige Peroxyd (Psilomelan) ist bis jezt noch nirgends von aller Beimengung
                              frei aufgefunden worden. Diese drei Arten kommen sehr haͤufig zu je zweien
                              oder alle drei mit einander in allen Verhaͤltnissen verbunden vor.
                           Zu Nontron (Dept. de la Dordogne) und im Großherzogthum
                              Luxemburg foͤrdert man Manganoxyde, welche nicht die geringste Spur Baryt
                              enthalten und Gemenge von wasserfreiem Peroxid mit Deutoxyd-Hydrat sind. Die
                              Manganerze von Romanèche und die gemeinsten in der Umgegend von
                              Périgueux bestehen aus barythaltigem Peroxyd, das mit mehr oder weniger
                              Deutoxyd-Hydrat gemengt ist.
                           Man findet Gemenge von wasserfreiem Peroxyd mit barythaltigem Peroxyd zu
                              Frène-le-Château (Dept. de la
                                 Haute-Saône) und zu Saint-Christophe (Dept. du Cher). Sie geben bei der Analyse:
                           
                              
                                 Manganperoxyd
                                 0,932
                                    0,568
                                 
                              
                                 Baryt
                                 0,033
                                    0,010
                                 
                              
                                 Eisenoxyd und
                                    Thon          
                                 0,020
                                 
                                 
                              
                                 Quarz
                                 0,015
                                    0,422
                                 
                              
                                 
                                 –––––––––––––––
                                 
                              
                                 
                                 1,000      
                                    1,000
                                 
                              
                           Das Manganerz von Frène-le-Château kommt mit Eisenerz in
                              Koͤrnern vor. Es bildet knollige Massen, ist etwas hoͤhlig und alle
                              Hoͤhlen enthalten eisenschuͤssigen Thon. Auf dem Bruch ist es
                              fein- und glaͤnzendkoͤrnig. Sein Pulver ist grauschwarz, gar
                              nicht in Braun stechend, und in einer Glasroͤhre gegluͤht, gibt es
                              keine Spur Wasser aus.
                              Es wurde schon von Vauquelin analysirt (J. des Mines, Bd. IX. S. 481.)
                           Das Manganerz von Saint-Christophe (bei St. Amand, Dept. du Cher) ist matt, schwarz und mit viel Gangart vermengt. Nach dem
                              Ingenieur Dufresnoy kommt es in mehr oder weniger großen
                              Nieren und Adern in einem Sandstein vor, der zwischen Granit und Kalkstein
                              liegt.
                           In dem Eisenbergwerk von Kaymar bei Villefranche (Dept. de
                                 l'Aveyron) findet man hie und da oft sehr betraͤchtliche Massen
                              eines Manganerzes, welches aus einem Gemenge von wasserfreiem Peroxyd mit
                              barythaltigem Peroxyd und Peroxyd-Hydrat besteht. Es gibt bei der
                              Analyse:
                           
                              
                                 Rothes
                                    Manganperoxyd        
                                 0,736
                                 
                              
                                 Sauerstoff
                                 0,100
                                 
                              
                                 Wasser
                                 0,026
                                 
                              
                                 Baryt
                                 0,012
                                 
                              
                                 Eisenoxyd
                                 0,024
                                 
                              
                                 Steinartige Gangart
                                 0,098
                                 
                              
                                 
                                 –––––
                                 
                              
                                 
                                 0,996
                                 
                              
                           Es ist hoͤhlig, mit warzenfoͤrmigen Hoͤhlen,
                              metallglaͤnzend, schwarzgrau, auf dem Bruch gleichfoͤrmig und
                              koͤrnig, hie und da krystallinisch. Sein Pulver ist schwarz, enthaͤlt
                              aber braune Theilchen, die wahrscheinlich ein Hydrat sind.
                           Alaunerdehaltiges Peroxyd von Halteborn. – Das
                              Manganerz von Halteborn scheint sehr selten zu seyn: ich konnte davon nur ein
                              einziges Stuͤk erhalten, das ich der Guͤte des Hrn. Schmidt verdanke. Man findet es in einem Eisenbergwerk
                              bei Siegen in dem Großherzogthum Baden. Es bildet dikblaͤtterige Massen, die
                              etwas blaͤulich- oder braͤunlichschwarz, auf dem Querbruch
                              matt, auf der Oberflaͤche oft glaͤnzendschwarz sind; es ist nicht sehr
                              hart, faͤrbt aber nicht ab. Sein Pulver ist braun. Es kommen darin Adern von
                              weißem Quarz und thonhaltigem Eisenoxyd-Hydrat vor. Die scheinbar reinen
                              Theile sind nicht homogen. Die Analyse von zweiverschiedenen Stuͤken
                              ergab:
                           
                              
                                 Manganprotoxyd
                                 0,544
                                 0,585
                                 
                              
                                 Sauerstoff
                                 0,112
                                 0,104
                                 
                              
                                 Alaunerde
                                 0,170
                                 0,107
                                 
