| Titel: | Ueber das Wasserbarometer, welches Hr. J. F. Daniell Esq., F. R. S. und Professor der Chemie am Kings-College zu London, in dem Gebäude der Royal Society errichtete. | 
| Fundstelle: | Band 47, Jahrgang 1832, Nr. XLIII., S. 243 | 
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                        XLIII.
                        Ueber das Wasserbarometer, welches Hr. J. F. Daniell Esq., F. R. S. und
                           Professor der Chemie am Kings-College zu
                           London, in dem Gebaͤude der Royal
                              Society errichtete.
                        Aus dem London and Edinburgh Philosophical Journal.
                              November 1832, S. 387.Der Artikel, den wir hier aus dem angefuͤhrten Journale mittheilen, ist
                                 ein Auszug aus einer Abhandlung, die Hr. Daniell am
                                 21. Junius 1832 vor der Royal Society vortrug. A. d. Ueb.
                           
                        Daniell, uͤber ein Wasserbarometer.
                        
                     
                        
                           Die große Aufklaͤrung, die eine Reihe sorgfaͤltiger, mit einem
                              Wasserbarometer angestellter Versuche uͤber die Theorie der
                              Veraͤnderungen, welche in der Atmosphaͤre vorgehen, uͤber die
                              stuͤndlichen und anderen periodischen Schwankungen des Barometers, so wie
                              uͤber die Spannung des Dampfes bei verschiedenen Temperaturen verbreiten
                              muͤßten, veranlaßten Hrn. Daniell zu erforschen,
                              ob bereits Jemand eine solche Reihe von Versuchen angestellt habe. Seine
                              Bemuͤhungen waren jedoch vergebens, denn er fand deren nirgends, die auf
                              gehoͤrige Genauigkeit haͤtten Anspruch machen koͤnnen. Weder
                              die Versuche Otto's Guericke, der sein Wasserbarometer
                              nur als ein gelehrtes Spielzeug benuzte, noch die oberflaͤchlichen Angaben
                              uͤber die Versuche Mariotte's, die in der
                              Geschichte der franzoͤsischen Akademie der Wissenschaften enthalten sind,
                              koͤnnen als solche betrachtet werden.
                           Die Schwierigkeiten, die sich der Verfertigung eines vollkommenen Instrumentes dieser
                              Art entgegenstemmten, schienen lange unuͤbersteiglich, bis Hr. Daniell endlich einen Apparat ausfindig machte, den das Meteorologische
                              Comité der Royal Society gut hieß, und der dann
                              auf Veranlassung des Praͤsidenten und des Rathes in Ausfuͤhrung
                              gebracht wurde.
                           Der ganze Apparat wurde in der Mitte des Stiegenhauses des Locales der Royal Society errichtet. Die Glasroͤhre ward von
                              den HH. Pellat und Comp. in der
                              Falcon-Glashuͤtte hoͤchst kunstreich verfertigt; sie mißt 40
                              Fuß und hat dabei einen Durchmesser von 1 Zoll. Sie ist ungeachtet ihrer großen
                              Laͤnge beinahe vollkommen cylindrisch, d.h. ihr Durchmesser verengert sich
                              von der Basis bis an ihr oberes Ende nur um 2/10 Zoll. Dieselben Fabrikanten
                              lieferten auch noch eine zweite, vollkommen aͤhnliche Glasroͤhre,
                              fuͤr den Fall, daß die eine zu Grunde gehen sollte. Beide Roͤhren
                              wurden mittelst gehoͤriger Stuͤzen in einem vierekigen Gehaͤuse
                              auf eine sichere Weise befestigt. In das obere Ende der Roͤhre wurde ein
                              kleines Thermometer mit einem Maßstabe aus Platinna gebracht, und außen an diesem
                              Ende wurde ein glaͤserner Halsring angeschmolzen, der der Roͤhre zu
                              groͤßerer Stuͤze diente, und dieselbe hinderte, sich zu verschieben.
                              Dann wurde das obere Ende dieser Roͤhre in eine feine Roͤhre
                              ausgezogen, die mit dem Loͤthrohr zugeschmolzen werden konnte, und an der ein
                              kleiner Sperrhahn angebracht wurde. Das Gefaͤß des Barometers bestand aus
                              einem kleinen kupfernen Dampfkessel von 18 Zoll Laͤnge, 11 Zoll Breite und 10
                              Zoll Tiefe, der mittelst eines Hahnes geschlossen werden konnte, und an dessen Boden
                              sich ein kleiner zur Aufnahme des unteren Endes der Roͤhre dienender
                              Behaͤlter befand, so daß das Wasser aus dem Gefaͤße herausgenommen
                              werden konnte, ohne daß dadurch das Wasser in der Roͤhre in Bewegung
                              gerieth.
                           Der Kessel wurde uͤber einem kleinen Herde in ein Mauerwerk eingesezt, und
                              beinahe ganz mit destillirtem Wasser gefuͤllt, welches, um es von der
                              eingeschlossenen Luft zu befreien, ausgesotten wurde. Wurde hierauf der Hahn
                              geschlossen, so stieg das Wasser in der Roͤhre in Folge des Drukes des
                              Dampfes, der sich in dem oberen Theile des Gefaͤßes angesammelt hatte.
                              Nachdem nun die Roͤhre auf diese Weise gefuͤllt worden, wurde sie an
                              ihrem oberen Ende luftdicht zugeschmolzen, und dann mit einem aͤußerst genau
                              und sorgfaͤltig verfertigten Maßstabe des Hrn. Newmann versehen. Das Wasser in dem Gefaͤße oder Kessel wurde durch
                              eine 1/2 Zoll dike Schichte Ricinusoͤhl gegen die Einwirkung der Luft auf
                              dasselbe gesichert. Fuͤr gehoͤrige Correctionen je nach dem
                              Temperaturgrade wurde gleichfalls gesorgt, und zum Vergleiche diente ein sehr gutes,
                              tragbares Queksilberbarometer.
                           
