| Titel: | Ueber eine neue Schreibfeder, welche sich selbst mit Tinte speist. Von Hrn. W. Baddeley. | 
| Fundstelle: | Band 47, Jahrgang 1832, Nr. XLVIII., S. 271 | 
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                        XLVIII.
                        Ueber eine neue Schreibfeder, welche sich selbst
                           mit Tinte speist. Von Hrn. W.
                              Baddeley.
                        Aus dem Mechanics' Magazine. N. 483. S.
                              85.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              IV.
                        Baddeley's neue Schreibfeder.
                        
                     
                        
                           Eine große Zahl von Vorschlaͤgen und Versuchen wurden bereits gemacht, um
                              unser Publicum, dessen Schreiblustigkeit von Tag zu Tag zunimmt, mit Federn zu
                              versehen, welche sich selbst mit Tinte speisen, welche also Tintenfaß und Feder
                              zugleich vorstellen, und bei welchen folglich das laͤstige und unangenehme
                              Eintauchen der Federn wegfaͤllt. Keine der Federn, die als Resultat dieser
                              Versuche zu Tage kamen, entsprach bisher noch; denn allen konnte mit Recht der
                              Vorwurf gemacht werden, daß die Tinte nicht mit gehoͤriger
                              Regelmaͤßigkeit ausfließe, und daß man die Speisung der Feder nicht
                              hinreichend in seiner Macht habe. Ich glaube nun eine Vorrichtung gefunden zu haben,
                              der diese Vorwuͤrfe nicht zukommen, und welche vor den fruͤheren
                              dergleichen Federn einige Vorzuͤge voraus haben duͤrfte.
                           Die Idee meiner Federn ist zum Theil von Mordant's
                              beruͤhmten Bleistifthaͤlter, zum Theil von einer Feuersprize entlehnt,
                              welche Cyprian Lucar im J. 1590 in seiner Abhandlung
                              „Lucar Solace“ beschrieb.
                              In lezterer Maschine wurde der Kolben naͤmlich mittelst einer in die
                              Kolbenstange geschnittenen Schraube getrieben. Die Zeichnung wird meine Idee
                              versinnlichen.
                           Fig. 16 und
                              17 ist
                              ein Laͤngendurchschnitt des Federhaͤlters in seiner ganzen
                              Groͤße; er kann aus einem goldenen oder silbernen Gehaͤuse bestehen,
                              welches zwei Theile bildet, die sich frei in einem Gefuͤge bei a drehen. In dem unteren Theile des Gehaͤuses bc bewegt sich der Kolben P, und zwar mittelst einer Schraube S, welche
                              in den oberen Theil der Kolbenstange geschnitten ist, waͤhrend der untere
                              Theil derselben eine vierekige Form hat, und sich durch die Fuͤhrungsplatte
                              g hin und her bewegt.
                           D ist eine weibliche Schraube, welche an dem oberen
                              Theile des Gehaͤuses angebracht ist, und sich mit demselben dreht. Wenn sich
                              daher dieser Theil des Gehaͤuses dreht, so muß sich der Kolben heben oder
                              senken, je nachdem die Drehung des Gehaͤuses diese oder jene Richtung nimmt.
                              Der Kolben selbst kann in dem unteren Theile des Gehaͤuses durchaus keine
                              drehende Bewegung machen.
                           
                           Der Federhaͤlter ist in den Grund der Roͤhre eingeschraubt, und ist mit
                              einer kleinen Oeffnung versehen, welche der Tinte den Durchgang gestattet. Wenn man
                              nun das Gehaͤuse mit seinem unteren Ende in ein Gefaͤß mit Tinte
                              untertaucht, und die obere Haͤlfte desselben umdreht, so wird der Kolben
                              gehoben und der Behaͤlter folglich mit Tinte gefuͤllt, in welchem
                              Zustande er dann zum Gebrauche fertig ist. Will man mit der Feder schreiben, so
                              braucht man das obere Ende nur ein Paar Mal umzudrehen, um zu bewirken, daß die
                              Tinte durch die Oeffnung e in die Feder fließt, welche
                              entweder aus einem Gaͤnsekiele oder aus Metall bestehen kann. Hoͤrt
                              man zu schreiben auf, so kehrt man die Feder um, und dreht den oberen Theil des
                              Gehaͤuses ein Paar Mal nach der entgegengesezten Richtung, wo dann die
                              uͤbrige Tinte zum weiteren Gebrauche wieder in den Behaͤlter
                              zuruͤkkehrt.
                           Damit die Tinte den Behaͤlter oder den Kolbenstiefel nicht angreift, wenn
                              derselbe aus Silber besteht, soll derselbe bis zu der Fuͤhrplatte g hinauf inwendig vergoldet seyn; auch koͤnnte
                              man eine Glasroͤhre als Kolbenstiefel anwenden.
                           Mir scheinen diese Federhaͤlter sehr einfach in ihrem Baue; sie leisten sehr
                              gute Dienste und gewaͤhren bei ihrem Gebrauche auch sehr große Reinlichkeit.
                              Ganz vorzuͤglich duͤrften sie sich fuͤr Reisende und
                              Geschwindschreiber eignen, da ein Federhaͤlter von der in der Zeichnung
                              dargestellten Groͤße so viel Tinte zu halten vermag, daß man sehr lange Zeit
                              ohne Unterbrechung schreiben kann. Meine Federn fassen sich uͤbrigens eben so
                              einfach und wohlfeil, als zierlich, kostbar und luxurioͤs verfertigen. Sie
                              koͤnnen nicht leicht in Unordnung gerathen, und sollte dieß ja der Fall seyn,
                              so waͤren sie auch sehr leicht wieder auszubessern. Sehr leicht ließe sich
                              meine Vorrichtung auch an schiebbaren Gehaͤusen und an einem Bramah'schen
                              Federhaͤlter anbringen; ich wollte uͤbrigens hier nur die einfachste
                              Form angeben, die man nur mit einer Kapsel zu versehen braucht, um sie
                              uͤberall im Sake bei sich tragen zu koͤnnen.
                           
                        
                     
                  
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