                              
                                 Eisenoxyd
                                 0,050
                                 0,057
                                 
                              
                                 Quarz
                                 0,012
                                 0,018
                                 
                              
                                 Wasser und
                                    Verlust        
                                 0,112      
                                 0,129
                                 
                              
                                 
                                 –––––––––––––––
                                 
                              
                                 
                                 1,000
                                 1,000
                                 
                              
                                 Manganperoxyd
                                 0,663
                                 0,435
                                 
                              
                                 Mangandeutoxyd
                                    –
                                 0,254
                                 
                              
                           
                           Nach den chemischen Eigenschaften dieses Minerals ist die Alaunerde darin mit
                              Manganoxyd und Wasser verbunden. Das erste Stuͤk verlor naͤmlich bei
                              starkem Gluͤhen 0,184 Wasser und Sauerstoff; als man es aber in einer
                              Glasroͤhre erhizte, konnte man daraus hoͤchstens 0,07 Wasser
                              abscheiden; diese Fluͤssigkeit muß darin also durch eine viel
                              staͤrkere Verwandtschaft zuruͤkgehalten werden als in den
                              Manganoxyd-Hydraten. Wenn man das Mineral mit concentrirter
                              Salpetersaͤure in der Waͤrme behandelt, loͤst sich nur ein
                              wenig Eisenoxyd mit Spuren von Mangan auf, aber keine Alaunerde. An kochendes
                              Aezkali gibt es nur eine unbedeutende Menge von dieser Erde ab, was beweist, daß sie
                              nicht bloß als Hydrat dem Manganoxyd beigemengt ist. Die Kleesaͤure
                              entfaͤrbt es vollstaͤndig, dazu muß es aber in ein unfuͤhlbares
                              Pulver verwandelt seyn und alsdann loͤst sich alle Alaunerde auf, was wieder
                              beweist, daß ihre Verbindung mit dem Manganperoxyd sie in Salpetersaͤure und
                              Aezkali unaufloͤslich macht. Das zweite Stuͤk enthaͤlt nach
                              seinem Sauerstoffgehalt, den ich mittelst Kleesaͤure bestimmte,
                              Mangandeutoxyd, das erste kann aber davon nur eine sehr geringe Menge enthalten.
                              Wenn alles Mangan in diesem Mineral als Peroxyd enthalten und mit Alaunerde und
                              Wasser verbunden ist, so besteht es aus:
                           
                              
                                 Manganperoxyd        
                                 0,719    
                                    9 At.
                                 
                              
                                 Alaunerde
                                 0,184
                                    2 At.
                                 
                              
                                 Wasser
                                 0,097
                                    6 At.
                                 
                              
                                 
                                 ––––
                                 
                                 
                              
                                 
                                 1,000
                                 
                                 
                              
                           Dieser Zusammensezung entspricht die Formel A M n³ + Aq. Wendet man diese
                              Formel dann auf das zweite Stuͤk an, so stimmt sie vollkommen mit der Annahme
                              uͤberein, daß es ein Gemenge von alaunerdehaltigem Peroxyd-Hydrat mit
                              Deutoxyd-Hydrat ist, denn man erhaͤlt als Resultat:
                           
                              
                                 PeroxydAlaunerdeWasser
                                 0,4350,1070,060
                                 
                                    
                                    
                                 Alaunerdehaltiges Peroxyd
                                 0,602
                                 
                              
                                 DeutoxydWasser
                                 0,2540,028
                                 
                                    
                                    
                                 Deutoxyd-Hydrat
                                 0,282
                                 
                              
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                              
                                 Eisenoxyd          Wasser
                                 0,0570,009
                                 
                                    
                                    
                                 Eisenoxyd-Hydrat
                                 0,069
                                 
                              
                                 Quarz
                                 0,018
                                 
                                 
                                 0,018
                                 
                              
                                 Verlust
                                 0,032
                                 
                                 
                                 0,032
                                 
                              
                                 
                                 –––––
                                 
                                 
                                 –––––
                                 
                              
                                 
                                 1,000
                                 
                                 
                                 1,000
                                 
                              
                           Das Mineral von Halteborn ist also eine neue Art, deren Zusammensezung bestimmt und
                              sehr einfach ist. Das Wasser, welches es enthaͤlt, koͤnnte mit dem
                              Manganperoxyd das Hydrat bilden, welches man mittelst Chlor erhaͤlt, und mit der Alaunerde
                              das Hydrat Al + Aq, welches besteht aus:
                           