                           Mit diesem großartigen Barometer wurden nun verschiedene Beobachtungen angestellt,
                              die Hr. Daniell in mehrere Tabellen brachte. Unter
                              anderen wurde auch vom October 1830 bis zum Maͤrz 1832 zu einer bestimmten
                              Stunde eine ununterbrochene Reihe von Beobachtungen gemacht, aus der sich mehrere
                              sonderbare Resultate ergeben. Es fand sich naͤmlich, daß sich die
                              Wassersaͤule bei windigem Wetter in einer bestaͤndigen Bewegung
                              befindet, die jener Bewegung, die das Athmen eines Thieres hervorbringt, nicht
                              unaͤhnlich ist, und daß sich bei einem solchen Barometer eine Menge
                              Veraͤnderungen in dem Druke der Luft offenbaren, die man mit einem
                              gewoͤhnlichen Queksilberbarometer nicht zu entdeken im Stande ist. Hr. Hudson bemerkte im Laufe der Beobachtungen, die er mit
                              diesem Instrumente anstellte, daß das Wasserbarometer beinahe immer um eine volle
                              Stunde fruͤher stieg oder fiel, als man noch an dem Queksilberbarometer
                              irgend eine Veraͤnderung wahrzunehmen im Stande war. Eines der
                              merkwuͤrdigsten Resultate der Vergleichung dieses Barometers ist jedoch das
                              nahe Zusammentreffen der Elasticitaͤt der Wasserdaͤmpfe, die sich aus
                              den Versuchen ergab, mit jener, die man durch Berechnung ermittelte, und zwar bei
                              einem Temperaturwechsel von 58° bis 74°. Nach und nach war jedoch an
                              dem Barometer eine merkliche Differenz ersichtlich, welche offenbar beurkundete, daß
                              eine gasfoͤrmige Fluͤssigkeit in das Innere der Roͤhre
                              eingedrungen war. Sobald Hr. Daniell einmal von diesem
                              Ereignisse uͤberzeugt war, oͤffnete er den Kessel, und dabei zeigte
                              sich, daß ein Theil des Oehles entwichen war, waͤhrend das Uebriggebliebene
                              mit großen Floken einer schleimigen Substanz uͤberzogen war, durch welche
                              wahrscheinlich die Verbindung zwischen der Luft und dem Wasser vermittelt wurde. Das
                              Wasser harte uͤbrigens nichts an seiner Reinheit verloren; auch zeigte sich
                              nirgendwo eine Spur einer Einwirkung desselben auf das Metall des Kessels.
                           Hr. Daniell empfiehlt eine weitere Fortsezung dieser
                              Versuche, und raͤth dabei eine 4–5 Zoll dike Schichte Oehl auf das
                              Wasser zu bringen, da durch eine solche gewiß alle Einwirkung der Luft auf das
                              Wasser aufgehoben werden duͤrfte.