                              
                                 Alaunerde          
                                 0,6557
                                 
                              
                                 Wasser
                                 0,3443
                                 
                              
                           Silicat von Tinzen. – Eine Compagnie, welche in
                              der Gegend von Coire (pays des Grisons) Eisenschmelzen
                              betreibt, hat ausgedehnte mineralogische Untersuchungen in der Gegend anstellen
                              lassen und zu Tinzen eine betraͤchtliche Masse eines Minerals entdekt, das
                              sie anfangs fuͤr ein Eisenerz und dann fuͤr Chromeisenstein hielt; die
                              ersten Versuche, welche man damit anstellte, ergaben aber schon, daß es nicht die
                              geringste Spur Chrom und fast kein Eisen enthaͤlt; nach der Analyse besteht
                              es einzig aus Manganoxyd und Kieselerde.
                           Das Manganerz von Tinzen ist compact, auf dem Bruch koͤrnig, etwas
                              blaͤtterig, schwarz, bald schwach metallisch glaͤnzend, schwer, hart,
                              aber sehr sproͤde. Sein Pulver ist sehr dunkelbraun und graulich. Es wirkt
                              etwas auf die Magnetnadel. In einer Glasroͤhre erhizt, gibt es schon bei der
                              ersten Einwirkung der Hize Wasser aus. Durch starkes Gluͤhen wird es dunkler
                              schwarz, sein Pulver ist aber immer braun. Die Salzsaͤure greift es mit
                              Entbindung von Chlor an und bildet eine Gallerte; ihre Wirkung ist aber in der
                              Kaͤlte schwach und langsam. Die schwefelige Saͤure greift es nur in
                              der Waͤrme an; es scheint sogar, daß sie es nicht ganz aufloͤsen kann.
                              Die Kleesaͤure wirkt in der Kaͤlte wenig darauf, verwandelt es aber in
                              der Waͤrme und nach einstuͤndigem Kochen in Protoxyd und zersezt es
                              vollstaͤndig, vorausgesezt, daß es in ein unfuͤhlbares Pulver
                              verwandelt war. Man kann also durch diese Saͤure ausmitteln, auf welcher
                              Oxydationsstufe das Mangan darin enthalten ist. Die Analyse zweier Stuͤke
                              ergab:
                           
                              
                                 Manganprotoxyd
                                 0,707
                                    0,589
                                 
                              
                                 Sauerstoff
                                 0,061
                                    0,056
                                 
                              
                                 Gallertartige
                                    Kieselerde      
                                 0,154
                                    0,120
                                 
                              
                                 Eisenoxyd
                                 0,010
                                    0,010
                                 
                              
                                 Alaunerde
                                 0,010
                                    0,010
                                 
                              
                                 Quarz
                                 0,028      
                                    0,190
                                 
                              
                                 
                                 –––––––––––––––
                                 
                              
                                 
                                 0,970
                                    0,975
                                 
                              
                           Das Eisen ist darin als schwarzes Oxyd und bloß beigemengt enthalten.
                           Wenn das Mangan in diesem Mineral ganz auf der zweiten Oxydationsstufe enthalten
                              waͤre, muͤßte das erste Stuͤk 0,0760 und das zweite 0,0645
                              Sauerstoff gegeben haben. Waͤre es bloß als rothes Oxyd darin, so
                              haͤtte man nur 0,052 Sauerstoff fuͤr das erste Stuͤk und 0,044
                              fuͤr das zweite. Da der Versuch bei oͤfterer Wiederholung immer
                              dasselbe Resultat gab, so muß man annehmen, daß das Mangan zum Theil als Deutoxyd
                              und zum Theil als rothes Oxyd vorhanden ist, und da es beim Gluͤhen eine sehr
                              betraͤchtliche Menge Wasser ausgibt, so besteht es hoͤchst
                              wahrscheinlich aus einem Gemenge von kieselsaurem rothem Oxyd mit
                              Deutoxyd-Hydrat. Nach dem Sauerstoffgehalt, welchen die Analyse ergab,
                              muͤßte das erste Stuͤk 0,608 rothes Oxyd und 0,100 Deutoxyd, das
                              zweite Stuͤk 0,515 rothes Oxyd und 0,130 Deutoxyd enthalten; man darf aber
                              diese Bestimmung nur als annaͤhernd betrachten, weil der geringste Fehler bei
                              der Bestimmung des Sauerstoffgehalts die Resultate sehr abaͤndert. Geht man
                              von diesen Daten aus, so findet man, daß der Sauerstoffgehalt des rothen Manganoxyds
                              sich zum Sauerstoffgehalt der Kieselerde wie 16: 8 in dem ersten und wie 149: 62 in
                              dem zweiten Stuͤk verhaͤlt. Wahrscheinlich ist in beiden das wirkliche
                              Verhaͤltniß 2 zu 1; alsdann wuͤrde das Silicat aus 3 At. Oxyd und 2
                              At. Kieselerde bestehen.
                           Das Mineral von Tinzen hat in allen seinen Eigenschaften große Aehnlichkeit mit dem
                              Silicat von Saint-Marcel in Piemont. Es ist moͤglich, daß bei lezterem
                              ebenfalls das rothe Oxyd und nicht das Deutoxyd die Basis ist, wie man dieses nach
                              fruͤheren Analysen annimmt. Es scheint mir dieß um so wahrscheinlicher, weil
                              man bei Saint-Marcel mitten in dem Silicat auch rothes Oxyd isolirt und
                              krystallisirt findet.